Schreiben ist Arbeit!

„Machen sie 14. Und eine Quittung bräuchte ich.“

„Danke. Benötigen sie Start- und Zielpunkt oder reicht Stadtfahrt?“

„Stadtfahrt ist ok.“

„Schön. Da bin ich bei ihrer Adresse ganz besonders dankbar…“

Mehr Buchstaben als die Straßennamen in ganz Paderborn zusammen... Quelle: Sash

Böse Briefe

Interessantes Ende eines Experiments: Es ist inzwischen weit über eine Woche her, dass ich meinen offenen Brief bezüglich der vorgeschlagenen Tariferhöhungen an die Innung und TaxiDeutschland geschickt habe.

Das Ergebnis ist erschreckend mau. Keine der beiden für die absurden Vorschläge verantwortlichen Gewerbevertretungen hat geantwortet. Wer hingegen geantwortet hat: Vertreter beider anderer Vertretungen, der BTV und des Verbandes. Dass die beiden mit mir bei diesem Thema eher übereinstimmen, hat zweifelsohne den Ausschlag gegeben. Immerhin aber möchte ich anmerken, dass ich die nicht mal direkt angeschrieben habe. Richard Leipold von der BTV hat mich sogar in einer Zusammenfassung zur Debatte um den Tarif verlinkt.

Ich muss an dieser Stelle natürlich auch mich selbst fragen, ob der Brief so in Ordnung war.

Naja, ganz den diplomatischen Gepflogenheiten hat er nicht entsprochen, das muss ich zugeben. Die Debatte um eine Tariferhöhung ist immer eine emotionale – und wie man sieht: auch auf Seite der Fahrer. Vielleicht war es ja tatsächlich zu gemein, Herrn Berndt die Frage nach der 15%igen Inflation zu stellen. Oder ich hab beide Gewerbevertretungen hart getroffen, indem ich fragte, wie sie eine Nachtzulage den Kollegen aus der Tagschicht verkaufen wollen.

Kollegen übrigens, denen ich ganz ernsthaft Respekt zolle, weil Taxifahren im Hauptstadtfeierabendverkehr für mich tatsächlich eine Zumutung wäre.

Ja, vielleicht war ich da zu böse und vielleicht habe ich einfach nicht die nötigen Umgangsformen, um auf der ach so tollen politischen Bühne des Gewerbes mitreden zu dürfen. Warum sollte mir auch jemand antworten – ich bin ja nur ein Taxifahrer, was hab ich schon damit zu tun?

So kann man Politik machen – und vielleicht muss man das auch in einer Position wie der von Herrn Berndt. Wenn man immer nur um Einfluss kämpfen muss und ständig in die Kameras lächeln. Ich bleibe lieber bei meinem Weg: Versuchen, auf nette Weise das Bild unseres Gewerbes ein bisschen geradezurücken und die Probleme auch mal mit etwas Ironie und Umgangssprache ansprechen – die im Übrigen weit weniger unschöne Worte und Formulierungen enthält als die vieler vieler Kollegen da draußen. Nur mal so am Rande…

Richtungswechsel

Die Taxihalte am Ostbahnhof ist zweckmäßig organisiert, keine Frage. Für Kunden ohne Ahnung ist sie schlicht nicht verständlich. Die ersten 4 bis 5 Taxen halten ganz links vor den Ausgängen. Über die gesamte Länge der Bahnhofshalle befinden sich auf der anderen Straßenseite die Nachrückeplätze. Kein Wunder, dass insbesondere Kunden, die einen Ausgang weiter rechts vermuten, meist das erste Taxi irgendwo gegenüber am Beginn einer der nachstehenden Rücken vermuten.

Schlimm ist das nicht wirklich. Im Gegensatz zu manch anderer Halte ist es zumindest nachts am Ostbahnhof wirklich kein Problem, ein Taxi von weiter hinten zu nehmen. Es ist selten, dass sich unter die vielen Stammfahrer dort ausgerechnet irgendwelche Niesel verirren, die das mit der freien Wahl der Taxe nicht so genau nehmen.

Eine besonders interessante Vermutung hat sich nun aber bereits seit Ewigkeiten unter den Kunden breit gemacht: Die, dass die Taxen auf der jeweiligen Seite nur in diese Richtung abfahren können. Sicher, es ist nicht unangenehm, zu Fahrtbeginn nicht wenden zu müssen, andererseits sind die meisten Taxifahrer durchaus mit der Steuerung ihres Fahrzeugs vertraut und erfüllen auch solche Wünsche gerne 😉

Viele Kunden fragen aber, welches das erste Taxi ist oder wo sie einsteigen müssen. Da hilft man gerne und verweist auch mal auf den ersten. Wenig Zeit für Erklärungen ließ mir aber eine Frau, die schnurstracks auf mich zuschritt, obwohl ich mitten in der Schlange der ersten Nachrücke stand.

„Sagen sie, wie würden sie von hier zum Kotti fahren? Hier runter?“

Dabei deutete sie in Richtung Mühlenstraße. Es soll ja Kollegen geben, die das versuchen, aber das verdoppelt die Strecke beinahe. Also antworte ich wahrheitsgemäß:

„Nein, natürlich nicht. Ich würde in die andere Richtung und dann über die Schillingbrücke…“

„Danke!“

hörte ich noch von ihr, dann drehte sie sich um und stieg gegenüber ins Taxi des Ersten ein. Ich schwör euch, bis ich das geblickt hab, muss ich ziemlich dumm in die Landschaft gestarrt haben.

Erhöhtes Beförderungsentgelt

Manchmal gelingt es ja: Man haut als Taxifahrer am Ostbahnhof ab und hat in der Straße der Pariser Kommune Winker. Im Extremfall liegt das daran, dass die Leute zur falschen Seite aus dem Bahnhof raus sind, meist sind es aber welche, die eigentlich den Bus nehmen wollten und jetzt das Warten leid sind.

Naja ich hab es auf jeden Fall mal wieder geschafft. Eine Kundin um die 30, die mich erst einmal fragte, wie das denn jetzt mit der Kurzstrecke genau ist. Ich hab ihr das mit den 2 Kilometern und den 4 € gesagt, darauf hingewiesen, dass ein Zwischenstopp nicht möglich ist, die üblichen Erklärungen zum Kurzstreckentarif eben.

Sie war sehr interessiert und fragte zuletzt aber nur, ob das denn dann bis zum Boxhagener Platz etwa reichen würde. Ich bejahte und sie kramte in ihrer Handtasche gleich nach einem Fünfer. Am Boxi hab ich sie nach einigem Gegurke durch die anliegenden Straßen dann rausgelassen, nachdem wir uns ein kleines Bisschen über den Preis der Kurzstrecke unterhalten haben. Sie gehörte nicht zu den Nörglern, sondern war wirklich aufgeschlossen und hat die Tour auch ohne Rückgeld haben zu wollen mit dem Fünfer bezahlt. Als sie ausstieg, sagte sie dann:

„Weißt du, was witzig ist? Eigentlich bin ich ja nur aus dem Bus gesprungen, weil die da heute kontrolliert haben…“

[insert Fazit here]

Krieg!

Kaum dass er schmal genug ist, um sich hinter einem durchschnittlichen Baum verstecken zu können, meint Herr Torsten B. aus P., einen Taxibloggerkrieg ausrufen und mit der unfairsten aller denkbaren Waffen den Erstschlag ausführen zu können: Mit Lesern.

Von der Angst beseelt, bei mir auf ein Opfer zu treffen, das der Gegenwehr kaum mächtig ist, schickt er euch also zu mir hin, damit mein Blog ein besseres Bild abgibt, sodass ein Triumph besser wirkt (und eine Niederlage auch, nur mal so nebenbei 😉 )

Wer sich nun als Spielball missbraucht sieht, dem kann ich schlecht helfen. Ich möchte nur mit meiner urschwäbischen Gemütlichkeit und der Gelassenheit eines Marzahners antworten, dass ihr – so ihr schon einmal da seid – gerne einen Blick auf meine in aller Eile zusammengewürfelte Liste der 10 besten GNIT-Artikel werfen könnt, um zu erkennen, wo der Frosch die Locken hat.

Allen interessierten Neuankömmlingen seien also die folgenden Artikel ans Herz gelegt. Die sind laut dem auf dieser Seite kriegführenden Autor die wahrscheinlich besten Artikel unter rund 1100 Stück. Wer andere Favoriten hat, kann sie gerne in den Kommentaren posten!

Definitiv ein Klassiker

Die beste Tour des Abends

Gefragt

Heiratsgründe

Immer diese Witze…

Schlagfertig

Taxi-Dialoge (8)

Und deswegen wird der Fahrpreis auch Rot angezeigt…

Was denkt ihr eigentlich alle?

Was war das denn eben?

Dass Torsten nicht mit dem Schwert nach Polen zieht (da liegt Berlin doch für dich fast, oder?) wie René, dürfte wahrscheinlich daran liegen, dass sein hellelfenbeinfarbener Panzer zwar zweifelsohne schnittiger ist als meiner, er aber wesentlich weniger Leute darin unterbringen kann und außerdem noch Sorgen haben muss, weil an seinem Einsatzfahrzeug die Beseitigung etwaiger Kratzer zweifelsohne das Doppelte kosten würde als an meinem Bock. An dieser Stelle fehlt im Smiley-Repertoire eindeutig ein mildtätig grinsendes Exemplar 😀

Um mit den Worten des Provinzkutschers zu enden:

Danke!

🙂

Die Rettung schlechthin

Manche Touren müsste man sich ausdenken, wenn es sie nicht gäbe. Macht man auch manchmal. Wenn ein Monat so richtig beschissen läuft, träume ich auch gerne mal von der Tour „Nach Hamburg und zurück“. Das wäre in meinen Augen so ziemlich die optimale Tour. Ziemlich das Maximum, was man ohne großen Tank-Stress unterwegs mit meinem Erdgas-Opel hinbekommt, noch dazu ohne Leerkilometer und in einer Schicht locker schaffbar. Die Wahrscheinlichkeit natürlich, dass ich tatsächlich ausgerechnet in einem schlechten Monat (oder überhaupt mal) eine Tour nach Hamburg und zurück bekomme, geht natürlich gegen Null. Ist halt ein schöner Traum, der einem so manche miese Stunde versüßt.

Im Kleinen gibt es sowas natürlich auch für jede Schicht. Jeder noch so miese Tag lässt sich durch eine Tour nach Frankfurt/Oder noch erträglich bis hammermäßig machen und wenn ich mal ausnahmsweise am Bahnhof Zoo stehe, finde ich auch die Idee reizvoll, 2 Kunden in Spandau und Marzahn abzuliefern, um dann gleich Feierabend zu machen. Dass es eigentlich immer anders läuft, braucht man kaum zu erwähnen. Meist kommt es dann eher so, dass man für sein Umsatzziel noch 12,20 € braucht und eine Tour für 9,80 € bekommt…

Jetzt am Wochenende hatte ich allerdings wirklich mal beinahe unverschämtes Glück. Der Freitag zog sich und zog sich und zog sich.  Das einzig Positive in der ganzen Zeit war die Tour mit Jo. Was mein Taxameter dabei zusammenzählte, war für Montags gerade mal gut genug. Unfassbar miserable 115 € hatte ich auf der Uhr, als ich mich um kurz vor 5 Uhr morgens, 2 Stunden vor der Übergabe des Autos, genervt an den Ostbahnhof gestellt habe. Ich stand an dritter und damit letzter Stelle und plötzlich standen zwei Mädels neben mir am Auto. Die Frage kam mir vor wie ein schlechter Scherz:

„Sagen sie, was würde es kosten, wenn wir erst nach Hellersdorf und dann nach Potsdam fahren?“

Für die Nichtberliner sei hier gesagt, dass Hellersdorf vom Ostbahnhof aus rund 10 Kilometer in östliche, Potsdam hingegen 30 Kilometer in südwestliche Richtung liegt. Also insgesamt locker 50 Kilometer Fahrt, allerdings ohne ewig weit aus der Stadt rauszumüssen. Doof wie ich bin, hab ich natürlich nicht einfach gesagt, dass es 100 € Festpreis sind, sondern angemerkt, dass diese Tour vielleicht mit 2 Taxen doch sinnvoller wäre. Meine spätere grobe Schätzung von 80 bis 90 € sollte sich als gar nicht so schlecht erweisen, ich weiß allerdings immer noch nicht, wieso man so etwas als Fahrgast macht.
Die beiden haben kurz einen Hunni von der Bank geholt und ich hab derweil Blut und Wasser geschwitzt, ob sie es sich nicht nochmal überlegen. Tatsächlich hatten die beiden eher Sorge, die Tour wäre unangenehm für mich (Wieso bitte?) und waren sogar noch ausgesprochen dankbar fürs Mitnehmen, wenngleich meine Kollegen mich wahrscheinlich vor Neid umgebracht hätten, wenn sie gewusst hätten, wohin es gehen soll 🙂

Wäre das Geld nicht trotz dieser Menge ein begrenzender Faktor gewesen, hätte ich sogar über den Ring fahren sollen – ich schätze mal, das wären nochmal 20 Euro mehr geworden…

Die Tour hat letztlich trotzdem über eine Stunde gedauert und exakt 86,80 € eingebracht. Auf einem Weg, der ein guter Kompromiss zwischen schnellster und kürzester Route war. Meine Fahrgästin hat die Zeit genutzt und geredet und geredet. Ich bin – obwohl selbst in Gesprächen ein sehr quasseliger Typ – kaum zu Wort gekommen. Als wir die letzten paar Kilometer über die Avus antraten, ist sie erschöpft eingeschlafen.

Mit 10% Trinkgeld bin ich dann spätestmöglich, aber mit akzeptablem Umsatz auf den letzten Drücker in den Feierabend gegurkt. Es ist selten, dass alles auf einmal passt. An diesem Morgen war es ausnahmsweise mal so.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Chillout

Anrufe sind ja grundsätzlich eine Plage. Sie kommen stets zur Unzeit. Ob man nun gerade den Schlaf der Gerechten schläft oder sich in in unterschiedlicher Gruppengröße der unchristlichen Fleischeslust hingibt – es gibt kaum angenehmes Telefonklingeln. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Da der Anruf der staatlichen Lotteriegesellschaft ausbleibt, in dem sie mir sagen, dass sie für mich ein Los gekauft haben und dies den Jackpot geknackt hat, war es in diesem Fall ein Anruf von Jo.

Jo ist neben Torsten einer der sympatischsten Menschen, die ich „aus dem Internet“ kenne, und insofern ist ein Anruf von ihm eigentlich immer eine nette Geschichte. Mal abgesehen davon, dass er mich hauptsächlich anruft, damit ich ihn im Rahmen meines Jobs von A nach B bringe. Außerdem kann ich mich immer über die zweideutige Aussage meiner Meldung am Telefon freuen, da ich bei seinem Anruf immer einfach „Jo“ sage. Ob er das als seinen Namen oder als „Ja?“ interpretiert, hab ich ihn noch nie gefragt 🙂

Am letzten Freitag ist es mir nicht schwergefallen, den Ostbahnhof hinter mir zu lassen, wenngleich eine Anfahrt bis Reinickendorf etwas ist, das ich meinem Chef besser verschweigen sollte 🙂

Dort wartete Jo im besten Wissen, dass es auch mal dauern kann, bis das Taxi kommt und hat noch den ein oder anderen Krug geleert, bis ich die Ecke der vor der Chillout Bar als Parkplatz zweckentfremdet habe. Ein guter Freund nannte das selbe vor meiner früheren Wohnung mal „Punkrock-Parkplatz“, Hugo und Elvira würden das „Parken im Kreuzungsbereich“ nennen.

Aber es war Nacht und es war in Berlin-Reinickendorf. Ich bin schon größere Risiken eingegangen…

Jo befand sich in lustiger Runde, und da es so oder so ein mieser Tag war, hab ich letztlich eine Cola bestellt und mich als Blogger vorstellen lassen. Selten genug, dass einem das Prestige bringt, also habe ich es genossen 🙂

Aus der zweiten Fahrt diesen Abend aus der Bar ist zwar leider nichts geworden, aber tatsächlich habe ich Jo kurz darauf in den Wedding gebracht, was abermals eine unterhaltsame Fahrt war. Zur Krönung ist mir bei der gemeinsamen Zigarette (Wenn ich jetzt „Zigarette danach“ schreibe, klingt es irgendwie seltsam, oder?) auch noch der nächste Fahrgast vors Auto gelaufen. Die Tour verblogge ich sicher auch irgendwann, aber das hat noch Zeit.

War auf jeden Fall abermals ein nettes Treffen mit Jo, und da dieser gerne etwas Traffic auf seiner Seite hätte, dürft ihr gerne all eure DDOS-Tools auf seine Seite richten seinen Blog ansehen und nette Kommentare hinterlassen.