Journalist, was soll das werden?

Der Tagesspiegel hatte gestern ein besonderes Schmankerl auf seiner Online-Präsenz zu bieten. Unter dem schönen Titel „Kutscher, was soll das werden?“ (Nebentitel „Desorientierte Taxifahrer in Berlin“) echauffiert sich eine offensichtlich gerne anonym bleiben wollende Journalistin* über eine Taxifahrerin, der das Fahrtziel nichts sagte und die daraufhin ein Navigationssystem zu Hilfe nahm. Die Route des Navis war dank Stau und Baustellen wohl alles andere als optimal. So weit, so ärgerlich natürlich.

Ein bisschen kurios würde ich das nennen, was dann folgt. Um es zusammenzufassen: Die Journalistin ärgert sich darüber, dass wir Taxifahrer immer weniger wüssten und dass wir das doch eigentlich gerade jetzt anders halten müssten, wo doch unser Beruf dank Car-Sharing usw. ohnehin immer mehr in die Ecke gedrängt würde.

Die Grundthese finde ich eigentlich ganz ok. Natürlich – das hab ich zum Anlass diverser „Taxitests“ ja auch immer wieder gesagt – steigt und fällt die Qualität einer Taxifahrt mit dem Fahrer. Ortskenntnis, Professionalität, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft – all das macht den Unterschied zwischen einer fantastischen und einer grottigen Taxifahrt aus. Weit mehr als das die Automarke z.B. vermag. Wieso man aber am Punkt der Nutzung eines Navigationssystems ansetzen muss, verschließt sich mir.

Ich bin auch froh um jede Tour, bei der ich das Navi nicht brauche, hier und da schalte ich es aber sogar dann mal ein. Das Drama fängt schon damit an, dass auch die werte Journalistin als Kundin im Taxi das Recht hat, den Weg zu bestimmen. Von diesem Recht Gebrauch gemacht hat sie offensichtlich nicht. Und tut sie das nicht, ist ihre Fahrerin schon gesetzlich an den kürzesten Weg gebunden. Gerade für solche Fälle sind Navis super! Man kennt die Adresse nicht wirklich, weiß nicht, ob man da von hinten oder vorne besser rankommt. Dafür gibt es die Teile. Pi mal Daumen nach Weißensee wäre die Fahrerin ziemlich sicher auch so gekommen. Natürlich wäre der Optimalfall gewesen, dass sie sich besser ausgekannt hätte und schnell noch eingeworfen hätte:

„Die Hauptstraße wäre zwar kürzer, aber wegen der Baustellen ist es hinten rum schneller. Kostet halt 80 Cent mehr.“

Ist toll, sowas – so wünsche ich mir meine Fahrten auch immer.

Aber genauso würde ich mir von Journalisten auch immer die Recherche wünschen, die ganz offensichtlich wie bei uns die Ortskenntnis eines der Hauptqualitätsmerkmale ist. Dadurch, dass ich im Taxigewerbe inzwischen einiges an Wissen gesammelt hab, schüttele ich immer wieder den Kopf und frage mich, wieso die Journalisten so ein einfaches Thema so grottenfalsch wiedergeben. Dabei sind die Fehler oft verzeihlich. Haben sie doch enormen Zeitdruck, werden schlecht bezahlt und haben einfach nicht die Möglichkeit, sich wegen eines Artikels übers Taxifahren in die Materie richtig tief einzuarbeiten.

Nun, das ist mit der Ortskenntnis aber nicht anders. Berlin hat eine Fläche von 891 km². Auf dieser Fläche liegen unzählige vermeintlich wichtige Punkte. Weit mehr, als sie ein Mensch erfassen, geschweige denn abspeichern könnte. Zumal sich vieles permanent ändert. Straßennamen vielleicht nicht so oft, bei Club- und Hotelnamen ist die Fluktuation aber beispielsweise legendär. Ich neige jetzt auch dazu, zu sagen:

„Naja, aber hallo: Weißensee, die Hauptstraßen … von Friedrichshain aus? Das sollte man aber doch wissen …“

Während das aber für die werte Journalistin vielleicht der Nabel der Welt ist, so könnte die besagte Taxifahrerin ihr hauptsächliches Arbeitsgebiet in Zehlendorf haben. Das wäre dann zwanzig Kilometer entfernt.

Ich war vor ein paar Stunden mal wieder in Spandau. Das ist – manche Berliner wird’s überraschen – noch Berlin. Den gesamten Bezirk sehe ich inzwischen allerhöchstens zweimal jährlich. Als Taxifahrer, bei dem das zum Pflichtfahrgebiet gehört …
Wenn wir jetzt noch vom „normalen“ Fahrer ausgehen, der diesen Job Vollzeit macht, sagen wir 55 Stunden die Woche – dann kommt der vielleicht in derselben Zeit viermal nach Spandau. (Oder, wenn er eher im Westen unterwegs ist nach Treptow-Köpenick)
Spandau hat aber 100 km², sicher 1000 Straßen und wahrscheinlich 300 bis 500 für eventuelle Kundschaft interessante Adressen.

Wann, so meine Frage an die Journalistin, sollen wir uns die Ortskunde dafür aneignen?

Ich denke, ich spreche für alle halbwegs an ihrem Job interessierte Kollegen, dass wir uns bemühen, unsere Arbeit gut zu machen. Aber ebenso wie man als Journalist heute wohl kaum noch umhinkommt, wenigstens ein Handy zu benutzen, eine eMail-Adresse zu haben oder mal in der Wikipedia was nachzusehen, haben auch wir nicht immer alles ohne Hilfsmittel im Blick. Und Taxifahren besteht ebensowenig daraus, einfach alle Straßen in Weißensee zu kennen, wie Journalismus nur daraus besteht, 26 Buchstaben halbwegs sinnvoll aneinanderzureihen.

Das Bundeskanzleramt – eines der Beispiele im Text – hab ich ehrlich gesagt noch nie anfahren müssen. Da weiß ich, wo es liegt. Immerhin. Bei der ein oder anderen Botschaft muss ich schon passen. Und sonderlich unwichtig würde ich diese Adressen nicht nennen. Aber hey, ich kenn die Preise von einigen Bordellen, ich kenne vielleicht einen guten Club für elektronische Musik in ihrer Nähe, weiß, dass in Marzahn diese oder jene Straße gesperrt ist, kann von mir zu Hause bis zum Sitz ihrer Zeitung alle Straßennamen und Richtungswechsel runterbeten, kann betrunkene Kerle zum Benehmen ermahnen, trauernde Frauen trösten. Ich kann den Fahrpreis im Vorfeld auf vielleicht einen Euro genau im Kopf ausrechnen, kenne alle 95 Stadtteile und tausende von Straßen. Das alles gerade mal fünf Jahre, nachdem ich nach Berlin gezogen bin und zum Vorzugspreis von lumpigen acht Euro pro Stunde, wenn’s mal ein halbwegs guter Tag ist.

Zu ihrer Adresse, sehr geehrte namenlose Journalistin, würde ich aber vermutlich das Navi anschalten. Denn wer weiß, was morgen in der Zeitung steht, wenn ich mich ausgerechnet in Weißensee vertun sollte und der Fahrpreis etwas zu hoch ausfällt …

*Ist nicht böse gemeint, aber ich hab den Namen zwischen all der Werbung und dem sonstigen Gedöns auf der Seite nicht gefunden.

Nachtrag: Inzwischen hat die Autorin einen Namen. Das war zum Zeitpunkt des Entstehens meines Artikels definitiv nicht der Fall.

Nachtrag 2: Bernd ist in seinem Taxiblog auch noch eine bissige Bemerkung zum Thema losgeworden.

 

PS: Danke an die vielen Hinweisgeber!

Hektik

Hektik ist eine schlimme Sache in meinem Job. Insbesondere, wenn man ihn so ausübt wie ich: ohne Hektik.

Ich hab vor Ewigkeiten mal hier und da damit geprahlt, dass ich dank meines Jobs als Taxifahrer seit wasweißichwielang nicht mehr auf eine Bahn gerannt bin. Und das ist gut so. Aber manchmal haben es dann eben die Fahrgäste eilig.

Und da gibt es haufenweise Meinungen aus dem Gewerbe zu. Glücklicherweise geht der Tenor da in meine Richtung: Wir können nicht alles richten und unser Führerschein ist zweifelsohne mehr wert als ein lausiges Trinkgeld. Und selbst wenn lausig im ein oder anderen Fall mal in den zwei- oder (soll es alles schon gegeben haben) dreistelligen Bereich geht.

Dass Taxifahrer wie die Irren durch die Gegend heizen ist ein gängiges Klischee. Und wie immer gibt es natürlich auch hier Leute, die dies bestätigen. Das müssen nicht einmal die schlimmsten sein, ich kenne sogar nette Kollegen, die schon mehrmals eine „Auszeit“ vom Job nehmen mussten, weil sie wirklich schnell unterwegs waren.
Aber wie bei vielen irrationalen Verhaltensmustern von Taxen auf der Straße ist das mitunter auch den Kunden geschuldet. Das soll keine Rechtfertigung für mieses Verhalten sein, aber ja: Manchmal springen Kunden auf die Straße um uns anzuhalten und manchmal wollen sie „nach links“, wir setzen den Blinker und dann wird nach rechts gezeigt. Hatte ich alles auch schon und es ist manchmal wirklich schwer für uns, da die Kundenzufriedenheit und die Verkehrssicherheit unter einen Hut zu bringen. Letztere sollte immer im Vordergrund stehen, das ist klar – aber natürlich hab auch ich mich da schon mal falsch entschieden.

Ganz so wild war es bei der Tour nicht. Ich war bereits fast am Ostbahnhof, hab zumindest keine Winker mehr erwartet. Aber an einer Ampel stieg mir dann doch eine junge Frau zu und wollte nach Tegel. Na holla! Lockere 20 bis 25 €, das ist von der Straße weg Luftsprünge wert. Obwohl sie keinen Flieger erwischen musste, sondern nur wen abholen, war es natürlich dennoch eilig. Na klar …
Um 22 Uhr sollten wir da sein, aufgesammelt hab ich sie um 21.43 Uhr am Franz-Mehring-Platz. Dass das nix wird, hab ich ihr gesagt, aber es war ja auch klar, dass mit Landung, Gepäcksuche und Auschecken noch ein paar Minuten mehr übrig bleiben würden.

Wir haben verschiedene Routen diskutiert, sie war selbst passionierte Autofahrerin. Was schon mal schön war. Viele haben da sehr unrealistische Ideen …

Wir einigten uns auf die Linden und einen späteren Stich in den Norden, dann aber war natürlich dort Stau. Also Ausweg über die Friedrichstraße, letztlich folgten wir der Müller- bis zur Seestraße. Was für ein dusseliger Umweg! Aber vermutlich die schnellste Möglichkeit. Gibt ja doch mehrere Kenngrößen im Taxigeschäft – ich orientiere mich normalerweise halt eher am kürzesten und damit preiswertesten Weg. Da haben Tagfahrer natürlich ganz andere Gedanken, das weiß ich.

Durch das viele Hin und Her, teilweise mismutigste Ampelschaltungen und meiner Weigerung, in der Stadt schneller als 70 zu fahren, kamen wir tatsächlich erst um 22.10 Uhr an. Sollte gereicht haben. Mitbekommen habe ich es nicht mehr. Meine Kundin war so sehr in Eile, sie hat mir für die 25,40 € einfach 30 gereicht und „Stimmt so!“ gerufen, bevor sie rausgerannt ist.

Für den Preis hätte ich noch eine ganze Weile warten können und sie günstiger als die anderen Kollegen (kein Einstiegspreis, keine teureren ersten 7 km) heimbringen können. Aber um das zu sagen, hätte ich ja erst einmal die Zeit haben müssen.

Ihr merkt schon: Hektik ist nicht gut, ehrlich nicht …

Wochenendauftakt

So, dem ein oder anderen hab ich es schon mitgeteilt: Arbeitsreiches Wochenende ist angesagt!

Ich hab sturmfrei, was immer noch irgendwie kindischen Übermut bei mir hervorruft, sich aber nach spätestens zwei Tagen in besonders eindrucksvolle Langeweile umwandeln wird. Ich kenn das ja. Deswegen hab ich mir auch kein Party- und Flauschweekend verordnet, sondern Arbeit. Nicht nur im Taxi, eher mehr sogar beim Schreiben. Nicht nur hier, vor allem auch am Buch – ihr kennt das ja, ich tanze ja auf vielen Parties gleichzeitig.
Motiviert bin ich bis in die Haarspitzen, dummerweise liegt hier für GNIT kaum noch verwertbares Zeug rum. Ich hab um Ostern viel freigemacht, weil die Umsätze maximal bis zum Kellerfenster gereicht haben. Also muss ich erst einmal wieder auf die Straße, damit ich irgendwas zu berichten hab – logisch, ne?

Aber ganz ohne Unterhaltung will ich Euch heute auch nicht sitzen lassen. Bei Facebook (Hey, GNIT hat bald 500 Likes! 🙂 ) hab ich heute morgen schon die aktuelle Taxigeschichte von Aro verlinkt. Also wenn es nur ums Bloggen gehen würde, wäre das ja dieses Wochenende meine Traumkundschaft. Ansonsten darf es ruhig etwas weniger anstrengend werden …

Auch nur für die nicht bei FB am Ball bleibenden neu sein wird dieses Video, ein in meinen Augen echt schon ein bisschen zu weit gehender Scherz. Aber auf der anderen Seite hab ich auch gelacht, muss ich ja zugeben:

(gefunden via cartoonland.de)

Dann noch was in eigener Sache: Ich hab Stress mit meinen Zusatzakkus. Ziemlich. Ich hab keine Ahnung, weswegen, ich hab ein wenig die Befürchtung, echte Montagsmodelle erwischt zu haben. 🙁
Jedenfalls ist ohne die Zusatzakkus für mich derzeit GPS, bzw. MyTaxi, in unerreichbare Ferne gerückt. Mein Handy – welches ich wirklich baldestmöglich mal durch ein neues ersetzen will – hält mit GPS wirklich gerade einmal zwei Stunden durch. Muss die Woche wohl erstmal ausbleiben, ich bin noch am Überlegen, wie ich das alles auf den Plan kriege. Ob jetzt mit neuen Akkus, neuer Verkabelung, neuem Handy.

Ihr wisst ja, wie das ist: am Ende mangelt es vor allem am nötigen Kleingeld. Muss wohl doch mehr Bücher verkaufen … 😉

Wie dem auch sei, ich wünsche schon mal all jenen einen guten Start ins Wochenende, bei denen es bevorsteht. Ich arrangiere mich irgendwie mit meinem.

Erste Hilfe

ist grundsätzlich erstmal kein schönes Thema. Schließlich bedarf irgendwer dieser Hilfe und ist in dem Moment dann zweifelsohne in einer nicht so sonderlich schönen Situation.

Ich hab den Aufruf von Paul im Blog „Alltag im Rettungsdienst“ schon vor ein paar Tagen wahrgenommen, mich aber auch zunächst gedrückt. Paul hat mich nochmal persönlich angefragt und irgendwie ist mir dann klargeworden, dass mein Wegschauen ja auch irgendwie wieder symptomatisch für die ganze Problematik mit der ersten Hilfe ist. Ich zähle auch zu den vielen Leuten, die sich immer Sorgen machen, wenn es um erste Hilfe geht.

Und wenn ich ehrlich sein soll: nicht einmal vernünftige Sorgen. Ich weiß, dass im Notfall jede Hilfe besser als keine ist, aber ich mache mich auch ungern zum Löffel und hasse es, im Mittelpunkt zu stehen. Das ist im Reallife definitiv anders als beim Bloggen.

Und bislang hatte ich Glück. Noch kein Mensch in meiner Umgebung war jemals so hinüber, dass ein aktives Eingreifen vonnöten gewesen wäre, und der eine wirklich bedenkliche Fall inklusive Ohnmacht ist eine Geschichte, deren Schilderung eine Erlaubnis des Schwobs voraussetzt – wäre dann aber auch eher was für Sashs Blog … obwohl, gar nicht wahr. Ein Taxi kam da auch vor. 🙂

Naja, ich bin jedenfalls schon beruflich als Taxifahrer – noch dazu nachts – trotzdem in einer Situation, in der jederzeit hilflose Personen auftauchen können. Und ich kenne mich gut genug um zu wissen, dass ich im Ernstfall meine Zweifel, Skrupel und Ängste ablegen kann. Immerhin gab es schon einige Situationen, in denen ich zumindest mal die Kollegen von Paul um Hilfe ersuchen musste. In drei Fällen hatte das mit der üblichen Alkoholopfer-Problematik zu tun, bei der es ja durchaus mal zwischen Taxifahrern und Sanitätern Streit drum gibt, wer nun zuständig ist.

Der erste Fall, noch ganz aus der Frühzeit des Blogs, war Mark X., den ich auf der Warschauer Brücke in ziemlich leblosem Zustand gefunden habe, der sich am Ende sogar von den Cops hat heimfahren lassen.

Auf Wunsch der Fahrgäste (und in dem Fall wahrscheinlich wirklich unnötig) hab ich bei dieser Tour zum Telefon gegriffen.

Etwas unergiebig war mein Anruf beim Rettungsdienst, als der Typ mit der Jacke am Ostbahnhof rumlag. Aber gut, er hat es ja wohl wirklich auch so geschafft …

Wirklich hilfsbedürftig war natürlich ganz klar Hans Baecker, dieser Fahrt habe ich ja insgesamt ganze 8 Teileinträge gewidmet. Hier die Links zu den Texten (man kann natürlich auch alleine vom ersten durchblättern): 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8.
Die Fahrt hat mich damals echt mitgenommen und ich hoffe wirklich, dass es Hans Baecker inzwischen zumindest den Umständen entsprechend gut geht.

Privat war meine letzte Konfrontation mit hilfsbedürftigen Personen der saftenden Rentner vor meinem Hauseingang.

Was die bescheidene Sammlung auf jeden Fall zeigt, ist, dass es immer mal wieder vonnöten sein kann zu helfen. Paul hat bei seinem Aufruf ganz explizit gesagt, es geht nicht nur um spannende Reanimationsgeschichten, sondern darum zu zeigen, dass jeder hier und da mal Hilfe leisten kann / muss / sollte. Dass man keine Angst davor haben muss und dass jeder das irgendwie kann.

Ich würde mich freuen, wenn ihr die Geschichten bei „Alltag im Rettungsdienst“ mitverfolgt, ggf. selbst welche einsendet. Letzteres hab ich nicht getan, aber da ich vermute, Paul liest hier noch mit, erlaube ich hiermit die Übernahme dieses und jedes erwähnten Textes, falls einer davon besonders gut passen sollte. Weil es so viele Links waren, hier nochmal deutlich:

Alltag im Rettungsdienst – Aufruf…

Von lauen Sommernächten

Auf die erste dieser Sommernächte werden wir dieses Jahr vermutlich noch etwas warten müssen. Aber mit dem Wegtauen des Schnees und länger andauernden Abendsonne (vorerst natürlich vor allem durchs Uhrzeit-Cheaten) kommen doch so langsam wieder versöhnliche Gefühle bezüglich des Wetters auf.

Und ebenso wie ich mich natürlich prinzipiell doch recht gut vor der Kälte im Auto verstecken kann, bietet mein Job ja auch die Möglichkeit, mich darüber zu freuen, wenn es wieder angenehmer wird. Schade nur, dass Berlin so ein Sündenpfuhl in Sachen Lichtverschmutzung ist – zumindest ich hätte auch mal wieder Freude an einem nennenswerten Sternenhimmel. Es gibt sie also doch noch, die Dinge, um die ich die Kollegen in ländlichen Gebieten beneide. Sonst weiß ich es ja zu schätzen, dass hier in der Stadt immer was los ist.

Aber ich muss ehrlich sein: Ich hätte auch gedacht, ich könnte das alles mehr genießen.

Nicht, dass ich unzufrieden wäre – aber ich hatte mir ja auch eher ausgemalt, hier und dort mal auszusteigen, Fotos zu machen, auch mir einfach mal was anzuschauen, wenn ich gerade zufällig in der Nähe bin. Stattdessen hangele ich mich dann doch lieber an den Straßen entlang, an denen ich Kundschaft vermute. Und Pause ist dann doch eher am Stand. Und da warten Bücher, Kollegen, die Twitter-Timeline, diese Geschichten halt. Ich hab ein Buch über meine Arbeitsunlust geschrieben – aber wenn ich auf der Straße bin, scheine ich erschreckend effizient zu arbeiten. Manchmal überrasche ich mich selbst.

Wer weiß, vielleicht lässt ja auch das mal nach. 🙂

Diese Gedanken haben mich jetzt ehrlich gesagt nur umgetrieben, weil ein – zugegeben nicht mehr ganz nüchterner – Fahrgast derletzt zu folgendem Logikspagat ansetzte:

„Boah, ich könnte hier nie so wie Du die ganze Nacht in der Kälte sitzen. Aber immerhin haste es im Auto schön warm.“

Über meinen Umgang mit dem Thema sollte ich mir also erstmal keine Sorgen machen, das gibt es wohl öfter mal. 😉

„How I’m fuckin‘ you …“

Ich hab’s ja erst vorgestern Abend bei Twitter thematisiert:

„Wir Taxifahrer haben ja alle unsere Macken. Ich lenke halt gerne mit den Knien und spiele nebenbei Luftgitarre zu Master of Puppets.“

Gute Musik ist ein Muss unterwegs. Wenn Fahrgäste im Auto sind, ist mir das scheißegal. Die können – ganz im Ernst! – Volksmusik auf Anschlag hören. Für zehn Minuten bin ich (nicht nur als Taxifahrer) auch gerne mal der gute Freund, der einem fast alles durchgehen lässt. Und wenn sich’s positiv auf’s Trinkgeld auswirkt: umso besser!
Aber wenn ich alleine im Auto sitze, kann es schon passieren, dass man mich auch mal schon hört, bevor ich um die Ecke gefahren komme. Auch wenn man im Straßenverkehr sicher immer Vorsicht walten lassen sollte – mir hilft es gerade in Puncto Konzentration ungemein, hier und da mal wieder mittels Musik die geistige Reset-Taste zu drücken und mich auch mal vom Beat durch die Stadt treiben zu lassen, während ich die Gehsteige nach Kunden absuche.

Und der „Beat“ kann durchaus verschiedenstes sein. Musikalisch bin ich zwar recht eindeutig Kind des letzten Jahrhunderts, aber ob ich mich nun durch die amüsante Wortakrobatik von Fettes Brot wachhalte, durch die wohldurchdachten Gitarrenarrangements von Pink Floyd ein bisschen durch die dunklen Straßen cheate oder mit dem zauberhaften Gedresche von Dritte Wahl mal wieder den Kopf von all den Bitte-Danke-Alles-gut-Plattitüden freispüle – das ist Frage der aktuellen Stimmung und ändert sich gerne mal binnen Minuten.

Da mein Auto nur CD’s schluckt und mein PC gleichsam ausgerechnet alle CD-Brenner schrottet, bin ich auch mal auf meine Plattensammlung angewiesen und nehme in letzter Zeit vermehrt Original-Alben mit auf Tour. Deswegen auch der obige Tweet. Obgleich ich sie jahrelang nicht gehört habe, habe ich mich zum Wochenende entschlossen, mal wieder die S&M von Metallica in den Player zu packen.

Natürlich fahre ich meistens nicht ohne die Hände am Steuer – aber so ganz aus der Luft gegriffen war der Tweet dann auch nicht … 🙂

Die S&M ist zweifelsohne nicht die beste Platte von Metallica, aber die ersten 20 Minuten der ersten CD ziehen meine Laune dermaßen nach oben, das wird nur noch überboten von ein paar Liedern von The reel big Fish – vorausgesetzt, die Sonne scheint mal wieder.

Aber was laber ich hier eigentlich rum? Hier der erste Teil von S&M, „Master of Puppets“ beginnt ungefähr bei 12:40 min.

Ich weiß, Metal ist nicht jedermanns Geschmack. Da brauchen wir nicht drüber diskutieren, schließlich lebe ich ja auch als unbelehrbarer Kostverächter in DER Electronic-Music-City schlichthin. Erstaunlich Mainstream-konform finde ich o.g. Titel aber definitiv eines der besten (Thrash-)Metal-Stücke überhaupt und denke, man kann gerade aufgrund Desinteresse am Genre deswegen mal reinhören.

Gleichermaßen freue ich mich natürlich über Lieblingsstücke von Euch. Vielleicht hat ja irgendwer endlich mal ein geiles Äquivalent zu dem Typen, der anno 1999 in Stuttgart mal live Saxophon zu einem von mir eigentlich nur wenig geschätzten Elektro-Beat aus der Dose gespielt hat. War dennoch einer meiner geilsten Abende meines Lebens und mangels Infos weiß ich nicht einmal, ob es zu dem Sound eine Musikrichtung gibt. 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Guter Schichtanfang

(der von der nachfolgenden Schicht völlig konterkariert wurde, was uns jetzt aber nicht stören soll)

Hart genug, dass mein Wecker gestern bereits auf 15 Uhr gestellt war. Ich wollte pünktlich im Büro sein. Zum einen mal wieder ein bisschen Geld loswerden, zum anderen hoffentlich endgültig die Computerprobleme lösen. Dann aber schmiss mich ein nicht näher nachvollziehbarer Drang nach Licht bereits gegen 14 Uhr aus dem Bett. Uff! Ich hab mir Mühe gegeben, meine guten Vorsätze für den neuen Monat einzuhalten und bin pünktlich mit dem Klingeln meines Weckers aus dem Haus ge-, ähm … rannt! Mindestens. 😉

OK, ich will ehrlich sein: Ich hab mich ganz gemächlich rausgeschleppt, weil ich selbst noch völlig verzückt war von meiner Entscheidungsfreudigkeit.

Die Computer erwiesen sich vorerst mal als nur begrenzt zickig, was mich in die kuriose Lage brachte, in der Folge tatsächlich einmal zu früh am Abstellplatz des Autos zu landen. Mein Tagfahrer kam aber gleich nach ein paar Minuten. Da ich ausgerechnet den Kollegen, mit dem ich gewissermaßen am engsten zusammenarbeite, ja am wenigsten sehe, haben wir uns erstmal ein wenig verquatscht. Über die Umsätze auf der Straße, die alten und neuen Macken der 1925, was einen halt so umtreibt als Taxifahrer.

Mit ihm sind das glücklicherweise dennoch nicht diese ganz besonderen „Kollegengespräche„.

Er packte langsam sein Zeug, kümmerte sich um den Papierkram – und ich richtete mich im Auto ein. Anschließend beschloss ich, noch auf eine Kippe mit ihm weiterzuquasseln. Wenn schon, denn schon. Gute Entscheidung!

Drei Minuten später standen nämlich zwei Jungs am Auto.

„Sacht mal, macht ihr grad Schichtwechsel oder so?“

„Janz jenau.“

„Können wir dann vielleicht gleich … also mitfahren?“

„Klaro. Muss mich kurz am Taxameter anmelden, dann geht’s los!“

War keine lange Tour. Aber die unerwarteten – und damit wortwörtlich die ohne Wartezeit – sind am Ende dann halt doch die besten. 🙂