Haftungsgeschichten

Wenn wir heute schon bei kleinen Helferlein im Taxi sind, dachte ich so bei mir, dass ich Euch auch noch kurz mal meine Anti-Rutsch-Matte fürs Handy zeigen könnte. Wollte ich letzte Woche schon einmal mit Bild aus dem Taxi machen – die sind jedoch qualitativ nicht so dolle geworden. Im Gegenzug bin ich aber von der Qualität dieses Dings ziemlich überzeugt. Ich hab bei mir im Auto zwar auch nicht so einen hundertprozentig perfekten Platz zur Anbringung gefunden, aber abgesehen vom Einsatz als Handyhalterung kann so ein Teil auch einfach helfen, Stifte, Bücher oder whatever auf dem Armaturenbrett rumliegen zu lassen.

Ich war bezüglich der Haftkraft auch skeptisch, aber … es geht wirklich:

Hängt es höher! Quelle: Sash

…und ich hab das Handy absichtlich nur so weit unten angehängt. Bei mir hat es im Auto eine komplette Schicht problemlos gehalten, obwohl die Matte im 45°-Winkel unsauber über der Lüftung und auf unebenem Grund lag und das Handy nur rund 2 cm² Auflagefläche hatte. Auch über Pflastersteinpisten und durch Schlaglöcher! Und sauber kriegt man das Teil mit einmal abspülen. Also für irgendwas im Auto kann sicher jeder sowas mal brauchen, ich bin echt begeistert. Hersteller und Modelle gibt es natürlich jede Menge verschiedene.

Anders als sonst

Die Silvesterschicht ist ja schon in vielerlei Hinsicht anders als so eine 08/15-Schicht, wie sie mir jetzt die Tage dann wieder bevorsteht.*

Und das Geld, über das wir uns an Silvester so freuen, ist ja nur das Nebenprodukt der Tatsache, dass wir an jeder zweiten Ecke Kundschaft haben. Und das merkt man auch an den Strecken, die man fährt. Ich vielleicht mehr als andere, da ich ja wirklich gerne auf den Ostbahnhof zurückgreife und die Touren sich gerade in schlechten Nächten eher wie ein Sternmuster um den Bahnhof ziehen. Florian ist das auch aufgefallen und er hat mir einen Screenshot meiner GPS-Karte geschickt. (Noch sieht sie genauso aus, hat meine letzten Touren offenbar nicht geloggt – das ändert sich aber bald wieder)

City Ost? Brauchen wa nüscht! Quelle: Sash/Florian

Wie man sieht, ist mir um die eigentliche City ein großer Bogen gelungen. Vor allem, wenn man beachtet, dass ich natürlich nicht als amokfahrender Spezialpatient durch den Tiergarten und die große Party gepflügt bin, sondern den Tunnel darunter benutzt habe. Auf dieser Karte sind auf jeden Fall schon einmal drei der längsten Touren der Nacht erkennbar – was wiederum für Silvester sehr untypisch ist.

*das ist jedes Mal bitter: dass ausgerechnet nach Silvester der meist miese Januar kommt.

Sinnlose Tour

Manche Touren glaubt man einfach nicht. Da steht man dann am Ende ein wenig ratlos da und fragt sich, ob man das eben geträumt hat. Mein Kunde war ein Original sondersgleichen: Ein vielleicht gerade einmal zwanzigjähriger Touri, der ganz offensichtlich unter einer Sehbehinderung litt. Nicht nur schielte er auffallend, es war auch zu erkennen, dass er nicht sonderlich viel erkannte. Fürs Taxi-Schild hat es gereicht, er winkte am U-Bahnhof Bernauer Straße.

Als Ziel nannte er das hotel4youth. Hat mir nichts gesagt, aber wozu hab ich das Robertha bei mir? Nachgeschlagen und gefunden. Ich las ihm die Adresse vor, Schönhauser Allee 103, ob ihm das bekannt vorkäme. Ja, nein, vielleicht. Auf der Karte des Hotels stand keine Adresse, nur Werbung. Sehr sinnig. Da mich das Robertha aber selten im Stich gelassen hat, fuhr ich ihn dorthin. Keine weite Strecke, deutlich unter 10 €.

Es trat der schlimmste Fall ein: Das Hotel ist umgezogen. Nur wohin?

„There was a station nearby. The name startet with a B. On the U8 it was. I could find it from there.“

Also verkürzt gesagt. Mit der Angabe und ein paar Details (nicht weit vom Alex, Prenzlauer Berg, ein Park gegenüber) hatte ich eine vage Vorstellung:

„Do you mean the Bernauer Straße?“

„Uh yeah! Right!“

„Guy, that’s where I picked you up …“

„Really?“

Das Hotel war auch nicht schwer zu finden, ich hätte auch einfach meine Augen auf der Hintour aufmachen können. Bernauer, Ecke Wolliner, direkt gegenüber vom Mauerpark. Hab mir nur den Namen des Neubaus nie gemerkt …

Na gut, wir waren dann doch bei fast 10 € – für weniger als 300 Meter Weg – aber der Fahrgast war glücklich:

„Haha, that was funny. Do you take Visa or Mastercard?“

Nicht ernsthaft …

Ich hab ihm dann erklären müssen, dass nicht alle Taxen Kreditkarte nehmen und ich es leider auch wirklich nicht könnte. Das empfand der liebenswerte junge Kerl auch gar nicht als schlimm, viel mehr belustigte ihn der kulturelle Unterschied zu Amerika. Ich hatte aber die Hoffnung, dass das Hotel vielleicht wie viele andere das auf die Rechnung aufschlagen könnte.

Konnte es natürlich nicht.

Also sind wir zwei bei strömendem Regen wieder zum Taxi gedackelt und überlegten uns, wo wir einen Geldautomaten finden würden. Die Sparkasse an der Schönhauser war zu weit und zu umständlich, dann vielleicht … aber mein Kunde hatte selbst eine Idee:

„Down there in the Metro Station, there was a – how do you call it? – Geldautemat.“

„In the station?“

„Yeah. Bring me there, I show you!“

Dann ließ er mich noch einmal falsch abbiegen, weil er das mit den Richtungen nicht so recht raushatte und irgendwann stand ich dann – es klarte gerade ein wenig auf – rauchenderweise neben meinem Taxi. An der Stelle, an der ich ihn vor rund 20 Minuten eingesammelt hatte. Nach nicht einmal zwei Minuten hangelte sich mein Fahrgast wieder aus der Station, lief erstmal auf die falsche Straßenseite, weil dort auch ein helles Auto parkte und etwas später wusste ich dann, dass der Automat wohl kaputt sei oder so. Oder so? Er sagte mir, er könne nicht lesen, was dort stünde. Bei einem fast blinden Ami konnte das ja alles heißen.

Also bin ich mit ihm in den Bahnhof geeilt und der Automat zeigte einen Bluescreen. Herrlich! Sinn für Humor konnte man dem Schicksal in der Nacht nicht absprechen!

Also weiter. Ich schlug die Sparkasse ein paar Meter weiter die Brunnenstraße runter vor, mein Kunde nahm dankend an. Dort angekommen wurde ich auch nochmal in die Bank gebeten, denn mein Superfang schaffte es trotz – oder wegen – anhaltend guter Laune nicht, Beträge unter 3000 € einzutippen.  So langsam suchte ich nach einer versteckten Kamera. Am Ende aber klappte wenigstens an dieser Stelle alles und wir standen 33 Minuten nach Fahrtbeginn mit 17,40 € auf der Uhr an seinem Hotel, etwa 200 Meter vom Startpunkt entfernt. Aber beide blendender Laune. Wir haben uns großartigst amüsiert über die wohl bekloppteste Taxifahrt ever. Ihm war der Spaß 20 € wert und ich brauchte mich mal ohnehin nicht beschweren … 🙂

Deppen, freilaufende

Cholerik ist eine beschissene Sache und in keinster Weise irgendwie verteidigenswert. Es gibt nicht ohne Grund Therapeuten, die sich des Problems annehmen können. Das soll jetzt auch nicht „von oben herab“ klingen, ich bin selbst Choleriker. Im Alltag ist meine Toleranzgrenze allerdings ziemlich hoch und abgesehen von den Türrahmen, die meinen kleinen Zeh immer anspringen, hab ich mir angewöhnen können, nur Menschen anzubrüllen, deren IQ hoch genug ist, um von den geistreichen Beleidigungen auch getroffen zu werden. Ausnahmen bestätigen die Regel, klar.

Aber was gestern Abend wieder los war … meine Fresse!

Ich hatte am Ostbahnhof einen Kunden eingeladen, gute Tour nach Wedding. An der Ampel in der Andreasstraße springt mir plötzlich ein Typ ans Auto und meint, ich solle doch mal bitte kurz sein Zeuge sein. WTF? Während mein Fahrgast und ich zusehen, wie er auf einen anderen Typen zugeht, steigt ein Kollege vor mir aus seinem Auto und fragt uns, was Sache ist. Während ich ihm den seltsamen Auftritt schildere, fängt besagter junger Mann an, den anderen übel anzubrüllen.

Hat der sich jetzt ernstlich Zeugen besorgt, die zusehen, wie er einen Typen verkloppt? Offensichtlich ja.

Der Kollege und ich haben überlegt, die Cops zu holen, weil die Stimmung zunehmend aggressiver wurde, allerdings hat sich mein Handy ziemlich gewehrt. Wir sind dann jedenfalls zu den beiden zurückgefahren – mit Einverständnis meines Fahrgastes. Die Uhr hatte ich ohnehin schon gestoppt.

Inzwischen war noch eine Frau aufgetaucht, die den um Zeugen bettelnden Typen angebrüllt hat, er solle sich verpissen. Eieiei …

Na gut, wir sind zu dritt (also der Kollege, mein Fahrgast und ich) zwischen die Streithähne, immerhin ohne dass es bis dato zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen ist. Der andere Mensch, offenbar grundlos angepöbelt, wollte eigentlich nur zu gerne gehen, konnte das bloß leider nicht, ohne immer wieder zu brüllen, dass er jetzt geht und ihm niemand zu befehlen hätte, wann er geht. Ein Ego in Fernsehturmgröße ohne Option zum Rückzug. Letztlich entfernte er sich glücklicherweise doch langsam.

Die junge Frau erklärte mir nun, dass der Pöbler ihr Freund, naja, seit ein paar Stunden Ex-Freund sei, sie hätte Schluss gemacht. Deswegen hätte der Kerl jetzt eine Flasche Tequila intus und sei unzurechnungsfähig. Was sie nicht daran gehindert hat, ihn nun zu begleiten. m(

Der Kollege, obgleich zwischenzeitlich auch in Rage, weil er nicht verstand, warum ich die Cops nicht gerufen hatte, stieg letztlich nochmal aus und meinte lobend, dass wir das doch zu dritt ganz gut hingekriegt hätten.
Das aber wiederum befand unser neuer Freund offenbar für eine Beleidigung und kam extra angeschnaubt, um sich vor dem Kollegen aufzubauen und ihn zu fragen, was er da erzählen würde. Der Kollege, nunmehr die Ruhe in Person, antwortete, dass es doch schön sei, dass die Situation nun geklärt sei. Antwort:

„Bist Du dumm oder was?“

Daraufhin ist dann die Ex-Freundin wieder abgehauen und der Typ hat sich nach 3 weiteren Verweisen unsererseits schmollend an den Straßenrand gestellt. Vielleicht hätte der andere ihn doch einfach k.o. schlagen sollen. Hätte ich das alles schon vorausgeahnt, dann hätte er das tun können und ich hätte nichts gesehen, aber auch gar nichts …

Lange nicht mehr so viel Dummheit auf einem Haufen gesehen. Richtig schön, dass ich einen lockeren und lieben Fahrgast und eine angenehme Tour im Anschluss hatte. Und der Typ? Würde mich nicht wundern, wenn der jetzt gerade im KH oder in der Ausnüchterungszelle aufwacht …

Verortungen und so

Damit es nicht nur die Leute mitkriegen, die mir auf Twitter folgen oder die Kommentarspalte im Blick haben:

Ich hab eine neue Spielerei bei GNIT eingebaut! 🙂

Dank eines netten Lesers (ich weiß nicht, ob er anonym bleiben möchte) hab ich jetzt den MiPow SP2200-BK PowerTube von meiner Wunschliste bekommen, einen Zusatzakku für mein Handy. Geile Sache, da der Akku dummerweise wirklich der Schwachpunkt an dem Gerät ist. Und ich habe versprochen, dass es noch mehr Quatsch von Sash geben wird. Tja, nun ist das erste in die Richtung schon mal erledigt: Ich hab mir einen GPS-Tracker runtergeladen und eingerichtet. Den schalte ich (sicher nicht immer, aber hoffentlich möglichst oft) beim Arbeiten an und dann könnt ihr auf der Karte nachschauen, wo ich gerade bin.

Die hab ich mal hier auf dieser Seite eingebunden:

Wo Sash gerade ist

(findet sich auch rechts in der Seitenleiste)

Das ist für mich genauso eine lustige Spielerei wie für euch hoffentlich auch – der begrenzte praktische Nutzen ist mir durchaus bewusst 😉

Ich finde es jedenfalls geil und wer tatsächlich nichts besseres zu tun hat, kann ja ab jetzt am Wochenende nachts die F5-Taste malträtieren und mir lustige Twitter-Nachrichten über meine Standorte zukommen lassen oder so 🙂

Und wenn ich jetzt während der Arbeit fremdgehen will, sollte ich mir jemanden suchen, der keine 10 Meter von einer Taxihalte entfernt wohnt …

PS: Heute Abend wird es irgendwann zwischen 19 und 20 Uhr losgehen 🙂

Sucherei

Ich musste unwillkürlich an das Sprichwort mit dem Hund und der Pfanne denken, als ich die beiden Winker sah. Schon wieder welche! Die Nacht lief super und jeder weitere Winker sollte daran natürlich einen Anteil haben.

Die beiden Jungs, vielleicht 20 Jahre alt und mit einer Hautfarbe gesegnet, die man als latent rassistischer Spitzenpolitiker in einem EU-Land als „gut gebräunt“ bezeichnen könnte, blickten mich etwas ratlos an, waren dann aber zumindest froh, dass wir uns gut auf Englisch unterhalten konnten. Sie wollten in einen „It-Club“ – der natürlich keine Adresse hatte. Kaum drei Minuten später haben wir uns immerhin auf eine Schreibweise einigen können: AET-Club, oder nur AET. Aber ganz sicher AET. Kommunikationsfail ausgeschlossen dank Buchstabeneingabe im Navi.

Der sagte mir gar nichts.
Der sagte dem Robertha gar nichts.
Und, das vielleicht bedenklichste – er sagte auch Google nach einer kurzen und dank Smartphone eingeschränkten Suche gar nichts.

Ob diese Fahrt zustande kommen würde, war also höchst unklar. Denn ich will das einfach nicht mehr machen: dieses suchende Herumkurven mit ungewisser Ankunft. Am Ende besteht immer die Gefahr, dass man als Taxifahrer natürlich schuld ist. Ob am nicht gefundenen Club oder einfach nur am hohen Preis bis dorthin. Und wenn Ortskunde, Robertha und Google nicht helfen können, dann muss man auch mal zugeben, dass es eine reichlich schwierige Adresse ist.

Mein neugewonnener Möchtegern-Kunde vertröstete mich kurz und begann damit, gefühlt das komplette Adressbuch durchzutelefonieren. Und nach meiner Schätzung hatte sein Handy 64 GB Speicherplatz. Nur fürs Adressbuch.

Die meisten Telefonate freilich kamen gar nicht zustande, da es fast vier Uhr morgens war und er offenbar einige Kumpels mit vernünftigen Schlafenszeiten hatte. Ein paar Wortfetzen wechselten allerdings dann doch den Besitzer und so bekam ich als Ansage den Alexanderplatz. Zum einen nicht gerade eine bombige Tour von der Friedrichstraße aus, zum anderen für meinen Geschmack immer noch ein bisschen grob. Der Alexanderplatz ist schon in der Ortskundeprüfung ein Ungetüm, aber im Wissen, dass manche Berliner den Alex gedanklich vom Schloßplatz bis zum Volkspark Friedrichshain und vom Straußberger Platz bis zur Jannowitzbrücke verorten, war meine Sorge übers Auffinden eines Clubs immer noch präsent. Gut, im eben genannten Gebiet wäre mir zwar eine Handvoll eingefallen, aber eben keiner mit dem gewünschten Namen.

Aber mir wurde versichert, dass man den Platz erkennen würde, wenn wir am Alex wären. Also Uhr an und los. Jetzt hatte ich so viel Zeit mit den beiden Jungs rumdiskutiert, jetzt wollte ich die Tour auch machen!

Kaum dass wir auf Unter den Linden angekommen waren, eröffnete ein weiteres Telefonat als Adresse dann die Rosmarinstraße (die mir dank einer anderen Fahrt dauerhaft im Gedächtnis geblieben ist). OK? Das war nun wirklich irrwitzig, da das – noch dazu Ecke Friedrichstraße – kaum 300 Meter Luftlinie vom Startpunkt entfernt gewesen wäre. Und wir inzwischen gut 12 Minuten miteinander zugebracht hatten …

Aber – ein bisschen hab ich mich ja sogar darüber gefreut – dank der perversen Sperrungen dort sind wir auf einem mehr als nur abenteuerlichen Weg letztlich am Club gelandet:


Größere Kartenansicht

(Am Ende stimmt die Route übrigens nicht ganz, denn ich habe durchaus an der Ecke Friedrichstraße/Behrenstraße das Angebot gemacht, sie sollten die paar Meter laufen. Aber den Weg über die Behren- in die Charlottenstraße wollte Google Maps mir gerade nicht erlauben.)

Was kaum zu glauben, dafür umso schöner war: Die beiden zeigten mir sichtbar stolz den Clubeingang und bezahlten die inzwischen aufgelaufenen 8,40 € trotz des Trubels und des Irrsinns der Fahrt mit glatten 10 €. Ich war trotzdem froh, dass die nächsten Winker mich für sogar etwas mehr Geld nicht einmal die Hälfte der Zeit gekostet haben. Aber wie sagt man so schön: Ende gut, alles gut! 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

App-strakte Gedanken

Warum Sash keine Taxi-App nutzt

Ich nutze ja noch immer keine Taxi-App. Das hat verschiedenste Gründe. Ausprobieren wollte ich es durchaus mal, aber z.B. ist das mit meinem derzeitigen Handy nicht so optimal. Wenn ich da GPS aktiviere, ist das Ding in anderthalb Stunden leer, ich kriege es mit mäßiger Benutzung ohne den Spaß gerade mal so über die Schicht gerettet. All der Sermon mit Ladekabel und Befestigung im Auto ist auch nicht so leicht, da ich mir das Auto ja mit einem Kollegen teile und folglich alles wieder abmontieren muss. Ich hab mal eine Halterung probiert, aber die hält nicht vernünftig, das Kabel rutscht ständig aus dem Zigarettenanzünder. Eine ziemliche Fummelei, die ich erstmal vernünftig organisieren und dafür auch Anschaffungen tätigen müsste. MyTaxi möchte außerdem Fahrer und Auto mal kennenlernen. Und die schließen um 18 Uhr… ist also auch keine Sache, die ich mal eben schnell morgen Abend erledigen kann, da ich das Auto im Normalfall erst ab 19 Uhr habe.

Aber ich will ehrlich sein, es gibt auch noch andere Punkte: Zum Beispiel, dass ich als stummer Fahrer eigentlich recht glücklich bin. Wenn ich Taxi fahre, dann bin ich eigentlich genug beschäftigt. Bei Leerfahrten hab ich meine Musik auf Anschlag und das ist nicht einmal so eine Kleinigkeit. Denn zu Hause bin ich inzwischen ununterbrochen am Lesen und schreiben und komme kaum noch zum Musikhören! Wenn ich am Stand stehe, dann habe ich meist ein Buch dabei. Nebenher wollen Twitter und Facebook meine Aufmerksamkeit und obendrein treffe ich jede Menge Kollegen, mit denen ich gerne hier und da mal ein Wörtchen rede, mich austausche, etc.
Natürlich gibt es vereinzelte Tage, an denen ich froh um einen zusätzlichen Auftrag wäre. Aber ständiges Geplapper aus dem Funk und dauerndes Piepsen und Klingeln irgendwelcher Apps würden mir meinen Alltag mehr versauen, als es meine finanzielle Situation verbessern würde.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Jetzt am Wochenende hat es allerdings zufällig geklappt, dass einer meiner Twitter-Follower zur richtigen Zeit vom richtigen Ort aus angefragt hat, ob ich nicht mit ihm ein paar Kilometer in den Südosten fahren würde. Das war auf meiner Seite hektisch genug, denn endgültig klargemacht hatten wir die Fahrt, als ich in erster Position am Bahnhof stand und mir beinahe schon ein anderer Kunde ins Auto gekraxelt wäre. Aber es hat geklappt und es hat mich gefreut. Ey, erste Taxifahrt über Twitter bekommen! Könnte das in Deutschland bisher einmalig sein? Oder hat einer von den anderen Taxibloggern das auch schon gehabt?

Warum es trotzdem nur Ausnahmen sind

Nun ist es aber gar nicht so leicht, mich zu erreichen. Nicht nur wegen der eingeschränkten Arbeitszeiten, sondern auch wegen des Jobs an sich. Ich kann gerade am anderen Ende der Stadt sein oder sogar Kunden an Bord haben. Vielleicht kann ich nicht antworten, weil ich gerade fahre und/oder Tweetdeck mal wieder meint, neue Nachrichten nur nach dem Zufallsprinzip anzuzeigen. Man ist als Taxifahrer eben ständig auf Achse und nicht immer verfügbar. Deswegen gibt es ja auch die Apps und die Zentralen, die die Anfragen auf eine große Menge Taxen verteilen, wobei dann klar ist, dass irgendein Fahrer schon Zeit und Lust hat und auch sonst alles passt.

Einen einzelnen Fahrer immer überall und sofort zu bekommen, ist halt was anderes. Das ist aber auch genau das, was mir an dem Job so viel Spaß macht: Der Zufall, die Unsicherheit und zu guter Letzt die positiven Überraschungen.

Wir werden uns schon mal über den Weg laufen, wenn es passt. Versprochen!

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Ich schreib da zwar nicht so viel wie hier, aber ich mache es trotzdem fürs Publikum 🙂