Szeneprominenz

Die „ganz großen“ Promis landen bei mir ja selten im Auto. Die trauen sich ja nicht, sich ein Taxi ranzuwinken. Und da ich den Funk ausgeschaltet habe … ich denke, Ihr versteht den Zusammenhang. 😉

Umso erstaunter hab ich nun im Nachhinein festgestellt, dieses Wochenende mit Jurassica Parka die „Miss CSD 2014“ im Auto gehabt zu haben. Winkend am Straßenrand und kurz davor, doch noch einen Kollegen zu bestellen, weil ewig kein Taxi kam. Wieder mal eine Party gerettet, diesmal die Popkicker im SchwuZ.

Ich für meinen Teil kann mich aber auch bedanken für die Fahrt, denn zum einen war es eine ordentlich lange Winker-Tour, zum anderen ist die Drag-Queen wirklich nahe dran an der perfekten Kundschaft gewesen: nett, lustig, gesprächig. Darüber hinaus mit Interesse an Taxierlebnissen und voll des besonderen Lobes fürs hohe Dach der 72, das selbst für ihre gewagten Frisuren tauglich ist (zumal sie mit hohen Schuhen größer ist als ich!).

Dass ich die genauen Koordinaten des SchwuZ nicht aus dem Kopf wusste, hat sie gar nicht gestört und mir unkompliziert die letzten Meter gezeigt. Ja, sicher, einmal war ich schon da. Aber wie meine Kundin treffsicher bemerkte:

„Ich vermute mal, Sie sind hetero, dann werden Sie da wohl auch nicht oft sein …“

Ja, könnte schon sein. 🙂

Ich würde das gerne als schöne Erinnerung stehen lassen. Tolle Fahrt, tolle Kundin, gutes Trinkgeld … alles toll. Aber eines muss ich noch loswerden:

Wenn mir eine Kundin bezüglich Taxifahrten sagt:

„Ach, als Transe biste einiges gewöhnt …“

und anschließend erzählt, dass viele Taxifahrer sie hassen, andere wiederum eine Chance wittern und sich gerne zur Begleichung der Fahrtkosten einen blasen lassen wollen …

Sorry, „Kollegen“!
Aber so lange es solche Arschlöcher wie Euch gibt, muss ich auch mal den Gutmenschen raushängen lassen und hier klipp und klar sagen, dass ich das widerlich finde! Wer nicht normal damit umgehen kann, dass in Berlin (anderswo natürlich auch, aber hier besonders!) auch Menschen ein Taxi besteigen, die irgendwie andere sexuelle Vorlieben haben, sollte sich mal überlegen, ob das dann nicht eventuell der falsche Job ist …

Arbeitseinstellungen

Nachdem ich es heute morgen bereits darüber hatte – eines muss ich doch wirklich mal mit einem fetten „WTF?“ kommentieren:

Während ich heute Nacht mit Kundschaft durch die City cruiste, fiel mir ein Aufkleber auf der Heckklappe eines anderen Taxis auf. Ich hab da „fährt mit Erdgas“ stehen, viele Kollegen haben dort Hinweise angebracht, dass nur der Fahrer die Klappe öffnen darf. Aber auf diesem Taxi stand in epischer Breite:

„Taxifahrer werden bezahlt, um Ihren A… sicher zu befördern, nicht um ihn zu küssen!“

Nur echt mit dem Auslassungszeichen! Wer wird denn hier „Arsch“ sagen!?

Mal im Ernst: Geht’s noch?

Es ist nicht so, dass ich der Aussage des Aufklebers nicht zustimmen könnte. Natürlich bieten wir eine Dienstleistung an, die – inklusive einiger Nebenleistungen – doch recht scharf umgrenzt ist, und dass wir uns von Kunden selbstverständlich nicht alles gefallen lassen müssen, bloß weil sie uns fürs Fahren bezahlen.

Aber wie frustriert bitte muss man von seinem Job sein, um ausgerechnet diesen Spruch für alle sichtbar spazieren zu fahren? Ist „Ick hab keen Bock, mir rumkommandier’n zu lass’n!“ wirklich das, was man potenziellen Kunden als erstes auf die Nase binden muss – auch wenn die gar keine Anstalten machen, sich daneben zu benehmen? Wie ungefähr 90 oder 95% der Leute. Nee, das kann’s doch echt nicht sein!

Und liebe Kollegen, die ihr das „doch nicht schlimm“ findet: Wie sehr mögt Ihr die Kunden, die einsteigen mit den Worten: „Nee, mach mal Zehner Festpreis, Ihr Taxifahrer zockt uns doch eh alle ab!“?

Lehnt keine Kurztouren ab!

Nachdem ich heute morgen nach Christians Beispiel mal wieder so hart gegen die Kollegen gewettert habe, die kurze Fahrten ablehnen, bzw. Fahrgäste nach hinten schicken, etc. pp., wollte ich mal einen (halbwegs) sachlichen Text für genau diese Kollegen schreiben. Um einfach eventuelle Missverständnisse auszuräumen.

Warum man keine kurzen Touren ablehnt:

1. Ihr gewinnt dabei nix!

Ich weiß, für die meisten von uns zählt in erster Linie mal der Kassenstand nach der Schicht. Unser angestrebtes Ziel erreichen wir dabei nicht immer, unser Wunschziel eigentlich nie. Und wenn man mal eine Stunde steht, will man auch eine 20€-Tour haben, um wenigstens noch eine Chance zu haben, das wieder reinzuholen.
Dabei ist die Bezahlung der kurzen Touren doch nicht schlecht. Wir verdienen mehr an ihnen als an langen Fahrten. Unser Problem ist das Warten davor. Und ratet mal, was eines der ganz großen Kriterien für die Kunden ist, nicht Taxi zu fahren? Ja, im Ernst: dass es so stressig ist, eine kurze Strecke zu fahren! Die haben Angst, dass sie am Stand angemeckert oder sowieso nicht gefahren werden. Wenn sie mal müssen, dann entschuldigen sie sich tausendfach und vermeiden es nächstes Mal trotzdem wieder. Natürlich steigt nicht jeder Kunde auf eine Alternative um, aber wer langsam kackt, kriegt auch ’nen Haufen – und ihr verkackt unser Gewerbe schon seit Jahrzehnten.
Ja, das sieht man nicht am selben Abend auf dem Taxameter. Aber seid Ihr es nicht, die mir erzählen, dass früher alles besser war? Man braucht nicht Wirtschaftswissenschaften zu studieren, um den Zusammenhang zwischen Kundenzufriedenheit und Anzahl der Kunden zu verstehen. Und statistisch verlieren alle Taxifahrer Geld, wenn auch nur eine Fahrt wegfällt. Ihr merkt das nicht sofort, aber irgendwann werdet auch Ihr auf die Fahrten länger warten müssen.
Ich weiß, dass die Miete diesen Monat bezahlt werden muss. Aber in 5 Jahren ebenfalls – und billiger wird sie kaum werden bis dahin. Und wenn Ihr jetzt behauptet, dass Eure Umsätze seitdem aber gestiegen sind: Sie hätten noch mehr steigen können.

2. Ihr nervt Leute, die nix für Eure schlechte Laune können!

Glaubt Ihr wirklich, die Kunden wollen uns ärgern mit kurzen Strecken? Wann seid Ihr das letzte Mal umgezogen, um möglichst weit vom Bahnhof weg zu wohnen, falls Ihr mal mit einem Taxi heim müsst? Seit wie vielen Generationen ist es bei Euch in der Familie üblich, sich die Beine zu brechen, um Taxifahrer mit kurzen Strecken zu nerven? Löst Ihr im Bus immer ein Ticket für alle Zonen, damit sich das für die Verkehrsgesellschaft auch richtig lohnt?
Wir sind öffentlicher NAHverkehr und unsere Fahrgäste nutzen uns dementsprechend. Es gibt unsere Jobs, weil Menschen von A nach B müssen, nicht weil wir gerne Geld hätten. Wenn man mit dem Taxi nicht mehr von A nach B kommt, interessiert sich auch keiner einen feuchten Dreck darum, ob wir dabei pleite gehen. Wenn Ihr immer nur dieselben Strecken fahren wollt, dann werdet Busfahrer! Außerdem zahlen unsere Kunden für kurze Strecken ein Schweinegeld, warum sollten wir sie da noch anmaulen? Ein Kilometer im Taxi kostet in Berlin einen Fünfer. Und das wir darauf ewig warten mussten, haben wir mehr Euch zu verdanken als dem Kunden, der gerade fahren will.

3. Ihr versucht, Eure Kollegen abzuzocken!

Obwohl das auf den ersten Blick ein Widerspruch zu 1. zu sein scheint: indem Ihr versucht, Euch die langen Fahrten zu holen, bescheißt Ihr alle ehrlichen Kollegen (und nein, nicht nur mich, auch Eure Kumpels!).
Langfristig verlieren wir alle Fahrten, aber davor betreibt Ihr auch noch Rosinenpicken. Wir haben so viele Freiheiten in dem Job, jeder kann durch seine Arbeitsweise auf vielerlei Arten versuchen, mehr Umsatz zu machen. Die richtige Zentrale wählen, mehrere Apps nutzen, Stammkunden werben, in die richtigen Ecken fahren, die besten Stände zur richtigen Zeit anfahren, Kunden mehr Trinkgeld aus den Taschen zaubern …
Warum stattdessen Fahrgäste um ihr Recht und Kollegen um ihre Fahrten betrügen? Seid Ihr so schlechte Taxifahrer, dass Ihr mich zugezogenen Neuling nicht anders überbieten könnt? Natürlich fahre ich die Fahrgäste, die Ihr zu mir nach hinten schickt. Weil ich nicht das von Euch aufgebaute Klischee von streitlustigen Taxifahrern erfüllen will und versuche, die Kunden zu halten, die Ihr beinahe vergrault hättet. Aber natürlich habe ich dadurch im Zweifelsfall eine kurze Fahrt mehr, und das, weil ich den Job mache, in dem Ihr schlicht und ergreifend versagt habt.

4. Ihr wisst doch gar nicht, was passiert!

Natürlich: eine kurze Tour ist erst einmal kurz. Und dass direkt danach ein Winker eine lange Tour hat ist auch recht selten (obwohl es regelmäßig vorkommt). Aber von jeder einzelnen Tour hängt Eure komplette Schicht ab. Jeder Tag, an dem Ihr schlechten Umsatz macht, lag es sowohl an der abgelehnten 5€-Tour, als auch an der tollen 35€-Fahrt. Glaubt ja nicht, dass das Ablehnen einer Tour am Ende wirklich zu einer besseren Schicht führt. Es kann, und Eure Chancen steigen ein wenig, sicher. Aber oft genug hat genau der Depp, der Eure Tour hinter euch annimmt, einen Hammertag deswegen.

5. Ihr habt kein plausibles Rechenmodell!

Die Punkte oben zeigen schon ganz gut, dass Euer Ablehnen von kurzen Fahrten sicher berechenbar nur für den Moment gilt. Wenn Ihr nach 20 Minuten Warten bereits eine 8€-Tour ablehnt, solltet Ihr also konsequenterweise nach 40 Minuten auch eine 16€-, nach einer Stunde auch eine 24€-Fahrt ablehnen. Einfach, damit es Sinn ergibt, was Ihr tut. Um den Stundenschnitt zu halten, den Ihr glaubt, damit erreichen zu können. Tatsächlich lehnt keiner von Euch 24€-Touren ab, und kann ich mir recht simpel erklären: Ihr seid mit absoluten Zahlen zu beeindrucken, die leider in der Regel kaum was aussagen. Eine 30€-Tour ist gut, fertig! Sicher, längere kriegt man in der Innenstadt kaum – aber Ihr seid damit nicht weiter, als wenn Ihr den kurzen Stich nach kurzer Zeit angenommen hättet. Ganz davon abgesehen, dass es z.B. Trinkeld pro Tour gibt und es prozentual bei kürzeren höher ausfällt. Glaubt es oder nicht: oft klaut Ihr damit eine Schachtel mit 10 Keksen, obwohl man Euch auf ehrlichem Wege 12 Kekse geschenkt hätte. Und damit sind wir bei 6.:

6. Ihr begebt Euch auf dünnes Eis!

Zu all den logischen Argumenten kommt noch das juristische: es ist schlicht illegal, was Ihr macht. Ihr regt euch vermutlich ähnlich wie ich gerade über Uber auf und seid doch keinen Deut besser. Ihr versucht, auf illegalem Weg aus der Personenbeförderung für euren eigenen Geldbeutel am meisten rauszuschlagen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und mit jeder abgelehnten Fahrt riskiert Ihr, dass irgendwer Euch anzeigt oder eurem Chef Bescheid sagt. Und das erste Mal ist vielleicht nicht folgenreich, das zweite Mal auch nicht. Aber Ihr seid nicht gut in Statistik und im vorausschauenden Denken, da ist das alles eine Frage der Zeit. Und wenn ich euch meistens keine Aufmerksamkeit widmen kann, weil ich eure Kunden zu betreuen hab: meine Leser sind zahlreich und die könnt Ihr nicht an einer Konzessionsnummer oder einem Bild im Internet erkennen. Ihr könnt Euch nie sicher sein, wem Ihr da die Fahrt verweigert und irgendwann geratet Ihr mal an wen, der seine Rechte kennt … und gerade Ihr unterschreibt doch gerne, dass jedes Taxi weniger auf der Straße ein Erfolg ist, nicht wahr? 😉

Beförderungspflicht

Dass „Kollegen“ kurze (das könnte man auch in Anführungszeichen setzen) Fahrten ablehnen, ist ja leider nix neues. Nun ist das mit dem Ablehnen von kurzen Fahrten aber eine schwierige Sache. Nicht einmal wegen der formalen Verletzung der Beförderungspflicht und dem Verweigern der freien Taxiwahl für die Kunden. Nein, denn es wäre ja sogar machbar, dass kurze Fahrten bis xy km irgendwer von hinten macht. Könnte man ja kommunizieren, würde in ein paar Jahren sicher klappen.

Nun gibt es aber zwei Sorten Vollpfosten hinter Taxilenkrädern: Die einen, die glauben, sie müssten kurze Touren nicht fahren, weil sie schon so lange gewartet haben – und die anderen, die glauben, Kunden müssten gefälligst das erste Taxi am Stand nehmen. Eine ziemlich unschöne Situation könnte jetzt entstehen, wenn an einem Stand diese beiden …

Unwahrscheinlich? Zu hypothetisch?

Diese Message hat mir Christian gestern Abend via Facebook zukommen lassen:

Hey Sascha,

lange nicht mehr mit Dir gefahren! Ich schreibe Dir heute aufgrund einer Taxi-Geschichte, die meine Frau S. heute in Berlin erlebt hat und die Du vielleicht verbloggen möchtest. S. ist heute abend in einem Hotel in Nähe des Hbf eingecheckt und wollte anschließend mit dem Taxi zu Mr Vuong in der Alten Schönhauser Straße fahren. Zugegeben ist das nicht die allerlängste Route, aber immerhin. Sie geht also zum nächsten Taxistand, wo ein Großraumtaxi an erster Stelle steht. Der Fahrer lehnt die Fahrt aber ab – nur eine Person befördere er nicht. S. hat das verstanden, immerhin standen noch einige Kollegen mit normalgroßen PKW am Stand. Jetzt aber das Kuriose: alle weiteren Fahrer weigerten sich, meine Frau zu befördern, weil sie den Kollegen an erster Stelle nicht überholen wollten. Obwohl der sich wie gesagt geweigert hat zu fahren. Das Ende vom Lied: S. ist mit der S-Bahn zum Hackeschen Markt gefahren und von dort gemütlich gelaufen. Von weiteren Taxifahrten wird sie zumindest in Berlin erst einmal Abstand nehmen. Manchmal verstehe ich Deine Kollegen nicht (und freue mich, dass Du da anders denkst).

Beste Grüße von Deinem treuen Leser Christian

So, wieder ’ne Kundin verloren. Applaus!

Je nachdem, welches Hotel es genau war, müssten das immer noch 7 bis 10 € Umsatz gewesen sein. Der berlinweite Schnitt soll bei 12 € etwa liegen. Und dabei könnte es eigentlich so einfach sein: Lächeln, die Fahrgäste ans Ziel bringen und an ganz harten Tagen einfach erst am Ende der Schicht das Geld zählen.

PS:

Bevor der Einwand kommt: Dass der Kollege die Fahrt einzelner Personen ablehnt, ist erstens auch nicht ok und zweitens glaube ich das ohnehin erst, wenn das mal einer bei einer 40€-Tour passiert. Sowas hab ich seltsamerweise noch nie gehört …

Kollegen außer Rand und Band

Ich kann nur immer wieder sagen, dass ein Großteil der Taxifahrer da draußen einen guten Job macht und man hierzulande wirklich keine Panik haben muss vor übler Abzocke.

Und falls man sie doch hat, dann möge man sich daran erinnern, dass unsere Autos Ordnungsnummern tragen, die man auch von innen lesen können muss und dass man auch ohne gleich mit dem Taxifahrer einen Streit anzufangen eine Quittung verlangen darf, auf der Preis und Strecke vermerkt sind. Ich bin nicht so blauäugig zu glauben, dass einem damit niemals was passieren kann, aber der meiste Ärger ließe sich schon dadurch vermeiden, dass die Kunden ihre Rechte kennen und sie nutzen und ggf. einsetzen und sich beschweren.

Aber kaum dass ich derletzt so gelobt wurde, dass die Taxifahrer hier durchschnittlich übertoll wären, kamen zwei Leserzuschriften, die mich haben erschaudern lassen. Nicht Berlin, aber immerhin Deutschland, betrifft eine Fahrt, bei der mich der interessiere Leser auf Twitter gefragt hat, ob es denn sein könne, dass ein Taxifahrer Zuschläge für besonders übergewichtige Personen nehmen könnte.

Himmel, nein!

Von der allgemein ziemlich menschenverachtenden Logik mal abgesehen: entweder, das Auto hält die Fahrgäste aus – oder nicht.  Aber wenn es das tut, warum dann ein Zuschlag? Ich hab im Verlauf der Diskussion geschrieben, dass ich ja noch verstehen könnte, wenn ein anderer Fahrer (anders als ich – siehe hier.) aus Sicherheitsgründen bei nicht passenden Sicherheitsgurten ablehnt, aber ein „Du bist fett, das geht auf die Stoßdämpfer, ich mach mal 3 € extra“ geht natürlich nicht. Mögen mir besser informierte Kollegen ggf. Gegenbeweise erbringen.

Nicht ganz so widerlich aber ähnlich traurig war, was Hannes mir vermeldete. Hannes ist jener Leser, mit dem ich meine bisher längsten Taxifahrten hatte (Siehe hier, hier und hier), ein durch und durch sympathischer Mensch noch dazu. Er vermietet ein Zimmer seines Hauses gelegentlich an Durchreisende, was für selbige praktisch ist, weil er recht nah am Flughafen Schönefeld (ab ca. 2054: BER) wohnt. Er holt die Leute dort sogar selbst ab, weil viele LDS-„Kollegen“ sich „natürlich“ zu fein sind, Fahrgäste für nur 10 € zu befördern.
Nun ging neulich mal was schief, der Gast kam spät in Tegel an. Nicht in Schönefeld. Hannes schlug ein Taxi als Lösung vor und nannte als Preis „ca. 55 €“.

Ich will ehrlich sein: ich hab das jetzt nicht ausgerechnet. Lasst es am Ende „ca. 60 €“ sein nach der letzten Tariferhöhung. Wie man es auch dreht und wendet: das ist eine lange Fahrt. Der Durchschnitt in Berlin liegt immer noch bei irgendwas um die 12 €, am Flughafen zwar deutlich mehr, aber Werte über 25 € würden mich überraschen. Ergo: es ist DIE Tour, die sich jeder Fahrer an jedem Tag zu jeder Stunde, die er da steht, erhofft. Die Ausnahmen nach Frankfurt (Oder) mal ausgenommen. Und was war?

Der Gast ließ Hannes wissen, dass er lieber im flughafennahen Hotel schlafe, weil der Taxifahrer 90 € gefordert hätte und sich das nicht mehr lohnen würde.

Prima, Kollegen!  Nur weil Ihr gerne ein paar Euro mehr Umsatz machen wolltet, sind dem Gewerbe 60 € und vermutlich zwei Kunden beim nächsten Besuch verlorengegangen! Wenn sie das auch noch rumerzählen, werden die Verluste schnell drei- oder vierstellig. Ich schreibe den „Mist“ mit der Kundenfreundlichkeit hier doch nicht, weil ich mir dabei geil vorkomme oder Moralapostel spielen will. Kunden zu verärgern kostet uns verdammt nochmal Geld! Uns allen, egal, wie wir das persönlich mit der Ehrlichkeit halten. Und gerade Ihr Deppen mit dem schielenden Blick auf Euer verschissenes Portemonnaie (=Geldbeutel, damit Ihr’s auch alle versteht!) sorgt für schlechteres Geschäft. Vielen „Dank“ und einen saftigen Getriebeschaden mit anschließender Sackrattendiagnose euch Wichsern! Schon alleine für die paar Euro Umsatz, die ihr mich kostet und die Stunde jährlich, die ich Kunden beruhigen muss, dass wir nicht alle solche Arschlöcher wie Ihr sind.

Ach, Kollege!

Kaum war ich am Sisyphos angekommen, winkte mich der Kollege von Position 1 ganz nach vorne. Ich war Achter oder so. Da ich den einzigen Großraumwagen fuhr, bin ich einfach mal vor, obwohl die Kommunikation eher hilflos verlaufen war über die Entfernung.

Vorne angekommen erwarteten mich jedoch keine fünf Leute, sondern zwei. Hä?

„Fahren Sie uns zum Ostkreuz?“

Im Grunde wäre ich gerne ausgestiegen und hätte dem Kollegen eine auf’s Maul gehauen. Dieses blöde Kurze-Touren-Ablehnen … ich entwickele da echt noch eine Allergie dagegen. Zumal das Ostkreuz als Fahrtziel ja echt immer noch 6,80 € bringt. Das ist nicht dicke Knete, aber zum S-Bahnhof Rummelsburg ist es knapp ein Euro weniger. Und was ich als Fahrer am Ostbahnhof schon alles für Fahrten hatte …

Auf der anderen Seite war es ja immerhin mal nett, dass er einen Kollegen besorgt hat, der die Tour macht. Lustig wäre die Situation sicher geworden, wenn er da auch auf einen Kurzstreckenmuffel getroffen wäre. Aber ich hatte die Kunden im Auto, eh kein Problem mit der Tour – und genügend Ahnung von Psychologie, um zu wissen, dass es der Kundenbindung eher weniger dienen würde, wenn ich jetzt Streit mit dem „Kollegen“ anzetteln würde.

Wie unberechenbar das Taxigeschäft ist – und wie unnötig damit das Ablehnen von kurzen Touren – zeigte diese Fahrt. Die beiden Mädels kamen trotz der kurzen Strecke lebhaft ins Gespräch darüber, ob ich sie nicht doch noch bis zum Savignyplatz mitnehmen sollte. Mal eben runde 10 km und fast 20 € mehr …
Erst im allerletzten Moment war klar, dass das nix wird. Schade, natürlich.

Da ich nun ja nicht weit gekommen war, hab ich eine Kehrtwende gemacht und bin wieder ans Sisyphos rangefahren. Mit Kundschaft. Und unvorhersehbar war das nicht. Eine Menge Leute winken da mal eben für eine Kurzstrecke. Als ob das nun mit 10,80 € auf 4 Kilometer in knapp 7 Minuten nicht schon eine hammergute Ausbeute gewesen wäre, stand ich nun am Sisyphos an zweiter Position. Und hatte binnen 3 Minuten schon wieder eine Fahrt. Dieses Mal für gute 20 €.

Natürlich kann man da nicht sicher sein, aber ich würde wetten, dass der Kollege mit seiner Tour und den vielleicht 5 Minuten Vorsprung nicht mehr als 30 € gemacht hat in der Zeit. Aber nach wie vor gilt: Ich bin ja der Idiot, der Kunden auch so kurze Wege fährt, die sie eigentlich laufen könnten/sollten. Nee, is‘ klar …

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Beide in einen Sack …

… und dann draufhauen und nie jemand falsches erwischen.

[Selbst ich muss mich hier mal für die Sprachwahl im Text entschuldigen. Aber sie ist leider real.]

… wie oben genannt in etwa waren meine Gedanken. Bezüglich einer Kundin und eines Kollegen. Und das ist beides nicht sehr üblich, auch wenn ich mich gerne mal über dieses oder jenes ärgere.

Aber es war schon starker Tobak, den mir meine Kundin am Ende der Fahrt aufgetischt hat:

„Da hatte ich ’nen Taxifahrer, der hat gemeint, er müsse mich unterwegs mies anmachen und der meinte beim Bezahlen dann auch noch so zu mir ‚Ey Alte, mein Schwanz is‘ schon ganz hart‘ …“

0.o

Ich hätte an dieser Stelle nicht gedacht, dass ich jemandem nach so einer Erfahrung irgendwelche Sachen übelnehmen könnte. Aber diese Kundin hat es ziemlich gut geschafft:

„Aber hätte ich ja vorher wissen sollen: bei Kanaken oder Negern sollte man halt nicht einsteigen!“

Manchen Menschen wünscht man ja eine gemeinsame WG … oder oben erwähnten Sack.

-.-