Füße, hart wie Kruppstahl

Mit der Beförderungspflicht ist es ja so eine Sache. Eine Auslegungssache. Im Grunde muss ich ja alle Leute mit einem Beförderungswunsch bei mir im Taxi mitnehmen. Es sei denn, sie stellen eine Gefährdung dar. Genau genommen schreibt die BOKraft zum Thema Beförderungspflicht vor:

“ […] können sie die Beförderung ablehnen, wenn Tatsachen vorliegen, die die Annahme rechtfertigen, daß die zu befördernde Person eine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung des Betriebs oder für die Fahrgäste darstellt.“

(BOKraft §13)

Ich bin ja keiner der Taxifahrer, die die betriebliche Ordnung gleich gefährdet sehen, wenn sie zu wenige Einnahmen machen, und deswegen kurze Fahrten ablehnen. Was Betrunkene angeht: Naja… bei manchem Kotz-Kandidaten war ich kurz vor einer Ablehnung, aber letztlich gebe ich den Leuten dann doch eine Chance. Und nach wie vor würde ich sagen, dass die Falsch-Positiv-Liste meinerseits (mit derzeit 4 Einträgen) durchaus rechtfertigt, dass ich meist ein Auge zudrücke.

Manchmal kann ich aber auch einfach nichts mehr machen. Berlin als Partyhauptstadt Deutschlands hat bisweilen Drogenopfer zu bieten, deren Birne so aufgeweicht ist, dass ich sie wirklich nicht mal eben ins Taxi packen kann, weil ich letzten Endes die Sauerei mit der Leiche habe, wenn sie plötzlich vergessen sollten, einzuatmen.

Kompliziert wird das Ganze dann, wenn man an der Straße auf Leute trifft, die diesen Zustand schon vor dem Drogenkonsum haben.

Als ich neulich durch Schöneweide in Richtung Innenstadt zurückgefahren bin, fand ich mich vor einer einschlägig bekannten Lokalität plötzlich mehr oder minder in Gesellschaft von etwa 15 besoffenen Neonazis.
Alleine die Anzahl lässt ja darauf schließen, dass sie zu dieser Versammlung bundesweit mobilisiert haben, für mich hat das die Sache nicht unbedingt angenehmer gemacht.

Ich hab die Situation ohne äußere Gemütsregung kurz überflogen und bin beim ersten Grünton der umschaltenden Ampel mit Vollgas davon. Sollen die Jungs ruhig mal einen züchtigen deutschen Wanderabend machen!

Um rechtlichen Missverständnissen vorzubeugen: Die Gefährdung hab ich natürlich ausschließlich in ihrem offensichtlich überzogenen Alkoholkonsum gesehen. Tatsachen, die dafür sprechen? Na wenn ein Nazi mal beide Arme hebt! Und der hat echt wie blöde mit denen rumgefuchtelt… 😉

12 Kommentare bis “Füße, hart wie Kruppstahl”

  1. Sash sagt:

    Hab noch ’nen Kalauer für die Fußnoten:
    Keinen Fuß weit mit Faschisten!
    🙂

  2. Lis sagt:

    Wenn er dabei noch „TAXI!“ statt der üblichen Parolen gerufen hätte, wäre er doch sicher als sehr große Gefahr für die Sicherheit einzustufen. 😀

  3. Max sagt:

    Geiler Titel 😀
    Und genau richtig gemacht. Die würden ja vermutlich auch bei keinem türkischen Taxifahrer mitfahren wollen. Also sei dir das gleiche Recht gegönnt, solches Pack nicht zu befördern 🙂

  4. Du darfst nicht die Gefahr für deine Person unterschätzen. Wenn die da ihr Gedankengut in deiner Gegenwart abgesondert hätten, hätte dir das schwere Schmerzen bereitet.

  5. Aro sagt:

    Klaus hatte da offenabr weniger Glück als Du.

  6. Kommentator sagt:

    Mal abseits von Taxithemen: Ich vermute ja öfter, dass es seine Gründe gehabt haben wird, dass damals soviel über „zäh“, „hart“ und „flink“ räsoniert wurde – und kaum über „intelligent“, „gebildet“ und „geschmackssicher“…

    Aber das nur ist so ein total unmaßgeblicher Gedanke ganz am Rande. Ansonsten gebe ich Sash recht, dass strammes inländisches Wandern an der guten, frischen Luft noch niemandem geschadet hat. Das verweichlichte Geschaukel in wankenden Droschken provoziert doch nur Taxikotzerei – sowas ist einer „stolzen Nation“ völlig unwürdig! *gnihihihihihi*

  7. Sash sagt:

    @Lis:
    Naja, bei augenscheinlicher Verwirrung. Ich meine, sieht ja jeder, dass er kein Taxi ist 😀

    @Max:
    Danke!
    Und ich bereue auch nix 🙂

    @Der Maskierte:
    Ja, das hab ich mir auch überlegt. Das ist schon schlimm…

    @Aro:
    Hab es gelesen 🙁

    @Kommentator:
    😀

  8. Matthias sagt:

    Sondermeldung: In Berlin hat heute ein Taxifahrer durch Ignorieren der Beförderungspflicht die Wiederkehr des dritten Reiches verhindert. Eine Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz lehnte er ab mit dem Hinweis, es könnten Haken dran sein.

  9. Falcon030 sagt:

    Ich hab ja schwer überlegt, ob ich mich jetzt bei Facebook anmelden soll, um auf den „Gefällt mir“-Button zu klicken.
    Ich lass es lieber bleiben, sag aber an dieser Stelle „Gefällt mir!“.

  10. Sash sagt:

    @Matthias:
    Und ich hab mich schon gewundert, wo die Kommentare in diese Richtung bleiben…

    @Falcon030:
    Danke. 🙂

  11. def sagt:

    wieso gibts im taxi eigentlich keine kotztüten?

  12. Sash sagt:

    @def:
    Manche Kollegen haben welche dabei. Ich auch mal, hab ich aber irgendwann wieder vergessen…

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