Die Kiste des Sash

Update: Dieser Artikel ist eigentlich über mein altes Auto, die 1925 geschrieben worden. Der Nachfolger, mit anderem Kennzeichen und der Konzessionsnummer 72 unterwegs, ist allerdings baugleich. Zumindest weitestgehend. Die kleinen Unterschiede sind so marginal, dass sie keine Rolle spielen für diesen Text.

Naja, beinahe zumindest 🙂

Nachdem es in einem meiner letzten Artikel auch um die Großraumfähigkeit meines Arbeitsgerätes ging, dachte ich mir, ich könnte doch jetzt – zu freier Stunde – auch mal ein paar Worte über das Auto verlieren, das ich durch die Berliner Nacht lenke, um Geschichten für den Blog, sowie Geldscheine für die Miete zu sammeln.

Vorneweg kann ich eigentlich gleich mal ein Foto stellen, dann fällt es den weniger automobiphilen (oder so) leichter, sich etwas darunter vorzustellen:

Sashs Kiste, Quelle: Sash

Ja, das ist sie also: „Meine“ Kiste. Das Foto entstand übrigens am Morgen des vergangenen Sonntags in der Morgendämmerung in der Bismarckstr.

Das Auto ist ein Opel Zafira 1.6 CNG. Die technischen Details habe ich nicht parat, und eigentlich halte ich sie für unwichtig. Zur Motorisierung kann man anmerken, dass der Wagen für den Stadtverkehr genug unter der Haube hat, bei 6 Fahrgästen und einem Sash aber doch recht träge wird.

Grundsätzlich handelt es sich also um einen Minivan mit gewöhnungsbedürftigem Design, der aber in Berlin schonmal gar nicht auffällt, weil es mindestens 500 Taxen dieser Bauart gibt. Gefühlte 1000. Das Auto ist ausgestattet mit 5 bis 7 Sitzplätzen, wobei ich die Zusatzplätze gleichermaßen für erschreckend eng wie für erschreckend genial geplant halte. Im Normalbetrieb sind sie ungelogen unauffindbar gut unter der Rückbank versteckt, und dennoch dauert das Ausklappen für mich keine 30 Sekunden mehr – und da sind schon etliche Sekunden für das Verschieben von Kindersitzen und Rucksack im Kofferraum mit drin.

Das Auto bietet mir als Fahrer mit 2,03 m Körpergröße recht gut Platz, und die meisten Passagiere können hinter mir sitzen, obwohl mein Sitz auf Anschlag nach hinten geschoben ist. Die Ausstattung ist nüchtern und sachlich. Ledersitze sind drin, ansonsten wird der Innenraum von Plastik dominiert, was mein persönliches Empfinden allerdings nicht stört. Ich war nie ein Edelholz-Anhänger, und Plastik lässt sich auch gut abwischen – passt schon! Inzwischen hab ich es sogar geschafft, mich mit den Ablagen zu begnügen, die das Auto rund um den Fahrersitz bietet, und so bleibt – wie es wünschenswert ist – der Rest der Fahrgastzelle frei für die Entfaltung der Fahrgäste.

Ebenso zufrieden bin ich mit den Fahrleistungen: Er liegt extrem gutmütig auf der Straße, für die Stadt ist er flott genug, und das einzige, was ich mir wünschen würde, wäre, dass er sich so niedertourig fahren lassen würde, wie ich will. Das allerdings quittiert er immer mit einem unangenehmen Stottern. Vielleicht wäre ein Automatik besser, aber ich bin Fahrer – da geht das Schalten eigentlich völlig unbewusst – und irgendwelche Ausreden braucht Mann doch, wenn der rechte Arm ungleich trainierter aussieht als der linke 😉

Die Kiste läuft mit Erdgas, und ist zudem eigentlich ganz gut im Verbrauch. Genau kann man den zwar nicht bestimmen, weil mitunter die Tankstelle nicht so viel Gasdruck hergibt, wie das Auto gerne hätte, aber ich glaube, mehr als 6,5 oder 7 Kilo Gas auf 100 km Stadtverkehr (!) hab ich noch nicht hinbekommen. Ärgerlich nur, dass er mit Gas nur eine Reichweite von (wohlwollend geschätzt) 350 km hat. Einen Tank für Super (15 Liter) hat er auch noch – aber ich habe mir sagen lassen, dass er mit diesem Kraftstoff ungleich verschwenderischer umgeht.

Die Taxi-Elemente überzeugen mich auch: Das Dachschild ist definitiv das schönste am Markt, leicht abzunehmen und zudem im Gegensatz zu manch anderen stromlinienförmig und damit gut für Geräusch und Verbrauch. Das Taxameter ist stilvoll wie es sich gehört im Spiegel untergebracht, und ich hatte ja dereinst schon berichtet, dass das Chip-System, das die Daten speichert, eigentlich eine clevere Erfindung ist. Dass ich die eingebaute (vorgeschriebene) Alarmanlage für Schwachsinn halte, hat aber weniger mit dem Auto als mehr mit den Fortschritten in der Psychologie in den letzten Jahrzehnten zu tun.

Langes Gerede, kurzer Unsinn: Ich mag meine Kiste! Klar, ich nehme gerne auch eine E-Klasse mit Automatik – aber dann auf all die Touris verzichten, die zu sechst fahren wollen? Nee! Das ist schon ok so!

Und wie das Auto im Crashtest abschneidet, das hoffe ich nie zu erfahren…

23 Kommentare bis “Die Kiste des Sash”

  1. blauerblubb sagt:

    Sag das mit der E-Klasse mal nicht zu laut ^.^

    Ich selbst fahre bei uns ja E-Klasse (210er) Kombi (meistens, ab und an auch eine der beiden Limousinen, die wir haben), und da gibt es auch eine tolle „Erweiterung“ der Sitzgelegenheiten im Kofferaum. Da werden mit 2 Handgriffen 2 Sitze nach oben geklappt. Beengt sitzen heißt es da natürlich, aber es sind ja auch nur zusätzliche Sitzgelegenheiten.
    Die Fahrgäste sitzen dann auch entgegen der Fahrtrichtung, aber das finden die meisten wohl ganz spannend. (Auch wenn ich persönlich die Sitze bisher nur zum Kindertransport benutzt habe, das was andere so berichten klingt immer sehr interessant)

  2. Marcus sagt:

    Wie fährt es sich eigentlich so mit CNG, sehr viel anders als mit Benzin? Bleiben die Preise dort stabil und würdest du es weiterempfehlen?

  3. Sash sagt:

    @blauerblubb:
    Ja, ich hatte eher an die Limousinen gedacht…
    Bei meinem Auto sieht man halt gleich von außen, dass es theoretisch mehr Sitze haben könnte. Viele Touris (die jungen aus den Clubs) laufen halt oftmals zielsicher an all den Mercedes vorbei und fragen mich nach der Zahl der Sitze.
    Das Schöne ist: Die Sitze sind an sich vollwertig. Nur der Abstand zur Rückbank ist eng – d.h. Personen mit 1,50 m fahren da echt bequem drin mit.

  4. Sash sagt:

    @Marcus:
    Fährt sich exakt wie ein Benziner. Keine Umstellung nötig – von den komischen Zapfhähnen an der Tanke mal abgesehen (da gibt’s gruselige Formate…)
    Es ist definitiv cool, aber wenn man gelegentlich längere Strecken fährt, ist die Reichweite viel zu kurz. Ein größerer Tank würde dann halt zu Lasten des Kofferraums gehen – und bei meinem kleinen muss ich schon auf ein Reserverad verzichten. Also privat wäre ich vorsichtig mit Empfehlungen – als Taxler find ich es ne feine Sache. Da tanke ich eh einmal täglich, da ist es dann ja egal, ob der Tank zu einem Viertel oder zur Hälfte leer ist nach 150 km.
    Die Preise sind halt durch den Gaspreis mit Verzögerung an den Ölpreis gebunden. Da kommt es dann – wie jetzt Anfang des Jahres – auch mal zu kuriosen Geschichten: Da war der Ölpreis wieder massiv gefallen, Diesel kostete plötzlich wieder nur einen Euro, Erdgas auch.
    Anscheinend ist das Fahren mit Gas aber auch effizienter, und somit blieb wohl sogar zu der Zeit noch ein Preisvorteil gegenüber Diesel.

  5. […] ist bei mir im Auto so gut wie nie ein Problem. Der Kofferraum meines Zafiras fasst doch ein paar Liter, und sämtliche mir bisher untergekommenen Koffer ließen sich […]

  6. cyberfreak77 sagt:

    Das liest sich ja wie eine Liebeserklärung 😉

  7. Sash sagt:

    @cyberfreak77:
    Irgendwie schon. Aber ich gewöhne mich an Autos und lerne auch ihre Macken zu lieben. So bin ich halt 🙂

  8. Schaaschaa sagt:

    Da du im Kommentar gerade schreibst, du tanktest ohnehin einmal täglich – wie funktioniert bei euch Taxifahrern eigentlich die Tankabrechnung? Bezahlkarte vom Chef? Quittung mitnehmen und am Ende der Woche von der Uhr abziehen?

    Waren jetzt meine ersten 2 Ideen gewesen^^

  9. Sash sagt:

    @Schaaschaa:
    Ja, wir bezahlen mit Karte vom Cheff. Wobei wir auch jederzeit bar aus der Kasse zahlen können und die Quittung dann bei der Abrechnung mit abgeben. Bei uns geht beides, aber das ist sicher auch von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich.

  10. […] daran liegen, dass sein hellelfenbeinfarbener Panzer zwar zweifelsohne schnittiger ist als meiner, er aber wesentlich weniger Leute darin unterbringen kann und außerdem noch Sorgen haben muss, […]

  11. […] ich mit’m Opel fahr. Na das passt […]

  12. […] Mein Auto hat 7 Sitze, soweit daneben waren sie also gar nicht. Aber es ist lustig, dass manche gleich noch […]

  13. Bernd sagt:

    Bin gerade zufällig auf dein Auto gestoßen. Wenn dir das Ruckeln im untertourigen Bereich nicht gefällt, mußt du mal dem Cheffe die Meinung geigen, daß er dir keinen Diesel gekauft hat. Bin voriges Jahr zu einem Astra 1,9 CDTI gekommen wie die Jungfrau zum Kinde und ich kann dir sagen: Schon ab Leerlaufdrehzahl kann man fahren. Bin auch über´s restliche Motor-Management positiv erstaunt.Die Kiste läuft mit 3200 U/min im 6. Gang 180, ohne einzubrechen. Der Motor ist was für „Cruiser“.

  14. Sash sagt:

    @Bernd:
    Ach, ich bin an anzugschwache Autos gewöhnt. In der Regel kann ich es ja vermeiden, ich neige nur zum niedertourigen Fahren 🙂
    Und was mich viel mehr interessiert: Wie das Auto bei 55 im 5. Gang fährt…

  15. […] ersten Arbeitsplatz, den mit Airbag und gesetzlicher Krankenversicherung kennt ihr ja: die 1925. Von dort aus schreibe ich ja aber nicht. Falls es also jemanden interessiert, wo man mich […]

  16. Roichi sagt:

    Hah. Endlich mal gesehen die 1925.
    19Uhr vorm Andels. Nur der große Kerl mit Bart war nicht zu sehen.

  17. Sash sagt:

    @Roichi:
    19 Uhr. Da hat mein Tagfahrer aber ordentlich gearbeitet heute …

  18. game of thrones season 3…

    […]This actually answered my problem, thanks![…]…

  19. […] kommt aber der Clou an der Sache: Eventuell kriege ich mein altes altes Auto, die 1925, wieder. Ich dachte eigentlich, die wäre längst verkauft, aber offenbar steht die immer noch bei […]

  20. Benny sagt:

    „Dass ich die eingebaute (vorgeschriebene) Alarmanlage für Schwachsinn halte, hat aber weniger mit dem Auto als mehr mit den Fortschritten in der Psychologie in den letzten Jahrzehnten zu tun.“

    Was meinst du damit?

  21. Sash sagt:

    @Benny:
    Naja, extrem aufgeregte und womöglich bewaffnete Menschen, die mit einem auf engstem Raum zusammengepfercht sind, durch lauten Krach in völlige Panik und Eile zu versetzen, dürfte in einem erheblichen Teil der Fälle nicht unbedingt zu einer positiven Verlaufsänderung führen.

  22. Ursula Weberknecht sagt:

    Das ist doch hier vorm Knie, wo deine Kiste steht, man man man, wie die Zeit vergeht. Habe dort in den 1930er Jahren gewohnt.

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