„Irgend so ein Club halt …“

Ich hab wirklich keine Ahnung, was sich der mir unbekannte Kollege bei seiner Tour gedacht hat.

Nachdem er seine Arbeit bereits getan hatte, stand ich am Sisyphos. Wie immer nur recht kurz, denn recht schnell trat ein junger Typ an mich heran und fragte, ob ich wisse, wo Ritter Butzke wäre. Ich antwortete knapp mit „Ja, sicher!“, da winkte er dann zwei Leute aus der Schlange am Sisyphos heran und sie alle stiegen ein. Hä?

Also nicht, dass es ungewöhnlich wäre, zum Ritter Butzke zu fahren – aber mit Leuten, die noch nicht einmal die Schlange, geschweige denn eine Ablehnung oder einen Abend im Sisyphos absolviert hatten?

Tatsächlich war es so, dass die Kunden offenbar niemals beim Sisyphos landen wollten. Sie hatten ein Taxi rangewunken, Ritter Butzke als Ziel angegeben, und waren am Sisyphos abgesetzt worden.

WTF?

Man kann sich ja mal vertun, aber das Sisyphos hat seinen Namen in ein Meter hohen Buchstaben über dem Eingang stehen …

Noch absurder war, dass die Fahrt zum Sisyphos nicht einmal länger war, als es die zum Ritter Butzke gewesen wäre, der „Kollege“ hatte also auch kein Plus gemacht, sie kamen wohl aus Friedrichshain. Das Plus wiederum hatte ich dann, denn vom Sisyphos aus ist das eine ordentliche Tour gewesen.

Die Kunden sahen es locker:

„Das gehört halt dazu …“

Äh, nein, nicht!?

Die Scheiße mit den Übergriffigen im Taxi

Ich bin es als Zweimetermann in stets schwarzer Kleidung gewohnt, fälschlicherweise für eine Bedrohung gehalten zu werden. Da kann ich schlecht was gegen machen, außer zu versuchen, Kunden und insbesondere Kundinnen schnell zu vermitteln, dass ich im Taxi meinen Job mache und sonst keine weiteren Interessen habe. Aber ich bin eben nicht alle Taxifahrer und deswegen hat es mich bestürzt, folgenden Text zu lesen:

Taxifahren als Frau

Mal ganz im Ernst, „liebe Kollegen“! Das geht nicht! Neben vielem anderen sind wir auch einfach eine sichere Möglichkeit, nach Hause zu kommen! Und sicher heißt auch sicher vor Belästigungen! Genau sowas unterscheidet uns von einer U-Bahn!

Ich weiß, unser Job treibt seltsame Blüten. Auch ich bin im Taxi schon angemacht worden, auch ich bin schon drauf eingegangen (in gewissem Maße). Aber verdammte Scheiße, wir sind nicht die, die Fahrgäste aktiv belästigen sollen/dürfen/können! Unser Job ist es, die Leute nach Hause zu bringen – und mehr nicht! Ja, wenn die Fahrgäste selbst „Sonderwünsche“ äußern, dann ist das was anderes. Ansonsten aber nicht! Damit kann sich keiner rausreden!

Wir müssen dafür sorgen, dass die Leute heimkommen, die sich sonstwo nirgends sicher fühlen, wir sind bisweilen deren letzte Rettung. Also verdammt nochmal, verhaltet Euch professionell!

Uber ist verboten und Thomas Knüwer ist traurig

Gestern kam dann – was lange abzusehen war – das Frankfurter Landgericht zu dem Entschluss, dass Uber bundesweit verboten sein soll, Fahrten an Privatfahrer zu vergeben. Die Urteilsbegründung steht noch aus, aber ich vermute, es wird grob vereinfacht darauf rauslaufen, dass man illegale Fahrten auch nicht vermitteln darf, wenn man nicht selbst fährt. (Hier meine UberPop-FAQ)

Über die Legalität von UberPop habe ich so viel geschrieben, es hätte ein eigenes Buch werden können – weswegen ich das Thema in „Gestern Nacht im Taxi“ gar nicht erst angeschnitten habe. Aus der rein legalistischen Sicht war die Sache lange klar, zumindest für die Fahrten an sich. Uber hat ja auch nur noch versucht, sich rauszureden, sprich: sich gar nicht an der tatsächlichen Dienstleistung aufzuhalten, sondern sich auf die Vermittlerfunktion zurückzuziehen.

Nun ist der legalistische Ansatz natürlich nicht der einzige. Die Gesellschaft verändert sich und Uber selbst hat ja auch oft einfach gesagt, „die Gesetze seien veraltet“. Und so sehr einen das vielleicht ärgern mag, wo man den Status quo liebgewonnen hat: Das ist ja ein legitimer Ansatz. Letztlich müssen viele neue Regelungen erst erkämpft werden, manche ändern sich erst durch den gesellschaftlichen Umschwung – und gerade das Internet zeigt uns das in den vergangenen 20 Jahren recht deutlich.

Und so liest sich auch Thomas Knüwers Artikel bei Indiskretion Ehrensache eher in diese Richtung. Ein bisschen „Das war rechtlich vermutlich ok, Uber ist auch nicht toll, aber es ist schon doof, dass es so läuft“. Ich mag Knüwers Technikoptimismus, ich lese das Blog nicht ohne Grund seit Ewigkeiten. Er sagt einige wahre Dinge über den digitalen Wandel da draußen, ich schätze seine Kompromislosigkeit, ich will ihn also sicher nicht persönlich angreifen, obwohl das bei solchen Themen immer eine lustige Alternative wäre.

Der Artikel allerdings … naja, Herr Knüwer …

Die positiven Erfahrungen mit Uber-Fahrern glaube ich unbesehen. Und das nicht grundlos. Die Personenbeförderung, noch dazu wenn man sie eher ein bisschen locker nebenher betreiben kann, kann eine wunderbare Arbeit sein. Kein Wunder also, dass man da auch auf Menschen trifft, die da voll bei der Sache sind und es lieben. Die ein oder anderen haben vielleicht gemerkt, dass es mir bisweilen auch so geht.

Wenn Knüwer nun also die Fahrer verständlicherweise lobt, dann ist im Kern nichts dagegen einzuwenden, sehr wohl ist aber die Frage zu stellen, warum denn die Uber-Fahrer gefühlt besser sind. Und das ist leider ein ziemlich komplizierter Punkt. Da spielt zum einen rein, dass sie meist jung und unverbraucht sind, neues erleben wollen, teilweise auch die Tatsache, dass manche das „nur nebenbei“ machen. Nichts davon gibt es im Taxi nicht auch. Aber – und das soll keine Rechtfertigung für Arschlochkollegen sein – im Taxi gibt es halt auch Leute, die das schon eine ganze Weile machen. Und so sehr ich den Job liebe: Es ist wirklich nachvollziehbar, dass man nach 30 Berufsjahren mit einer Aussicht auf einen dreistelligen Rentenbetrag in Gegenwart schnöseliger Fahrgäste auch mal weniger enthusiastisch ist. Das ist nicht toll, aber der Effekt ist nur auf das geringe Alter der Firma Uber zurückzuführen und kurzfristiger Natur.
Und auch wenn es dafür sicher noch keine Daten gibt, ich bin da sehr sicher. Zum einen sind in den USA die Fahrer vielfach angepisst und lassen das durchaus teilweise die Kunden spüren – zum anderen hat auch Knüwer mit MyTaxi ein gutes Beispiel für eine neue Technik in der Branche gebracht:

„[…] ich habe aber das Gefühl, irgendwas funktioniert da nicht mehr: Über MyTaxi gebuchte Fahrten sind im Schnitt genauso (un)erfreulich wie die über Taxizentralen.“

Genau das Gleiche habe ich von der anderen Seite, von Kollegen, gehört. Zigfach. Am Anfang war die Begeisterung groß. Die MyTaxi-Kunden waren überdurchschnittlich nett, hatten lange Touren, gaben gutes Trinkgeld … aber mit der Zeit haben sich auch die letzten Dorfprolls MyTaxi installiert und die Touren glichen sich dem Durchschnitt an.

Und da sind wir beim Hauptproblem, das ich auch gerne zugunsten netter Geschichten unter den Tisch fallen lasse: Personenbeförderung ist kein Ponyhof! Auf Dienstleiser- wie auf Kundenseite gibt es Arschlöcher noch und nöcher; am Ende ist es eine Geschäfts- und keine Liebesbeziehung. Unschöne Dinge passieren allerorten, tausendfach; und dieses Problem lässt sich nicht durch die Art der Vermittlung bekämpfen. Die Vermittlung ist ein unbedeutender und vielfach grundlos hochgehypter Teil der Dienstleistung. Am Ende sitzen zwei Parteien in einem Auto und müssen miteinander klarkommen. Im schlimmsten Fall zwei Arschlöcher – und dann ist es vollkommen egal, wer die zusammengebracht hat.

Knüwer führt den Vorteil, den Uber hat, jedoch auf das Menschliche zurück. Was zumindest in Teilen wohl so verstanden werden kann, dass bei UberPop eben keine Profis, sondern Menschen „wie Du und ich“ arbeiten.

Tja, nun.

Dieses Loblied auf die Sharing Economy muss zwangsläufig da ein Ende finden, wo Personenbeförderung nicht mehr lustiges Hipster-cruist-Hipster-durch-die-Gegend ist. Ich finde die Idee, gleichgesinnte nette Leute durch die Gegend zu fahren und mir damit ein paar Euro nebenbei zu verdienen auch ganz nett. Aber selbst wenn die gehbehinderte Oma auf dem Land ein zu populistisches Beispiel ist: Wie lassen sich Samstagabends in der Stadt 1.000 betrunkene Andrea-Berg-Fans wegwuchten, wenn nicht mit Leuten, die das beruflich machen? Finden die alle Freiwillige, die „ja sowieso nebenbei am Wochenende noch ein bisschen rumfahren“?
Und wenn Leute das beruflich machen: Wie sollen die die Zeit zwischen den Konzerten verbringen, wenn andere Leute den das ausgleichenden, einträglichen Teil des Geschäfts einfach spaßeshalber als Scheinselbständige für die Hälfte des Mindestlohns erledigen?

Immer wenn es um Uber geht, kramen alle die schlimme Überregulierung des Taxigewerbes heraus. Und die ist natürlich nicht immer grenzenlos toll. Mir geht es sicher nicht darum, Menschen zu verbieten, auch mal für einen Zehner heimzukommen, wo ich fünfzehn Euro nehmen muss. Wenn ich mich gegen Uber positioniere, dann habe ich aber im Kopf, dass Fahrgäste – wenn sich Taxifahren erst einmal gar nicht mehr lohnt – auf diese Fahrt eventuell eine Dreiviertelstunde warten müssen, einen beschissenen Fahrer kriegen und am Ende 80 Euro zahlen.

Ich freue mich für Thomas Knüwer, dass er bei Uber gute Fahrer bekommen hat, ich bin da nicht pissig oder nachtragend. Die Frage, die ich diesbezüglich aber gerne stellen möchte: Wo geht das über Anekdoten hinaus, die bisher unzureichende Daten liefern? Wo ist dieses „gewisse Etwas“, das Uber haben soll? Wo bitte geht diese Firma auch nur ein einziges von den Problemen an, das bisher bei der Personenbeförderung nicht gelöst werden konnte?
Als Taxifahrer gelte ich – zu Recht – immer gleich als befangen bei dem Thema. Das ist schade, aber ok. „Cui bono?“ und so. Aber all die von Uber begeisterten haben wie Thomas Knüwer bislang allenfalls „War gut!“ oder „Ist neu und geil!“ geschrieben. Und so leid es mir tut: Das ist zu wenig.

Krönender Abschluss

Ich hätte die Tour vorher nicht gebraucht. Also ja, jeder Euro zählt gerade bei mir – aber die Schicht lief unerwartet gut und ich musste das Auto sowieso bald abstellen. Aber dass und wie ich sie bekommen habe, hat mir aber immerhin mal diesen Blogbeitrag beschert. Ist ja auch was.

Das Auto war bereits gewaschen und betankt und ich hatte eigentlich gleich zur Firma durchstarten wollen. Aber wenn’s läuft, läuft’s – und das wollte ich dann doch noch ausnutzen. Und die Hoffnung, es würde in die richtige Richtung gehen, war da ja auch noch. Vor mir am Ostbahnhof nur ein weiteres Taxi, eine mir unbekannte Kollegin. Es kamen ein paar potenzielle Kunden angewatschelt und sprachen mit ihr. Ich freute mich darauf, erster zu sein.

Dann kamen die Kunden zu mir. Was nun? Kartenzahlung, Preisfeilscher oder irgendwelche kuriosen Sonderwünsche? Der Kopf rotiert ja, wenn schon die Fahrt mit einem anderen Fahrer oder einer anderen Fahrerin nicht zustande gekommen ist.

„Hallo, schöne gute Tag!“,

begrüßte mich ein etwa 40-jähriger Mann in gebrochenem Deutsch.

„Könne Sie sage, wieviel den kosten Schönefeld?“

„Zum Flughafen?“

„Ja, zu der Flughafen.“

„32 Euro.“

„Ist ok, wenn wir fahren mit Sie?“

„Natürlich!“

Sie hatten nur Handgepäck und stiegen gleich ein. Ich startete, war dann aber nach den ersten paar Metern doch etwas neugierig:

„Und die Kollegin eben? Die wollte nicht?“

„Hat sie gesagt, es kosten 50 Euro.“

Ach, sieh mal einer an: Eine Fahrt ins Pflichtfahrgebiet zu einem um 60% überhöhten Preis …

Natürlich würde ich mir wünschen, ich hätte mir ihre Nummer gemerkt. Aber fürs Erste reicht es mir schon, ihr diese fantastische Tour abgezockt zu haben. 🙂

Und die Richtung hat ja auch noch gestimmt.

Dienst nach Vorschrift

Ich kränkel ein wenig vor mich hin, hab die gestrige Schicht nach nur 6 Stunden abgebrochen. Um nach einer kurzen Essenspause wie tot  zwei bis drei Stunden vor der eigentlichen Zeit ins Bett zu fallen. Naja, wenn’s hilft …

Entsprechend wenig engagiert war ich gestern auch auf der Straße. Bin gerne einfach an den Stand gefahren, hab nicht jede Ecke zweimal abgegrast, um nach Winkern zu suchen, etc. pp.
Aber im Gegensatz zu manchen Kollegen hat’s dann halt doch noch für Kundenservice und vorschriftsmäßigem Dienst gereicht.

„Moin, Matrix is‘ Dir zu kurz, oder?“

„Nö, Quatsch. Steigt ein.“

Irgendein Kollege „da vorne irgendwo“ war offenbar schon so hinüber, dass er sich nicht einmal mehr an die grundsätzlichen Regeln des Berufes erinnern konnte. Traurig, solche Schicksale. Ich hab die Jungs dann kurz am Tunneldurchgang an der Warschauer abgesetzt und für die 5,80 € einen glatten Zehner bekommen. Danach hab ich wirklich einen 5km-Haken geschlagen, um am Ende noch einen Winker nach Schöneberg (18 €) und auf dem Rückweg welche nach Lichtenberg (15 €) zu bekommen.

Für alle gesundheitlich angeschlagenen da draußen: Nur zur Arbeit gehen, wenn man noch weiß, welchen Job man macht, ok?

Mission Kundenberuhigung

Ich war ja zu Beginn mehr als nur froh. Ein Winker auf dem Weg in die Stadt! Insbesondere, da ich das Auto zu Hause gehabt hatte und die Leerkilometer am Anfang den Schnitt gerne drücken bei meiner Wohnlage am Stadtrand.

Aber was für ein Schichtanfang!

Der Fahrgast war ein hagerer Typ in meinem Alter und hatte optische Anleihen eines Inders. Und er war sauer. Stinksauer.

Natürlich nicht meinetwegen, sondern wegen eines Kollegen.

„DIESES ARSCHLOCH VON TAXIFAHRER!“

„Oh, was ist los?“

„DER WOLLTE MICH ABZOCKEN!“

Ich schreibe ungerne in Großbuchstaben, deswegen mal mit meinen Worten: Der Fahrgast wollte zur Warschauer Brücke, bzw. in ein angrenzendes Gebäude. Er hatte es eilig. Ziemlich. Er musste zur Arbeit, pünktlich, und hat deswegen ein Taxi gerufen. An sich prima, denn genau dafür sind wir da. War der Kollege wohl auch. Nur hat er dann einen, nun ja, fragwürdigen Weg eingeworfen.

Ich hab mal eine Karte erstellt. Das ist nicht der genaue Routenverlauf, aber die Karte zeigt in grün den Startpunkt, in rot das Ziel und in gelb die Position, an der ich den Fahrgast aufgegabelt habe, nachdem er offenbar das andere Taxi zum Anhalten gezwungen hatte und ausgestiegen war.

Nun kann man dem Fahrgast sicher ein hitziges Gemüt unterstellen, allerdings ist wirklich nicht ersichtlich, wie er an besagten Punkt der Karte gelangt sein könnte, wenn nicht durch viel Absicht. Ich kenne natürlich nur die Version des Kunden, die muss nicht unbedingt wahr sein, das ist mir bewusst. Aber er hat den Kollegen offenbar darauf hingewiesen, dass er in die falsche Richtung fahren würde und als Antwort bekommen, das sei der kürzeste Weg.

„ABER WOHIN?“

will der Fahrgast gefragt haben:

„WOHIN IST DAS DER KÜRZESTE WEG?“

Da musste ich dann sogar etwas schmunzeln. Die Frage wäre mir so pointiert bei der Geschichte nicht in den Sinn gekommen. 🙂

Ich hab übrhaupt gute Miene zum bösen Spiel gemacht und ihn sich ein bisschen aufregen lassen. War ja nicht gegen mich gerichtet. Und das hat er auch klargestellt und uns Taxifahrern allgemein ein gutes Zeugnis ausgestellt. Er schien sich tatsächlich eher aufzuregen, weil ihm sowas noch nie passiert war und ihn die Dreistigkeit des „Kollegen“ völlig überrascht hatte.

„Der hat mich vielleicht für ’nen Touri gehalten, keine Ahnung, was mit dem abging!“

Sollte seine Schilderung der Wahrheit entsprechen, dann ist der weitere Verlauf jedenfalls passend: der Fahrer hat kein Geld gekriegt, die Zentrale ist bereits informiert und der Anruf beim LABO inzwischen vermutlich auch.

Der Fahrgast kam am Ende drei Minuten zu spät, trotzdem hab zumindest ich noch ein dickes Trinkgeld bekommen. Und mit meinem offenen Ohr hoffentlich diesen Kunden für uns ehrliche Kollegen gerettet. Hoffe ich zumindest …

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Wütender „Großraumkollege“

Es könnte auf den Straßen der Welt so sittsam zugehen, würde nicht ständig irgendwas unvorhergesehenes passieren. Aber so ist das halt. Ob es der über die Straße laufende Fuchs, der Winker am Straßenrand oder sogar der Taxifahrer ist, der für die Winker anhält. Darüber hinaus gibt es Mißverständnisse über Mißverständnisse und eine Menge unnötigen Hass.

Dass ich den auf mich ziehe, ist vergleichsweise selten – was ich durchaus auch meinem Fahrverhalten anrechne. An diesem Wochenende hat’s dann mal nicht gereicht.

Ja, ich hab für Winker gebremst. Und dabei die Spur eines Reisebusses blockiert. Und dass den Fahrer das genervt hat, kann ich irgendwo noch nachvollziehen. Zumal ich davor wirklich von der linken Spur auf seine rüber bin. Um es aber ganz klar zu sagen: ich hab ihn nicht geschnitten und ausgebremst. Der Bus war gerade am Anfahren, hatte also kaum Geschwindigkeit drauf und ich hab vielleicht 40 Meter vor ihm vorsichtig gebremst. Anbei schön geblinkt und alles. Und ich neige ja schon dazu, solche Situationen überzuinterpretieren und mich selbst zu kritisieren. Dass die Situation, wenn ein Fahrgast winkt, während ich mich im fließenden Verkehr befinde, grundsätzlich gefährlich ist, weiß ich. Ich habe schon zahllose Winker deswegen stehenlassen, so weh es auch manchmal getan hat.

In dieser Situation nun habe ich unmittelbar nach dem Winken den Bus ins Visier genommen und mich gefragt, ob das reicht. Nicht ob es mir zum Bremsen reicht oder dem Bus gerade eben so noch. Nein, ob es vertretbar ist, vor ihm anzuhalten! Und auch als ich auf der Spur war, habe ich ihn nicht aus den Augen verloren und wäre sofort wieder durchgestartet, hätte ich Sorge gehabt, ich zwinge ihn zu scharfem Bremsen. Und ja: ich bin mir auch bewusst, was ein Bus ist, dass er sich anders fährt als mein Taxi und der Fahrer ggf. auf Passagiere achten muss.

Und wieder einmal war das kein Problem. Ich hab um einen gewissen Sicherheitsabstand bemüht erst einige Meter nach den Winkern wirklich angehalten, der Bus dann gute 10 Meter hinter mir. Ohne Reifenquietschen, ohne Vollbremsung. Ganz gemächlich.

Im Kopf hab ich das deswegen noch, weil der Fahrer – nachdem er mich wild angehupt hat – sich danach entschlossen hat, mir doch noch die Meinung zu sagen. Auf der zu jener nachtschlafenden Zeit ausgestorbenen Kantstraße setzte er den Blinker, fuhr links neben mich, öffnete die Türe und stieg aus. Und in Anbetracht dessen, was er mir vorwarf, sollte man durchaus darüber nachdenken, wie verkehrskonform denn diese Aktion war.

Er bezichtigte mich, eine „vorsätzliche Straftat“ begangen zu haben. Ob das jetzt das Blinken, das Bremsen oder das Halten auf der Busspur betraf, weiß ich nicht. Ich schätze, dass ihm das auch egal war. Vermutlich war ich einfach einer von „diesen doofen Taxifahrern“, denen er es jetzt stellvertretend mal richtig zeigen konnte. Meine Fahrgäste sprangen noch ein und meinten:

„Sorry, wir haben Ihn rangewunken.“

„DAS IST SCHEISSEGAL! DANN MUSS ER TROTZDEM WEITERFAHREN!“,

wütete sich der Grauschopf in Betriebslaune. Er beendete seine rechtlich leicht dünne Belehrung damit, dass er mir das nächste Mal „absichtlich ins Heck“ fährt und damit „vor Gericht auch noch Recht bekommen“ würde. Nun ja. Sie sind schon niedlich, wenn sie wütend werden …

Im Ernst: Ich weiß, dass Taxis in zweiter Reihe oft nerven. Und wenn sie vor einem bremsen erst recht. Und ich will es auch nicht entschuldigen, wenn ein Kollege da Umsatz vor Verkehrssicherheit gewichtet. Ebenso kann ich eigene Fehler natürlich nicht ausschließen und ich bin mir auch nicht sicher, ob unsere Erlaubnis, in zweiter Reihe zu halten (StVO §12 (4)) auch für Busspuren gilt.
„Wenn die Verkehrslage es zulässt“ greift meines Erachtens nach auf einer leeren dreispurigen Straße, wenn nur ein einzelner und langsamer Bus in angemessenem Abstand hinter einem fährt. Und falls ich da dieses Mal laut StVO im Unrecht war, stellt sich immer noch die Frage, ob das rechtfertigt, sich selbst verkehrswidrig zu verhalten und andere Verkehrsteilnehmer zu bedrohen. Aber keine Sorge: ich werde Euch auf dem Laufenden halten, falls mir demnächst ein weißer Reisebus absichtlich ins Heck fährt.

Bis dahin würde ich damit verbleiben und zusätzlich noch einmal darauf hinweisen, dass Taxis ggf. unvermittelt auf der Straße anhalten und dass es hilfreich ist, damit zu rechnen. Ich halte hinter Kollegen meist auch einen extra großen Abstand ein. Natürlich sollte der Taxifahrer selbst drauf achten – aber gewonnen hat am Ende keiner, falls es doch mal schiefgeht. Egal ob man im Recht ist oder nicht.

PS: Auch wenn das „Großraumkollege“ in Anführungszeichen von manchen vielleicht so verstanden wird: ich habe nicht vor, hier einen Taxifahrer-vs-Busfahrer-Krieg zu befeuern. Ich schätze die Kollegen in den Bussen und mit ein oder zwei anderen Abzweigungen in meinem Leben wäre ich einer von „ihnen“. Ich sehe sie als Kollegen im Sinne von „professionelle Fahrer“, ebenso wie Trucker und Fahradrikscha-Fahrer. Und ich denke auch, dass wir zusammen eine Menge Möglichkeiten haben, den Verkehr da draußen sicherer und/oder besser zu machen, indem wir entsprechend professionell agieren. Uns wegen vermeintlicher oder realer Fehler wutentbrannt auf der Straße gegenseitig anzuschreien sehe ich jedoch als den dümmsten aller Versuche an, dieser Aufgabe gerecht zu werden.