Der Brüller

Wahrscheinlich wird das wieder so was, bei dem ich Gegenwind von Kollegen kriege. Egal.

Man hat als Taxifahrer ja eine Menge Freiheiten. Deswegen mache ich den Job ja beispielsweise so gerne. Das tolle an Freiheiten ist, dass man sich aussuchen kann, ob man sie nutzt. Sonst – kluge Köpfe werden schon drauf gekommen sein – haben sie mit Freiheit nicht mehr viel zu tun.

Eine dieser Freiheiten besteht darin, sich seine Beschäftigung am Taxistand weitgehend auszusuchen. Ganz ohne Einschränkungen geht nichts, so sagt die Berliner Taxiordnung in §4 Abs. 1 folgendes:

Auf einem Taxenstandplatz oder einem als „Nachrückbereich“ ausgewiesenen Taxenstandplatz dürfen nur dienstbereite Taxen stehen. Taxen sind in der Reihenfolge ihrer Ankunft aufzustellen. Jede Lücke ist durch unverzügliches Nachrücken der nachfolgenden Taxen aufzufüllen. Die Taxen müssen fahrbereit und so aufgestellt sein, dass Fahrgäste ungehindert ein- und aussteigen können.

Dienstbereit müssen wir also sein. Das ist natürlich mal wieder ein Begriff, den man als Jurist sicher unterschiedlich bewerten kann. Ich für meinen Teil lege das recht eng aus: ich muss als Taxifahrer in der Lage sein, binnen Sekunden eine Fahrt antreten zu können. Darüber hinaus ist es aber in meinen Augen recht irrelevant, ob ich gerade lese, twittere, dem Funk zuhöre, esse, schreibe, mich mit Kollegen unterhalte oder Origami-Kraniche falte.
Das sollte jetzt nicht unbedingt so laufen, dass man erst einmal sein siebengängiges Menü wieder in Tupperdosen packt, um es anschließend unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschläge im Kofferraum mühselig anzugurten und anschließend das Auto noch einer Grundreinigung zu unterziehen, bis der Fahrgast einsteigen kann.
Aber die Tür entriegeln, einen Sitz umklappen oder ins Auto einsteigen ist meines Erachtens nach völlig normal. Meist muss man ja ohnehin irgendwas für die Kunden tun: Sitz verschieben, Kofferraum aufmachen, erst einmal klären, was sein Anliegen ist … wir fahren ja letztlich keine Fluchtwagen.

Und so stand ich neulich mit zwei Kollegen am Ostbahnhof. Wir waren die drei Fahrer auf den Top-Plätzen. Ralf auf der eins, Udo auf der zwei, ich selbst war dritter. Wir standen vor Udos Mercedes, damit hatte Ralf als erster beispielsweise seine Heckklappe in Reichweite. Wir haben ein bisschen gequatscht, wie immer mit einem Auge auf den Gehweg schielend. Keiner will eine Fahrt verpassen oder unnahbar wirken, ist ja klar.
Aber am Ostbahnhof ist stets viel Publikumsverkehr. Die Leute laufen in alle Richtungen um einen herum und steigen auch am Taxistand gerne auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein. Das Aussortieren von Kundschaft unter den ganzen Passanten kann auch mal schiefgehen. Ist es in dem Fall gar nicht, aber ein Typ ist ohne uns Beachtung zu schenken am Stand vorbeigelaufen und hat dann – durchaus zu unserem Erstaunen direkt hinter mir an der Ecke ein fahrendes Taxi rangewunken. Ich hab etwas die Augen verdreht, weil man jetzt am Stand ja nicht unbedingt Kunden einladen muss, wo andere Kollegen warten – letztlich hab ich dann aber auch gedacht:

„Scheiß drauf. Der wollte wahrscheinlich eine Kurzstrecke, und jetzt isses eh schon passiert.“

Ein Abend wie tausend andere.

Bis dann plötzlich ein „Kollege“ auf der anderen Seite seine Tür geöffnet und Ralf ohne irgendwelche einleitenden Worte angebrüllt hat:

„SAMMAL! WIE WÄR’S VIELLEICHT MAL MIT ARBEITEN, DU VOGEL! DIE SCHEISS-KUNDEN STEIGEN HIER SCHON IN FAHRENDE TAXEN, WEIL DU HIER BLÖD RUMSTEHST! SO EINE SCHEISSE, DU DEPP! DER ERSTE FAHRER MUSS IM TAXI SITZEN!“

Reichlich panne, vor allem in Hinblick darauf, dass der Kerl in rund einem Kilometer Umkreis alle potenziellen Taxikunden abgeschreckt hat. Mal ganz davon abgesehen, dass – selbst wenn man sich über was nicht einig ist – das einfach kein adäquater Gesprächsanfang ist. Ich will hier jetzt nicht mit Knigge und Manieren anfangen, aber das geht einfach nicht. Ich hab in der Situation ein bisschen bewundert, wie locker und schlagfertig Ralf war. Er hat den Kollegen einfach im Satz unterbrochen und gemeint:

„Mach die Tür zu, is kalt hier draußen!“

Hat er dann glücklicherweise auch gemacht. Ich hab den „Kollegen“ zuvor nie gesehen, seitdem auch nicht mehr. Was sehr schön ist.

Und? Eure Meinung?

34 Kommentare bis “Der Brüller”

  1. Nietnagel sagt:

    Die Art und Weise war daneben, in der Sache hat er Recht.

    Ich habe mir auch schon mal gedacht, dass ich lieber das angeregte Gespräch der Taxifahrer nicht stören will und bin zum nächsten in der Reihe gegangen.

    Ich konnte am hier am HBF (Ruhrgebietsstadt) eigentlich immer beobachten, dass der erste in der Reihe tatsächlich alleine in oder an seinem Auto wartet und sich erst die Nächsten unterhalten. Das find ich aus Sicht des Fahrgastes auch sympathisch, dann ist schonmal eine Hemmschwelle weniger vorhanden.

  2. Der Banker sagt:

    Naja, mein Gott, that’s Life. Weiß der Himmel, was da in wem vorgegangen ist.
    Ich hatte schon ähnliche Situationen in einer kleinen Vorstadtfiliale, ich habe da in den Lücken zwischen den Kunden ein Buch gelesen. War dem Chef auch nicht recht, aber er hatte Verständnis, uns als ich ihm beschrieb, wie ich bei „Störung“ sofort reagierte und freundlich auf den Kunden zuging, hat ers mir gelassen.
    Und das finde ich wichtig: dem Kunden nicht das Gefühl zu geben, dass er störe.
    Als Kunde sollte man davon ab immer genug Mensch sein, um Verständnis für die Situation zu haben, solange man anschließend die angemessene Aufmerksamkeit bekommt (ich weiß: träum weiter!)
    Den Winker einzuladen ist möglicherweise auch einfach ein Reflex gewesen. Oder das Ausnutzen einer irrwitzigen Gelegenheit. Hat sich grad so ergeben. Kann man mit etwas Gruppendruck ahnden.

    Ich habe noch Verständnis dafür, dass der eine Fahrer aufbraust, wenn der Typ an der Pool Position den Kunden „verpennt“ und er deswegen nicht aufrücken kann. Aber es geht nicht, deswegen quer über die Straße herumzubrüllen. Schon zweimal nicht so. Das ist unterste Schublade, das geht nicht.
    Wenn ich die ganze Situation auf unsere Bank übertragen würde, wäre das der Punkt, für den es vom Chef einen Einlauf gibt.

  3. Was soll man dazu groß sagen? Asoziales Arschloch, wie man es in jeder berufsgruppe findet…

  4. martin sagt:

    Die meisten fahrer (ca 80%) bei uns sind miteinander befreundet (die chefs sehen das nicht gerne). Brüller oder „hintenaufleger“…werden bei uns bestraft..durch uns. Man klaut denen die fahrten..usw. Persönlich ignoriere ich laute gäste und kollegen.
    Sicher reden und rauchen wir neben den taxis..aber wir haben immer die leute im auge. Obwohl noch jung..bin ich ein alter hase im geschäft. Man sieht schon von weitem wer ein taxi braucht..und wer nur auskunft..oder eine zigarette möchte. Lg martin

  5. breakpoint sagt:

    Der Ton des „Kollegen“ war völlig verfehlt.

    Happy π-Day!

  6. Thomas sagt:

    Es macht durchaus Sinn, dass der erste Taxifahrer im Auto sitzt. Für mich wäre es auch eine Hürde, erst eine Horde Taxifahrer anzusprechen und somit deren angeregtes Gespräch zu unterbrechen, ob sie mich zu meinem Ziel fahren könnten.

    Das macht noch mehr Sinn, wenn es wie der Ostbahnhof ein starkfrequentierter Ort ist.

  7. Sash sagt:

    @Nietnagel:
    Aber manchmal stehen wir eine halbe Stunde oder länger an erster Position. Dass wir währendessen nur nach Kunden Ausschau halten, ist ein wenig utopisch, oder?

    @Der Banker:
    Ich bin ja auch der erste, der den Kunden entgegenkommt (der Kollege Ralf übrigens auch) – und wir sagen immer z.B.:
    „Ach was, wir tun ja nur xyz, weil wir keine Kunden haben.“
    Und wie gesagt: wir alle hatten mindestens ein waches Auge auf die Leute gerichtet. Der betreffende Fahrgast hat wirklich nicht mal zu uns rübergeschaut.

    @Reisebusfahrer:
    Sehe ich auch so.

    @martin:
    Wie gesagt: der Vorwurf des Kollegen war auch völlig absurd. Als ob wir jemanden hätten ziehen lassen, der auch nur annähdernd den Eindruck erweckt hätte, mit uns fahren zu wollen!

    @breakpoint:
    Gleichfalls ein Wohl auf die 3,1415… 🙂

  8. Aada sagt:

    Also ich halte das für ein absolutes Fehlverhalten seitens des „Brüllers“. Was er damit wohl bezwecken wollte? Vielleicht hatte er einfach einen enorm schlechten Tag? Private Probleme oder sogar Probleme im eigenen Job? – Manche Leute suchen dann geradezu nach dem sich passend anbietenden Anlass, um sich Luft zu machen. Das nennt man auch ‚die Kontrolle verlieren.‘

    Vor Kunden geht so etwas natürlich GAR NICHT! Und auch gegenüber Kollegen ist es nicht wirklich fein. Also fragt man sich, „Was ist nun schlimmer? – Zwei quatschende Taxifahrer aus erster und zweiter Reihe, oder ein brüllender Taxifahrer, der Kunden unangemessen einschüchtert mit seiner Brüllattacke?“ – Ich lasse diese Frage mal so im Raume stehen, denn meine Wenigkeit hätte vermutlich kein Problem damit gehabt, zwei Quassler im Gespräch nett zu unterbrechen, um an mein Ziel zu kommen.

  9. M sagt:

    Solche brüllenden „Kollegen“ sind immer ganz toll.
    Ich versteh den ganzen Streß nicht, den viele Taxifahrer haben.
    Der Kunde kann sich sein Taxi ja sowieso frei aussuchen und zum Spaß stehen ja die wenigsten Fahrer am Standplatz.

    Sehe dass mit dem verfügbar sein, genauso wie du.
    Und nur weil man als Erster am Standplatz steht, muss man nicht unbedingt mit der Hand am Zündschlüssel im Auto sitzen. Kann ja unter Umstän schon mal eine Weile dauern, bis man die nächste Fahrt hat.
    Da spricht wohl nichts gegen ein Gespräch mit Kollegen, wenn man eh ein Auge auf sein Taxo hat und auch noch in der Nähe des Kofferraums steht, den man meist sowieso öffnen muss, wenn man an einem Bahnhof steht.

    Aber allen Kunden kann man es nie recht machen.
    Manche gehen an einem vorbei, weil man gerade mal eine Sekunde nicht rausschaut, gerade liest oder mal telefoniert.
    Hatte auch schon mal Kunden, die hinten bei mir einstiegen, mit der Begründung, dass sie den Ersten nicht stören wollten, da der sicher schon lange da stehen würde … WTF?!
    Der sass ganz brav am Steuer und tat… Nichts, ausser auf Kunden zu warten und brav beim Fenster rausschauen!

    Man sollte das ganze etwas entspannter sehen und auch die Kunden könnten etwas von ihrer Scheu ablegen, da man mit uns Taxifahrern im Zweifelsfall sogar sprechen kann. 😉

  10. Der Banker sagt:

    @Thomas,
    och was, viel einfacher.
    Zielstrebig auf das erste Taxi zusteuern. Ggf. hörbar und freundlich grüßen (seh ich nicht als Gesprächsunterbrechung an). Ich denke, das sollte eigentlich reichen, um sich bemerkbar zu machen. Dafür müssen die Fahrer immer ein Ohr haben.
    Direkt ansprechen würde ich, wenn nach angemessener Zeit keinen Reaktion kommt.

    Wir Dienstleister sind in erster Linie da, um dir weiterzuhelfen.

  11. Tino sagt:

    Auch wenn es vielleicht falsch rüber kommt:
    Wer den Beruf gewählt hat, muss auch damit rechnen, beim Gespräch mit Kollegen unterbrochen zu werden. Das ist mir als Kunde auch bewusst. Deswegen hätte ich auch keine Angst, die aufgeführte Gruppe zu fragen, wer denn an der Poleposition steht und mich fahren möchte.
    Will jetzt damit keinesfalls ausdrücken, dass ich mich gleich wie der König fühle und alle sofort springen müssen! Aber ein kleines Bisschen Selbstvertrauen sollte man als Kunde haben. Schließlich leben die Fahrer ja von uns 😉

    Und wenn der Brüller wirklich „Scheiß Kunden“ gerufen hat, wäre ich sofort wortlos ausgestiegen und hätte mir seine Nummer gemerkt. Geht ja mal gar nicht so was!

  12. Mr X sagt:

    Da gibt’s viele Seiten.
    Vielleicht war der betreffende Fahrgast etwas schüchtern/sozial gehemmt. Vielleicht hätte er wirklich ein stehendes Taxi genommen, wenn der Fahrer gewartet hätte.
    Watt soll’s, er hat für sich eine Lösung gefunden, genauso wie ihr eure Lösung für das Problem „Hilfe, ich steh hier ne halbe Stunde rum“ gefunden habt.
    Möglicherweise werdet ihr damit ein oder zwei Fahrgäste (pro Woche? Monat?) abschrecken, die einfach nicht das Gespräch stören wollen (egal wie offen ihr ausseht), aber das ist ja bei euch quasi einkalkuliert.

  13. Cliff McLane sagt:

    Der brüllende Kollege kann vielleicht Recht haben, trotzdem geht’s in dem Tonfall natürlich nicht.

    Warum er Recht haben könnte: Nicht alle Leute sind so offen und „unschüchtern“, dass sie auf rumstehende Leute zugehen oder ihren Wunsch nach einer Taxifahrt auch verbal äußern. Da ist „Fahrbereitschaft anzeigen durch im Auto sitzen“ an der ersten Position doch ganz sinnvoll. Du kennst die Leute „da draußen“ doch auch: Den logischen Schritt von „da stehen drei leere Taxen“ und „da stehen drei sich unterhaltende Leute drum“ zu „das sind die drei Taxifahrer, die da rumstehen“ schaffen viele nicht.

    Andererseits ist es auch möglich, dass der Fahrgast wirklich nur eine Kurzstrecke wollte und sich deshalb bewusst fürs Winken entschieden hat. Wozu mir eine geradezu un-glaub-li-che Geschichte einfällt, die mir in Berlin mal passiert ist:

    Ich so U-Bahnhof Turmstraße, will Richtung Alt-Moabit die Turmstraße hoch, überquere schon absichtlich die Straße, damit ich die richtige Fahrtrichtung habe und weil auf der anderen Seite der Taxistand ist, Winken dort also eh vermutlich zwecklos. Keine zwei Minuten und es kommt schon einer, ich winke, er fährt ran, ich erkläre ihm mein Begehr nach einer Kurzstrecke. Und er einfach so, nö, da drüben sei der Taxistand, und Kurzstrecke is‘ jetzt nicht, zumindest nicht mit ihm, fährt weiter, wendet, und stellt sich als Nummer vier an den Stand. — Hey, wie dämlich ist DAS denn?

  14. Cliff McLane sagt:

    Sorry, Korrektur: Moabit natürlich. Alt-Moabit ist woanders. Also, Huttenstraße wollte ich, oder halt soweit die Kurzstrecke reicht.

  15. thobi sagt:

    Ich fahre häufig Taxi und kenne die Situation ziemlich gut – man kommt als Kunde an die erste Taxe – leer. Die zweite Taxe – leer. Dort steht ein Grüppchen Leute, rauchend, lachend – alles gut. Springt einer auf mich zu – kein Thema, Fahrt gebucht.

    Häufig, zu häufig passiert mir allerdings, das man mich zwar bemerkt, aber die eben begonnene Geschichte wohl noch zu Ende erzählen möchte, „Komme gleich“ ist dabei noch ein Glücksfall. Und da das wirklich kein Einzelfall ist, ziehe ich mittlerweile auch meine Konsequenzen aus leeren Taxen an der Spitze und nehme den nächsten Wagen, der mit Fahrer bestückt ist. Was ist eigentlich so schwierig daran, das Fahrergruppenkundewartegespräch an der ersten Taxe zu halten? Das, oder der o.g. Vorschlag – die erste Taxe ist immer zu besetzen.

    Das hat auch nichts mit Selbstvertrauen zu tun – ich komme aus dem Flieger / Zug, will weiter und will auch dafür bezahlen. Und nur der, der den für mich besten Service bietet, bekommt die Kohle. So einfach ist das. Mir fehlt die Lust und die Zeit, mir dann auch noch erst den Fahrer der ersten Taxe „suchen oder auf mich aufmerksam machen zu müssen“ (zugespitzt formuliert!)

    „Direkt ansprechen würde ich, wenn nach angemessener Zeit keinen Reaktion kommt.“ (Der Banker) – geht’s noch? Wenn nach angemessener Zeit keine Reaktion kommt, bin ich als Kunde weg – so einfach ist das. Du hast irgendwie das Dienstleistungsgeschäft nicht verstanden. Wenn meine Kunden nicht in angemessener Zeit eine Antwort von mir bekommen, entziehen die mir aber sowas von schnell den Auftrag – so schnell hast Du nicht mal den Kofferraum auf.

    Im übrigen – die Reaktion des Kollegen geht ja mal gar nicht, aber das versteht sich wohl von selbst. „Scheiß Kunden“? Da hätte ich als Kunde, so ich das den mitbekommen hätte, sogar eine Beschwerde in Erwägung gezogen…

  16. Der Banker sagt:

    @thobi,
    der Mittelweg ist wie immer der richtige. Es ist auch eine persönliche Angelegenheit, wie weit man selbst als Kunde den Dienstleister als Menschen achtet oder darauf besteht, als König hofiert zu werden.
    Die „angemessene Zeit“ ist relativ – bei dir vielleicht bei 0 Sekunden: wenn du am Wagen angekommen bist, hat einer da zu sein, sonst tschüss. Deine Sache.
    Ich sehe das etwas gelassener.

    Ich habe es aber noch nicht erlebt, dass nicht sofort reagiert wurde.

  17. Schwarzmaler sagt:

    Die berüchtigte Berliner Schnauze. Anderswo würde man sich mit diesem Ton bis auf die Knochen und in alle Ewigkeit als unzivilisiert blamieren.

  18. foolala sagt:

    Er hat einfach ne ausrede gesucht um eine Kunden von Standplatz mit zu nehmen…

  19. Nania sagt:

    Das Problem ist doch, dass hier offensichtlich verkannt wird, dass die Taxifahrer am Stand auch schon mal eine halbe Ewigkeit warten können. Und ich weiß nicht, ob ich (wäre ich Taxifahrer) denn dann die Muße hätte, ewig im Auto zu sitzen. Ich glaube, ich würde mich auch mal neben dem Auto postieren und mit Kollegen quatschen.
    Wenn der Kunde dann lieber ein anderes Taxi nimmt, ist das für mich finanziell gesehen zwar saublöd – aber geschenkt. (sagen wir mal so) Dass sich dann aber ein anderer Fahrer so über seine Kollegen aufregt, obwohl er im Zweifel selbst so gehandelt hätte, ist unter aller Sau. Denn er müsste doch eigentlich wissen, wie es läuft.

  20. Sphen sagt:

    mh schwierige Situation.
    Da ich in einem Taxiunternehmen arbeite hab ich keim Problem damit die Fahrer anzusprechen, da ich zumides hier vor Ort eh fas alle Kenne (ich bin kein Taxifahrer, iv fahre fahre nur Taxi, kein Führerschein und so). Das Problem ist mir aber klar das manche Menschen zu schüchtern etc. sind um anusprechen, wenn die Taxifahrer zusammen stehen, ebenso ist es mir abe auch klar das kein Taxifahrer nur weil er erster am stand ist, ewig und 3 Tage hinterm Steuer sitzen will um auf einen eventuellen Kunden zu warten.
    Ich würde sagen ihr hab nicht umbedingt etwas alsch gemacht, vielleicht nächstes mal einfach an die Fahrertür des Ersten Taxis stellen

    LG Sphen

  21. Jens sagt:

    Reihe mich in die „teils-teils“-Fraktion ein.

    Rumbrüllen geht natürlich gar nicht und stempelt den Kerl auf jeden Fall zum Deppen der Oberklasse ab. Dennoch: Für mich als Fahrgast war das auch früher oft eine komische Situation, das Gespräch der Fahrer unterbrechen zu müssen.

    Irgendwann hab‘ ich dann natürlich genau den Gedanken gehabt, den Sash anspricht: Wenn die so lange da rumstehen, irgendwas müssen die ja machen. Seitdem geh ich einfach zum ersten Taxi – wenn die nicht wollen oder können, schicken die mich dann schon weiter.

    Im Sinne des Service-Gedanken ist es aber dennoch ein wenig schwierig, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass man eben nicht immer so weit denkt.

  22. Ana sagt:

    Bisschen Off Topic, aber weil’s mir immer wieder auffällt:
    „Berliner Schnauze“ bezeichnet kein grantiges Rumpöbeln oder unhöflich sein, sondern eben eine gewisse Flapsigkeit
    Insofern ist Ralfs Antwort eher der Berliner Schnauze zuzuordnen.

    Nicht, dass es noch hieße, wir Berliner seien für unfreundlichkeit berühmt *hust*

  23. ednong sagt:

    Ist halt wie die Menschen unterschiedlich – die einen haben eine höhere Schwelle beim „Ansprechen“ bzw „Auf sich aufmerksam machen“. Und klar, wenn ich an einem Taxi ankomme, möchte ich nicht lang um den zugehörigen Fahrer betteln müssen 😉

    Was aber gar nicht geht: „Scheiß Kunden“. Auch bei Berliner Schnauze nicht. Der sollte sich vielleicht einen anderen Job suchen. Ohne Kunden.

  24. Jens Bonn sagt:

    Die Sache ist doch ganz einfach – wenn ich als Kunde an einem Taxi interessiert bin wo der Fahrer gerade ausserhalb steht, dann mache ich mich bemerkbar, reagiert er nicht angemessen -> es gibt meist noch andere Taxis am Stand.

    Und ich bin mir auch nicht zu fein mal die Taxizentrale anzurufen und eine Beschwerde los zu lassen wenn so ein Taxi-Fahrer „Scheiss Kunde“ ruft. Ob es darauf eine Reaktion gibt, weiss ich natürlich nicht, aber ich denke da eher an das tropfende Wasser und den Stein. Wenn die ? Beschwerde über den selben Fahrer einläuft, dann braucht er sich auch nicht mehr rauszureden – und wenn der Wagen dann das ?mal vom Funk ausgeschlossen ist wird sich sein Chef auch schnell überlegen wie mit ihm umzugehen ist.

    Letztendlich wollen die Taxifahrer mein Geld – und wer mein Geld will muss sich schon ein bisschen dafür anstrengen, muss ich schließlich auch bis ich es in der Tasche habe.

  25. MsTaxi sagt:

    Für mich war der Brüller ein klarer Fall von Bewusstsein, einen Fehler gemacht zu haben, das sich in vorwärtsverteidigender Aggression äußerte. Inhaltlich und lautstärkebezüglich ein klares No-Go und vollkommen daneben, ein Vollpfosten auf Rädern halt.

    Die Frage, wo man sich unterhält, Poleposition oder Wagen 2 oder 3, da kann man imho trefflicher nur noch Haare spalten. Vielleicht liegt es an der Kurortatmosphäre, vielleicht am Training, vielleicht an einer besonderen Sensibilität im Erkennen, einer Art sozialer Telepathie irgendwie, aber bei uns kommt es seltenst vor, dass ein Kunde nicht als potentieller solcher schon auf 10m Abstand erkannt wird. Bei uns hat es keiner so eilig, dass man meinen könnte, er sei Feuerwehrmann im Einsatz und nehme halt mal nur ein hellelfenbeinfarbenes Fahrzeug.

    Bei uns hat sich folgendes Procedere eingespielt: Poleposition-Fahrer stellt sich an Wagen 2, dessen Fahrer bleibt im Auto sitzen und bewacht den Funk, an den wir alle angeschlossen sind, ob ein Auftrag aufläuft. Ggfs. nimmt er ihn in Vertretung der Pole an. Der Polefahrer marschiert dann in Gemütsruhe zu seinem Auto und fährt ab. Während der Unterhaltung beobachtet er die Passanten, ob ein potentieller Kunde naht. Weitere an der Unterhaltung teilnehmen wollende Kollegen begeben sich ebenfalls zu Wagen 2, unterstützen beim Beobachten der Umgebung und halten die Unterhaltung aufrecht. Während Pole zu seinem Auto geht, geht Fahrer Wagen 3 zu seinem Taxi, besetzt den Funk und vorheriger Wagen 2 steigt aus, nachdem beide am Stand vorgezogen haben. Dieses Aussteigen natürlich nur, sofern die Kommunikationsbedürfnisse noch nicht erfüllt sind.

    Sorry, aber ich kann irgendwie hier keinen Aufhänger für eine ernsthafte Diskussion um Dienstleistungsgedanken o.ä. erkennen. E bissi mehr Gelassenheit für alle Seiten wär vielleicht schonender für kardiovaskuläre System 🙂 Kunden müssen nicht erwarten, dass man als Taxifahrer sofort wie aus der Pistole geschossen diensteifrig auf ihn zustürzt und Kollegen nicht betont schlendernd auf den Kunden zugehen, um zu beweisen, dass sie unabhängige Individuen sind und keine Lakaien. In der Ruhe liegt die Kraft, Leutz 🙂

  26. Sash sagt:

    @all:
    Wow, das lässt sich ja alles gar nicht mehr schnell einzeln beantworten. 🙂
    Ein Missverständnis hat sich aber bei einigen eingeschlichen:

    Wenn ich mich mit einem Kollegen unterhalte, dann haben es die Kunden in aller Regel nicht nötig, einen von uns anzusprechen, weil wir nebenbei ziemlich genau drauf achten, ob irgendwer auf eines unserer Taxis schielt. Da sind wir schneller noch als der einzelne im Auto mit einem einladenden Blick oder einer höflichen Frage, ob man helfen kann, zur Stelle.

    Ausnahmen bestätigen sicher auch hier die Regel, aber o.g. Kunde ist in mehreren Metern Abstand an uns vorbeigelaufen, ohne langsamer zu werden, ohne uns anzusehen, ohne den Eindruck zu erwecken, er sei an einem Taxi interessiert. Da kann man dann halt wirklich nicht mehr viel machen.

  27. leserin sagt:

    als potenzielle scheiß-kundin wäre ich sicher eher zu jedem anderem fahrer als zu dem choleriker eingestiegen, nichtmal aus trotz, ich habe angst vor solchen in sekundenschnelle rot anlaufenden aggressionsköpfen.
    ansprechen kann man alles, klären einiges, durch blitzschnelles aufbrausen etwas verbesserndes erreichen? sehr wenig.

    im straßenverkehr merkt man ganz besonders die alltägliche normalgewordene aufbrausende überreagierende art der gesellschaft.

  28. Maik aus Wilhelmshaven sagt:

    Wir stehen eigentlich auch immer am Stand, und quatschen miteinander. Und wie Sash schon sagt, immer ein Auge auf potentielle Kundschaft. Mit der Zeit hat man ein recht gutes Auge dafür, wer ein Taxi braucht, und wer nicht.
    Wenn der Fahrer von ersten Wagen dann mal einen Kunden nicht mitbekommen sollte, dann weißt ihn schon ein anderer Kollege drauf hin 😉
    Gespräche sind für gewöhnlich sofort beendet, ausser man hat vielleicht was zu erklären, oder dergleichen, aber dann wird das dem Kunden freundlich gesagt …“einen moment bitte, erkläre dem Kollegen gerade, wie er zur Firma xyz kommt..“ zum Beispiel.
    Genauso wie Telefongespräche sofort abgebrochen werden. Wer mit mir während der Arbeitszeit telefoniert, weiß das. Aber das Thema hatten wir schon mal an anderer Stelle.
    Was ich oft erlebt habe, das Kunden am ersten Wagen vorbeigehen, wenn der Kunde ißt, oder zu sehr vertieft in seine Zeitung/Buch ist 😉 Oder gerade ein Nickerchen macht.

    Was ich immer wieder sehr nett bei uns finde, ist es wenn Stammkunden an den Stand kommen, sich ins Gespräch einklingen, und dann überlegen, mit wem sie denn lange nicht mehr gefahren sind. Und sich dann den Fahrer aussuchen.
    Kommt gelegentlich mal vor, und kein Kollege muckt dagegen auf!!! Genauso, wie man bei ein paar Kunden schon weiß, das die immer mit einer bestimmten Firma fahren. Da sagt dann der erste auch, „der vierte Wagen ist von xyz“… 😉

  29. Sash sagt:

    @leserin:
    Wie wahr, wie wahr 🙁

    @Maik aus Wilhelmshaven:
    Abgesehen von den Stammkunden kenne ich das auch genau so. Und ich wüsste nicht, was daran falsch sein sollte.

  30. Frau Hilde sagt:

    Ich fahre nicht so oft Taxi, aber ich erwarte dann auf keinen Fall, dass der Fahrer bereits abfahrbereit im Wagen sitzt, weil ich mir denke, was ist, wenn das jetzt das erste Mal an diesem Tag/ Abend/ Nacht ist, dass er sich mal ein wenig die Beine vertreten oder eine rauchen oder quatschen (oder alles zusammen) kann?
    Ich gehe dann halt hin, grüße und frage, ob er/ sie mich fahren kann.
    Ich würde mich vermutlich erst dann ärgern, wenn – wie du geschrieben hast – erst noch das Sieben-Gänge-Menü verpackt (oder verzehrt) werden muss oder womöglich noch ein Telefonat geführt usw., aber eben nie darüber, dass ein Taxifahrer nicht schon den Fuß auf dem Gaspedal hat, wenn ich mich entschieden habe, ein Taxi zu nehmen.

  31. Sash sagt:

    @Frau Hilde:
    Meine Beschreibung war ja bewusst ein kleines Bisschen überspitzt formuliert. 😉

  32. Nadjeschda sagt:

    @Maik aus Wilhelmshaven:

    ich muss gestehen, wenn ein nickerchen gemacht wird hätte ich durchaus starke Hemmungen 😉 Bei dem ganzen Rest kein Thema ich denke eben das bekommt man dann auch mit und so. Aber beim Nickerchen…(logik her, dass man „stören darf“ ist klar – aber da hab ich persönlich doch probleme mit 😉 )
    aber solange man dann mitbekommt wenn ne Tür aufgemacht wird..ist das denk ich auch kein Problem 😉 Andernfalls würde ich mir denke ich ein anderes Taxi suchen.

  33. Ronny Roger sagt:

    “Mach die Tür zu, is kalt hier draußen!”

    Herrlich.

  34. Sash sagt:

    @Ronny Roger:
    Ich war auch extrem amüsiert. War wirklich die perfekte Antwort. 😀

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