Ortskunde-Fail

Das ich nicht ganz Berlin kenne, ist kein Geheimnis, und es ist bei einer Stadt wie Berlin auch nicht peinlich. Eigentlich. Die Lücken sind großflächig verteilt. Während ich Friedrichshain inzwischen relativ gut zu kennen glaube, werden die weißen Flecken in Charlottenburg größer, in Steglitz dominant und in Wittenau kenne ich eigentlich nur die Hauptdurchgangsstraße auswendig.

Das hängt natürlich damit zusammen, wo ich häufiger bin. Das Wissen wächst langsam, aber immerhin: es wächst.

Neulich kam ich allerdings nicht umhin, mich bei meinem Fahrgast zu entschuldigen. Die Straße, in die er wollte, war zwar klein – an prominenterer Stelle jedoch hätte sie nicht liegen können: Die Rosmarinstraße.

Zunächst war ich mir gar nicht sicher, weil ich seine Aussprache nur schwer verstehen konnte, aber wir haben uns auf „wie das Gewürz“ geeinigt. Und da stand ich dann: Ratlos in der Berliner Nacht. Mein Fahrgast erzählte mir was von wegen Friedrichstraße. Und ich war mir sowas von sicher, um die Friedrichstraße herum alles zu kennen. Dann hab ich das Navi genommen und mir ist fast die Kinnlade runtergeklappt. Die Straße liegt tatsächlich direkt gegenüber vom Cookies, keine 50 Meter von der mindestens zweitbekanntesten Kreuzung Berlins entfernt. Gut, sowie es aussieht, kann man sie nur so halboffiziell befahren – aber da bin ich doch bestimmt schon mal im Stau davorgestanden. Verdammt!

Naja, der Fahrgast hat es mir nicht sichtbar übel genommen. Selbst ein Trinkgeld gab es noch. Dann sind mir sofort – noch an der Ecke – aus dem Cookies zwei Leute ins Auto gestürmt und wollten zur Landsberger Allee. Da wusste ich wenigstens, wo ich hin musste 😉
Wir sind kurz auf das Thema Ortskunde zu sprechen gekommen und ich hab den Beiden  erzählt, dass ich die Rosmarinstraße bei der letzten Tour nicht kannte. Verständnislose Blicke. Dann die Frage:

„Wo soll denn die Rosmarinstraße liegen?“

17 Kommentare bis “Ortskunde-Fail”

  1. Aro sagt:

    Ich kenne die auch nur wegen der Disco, die da mal war. Ist aber schon ein paar Jahre her, da warst Du wahrscheinlich noch im Süden.
    Heute ist das zwar auch wieder ein Club drin, aber kennen muss man das R8 wahrscheinlich nicht.Ist ziemlich snobistisch 🙂
    Außerdem gibt es dort noch einige andere Straßen und Plätze, die viele Taxifahrer nicht kennen, wie den Schinkelplatz, die Jerusalemer oder die Niederlagstraße.
    Dafür weißt du aber, wo z.B. die Bruno-Baum-Straße ist 🙂

  2. Wenn du mal jede Milchkanne in Berlin kennst, sag Bescheid. 😉

  3. Alex sagt:

    die kannte ich als 26 jähriger berliner aber auch nicht. erstmal in googlemaps gesucht und dann gleich neben den linden/friedrichstraße gefunden wo man schon hunderte mal war.. schon komisch…

  4. Sash sagt:

    @Aro:
    Das miese ist ja, dass bei der Ortskundeprüfung die von der Friedrichstr. abgehenden Straßen als Zusatzfrage drankommen können. Soweit ich weiss, stand sie in meinen Unterlagen nicht. Ist sie jetzt eigentlich offiziell befahrbar oder nicht?
    Sah mir eher aus, als hätte da wer die zwei Poller privat entfernt…
    Und klar: Jeder kennt so seine Ecken, in denen er besonders gut ist.

    @Der Maskierte:
    Wahrscheinlich gibt es in Berlin wenigstens weniger Milchkannen als Adressen…

    @Alex:
    Genau diesen Aha-Effekt hatte ich auch 🙂

  5. Aro sagt:

    Ich denke schon, dass es eine offizielle Straße ist, auch wenn sie zur einer Seite hin gesperrt ist. „Früher“ (so vor fünf Jahren) war sie auch durchgängig befahrbar.

  6. Klaus sagt:

    Ich kannte die jetzt tatsächlich auch. Vom Stau stehen.
    Aber kennt denn jemand die Erna-Berger-Str.?
    Die liegt wohl noch etwas prominenter.
    (Und jetzt nicht gleich wieder mit Maps und so)

  7. Aro sagt:

    @Klaus
    Da ist doch gar keine Straße???

  8. Nick sagt:

    Wo ist denn das? In streetview seh ich keins.

  9. Nick sagt:

    Ich verstehe immer nicht, wieso es Taxifahrern peinlich ist das Navi zu benutzen.
    Es ist mir tausend Mal lieber, wenn der Fahrer zugibt, dass er was nicht kennt und dann lieber das Navi bemüht, als irgendeine komische Strecke zu fahren.

    Am Tag unserer Weihnachtsfeier, als wir gefühlte 25 Taxifahrer hatten, war der am Schluss mir am sympatischsten, der meinte, er weiß es nicht so genau, er benutzt mal das Navi.
    Auch in München (wo erstaunlich viele deutsche Taxifahrer unterwegs sind) wußte der zweite Fahrer nicht so genau, wo unser Hotel ist und wir haben es dann mit Navi und Erinnerungsarbeit zusammen perfekt gefunden.

    Viel schlimmer finde ich die Taxifahrer, die nicht mal alleine zum Bahnhof Spandau finden (dass sie meine Straße nicht kennen ist okay, aber bis dahin darf es schon aus dem Kopf gehen) das aber nicht wirklich zugeben und dann nichtmal das Navi benutzen.
    Letztens hatten wir dann noch einen der von der Seestr. nicht so wirklich zum Kutschi gefunden hat.

    Meiner Meinung nach sind besonders in Berlin viele Taxifahrer unterwegs, die auf sehr kuriosen Wegen an den P-Schein gekommen sind, aber nicht durch eine Prüfung.

  10. Klaus sagt:

    Es hängt in SV aber genau da, wo es hingehört. Mal ein bisschen zoomen.

  11. Bernd sagt:

    @Sash
    Entschuldige bitte, wenn ich mal nur einen Kommentator kommentiere, aber der paßt perfekt!
    @Nick
    Mir ist es nicht nur peinlich, ich hasse Navis! Deshalb habe ich gar keins. Ich hab mal sicherheitshalber das Ö-Navi auf dem Handy gehabt, aber das ist leider eingestellt worden. Für seine eigene Stadt braucht man auch keins(Stadtatlas!) und für die Ferne muß eben der Deutschlandatlas herhalten.
    Gibt es in München auch erstaunliche ca. 95% deutscher Taxifahrer so wie in Dresden?
    So wie ich aus den Gesprächen mit Fahrgästen, die sich im Altbundesgebiet auskennen gehört habe, gibt es in vielen dortigen Großstädten Fahrer, die noch niemals einen Prüfungsraum von innen gesehen haben. Man müßte sich öfter mal den Spaß machen, sich mit einem Ausweis-Fake der Gewerbeaufsicht einige Fahrer genauer anzusehen. Da gehen bestimmt einige augenblicklich stiften.

  12. Sash sagt:

    @Nick:
    Ach, „wir“ Taxifahrer sind halt auch verschieden – wie alle anderen Menschen auch. Ich nutze das Navi gerne – und manches Mal auch nur „unterstützdend“, wenn ich mir mal in einer Ecke nicht so ganz sicher bin, ob der eine oder der andere Weg kürzer ist.
    Zweifelsohne merkt man sich Wege allerdings besser, wenn man ohne Navi fährt.
    Die besagten Kollegen, die offenbar keine Ortskundeprüfung abgelegt haben, gibt es zweifelsohne – und kaum was sorgt in unserem Gewerbe für mehr Ärger. Allerdings sind tatsächlich nicht alle Kunden deiner Meinung, manche verdrehen tatsächlich die Augen, wenn man sie fragt, ob sie wüssten an welcher Ecke ihre Hausnummer etwa liegt. Da ist man dann – ganz menschlich auf Stressvermeidung programmiert – auch mal bereit, etwas mehr Ortskunde vorzugaukeln als da ist…

    @Bernd:
    Keine Panik, die Kommentarfunktion ist ja nicht dazu da, um mich exklusiv anzuschreiben 😉
    Ich möchte allerdings bei allen Nachteilen trotzdem mal darauf hinweisen, dass Navis auch deutliche Vorteile haben. Sie sind zum Beispiel schneller. Wenn ich in Berlin eine kleine Straße in einem Außenbezirk suchen soll, dann kann der 200 Seiten starke Autofahreratlas ziemlich unhandlich sein. Zumal es die Kunden wirklich weniger zu erschrecken scheint, wenn man an der ersten Ampel 10 Zeichen ins Navi eintippt, als zu Beginn der Fahrt erst einmal zu sagen, dass man kurz im Stadtplan nachsehen will.
    Dass stures Nach-Navi-Fahren doof hält, weiss ich zwar auch, aber als Anfänger hab ich es z.B. durchaus geschätzt, dass das Navi einem nicht nur die Zieladresse visuell anzeigen kann, sondern man auch gleich die Route gezeigt bekommt (die einem ja meist für einen ganzen Haufen Zieladressen und Richtungen hilft). Natürlich kann man sich die Informationen auch aus dem Stadtplan suchen – und es ist erschreckend, dass manche Kollegen offenbar keine Karten lesen können – aber in einer riesigen Stadt mit vielen Alternativrouten wie Berlin ist ein Navi auch da nicht unpraktisch.

  13. Aro sagt:

    Viel schlimmer finde ich die Taxifahrer, die nicht mal alleine zum Bahnhof Spandau finden
    Oh, Spandau hat einen eigenen Bahnhof? 😉
    Aber jetzt mal ehrlich: Solange sich die Spandauer nicht als Berlin zugehörig fühlen, liegt es auch nicht im gefühlten Pflichtfahrgebiet. Also muss man es auch nicht kennen.
    Dabei ist es ja der einzige Bezirk, der zu drei Himmelsrichtungen am Stadtrand (von Berlin!!!) liegt.

  14. Aro sagt:

    Habe heute Nacht gesehen, dass sie jetzt zu beiden seiten geöffnet ist. Allerdings als Fußgänger-Zone.

  15. gala sagt:

    Hab zwar mit dem Taxifahren keine Erfahrung, aber beim Pizza fahren muss man ja auch Adressen finden.
    Hab da zum Glück nur nen Raum von 12km Umkreis, (insgesamt 3 Gemeinden mit ca 25 Untergemeinden und ca 45k Einwohnern).
    Bin die erste Zeit auch nur nach Navi gefahren (erste Strecke) mittlerweile hab ich noch nciht mal mehr ein navi dabei ausser auf Langstrecke, um Staus auszuweichen. Und siehe da es klappt trotzdem (mag die karte) Mit Übung klappt alles und man merkt sich auch oft Sachen auf erster Fahrt und kann es einordnen (und ich fahre erst seit März Auto sowie da wohnen auch seit nem guten jahr erst)

  16. Sash sagt:

    @gala:
    Glaub mir, ich würde auch gerne aufs Navi verzichten. Aber es hilft bei einem 900km²-Gebiet mit über 15.000 Straßen einfach doch öfter mal schnell aus der Patsche.

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