Ein Beispiel fürs Gelassensein

Neukölln. Eine Kreuzung von Neben- und Hauptstraße. Ich will mich auf die Hauptstraße schlängeln, muss aber warten. Fahrradfahrer, Fußgänger, Autos, ein Typ mit Bollerwagen. Die Leuchtreklame lässt die Lichter der Autos nicht erkennen, die mein einziger Anhaltspunkt zum Losfahren sind, weil ein Lieferwagen mir die Sicht versperrt. Großstadt, Alltag, passt schon.

Aber gut, nun eine Lücke! Ich trete aufs Gas, da kommt plötzlich von Links ein Fahrradfahrer, wir beide bremsen in Sekundenbruchteilen, am Ende schiebe ich ihn doch ein paar Zentimeter weiter in die Kreuzung rein, er kippt fast um und muss sich auf meiner Motorhaube abstützen. Trotz allen unschönen Details dieser Aktion: Die Reflexe sitzen. Handbremse, Warnblinker, Tür auf, das Anbieten einer helfenden Hand.

Der Typ in meinem Alter wiegelt ab, wir beide sehen kurz nach, ob uns oder unseren Fahrzeugen was passiert ist. Und glücklicherweise ist da nix. Ich hatte ihn am Vorderreifen erwischt und einfach weggeschoben, er war nicht einmal umgefallen.

„Hey, sorry, so schnell, wie Du da ankamst, hab ich Dich echt nicht gesehen!“

„Ja, hey, passiert. Alles ok?“

„Bei mir natürlich, auch das Auto sieht gut aus. Bei Dir?“

„Nur der Schreck. Lassen wir’s so?“

„Meinetwegen gerne. Aber Du bist wirklich ok? Dein Bein …“

„Ja, hab ich weggezogen.“

„Na dann gute Heimfahrt noch!“

„Ja danke, Dir auch, Alter!“

Alternativ hätte das natürlich auch eine Polizeipressemeldung werden können: „Taxifahrer und Radfahrer kollidiert, anschließend eine Schlägerei, einer hatte eine Waffe dabei“, was weiß ich …

Ganz ehrlich: Ich hätte die Schuld nicht bei mir gesehen. Natürlich muss ich aufpassen, aber er ist nicht auf der Straße, sondern auf dem Gehweg gefahren. Und das optimistisch schnell. Andererseits verstehe ich es gut, dass jemand auf dem Kottbusser Damm nicht auf der Straße mit seinem Fahrrad fährt. Und wenn ich darüber nachdenke: Vermutlich sollte ich als Autofahrer sogar froh sein, dass das nicht alle tun. Es wäre ironischerweise sicherer, aber vermutlich hat man es da als Radler nicht leicht, weil man ständig bedrängt und beschimpft wird. Deswegen hier auch entgegen der StVO mein Verständnis.

Und wie oben erkennbar: Er war kein Arschloch. Also bin ich auch keines gewesen. Abgesehen von einem kleinen Schock (nicht zu verwechseln mit dem medizinischen Fachbegriff) ist uns beiden nix passiert, also scheiß drauf! Wir beide werden zumindest vorübergehend etwas vorsichtiger sein und damit lässt sich der Sache doch schon wesentlich mehr positives abgewinnen als negatives.

Ich hab als jemand, der an seiner Cholerik etwas arbeiten musste, immer noch Verständnis dafür, in solchen Fällen auszurasten. Aber im Sinne der Friedensstiftung frage ich hier mal nach: Gibt es irgendeine bessere Möglichkeit mit besserem Ausgang, so eine unerfreuliche Situation zu handeln?

Ich, das Arschloch auf dem Fahrradweg

„Das is’n Fahrradweg, Du Arschloch!“

Hab ich neulich wieder gehört und der eloquente junge Mann hatte sogar recht. Der Sicherheit wegen werden immer mehr Fahrradwege, bzw. -Spuren direkt auf der Straße angelegt und ich begrüße das auch sehr. Man sieht sich wirklich besser. Wenn ich allerdings Kunden auslade, fahre ich auch auf diese Spur, „ganz“ rechts ran.

Liebe Radler, ich tue das nicht, weil ich denke, dass man Euch eher behindern sollte als die Autofahrer. Das ist mir egal, da hab ich keine Präferenzen. Da ich allerdings nicht dafür garantiern kann, dass meine (gerne mal angetrunkene) Kundschaft beim Türöffnen auf Euch achtet, versperre ich diesen Weg mit voller Absicht.

Sicher ist es nervig und gefährlich, um ein so haltendes Taxi herum zu fahren. Aber Ihr seid die, die gerade aktiv am Straßenverkehr teilnehmen. Ihr müsst schon dem Gesetz nach nüchtern und aufmerksam sein, meine Kundschaft nicht. Links ist die Kindersicherung drin, da springt keiner unerwartet raus, das Halten am äußersten rechten Rand bietet sich da einfach an.

Wir alle ärgern uns über unnötige Hindernisse, schon klar, ich auch. In dem Fall versuche ich aber eigentlich nur dafür zu sorgen, dass die berühmt-berüchtigte plötzlich geöffnete Tür –sicher der Radler-Horror schlechthin – nicht passieren kann. Ich mach’s also auch für Euch, also bitte weniger Beleidigungen!

Fehler: Scheibe nicht gefunden!

So, in zwei Stunden startet die neue Arbeits-„Woche“. Eigentlich hätte ich ja gestern schon wieder auf die Straße gewollt, aber es kam mal wieder was dazwischen. Während ich schon frisch geduscht und fast bereit zum Losgehen war, klingelte gestern das Telefon und mein Chef teilte mir – für die Umstände ungewohnt heiter – mit, dass ich auf ein anderes Auto ausweichen müsste. Wer jetzt gleich mit den Augen rollt und sich fragt, was die alte Möhre nun wieder hat, dem sei gesagt, dass die 72 dieses Mal nix für kann.

Offenbar waren mein Tagfahrer und ein Radfahrer dergestalt im Verkehr aneinandergeraten, dass „friedlich“ nicht mehr das Wort der Wahl wäre. Ohne jetzt nähere Details zu kennen: eines scheint sicher zu sein: zu guter Letzt schlug der aufgebrachte Kontrahent meinem kleinen Taxi derart heftig auf die Frontscheibe, dass diese gesprungen ist. Nicht gleich aus der Fassung zwar, aber eben ausreichend, um einen Reparaturbedarf geltend zu machen. Hmm.

Einen Ersatzwagen hätte ich bekommen, aber wie die meisten von Euch wissen, sind das für mich, ingesamt, Hin- und Zurück, knappe anderthalb Stunden mehr Arbeitsweg. Und der Donnerstag ist eine halbe Schicht, die ich selten auf mehr als 5 Stunden ausdehne. Also hab ich abgelehnt und starte dann eben heute – wieder mit der 72 – ins Nachtleben. Muss jetzt halt entsprechend ein paar Euro mehr einfahren. Drückt mir die Daumen, dass der Schwan zusammenkommt! 🙂

Genau jetzt

Ich mag das ja, wenn Leute sich grundlos aufregen. Ich hatte mit Warnblinker an der rechten Straßenseite gehalten und einen Kunden rausgelassen. Danach blieb ich noch ein paar Sekunden stehen, um mir die Eckdaten der Tour zu notieren. Als ich das getan hatte, startete ich den Motor und plötzlich brüllte mir ein Radfahrer links durchs Fenster:

„ACH, GENAU JETZT MUSSTE LOSFAHREN, JA?“

Ich hab mal schlagfertig reagiert und gerufen:

„Ja, genau jetzt. Wahnsinn, oder?“

Seine Beschwerde war in mehrfacher Hinsicht grotesk. Denn er hatte zwar um mich rumzufahren, aber ich hatte z.B. keinen speziellen Radweg blockiert, auf dem ich irgendwie illegal gehalten hätte. Ich hab auch keine Anstalten gemacht, ihn zu gefährden, schließlich bin ich nicht einfach blind nach links abgebogen, sondern hab das Auto langsam geradeaus anrollen lassen.

Allerdings hatte ich ihn zuvor tatsächlich nicht gesehen. Seltsam.

Aber nee, eigentlich nicht wirklich. Vierzig Meter später hab ich ihn dann meinerseits überholt … und – er hatte kein Vorderlicht. War ja nur nachts um ein Uhr in einer schlecht beleuchteten Nebenstraße.

Naja, eigentlich isses doch praktisch, wenn Idioten sich dann wenigstens durch lautes Rufen erkennbar machen …

-.-

Führerscheinentzug bei Raub?

Sehr interessante Gedanken über den im Koalitionsvertrag festgehaltenen Passus mit dem Führerscheinentzug bei Straftaten, die nicht mit dem Verkehr in Verbindung stehen, macht sich Tobias Glienke aus der Kanzlei Hoenig. Und ich schließe mich seiner Meinung an: es ist schon eine ziemliche Frechheit, Leuten eine andere Strafe aufzuerlegen, nur weil sie zufällig im Besitz einer Fahrerlaubnis sind.

Sicher mache ich mir da grundsätzlich auch Gedanken aus Sicht des Taxifahrers, denn als beruflicher Fahrer sind die denkbaren Konsequenzen einer entzogenen Fahrerlaubnis ja noch einmal ganz anderen Kalibers. Aber das greift zu kurz. Denn eigentlich bin ich dem fast schon gegnerischen Lager zugehörig. Ich fahre gerne Auto und ich versuche, es gut zu tun. Und mit „gut“ ist hier nicht nur gemeint, mein Fahrzeug zu beherrschen, sondern mit den sozialen und psychischen Komponenten des Straßenverkehrs angemessen umzugehen. Und diesbezüglich bin ich, im Gegensatz zu dem Part mit der Fahrzeugsicherheit, wirklich überzeugt davon, überdurchschnittlich gut zu sein.
Es gehört hierzulande fast schon zum guten Ton, sich über andere Verkehrsteilnehmer aufzuregen. Sei es, weil sie Fehler machen, sei es, weil sie komischerweise eine andere Art der Fortbewegung vorziehen. Jemanden aus Rache für ein Bremsmanöver nochmal schnell zu schneiden gehört zu einem Verhaltensrepertoire, das – nur weil es der Straßenverkehr ist – nicht nur Psychopathen vorbehalten ist. Vom alltäglichen Hupen, Drängeln etc. gar nicht zu sprechen.
Kurzum: Ich bin tatsächlich der Meinung, man sollte den Führerschein hierzulande nicht als so heilig einstufen, wie es bisweilen getan wird. Da draussen fahren eine Menge Leute rum, die streng genommen die Kriterien für eine Teilnahme am Verkehr nicht erfüllen, dennoch verlieren nur sehr wenige Menschen ihren Führerschein dauerhaft.

Natürlich wäre es bei diesem Standpunkt auch noch irgendwie logisch zu sagen:

„Na gut, der Herr Fuffelbraus hat bei zwei Amokläufen 18 Leute umgebracht und zudem Jahrzehntelang seine Nachbarschaft durch gelegentliche Bedrohungen mit seiner Schusswaffe terrorisiert, der is‘ vielleicht ein bisschen aufbrausend, um im Berufsverkehr auf die Menschheit losgelassen zu werden …“

Tja, nun. Das würde ich an und für sich auch unterschreiben. Aber mit welchem Recht bekommt Herr Fuffelbraus nun entweder zusätzlich seinen Führerschein entzogen (während ein anderer Amokläufer diesbezüglich weniger bestraft wird) – oder mit welchem Recht darf er sich ein paar Tage Haft, ein paar Euro Geldstrafe oder dergleichen ersparen, nur weil er irgendwann eine Fahrerlaubnis gemacht hat, die er nun zusätzlich abgeben darf?

Natürlich ist ein Amoklauf kein brauchbares Praxisbeispiel. Und wahrscheinlich werden bestimmt Wiederholungstäter bei Ladendiebstählen oder sowas als Beispiel gebracht. Aber die Logik „Wenn eine Geldstrafe als Abschreckung nicht reicht, dann nehmen wir halt noch den Führerschein ab.“ greift wirklich nicht, so lange nicht jeder einen Führerschein hat. Und die Zahlen der Neuerteilungen sind meines Wissens nach in Städten schon mal rückläufig.

Aber ja, wahrscheinlich wird hier wieder genau von dieser Logik ausgegangen:

„Jeder hat doch einen Führerschein! Und jedem ist der doch gleich wichtig! Ist hierzulande halt so.“

Isses aber nicht. In meinem Bekanntenkreis finden sich zig Leute ohne Führerschein. Und die meisten davon beabsichtigen auch nicht, ihren noch zu machen. Schön zu wissen, dass diese bei gemeinsam begangenen Verbrechen anders bestraft werden sollen als ich …

Deswegen teile ich die Ansicht des Anwalts.

Diskussion ausdrücklich erwünscht. 🙂

Unfall! Panik!

Und nochmal zum Mitschreiben: PANIK!

Unfälle sind eine Scheiß-Geschichte. Immer wieder. Das Dumme an ihnen ist: Sie passieren. Nicht jedem, nicht dauernd, aber eben doch ausreichend oft, um irgendwann eingestehen zu müssen, sie gehören zum Verkehr dazu. Das soll nicht fatalistisch klingen, man sollte immer das Möglichste tun um jeden einzelnen Unfall zu vermeiden. Aber es ist auch nicht so, dass man bloß aus der Tatsache, dass zwei Verkehrsteilnehmer mal wortwörtlich aneinandergeraten, zum Drama aufspielen sollte.

Aber sag das mal jemand meinem Herz!

Bei Twitter wurde mir die Frage gleich gestellt: Ob das bei mir auch noch so einen Adrenalinstoß verursachen würde.

Na holy fucking shit! Aber ja doch! Ich fahre zwar viel durch die Gegend, aber meine Liste an Unfällen ist immer noch ziemlich klein. In erster Linie sind das Parkrempler gewesen. Noch in Stuttgart. Aber selbst wenn mal keine Menschenleben in Gefahr sind: Bei Unfällen geht es immer um Geldbeträge, die im Gegensatz zu meinem Einkommen horrend erscheinen.

Und jetzt am Samstag? Da ging es nicht ums Geld. Nicht den Bruchteil einer Sekunde lang. Sondern – ein wenig dramatisch überhöht – tatsächlich um Menschenleben. Genauer gesagt um das eines Fahrradfahrers. Ich selbst war gerade mit einem müden aber glücklichen Kunden losgefahren, um eine unübertreffliche 5,20€-Tour anzutreten. Was für ein Irrwitz, dass ausgerechnet so eine Tour mal kritisch wird!
Beim Abbiegen von Am Ostbahnhof in die Andreasstraße hab ich einen Radler übersehen. Ich hab keine Ahnung, wie. Er war als geradezu mustergültige Ausnahme sogar beleuchtet. Rückblickend betrachtet war er wohl im Moment meines zu spärlichen Blickens hinter der A-Säule verborgen, danach habe ich mich sogar zu meinem Fahrgast umgedreht. Der schrie plötzlich wie am Spieß:

„ACHTUNG!!!“

Bei aller Gewöhnung an teils hypernervöse Beifahrer hab ich meinen Blick auf die Straße geschmissen und umgehend die Bremse durchgetreten. Ich bin in vielem nur Mittelmaß oder gar schlecht, im Reagieren war ich bislang immer gut genug. Ich sah den Radfahrer quasi direkt an meinem linken vorderen Kotflügel das erste Mal. Während ich noch das Steuer herumriss, stieß ich ihn seitlich von hinten an, wodurch er bedrohlich ins Schlingern gerieht. Das Auto stand nach anderthalb Sekunden, das Fahrrad vielleicht nach dreien. Holy fucking Shit!
Der Radfahrer kehrte augenblicklich um und fuhr, sich drohend aufblasend, auf mich zu. Ich ließ das Seitenfenster gleich runter und versuchte, mit meiner Gestik so deeskalierend wie möglich zu wirken für einen Irren, der gerade ein Leben riskiert hatte, indem er eine anderthalb Tonnen schwere Blechkiste gegen einen schmächtigen Radler eingesetzt hatte. Nicht lange danach blickte durch das Beifahrerfensters das Gesicht eines jungen Mannes herein, dunkle Hautfarbe, den Schreck ebenfalls noch im Gesicht stehen habend. In mäßigem Deutsch fragte er:

„Was ist? Du mich nicht gesehen hast?“

„Nein. Ganz ehrlich: nein! Tut mir wirklich leid, mein Fehler. Ist irgendwas passiert?“

Eine einfache und im Grunde unzureichende Entschuldigung. Meinen Fehler in Worte zu fassen war schlicht nicht besser möglich. Aber ich traf dieses Mal glücklicherweise auf einen verständigen Menschen. Während ich spürte, wie mir das Herz bis zum Hals oder darüber hinaus schlug, wurde der junge Mann lockerer. Der erste Stress war verflogen und wir haben glücklicherweise beide die Meinung geteilt, dass das mit dem Verkehr hier kein Krieg ist. Scheiße ja, Fehler passieren. Auch mir. Ihm sicher auch.

Mein Unfall-„Gegner“ nahm meinen wirklich aufrichtig gemeinten Handschlag zur Entschuldigung an und seufzte erleichtert:

„Alta, is‘ meine letzte Tag bei die Urlaub. Jetzt so glücklich ich feiern Geburtstag nochmal!“

„Is‘ ok. Feier für mich mit! Gott sei Dank ist Dir nix passiert!“

Währenddessen fiel uns mein Fahrgast dauernd ins Wort, weil er unglaublich stolz darauf war, dem jungen Mann das Leben gerettet zu haben. Wir wollen da über Details nicht streiten, schließlich hat er wirklich geholfen, auch wenn das alles bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten passiert ist.

Am Ende war mit dem kurzen Stopp alles geklärt. Weder Fahrrad noch Auto hatten Macken. Ich hatte ihn ja direkt am Bein erwischt. Insofern hab ich da die Polizei aus dem Spiel gelassen, obwohl das bei Unfällen mit Firmenwagen natürlich eigentlich unerlässlich wäre. Ich war umgehend sehr froh, dass die restliche Tour kaum noch einen Kilometer lang war. Nicht wegen meines Fahrgastes. Der gab immerhin sogar Trinkgeld, was in Anbetracht des Fahrtverlaufes schon beachtlich war. Nein, ich brauchte die abermalige Pause an der Halte! Ja, ich hatte sogar überlegt, heimzufahren. Denn auch wenn Unfälle nunmal vorkommen: Ich bin danach erst einmal eine Weile am Zittern, ganz ehrlich. Ich hab’s sonst nicht so mit Aufregung und Action, so ist es nunmal.

PS: Ich würde den Eintrag eigentlich gerne so stehen lassen. Ohne erhobenen Zeigefinger oder dergleichen. Kann ich aber nicht. Sicher: Die Geschichte jetzt war Pillepalle. Trotzdem: Wir alle machen Fehler. Zum einen muss ich natürlich zerknirscht zugeben, dass ich trotz meiner doch recht umfangreichen Fahrerfahrung dieses Mal zu nachlässig war. Und es würde mich freuen, wenn der oder die ein oder andere auch nochmal darüber nachdenkt, wie er/sie im Verkehr agiert. Zum anderen: „Die da“, ob jetzt Rad-, Auto- oder LKW-Fahrer, sind nicht in erster Linie Feinde! Und wenn mal was passiert zwischen Euch, dann denkt bitte ehrlich darüber nach, inwiefern Ihr selbst auch einen Teil zum Geschehen beigetragen habt. Versucht wenigstens, ehrlich zu sein. Und wenn es nur Euch selbst gegenüber ist.

Ich jedenfalls werde in den nächsten Monaten (und hoffenrlich auf Dauer) wieder noch mehr Aufmerksamkeit auf Radwege in entsprechender Umgebung legen. Und ich bin froh, dass ich das jetzt nicht mache, weil es Tote gab. Dann ist es nämlich zu spät.

(Und teilt das ruhig, ich kann kleine Shitstorms aushalten. 😉 )

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Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Die ganz anderen Kollegen

Die Tour war wie gemacht dafür, die letzte an diesem Abend zu sein. Kurz nach dem Tanken und Waschen stiegen mir zwei junge Kerle als Winker unweit des Alexanderplatzes zu und wollten in die Frankfurter Allee. Knapper Zehner Umsatz und auf gutem Weg Richtung Heimat, beziehungsweise Richtung Abstellplatz.

Wie wir auf’s Thema gekommen sind, weiß ich nicht, jedenfalls sind wir schnell bei ihrem Beruf gelandet. Es waren Kollegen im allerweitesten Sinne, sie waren Rikschafahrer. Mir ist natürlich sofort eine Leseranfrage vor Ewigkeiten in den Sinn gekommen, damals wurde ich gefragt, ob ich „Velotaxen“ als Konkurrenz sehen würde. Ich hab das damals verneint, wollte nun aber von den beiden natürlich gerne wissen, wie das aus ihrer Sicht den mit den Taxis ist.

Und es ist ziemlich genau so, wie ich vermutet hatte:

„Nee, das is‘ ja, wir erbringen ja eine ganz andere Dienstleistung. Bei uns is‘ ja quasi vor allem Stadtführung ein Thema, da geht’s ja zum Beispiel gar nicht drum, schnell zu sein.“

Viel eher als Konkurrenz würden sie die Touristenbusse sehen, aber die Taxen ganz sicher nicht.

Ansonsten war es recht interessant. Ich hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass die Geräte, auf denen sich die Jungs und Mädels abstrampeln, preislich durchaus zumindest mal mit meinem Auto mithalten können. Dementsprechend sind die Touren auch nicht wirklich günstig. Die Fahrt, für die ich ihnen 9,80 € in Rechnung stellte, taxierten die beiden auf ungefähr 20 bis 25 € in ihrem Business.

„Aber hey, wir arbeiten schließlich auch körperlich!“,

wussten die beiden schnell rechtfertigend einzuwerfen. Was ohnehin klar ist. Außerdem brauchen sie länger, das kostet natürlich mehr Arbeitszeit, ist ja klar.

Wenn ich den beiden glauben darf, dann ist das ein zwar hartes, aber durchaus auch interessantes Geschäft. Und ich hab endlich eine Zahl: Auf „bis zu 150“ schätzten die beiden die Kollegenschaft. Noch ein Grund für mich, bei ihnen keine Konkurrenz zu befürchten. Das war ohnehin das Entscheidende, was ich am Ende mitgenommen habe aus dem Gespräch: Es gibt in Berlin sehr sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten, von A nach B zu kommen. Zu guter Letzt haben alle Angebote eine Daseinsberechtigung und ihre Kundschaft, eine wirklich bedrohliche Konkurrenz untereinander existiert aber wohl eher selten. Da sind wir Taxifahrer untereinander uns wohl die schlimmsten Feinde …