Jetzt neu: UberFAIR?

„We have to bring out the truth about how dark and dangerous and evil the taxi side is.“

– Travis Kalanick, Uber-CEO (Quelle)

Während die Quellen bezüglich des natürlich furchtbar bösen Taxikartells weiter ihrer Veröffentlichung harren, hat das Magazin „The Verge“ die Tage interessante Infos aus dem Uber-Reich geleakt:

Die beiden Fahrdienst-App-Anbieter Uber und Lyft liegen in den USA seit Beginn an im Clinch. Das weltweit die Gerichte strapazierende Angebot UberPOP startete ungefähr zeitgleich mit Lyfts Angebot und die Meinungen darüber, wer von wem abgeguckt haben könnte, gehen auseinander und das hat schon zu unschönen Debatten zwischen den jeweiligen Gründern geführt.

Vor gar nicht allzu langer Zeit beschuldigte Lyft Uber dann, tausendfach Lyft-Fahrten angeordert und gecancelt zu haben, was Uber natürlich umgehend bestritt und Lyft des selben Vergehens bezichtigte. Obwohl die Telefondatenabgleiche bei Lyft eine deutliche Sprache zu sprechen scheinen und zumindest ich mich persönlich frage, wie das bei Uber Sinn macht, wo sie doch eine Storno-Gebühr erheben. Teil der Debatte war auch, dass Uber-Mitarbeiter Lyft-Fahrten buchten, um die Fahrer abzuwerben.

Bis zum investigativen Artikel von „The Verge“ war das der Stand der Dinge: zwei konkurrierende Unternehmen mit offenbar etwas übereifrigen Mitarbeitern ringen miteinander. Was das (im übrigen keineswegs für Uber-Kritik bekannte) Magazin dann enthüllte, war jedoch etwas handfester:

Uber beschäftigt eine eigene Riege von Leuten, die sich – über eigens eingerichtete Online-Plattformen – organisiert dem Abwerben von Lyft-Fahrern widmet. Um im System von Lyft keine Spuren zu hinterlassen, können diese Mitarbeiter – einfach per Formular  – mal eben schnell angeben, wie viele Kreditkarten oder nicht zurückverfolgbare, weil nur zum einmaligen Gebrauch gedachte, Smartphones sie von Uber bräuchten. Irgendwo muss das viele Geld ja offensichtlich hin. Der Name der Operation: SLOG. Englisch sowohl für „schuften“, „ackern“, jedoch zeitgleich auch in der Form „to slog someone“ verwendet für „verprügeln“, „verdreschen“. Was nicht überraschend ist, wenn man bedenkt, dass alleine ein vielfaches „Besetzen“ von Fahrzeugen mit Nicht-Kunden durchaus schädigende Wirkung in dem Geschäft haben kann. Dass mindestens in einer „The Verve“ vorliegenden Mail der Hashtag #shavethestach („Rasiert den Schnurrbart“ – ein Werbeslogan von Uber, der auf die rosanen Schnurrbärte anspielt, die Lyft-Autos auf dem Kühlergrill haben) trägt, lässt es plausibel erscheinen, dass das Ziel nicht „nur“ das Ausspionieren von Lyft, sondern zumindest nebenbei auch die Schädigung des Konkurrenten war.

Wohl in Anbetracht der Enthüllungen von „The Verve“ veröffentlichte Uber umgehend eine wie immer rundgeschliffene Antwort, in der sie die Operation SLOG (laut Uber für „Supplying Long-term Operations Growth“ – ob das ein Backronym ist, ist vermutlich eine Glaubensfrage) einräumen und neben wunderbar wohlklingender Werbung für ihren Dienst an der Menschheit als einzigen Satz unterstreichen:

„We never use marketing tactics that prevent a driver from making their living“,

dass sie also niemals absichtlich Fahrten gecancelt haben. Wobei bemerkenswert ist, dass sie intentionally – absichtlich – eingefügt haben (natürlich fällt sowas wegen mangelnder Abstimmung im Rahmen so einer Operation auch mal versehentlich an) und die übrigen Aktionen, die je nach Ansprechpartner als „nur“ unmoralisch oder aber sogar illegal eingestuft werden, gar nicht erst anfechten. Und obwohl Lyft rechtlich ebenso viele Fragen offen lässt wie UberPOP/UberX, darf man fragen, inwiefern selbst für ein aggressives Unternehmen wie Uber überhaupt die Notwendigkeit besteht, Konkurrenten so zu behandeln, die man vermutlich auch einfach aufkaufen könnte.

Der von Kalanick gegenüber Fahrern, Nutzern und auch der Politik verwendete Narrativ ist der, dass zu ihren Ungunsten fairer Wettbewerb verhindert wird. Vielleicht wäre es in Anbetracht der Fakten Zeit, ihn auf sein hier einleitend verwendetes Zitat aufmerksam zu machen und ihn zu fragen, ob wir nicht mal auf beiden Seiten die Wahrheit über das „Gefährliche“, das „Dunkle“ und das „Böse“ suchen sollten.

8 Kommentare bis “Jetzt neu: UberFAIR?”

  1. Roichi sagt:

    Come to the Dark Side, we have cookies.

  2. hrururur sagt:

    Man bin ich froh, wenn der Uberkeks endlich fertig gekrümelt hat…

  3. Roichi sagt:

    Nein nein. Taxi ist doch die dunkle Seite. Und Sash hat sicher Kekse.

  4. Hans der Driver sagt:

    Zumindest funktioniert die Uhper-Rechtsabteilung: http://www.kanzlei.biz/nc/urteile/27-08-2014-vg-hamburg-5-e-3534-14.html,
    mal sehen, was die Beschwerde ergibt und bis dahin sich Zuständigkeiten in der Hamburger Verwaltung rumgesprochen haben.
    Gruss zum Wochenende

  5. elder taxidriver sagt:

    Die ‚Uber-Rechtsabteilung‘ kennt nicht mal den Unterschied zwischen ‚formell und ‚formal‘.

  6. Sash sagt:

    @Roichi:
    🙂
    Und: COOOKIES!

    @hrhrurur:
    Nicht nur Du. Wobei ich bezüglich der Dauer nicht zu optimistisch wäre.

    @Hans der Driver:
    Ja, das Zuständigkeitsgedöns war wahrlich etwas überraschend. Aber darauf kommt’s am Ende ja auch nicht an.

    @elder taxidriver:
    Das kann schon mal vorkommen. So genau nimmt es die Mandantin ja auch nicht. Ich meine, versuch doch mal anhand von Uber-Texten rauszufinden, ob sie ein Tech-Unternehmen, ein Fahrdienstanbieter oder ein Taxidienst sind … 😉

  7. Tom Top sagt:

    Uber ist dabei eine abartige Monopolstellung aufzubauen.Das es den Leuten davor nicht gruselt ist für mich nicht nachvollziehbar.Die wollen den gesamten Taximarkt WELTWEIT kontrollieren und manch ein dummes Schaf klatscht Beifall.
    Das das sowenig diskutiert wird ist für mich nicht nachvollziehbar.Diese Firma ist nur die Vorhut für das was uns ALLE erwartet wenn das Freihandelsabkommen Realität wird.Häufig hört man Taxler kennen sich nicht aus,schmutzige Wagen etc….wie kommen die gleiche Leute darauf das es bei Uber besser sein sollte!Die werden noch viel weniger kontrolliert.Auch hat mich der Hass auf das sogenannte Taxikartell überrascht.Welches aber von den Städten reguliert wird!!!!!Auch ist Uber kaum billiger kann aber auch sehr teuer werden! Surge price!Was mich aber am meisten ärgert ist das OBSZÔN reiche Firmen sich auf Kosten ihrer Sklavenfahrer und der Allgemeinheit bereichern und Gesetze brechen oder diese mit Lobbyarbeit einfach ändern wollen!Demokratie ADE!!!!!!

  8. Sash sagt:

    @Tom Top:
    Nicht nur das Taxigewerbe. Uber plant dasselbe ja auch bei Lieferdiensten.
    Du hast mit allem recht, was Du schreibst – nimm mir bitte trotzdem den Hinweis nicht übel, dass Satzzeichen keine Rudeltiere sind und das deinen Kommentar für viele eher nervig machen wird.

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