Macht’s gut, Klaus und Moni!

Es ist schon ein paar Jahre her, da schrieb mich ein gewisser Klaus an und fragte nach, wie man das denn machen würde mit dem Bloggen. Er hätte da auch ein paar Geschichten, die er erzählen wolle. Klaus war ebenfalls Taxifahrer in Berlin, ebenfalls Schwabe wie ich – nur schon locker zwei Jahrzehnte vor mir hierher gekommen. Und insgesamt an Lebensjahren und Erfahrung reicher.

Ich kann mich nicht daran erinnern, ihm zum Schreiben einen wirklich guten oder hilfreichen Tipp gegeben zu haben. Vielleicht ein bisschen Zuspruch, mehr eher nicht. Sein cab-log (Was war ich anfangs neidisch auf den Namen!) wäre also sicher auch ohne mich aufgeblüht. Denn Klaus hatte wahrlich Geschichten zu erzählen und die Warnung, sie seien sprachlich „ungeschliffen“ niedergeschrieben, prangt eigentlich seit den Anfangstagen grundlos auf seiner Startseite.

Ich hab Klaus öfter am Stand getroffen, und ein paarmal auch gemeinsam mit Aro abends in der Stadt. Da haben wir drei aktiven Berliner Taxiblogger unsere Reviere abgesteckt und auch sonst viel geheimnisvolles besprochen, was uns die Weltherrschaft sichern sollte. Vielleicht haben wir auch nur Bier getrunken und Geschichten erzählt, ihr werdet’s nie erfahren. 😉

Von Aro habe ich dann eben mitgeteilt bekommen, dass Klaus vor kurzem gestorben ist. Noch ein paar Tage vor seiner Frau Moni, deren Tod krankheitsbedingt offenbar erwartbar bevorstand.

Ich will nicht verschweigen, dass ich das von Aro erfahren habe, weil Klaus und ich zuletzt unsere Differenzen hatten und ich auch Moni nur aus seinen schillernden Erzählungen über sie kannte. Dass Klaus und ich uns wegen ziemlicher Kleinigkeiten in den Haaren hatten, hat aber nie etwas daran geändert, dass ich in ihm immer einen großartigen Kollegen, guten Blogger und netten Menschen gesehen habe. Und dass ich es jetzt unendlich traurig finde, dass er und seine Frau nicht die vielen Reisen fortführen oder Berlins schönste Winkel aufspüren können, wie sie es in den letzten Jahren mit unglaublicher Begeisterung getan haben. Dass es die beiden so plötzlich aus dem Leben gerissen hat, ist einfach nur unfair.

Ich möchte allen engen Freunden und Verwandten mein aufrichtigstes Beileid aussprechen.

🙁

PS: Aro hat ebenfalls über den Tod der beiden gebloggt und es freut mich zu lesen, dass er offenbar das cab-log als Erinnerung erhalten will. Vielleicht nutzt ihr die Chance ja, nochmal ein wenig darin zu stöbern und so einem der guten Berliner Taxifahrer und -blogger die letzte Ehre zu erweisen.

11 Kommentare bis “Macht’s gut, Klaus und Moni!”

  1. ednong sagt:

    Ja,
    da waren schon einige nette GEschichten dabei. Und auch die Rätsel fand ich interessant (obwohl ich als „externer“ ja nun nicht die große Chance hatte, da was zu lösen 😉 ).

    Irgendwann hörte er dann auf – das fand ich schon schade. Nun ist er gegangen – hoffen wir, dass er auf der anderen Seite sorgenfreier ist.

  2. Das ist natürlich blod 🙁 Ich habe da auch gelegentlich gelesen, hatte aber der „ungeschliffenen Sprache“ keinerlei Probleme. Schade, dass da nun einer weniger auf der Straßen Berlins unterwegs ist, denn er machte der Eindruck, dass er den Job wirklich liebt. Sofern ich das als Leser, Blogger und selbst Fahrer beurteilen kann. Mitgefahren bin ich bei Ihm leider nicht.

  3. Cliff McLane sagt:

    Die Website wird schon noch eine Weile erhalten bleiben, das Problem dürfte sein: Wissen die Erben davon? Denn nur die können sich mit dem Provider in Verbindung setzen (mit Toten- und Erbschein in der Hand) und die Rechte (und Pflichten, also die Kosten fürs Blog, und die Domain) auf sich übertragen lassen. Und nur die können dann die entsprechenden Rechte und Pflichten auf jemand anderen übertragen. Das ist mit vielen Faxen, eingeschriebenen Briefen und Telefongesprächen verbunden, und wenn man um jemanden trauert, hat man normalerweise andere Sorgen als dessen Website.

    Aber selbst wenn die Seite nicht mehr erreichbar ist wegen nicht bezahlter Rechnungen gibt es Hoffnung: Die Daten werden beim Provider normalerweise nicht gelöscht, sondern mindestens ein Jahr lang nach der Sperrung aufbewahrt. Solange steht einer Übernahme durch einen Dritten nichts im Weg, es sei denn, die Erben handeln voreilig und beantragen die Löschung der Domain und der Inhalte. Das können die, denn als Erben ist das ihr Vorrecht; ich wüßtte aber nicht, dass es jemandem verboten wäre, die Daten herunterzuladen und zu speichern. Spiegeln auf dem eigenen Blog könnte Probleme mit dem Urheberrecht geben, daher würde ich das lassen.

    Ich hatte mit so einer Sache mal zu tun, und es lief im Einvernehmen mit der Familie. Mein Freund hat keinen digitalen Grabstein bekommen (wollte die Familie nicht), aber seine Website (Blogs waren damals noch nicht modern) mit allen Inhalten befindet sich bei mir auf einer Festplatte und ist eine schöne Erinnerung für mich.

  4. Sash sagt:

    @ednong:
    Ja, er hat immer ein bisschen gehadert mit der Sache – aber das Aus Mitte des Jahres war wohl der Krankheit seiner Frau wegen. Ist zumindest meine Vermutung. Und das ist mehr als nachvollziehbar. Schade nur, dass es jetzt so endgültig war.

    @ednong:
    Ich hab Klaus zu schlecht gekannt, um seine Liebe zum Job einschätzen zu können – aber er hat Berlin geliebt. Hätten nur alle von uns zugewanderten Schwaben diesen Hang … 😉

    @Cliff McLane:
    Danke für die netten Hinweise … aber ich bin mir sicher, dass das beim cab-log easy ist. Klaus hat dort quasi anonym bei blogspot geschrieben. Wer die Zugangsdaten hat, hat die Macht, würde ich da sagen. Und ich vermute, Aro hat sie.

  5. noname sagt:

    Oh wie traurig. Aus eigener Erfahrung aber kann ich sagen, dass Klaus sich „glücklich“ schätzen kann, dass er gleich gestorben ist und nicht zum Pflegefall geworden ist.

  6. Aro sagt:

    @Cliff McLane
    Ja, es besteht ein Kontakt zu den Hinterbliebenen. Ich bekomme von ihnen die Zugangsdaten, damit die Website erhalten bleibt. Es dauert allerdings noch etwas, im Moment haben sie natürlich andere Probleme.

  7. lou sagt:

    Liebe Kollegen,
    Ich bin mit Klaus in einem Betrieb gefahren.
    Ich kannte Klaus schon sehr lange…
    Ab und an, gab es ein wenig Zwietracht, aber wir versöhnten uns immer wieder…..
    Schmunzelt hörte ich mir seine Erfahrungen als. „blutjungen“ Taxler an. Ich fand mich in vielen seiner Storys wieder.
    Sehr bestürzt, war ich, als ich die traurige Nachricht von meinem Chef hörte…
    Stehe ich am Adlon, seiner Lieblingshalte, fühle ich mich irgendwie beobachtet… dann sage ich in Gedanken:
    …is gut Klaus, ich mach das schon für dich…

  8. Sash sagt:

    @lou:
    Ich weiß nicht, ob das dein Ziel war, aber ich will’s ehrlich sagen: Du hast mich zu Tränen gerührt.

  9. lou sagt:

    @sash,
    ich habe für diese paar Zeilen lange gebraucht…
    musste immer wieder ne Pause einlegen…
    Es war nicht mein Ziel,…. nur die reine, ungeschminkt Wahrheit….

  10. […] Einstieg ist leicht bedrückend, da er noch vor Berlin ein Besuch am Grab von Klaus und Moni schildert – aber ja, auch das ist gerade in Taxibloggerkreisen in/um Berlin ein Thema gewesen und […]

  11. […] Ich weiß gar nicht mehr, wann wir uns kennengelernt haben. Es ist mindestens acht Jahre her, er hat hier bei Berlin Street seine Kommentare abgelassen, ich in seinem Blog Gestern Nacht im Taxi. Er war auch Taxifahrer, und wie ich hat auch er in Klaus’ Taxi-Weblog mitgelesen. Irgendwie waren wir alle drei auf einer gedachten Linie, vor allem kollegenmäßig, ein bisschen auch politisch und viel zu wenig persönlich. Wir trafen uns ein paarmal zu dritt, lose, Sash bin ich auch unterwegs öfters begegnet. Meist am Ostbahnhof, wo damals seine Stammhalte war. Irgendwann haben wir sogar ein kleines Projekt angefangen, das Taxi-Weblog.de, das Informationen für Taxifahrer/innen bereitstellt. Was monumentales ist zwar nicht daraus geworden, aber es versieht brav seinen Dienst und hat noch immer zwischen 80 und 100 Besucher am Tag. Am 16. November vor vier Jahren starb Klaus dann unerwartet. Auch Sash hat darüber geschrieben. […]

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