Wir können gerne die Polizei holen…

Das ist ja nun ein Satz, der wirklich nicht ohne einen gewissen Widerwillen aus meinem Mund kommt. Ich habe ihn heute Nacht dennoch ausgesprochen, weil ein Fahrgast mich runde dreieinhalb Kilometer damit genervt hat, dass das Taxameter zu schnell zählt, und die Cops das doch mal festhalten sollten.

Die Fahrt führte von der Möckernbrücke bis zur Herrmanstr./Selchower Str. und kostete letzten Endes 11,00 €. Das sind zugegeben ein paar Cent zu viel, weil ich über die Möckernstr. nach Süden bin und es ganz ehrlich verpeilt habe, dass ich schon in die Obentraut oder die Wartenburger hätte abbiegen können – und nicht erst in die Yorckstr.

Laut Navi waren das fast exakt 5 km, und das dürfte dann doch ziemlich genau dem Berliner Taxitarif entsprechen. Der wäre für 5km nämlich 3 € + 5 x 1,58 € = 10,90 €.

Aber das war offenbar zu viel. Gute zwei Minuten der ohnehin nicht sehr langen Fahrt hat sie es dann für nötig erachtet, mir jedes Mal Meldung zu erstatten, wenn der Preis um 10 Cent steigt. Grundsätzlich mag ich den Gedanken, wie das Geld in meine Tasche plätschert zwar ganz gerne – aber in der Situation hätte ich gut darauf verzichten können.

Ich hab ihr die Wahl gelassen, auf ein anderes Taxi zu warten, die Cops zu holen oder sich damit abzufinden, dass Taxifahren nunmal teuer ist. Nur etwas freundlicher. Sie hat es vorgezogen, weiterzufahren. Dafür bin ich offenbar dann doch gut genug.

Wirklich absurd war übrigens die Einstiegsfrage ins Thema:

„Was ist das? Bist du Türke? Oder Deutscher?“

Ich hab das nämlich anfangs eher für eine nette Frage gehalten, da sie selbst offensichtlich türkischer Abstammung war. Die Erläuterung auf meine ehrliche Antwort („Nein, ich bin Deutscher.“) hin fand ich dann ernsthaft überraschend:

„Und warum geht Uhr dann so schnell?“

Also dass in unserem Gewerbe viel beschissen wird, weiss ich. Vom Hörensagen nur, aber das ist ja leider ein offenes Geheimnis. Ist aber schön zu wissen, dass es manche Fahrgäste auch wissen, und das offenbar ok finden, solange es die eigenen Landsleute sind… manchmal wähne ich mich irgendwie schon im falschen Film.

Naja, ich hab sie abgesetzt und ein bisschen zerknirscht hat sie gemeint, sie gibt mir mein Geld schon. Nach der Fahrt habe ich an der Stelle mit allem gerechnet. Dass ich die Cops selber rufen muss, weil sie nicht zahlt – oder dass sie abhaut. Und für den Fall, dass irgendjemand auf mich wartet, hab ich auch den Motor nicht ausgemacht. Sie hat natürlich mit einem (von vielen) Fünfzigern gezahlt – und es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte nicht geschaut, ob er falsch ist. Wenigstens war sie konsequent und hat kein Trinkgeld gegeben.

Naja, war seit langem mal wieder eine eklige Fahrt – kommt halt auch vor…

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25 Kommentare bis “Wir können gerne die Polizei holen…”

  1. Klaus sagt:

    Ich habe gerade die Alternativen zu der von Dir gefahrenen Strecke überschlagen. Ja, Deine Strecke ist ca. 300 – 400 Meter länger als nötig. Solche Fehler passieren halt einfach. Es ist die Frage, wie man damit umgeht. Wenn Dir das schon während der Fahrt klar wird, kannst Du ja zugeben, einen Fehler gemacht zu haben und am Ende was abziehen (ist ja Schuld eigene). Es gibt einen großen Unterschied zwischen bescheissen und Fehler machen. Wenn allerdings noch solche Sprüche fallen, wie in diesem Fall… Was wollte sie sagen? Dass türkische Taxameter schneller zählen? Mir hat mal ein weiblicher Fahrgast erzählt, dass sie sich an der Halte mich ausgesucht hätte, weil ich so deutsch aussähe. Ihr Chef (ein Türke) hätte ihr erzählt, sie solle nie mit einem türkischen Taxifahrer fahren. Was soll das?
    [Kommentar aus internen Gründen und auf Wunsch des Erstellers gekürzt]

  2. Sica sagt:

    Die Überschrift deines Artikels heute fand ich wirklich interessant. Ein Sash, der „gern“ die Polizei holt, na sowas…
    Vor einer Woche bin ich tatsächlich wegen einer Notlage mit dem Taxi gefahren. (Der Reisebus sollte um zwei Ihr nachts vom Dammtor abfahren. und natürlich fuhr da keine U-Bahn mehr.)Für eine Strecke von ca zehn Kilometern habe ich rund zwanzig Euro bezahlt, mit Abrundung für Trinkgeld. Der Taxifahrer war sehr nett. Er war, glaube ich, ein Inder. Inder mag ich sowieso sehr gern, sind immer sehr höflich.
    Und der Ärmste muss ja auch von was leben…
    Aber Taxifahren ist mir viel zu teuer. Und da ich eine Monatsmarke für den HVV habe, benutze ich Taxen wirklich nur im Notfall.
    LG

  3. Paramantus sagt:

    Bin schon öfters Taxi gefahren, und hatte noch nie das Gefühl übers Ohr gehauen zu werden. Aber heir bei uns in Trier läuft die Zeit eh ein wenig anders… *g*

  4. der schwob sagt:

    Also ich kenne geschäftsbedingt viele Taxler, und ich muss sagen der prozentsatz der „falschen“ liegt ziemlich im unteren Bereich. Ok einer hat mich mal versucht zu verarschen, aber als ich ihndarauf aufmerksam gemacht habe, dass ein Preis von 45€ von Wangen nach Feuerbach nicht stimmt, und ich darüber gut informiert bin weil ich die strecke eine Zeitlange jede Nacht gefahren bin, war er aufeinmal verdammt freundlich und wollte für die fahrt gar nix haben. Den Tip, dass bescheissen nur was bringt, wenn man es nicht merkt, hat er zähneknirschend entgegen genommen. Schwarze Schafe gibt es halt leider überall. Aber was will Mensch machen…

  5. Klaus sagt:

    Bitte lösche meinen Kommentar#1 oder zumindest die letzten zwei Sätze.
    Danke.

  6. Sash sagt:

    @Klaus:
    Hab ich gleich gemacht, nachdem ich es gelesen hatte. Ich hab den Funkkurs ja gemacht, ich weiss Bescheid. Vielleicht hast du Recht für solche Fälle. Ich bin allerdings auch kein Freund von falschem Alarm. Und einen Überfall hab ich nicht ernstlich erwartet – das war nur so der Gedanke beim Sinnieren über Worst-Case-Szenarien.
    Was die „türkischen Taxameter“ angeht: Ich hab auch schon gehört, man solle besser drauf achten, ob die nicht zu kleine Reifen aufgezogen haben, etc. Nur finde ich es albern, das mit einem Generalverdacht zu verbinden. Ich bin inzwischen zwei- oder dreimal mit türkischen Kollegen als Fahrgast unterwegs gewesen – und da war alles in Ordnung. Also stimmt schon mal zumindest dieses „Alle Türken…“ nicht – was interessiert mich die Wahrscheinlichkeit, beschissen zu werden. Die ist wahrscheinlich auch bei Jüngeren höher als bei Älteren oder bei Männern höher als bei Frauen.
    Die geldgierigen Ruf-Ramponierer haben leider kein Schild auf der Stirn! Auch kein als Nationalität getarntes.
    Und ich finde, Leute wie der Chef deines Fahrgastes sollten lieber die schwarzen Schafe bennenen, die sie kennen, anstatt so dubiose Warnungen auszusprechen. Ich könnte ja auch bei einem Unternehmer angestellt sein, der die Taxameter frisiert. Oder vielleicht sogar bei einem Türken!? Weiss der Kunde ja nicht…

  7. Sash sagt:

    @Sica:
    Genau dafür sind Taxen ja da: Für Fälle, in denen es nicht anders geht – oder für Fälle, in denen einem der Komfort das Geld wert ist.
    Und zum Preis: Hast du meine Seite dazu gesehen?

    http://www.sashs-blog.de/wordpress/taxi-seiten-2/taxifahren-und-das-geld/

    Für mich selbst muss ich sagen: Ich hab auch nicht den Anspruch, jeden Tag Taxi zu fahren (also als Fahrgast) – da käme ich mir ja schon der Umwelt wegen bekloppt vor.

  8. Sash sagt:

    @Paramantus:
    Wie gesagt: Hatte ich in Berlin auch noch nie.

  9. Sash sagt:

    @Schwob:
    Wow! 45€! Was zahlste denn da normal? 20 oder 25? War jetzt mal so eine Schätzung…
    Das Dumme ist eben: Du kennst die Strecke – und vielleicht hast du sogar so oder so ein bisschen Ahnung. Damit gehörst du wohl zu den höchstens 20% der Leute, die das merken – und vom Rest kann man verdammt gut leben – da bin ich mir sicher.
    Wenn ich bei Touris bescheissen würde, hätte ich vielleicht eine stressige Fahrt pro Nacht und 20 € mehr im Sack. Aber ich mach’s nicht. Reicht ja schon, dass ich sicher an der ein oder anderen Ecke mal versehentlich 10 Cent mehr verdiene, weil ich an eine Abkürzung – siehe diese Fahrt jetzt – nicht gedacht habe – und das auch mal bis zum Schluss nicht merke.

  10. Klaus sagt:

    @Sash
    ich habe da eine Standardfahrt. Von einer bestimmten Halte nach SXF. Kostet normalerweiser 27,10 bis 27,30. Vor kurzem hatte ich da einen Fahrgast, der es schrecklich eilig hatte und ich habe dann ganz oft die Spur gewechselt. Links, rechts, links. Hat dann 27,90 gekostet.

  11. Klaus sagt:

    ach, und danke für’s editieren

  12. Sash sagt:

    @Klaus:
    DAS ist eine Menge… hätte ich nicht gedacht, dass Spurwechsel mal so viel ausmachen würden!

    Und das Editieren: Geht mich ja auch was an…

  13. Ly sagt:

    also ehrlich, kleiner reifen türken etc.
    hand aufs herz, wer kennt nicht einen deutschen, der mal was kauft was vom lkw fiel, oder sonstwie doch gerne mal tricksen würde, gemäss dem motto kleiner mann was nun.. wo gelegenheit..
    und ich wage zu behaupten, das die kleinen reifen und beschiss an der uhr schon usus war, als die vielen türken die heute inzwischen fahren teilweise noch in die windeln geschi*sen haben.
    bei uns ist unser vorstand hinterher wie nur was wenn kunden sich beschweren wegen überhöhtem fahrpreis, und es wird allem nachgegangen. dank gps und tage- bis wochenlanger speicherung der fahrstrecken..
    von 50 cent oder nen euro wollen wir mal nicht reden, das kann jedem passieren.

    allerdings gibts auch fahrgäste, die verlangen bei einer straße von 100 m, wo man mittendrin steht, das man rückwärts raussetzt, weil gradeaus wäre die fahrstrecke mit einer ecke mehr insgesamt 150 m länger. 😉

  14. Sash sagt:

    @Ly:
    Meine Aussage war auch völlig ernst gemeint. Sollen die Cops kommen und das überprüfen. Ich weiss, dass ich kein schlechtes Gewissen haben brauche – und falls das Taxameter vor der nächsten Eichung doch ein Prozent mehr Abweichung hat, dann will ich das eigentlich auch gerne wissen.
    Ich fahre ja zu bald 50% Leute, die noch nie in Berlin waren – da kommts dann so oder so nicht auf den letzten Meter an. Aber mir soll es nur Recht sein, wenn das gelegentlich gecheckt wird.
    Dass das ein „türkisches Problem“ ist, glaube ich sowieso nicht. Ich werde bestimmt im Laufe der Zeit auf genügend zwielichtige Deutsche treffen – zudem: Alle bisher beschriebenen Negativbeispiele von Kollegen waren Deutsche. Zumindest soweit man das an Aussehen und Sprache festmachen kann.
    Und die ganz stressigen Kunden mit „150m = Grund zur Beanstandung“ sind glücklicherweise bisher auch an mir vorübergegangen…

  15. der Schwob sagt:

    ja da liegste richtig. so um die Grössenordnung sollte die Strecke sein. na ja was soll.
    Ich denke auch, dass man von den wenigen, die man bescheissen kann gut leben kann, jedoch macht das eben auch nur solange sinn bis man erwischt wird, und du kannst dir ja sicher sein, dass du irgendwann auf einen kunden triffst der die Strecke kennt.

    PS Grüsse vom ganzen pack

  16. Sica sagt:

    Hey Sash, bin deinem Link gefolgt und habe den Artikel, warum Taxifahren teuer sein muss, gelesen. Ja, klar, wenn ich Taxi fahre, bezahle ich nicht nur das Benzin und die Dienstleistung des Taxifahrers, sondern auch einen Anteil an Steuern und sonstigen Unkosten des Transportmittels. Genau wie ich beim Telefonieren mit meinem Telefon nicht nur den Minutenpreis, sondern auch den (teuren Telekomanschluss) mitbezahle und sich somit das Telefonieren stark verteuert. (Bin deswegen auch schon lange nicht mehr bei der Telekom).
    Was ich dich, den Taxifahrer Sash, mal fragen wollte:
    Wenn ich in ein Taxi einsteige, darf ich da selber wählen, ob ich hinten oder vorne sitzen will? Ich frage das, weil ich neulich, als ich notgedrungen ein Taxi nehmen musste, hinten eingestiegen bin, obwohl ich lieber vorn gesessen hätte, weil der Fahrer da so ein interessantes Navigationsgerät hängen hatte. (Das hätte ich gern näher betrachtet)
    Meine Frage mag vielleicht saublöd klingen, aber wenn man nur alle dreissig Jahre einmal Taxi fährt…du verstehst…
    LG

  17. Ozie sagt:

    @Sica:
    Da Sash noch schläft, antworte ich mal. 🙂 Ich fahr zwar kein Taxi, aber bin ein Taxifahrerkind und neben meinem Zimmer wohnt einer, ich denke das gilt auch. 🙂
    Du darfst dich hinsetzen wo du möchtest, nur angeschnallt musst du sein. Wenn ein Fahrer auf dem Beifahrersitz sein halbes Büro ausgebreitet hat, kannst du Ihn auch bitten Platz zu machen. Falls es einen guten Grund gibt, dass du ausnahmsweise (mir fällt zwar keiner ein, der nichts mit einem kaputten Sitz o.ä. zu tun hat) nicht auf deinem Wunschplatz sitzen kannst wird er dich höflich drauf hinweisen. Und wenn der Fahrer unfreundlich auf deine Platzwahl oder eine Bitte reagiert, am besten aussteigen und zum Nächsten gehen. 🙂

  18. Sash sagt:

    @Sica:
    Das Taxifahrerkind hat Recht 😉

  19. Sash sagt:

    @Schwob:
    Aber so lange sich der, der ihn erwischt, nix macht, funktioniert das bis zur Rente. Den kurzen Ausfall (weil man den Preis dann einmal runtersetzt oder ganz umsonst fährt) hat man locker drin in der Rechnung.
    Und manchem – die Menschen sind verschieden – sind 2,50 € am Tag auch den Stress wert.

  20. Klaus sagt:

    @Sica
    Der Fahrgast hat das Recht, sich den Sitzplatz auszusuchen. Bis auf vorne links. 😉

  21. Sash sagt:

    @Klaus:
    Und wie ist das in England? 😉

  22. Sica sagt:

    Also, nun hab ich alle Informationen beisammen, wenn ich mal wieder Taxi fahren will:
    Ich muss mich anschnallen. Ich darf sitzen, wo ich will, aber nicht vorne links.
    Das sind aber strenge Auflagen! Und für all dies muss ich dann noch bezahlen.

  23. Ozie sagt:

    @Sica:
    Ach wenn das alles wäre. 😉
    Die dürfen es ablehnen deinen Bernhardiner mitzunehmen, für deinen Kühlschrank können Sie 50 Cent extra verlangen, kotzen kostet auch extra. Für den Preis darf man erstaunlich wenig. 😉

  24. Sash sagt:

    @Sica:
    Ja, so ist das Leben: Unfair. Da fährt der Sash häufiger Taxi als der Ackermann und er muss nicht nur nicht zahlen, sondern wird auch noch bezahlt. Fiese Sache! 🙂

  25. Sash sagt:

    @Ozie:

    1. Du verschwendest Werbeplatz, wenn du hier keinen Link setzt 😉
    2. Kotzen kostet nur extra, wenn es länger als eine Minute dauert und das Auto in Mitleidenschaft gezogen wird. Sonst ist das völlig umsonst 🙂

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