Computerprobleme

„Chef 1 zeigt Chef 2 das Buch, das ich geschrieben habe, während ich die Computerprobleme im Büro löse. Preisfrage: Wer fährt in diesem Unternehmen Taxi?“

Das fand ich eine schöne Formulierung für eine Situation gestern bei meinen Chefs, wäre auch fast so bei Twitter gelandet. Ist sie nicht, weil ich zu beschäftigt war. Und später ist mir der Wortlaut nicht mehr eingefallen.

Inzwischen haben sie es ja doch geschafft, nicht mehr einfach meine Chefs zu sein. Mit der ganzen Homepage-Geschichte und dem Bloggen bin ich ja gerade schon geschäftlich irgendwie mittendrin im Unternehmen, vor allem aber sind wir menschlich schon lange auf Augenhöhe. So gesehen war es nicht unbedingt verwunderlich, dass sie mich angefragt hatten, als letzte Woche ein – auch für meine Verhältnisse – eher unorthodoxes „Computerproblem“ auftrat. Hatte viel mit Netzwerken und mir völlig fremder Hardware zu tun, ich will da auch gar nicht ins Detail gehen. Mir blieb am Telefon auch nur eine Antwort übrig:

„Ich hab zwar keine Ahnung davon, aber ich kann’s versuchen.“

Und so sah’s dann aus. 3 Stunden lang hab ich Kämpfe gefochten mit einem mir unbekannten Betriebssystem, schlecht strukturierten Bedienungsanleitungen, verschollenen Zugangsdaten und mir völlig unbekannten technischen Parametern. Als Lösungsansätze hatte ich logisches Denken, gepaart mit dem Glauben an „Trial and Error“ anzubieten, das war’s eigentlich schon. Hat glücklicherweise geklappt, nicht ganz ohne Beteiligung meines ganz privaten technischen Supports in Form von Ozie. 🙂

Neben der vorherrschenden Planlosigkeit hab ich aber wirklich hart an der Fehlerfindung gearbeitet und mir einmal mehr geschworen, derartige Freundschaftsdienste künftig nur noch in Raucherhaushalten anzubieten. Am Ende – einiges ist noch offen, die Lösung aber absehbar – war ich wirklich dankbar dafür, dass erstmal Feierabend angesagt war. Noch besser fand ich, dass ich gefragt wurde, ob ich damit einverstanden wäre, wenn sie mir den Gegenwert einer durchschnittlichen Schicht dafür auf die Lohnabrechnung diesen Monat packen würden.

In diesem Moment die Finanzen einsehen zu können, war so einfach auch nicht – also hab ich meine eigene bei Google hinterlegte Abrechnung zur Bestimmung der durchschnittlichen Schicht herangezogen. Organisiert sein kann ich ja. Zumindest online. 🙂

Da ich das ursprünglich tatsächlich als Freundschaftsdienst angesehen hatte, hab ich auch noch kurz zu meinen Ungunsten darauf aufmerksam gemacht, dass mein durchschnittlicher Umsatz nicht wirklich meinem durchschnittlichen Verdienst entspricht, das Spiel mit dem Andere-nicht-ausnutzen ist ja durchaus ein gegenseitiges. Nun hätte endgültig Schluss sein können an diesem eigentlich freien Tag und die meisten anderen raten in so einem Fall ja zur möglichst schnellen räumlichen Distanz zwischen Chef und Angestellten. Aber:

„Willste noch was essen? Ich lad Dich ein.“

Das war fast so gut wie die Frage nach Bezahlung. 🙂

Also folgte der ganzen Chose noch ein etwa einstündiger Aufenthalt beim Inder ums Eck, wo wir nebenbei auch noch ein paar schwierige Themen wie Rassismus im Taxigewerbe und dergleichen angesprochen haben.

Es passiert echt viel Scheiße da draußen im Gewerbe, im Niedriglohnsektor und selbst allgemein in der Arbeitswelt. Überall gibt’s Druck und Stress und alle rennen wir nur durch die Gegend um immer möglichst viel rauszuholen für uns selbst und die anderen werden dabei (gewollt oder einfach notwendigerweise) zur Seite geschubst. Das muss echt nicht sein!
Die Welt ist zwar nicht rosarot und zu meinem Leben gehört oft auch eine Menge (Selbst-)Ausbeutung, keine Frage. Um das tatsächlich loszuwerden, muss in dieser Gesellschaft ein bisschen mehr passieren. Wie man aber mit seinen Mitmenschen umgeht, hat man selbst in der Hand. Und ich umgebe mich gerne mit Leuten, die es wie meine Chefs halten.


PS: Auch wenn ihr inzwischen alle wisst, für wen ich arbeite: Das hier ist mitnichten Werbung. Ich möchte bloß mal ein Bisschen erzählen, wie es so abseits des Taxis gerade aussieht in meinem Job.

PPS: Hab nachgefragt: Der 1925 geht es soweit gut, nur die Teile müssen erst geliefert werden. Wahrscheinlich ist zu meiner Donnerstagsschicht alles schon geklärt. 🙂

18 Kommentare bis “Computerprobleme”

  1. Nicolas sagt:

    Da fehlt ein Doppelpunkt bei der Webadresse vom Taxihaus!

  2. Sash sagt:

    @Nicolas:
    Nee, viel schlimmer: das http-Gedöns war doppelt eingegeben. Ist jetzt aber korrigiert, danke! 🙂

  3. Wahlberliner sagt:

    @Sash: Bei solchen Situationen darfst Du auch gerne an mich verweisen (bitte an die E-Mail-Adresse, von der ich Dir neulich mal geschrieben habe, nicht die, die ich hier im Blog anonymerweise benutze). Mein Lösungsansatz im Umgang mit der „Niedriglohngesellschaft“ ist nämlich eine Selbständigkeit in genau diesem Bereich, und zwar auch gezielt darauf zugeschneidert, den Menschen zur Selbsthilfe zu verhelfen, d.h. nicht nur einfach Probleme zu lösen, sondern auch – so das denn gewünscht ist – das nötige Wissen zu vermitteln, um sich künftig bei solchen Problemen selbst zu helfen.

    Leider ist diese Lösung momentan jedoch noch in einem Versuchsstadium, da ich Probleme mit fast jeglicher Art von „Aquise“ habe, und ebenso mit der dafür zwingend notwendigen Gewinnerzielungsabsicht – während ich doch eigentlich einfach nur ohne Mangel von meiner Arbeit leben können möchte. Um mehr zu wollen/machen/an Gewissenskonflikten auf mich zu nehmen ist Geld einfach nicht wichtig genug, das sehe ich genauso wie Du.
    Aus diesem Grund bin ich Mundpropaganda gegenüber nicht abgeneigt, um nicht zu sagen, darauf angewiesen 🙂
    Und auch in Nichtraucherhaushalten lässt es sich eine Zeit lang aushalten – wenn nicht kann man ja nach 2 Stunden oder so auch mal kurz für ein paar Minuten rausgehen.

    PS: War war’s denn, das Computerproblem? Die Details interessieren mich ja schon etwas….Und ich wundere mich auch ein Wenig, dass Du bei den Hilfen zur Problemlösung nicht das allerwichtigste, nämlich den nahezu unerschöpflichen Pool an Webseiten, wo zig(tausende) Leute wahrscheinlich schonmal genau dasselbe Problem (oder dessen Teilprobleme, falls es nicht nur eins ist, obwohl es zunächst so aussehen mag) ebenso hatten, und wo eigentlich fast immer eine Lösung zu finden ist, auf die eine oder andere Weise.

  4. elder taxidriver sagt:

    In den Computerkonsolen der Firma Hughes Aircraft waren in den 60er Jahren immer Aschenbecher mit eingebaut..

  5. Stefan sagt:

    Ja Details würden mich auch interessieren, vor allem bezüglich des unbekannten Betriebssystems?

  6. Wahlberliner sagt:

    @Stefan: Da nehme ich ja fast an, dass er Windows meint (oder eine bestimmte Windows-Version)… 😉

  7. Aro sagt:

    …und danach in den Eisenbahner?

  8. Sash sagt:

    @Wahlberliner:
    Ich werd’s im Hinterkopf behalten, allerdings bist Du auch nicht der einzige, den ich kenne, der in dem Bereich gerne Aufträge hätte … versprechen kann ich da nix. Was das Betriebssystem angeht, hattest Du recht, mehr will ich aber wirklich nicht sagen.

    @elder taxidriver:
    Ja, leider. Skandal! 😉

    @Stefan:
    Windows 7. 🙂
    Seit XP bin ich bei Microsoft nicht mehr up to date.

    @Aro:
    Ja nee, is klar …
    Nicht.

  9. Krüml sagt:

    Inder um die Ecke? Wenn ich mich recht erinnere war dein Taxihaus das bei mir um die Ecke, also der Inder gegenüber vom Bahnhof Schöneweide. Njam, jetzt hab ich Hunger… 🙁

  10. Sash sagt:

    @Krüml:
    Da gibt’s sogar zwei Inder. 🙂

  11. Lyra sagt:

    Ich finde es immer wieder komisch, wie Leute, die Ahnung in einem Teilbereich haben. Plötzlich alles machen sollen, was mit PCs zu tun hat.
    Zum Vergleich: Wenn es statt um PCs, um Autos ginge, würden Mechaniker, Ingeniur, Fahrer,… alles in einem Topf geworfen werden.
    Ich studiere im Augeblick Angewandte Informatik und es ist nicht so dass ich gar keine Ahnung von der Hardware habe. Aber überragende Kenntnisse würde ich mir da nicht bescheinigen. Der einzige Unterschied ist, dass ich es einfach mit Try and Error versuchen werde in der Hoffnung, dass nichts schlimmes kaputt geht…. Wenn ich es mir jetzt aber von der anderen Seite anschaue, würde ich Sebastian Vettel nicht mein Auto (wenn ich denn eins hätte) reparieren lassen, sondern doch einen Fachmann holen.

  12. Wahlberliner sagt:

    @Lyra: Natürlich hast Du zu einem gewissen Grad recht, aber zugleich ist auch ein gewisses Grundlagenwissen nötig, was man braucht um derart zu verfahren. Wenn es darum geht, in ein Thema tiefer einzusteigen, bietet das www ja genügend Recherchemöglichkeiten. Daher sehe ich damit nicht unbedingt ein Problem. Bis zu einem gewissen Grad betrachte ich mich als „Jack of all trades“. Die Grenze ziehe ich dann, wenn es ans „Eingemachte“ von irgendwelcher Hardware geht, also alles was nicht mehr modular einfach mit einem Schraubenzieher ausgetauscht werden kann, und dann, wenn es an irgendwelchen Quellcode geht, der verändert werden müsste – da trifft dann der zweite Teil des Sprichworts zu: „Master of none“.

  13. El Nico sagt:

    Ja, man kennt das sehr gut. Ich halte mich für sehr versiert im Bereich Windows sowie Linux-Systemadministration, also sind gewisse Breitenkenntnisse durchaus vorhanden. Das ist auch mein Job, und da die Firma nicht so groß ist, bin ich 1st-, 2nd-, 3rd-Level-Support und Eskalations-Taskforce in Personalunion. Da kommen dann auch mediokomplizierte Word-Problematiken, für die es wirklich nur eine Google-Suchanfrage bräuchte, um sie zu lösen. Aber man ist ja auch ein wenig selbst schuld, wenn man die Leute an die Hilfe ge- und mithin verwöhnt.

    Aber, und da halte ich es mit Sash: Ich mach das trotzdem gerne, weil man es hier zu schätzen weiß. Man zeigt sich dankbar und fragt sich laut, was andere Firmen wohl ohne einen Nico machen. Insofern bin ich froh, auch die kleinen „Deppendienste“ erweisen zu können, denn als graue IT-Eminenz, die zum Ärger aller Angestellten jeden Dienstag um 15 Uhr die Systeme zur Wartung abklemmt, käme ich mir zwar mächtiger, aber irgendwie trotzdem blöd vor. (Nicht falsch verstehen: Ich weiß, dass das ab einer gewissen Infrastruktur-Größe notwendig ist, aber es tut keiner was, um den Angestellten zu vermitteln, wieso das eigentlich passiert.) Und mich würde kaum jemand mögen, wahrscheinlich nicht einmal zu Gesicht bekommen.

    Zigaretten bekommt man auch immer spendiert, und manchmal bringt man mir sogar einen Kaffee an den Schreibtisch.

    Wenn man auch nur ein halbwegs gutes Gespür dafür hat, sich seine verschiedenen Lebensumfelder nach dem eigenen Gusto auszusuchen, vielleicht dabei ein wenig kompromissbereit ist, aber nicht vor „dem System“ einknickt, dann finde ich, kann man ganz pauschal sagen: Nettsein lohnt sich für Alle, denn man ist größtenteils von Leuten umgeben, die denken, dass Nettsein sich für Alle lohnt.

  14. Sash sagt:

    @El Nico:
    Sehr schön ausgedrückt. Danke! 🙂

  15. Krüml sagt:

    @Sash: Ja, jetzt wo dus sagst xD Wir sind immer bei dem direkt neben der Sparkasse. Inzwischen auch so oft, dass man uns da schon kennt 😀 Den anderen haben wir noch nicht aufgesucht. Ist der auch gut?

  16. Sash sagt:

    @Krüml:
    Ich sag jetzt mal „geht so“. Ich hab kaum Vergleiche, aber das Essen war super-lecker. Für mich persönlich top. Einrichtung ist halt nur spärlich und so schnell kocht niemand frisch …
    Letztere sind für mich nicht unbedingt Kriterien, so lange alles in diesem Moment für mich passt – ich würd’s aber halt auch nicht bedenkenlos in den Himmel loben.

  17. […] sein. Zum einen mal wieder ein bisschen Geld loswerden, zum anderen hoffentlich endgültig die Computerprobleme lösen. Dann aber schmiss mich ein nicht näher nachvollziehbarer Drang nach Licht bereits gegen 14 […]

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