Kollegengespräche

Ich muss an dieser Stelle mal aufgreifen, was Aro gestern in seinem Blog thematisiert hat: die Gespräche am Taxistand, die Unterhaltungen mit den Kollegen. Mit Yok hatte ich das Thema auch schon mal, er war da „dank“ ein paar Jahren Erfahrung mehr gleich noch mal ernüchterter.

Ich leide da nämlich durchaus mit den beiden. Zugegeben, unter den Kollegen, mit denen ich mich zu unterhalten pflege, ist Fußball nicht das große Thema. Aber ermüdend ist es dennoch oft. Ich halte gerne die Fahne hoch für uns Kutscher, aber es ist nunmal auch traurige Realität, dass sich am Taxistand nicht unbedingt die geistige Elite trifft. Bei vielen geht das Interesse gar nicht über den Schichtumsatz raus und bei denen, die sich wirklich mal um aktuelle Themen scheren, merkt man viel zu oft schnell, dass sie ihre Bildung aus der Kommentarspalte von bild.de haben. Also ungefähr Grundschulabschluss mit Hauptschulempfehlung.

Natürlich sind da draußen auch andere unterwegs. Fast die gesamte Riege der Taxiblogger fällt aus diesem Raster – und natürlich auch noch einige mehr. Aber ja, man hat mitunter seine Schwierigkeiten, Kollegen zu finden, die nicht völlig offensichtlich rassistisch sind, BZ-Schlagzeilen nacherzählen oder eben Umsätze erfinden, weil sie glauben, mehr Geld würde sie zu was besserem machen. In diesem Gewerbe arbeiten eindeutig weniger clevere Menschen als eigentlich nötig.

Aber das ist, das muss man ehrlich sagen, auch der Tatsache geschuldet, dass wir so schlecht verdienen. Ebenso wie beispielsweise im telefonischen Support sind die Rahmenbedingungen so, dass mitunter Idioten die besten Chancen haben. Folglich kann man leider nicht auf schnelle Besserung hoffen. Und wenn wir ehrlich sind: Selbst die Kundschaft hilft da nur bedingt mit: Auf der einen Seite wird einem Trinkgeld gegeben, obwohl man angeblich betrogen hat (ich find den verdammten Text dazu zum Verlinken nicht mehr!), auf der anderen werden gute Fahrer gemieden, bloß weil sie „ausländisch“ aussehen.

Wie Aro auch bin ich jedenfalls froh, dass ich über andere Kanäle kommunizieren kann, das hilft wirklich! 🙂

13 Kommentare bis “Kollegengespräche”

  1. gnaddrig sagt:

    Beliebtes Thema sind auch die Oberweite und andere körperliche Merkmale von Passantinnen und weiblichen Fahrgästen, nicht selten sogar in deren Hörweite. Völlig daneben, sowas.

  2. Laura sagt:

    Sash, Du schreibst wirklich gut, Dein Blog ist einer von dreien, die ich regelmäßig lese, einfach, weil ich Deine Sicht auf ide Dinge und natürlich auch Deinen Schreibstil mag!

    Der Link, den Du nicht gefunden hast, stand übrigens bei Deinem Kollegen drin: http://gestern-nacht-im-taxi.de/wordpress/2010/07/06/die-millionare-unter-uns/

    Weiter so!

    Laura

  3. Sonnenschein sagt:

    Was mich in dem Zusammenhang auch mal interessieren würde: wie siehts eigentlich mit KollegINNEN aus beim Taxifahren? Wieviele gibts da überhaupt (prozentual gesehen); werden sie akzeptiert von den männlichen Fahrern oder bleiben sie eher für sich… falls du dazu schon mal was geschrieben hast, kannst du mir auch gerne den Artikel verlinken 🙂

  4. Matthias sagt:

    Sich für klüger als die anderen zu halten ist eine Eigenschaft, die so gut wie allen Menschen eigen ist.

  5. Es ist aber auch schwer ein Thema zu finden, um sich mit eigentlich völlig unbekannten oder nur oberflächlich bekannten Kollegen zu unterhalten. Wetter, Fußball, Frauen und eben den gemeinsamen Job.
    Alles andere ist ja schon eher intim und erzählt man eher Freunden.
    Alles andere (bildungsfernere Schicht usw) hast du ja schon selber thematisiert.

  6. Bernd K. sagt:

    „…froh, dass ich über andere Kanäle kommunizieren kann, das hilft wirklich!“
    Bloggen als Therapie? 😉
    Gut geschrieben!

    @Sonnenschein: Leider (Gott sei Dank?) trifft auch auf die weibliche Hälfte der Menschheit bzgl. Intelligenz die Normalverteilungskurve zu…

  7. leserin sagt:

    Matthias, der ansicht bin ich ebenfalls. auch diese „ich hab den längsten“-gehaltsgespräche und hormongesteuerte paarungsaffenlaute gehören zum generellen menschlichen berufsunabhängigen dasein allem anschein nach dazu…

  8. Sash sagt:

    @gnaddrig:
    O ja, ich vergaß …
    Kommt aber in meinem Umfeld eher selten vor.

    @Laura:
    Danke für das nette Lob! 🙂
    Und der Text, den ich suchte, ist nicht der, den Aro (ebenso wie ich ja auch schon im Artikel …) verlinkt hatte. Ich suchte den Text mit dem Typen, der mich beschuldigt hat, ich würde ihn betrügen.

    @Sonnenschein:
    Puh, der Anteil ist echt gering. Wenn das 5% sind, isses viel. Also jetzt mal von mir geschätzt. Ich kenn da keine Zahlen, bei uns in der Firma liegt die Quote aber z.B. in der Höhe. Ich vermute stark, dass die Frauen im Gewerbe es hier und da ziemlich schwer haben, mir ist glücklicherweise kein Arschloch persönlich bekannt, das irgendwas gegen Taxifahrerinnen hätte. Ich vermute, im Großen und Ganzen sieht es mit der Akzeptanz nicht schlecht aus – auf der anderen Seite will ich auch besser nicht wissen, was über mich so hintenrum erzählt wird …
    Der Tonfall ist halt allgemein eher ruppig.

    @Matthias:
    Das ist wohl wahr, Dunning-Kruger und so. Aber das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass es deswegen nicht auch objektiv zu ermittelnde Deppen gibt.

    @Pantöffelchen:
    Ja, das ist natürlich wahr. Und das verfälscht sicher die Wahrnehmung enorm. Aber an privaten Geschichten sind die Gespräche oft auch nicht arm. Oft halt mit ziemlich eindimensionalem Inhalt. Z.B. „Die haben mir …, die woll’n von mir …, der nervt mir …, etc. pp.
    Gibt aber auch lustige Ausnahmen. Ein älterer Kollege kommt immer an und erzählt mir ungebremst von seinen Heimwerkerbasteleien. 🙂

    @Bernd K.:
    Naja, Therapie nicht unbedingt. Aber durchaus hier und da mal Ventil …

  9. gnaddrig sagt:

    @ Sash: Umso besser für Dich 🙂

  10. highwayfloh sagt:

    Auch wenns nur ein schwacher Trost für Dich ist, geht uns LKW-Fahrer/innen nicht anders…

  11. Sash sagt:

    @gnaddrig:
    Definitiv.

    @highwayfloh:
    Das kann ich mir vorstellen … 🙁

  12. Hummelchen sagt:

    Hallöchen Sash!
    Wenn ich bis jetzt auf’s Taxi umsteigen musste,musste ich auch schon Fahrer erleben oder besser gesagt überleben bei denen ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen würde,dass sie fähig sind ihren eigenen Namen ohne Fehler in den Schnee zu pinkeln.
    In meiner Heimatstadt Bochum hat man jedoch große Chancen von einem Akademiker,und ich meine nicht den Studenten im 39 Semester der mit seinem Leben nicht ganz klar kommt,gefahren zu werden.
    Bochum hat eine relativ große persische Gemeinde,darunter viele Arzt,Ingenieure usw. deren Abschlüsse trotz hoher Qualifikation in Deutschland nicht anerkannt werden und die Taxi fahren,da sie in anderen Branchen häufig unterkommen.
    Ich habe meistens das Glück solche Fahrer zu bekommen und echt feine Gespräche während der Fahrt mit ihnen führen dürfen.

    Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet 🙂

  13. […] Mit ihm sind das glücklicherweise dennoch nicht diese ganz besonderen “Kollegengespräche“. […]

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