Stiller Taxi-Alarm

… und wie das mit der Öffentlichkeitsarbeit richtig geht.

Ein paar eher ernste oder sachliche Themen fristen bei mir eher ein Schattendasein im Blog. Einfach, weil’s mich im Alltag wenig betrifft. Das ist auch beim stillen Alarm in Taxis der Fall. Den erwähne ich vor allem in den FAQ, ansonsten eher nicht. Ich selbst habe weder damals in der 1925, noch jetzt in der 72 einen solchen Alarm gehabt. Natürlich bin ich mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Alarm ausgestattet, aber das ist eben jener „nicht ganz so stille“, der aus dem Auto einen halben Rummelplatz macht, weil alles blinkt und blökt, was nur geht.

Nun bekam ich letzte Woche eine nette aber fast schon panische Mail von der Machermama.

Sie schilderte mir etwas, was so vielen passieren könnte: Sie sah ein Taxi, an dessen Schild rote LEDs blinkten, wunderte sich und fuhr weiter. Erst beim Googeln am Abend erfuhr sie dann, dass dies besagter stiller Alarm ist und hatte nun Angst, einen Fehler gemacht zu haben, weil sie niemanden informiert hatte.

So weit, so doof. Anscheinend ist aber nichts passiert. Und die Gewissensbisse hab ich zumindest mal versucht zu nehmen, denn in der Tat ist es ja so, dass die Alarmknöpfe im Taxi auf gute Bedienbarkeit ausgelegt sind, so dass fälschliches Aktivieren durchaus oft vorkommt, wahrscheinlich wesentlich öfter als der Ernstfall. Dennoch: Wenn man ein Taxi mit rot blinkenden Lichtern auf dem Dach sieht, sollte man die Polizei rufen und mitteilen, wohin das Taxi gefahren ist – oder fährt, man kann ja vorsichtig hinterher, falls man gerade selbst motorisiert ist.

Das hätte es schon gewesen sein können und ich persönlich hab mich vor allem gefreut, jemandem diese Infos geben zu können. Aber es ging noch weiter! Bereits wenige Tage später bekam ich wieder eine Mail von Machermama und sie berichtete, dass sie just jetzt wieder ein Taxi mit Alarm gesehen hätte und es der Polizei gemeldet hätte. Sogar den Nervenverschleiß durch eine „Verfolgungsjagd“ hat sie auf sich genommen und die Polizei, die das umgehend ernst nahm, von unterwegs zielsicher zum Taxi lotsen können, wo es dann gestoppt wurde. Glücklicherweise war es wohl wieder nur ein Fehlalarm. Puh!

Die Ereignisse vermutlich noch nicht ganz verdaut, postete Machermama bei Facebook einen Hinweis auf diesen weithin unbekannten Alarm. Und wurde geradezu überrollt. Fast 30.000 Leute haben die Meldung bislang geteilt, es dürften also nun etliche Menschen mehr Bescheid wissen, was diese komischen Lichter bedeuten. Selbst die üblichen Fake-Warn-Seiten für Facebook haben inzwischen bestätigen müssen, dass das nicht bloß eine blöde Masche war, Likes zu generieren, sondern dass was dran ist an diesem ominösen Taxi-Alarm.  Das hätte ich mit GNIT vermutlich nie geschafft. Deswegen – vermutlich im Namen aller Kollegen – ein Danke an Machermama für ihren Einsatz!

Und Ihr, liebe Leser, wisst jetzt auch Bescheid. Rot blinkende LEDs am Taxischild sind ein Alarm! Ruft die Polizei! Bleibt gerne in der Nähe, aber seid auch nicht vorschnell übermütig! Was im Taxi genau passiert, kann man von außen oft nicht sehen, also überlasst das den Spezialisten! Natürlich kann das ein Fehlalarm sein, aber wie das Beispiel von Machermama eben auch zeigt: Niemand nimmt Euch den Notruf übel und vielleicht helft Ihr mit dem Anruf einem Taxifahrer, der ganz alleine in seinem Auto sitzt und einer wie auch immer gearteten Bedrohung ausgesetzt ist. Wir schalten diesen Alarm nicht zum Spaß ein.

Also teilt den Facebook-Eintrag von Machermama ruhig weiter oder tut das mit diesem hier. Jeder, der sich das mit dem Alarm merkt, kann vielleicht  mal zufällig ein Leben retten. Das sollte Motivation genug sein.


PS: Wie in den Kommentaren angemerkt und von mir blöderweise vergessen: Es gibt auch stillen Alarm, der die Taxifackel als ganzes blinken lässt, ohne rote LEDs. Die Bedeutung ist die selbe. Und ja: einige Alarmanlagen informieren auch von sich aus die Polizei oder die Zentrale. Aber eben nicht alle.

10 Tipps zum Taxifahren an Silvester

Hier noch eine kurze Checkliste zum Taxifahren an Silvester. Die lange Version gibt es hier und in den Links dort.

  1. Vergiss das Bestellen! Jage auf der Straße!
  2. Du bist nicht alleine! Deal with it!
  3. Ausgeschaltete Taxi-Leuchten signalisieren: Er überfährt Dich anstatt anzuhalten!
  4. Dass Du kein Taxi bekommen hast, ist nicht die Schuld des Taxifahrers, der jetzt vor Dir steht!
  5. Kommst Du dem Fahrer blöd, kommt er Dir blöd. Viel Spaß beim Laufen!
  6. Der Taxifahrer ist allenfalls halb so besoffen wie Du. Berücksichtige das bei der Kommunikation!
  7. Wer kotzt, läuft. Zahlt aber trotzdem. Ins eigene T-Shirt (oder die Handtasche) kotzen bringt Bonus-Punkte!
  8. Böller auf Taxis zu werfen, bringt sie nicht dazu, Dich mitznehmen. Stichwort: Brot statt Böller.
  9. Heute ist der Tag, das Trinkgeld zu geben, das Du die letzten 12 Monate vergessen hast!
  10. Es ist Silvester, also bleib cool!
  11. Teile diesen Artikel! Sonst bleiben alle anderen ja doof.

Frohes Gelingen!

PS:
Wegen einiger Nachfragen: Wer es wirklich schafft, mich heute Nacht zu finden und mir Brot aufs Taxi zu werfen, den nehme ich mit, versprochen! 😉

Was zu erwarten war: Silvester

So, Weihnachten ist vorbei. Damit sind wir nun in diesen Tagen, die gemeinhin mit „zwischen den Jahren“ betitelt werden – was einerseits ein wenig unlogisch ist, mir andererseits  auch total gefällt. Egal, es wird an dieser Stelle wie jedes Jahr Zeit, auf Silvester hinzuweisen. Das ist wie schon letztes und vorletztes Jahr ein alter Hut, aber ich tu’s immer wieder, weil ich ja auch immer wieder neue Leser habe. Und weil es auch Spaß macht, sich gedanklich auf Silvester einzustimmen, das gebe ich gerne zu. 😉
Wer den Links in diesem Artikel folgt, wird feststellen, dass ich wirklich jedes Jahr quasi dasselbe schreibe. Zusammengefasst klingt das etwa so:

Habt ein wenig Nachsicht mit den Taxifahrern an Silvester, denn wir tun, was wir können! Da das Fahrgastaufkommen an diesem Tag zigfach über dem an jedem anderen Termin liegt, kommen wir nicht hinterher. Zumindest hier in Berlin. Es wird nicht möglich sein, sich ein Taxi zu bestellen und man wird bisweilen ewig suchen, bis man ein freies findet. An diesem speziellen Tag streiten sich mal die Kunden um Taxen und nicht umgekehrt. Was aber auch heißt: Wer sich besonders nervig verhält, hat die schlechtesten Karten, mitgenommen zu werden. Silvester ist der Tag, an dem die Kunden sich freuen dürfen, dass wir an einen Tarif gebunden sind, denn in dieser Schicht könnten Taxifahrer Mondpreise diktieren und wären dennoch ausgelastet. Wir verdienen zwar überdurchschnittlich gut, aber durch die hohe Anzahl betrunkener Leute, die Scherben und Böller auf den Straßen, die Konkurrenz zwischen den Fahrgästen und die aus allerlei Gründen hohe Emotionalität des Datums ist das zeitgleich die stressigste Schicht des Jahres.
Lasst eventuell vorhandenen Frust über 2013 nicht an jenen Fahrern aus, die auch während der größten Party hierzulande noch ihre Arbeit zu machen versuchen. An allem was an diesem Tag schief läuft – selbst im Taxigewerbe – sind eben genau diese Fahrer am allerwenigsten schuld! Und jede Diskussion, jede Streiterei verschlimmert es nur. Wir rocken die Kundschaft im Akkord nach Hause und je ungestörter wir das tun können, desto schneller geht es für alle.

Ich hab dieses Jahr noch keine endgültige Bestätigung, ob ich am 31. Dezember ein Taxi habe. Dieses Jahr fällt Silvester erstmals nicht in meine offizielle Arbeitszeit (da ich inzwischen Montag bis Mittwoch nicht fahre), da muss ich ein bisschen Glück haben, damit das klappt.

Wobei: Schlimmer als vor zwei Jahren kann es ja gar nicht laufen. Da wäre ja selbst gar nicht fahren besser …

Aber wie gesagt: Bleibt ruhig und überlegt Euch, wenn Ihr es eilig haben solltet, Alternativen. Ansonsten werden wir das gemeinsam wie jedes Jahr hinkriegen, dazu sollten wir aber alle einen kühlen Kopf bewahren. OK?

Es gibt so Tage …

Ich bin ja wirklich der letzte, der auf der Straße Streit sucht. Aber es gibt so Tage, da ist man von Vollpfosten und deren nahen Verwandten umgeben. Wie am vergangenen Samstag.

Angefangen hat alles mit einem Kollegen, der mir (in der Tat sehr freundlich) vorwarf, ich hätte mich am Ostbahnhof vorgedrängelt. Das Szenario genau zu beschreiben ist etwas umständlich, aber ich kann zumindest mal sagen, dass ich nicht wenig überrascht war, weil ich schon eine halbe Stunde dort anstand und mich zu diesem Zeitpunkt ganz hinten auf der letzten Rücke brav eingereiht hatte. Wie gesagt: Der Kollege war eigentlich echt nett – aber hey: er hat sich das aufgrund des Autotyps vor ihm und nicht rechtzeitigem Nachrücken mal eben zusammengereimt. Das ist schon erstaunlich wenig nachgedacht, um aufgrund dessen Alarm zu schlagen …

Nummer zwei war dann eine Winkerin. Sie hielt mich an einer roten Ampel an und fragte mich, ob ich einen Kindersitz hätte. Der Minimensch sah eigentlich eher ein wenig ZU klein für die Sitzerhöhungen aus, aber man kann ja mal gucken. Kaum, dass ich das tun wollte, hupte es ungestüm und ein weiterer Taxifahrer fuhr heran. Schon klar, da war die Tour wohl bestellt. Ich bin also hin zum Kollegen und hab ihm gleich ein „Sorry“ entgegengeschmissen, was er mit einem „Bist ja’n Scheiß-Kollege!“ erwiderte. Sehr nett. Was glaubt dieser Vollpfosten eigentlich, wie ich ihm die Fahrt hätte klauen sollen, die er über den Datenfunk der anderen Zentrale bekommen hatte?
Ich kann ja wohl schlecht an allen Winkern vorbeifahren, weil sie theoretisch auch bestellt haben könnten. 0.o

Nummer 3 war dann der theatralische Huper (dieses Mal kein Taxifahrer) auf einer komplett leeren Landsberger Allee (3 Spuren je Richtung), der es irgendwie unverschämt fand, dass ich meinen Kunden rechts am Straßenrand rausgelassen habe. Im Übrigen, ohne ihn fies auszubremsen und artig mit Blinken und so.
Manchmal frage ich mich bei solchen Leuten, wie sie als Fahrgast wohl reagieren würden, wenn ich als Fahrer sagen würde:

„Nein, tut mir leid. Ich muss leider mit ihnen um den Block zum nächsten ausgeschilderten Parkplatz fahren, da hundert Meter hinter uns ein anderes Fahrzeug sich nähert und ich nicht ausschließen kann, dass der Fahrer desselben ungerne die Spur wechseln würde, nur weil Sie hier aussteigen wollen. Kostet aber auch nur 80 Cent extra, keine Sorge.“

Wahrscheinlich wäre ich dann das vierte Mal in einer Nacht der Idiot. Aber gut, man kann es halt nie allen recht machen …

Wenn es weh tut …

Heute ist einer von den Tagen, die weh tun. Bezüglich der Nachtschicht, meine ich.

Trotz der ein oder anderen Kleinigkeit bin ich mir recht sicher, dass ich mit der Nachtschicht grundsätzlich gut klarkomme. Ein paar Neue hier wissen das vielleicht noch gar nicht (und ein paar Alteingesessene vermuten vielleicht, es hätte sich geändert), aber es ist ja so, dass ich meinen Rhythmus inzwischen seit über 4 Jahren komplett umgestellt habe. Wirklich komplett.
Wie bei wahrscheinlich einigen da draußen bestätigen auch bei mir ein paar Ausnahmen die Regel, aber an normalen Tagen gehe ich zwischen 6 und 9 Uhr ins Bett und stehe zwischen 14 und 17 Uhr auf. Und das auch jetzt noch, wo ich manchmal nur noch zwei Tage pro Woche im Taxi sitze. Ich hab’s mir wirklich angewöhnt und ich falle in den Rhythmus auch immer zurück, wenn ich mal für ein paar Tage im Urlaub bin und es eigentlich nicht brauchen kann. Wie gesund mein Schlaf dabei ist, will ich als Laie besser nicht bewerten, aber klar ist mir bekannt, dass die Chance groß ist, dass das gesundheitlich nicht so super ist. Ich nehme das halt mit, so lange es noch angenehm ist in meinem *hüstel* beinahe jugendlichen Alter.

Womit sich dieser Schlafrhythmus leider gar nicht verträgt, ist die immer mal wieder hier aufkreuzende Frau mit der Drehorgel. Ich hab sie sicher schon mal erwähnt. Die stellt ihren Leierkasten nämlich bevorzugt fast direkt unter meinem Fenster auf und dudelt ihre sich ständig wiederholenden Hits – jetzt natürlich Weihnachtslieder –während meiner Kernschlafzeiten herunter. Und mal abgesehen davon, dass bei geschlossenem Fenster schlafen wirklich was ist, was ich nicht mag: man hört sie auch dann noch.
Als von dieser Kunst an sich schon nicht viel haltender Mensch hab ich zudem mit jedem Mal mehr den Verdacht, dass dieses Gerät auch nie dazu konzipiert wurde, dass man ihm länger zuhört. Man soll wahrscheinlich viel mehr im Vorbeigehen gleich die Melodie erkennen und es nach Möglichkeit toll finden.

Problem 1: Weder ich noch die Frau gehen aneinander vorbei.
Problem 2: Es ist nicht toll.

Und so hatte ich letzte „Nacht“ nur ungefähr 2 Stunden (noch dazu sehr unruhigen) Schlaf. Und nachdem für den frühen Abend noch ein paar Einkäufe geplant waren, war ich pünktlich zum Arbeitsbeginn wieder müde. Was doof war. Am Autochen war alles gerichtet und den Donnerstag hatte ich schon zu Gunsten eines Kollegen geopfert, der gerne fahren wollte, während ich eher so pro forma ein paar wenige Touren gemacht hätte. Und jetzt war Freitagnacht, ein toller Tag zum relaxt und dennoch nicht unterbeschäftigt Taxifahren. Und mir fielen die Augen zu.

Ein bisschen was geht immer. Viel frische Luft, dazu ein, zwei oder drei Coffees. Ein Tief kann einen immer mal erwischen, da bin ich ja vorbereitet. Aber irgendwann geht das nicht mehr weiter. Koffein überdosieren ist eine verdammt blöde Idee. Ich bin jetzt zwar nicht sonderlich empfindlich (manche kriegen da ja umgehend Herzflattern), aber ich hab mal privat völlig übermüdet eine Fahrt mit insgesamt mehr als einem Gramm Koffein intus beendet, was mir vor allem die Klamotten versaut hat, weil  ich plötzlich (das einzige Mal in den letzten 10 oder 15 Jahren) übelstes Nasenbluten bekommen habe. Abgesehen davon, dass ich das im Taxi nicht brauchen kann: Wir werden uns sicher einig sein, dass man seinen Körper nicht auf Dauer überlisten kann und sollte. Schon gar nicht, wenn man bei der Arbeit gefälligst konzentriert zu sein hat.

Das letzte Stadium im Taxi ist das, das zum sofortigen Abbruch der Schicht aufruft: Wenn man Mülltonnen winken sieht. Nicht wortwörtlich im Sinne arg abschweifender Halluzinationen (Dann ist es ein bisschen mehr als nur eigentlich zu spät), sondern im Sinne ständigen Aufschreckens, weil man glaubt, da wäre gerade ein Mensch gestanden, obwohl es eben nur eine Mülltonne, ein Verkehrsschild oder ein Dromedar war. Also beispielsweise. Briefkästen sind auch so eine ganz eigene Kundengruppe, wenn man nur müde genug ist.

Das Geld heute Nacht wäre echt nötig gewesen. Aber ich schaff es einfach nicht wie manche Kollegen wegen 50 € brutto am Monatsende mal eben die körperliche Unversehrtheit aller vielleicht auch nur zufällig Beteiligten zu gefährden. Also bin ich um halb vier dann doch heim. Obwohl die gute Zeit erst anfing. Bzw. jetzt anfängt. Denn jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, ist es halb fünf. Ich halte mich mit dem Schreiben dieses Eintrages wach. Wenn auch mehr schlecht als recht: das tue ich absichtlich. Damit ich nachher um 7 Uhr todmüde und hoffentlich selbst im Falle einer Drehorgel-Epidemie friedlich ins Bett falle.

Und im Laufe des heutigen Abends rolle ich das Feld dann frisch ausgeschlafen von hinten auf! 🙂


PS: Heute ist dann der kürzeste Tag des Jahres. Für den ich viel übrig hab, weil ich die Nacht an und für sich ja doch einfach für die bessere Zeit halte.

 

Abgelenkt

So oder so ähnlich kennen einige Leser mich inzwischen. Also wenn sie mit mir gefahren sind.

Die Quasselei von Taxifahrern im Taxi ist hier bei GNIT schon öfter mal Thema gewesen, andersrum hab ich das aber noch nie wirklich angesprochen. Weil es eigentlich problemlos ist, um ehrlich zu sein. Aber ja: In wenigen Momenten passiert es mal, dass man selbst als Fahrer so ins Gespräch vertieft ist, dass man sich vom eigentlichen Auftrag ablenken lässt.

Das sichere Führen des Fahrzeugs hat das bei mir (glücklicherweise) meines Wissens nach noch nie ernsthaft beeinträchtigt. Manchmal hab ich tatsächlich das Gefühl, dass Autofahren wie Laufen ist: man tut es intuitiv und unterbewusst. Selbst wenn eine Unterhaltung mich fesselt und weite Teile des Großhirns beansprucht, ist doch irgendwas ganz tief abgespeichert, das mich Abstände und Spuren einhalten, sowie auch ganz allgemein fahren lässt. Immerhin.

Aber zugegeben: Das kann zu wenig sein. Ist die Sicherheit wirklich gegeben, Gefahren rechtzeitig zu erkennen?

Ich weiß es nicht.

Und ich schätze, alleine werde ich damit nicht sein. Routine ist nicht nur beim Autofahren etwas, das sich langsam einschleicht und eine Menge gewohnter Prozesse ins Unbewusste verschiebt. Auf der einen Seite schadet das nicht, und jeder Autofahrer wird mir wohl zustimmen, wenn ich sage, dass ich froh bin, dass mich das Schalten z.B. nicht mehr so fordert, wie das während der ersten Fahrstunden der Fall war. Da ist es schön, wenn das rein gefühlsmäßig irgendwo im Hintergrund abläuft.

Auf der anderen Seite: In den besagten seltenen Fällen passiert das auch mit anderen Dingen. Der Routenplanung beispielsweise. Da steuert man während einer Unterhaltung souverän durch die Stadt, hält an roten Ampeln, blinkt beim Spurwechsel, all sowas. Und dann merkt man plötzlich, dass man vor 500 Metern links abgemusst hätte. Da lief dann unterbewusst wohl ein anderes Programm für eine andere (meist häufige) Fahrt ab.

Kürzlich hab ich das beispielsweise auf die Spitze getrieben, indem ich mich mit einem Leser quasi am Ziel wähnend, am Flughafen Tegel verfahren habe. Gleich auf den ersten Ring und dann nach dem Bemerken die – erstmalig getestet  – etwas kuriose Wendeschleife wieder zurück. Was soll’s? Uhr ausgemacht, wieder was neues kennengelernt und den Umgang mit Peinlichkeiten geübt. Aber man – in dem Fall ich – denkt darüber nach. Ist das nicht irgendwie auch gefährlich?

Wahrscheinlich. Ich hab schon einmal irgendwo angemerkt, dass ich aus mir nicht erklärlichen Gründen bislang in allen wirklich brenzligen Situationen (die meist fremdverschuldet waren) richtig reagiert habe. Vollbremsungen, Ausweichmanöver – selbst bei einer vereisten Autobahnausfahrt bin ich gegen den gesunden Menschenverstand instinktiv von der Bremse, als ich ins Schlittern kam. Vielleicht reicht ja die eingeschränkte Aufmerksamkeit und das Verlassen auf Reflexe manchmal.

„Bitte nicht mit dem Fahrer sprechen!“

steht in so gut wie jedem Bus, aber in keinem Taxi. Dieser Unterschied macht wenig Sinn. Auch wenn ein Bus sich anders fährt als ein Taxi (Ja, ich habe schon mal einen Bus gefahren), ist es nach der Gewöhnung daran das selbe Risiko. Es mag beim Bus schlimmere Auswirkungen haben, wenn er einen Unfall baut, vom Prinzip her ist beides gleich unangenehm.

Wesentlich entscheidender als bei den potenziellen Auswirkungen eines Unfalls ist jedoch die Atmosphäre. Ich würde mir um nichts in der Welt im Taxi das Gespräch entgehen lassen, dass sich in den meisten Fällen einstellt. Auch wenn es oft nur Smalltalk ist. Meine Bindung an die Fahrgäste ist dadurch enger und nicht zuletzt erfahren ich oder sie auch mal interessante neue Dinge und man tauscht sich aus. Es ist kein Zufall, dass die Trennscheibe zwischen Fahrern und Fahrgästen im Taxi – obwohl zum Schutz vor den ehemals zahlreichen Taximorden eingeführt – letztlich ausgerechnet von den Fahrern abgelehnt wurde.

Taxi bedeutet für manche nur den Transport von A nach B, oftmals allerdings auch Gespräch, Diskussion, Vertrauen, gewissermaßen sogar Intimität. In einer ganz eigenen Form, versteht sich.

Dass das uns Fahrern nicht nur den Beruf angenehmer, sondern bisweilen auch durch Aufmerksamkeitsdefizite schwerer macht, ist ehrlich gesagt nicht schön. Für mich leitet sich daraus allerdings nur eines ab: Ich muss darin besser werden! 🙂

PS 1: Sorry, dass ich in diesen Tagen nur selten zum Schreiben und Kommentieren komme! Ich hab vorrübergehend die Aufgabe bekommen, eine neue Website für jemand anderen zu erstellen und das kostet ein paar Stunden Zeit. Diesmal ist das allerdings eine Sache von begrenzter Dauer, in ein paar Tagen werde ich da raus sein …

PS 2: Einige von Euch haben mein eBook „Papa, ich geh zum Zirkus!“ gekauft. Worüber ich mich sehr freue! Da nun das erste Weihnachten nach der Veröffentlichung naht, werde ich binnen der nächsten Woche gelegentlich hier bei GNIT kurzfristig (für ein paar Stunden oder so) Links in die aktuellen Artikel setzen, wo man das Buch kostenlos runterladen kann (mit Hinweis, keine Sorge!). Also freut Euch, wenn ihr das zufällig mal mitbekommt. 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Führerscheinentzug bei Raub?

Sehr interessante Gedanken über den im Koalitionsvertrag festgehaltenen Passus mit dem Führerscheinentzug bei Straftaten, die nicht mit dem Verkehr in Verbindung stehen, macht sich Tobias Glienke aus der Kanzlei Hoenig. Und ich schließe mich seiner Meinung an: es ist schon eine ziemliche Frechheit, Leuten eine andere Strafe aufzuerlegen, nur weil sie zufällig im Besitz einer Fahrerlaubnis sind.

Sicher mache ich mir da grundsätzlich auch Gedanken aus Sicht des Taxifahrers, denn als beruflicher Fahrer sind die denkbaren Konsequenzen einer entzogenen Fahrerlaubnis ja noch einmal ganz anderen Kalibers. Aber das greift zu kurz. Denn eigentlich bin ich dem fast schon gegnerischen Lager zugehörig. Ich fahre gerne Auto und ich versuche, es gut zu tun. Und mit „gut“ ist hier nicht nur gemeint, mein Fahrzeug zu beherrschen, sondern mit den sozialen und psychischen Komponenten des Straßenverkehrs angemessen umzugehen. Und diesbezüglich bin ich, im Gegensatz zu dem Part mit der Fahrzeugsicherheit, wirklich überzeugt davon, überdurchschnittlich gut zu sein.
Es gehört hierzulande fast schon zum guten Ton, sich über andere Verkehrsteilnehmer aufzuregen. Sei es, weil sie Fehler machen, sei es, weil sie komischerweise eine andere Art der Fortbewegung vorziehen. Jemanden aus Rache für ein Bremsmanöver nochmal schnell zu schneiden gehört zu einem Verhaltensrepertoire, das – nur weil es der Straßenverkehr ist – nicht nur Psychopathen vorbehalten ist. Vom alltäglichen Hupen, Drängeln etc. gar nicht zu sprechen.
Kurzum: Ich bin tatsächlich der Meinung, man sollte den Führerschein hierzulande nicht als so heilig einstufen, wie es bisweilen getan wird. Da draussen fahren eine Menge Leute rum, die streng genommen die Kriterien für eine Teilnahme am Verkehr nicht erfüllen, dennoch verlieren nur sehr wenige Menschen ihren Führerschein dauerhaft.

Natürlich wäre es bei diesem Standpunkt auch noch irgendwie logisch zu sagen:

„Na gut, der Herr Fuffelbraus hat bei zwei Amokläufen 18 Leute umgebracht und zudem Jahrzehntelang seine Nachbarschaft durch gelegentliche Bedrohungen mit seiner Schusswaffe terrorisiert, der is‘ vielleicht ein bisschen aufbrausend, um im Berufsverkehr auf die Menschheit losgelassen zu werden …“

Tja, nun. Das würde ich an und für sich auch unterschreiben. Aber mit welchem Recht bekommt Herr Fuffelbraus nun entweder zusätzlich seinen Führerschein entzogen (während ein anderer Amokläufer diesbezüglich weniger bestraft wird) – oder mit welchem Recht darf er sich ein paar Tage Haft, ein paar Euro Geldstrafe oder dergleichen ersparen, nur weil er irgendwann eine Fahrerlaubnis gemacht hat, die er nun zusätzlich abgeben darf?

Natürlich ist ein Amoklauf kein brauchbares Praxisbeispiel. Und wahrscheinlich werden bestimmt Wiederholungstäter bei Ladendiebstählen oder sowas als Beispiel gebracht. Aber die Logik „Wenn eine Geldstrafe als Abschreckung nicht reicht, dann nehmen wir halt noch den Führerschein ab.“ greift wirklich nicht, so lange nicht jeder einen Führerschein hat. Und die Zahlen der Neuerteilungen sind meines Wissens nach in Städten schon mal rückläufig.

Aber ja, wahrscheinlich wird hier wieder genau von dieser Logik ausgegangen:

„Jeder hat doch einen Führerschein! Und jedem ist der doch gleich wichtig! Ist hierzulande halt so.“

Isses aber nicht. In meinem Bekanntenkreis finden sich zig Leute ohne Führerschein. Und die meisten davon beabsichtigen auch nicht, ihren noch zu machen. Schön zu wissen, dass diese bei gemeinsam begangenen Verbrechen anders bestraft werden sollen als ich …

Deswegen teile ich die Ansicht des Anwalts.

Diskussion ausdrücklich erwünscht. 🙂