Notiz 1

Heute wird ein Tag der Kurznotizen. Kleine Begebenheiten, die für längere Beiträge nicht reichen. Hier folgt Nummer eins, der Rest im Laufe des Tages.

Ach, was hab ich mich gefreut. Der absolute Lieblings-Kollege vor mir hat mal wieder eine Fahrt abgelehnt. In dem Fall nicht, weil er nur offenbar ungerne Kurzstrecken fährt, sondern weil er einer der alten Taxifahrer ist, „die das noch richtig machen“: Er stand an Position zwei am Stand, also schickte er die Leute zu Taxe eins. Ich weise darauf zwar auch gerne aus Höflichkeit hin, aber ich verriegele nicht meine Türe deswegen …

Die Tour ging an den ersten, alles ok.

Die nächste Kundin aber ging deswegen an seinem Auto sicherheitshalber vorbei und kam zu mir. Eine Fahrt bis nach Ahrensfelde, rund 25 €. Herzlichen Glückwunsch, Du Depp!

(Sorry, aber ich habe echt reichlich erlebt mit dem Kollegen, nur leider nie was gerichtsverwertbares …)

OK, kleiner Wehrmutstropfen: Sie hat mit einem der drei Hunnis bezahlt. Ich will gar nicht wissen, was der „Kollege“ dazu gesagt hätte …

Lebenszeichen

Während mein Handy vorerst immer noch tot im Eck liegt und auf eine umfassende Notbehandlung wartet, kann ich von mir selbst keine besondere Leblosigkeit verkünden – wobei’s gestern haarscharf in Richtung leblos ging nach dem vorangegangenen Abend …

Nun ja, eine Woche Besuch ist in den kommenden Stunden Vergangenheit und ich bin guter Dinge, dann auch wieder Zeit und Lust gleichermaßen zu haben, mich im Internet herumzutreiben. Vermehrt rumtreiben werde ich mich auch wieder im Taxi, ich hab doch ganz schön was aufzuholen jetzt. Hoffentlich kriege ich das Handy bis morgen fit …

Als eher unspektakuläre Anekdote kann ich gerade nur noch den jungen Mann ausgraben, der sich neulich von mir nach Schöneweide hat bringen lassen – witzigerweise fast exakt zu der Adresse meines letzten kreativen Lesers. Der jedenfalls hat verkündet, dass er künftig am Ostbahnhof nach mir Ausschau halten würde, wenn er wieder mal heim müsste. Aus Gründen:

„Bis jetze ha’ick immer 22 bis 24 € gezahlt.“

Drei bis fünf Euro Differenz. Auf einer Strecke, bei der mir nicht mal eine Idee kommt, wie man da (nennenswerte) Umwege machen kann.

PS: Wer sich mit Smartphones und Android richtig gut auskennt und Zeit hat, kann mir gerne mal eine Mail schreiben*

*SMS wär’n bisschen blöd. 😉

Die 15€-Tour (Auflösung)

Gestern hatte ich gefragt, für welche Strecke ein Kollege von ein paar Mädels gerne 15 € gehabt hätte. Die korrekte Antwort war: Zum Spindler & Klatt. Eine 5€-Tour. Das ist nicht nur mal eben eine Verdreifachung des Preises, tatsächlich könnte man für 15 € statt der grob 1200 Meter zu besagtem Club über 7 Kilometer weit kommen. Das sollte man sich bezüglich dieses „Angebots“ mal vor Augen halten.

„Der hat wohl gedacht, wir kommen nicht aus Berlin …“

meinte die eine noch zu mir. Ja, prima! Wär’s bei Touristen besser?

Liebe „Kollegen“:
Ich weiß, wie hart es ist, in dem Geschäft sein Geld zu verdienen. Obwohl es nicht mehr mein einziges ist. Ich weiß auch, dass es verlockend ist, mal eben schnell etwas mehr zu verdienen, am besten noch schwarz nebenbei. Ja, wir hätten dieses „Extra“ verdient, denn wir arbeiten oftmals weit unter dem, was gemeinhin als brauchbarer Lohn angesehen wird. Quasi alle Mindestlohn-Modelle gehen von mehr aus als dem, was bei uns am Ende hängenbleibt.
Deswegen will ich den Versuch, sich Geld zu ergaunern, auch gar nicht zu sehr von der moralischen Seite angehen. Denn gewiss hätten die Mädels sich auch 15 € leisten können.
Aber – und das ist der Punkt – das ist nicht alles. Wir verdienen deswegen wenig, weil wir zu wenig Kundschaft haben. Das haben wir, weil vielleicht zu viele Taxen unterwegs sind, vielleicht aber auch nur, weil wir als teuer und unberechenbar gelten. Den Preis senken können wir nicht groß, wir alle kennen die Kosten, so ist das nunmal. Aber unberechenbar sind wir vor allem wegen Euch. Es ist ein großes Glück, dass es Leute gibt, die überhaupt noch mal in ein Taxi steigen, wenn ihnen (unberechtigterweise) mal 15 € für eine Tour abgeknöpft wurden, die sie sonst allenfalls 6 gekostet hätte. Mit der BVG wahrscheinlich noch weniger.*
Im Ernst: Unsere Kundschaft rennt wegen sowas weg! Natürlich nicht wegen der einen Fahrt. Aber je öfter das passiert, desto schlimmer wird das für uns alle!

Ich fahre solche 5€-Touren auch nicht, weil ich mir in dem Fall direkt denke: „Wow! So viel Geld!“. Natürlich machen wir hier und da mal einen schlechten Schnitt bei sowas. Aber wenn ich mir überlege, dass diese Kunden das nächste Mal bei einer (wirklichen) 15€-Tour lieber auf uns zurückgreifen als die Bahn zu nehmen … Ihr wisst, was ich meine.

*In dem Fall wäre die BVG eine schlechte Lösung gewesen. Aber viele Leute haben eine Monatskarte, bei anderen Fahrten sind wir aber halt auch so deutlich teurer.

15 €. Wow!

Ein paar Mädels kamen zu vorgerückter Abendstunde in mein Taxi gekrabbelt. Ich stand an vierter Position am Ostbahnhof, zu diesem Zeitpunkt war ich der letzte Wagen. Zuvor waren sie beim ersten, haben dann überlegt und sind schließlich zu mir gekommen, als jener mit einem anderen Kunden weggefahren ist. Wieder einmal hatte ich leider keine Ahnung, wer derjenige war. Eine Anzeige hätte ihm zweifellos gut getan zur Prioritätensetzung.

15 € wollte der Kollege haben bis zum Fahrtziel der jungen Damen. Zu viel, ganz eindeutig. Sie haben sich glücklicherweise nicht darauf eingelassen, sondern erst einmal überlegt. Ich selbst stand seit drei Minuten an der Halte, der Kollege war (wahrscheinlich) noch nicht da, als ich 15 Minuten vorher von dort weggefahren war. Eine ewige Wartezeit hatte er also ziemlich sicher auch nicht.

Machen wir doch mal eine Umfrage bis heute Nacht (23:59 Uhr):

Für welche Strecke wollte der Kollege 15 € haben?

  • Vom Ostbahnhof zum Berghain (4,40 €) (35%, 154 Votes)
  • Vom Ostbahnhof zum Alexanderplatz (7,20 €) (31%, 136 Votes)
  • Vom Ostbahnhof zum Spindler & Klatt (5,40 €) (20%, 89 Votes)
  • Vom Ostbahnhof zum Generator Hostel, Storkower Str. (9,20 €) (13%, 59 Votes)
  • Vom Ostbahnhof zum Sisyphos (12,40 €) (1%, 3 Votes)

Total Voters: 440

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(Der ein oder andere genannte Preis mag um ein paar Cent falsch sein. Ich hab mich an meiner zugegeben lückenhaften Erinnerung orientiert.)

„Danke!“

Ich kam am Ostbahnhof an und hätte mich an dritter Stelle einreihen können. Das heißt: Ich konnte es tatsächlich, stand aber eine Weile lang ziemlich schief auf der Straße, weil der Kollege auf Platz zwei gerade mit einem nicht mehr ganz taufrisch wirkenden jungen Mann beschäftigt war, der sich heftig schwankend ins Beifahrerfenster seiner Taxe lehnte. Ich wartete geduldig, und siehe da: Der junge Mann zieht seinen Kopf zurück und der Kollege rückt vor.

Ich rücke gleich nach, und auch hinter mir fährt bereits ein weiteres Taxi an den Stand. Da der Kollege vor mir sofort aussteigt – ganz offensichtlich, weil er seine Scheiben noch wischen will – tue ich es ihm gleich und frage, was der Kerl denn wollte. Der Kollege antwortete mit einem Hauch Besorgnis:

„Wenn ich das wüsste! Ich hab ihn ja hergebracht. Vom Watergate. Der is‘ unterwegs eingepennt, hier dann ausgestiegen, dreimal um den Stand getorkelt und will jetzt irgendwo anders hin. Aber wohin, das blick ich nicht. Der ist total besoffen und deutsch kann er auch nicht wirklich.“

Mit so einem hatte ich ja letzte Woche schon das Vergnügen. 🙁

Ich sehe mich also mal um – und siehe da: Der junge Mann saß bereits im Wagen hinter mir. Der Kollege dort am Steuer sah alles andere als glücklich aus, fuhr aber letztlich los. Warum auch immer er diesen wirklich stark nach Kotzen aussehenden Kerl mit der unklaren Zielangabe hat einsteigen lassen. Dass ihm das nicht geheuer war, sah man ihm an – und ich nehme es ihm kein bisschen übel.

Was allerdings wirklich daneben war, war dass er neben mir und dem Fahrer an Position zwei anhielt und dem Kollegen ein verächtliches „Na Danke auch!“ an den Kopf warf. Denn der hatte den Fahrgast nicht ohne Grund abgelehnt und das hätten wir alle tun können. Da werden tagtäglich kurze Fahrten widerrechtlich abgelehnt – aber in so einem Fall kann man sich wirklich mal darauf berufen, dass der Mann die betriebliche Ordnung und Sicherheit gefährdet.

Der verbleibende Kollege und ich haben uns zwar kurz ein wenig sparsam angesehen, haben uns dann aber entschieden, das nicht weiter mit Beachtung zu belohnen. Was soll man auch machen? Wir waren uns beide einig, dass wir gerne helfen, wenn es geht. Aber ohne Fahrtziel und dann noch zusätzlich kurz vor Auswurf ist eben was, wo auch wir Taxifahrer mal nein sagen können. Glücklicherweise.

Fahrtenklau (2)

Ein paar Tage länger her als der Fahrtenklau jetzt ist eine Geschichte, die am NH Hotel Alexanderplatz (das bekanntlich alles andere als am Alexanderplatz liegt) stattfand. Ansonsten war sie eigentlich vergleichbar.

Ich fahre an dem Hotel vorbei und werfe mehr zufällig einen Blick auf die Hotel-Vorfahrt. Schüchtern scheint dort jemand zu winken. Ich überlege, es zu ignorieren, schließlich bin ich eigentlich auf dem Heimweg. Dann überlege ich es mir (reichlich spät) doch anders, bremse und fahre in die zweite Auffahrt, um von dort aus zum Fahrgast zu gelangen. Der kommt schon auf mich zu, ein freundlicher Anzugträger mit nervösem Lächeln im Gesicht.  Seine schlohweißen Haare wehen im Wind, als er sich ins Auto beugt und meint:

„Ach, eigentlich hatte ich ja bestellt …“

„Wie lange warten Sie denn schon?“

„Naja …“

sagt er und setzt sich.

„Das sind jetzt so fünf Minuten. Und es hieß, das Taxi komme in vier …“

In dem Moment kam mir ein Kollege entgegen. Vorschriftsmäßig war an seiner E-Klasse die Fackel ausgeschaltet. Der Verdacht, er sei der Fahrer mit Auftrag, lag nahe.

„Na, dann wird das dort der Kollege sein, oder?“

„Ja, kann sein.“

„Dann würde ich sie bitten, doch kurz das Auto zu wechseln. Er freut sich sicher.“

„Meinen Sie? Soll ich wirklich?“

„Ganz bestimmt. Es wäre nicht nett, wenn ich ihm die Tour klaue.“

„Verstehe. Einen schönen Tag noch. Und: Danke, dass Sie angehalten haben!“

Und ich hatte immerhin wie geplant Feierabend. Zwischenrein hat der Kunde noch gesagt, dass er gerne zum Alex möchte. Wäre also eh keine weite Fahrt gewesen. Und der Blick des Kollegen, als ich den Fahrgast weitergereicht habe, war die vielleicht 3,50 € Verdienst absolut wert. Auch er hatte nicht mit sowas gerechnet, das sah man ihm DEUTLICH an. Ich bin aber schnell weiter, Feierabend und so.

Mal abgesehen von diesen beiden Erlebnissen hatte ich das aber auch schon andersrum: Dass mir ein Fahrtenklau vorgeworfen wurde, den ich gar nicht begangen hab

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Kollegengespräche

Ich muss an dieser Stelle mal aufgreifen, was Aro gestern in seinem Blog thematisiert hat: die Gespräche am Taxistand, die Unterhaltungen mit den Kollegen. Mit Yok hatte ich das Thema auch schon mal, er war da „dank“ ein paar Jahren Erfahrung mehr gleich noch mal ernüchterter.

Ich leide da nämlich durchaus mit den beiden. Zugegeben, unter den Kollegen, mit denen ich mich zu unterhalten pflege, ist Fußball nicht das große Thema. Aber ermüdend ist es dennoch oft. Ich halte gerne die Fahne hoch für uns Kutscher, aber es ist nunmal auch traurige Realität, dass sich am Taxistand nicht unbedingt die geistige Elite trifft. Bei vielen geht das Interesse gar nicht über den Schichtumsatz raus und bei denen, die sich wirklich mal um aktuelle Themen scheren, merkt man viel zu oft schnell, dass sie ihre Bildung aus der Kommentarspalte von bild.de haben. Also ungefähr Grundschulabschluss mit Hauptschulempfehlung.

Natürlich sind da draußen auch andere unterwegs. Fast die gesamte Riege der Taxiblogger fällt aus diesem Raster – und natürlich auch noch einige mehr. Aber ja, man hat mitunter seine Schwierigkeiten, Kollegen zu finden, die nicht völlig offensichtlich rassistisch sind, BZ-Schlagzeilen nacherzählen oder eben Umsätze erfinden, weil sie glauben, mehr Geld würde sie zu was besserem machen. In diesem Gewerbe arbeiten eindeutig weniger clevere Menschen als eigentlich nötig.

Aber das ist, das muss man ehrlich sagen, auch der Tatsache geschuldet, dass wir so schlecht verdienen. Ebenso wie beispielsweise im telefonischen Support sind die Rahmenbedingungen so, dass mitunter Idioten die besten Chancen haben. Folglich kann man leider nicht auf schnelle Besserung hoffen. Und wenn wir ehrlich sind: Selbst die Kundschaft hilft da nur bedingt mit: Auf der einen Seite wird einem Trinkgeld gegeben, obwohl man angeblich betrogen hat (ich find den verdammten Text dazu zum Verlinken nicht mehr!), auf der anderen werden gute Fahrer gemieden, bloß weil sie „ausländisch“ aussehen.

Wie Aro auch bin ich jedenfalls froh, dass ich über andere Kanäle kommunizieren kann, das hilft wirklich! 🙂