Kollegiale Hilfe

Gerade am Ostbahnhof passiert das jede zweite Nacht: Irgendein Taxifahrer hält am Stand und fragt mich oder einen der Kollegen nach einer nahe gelegenen Adresse. Berghain, Pegasus Hostel, Fritz-Club zum Beispiel. Und man hilft sich. Natürlich. Ich hab – ohne das irgendwie eingeplant zu haben – ja auch so mein Stammrevier, meine Lieblingsecke. Da kennt man am anderen Ende der Stadt nicht alles. Um ganz ehrlich zu sein: so manche Location bemerkt man auch nach hundert mal vorbeifahren nicht. Und ich würde schon sagen, dass ich seltenst mit geschlossenen Augen fahre …

Insofern ist diese Hilfe unter Kollegen sinnvoll und auch wichtig. Berlin ist groß und wenn man schon jemanden fragen muss, dann doch am Besten jemanden, der sich ebenso recht gut auskennt. Nur woanders vielleicht. Und ob über Funk oder persönliche Nachfrage ist ja egal.

Den Kollegen aus Berlin empfehle ich übrigens, sich noch mal taxi-weblog.de anzuschauen. Aro, Klaus und ich haben da mal angefangen, für Taxifahrer relevante Neuigkeiten zu sammeln und zu posten. Ich bin zwar in letzter Zeit dort zu nichts gekommen, aber jede Einsendung macht die Seite besser!

Und nun stand ich da.

Amber Suite! Nie gehört. Und zwar wirklich nie. Aber da wollte die Kundschaft hin. Das heißt, eigentlich wollten sie zum Fritz. Der Türsteher jedoch legte ihnen auf offenbar sehr charmante Art nahe, dass sie des Alters wegen vielleicht einen anderen Club suchen sollten. Ich hab schon viel schlechtes über und von Türstehern dort gehört, der hier jedoch hat sie scheinbar wirklich nicht rausgeschmissen, sondern eine Empfehlung ausgesprochen, der meine Gäste gerne gefolgt sind.

Ja schön, und nun?

Ich wollte schon Onkel Google bemühen, da meinte einer der Fahrgäste, er frage noch mal eben nach und stürmte davon.

Ich hätte die Lösung sicher – trotz aller Pannen, die dabei auftreten können – einen Kollegen gefragt, aber er sprintete schnurstracks zum Türsteher zurück. Und als er wieder ankam, fragte er nur:

„Ullstein-Haus? Sagt dir was?“

„Na klar.“

Und ab ging es. Ich will es bei den vielen Arschlöchern in vielen Berufszweigen nicht zu weit herausposaunen, aber es gibt so Momente, in denen ich die Hoffnung habe, wir Nachtarbeiter könnten uns alle irgendwann mal als Kollegen sehen und uns helfen …

8 Kommentare bis “Kollegiale Hilfe”

  1. ELP sagt:

    10% Arschlöcher gibt es in jedem Beruf, und 90% nette Leute meist auch, ob nun bei Gerichtsvollziehern, Zahnärzten, Polzisten, Türstehern oder Taxifahrern….
    Der Rest sind doch meist durch die 10% genährten Vorurteile….

  2. Thomas sagt:

    Kollegenhilfe mal anders!!!!!! Wenn ick das Sch…. noch mal erwische. Halb 11 Abends in Deutschland, Berlin, Schlesisches Tor bzw Str. Vor dem Schlesischen Tor Richtung Köpenicker str. Rote Ampel!!!! Ich steh auf der gerade aus Spur und das S…. neben mir wollte links rum. Hab ich gedacht!!! Dem war aber nicht so. Der Herr auf der linke Spur rollte los. Es war immer noch Rot!!! Er gab Gas setzte Blinker und Auto rechts hielt an und lud direkt vor meiner Nase ein Fahrgast!!! Fahrgast drin!!!Blinker links!! Auto links!! 2 Rote Ampel egal !!! Und Tschüss !!! So sieht Kollegenhilfe aus!!!!! Mein Puls war auf 180 , ich war wieder hell wach und meine Lichthupe und Hupe kommen garantiert beim nächsten Tüv nicht auf die schwarze Liste. Ach und meine Geldbörse war minimum um 4€ heut früh
    leichter. Danke!!!!

  3. Sash sagt:

    @ELP:
    So sieht es aus …

    @Thomas:
    Also erstens: Du kannst Schimpfwörter meinetwegen ausschreiben. Das tue ich in den Texten und die Kommentare werden danach auch nicht gefiltert.
    Scheint also eine beschissene Nacht gewesen zu sein. Ist scheiße, sowas! Ich hatte sowas auch schon, es kotzt einen an – na klar! Aber jetzt im Nachhinein: Bleib mal ruhig! Ich hab auch genügend Kollegen gesehen, bei denen ich dachte, ich sollte ihnen doch mal unverbindlich ins Heck fahren. Haben wir alle schon! Aber: bringt es was? Eher nicht. Durchatmen und hoffen, dass es eine Tour mit kotzenden Fahrgästen war, die am Ende kein Geld hatten! Das hilft 😉

  4. elder taxidriver sagt:

    Jaa, das Ullstein-Haus, ich glaube das erste Stahlbeton-Hochaus in Berlin, Deutschland, Welt ? Jedenfalls hat meine Mutter da im Krieg als junges Mädel Flugzeugteile zusammengenietet – nicht freiwillig- aber sie hat immer was falsch gemacht, freiwillig, sodass die Teile nicht ausgeliefert werden konnten. Sonst hätte der Krieg noch länger gedauert. Damit das jetzt auch alle wissen.. Und den Namen Amber-Suite habe ich schon mindestens dreimal vergessen..

  5. Aro sagt:

    Das ist doch diese Disco, wo immer mal wieder Leute vor der Tür abgestochen werden…
    Tempelhof – üble Gegend!!!

  6. Thomas sagt:

    @ Sash 😉 Ja ich weiß ruhig bleiben und tief einatmen und mein Puls war ja auch danach ganz schnell wieder unten. Aber sowas hab ich in 3,5 Jahren Taxifahren noch nicht erlebt. Nicht so frech und so dreist. Aber man lernt ja nie aus ;-)!! Danke für dein Hinweis mit dem Schimpfwörter. Mfg

  7. Sash sagt:

    @elder taxidriver:
    Geht hiermit ins Weltwissen ein! 🙂

    @Aro:
    Jaja, genau! Da wo es fast so schlimm ist wie in den restlichen rund 100 Stadtteilen und Siedlungen 😉

    @Thomas:
    Kein Problem. Ich finde es persönlich nervig, immer so pseudoverschleiernd zu tratschen. Es gibt eine Blacklist, aber die richtet sich gegen Spam und auch dort nur gegen sehr spezielle Sachen und alles nichtdeutsche Worte – ansonsten ist mein Spamtool recht zuverlässig. (Gestern rund 600 Spamkommentare ausgefiltert …)

  8. leserin sagt:

    thomas, ich weiß es ist schwierig, aber versuche es zumindest: nämlich dich zu freuen den intellekt zu besitzen nicht über rote ampeln zu brettern. die stehen niemals da, weil es so lustig ist. vielleicht blüht ihm das nächste mal etwas ganz anderes, und nein, ich wünsche es nicht, aber so gesehen lohnt sich sozialeres verhalten auf jeden fall.

    als fahrgast würde ich nachdem ich das gesehen hätte sicherlich nicht bei dem einsteigen…

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