So wie es aussieht, hat das Landgericht Frankfurt Uber die Vermittlung von Fahrten über ihre App verboten.
(genau genommen die Fahrten mit ungeeigneten Fahrern/Fahrzeugen, wenn sie entgeltlich erfolgen – im Grunde also UberPOP)
Das Ganze bundesweit und bei Androhung von 250.000 € Strafe pro Fahrt. Und zwar dieses Mal für Uber, nicht für die ohnehin bedauernswerten Fahrer. Das ist – wie die bisherigen Verbote – auch noch keine endgültige Sache. Im oben verlinkten Pressebericht klingt es jedoch, als ob Uber nicht wie bisher schnell mal widersprechen und dann weitermachen kann, bis es ernst wird. Ich als juristischer Laie kann den Wahrheitsgehalt dieses Aspektes jedoch nicht einschätzen, sorry.
Aber auf die Gerichtsverfahren darf man sich wohl dennoch freuen, denn z.B. die Antwort der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation in Hamburg (Link zum PDF), die Uber das erste Verbot eingebrockt hatte, ist in meinen Augen mörderlustig, wenn es um die Argumente von Uber geht – aber da hab ich vielleicht einen speziellen Nerd-Humor, wer weiß …
OK, trotzdem: einige werden hier gelandet und sauer sein. „UberPOP war so geil und so billig – immer muss man alles verbieten!“
Hab ich alles schon gehört. Das macht’s nicht richtiger, egal ob man’s fehlerfrei aus dem Uber-Blog kopiert hat oder sonstwoher der Meinung ist. Ja, ein App-Anbieter hat sich ein Verbot eingefangen, weil er illegale Dienstleistungen angeboten und null Kooperationsbereitschaft gezeigt hat. In vielen anderen Bereichen freut man sich dagegen über schnelles Handeln: Pferdefleisch in Lasagne war eigentlich auch ’ne geile neue Idee, um Dinge billiger zu machen – oder etwa nicht?
Und selbst wenn ihr Verbots-Kritiker seid, dann freut Euch über die Entscheidungshilfe des Gerichts! Es ist Euch nur zuvorgekommen. Uber war hier neu, geil und hip. Schön. Angeboten haben sie aber „nur“ Personenbeförderung. Eine Dienstleistung, die wie alle anderen mal zu vollster Zufriedenheit aller verläuft, manchmal nicht. Seit Uber glauben aber scheinbar alle, dass schlechte Taxifahrten auf „das System Taxi“ zurückzuführen wären.
Ach ja?
Da Uber derzeit praktischerweise bei Smartphonebesitzern ein großes Thema ist, hab ich heute Nacht mal kurz bei Twitter nachgesehen und z.B. in den USA, wo Uber schon eine Weile aktiv ist, neben vielen positiven Statements unter anderem folgende gefunden:
Stinkige Karren, Verspätungen, überhöhte Preise, keine Ortskunde, Unzuverlässigkeit, etc. pp. … ist das nicht das, was eigentlich nur Taxifahrern passiert?
Im Ernst, Leute: Uber hat den Problemen im Gewerbe strukturell nichts entgegenzusetzen. Für die regelt der Markt alles. In der Liste war ursprünglich sogar noch ein inzwischen gelöschter Tweet, in dem eine Frau fragte, wie viele Sterne man dem Fahrer bei der Bewertung abziehen sollte, wenn dieser einen am Ende zu begrapschen versucht. War sicher ironisch gemeint, hat aber das Problem gut auf den Punkt gebracht.
Es tut mir ja auch leid, dass Uber nur Blinki-blinki-Bullshit ist und nicht die Revolution, die sie uns versprochen haben. Sicher verändert sich Mobilität und sicher muss man dazu auch mal aus alten Strukturen raus. Deswegen ist halt trotzdem nicht automatisch alles besser, was sich als Alternative anpreist, dieser Umkehrschluss ist einfach immer schon falsch gewesen, sorry.
Nächstes Jahr kommt wahrscheinlich der Mindestlohn im Taxigewerbe, 2 Jahre später das Fiskaltaxameter. Damit werden hoffentlich sowohl der allermiesesten Bezahlung als auch der Schwarzarbeit ein paar Riegel vorgeschoben. Es geht nicht immer schnell, leider. Aber das, kombiniert mit mündigen Kunden – die vielleicht statt sich übers Uber-Verbot zu beschweren einmal das Ordnungsamt rufen, wenn ein Taxifahrer scheiße war und sich ihre Lieblingstaxifahrer in ihrer App markieren – könnte die „bösen Taxis“ auch wieder ins Rennen bringen. Und das billiger als UberPOP (wenn man mal das wöchentliche Surge-Pricing mit einbezieht), ohne illegale Ausbeutung und inklusive der Grundversorgung, die wir Taxifahrer nebenbei noch leisten. Und alle, die die schwarze S-Klasse mit Minibar wirklich brauchen, können das immer noch bei all den Limousinenanbietern kriegen, wenn sie ein paar Euro extra auf den Tisch legen.
Ich versuche ja zumindest irgendwie, das nicht nur als Taxifahrer zu sehen, aber ich hab echt keine Ahnung, was an positivem mit einem Verbot von Uber wirklich verloren geht …
PS: Die Datenlage zum Verbot war noch recht dünn, als ich den Artikel geschrieben (und immer wieder umgearbeitet) habe. Die grundsätzlichen Aussagen gelten jedoch ungeachtet der derzeitigen juristischen Geschehnisse.
Update (2. Sept., 17 Uhr):
Uber kündigt an, weiterzumachen. Einfach so. Schätze, die nächsten Tage werden spannend …
