Plätze …

Zum Mariannenplatz wollte der Kerl. Ein schon etwas älterer Mann, ein bisschen alternativ angehaucht, ein Künstler vielleicht. Die Route vom Ostbahnhof aus stellte mich vor keine sonderlich große Herausforderung. Sie ist scheiße, weil sie gut dreimal so lang ist wie die Luftlinie, aber man muss eben sowohl die Spree als auch den dem ehemaligen Grenzverlauf folgenden „Mittelstreifen“ (eher ein kleiner Park) zwischen Engel- und Bethaniendamm umfahren. Wie man das macht, ist im Wesentlichen egal, ich bevorzuge die Manteuffelstraße anstelle der Adalbert.

Dort angekommen war er – obwohl zeitweilig in Berlin lebend – etwas irritiert. Diesen Platz meinte er nicht. Er wolle dahin, wo es etwas zu essen gibt, das wäre doch noch ein paar Meter weiter.

Nicht nur, dass dann der andere Weg (geringfügig, sehr geringfügig!) kürzer gewesen wäre: Nein, besagter Platz heißt auch nicht Mariannen-, sondern Heinrichplatz. Obwohl er an der Mariannenstraße liegt. Allerdings ist es auch nicht der Oranienplatz, obwohl er ebenso an der Oranienstraße liegt.

Ein gutes und dennoch triviales Beispiel dafür, wie kniffelig diese ominöse „Ortskunde“ im Detail sein kann und weswegen man sowas tatsächlich monatelang lernen muss, wenn man Taxifahrer werden will …

Hier eine Karte. (Ostbhf. oben, leicht rechts der Mitte / Mariannenplatz zentral (grün) / Heinrichplatz als kleines Straßenquadrat südlich davon)

7 Kommentare bis “Plätze …”

  1. Aro sagt:

    Ach, so viele Plätze liegen nicht an ihren Straße, aber trotzdem ganz in der Nähe.
    Kuckst Du Brunnenstraße/-platz, Moritzstraße/-platz, Mehringdamm/-platz
    Aber Straßennamen in Berlin – das ist eh eine Wissenschaft für sich. Aber eine coole 🙂

  2. Sash sagt:

    @Aro:
    Und Du bist unser Professor. 😉

  3. exts sagt:

    Eigentlich folgt man da nicht dem ehemaligen Grenzverlauf (natürlich auch, aber der kam erst später) sondern richtig gesehen dem ehemaligen Luisenstädtischer Kanal. Deswegen ist der Park/der Grünstreifen auch „tiefergelegt“. Vom Wasser ist aber leider nur noch das Engelbecke übrig. 🙂
    http://de.wikipedia.org/wiki/Luisenst%C3%A4dtischer_Kanal

  4. Aro sagt:

    @exts
    Nach dem, was man so liest, ist es vielleicht besser, dass das Wasser da nicht mehr drin ist. Es soll doch ziemlich gestunken haben, weil es aufgrund des zu niedrigen Gefälles und weil kaum Schiffe durchgefahren sind, eher ein stehendes Gewässer war.

  5. Cliff McLane sagt:

    Erwähnte ich schon mal, dass ich an einem meiner ersten Tage in Berlin die OranienBURGER Straße mit der ORANIENSTRAßE verwechselt habe? Ja? Erwähnte ich das?

    Der Taxifahrer war so schlau, mich auf die mögliche Verwechslung hinzuweisen. Meine Ex-Freundin ist ihm dafür heute noch dankbar; ich dagegen… war’s damals auch.

  6. Sash sagt:

    @exts:
    Wieso „richtig gesehen“? Der Grenzverlauf war ja wohl nicht weniger real. Und wirklich richtig folgt man natürlich am besten den Spurmarkierungen der Straße. 😉

    @Cliff McLane:
    Ach, da bist Du nicht alleine. Das machen so viele Leute. Aber welche der Oranienburger Straßen? 😉

  7. Cliff McLane sagt:

    @sash, Och, das mit den Oranienburgern, das weiß ich heute nicht mehr so genau. Ich wohne ja jetzt inzwischen auf dem Land in Bayern; aber da gibt es innerhalb einer Gemeinde auch drei verschiedene „Dorfstraßen“. Gut, die eine heißt „zur Tannenhöhe“ oder so ähnlich; das steht dann aber wiederum nur in den Tourismusprospekten, und das wissen die Taxifahrer nicht. Du siehst, die Probleme ähnlen sich: Genauso wie man in Berlin wissen sollte, in welchen Bezirk man will, sollte man hier wissen, ob man in die Dorfstraße von A-Dorf, B-Dorf oder C-Dorf will. Und die Entfernungen sind auch ungefähr gleich, nur sind auf dem Land 3-4 Kilometer eher gefühlte 40.

    Google Maps zeigt mir übrigens gerade eine Straße „Eigene Scholle“ in Berlin-Tegel an, gleich neben der Priesterkoppel. Hattest du schon mal ’ne Fahrt dahin?

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