Niklasgeschenke für Taxifahrer

Mich hat’s ja beim Sturm neulich nicht aus dem Haus getrieben. Ich hatte ganz regulär frei, das Auto wurde von anderen Kollegen genutzt. Ich hätte vielleicht eines bekommen können, vielleicht auch nicht. Ich hab das Ganze nicht für so wichtig genommen, dass ich mich groß bemüht hätte. Damit lag ich ganz offensichtlich falsch. Gefühlt hat jeder der Kollegen, die gelegentlich oder immer am Ostbahnhof stehen, eine oder mehrere weite Fahrten ins Umland gekriegt, weil massig Züge ausgefallen sind oder enorme Verspätungen hatten. Einer hat an dem Tag über 800 € Umsatz gemacht (dank einer gut bezahlten Fahrt nach Hamburg) – und dem glaube ich das sogar, was bei Rekordumsätzen nicht bei allen der Fall ist.

Hat einer der mitlesenden Kollegen am letzten Märztag mehr gemacht?

Da ärgert man sich als Daheimgebliebener dann schon. Auf der anderen Seite ist das gerade auch recht angenehm, dass ich das Auto nicht mehr die ganze Woche zur Verfügung hab. Da hab ich mir viel öfter gedacht, dass ich doch eigentlich noch könnte, sollte, müsste. Was ich aber eigentlich schon zur Genüge bei der Schreiberei habe, eigentlich brauche ich das nicht zweimal gleichzeitig.

Wie Hassan und ich uns kennenlernten

… weiß ich schon gar nicht mehr. Wir stehen beide gelegentlich am Ostbahnhof und am Berghain, da werden wir uns irgendwann mal angequatscht haben. Ob einfach reflexhaft mit einem „Guten Abend!“ oder mit der Bitte ums Kleinwechseln eines Fuffis, irgendsowas wird’s gewesen sein. Er ist ein netter Kerl, so ganz grob in meinem Alter. Vielleicht isser auch älter und hat sich nur gut gehalten, keine Ahnung. Wir quatschen am Stand eigentlich fast nur übers Geschäft. Seit vielleicht zwei oder drei Jahren jetzt. Sowas ergibt sich nicht mit allen.

Wir fahren für unterschiedliche Firmen und auch sonst bilden sich unter den Fahrern gerne Grüppchen, die nicht immer durchlässig sind. Traurigerweise oft genug aufgrund blödsinnigstem Rassismus. Als Taxifahrer sind wir zwar alle auf Du und fragen uns gegenseitig nach Wechselgeld, aber wehe da hat einer dunkle Haut, der ist beim nächsten Gespräch ganz schnell wieder einer von „den Kanaken“. Kann man sich nicht ausdenken im Jahr 2015, ich hab schon einige Kontakte wegen so einem Mist einschlafen lassen …

Aber darauf wollte ich gar nicht raus, obwohl man’s schon mal erwähnen sollte.

Woher Hassan kommt, weiß ich gar nicht. Ist mir auch ziemlich egal, er ist einfach ein netter Kollege. Und – das wollte ich eigentlich sagen – er hat verdammt nochmal den Mut, der mir oft abgeht. Er hat mich nämlich am Wochenende während eines Gesprächs einfach mal gefragt, wie ich eigentlich heißen würde.

Und seinen Namen kenne ich auch erst seit diesem Gespräch.

🙂

Das kommt halt auch dabei raus, wenn man sich unter Kollegen trotz fremder Firmenzugehörigkeit immer kollegial behandelt und sogar duzt: Man quatscht ewig miteinander und so ab dem zehnten Mal isses eigentlich zu peinlich, doch noch nach dem Namen des anderen zu fragen. Und das ist kein Einzelfall, so geht es mir mit vielen Kollegen, die ich an der Halte kennengelernt habe. Allen voran der, von dem ich hier zu Hause schon ironisch als „Herr Ostbahnof“ spreche und von dem ich von Wohnungswechseln über Bastelprojekte bis hin zur Krankheitsgeschichte etliches weiß – nur nicht seinen Namen. Ebenso mein russischer Freund, der mich an Silvester gerettet hat und dessen Stories schon mal für einen Blogeintrag gut sind. Oder der, der mir Starthilfe gegeben hat. Oder oder oder …

Seltsames Gewerbe. Muss man einfach mal sagen. 🙂

Wie man sich kennenlernt

Ich glaube, jeder kennt das: Man hört irgendwo ein Wort das erste Mal und es interessiert einen so arg, dass man es nachschlägt oder jemanden fragt, was es bedeutet – und am nächsten Abend taucht dieses Wort, das man über Jahrzehnte nicht wahrgenommen hat, plötzlich in einer Fernsehsendung auf. Das hat schon manche Leute zu Verschwörungstheoretikern werden lassen, weil einem dieser Zufall so unglaublich vorkommt – obwohl man’s wohl wahrscheinlich bis dahin einfach nur überhört hat.

Das kann natürlich auch mit allem anderen passieren: Musik, Bilder – und sogar mit Menschen.

Mir ist an jenem Abend zum Beispiel eine Kollegin aufgefallen. Ich hatte sie noch nie gesehen und die Anzahl der Taxifahrerinnen ist immer noch derart gering, dass man selbst in Berlin neue Gesichter tatsächlich noch bemerkt. Und das sage ich hier, mit meiner Gesichtsblindheit.

Gut, ein wirklich einschneidendes Erlebnis war das jetzt nicht, aber ich war schon reichlich verwundert, dass eben genau jene Kollegin dann ein paar Stunden und Fahrten, die uns beide sonstwohin hätten tragen können, plötzlich am Bahnhof neben meinem Auto stand und anklopfte. Sie begrüßte mich etwas unsicher, um mir dann zu erklären, dass sie Stress mit ihrem Auto und ihr Handy vergessen hätte. Bei Kollegen bin ich da ja dann wirklich nicht so. Ich hab ihr mein Handy angeboten, damit sie ihren Chef anrufen konnte. Ich weiß ja, wie nervig das ist, wenn man da verloren rumsteht und niemanden von der eigenen Firma findet.

Und, was soll ich sagen: Ich musste zwar noch kurz warten, aber immerhin konnte ich die Kollegin dann auch auf Kosten ihres Cheffes bis zu ihrer Firma bringen – was am Ende glatte 20 € waren, mehr als es mich zu meiner Bude gekostet hätte. 🙂

Die Kollegin übrigens war dann auch ein echtes Original. Rentnerin seit mehreren Jahren, also nur nebenberuflich im Taxi – „für bissche‘ Taschegeld“, wie sie mir mitteilte. Dazu wie ich überzeugte Nachtfahrerin, wegen der lockeren Kundschaft und des ruhigen Verkehrs. „Nix Hektik, Hektik, Hektik – habe genug gehabt in Leben!“
Und wie ich auch hat sie die – wenn auch nur kleine – Hilfe unter Kollegen sehr zu schätzen gewusst. Manchmal klappt’s dann ja doch noch in dem Gewerbe und man ist froh drum, ein Teil davon zu sein. Deswegen an dieser Stelle auch einmal mehr ein Dank an alle Kollegen, die mir mal eben schnell aus der Patsche geholfen haben!

Kotzer bei Kollegen

Manchmal weiß man auch nicht mehr, was man sagen soll. Leute, die im Taxi kotzen, sind zweifelsohne mit das Mieseste, was einem in dem Job passieren kann. Und das natürlich nicht aus irgendwelchen überhöhten Ansprüchen, sondern weil das für handfesten Ärger und eine Menge Kosten sorgt.

Da ich nun viel alkoholisierte Kundschaft habe und auch einige davon wirklich kotzen müssen, hab ich ja angefangen, das pragmatisch zu sehen. Die Kunden sollen kotzen so viel sie wollen. ABER: Die Bedingung dabei ist, dass das Auto sauber bleibt. Dann hab ich kein Problem damit, mein Magen ist tolerant und ich weiß ja auch, wie das ist, wenn man dann am Ende doch zu viel getrunken hat.
Wer also aussteigt zum Kotzen oder in eine Tüte reihert, bekommt mit mir keine Probleme. Und wenn sich das Problem andeutet, dann sage ich den meist jugendlichen Fahrgästen auch gerne mal, dass es ihnen am Ende besser bekommen wird, in ihre 200€-Designerpullis zu kotzen als in mein Auto. Oder eben in die eigene Tasche.

Natürlich halte ich eigentlich einfach an, aber dass das eine Möglichkeit ist, muss man ja auch mal sagen dürfen.

Nun hat ein Kollege davon erzählt, wie bei ihm mal eine Frau in ihre Handtasche gereihert hat. Und wirkte dabei sehr unzufrieden. Deswegen hab ich nachgefragt, was jetzt so schlimm gewesen sei. Und bei seiner Antwort hat selbst mein Magen gezuckt:

„Die wollte mit Karte zahlen.“

Und wo die Karte war, brauche ich sicher nicht erklären …

Einfach mal fragen

Es war wirklich bescheuert von mir, an den Ostbahnhof ranzufahren. Die letzten Züge waren raus, der McDonald’s hatte bereits zu und von den umliegenden Clubs hatte keiner überhaupt erst aufgemacht. Aussichtsloser kann’s für Taxifahrer nicht mehr werden. Also vor allem für einen Nichtfunker wie mich. Aber ich fuhr gerade so vorbei und da stand ein mir bekannter Kollege. Also hab ich angehalten und ihn mal gefragt, ob hier noch was gehen würde. Die Antwort lautete ungefähr:

„Nee, ganz bestimmt nicht. Gerade kam ein Reisebus an, aber die zwei an der Haltestelle dort vorne sind die einzigen übrigen Menschen hier und die warten wohl auf den Nachtbus.“

Und der kam dann auch und sackte sie ein.

Ich und der Kollege quatschten kurz, dann kam von weiter hinten doch noch ein Pärchen an. Die beiden waren alt und langsam, also sagte ich dem Kollegen, er solle vorfahren – wenn sie tatsächlich kein Taxi brauchen würden, würde ich ihn wieder auf Position eins lassen. Wir waren ja die beiden einzigen dort. Also ist er vorgefahren und hat die Leute tatsächlich eingeladen.

Da hab ich dann aufgegeben. Es waren endgültig alle Menschen weg und der Kollege nun auch. Und ich hatte mich nicht reingesteigert, dort noch eine Tour zu bekommen. Also hab ich noch während des Einladevorgangs der anderen den Kollegen überholt und bin einfach losgefahren. Wohin auch immer. Und dann stand ganz ganz am Ende der Haltestelle noch ein kleiner alter Mann mit großem Koffer und guckte mich skeptisch an. Also hab ich’s riskiert und einfach mal gefragt, ob er zufällig ein Taxi brauchen könnte.

Und siehe da: Er konnte ein Taxi brauchen! 🙂

Es stellte sich schnell raus, dass er wegen seines schweren Asthmas nicht bis zum Stand laufen konnte – von Rufen wollen wir gar nicht reden! Er brauchte auch im Auto noch ein paar Minuten, um wieder ordentlich atmen zu können, aber immerhin hatte er schon eine grobe Ecke in Hellersdorf genannt. Eine 25€-Tour, das tat gut nach langem Leerlauf bei mir. Der überaus lustige Kauz hat mir erzählt, er sei in Südfrankreich gewesen un dieses und jenes und überhaupt. Bis in die Sechziger zurück haben seine Geschichten gereicht.

Das Fahrtziel konnte ich nur auf vielleicht einen Kilometer genau einschätzen, also fragte ich zwischendurch mal nach, ob mein vorgeschlagener Weg ok sei. Er meinte dann, dass er anders fahren würde, er zeige es mir. Ich hab nix gegen solche Ansagen – und der alte Herr hatte mir einige Jahrzehnte Ortskunde voraus. Dass das nicht viel aussagte, wurde mir dann drei Minuten später bewusst, denn er brachte einige Straßen ziemlich durcheinander – was an dem Punkt dann bedeutete, dass wir einen ziemlich gewaltigen Haken fahren mussten und ich vorher doch lieber meinem Instinkt hätte vertrauen sollen.

Aber der freundliche Greis entschuldigte sich noch bei mir und sagte, ich solle die Uhr ruhig anlassen.

„Ick ärger mir, wenn dit’n Fahrer so von sich aus macht. Aber war ja nu auch mein Fehler, so’n bisschen, wa?“

Wir haben uns drauf geeinigt, dass wir ein wenig aneinander vorbeigeredet hätten – auch wenn er wirklich argen Bockmist bei seinen Ansagen verzapft hat. Am Ende war aus der 25€-Fahrt eine Tour geworden, bei der 29,00 € auf der Uhr standen – satte drei Kilometer Umweg. Das war in der lauen Nacht Geschenk genug, ich hab mich in Gedanken mit dem erwarteten einen Euro Trinkgeld zufrieden gegeben. Und dann streckt mir der Vogel einen Fuffi zu und meint:

„Gib’s ma’n Zehner wieder! OK?“

Meine aufrichtigen Dankesworte quittierte er mit den Worten:

„Ach, dit war allet so teuer, da kommt’s darauf och nich‘ mehr an. Man muss dit Jeld unta de Leute bring‘, saick imma!“

Ein Leut dankt! Und ist froh, dass es gefragt hat. 🙂

Eine frische Sicht auf Berlin

Manchmal attestiere ich mir immer noch eine unbedarfte und frische Sicht auf diese Stadt, die man vermutlich nie ganz erschlossen haben wird. Noch besser klappt das allerdings von ganz außerhalb, wenn man auf Besuch ist. Das ist jetzt nicht unbedingt mein Thema, ich hab mich dann ja doch schon ein wenig eingelebt in den letzten 7 Jahren.

(Fuck, so lange schon? Irgendwann gehen den vor noch längerer Zeit Zugezogenen eventuell sogar die Argumente gegen mich aus … 🙂 )

Besuch, Berlin, was hat das mit GNIT zu tun? Was haben die Touris im Taxi jetzt schon wieder angestellt?

Nix. Und das ist das Problem. Die waren alle brav und nicht bloggenswert. Deswegen aber möchte ich ein weiteres Mal auf Reinhold aus München verweisen, der Anfang des Jahres eine Reise nach Berlin gemacht hat. Und darüber gebloggt. Ich hab ihn dabei nicht getroffen, wir kennen uns (bislang?) nicht persönlich. Dennoch ist es ein schöner Reisebericht, wie er nur von Menschen geschrieben werden kann, die Freude daran haben, Neues zu erkunden. Ich kenne die Orte und Kneipen teilweise nicht, die Reinhold besucht hat, hab also auch noch neues gelernt – aber trotzdem (oder genau deswegen) einfach gerne seine bisherigen Texte gelesen. Na gut, eigentlich lese ich ja ohnehin gerne bei ihm. 😉

Der Einstieg ist leicht bedrückend, da er noch vor Berlin ein Besuch am Grab von Klaus und Moni schildert – aber ja, auch das ist gerade in Taxibloggerkreisen in/um Berlin ein Thema gewesen und ich finde es schön, dass Reinhold den Besuch gemacht und das niedergeschrieben hat.

Bis heute erschienen sind bei ihm folgende Reiseetappen:

Erster Tag – Letzter Besuch

Dickes B

ÖsterReichisches

System

und

Eingewickelt

Wie gesagt: Ich mag Reinholds Schreibstil, seine Herangehensweise an Neues, seinen Blog allgemein. Auch wenn die genannten Texte mit dem Taxifahren nicht viel zu tun haben, erzählen sie dann doch auch was über Berlin – und damit wiederum etwas, das mich als Berliner Taxifahrer anspricht. Bayern und Berlin sind womöglich die unterschiedlichsten Welten in Deutschland. Ob für Taxifahrer oder andere Menschen. Wenn ich Reinholds Blog empfehle, dann deswegen, weil er es schafft, zum einen genau das zu betonen – und zum anderen aufzuzeigen, dass diese Unterschiede in erster Linie interessant, erfahrenswert und bereichernd sind. Ich jedenfalls hab beim Lesen viel gelernt und gelacht. Und was, wenn nicht das, ist ein Grund zum Lesen, sharen und liken?

In diesem Sinne auch nochmal persönlich:

Lieber Reinhold,

danke für deine wunderbaren Texte!

 

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Taxifahren an Silvester

Die langjährigen Leser werden auf das Revival dieses Textes so sehr gewartet haben wie auf die Best-of-CD von Scooter, den neuen bringe ich hiermit das näher, was einfach gesagt werden muss, wenn Silvester bevorsteht:

Stellt Euch darauf ein, dass es schwer bis unmöglich wird, an Silvester ein Taxi zu bekommen und bleibt trotzdem gelassen!

Damit ist das wichtigste gesagt. Wer alles weitere als lockere Liste haben will, dem sei dieser Text aus dem Vorjahr empfohlen: 10 Tipps zum Taxifahren an Silvester. (ihr dürft das gerne wieder in den Social Networks teilen – wie auch diesen Artikel hier)

Nun aber in der langen Version:

Wie sich die meisten sicher denken können, ist Silvester für uns die lohnendste Schicht. Das ganze Land feiert, fast jeder trinkt – und am Ende müssen alle zu besonders später Stunde und bei kaltem Wetter heim. Das ist natürlich großartig für Taxifahrer, andererseits sind die Ausmaße an Silvester einfach so gigantisch, dass wir schlicht nicht alle Kunden befördern können. Obwohl wir die meiste Zeit des Jahres ewig rumstehen und auf Kunden warten, also in mehr als ausreichender Zahl existieren, wird es an Silvester eng. Das Problem lässt sich auch nicht einfach lösen, denn wo sollen plötzlich mehr Autos und Fahrer herkommen? Für eine einzelne Schicht wohlbemerkt.
Der effizienteste Weg für uns (und die Kunden) ist damit, dass wir einfach alle Kunden aufsammeln, die uns über den Weg laufen und sie schnell heimbringen, dort die nächsten einladen usw. usf. Damit sind fast alle Taxis fast immer besetzt, besser kann man es nicht machen. Was aber dennoch heißen kann, dass man als einzelner Kunde ewig warten muss oder gar kein Taxi bekommt. Das ist natürlich immer blöd in dem Moment (und ich kriege jedes Jahr erboste Hinweise, was für eine Frechheit das doch ist), aber über den eigenen Tellerrand schauend sollte jeder sehen, dass es insgesamt unsinnig wäre, ewig leer zu den Kunden hinzufahren, obwohl unterwegs genügend andere Leute warten und man in derselben Zeit eigentlich doppelt so viele Fahrgäste transportieren hätte können.

Deswegen ist es an Silvester soweit ich weiß überall unmöglich, sich ein Taxi zu bestellen oder gar vorzubestellen. MyTaxi zum Beispiel hat gestern schon eine entsprechende Rundmail rausgeschickt.

Für alle, die keine Möglichkeit haben, mit einem Privatauto (mit nüchternem Fahrer bitte!) oder Bus und Bahn heimzukommen, empfehlen sich also Geduld, warme Klamotten und Wegzehrung für den Fall, dass man kein Glück hat.

Darüber hinaus bringt es überhaupt nichts, zu versuchen, sich vorzudrängeln oder sich gar ums Taxi zu streiten. Ich kenne keinen Taxifahrer, der sich in so einem Fall nicht für die anderen Kunden entscheiden würde. Und auch wenn man persönlich Pech hatte: Bitte lasst das am Ende nicht an dem Fahrer aus, der Euch dann mitnimmt! Wir, die wir auf der Straße sind, wenn alle anderen feiern und uns den ganzen Stress mit streitenden Kunden, Feuerwerk und Glasscherben auf der Straße geben, sind die, die am allerwenigsten dafür können, wenn es bei Euch länger dauert. Schiebt Frust wegen der zu dünnen Fahrpläne der Bahnen, ärgert Euch darüber, dass Ihr zu blau zum Autofahren seid oder dass eure Eltern in so eine blöde Wohngegend gezogen sind. Wir paar Taxifahrer auf der Straße sind die, die all das ausbügeln und ich glaube, ich spreche für alle Kollegen, wenn ich sage, dass wir an dem stressigen Tag trotz 25 € Stundenlohn (die Zahl ist halbwegs realistisch als Maximum) nicht auch noch Lust haben, uns anzuhören, dass wir an der Misere schuld seien.

Im Gegensatz zur privaten Konkurrenz können wir in dieser Ausnahmesituation nicht einmal unsere Preise erhöhen, sondern fahren zuverlässig zu dem Tarif, der auch für die Fahrt am vorletzten Montag gültig war.

Bitte bedenkt das, wenn es Euch selbst gerade nervt: Wir haben es in der Nacht auch nicht leicht, obwohl unser Umsatz gut ist!

Ich schreibe das wie jedes Jahr aber nicht, um Euch vom Taxifahren abzuhalten. Mitnichten! Über verständnisvolle Kundschaft freuen wir Taxifahrer uns an Silvester mehr noch als an anderen Tagen – und unsere Umsätze sind auch nur deshalb so ein guter Ausgleich für den Stress, weil so viele Leute ein Taxi brauchen. Am Ende wird das schon irgendwie. Mit ein bisschen Warten oder umdisponieren kommen am Ende wie jedes Jahr doch alle nach Hause und wir Taxifahrer hatten auch eine gute Schicht. Es wird halt alles nochmal besser, wenn alle ein wenig mitdenken und Verständnis haben.

So gesehen bleibt also alles beim alten: Ihr feiert schön und am Besten ohne Gefahr zu laufen, Brocken zu lachen – und wir Taxifahrer schmeißen uns in unsere Kisten und bringen Euch schnell und sicher heim. Und mit ein wenig gegenseitiger Unterstützung habt Ihr den besten Tag und wir zumindest den besten Arbeitstag des Jahres.

Deal? 🙂

PS:

Für alle, die gerne vergleichen wollen: Hier ist der entsprechende Text aus dem Vorjahr (mit Links zu anderen Silvester-Texten der Jahre davor).