Computerprobleme

„Chef 1 zeigt Chef 2 das Buch, das ich geschrieben habe, während ich die Computerprobleme im Büro löse. Preisfrage: Wer fährt in diesem Unternehmen Taxi?“

Das fand ich eine schöne Formulierung für eine Situation gestern bei meinen Chefs, wäre auch fast so bei Twitter gelandet. Ist sie nicht, weil ich zu beschäftigt war. Und später ist mir der Wortlaut nicht mehr eingefallen.

Inzwischen haben sie es ja doch geschafft, nicht mehr einfach meine Chefs zu sein. Mit der ganzen Homepage-Geschichte und dem Bloggen bin ich ja gerade schon geschäftlich irgendwie mittendrin im Unternehmen, vor allem aber sind wir menschlich schon lange auf Augenhöhe. So gesehen war es nicht unbedingt verwunderlich, dass sie mich angefragt hatten, als letzte Woche ein – auch für meine Verhältnisse – eher unorthodoxes „Computerproblem“ auftrat. Hatte viel mit Netzwerken und mir völlig fremder Hardware zu tun, ich will da auch gar nicht ins Detail gehen. Mir blieb am Telefon auch nur eine Antwort übrig:

„Ich hab zwar keine Ahnung davon, aber ich kann’s versuchen.“

Und so sah’s dann aus. 3 Stunden lang hab ich Kämpfe gefochten mit einem mir unbekannten Betriebssystem, schlecht strukturierten Bedienungsanleitungen, verschollenen Zugangsdaten und mir völlig unbekannten technischen Parametern. Als Lösungsansätze hatte ich logisches Denken, gepaart mit dem Glauben an „Trial and Error“ anzubieten, das war’s eigentlich schon. Hat glücklicherweise geklappt, nicht ganz ohne Beteiligung meines ganz privaten technischen Supports in Form von Ozie. 🙂

Neben der vorherrschenden Planlosigkeit hab ich aber wirklich hart an der Fehlerfindung gearbeitet und mir einmal mehr geschworen, derartige Freundschaftsdienste künftig nur noch in Raucherhaushalten anzubieten. Am Ende – einiges ist noch offen, die Lösung aber absehbar – war ich wirklich dankbar dafür, dass erstmal Feierabend angesagt war. Noch besser fand ich, dass ich gefragt wurde, ob ich damit einverstanden wäre, wenn sie mir den Gegenwert einer durchschnittlichen Schicht dafür auf die Lohnabrechnung diesen Monat packen würden.

In diesem Moment die Finanzen einsehen zu können, war so einfach auch nicht – also hab ich meine eigene bei Google hinterlegte Abrechnung zur Bestimmung der durchschnittlichen Schicht herangezogen. Organisiert sein kann ich ja. Zumindest online. 🙂

Da ich das ursprünglich tatsächlich als Freundschaftsdienst angesehen hatte, hab ich auch noch kurz zu meinen Ungunsten darauf aufmerksam gemacht, dass mein durchschnittlicher Umsatz nicht wirklich meinem durchschnittlichen Verdienst entspricht, das Spiel mit dem Andere-nicht-ausnutzen ist ja durchaus ein gegenseitiges. Nun hätte endgültig Schluss sein können an diesem eigentlich freien Tag und die meisten anderen raten in so einem Fall ja zur möglichst schnellen räumlichen Distanz zwischen Chef und Angestellten. Aber:

„Willste noch was essen? Ich lad Dich ein.“

Das war fast so gut wie die Frage nach Bezahlung. 🙂

Also folgte der ganzen Chose noch ein etwa einstündiger Aufenthalt beim Inder ums Eck, wo wir nebenbei auch noch ein paar schwierige Themen wie Rassismus im Taxigewerbe und dergleichen angesprochen haben.

Es passiert echt viel Scheiße da draußen im Gewerbe, im Niedriglohnsektor und selbst allgemein in der Arbeitswelt. Überall gibt’s Druck und Stress und alle rennen wir nur durch die Gegend um immer möglichst viel rauszuholen für uns selbst und die anderen werden dabei (gewollt oder einfach notwendigerweise) zur Seite geschubst. Das muss echt nicht sein!
Die Welt ist zwar nicht rosarot und zu meinem Leben gehört oft auch eine Menge (Selbst-)Ausbeutung, keine Frage. Um das tatsächlich loszuwerden, muss in dieser Gesellschaft ein bisschen mehr passieren. Wie man aber mit seinen Mitmenschen umgeht, hat man selbst in der Hand. Und ich umgebe mich gerne mit Leuten, die es wie meine Chefs halten.


PS: Auch wenn ihr inzwischen alle wisst, für wen ich arbeite: Das hier ist mitnichten Werbung. Ich möchte bloß mal ein Bisschen erzählen, wie es so abseits des Taxis gerade aussieht in meinem Job.

PPS: Hab nachgefragt: Der 1925 geht es soweit gut, nur die Teile müssen erst geliefert werden. Wahrscheinlich ist zu meiner Donnerstagsschicht alles schon geklärt. 🙂

Chefs und Überweisungen

Auch wenn ich sicher bin, dass nicht alles im Leben zwingend einen Sinn ergeben muss – dass ich Taxifahrer geworden bin und noch dazu bei meinen jetztigen Chefs gelandet, das hat seine Richtigkeit.

Wie die meisten wissen dürften, werde ich nach meinem Umsatz bezahlt, habe also keinen festen Lohn. Ich habe schon von ziemlich vielen Leuten gehört, dass sie sich das nicht vorstellen könnten, immer diese Unsicherheit und so …
Nun, das ist nicht weiter schlimm. Für mich zumindest. Eine wirklich große Unsicherheit gibt es nicht dabei. Letzten Endes ist es nur so, dass ich mir während des Monats überlege, wie viel ich arbeite. Läuft es gut, arbeite ich mal einen Tag weniger – läuft es schlecht, dann muss ich hier und da mal eine Stunde ranhängen oder euch anbetteln, dass ihr mehr über meinen Amazon-Link kauft. Oder beides 🙂

Am Ende sehe ich für mich vor allem den Vorteil, meinen Lohn selbst bestimmen zu können. Brauche ich gerade einen Fuffi mehr, dann ab auf die Straße! Freiheit bedeutet halt auch Eigenverantwortung, da liegt der Hase im Pfeffer.

Das wirkliche Drama dieser ganzen Unsicherheit spielt eigentlich im Chefbüro. Denn ausrechnen, wer jetzt wann wie viel Geld kriegt – das muss nicht ich. Diesbezüglich kann ich meine Chefs nur loben. Auch wenn ich mal im Einzelfall am sechsten des Monats erst Abrechnung mache, landet der Lohn pünktlich zum fünfzehnten (meist eher am zwölften oder dreizehnten) auf meinem Konto. Verspätungen und Irrtümer sind quasi inexistent. Und dass das bei rund 40 Fahrern Arbeit ist, glaube ich gerne und ich bin wirklich froh darum, dass ich den Papierkram nicht an der Backe habe.

Aber auch bei den Besten läuft mal was schief.

Als ich Mitte des Monats auf mein Konto gesehen habe, war ich geringfügig verdutzt. Dass ich für den Februar nur sehr wenig Geld kriegen würde, war mir bewusst. Immerhin war ich anderthalb Wochen krankgeschrieben und konnte auch sonst nicht gerade mit übermäßiger Arbeitslust punkten. Dass aber nur halb so viel wie erwartet auf dem Konto landet … ähm ja, so sehr hatte ich mich noch nie verrechnet. Also hab ich gestern mal angerufen. Ich vermutete, dass vielleicht das Krankengeld vergessen wurde oder so. Aber als ich Christian am Telefon hatte, stellte der fest, dass das gebucht wurde.

Hm. Das war kurios.

Wir gingen kurz die Posten durch, alles schien ok. Bis er meinte:

„Und dann hast Du 515 € Vorschuss genommen …“

Bitte was?

Dazu muss man sagen, dass dergleichen ständig passiert. Mir zumindest. Wenn ich Abrechnung mache und mein Key z.B. 2000 € Umsatz geloggt hat, dann hab ich schon mal was davon ausgegeben und gebe nur 1900 € ab. Das ist gar kein Problem, Christian speichert das ab und ich kriege dann 100 € weniger überwiesen als ich eigentlich kriegen würde. Das ist quasi die absolute Krönung finanzieller Flexibilität. Besser haben es nur noch die Kollegen, die ihren Anteil Pi mal Daumen gleich nach der Schicht einbehalten.

Vorschuss kommt also vor, absolut regelmäßig sogar. Aber 515 €?

Die Lösung war recht schnell gefunden: mein zweiter Key. Als ich noch kaum Geld mit dem Schreiben verdient habe, hatte ich mir ja einen zweiten Key erbeten – und ihn bekommen. Seit ich nur noch wenig fahre, wird der von mir nicht mehr wirklich genutzt, sondern liegt im Auto – wo ihn mein Tagfahrer gelegentlich in Gebrauch hat. Das lässt sich auch alles gut umbuchen, aber eben nur, wenn man es weiß und nicht irgendeine Info verloren geht. Und so war es in dem Fall: mein Tagfahrer hat auf dem Key, der offiziell mir zugeordnet ist, mal eben runde 500 € Umsatz gespeichert. Diese wurden bei der Abrechnung mir zugewiesen.
Ist natürlich erst einmal nett, da sieht der Monat in meiner Statistik doch gleich viel besser aus. Da ich aber natürlich rund 500 € weniger im Büro abgegeben hatte, wurde mir das am Ende vom Lohn abgezogen. Weil es für die Firma ja nun mal so aussah, als hätte ich dieses Geld zwar eingefahren, aber schon ausgegeben …

Das kann man ärgerlich finden, das ist es natürlich auch. Ich zitiere kurz Christian:

„Orrrr! Krätze!!!“

Aber wir haben da eben auch eine Firma, in der so ein bedauerlicher Fehler schnell geklärt werden kann. Cheffe erbat sich etwas Zeit und eine Stunde später kam der Anruf, dass das fehlende Geld bereits überwiesen ist. Alles also halb so wild. Eine Ausnahme, die ich in Anbetracht des Durcheinanders bei der Abrechnung verstehen kann.

Und wahrlich tausendmal besser als die Kirchengemeinde in Stuttgart, die damals meinen Sold für den Zivildienst zahlte: regelmäßig zwei Wochen zu spät und auch dann nur vollständig, wenn ich Glück hatte.

Nee nee, Fehler dürfen passieren! Es ist nur die Frage, wie man damit umgeht …

Was sich so alles lohnt …

War ja eigentlich ’ne ganz nette Truppe heute morgen. Ich bin mir jetzt nicht sicher, wer da wen wirklich gemocht oder gehasst hat und was nur Spielchen waren – aber abgesehen von den folgenden Dialogen hatte ich durchaus Spaß. Es waren am Ende einfach drei junge Leute Anfang 20, die nach einer ziemlich umfänglichen Partynacht um 6 Uhr morgens noch eine Tour in den alleräußersten Nordosten Berlins für mich hatten.

Wir waren kaum losgefahren, da meinte der Typ neben mir schon:

„Mach mal 20 glatt und dann die Uhr aus.“

„Nö. Mach ich sicher nicht.“

„Jetzt komm! Auf’m Hinweg waren’s genau 28,80 €.“

„Ähm ja, ein Grund mehr, die Uhr nicht bei 20 € auszumachen.“

„Nee nee, Rest kriegste so. Haste mehr von.“

„Lass mal.“

Die Fahrt war entsprechend lange und er kam immer wieder drauf zurück:

„Nee, jetzt im Ernst – mach die Uhr doch aus. Dann musste’s deinem Chef nicht geben!“

„Vergiss es.“

„Warum denn nicht, sollst doch auch von was leben!“

„Das tue ich ja und ich hab nix davon, wenn mein Chef pleite geht, oder?“

„Des is‘ doch jetzt gar nicht das Thema!“

„Doch, isses.“

„Ach komm, Du hast doch eh nachher ’ne Leerfahrt zurück …“

„Ja, umso mehr gibt das keinen Sinn!“

An der ersten Adresse stiegen seine Kumpels aus. Die Uhr stand bei  26 €.

„Jetzt mach doch endlich die Uhr aus!“

„Nee – und jetzt komm: Jammer wegen der zwei Euro nicht rum!“

„Aber des sin‘ ja noch 5 bis bei mir!“

„Ach? Dann kommt das mit den 28,80 € aber nicht so wirklich hin …“

„Ja, weiß ja auch nicht.“

Ende der Fahrt. Endlich. Aalglatte 31 € auf der Uhr.

„Machste 35.“

„Danke.“

Was hat sich nun mehr gelohnt? 😉

So weit normal nervige Festpreisverhandler. Geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Umso mehr an Tagen wie gestern, an denen bei mir der Umsatz ohnehin passt. Interessant wird die Geschichte im hier ausgesparten Mittelteil. Denn dort outete er sich als Mitarbeiter einer Firma, die viel (sehr viel!) mit dem Taxigewerbe zu tun hat:

„Und für wen arbeitest Du? Ach warte, müsste ja hier – ah genau! – was? Domek und Habel! Is‘ ja geil! Die kenn‘ ich sogar! Einer deiner Chefs war mal auf einer Veranstaltung mit mir. Ey, Du hast echt Glück, is’n korrekter Typ. Da hab ich schon ganz andere kennengelernt. Coole Sache, ey! Nee, kannste froh sein, dass es noch solche Leute gibt im Gewerbe. Genau die Leute, mit denen ich auch echt gerne zusammenarbeite …“

Ist das noch dumm oder sind da schon Anzeichen für eine Spaltung der Persönlichkeit erkennbar?

Sash bei MyTaxi

Also gut, jetzt mal offiziell:

Ich bin auch bei MyTaxi!

Einige Leute dürften das schon wissen, ich hab ja kein Geheimnis draus gemacht. Ich hab’s bei Twitter geschrieben, auf der Seite meiner Chefs – nur hier noch nicht. Das hatte durchaus Gründe, denn ich wollte hier natürlich eigentlich ein großes Fass aufmachen, mindestens die ganze App-vs.-Funkzenrale-Geschichte ausbreiten und mit halbwegs fundierten Erfahrungen glänzen. Das ist nach recht kurzer Eingewöhnungsphase allerdings schwierig.

Für mich ist es eine ziemlich heftige Umstellung, denn eigentlich bin ich nicht ohne Grund Nicht-Funker: ich steh nicht sonderlich auf Hektik im Taxi, bediene ungerne mehrere Geräte gleichzeitig, während ich fahre, hab die Musik laut und sehe die Leute gerne, bevor sie einsteigen.

Auf der anderen Seite finde ich die Entwicklung mit den Apps schon für sich spannend, finde das Konzept von MyTaxi allen Unkenrufen aus dem Gewerbe zum Trotz eine fantastische Bereicherung und bin ja sowieso gelegentlich „im Internet“ unterwegs. Außerdem gehöre ich zu den glücklichen Fahrern, die der ganze Spaß nichts kostet, weil meine Chefs die Vermittlung über die App genauso bezahlen wie sie ja auch die Funkgebühren übernehmen.

Ich hab erst sechs Touren – verteilt über mehrere Wochen – via MyTaxi gefahren, da sollte klar sein, dass ich jetzt nicht groß über durchschnittliche Kunden und dergleichen reden kann. Außerdem hab ich ein altes Handy mit einer alten Android-Version, auf der nur eine alte Version von MyTaxi läuft. Und ich hab nur die Fahrer-App. Arg viel sinnvolles über die Bedienung kann ich also kaum von mir geben – nur, dass ich den Eindruck hab, dass alles schön übersichtlich gestaltet wurde und die Leute echt Ahnung davon zu haben scheinen, was so eine App können muss. Und das ist heutzutage ja schon einmal viel wert.

Nichtsdestotrotz hab ich manchmal Probleme, was vermutlich aber gar nicht mal an MyTaxi liegt, sondern daran, dass auf meiner alten Smartphone-Gurke neben MT quasi zwingend noch mein GPS-Tracker und TweetDeck laufen muss. Da kann es schon mal vorkommen, dass das Gerät streikt und spontan neu startet. Was erstaunlicherweise nicht einmal Probleme macht, wenn es während einer Fahrt passiert – sie kann danach ganz regulär beendet werden. Und wenn ich irgendwann mal Zeit, Muße und vor allem Geld habe, mir ein vernünftiges Handy auf dem aktuellen Stand der Technik zuzulegen, dann ist das vermutlich alles Vergangenheit.

Was mir bei der ganzen Sache allerdings wirklich gefällt, das ist der persönliche Ansatz der ganzen Geschichte. MyTaxi ist eben nicht einfach ein Funkzentralenabklatsch, sondern sorgt für eine Vermittlung direkt zwischen Fahrern und Kunden. Das sorgt insgesamt am meisten für Kritik, ich finde das grundsätzlich eine gute Entwicklung. Ich will und brauche keine dritte Partei im Bunde, die über mich wacht – ich finde, es steht einzig den Fahrgästen zu, mich zu kritisieren, zu bewerten etc.
Denn die sind es, mit denen ich meine eigentliche Geschäftsbeziehung haben will und die müssen mich als Fahrer auch ertragen. Und dann ist es auch ok, wenn ich meine Statistik mit einer 1-Sterne-Bewertung starten muss – was im Übrigen wirklich der Fall war. Lustiger Funfact, wenn ihr mich fragt. 🙂

(Die Geschichte dazu gibt es nachher noch!)

Für mich bietet MyTaxi folgende Vorteile: Eventuell den ein oder anderen Stammkunden, zumindest ansatzweise sowas wie Feedback, hier und da mal eine Fahrt mehr. Nachteile: Es kostet mich ein bisschen Aufmerksamkeit, zwingt mich hier und da mal zu einer Entscheidung und hält mir vor Augen, wie antik mein Handy ist. Insgesamt ein fairer Deal.

Und ihr könnt mich selbstverständlich als Stammfahrer adden, vielleicht klappt’s ja auch auf diesem Weg, mal bei mir im Taxi zu landen.

Meine ID bei MyTaxi ist 7249SB.

(Bislang ist nur Jörn Stammkunde, das kann nicht angehen! 😉 )

Fragen, Hinweise, Diskussionen rund ums Thema in den Kommentaren freuen mich dieses Mal besonders. Davor aber wollte ich noch kurz eine Umfrage machen, wie ihr das als Fahrgäste (!) mit den Apps haltet:

Nutzt ihr MyTaxi oder andere Apps, wenn ihr ein Taxi bestellt?

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Rezension: Idiotentest

„Ich war ein Idiot, das mußte nicht mehr ertestet werden. Fehlte nur noch ein entsprechendes Tattoo auf der Stirn.“

– Henry

Idiotentest, soso. Ich hab ja im Nachhinein schon grinsen müssen, weil mir mein Chef im Büro noch sagte, ich solle den Titel des Buches nicht zu ernst nehmen. Das Buch war das diesjährige Geburtstagsgeschenk von meiner Firma und ich muss sagen, sie haben damit einen echten Volltreffer gelandet.

Sollte ich jemals eine komplett fiktive Geschichte schreiben, dann würde ich mir wünschen, sie würde genau so werden.

Und es ist auch kein Zufall, dass ich die Rezension hier bei GNIT blogge. Es ist zwar kein explizites Taxi-Buch, der Held der Geschichte, ein ziemlich heruntergekommener Bursche namens Henry, ist aber Taxifahrer. Man erfährt nichts wirklich aus dem Taxi, aber der Autor Tom Liehr hat mit Henry tatsächlich den Prototypen des kaputten freakigen und von seinem Chef abgezockten Taxlers erschaffen:

Henry wohnt in einer WG mit seinen Kumpels Gonzo und Walter, die wie er ganz besonders charmant dödelige Charaktere sind. Abgesehen davon, dass sie alle drei ziemlich ziellos und ständig blau durchs Leben treiben und sich hauptsächlich von Buchstabensuppe ernähren, haben sie auch sonst nicht viel Ahnung von allem. Henry selbst ist nach seiner schweren Kindheit mehr oder weniger beziehungsunfähig; Walter ist ein stets in Musik vertiefter, wenig erfolgreicher Fachjournalist, der einen heimlichen Traum hegt und Gonzo ein Nerd, der so nerdig ist, dass er nicht einmal blickt, dass die Mädels alle auf ihn stehen. Leben kommt in die Bude, als Henry eines morgens verkatert erwacht und feststellt, dass er was mit Andrea hatte – der Wirtin ihrer Stammkneipe, von der so ziemlich jeder im Buch was will. Da selbst das noch nicht reicht, um Henrys Leben eine andere Richtung zu verleihen, setzt er sich nach einem schweren Verlust auch noch besoffen hinters Steuer seines Taxis. Was natürlich nicht folgenlos bleibt …

Die Geschichte des Romans ist nicht kompliziert, sie ließe sich in maximal 3 Sätzen erzählen. Liehrs Begabung liegt darin, die Personen in Kürze und Prägnanz zu schildern, absurd komische Situationen und Gegebenheiten in Bilder zu packen, ohne dabei platt zu wirken. Wer gerne einen Ausflug ins kuriose Leben Neuköllns machen möchte, wer gerne auf flache Witze verzichtet, um im Gegenzug liebevoll komische Soziogramme zu finden, der ist bei diesem Buch aber sowas von richtig! Ohne mich mit Liehr vergleichen zu wollen, würde ich sogar sagen, dass alle, die hier bei GNIT gerne lesen, dieses Buch lieben müssten.

Ich empfehle es wirklich von ganzem Herzen, es ist seine läppischen 7,95 € zweifelsohne wert!

Erschienen ist es schon 2005 im Aufbau Taschenbuch Verlag und man kriegt es natürlich auch über Amazon:

Tom Liehr – Idiotentest

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Winterliches

Aus der Geschichte lernt man. Die November-Abrechnung, ich muss eine Tasche mitnehmen!

Wenn ich normalerweise zu meinen Chefs ins Taxihaus latsche, bevorzuge ich leichtes Gepäck. Wirklich brauchen tue ich eigentlich nur meinen Autoschlüssel, bzw. den Key daran, das Geld und den Papierkram im Portemonnaie. Also die Schichtabschreiber, die Tankrechnungen und die Coupons oder sonstige Belege. Was halt so nötig ist, um eine Abrechnung zu machen. Passt alles in den Geldbeutel, nur den Schlüssel hab ich solo in der Hosentasche. Der fünfte, diesen Monat der letzte Termin zur Abrechnung. Muss ja, schließlich soll das Gehalt wie üblich zwei bis drei Tage vor dem garantierten Termin am fünfzehnten auf dem Konto sein. Im Grunde alles wie immer …

Aber die Novemberabrechnung ist ja dann doch ein wenig anders.

Auf dem Weg hab ich erst einmal festgestellt, dass die Einladung zur Weihnachtsfeier schon via SMS rausging. OK, super. Ich freue mich! Letztes Jahr war das ja ein ziemlich denkwürdiges Ereignis … 😉

Die Tasche packe ich gleich aus, als ich das Büro betrete. Ben stürmt mir entgegen und drückt mir die obligatorischen 1000 Gramm Pralinen in die Hand, die es jedes Jahr zur Weihnachtszeit gibt und ich bin darauf vorbereitet. Christian greift an seinem Schreibtisch erst einmal nach hinten und überreicht mir ein verpacktes nachträgliches Geburtstagsgeschenk – mit der eindringlichen Bitte, den Titel ja nicht persönlich zu nehmen.
Die Formalitäten sind schnell erledigt, der Geldbeutel ist erheblich schmaler danach. Es folgt ein kurzer Abstecher zu Ben, ich will das mit myTaxi endlich in Angriff nehmen. Irgendwie muss das ja über die Firma laufen, schließlich werden die die Gebühren für mich übernehmen. Die Anmeldung ist inzwischen raus – mal sehen, wie das klappt. Ihr werdet davon lesen, versprochen!

Zu guter Letzt ein Abstecher ins Büro von Andreas. Statt wie geplant über eine neue Idee bezüglich der Taxihaus-Page unterhalten wir uns eine halbe Stunde über private Themen. Dann ist auch schon wieder Schluss mit Chefs. Normalerweise für einen ganzen Monat, dieses Mal kommt dazwischen natürlich noch die Weihnachtsfeier. Ein Abschiedsgruß in die Kollegenrunde, raus in die kalte Winterluft.

Auf dem Weg zur Bahn packe ich das Geschenk aus, wie erwartet ein Buch. Titel: Idiotentest. Nicht persönlich nehmen. Auf den ersten Blick (hab auf dem Heimweg schnell mal 35 Seiten gelesen) ein interessanter Roman, wie ich ihn mir auch zu schreiben vorstellen könnte – und unterhaltsam dazu. So gesehen ein Volltreffer.

Bin diese Woche (von der Ausbildung abgesehen) genau 4 Jahre im Unternehmen – aus Gründen, wie man so schön sagt.