Poser ohne Handy

Der ein oder andere mag jetzt eine entzückende Geschichte über möchtegerncoole Fahrgäste voll triefender Ironie erwarten, tatsächlich spielt die Überschrift auf mich an.

Rumgepose ist eigentlich alles andere als mein Stil, gestern Abend hab ich’s aus beruflichen Gründen getan. Aus freiberuflichen Gründen. Ich hatte vor ein paar Wochen ein sehr ausgiebiges Interview mit einem sehr netten Journalisten der Berliner Zeitung. Der hat glaubhaft Interesse an meinem Blog bekundet und mit mir ein völlig ergebnisoffenes Gespräch geführt. Was die Quintessenz im Print-Artikel sein würde, war bis zuletzt unklar, abgeklappert haben wir alles von Verkehrspolitik bis zu untreuen Fahrgästen. Obwohl es mir schwerfiel, dieses erste „richtige“ Interview abzunicken (sowas besteht halt nur teilweise aus dem genauen Wortlaut), finde ich es nach ein, zwei vorgeschlagenen Änderungen wirklich schön. Gestern war dann der Foto-Termin.
Der schon am Telefon äußerst gelassene Fotograf, den ich vorgestern schon einmal versetzen musste, erwies sich vor Ort als noch viel cooler als erwartet. Obwohl die Lichtverhältnisse nachließen, ich ziemlich eigenwillig parken musste und er ständig neue Ideen hatte, haben wir eine sehr spaßige Viertelstunde miteinander verbracht. Wie das Ergebnis aussehen wird, weiß ich nicht – ich weiß nur, dass ich sicher wieder einmal viel zu dick rüberkommen werde. 😉
Lustig war die Session unweit des Frankfurter Tors vor allem wegen der anderen Leute: Ein halb auf dem Gehweg geparktes Taxi und ein Typ in schwarzen Klamotten, der sich vor einem Fotografen ans Auto lehnt, weckt Interesse. Irgendwann kam sogar eine Kellnerin aus dem nächsten Restaurant und sagte:

„Unsere Kunden können sich gar nicht mehr konzentrieren und wollen wissen, was sie hier machen. Machen sie Fotos für Werbung?“

Sicher. Und ich bin auch nur meiner Oberweite wegen Model geworden … 🙂

Als der Fotograf dann auch noch zufällig auftauchende Passanten bat, für ihn doch bitte kurz mal den Blitz zu halten, war die ganze Szene endgültig kurios. Dass meine 15 Minuten Ruhm sich auf ein paar Jahre strecken, hab ich schon bemerkt – nach all dem Trubel war ich aber froh, schnell wieder wegfahren zu können.

Auch meines Handys wegen. Das nämlich hatte schon am Vorabend ordentlich gezickt und hat nach einer kleinen Rettungsaktion meinerseits komplett die Flügel gestrichen. Was geringfügig schade ist, da ich es inzwischen ja gerne für alles benutze unterwegs. Das geht heutzutage wohl den meisten so – für mich ist es ein relativ neues Gefühl, das sich erst mit dem wirklich guten aktuellen Modell eingeschlichen hat.
Zunächst hatte ich die Hoffnung, dass sich das alles mit nur ein paar Handgriffen klären lassen würde – am Ende saßen Ozie und ich ungefähr 6 Stunden vor 2 bis 4 Bildschirmen, ohne einer wirklichen Lösung auch nur nahe zu kommen. Das Gerät liegt derzeit frisch formatiert und dennoch bootunfähig auf meinem Nachttisch. Schlimmer geht es wohl kaum. Als Vorteil ließe sich allenfalls verbuchen, dass ich mich erstmals mit dem Betriebssystem auseinandergesetzt und dabei eine Menge gelernt habe. Langfristig eine gut investierte Zeit, heute Nacht aber fehlten mir 200 € Umsatz. 🙁

Was folgt aus all dem?

1. Ihr könntet mich demnächst in der Berliner Zeitung sehen.

2. Ich frage den ein oder anderen nach seiner Handynummer, weil ich die vielleicht verömmelt hab.

Ansonsten ist alles beim alten. Ich hab noch ein paar Tage Besuch und komme nur selten ins Netz, desweiteren freue ich mich in dieser frühen Monatsphase überdurchschnittlich viel über Amazon-Klicks. Und ich wünsche Euch einen schönen Sonntag, das ist ja klar. 😀

12 Kommentare bis “Poser ohne Handy”

  1. Michael sagt:

    Mit Interesse lese ich immer wieder auf deinem Blog und ich bin jedesmal begeistert was ich da zu lesen bekomme. Vielen Dank für die tollen Artikel die Du hier immer wieder veröffentlichst.

  2. Wahlberliner sagt:

    Es ist in der Tat problematisch, wenn wir heute Computer in der Tasche haben, gegen die ein PC von vor 10-15 Jahren alt ausgesehen hätte, und damit komplett darauf angewiesen sind, dass die Dinger funktionieren, obwohl sich die Komplexität der Hard- und Software immer mehr gesteigert hat, so dass man wohl kaum noch davon ausgehen kann, diese Systeme jemals komplett zu verstehen.

    Wenn Du auf dem Gerät einen offenen Bootloader hast, kannst Du das Teil neu flashen (am besten mit einem Firmware-Image vom Hersteller – das hat dann zwar keine Rootrechte und möglicherweise unerwünschte Software, sollte aber zumindest den Anforderungen an die nötige Stabilität genügen), ansonsten ist das Gerät mitunter aber auch einfach nur noch ein wunderschöner Briefbeschwerer…

  3. Wahlberliner sagt:

    Achja, und „Klaut-Sync“ hat dann doch seine Vorteile: Alle Kontakte sind in der Google-Klaut gespeichert, und sollten auf dem nächsten Android-Handy bzw. der jungfräulich frisch aufgespielten Firmware wieder verfügbar sein. Mit einem eigenen Server und DynDNS lässt sich das per OwnCloud mit CalDAV-Sync allerdings auch ohne die „Google-Klaut“ bewerkstelligen, nur wenn die Telefonbuchdaten zwecks Profilbildung besser nicht „ge-klaut“ werden sollen…

  4. sven sagt:

    Das is doch mal voll toll. Die werbetrommel durchs hintertürchen gerührt…

    Zu deinem taschencomputer (handy)
    Schau mal auf http://www.pocketpc.ch vorbei.
    Da sind richtige nerds unterwegs die dir bestimmt helfen dein Spielzeug wieder flott zu machen.

  5. Michi sagt:

    Wenn das Handy die Flügel streicht, lass dir nicht die Flinte ins Bockshorn jagen!

    Schöne Grüße aus der Phrasendreherei 😉

  6. Paul sagt:

    Um dich aufzuheitern: Monatsanfang läuft doch immer ein bisschen besser, dir fehlen also eher ca. 300 Euro Umsatz. (zumindest hatte ich so viel nach 10 Stunden Arbeit…)

  7. Zugfahrer sagt:

    Passt aber auch zeitlich gut deine Session vor der Kamera. Vor ein paar Tagen waren rund um die U1 die Teams im Einsatz und haben neue Werbungen für Mezzo-Mix gedreht / geknipst. Vielleicht haben die alle erwartet, dass gleich auch eine junge Frau auf dich zugerannt kommt und dir hemmungslos die Zunge in den Hals steckt 😉

  8. Sash sagt:

    @Michael:
    Danke auch! 🙂

    @Wahlberliner:
    Das Teil ist geflasht, aber ich hatte eine eigentlich stabile Version des cyanogenmods drauf, die ich auch gerne wieder hätte. Da ist das dann ein wenig komplizierter als einfach nur installieren. Wird aber. Ich hab da ja jemanden, der sich damit auskennt.

    @sven:
    Versuche es erst einmal mit meinem Leser, der dieses Handy mit dieser Software noch mehrfach betreibt. 🙂

    @Michi:
    So sieht es aus. Und immer schön auf dem Spatz am Boden freuen!

    @Paul:
    Ja ja, mach Dich nur lustig … 🙁

    @Zugfahrer:
    OK, das wusste ich natürlich nicht. 🙂

  9. […] Während mein Handy vorerst immer noch tot im Eck liegt und auf eine umfassende Notbehandlung wartet, kann ich von mir selbst keine besondere Leblosigkeit verkünden – wobei’s gestern haarscharf in Richtung leblos ging nach dem vorangegangenen Abend … […]

  10. Regina sagt:

    Heute in der Berliner Zeitung ist der Artikel auf Seite 16 zu lesen.

  11. Sash sagt:

    @Regina:
    Danke dür die Info! 🙂

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