So, im Laufe des heutigen Nachmittags begebe ich mich einmal mehr zu meiner Firma. Das ist an und für sich ja recht selten, denn wenn es nichts ungewöhnliches gibt, fahre ich da eigentlich nur zweimal im Monat zur Abrechnung hin. Heute Mittag steht ein Verkehrsseminar an.
Was genau da besprochen wird, weiss ich nicht – das konnte mir auch mein Chef nicht sagen. Letztlich ist das auch nur zweitrangig, schließlich dienen diese Veranstaltungen einem einzigen Zweck: Versicherungskosten sparen! Wenn alle „Anfänger“ das Seminar besuchen, kostet die Versicherung des Autos weniger. Einfache Geschichte.
Ich persönlich bin immer etwas zwiegespalten bei solchen Dingen. Zum einen bin ich überzeugt davon, dass ich noch jede Menge lernen kann, und das mitunter in so einem Fall auch passiert. Auf der anderen Seite frage ich mich natürlich, welche bahnbrechenden Neuerungen man binnen zwei Stunden jemandem beibringen will, der seit nun immerhin 5 Jahren einen Fahrerjob im Stadtverkehr macht.
Ob das heute Nachmittag nun eher Top oder Flop ist, das weiss ich natürlich erst danach. Also mal sehen…
Diese Seminare dienen auch dazu, das Bewusstsein der Mitarbeiter wieder dahingehend zu schärfen, dass jeder Unfall viel viel Geld kostet. Der Schaden wird natürlich von der Versicherung reguliert, aber selbst bei einem unverschuldeten Schaden ist die eigene Versichrung oft durch sogenannte Teilungsabkommen daran beteiligt.
Der Chef bekommt bei zu hohen Schadenquoten eine Kündigung seiner Versicherung und kann dann sehen, wo er bleibt. Sprich, er muß sich eine Versicherung suchen, die trotz schlechter „Renta“ ihn noch nimmt. Dies tut sie dann nur, wenn er sogenannte „Sanierungsprämien“ bezahlt.
Die Versicherung eines Taxis kann dann statt 1400,00 Euro jährlich schon mal 5000,00 Euro jährlich kosten.
Kurz: Chef schickt Mitarbeiter zu Kurs, Mitarbeiter überlegt beim nächsten Mal ob er rückwärts in eine Kreuzung reinfährt, ob es sich lohnt, durch die Gegend zu heizen, nur um schneller am Halteplatz zu sein usw.
Dadurch werden bestimmt einige total unnötige Unfälle vermieden und das Fahrverhalten ist auch Material- und Punkteschonend. Auto und Führerschein hält länger
Genau beim ersten Punkt bin ich skeptisch. Ich bin sicher ein motivierter und nachdenkender Fahrer. Die Erinnerungen an solche Seminare verblassen aber eben doch recht schnell. Ich würde eben sagen, dass man sich im Verhalten im Verkehr eben nicht nach theoretischen Überlegungen verhält, sondern nach seinem Gefühl, das überwiegend auf praktischen Erfahrungen beruht.
Mir ist schon klar: Statistisch gesehen verbessern diese Seminare gewisse Quoten, und sind damit auf jeden Fall sinnvoll. Ich halte mich nur selbst für einen viel denkenden Menschen, und diese „Ist ja nicht mein Wagen“-Mentalität kenne ich nicht.
Wie gesagt: Ich bin gespannt, erwarte für mich allerdings nicht überragend viel neues.