Ich habe mich – insbesondere zu Beginn meiner Arbeit als Taxifahrer – schon öfter ein wenig „geärgert“, dass Kunden manchmal keine Adresse als Fahrtziel angeben können. Das liegt nicht nur daran, dass man in Berlin auch als Taxifahrer vielleicht nicht weiß, wo die Patrizierkneipe in Hinterwurstlingen liegt, sondern auch daran, dass ja nicht einmal der Name der Kneipe so stimmen muss und man mit der Angabe nie und nimmer auf Pattys Kneipe in Wursthausen kommt. Insbesondere da der Drang zum Adressen-Vergessen offenbar mit geringerer Sprachfähigkeit zunimmt. Und gerade in einer so großen Stadt wie Berlin kann ja auch mal eine Kleinigkeit wie ein vergessener Buchstabe 20 km Unterschied machen.
Aber gut, einer der raren Winker gestern Nacht war ein stark alkoholisierter Englisch sprechender Mann, der zwischen den schalldruckmäßig imposanten (Stufe Megafon) und geruchsmäßig gewöhnungsbedürftigen (irgendwas mit Ananas!) Schluckauf-Anfällen genau eine Ziel-„Adresse“ zu nennen wusste:
„Hot Red Face„
What the Fuck???
Ich hatte wirklich keine Ahnung, worauf er rauswollte! Ich hab an irgendwelche Underground-Clubs gedacht, an indianische Restaurants, sogar daran, dass das gar keine Adresse sein könnte, und er mir nur Komplimente machen wollte…
Dass ich es nicht verstanden habe, hat ihn allerdings auch nicht wirklich zu einer Reaktion verleitet. Grinsen, sitzen, fertig. Hätte seinetwegen wahrscheinlich bis Mai so weitergehen können.
Ich habe mir die ganze Nacht Gedanken darüber gemacht, ob man diese Aufgabenstellung in ein Rätsel einbauen könnte, aber ich hätte keinen Tipp beisteuern können. Und ich will nicht behaupten, dass ich da irgendwie drauf gekommen wäre. Tatsächlich lag es nur an einer kleinen Ungenauigkeit bei der Aussprache und dem an und für sich löblichen Versuch, mir einen Tipp zu geben, wo wir hinmüssen. Er hat das dann nach ewigem Nachfragen mit einer SMS von einem Kumpel auf seinem zerschmetterten fragmentierten Handy aufgelöst:
„Hot“
hat hier ausnahmsweise nichts mit heiß oder scharf zu tun, sondern war der etwas unsauber ausgesprochene Name des Clubs: Horst.
Das hätte mir ja schon gereicht. Aber offenbar im Wissen um seine Aussprache musste er „Red Face“ noch erwähnen, was im Nachhinein – am Horst – schon wieder Sinn ergibt. Denn im Haus daneben, Kollegen werden es wissen…
Archäologie muss vom Aufgabengebiet knapp neben Taxifahren liegen…
Ich weiß zwar schon, welcher Club gemeint ist (da hat früher mein Vater gearbeitet, als er noch Beamter war und die Räume noch kein Club). Aber das mit dem Red Face vom Kaufhaus zu verbinden ist schon eine Leistung.
FRÜHER hätte es sowas nicht gegeben! Abe da hießen die Clubs auch noch Disco und hatten richtige Namen 🙂
Es gibt einen Club der Horst heißt? Schwulendisco?
Einen hab ich noch…
Wieso hat er sein Handy vorher nicht defragmentiert?
@Aro:
Jaja, früher… 😉
Ich bin schon mal gespannt, wann ich das das erste Mal über irgendwas in Berlin sagen werde…
@Nick:
Ich find den Clubnamen auch kurios, aber ich hab keine Ahnung, ob der viel schwules Publikum hat. Ist mir nicht als solches bekannt.
Und bei dem Handy wäre eine Defragmentierung zwecklos gewesen, glaub mir. Wenn ich da schon geschnallt hätte, wie dicht er war, hätte ich es mal fotografiert 🙂
Ich glaube nicht, dass das ne Schwulendisco ist.
Früher konnte man in der S-Bahn noch die Türen während der Fahrt öffnen!
Horst… Der Name allein ist schon ein Brüller 😛
Ich muss den laden mal verteidigen 🙂 War zwar nicht da, allerdings klingt es von hier ganz gut…
„Hier herrscht Spiegelkugel-, Konfetti-, Glitzer- und Federverbot“, erklärt uns einer der Betreiber des Clubs am Tempelhofer Ufer humorvoll, aber dennoch streng. Und ein Gast fügt hinzu: „Das ist so ein bisschen wie Feiern für Erwachsene hier.“ Gegenüber dem U-Bahnhof Hallesches Tor und gleich neben der Domäne versteckt sich das Horst Krzbrg in einer ehemaligen Postfiliale. Wer hierherkommt, weiß warum. Neugieriges Laufpublikum verirrt sich eher selten.
schade, dass die ganzen Bilder von den alten Beiträgen nicht mehr zu sehen sind. 🙁