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Wie schon beim Fünfer ging es auch beim Zehner schnell: der erste neue Schein war binnen weniger Arbeitsstunden im Portemonnaie:

Geld (Symbolfoto), Quelle: Portemonnaie

Geld (Symbolfoto), Quelle: Portemonnaie

Ob er wie Monopoly-Geld aussieht oder nicht … ach, der Fünfer kam uns auch komisch vor. Und der Euro an sich erst. Von der letzten Generation der D-Mark ganz zu schweigen! Mal ehrlich: klar sehen sie komisch aus, aber das gehört bei Neuerungen nunmal dazu. Spannend heute war also nicht das Aussehen des Scheins. Noch nicht einmal die Fahrt, bei der ich ihn bekommen habe. Spannend war der wirklich erste neue Zehner, den ich gesehen habe.

Das war bei der ersten Tour heute nacht und der Kunde hat ihn mir mit Absicht nicht gegeben, sondern nur gezeigt. Wie einen Schatz. Ich hab ihm vorsichtig nahebringen wollen, dass er das Ding nicht ewig behüten muss und wir bald alle genug von den Teilen hätten. Seine Antwort war erstaunlich ehrlich:

„Ach, keine Sorge! Den hab ich – sagen wir: morgen früh! – doch eh schon verjuxt.“

Kurze Freude

Heute Nacht war nicht wirklich eine Arbeitsnacht. Sie hätte eine sein sollen, ja. Aber die letzten Tage waren auch ohne Taxi anstrengend und so hab ich das mit der Arbeit bei einem „Naja, vielleicht ja noch …“ werden lassen. Was, um ehrlich zu sein, hieß, dass mich keine zehn Pferde auf die Straße kriegen würden, ich mir aber die theoretische Option offen lasse. Cheffe wird’s nicht freuen, aber ich hab nicht so sonderlich oft eine Deadline für die Manuskriptabgabe. Und im letzten Moment ist natürlich trotzdem alles zu eng, auch wenn’s davor ja „gar kein Problem“ war. 😉

Aber gut. Zeitgleich hatte meine bessere Hälfte Prüfungen und am gestrigen Abend war bei uns beiden herrlich zeitgleich alle Luft raus. Was für ein Timing! Es lief dann auf völlig hirnentleerendes Fernsehschauen mit leckerem Essen hinaus und dabei hätte es eigentlich bleiben können. Aber dann saß ich plötzlich um 2 Uhr als einzig noch wache Person in der Wohnung rum und war plötzlich nicht mehr sonderlich müde. Also denn: Raus auf die Straße, rein ins Taxi!

Ziele hatte ich keine, ich wollte nach Möglichkeit ein paar Winker mitnehmen, mehr so zum Spaß. Das aber sollte so nicht klappen. Überall freie Taxis und kaum Leute auf der Straße. Der Nieselregen hat wohl den meisten die Laune zum Weggehen verdorben. Nach einer Stunde ohne Kundschaft war mir das dann zu blöd und ich bin wieder heim. Just da hab ich dann immerhin noch eine Kurzstrecke mitgenommen. Ist eigentlich nicht der Rede wert, aber wortwörtlich besser als nix …

Gelohnt hat sich der Ausflug finanziell nicht, dafür habe ich aber einen besonders schönen Satz an einer Ampel aufgeschnappt. Ein paar junge Leute, wohl auf dem Heimweg. Und einer meinte:

„Ich schwör’s Euch! Ich hab vorher voll den Zauber-Döner gegessen!“

Die Meldungen des Tages wären aber natürlich nicht komplett ohne den Hinweis darauf, dass die unlängst aufgehobenen Verbote von Uber in Berlin und Hamburg wieder gültig sind. Jetzt, da ich das schreibe, gibt es von Uber noch keine Stellungnahme, aber ich wette, dass es in dieser um Smartphones und Innovationen sowie Wahlmöglichkeiten gehen wird. Wie immer, egal was gerade passiert.

Uber „darf“ wieder fahren.

Gestern wurde in Frankfurt die neulich erlassene einstweilige Verfügung gegen Uber, keine Fahrten mit nicht zugelassenen Fahrern und/oder Autos durchzuführen, wieder gekippt. Wenngleich das überraschend war und die Begründung durchaus ihre, nun ja, Schwächen hat, ist das deswegen kein übergroßes Drama. Es ging nur darum, ob das Rechtsmittel der einstweiligen Verfügung in diesem Fall angemessen war oder nicht. Da Uber weiterhin alles verschweigt, was ihnen nicht so ganz in ihre Welt passt, schreibe ich das hier noch einmal ganz klar:

Noch nie und nirgends hat bis heute ein deutsches Gericht die Rechtmäßigkeit von UberPop auch nur ansatzweise bestätigt!

Im Gegenteil. Sowohl beim Verbotsrückzug in Hamburg als auch jetzt bei dem der bundesweiten einstweiligen Verfügung haben die Richter klargestellt, dass, diplomatisch ausgedrückt, erhebliche Zweifel an der Legalität dieses Geschäftsmodells bestehen.

Den Uber-Blogartikel gestern hätte man freilich auch vor einer Woche schon schreiben können. Da steht wie üblich drin, wie geil sie sind. Ob sie das trotz oder wegen eines Urteils sind, ist auf deren Planeten ohnehin nur ein Wortspiel.

Obwohl viele Medien das jetzt auch wieder schreiben, ist das nicht einmal ein „Etappensieg“ für Uber in der Sache an sich. Es spielt ihnen allerdings in die Hände, das muss man zugeben. Schließlich setzt Uber auf die eigene Beliebtheit in der Bevölkerung und braucht sie, um Druck zu machen. Schön finde ich die Entscheidung des Gerichts also trotzdem nicht.

Zumal wegen der Begründung. Laut dem oben verlinkten Heise-Artikel ist das Gericht der Uber-Darlegung gefolgt, Ihr Geschäftsmodell sei seit 2013 bekannt gewesen, was Taxi Deutschland die Möglichkeit gegeben hätte, frühzeitig ein Hauptverfahren einzuleiten anstelle des jetztigen Eilantrages der einstweiligen Verfügung. Ob das juristisch korrekt ist, kann ich als Laie nicht einschätzen, zumal ich auf die Schnelle keine Quellen gefunden habe, wann Uber die Vermittlung via UberPop in Deutschland angekündigt hat. Zufälligerweise war es jedoch im Jahr 2013, als Uber seinen Limousinenservice Black erstmalig in Berlin gestartet hat, der ja nach wie vor auch legal und vom Taxigewerbe weitgehend unangegriffen ist. Ich hab ja ein bisschen Sorge wegen etwaiger Pop-Black-Verschmandungen bei der Entscheidung. Aber sei’s drum. Taxi Deutschland haben in ihrer Presseerklärung jedenfalls halbwegs plausibel begründet, weswegen sie nicht schneller sein konnten als sie es waren.

Einen kleinen Funfact liefert der oben verlinkte Heise-Artikel noch. Uber hat sich offenbar des Staatsrechtlers und ehemaligen Verteidigungsministers Rupert Scholz bedient, der ihnen ein Gutachten schrieb, das die eigentlich doch schon lange widerlegte These, UberPop sei eine Mitfahrgelegenheit, bejahte. Der vorsitzende Richter soll entgegnet haben:

„Nicht jedes Gutachten, was von einem Hochschullehrer verfasst wurde, ist automatisch geeignet, die Rechtssprechung, wie es vielleicht gewünscht ist, zu beeinflussen.“

Und Fabien Nestmann, Uber-Sprecher für Deutschland, liest von seinem Blatt ab, dass die heutige Entscheidung zeigt, dass die Richter sich offenbar „aufgeschlossen“ für neue Ideen zeigen.

(Sorry, dass ich solche Kleinigkeiten manchmal breittrete, aber ich bin offenbar ein zu ehrlicher Mensch und einfach nur bei jeder neuen Wortmeldung von Uber entsetzt über deren Tatsachenverdrehungen und Desinformationen. Sich einen auf ihre Digitalität runterholen und dann aber darauf zu setzen, dass die Menschen zu dumm sind, einfache Internet-Recherchemöglichkeiten zu nutzen. Ekelhaft! Dass sie eine andere Meinung haben als ich, kann ich akzeptieren. Würde ich aber schreiben wie sie schreiben, würde ich sogar mich selbst widerlich finden.)

Als kleinen positiven Bonus gibt’s hier noch einen Zeit-Artikel, der klarstellt, dass es bei Uber und co. nicht um Taxis, sondern um Weltanschauungen geht.

Tarifverhandlungen gescheitert

Dank Uber war ich gewerbepolitisch in letzter Zeit leider andersweitig beschäftigt und habe das Thema Mindestlohn aufgeschoben. Nun also ein kurzer Zwischenstandsbericht:

Der deutsche Mietwagenverband BZP hat sich im Laufe des Jahres zum Tarifpartner auf Arbeitgeberseite aufwerten lassen und vertritt nun tarifpolitisch die Taxiunternehmen. Und zwar weil ein schon vor 2015 bestehender Tarifvertrag (in diesem Fall mit Ver.di) die einzige noch verbleibende Möglichkeit ist, die Einführung des Mindestlohns im Taxigewerbe zum Beginn nächsten Jahres zu verzögern.
Sprich: schließt man jetzt noch eilig einen Tarifvertrag mit Löhnen unter 8,50 € ab, besteht für die Arbeitgeber die Möglichkeit, diesen sonst ab dem kommenden ersten Januar verpflichtenden Betrag nach einer stufenweisen Annäherung erst ab Anfang 2017 zahlen zu müssen.
Da die Löhne im Taxigewerbe fast überall – zumindest aber durchschnittlich – weit unter 8,50 € (nämlich eher bei 6,50 €) liegen, wäre den Unternehmen daran natürlich viel gelegen.

Doch der Traum scheint erst einmal geplatzt zu sein.

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Ist das nun gut oder schlecht?

Das ist ganz klar eine Meinungsfrage. Die umgehende Einführung des Mindestlohns wird zweifelsohne Arbeitsplätze kosten. Das behaupten Vertreter aller Branchen, bei uns ist das aber eklatant sichtbar. Wenn der Gewinn eines Taxiunternehmens bei 5 bis 10% des Umsatzes liegt, dann kann der Lohn des Fahrers nicht um 20 oder 30% erhöht werden – dann wird dieser Fahrer seinen Job verlieren oder das Unternehmen pleite gehen, so ist das einfach. Die Frage ist demnach: ist es sinnvoller, alle Arbeitsplätze wie bisher zu erhalten – oder nach einem Abbau den restlichen Fahrern zumindest mal den Mindestlohn zu bezahlen? Und je nach Weltanschauung kann man da zu unterschiedlichen Ansichten kommen.

Meine ist klar:

Ich bin für den Mindestlohn und dementsprechend froh darüber, dass die Tarifverhandlungen geplatzt sind!

Und das nicht, weil ich Taxiunternehmer für böse halte und ihnen den Untergang wünsche. Im Gegenteil: ich bin mit sehr guten und sehr sozialen Chefs gesegnet, deren Unternehmen ich grundsätzlich bereit bin auch mit eigenen Mitteln mitzuverteidigen. Mir ist klar, dass sie mit dem Mindestlohn Probleme bekommen werden und in diesem einen Fall weiß ich, dass das nicht ihr Fehler ist. Ich werde wie die meisten Berliner Taxifahrer am Umsatz beteiligt und liege dank günstiger Arbeitszeiten jetzt schon über 8,50 € Lohn pro Stunde. Aber der Umsatz des einzelnen Fahrers (und in Berlin auch Unternehmens) lässt sich nicht beliebig steuern. Wenn in der Stadt mehr Taxis zugelassen werden (seit meinem Eintritt ins Gewerbe 2008 waren das irgendwas um 500 bis 1000 neue), dann sinkt entsprechend der Umsatz des einzelnen. Die meisten Aufträge werden hier von Zentralen vermittelt, die nicht mit den Unternehmen identisch sind – ergo kann man sich als Unternehmer auch durch z.B. bessere Qualität nicht deutlich mehr Kunden sichern. Was soll ein Unternehmen hier schon machen, außer sich mit mehr Fahrern mehr Anteil sichern?

Aber ungeachtet dessen: 6,50 € können kein vernünftiger Stundenlohn sein!

Das Jammern über den Verlust von Arbeitsplätzen unterschlägt immer, dass es dabei verdammt nochmal um Arbeitsplätze geht, die mit unter 8,50 € pro Stunde bezahlt werden. Da sind reihenweise Arbeitsplätze dabei, die jetzt schon dank Aufstockung staatlich mitalimentiert sind und andere, bei denen Leute ihre Familien um den Preis sie nicht mehr zu sehen ernähren. 6,50 € brutto bedeuten gerade mal 1300 € im Monat – bei mehr als 40 Wochenstunden! Natürlich hätte es eigentlich anderer Mittel bedurft, das Problem zu lösen. Der Senat hätte die Anzahl der Taxis begrenzen können. Man hätte durch Tarifsenkungen, Werbung oder Qualitätsverbesserungen mehr Kunden finden können oder auch einfach wenigstens aktiv die Schwarzarbeit bekämpfen, die immer noch zu viel Geld aus dem Gewerbe zieht.

Hätte, könnte. Fakt ist: das hat gerade hier in Berlin niemand geschafft. Und selbst in Anbetracht des bevorstehenden Mindestlohnes poltert der „Taxiverband Berlin Brandenburg“ als eine der Gewerbevertretungen schon wieder los, man bräuchte (ein Jahr nach der letzten Erhöhung) 23% Aufschlag auf den Taxitarif. Falls wer sein Milchmädchen vermisst: es arbeitet offenbar beim TVB.

Das Grundproblem ist hier wie überall eine grundsätzliche (Ausnahmen bestätigen die Regel …) Überversorgung mit Taxis. Wir müssen zwar um verfügbar zu sein Leerlaufzeiten haben, dennoch braucht es bei den meisten in Deutschland gültigen Tarifen kaum mehr als vielleicht 10 bis 13 besetzt gefahrene Kilometer pro Taxi und Stunde, um auch mit Mindestlohn wirtschaftlich zu sein. Und das ist wirklich kein utopischer Wert, selbst wenn wir weiterhin eine Versorgung garantieren wollen. Autos, die mit von der Beschäftigung abhängigen Fahrern zwei Drittel der Zeit stehen, sind Überfluss.

Nun wird es halt der Mindestlohn schaffen, das durchzurütteln. Das Dumme daran ist zweifelsohne, dass er unfair ist. Der Mindestlohn sorgt nicht automatisch für eine Bevorzugung der ehrlichen Unternehmen und spielt gleichermaßen auch jenen in die Hände, die schon jetzt wirtschaftliche Vorteile durch, nun ja, „kreative Buchführung“ haben.

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Bemerkenswert ist aber auch die Argumentation der beiden Tarifparteien:

Hier die Presseerklärung von Ver.di.

Hier die Presseerklärung des BZP.

Dass beide Parteien „Mimimi, die anderen sind schuld!“ rufen, ist die eine Sache. Der BZP allerdings wird wirklich albern. In Verhandlungen mit einer Gewerkschaft zu gehen um den Lohn zu senken ist das eine. Dabei allerdings überrascht zu sein, dass die das nicht tun, ohne andere Zugeständnisse zu kriegen – das ist nur noch lächerlich.

Der BZP behauptet z.B., dass eine Arbeitszeiterfassung via Taxameter technisch noch nicht möglich und problematisch beim Datenschutz wäre. Was für eine Zumutung! Arbeitgeber sollen wissen, wann ihre Arbeitnehmer arbeiten! Man stelle sich das mal in anderen Branchen vor … oh, wait! (Und by the way: natürlich protokolliert mein Taxameter meine Arbeitszeit …)

Und eine 40-Stunden-Woche ist nicht einführbar wegen Großveranstaltungen und dem Wetter!? Will irgendwer mal zum BZP gehen und denen sowas wie Überstunden, Freizeitausgleich etc. pp. erklären?

Nicht zu vergessen der weinerliche Hinweis darauf, dass es voll gemein wäre und Ver.di doch irgendwie hätte großzügiger sein müssen, weil die Branche ja keine Sonderregelung bekommen hätte. Ganz ehrlich, lieber BZP: WTF? Ihr habt noch nicht geschnallt, dass wegen Arbeitgebervertretern wie Euch sowas wie ein Mindestlohn erst nötig war und unser Gewerbe keine Ausnahmegenehmigung bekommen hat, weil gesamtgesellschaftlich nichts gegen 8,50 € Lohn für Taxifahrer spricht, sondern ausschließlich die teils hausgemachte Misere innerhalb des Gewerbes.

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Ich freue mich nicht darüber, dass Unternehmen pleite gehen und Fahrer entlassen werden. Schon gar nicht, wenn es Unternehmen betrifft, die es besser machen wollten, aber nicht konnten – oder Fahrer, die zufrieden waren mit dem Status Quo. Aber mal im Ernst: das Taxigewerbe ist wichtig und hat sich im Laufe der Jahrzehnte teils eigenverantwortlich, teils durch miserable Verkehrspolitik in eine Lage gefahren, die prinzipiell abartig ist. Obwohl uns Qualität abverlangt wird, verdienen wir Dienstleister so wenig, dass es uns spaltet in die, die mit Herzblut bei der Sache sind und dafür alles hinnehmen – und andererseits die, für die es „immerhin besser als nix“ ist und teilweise auch dementsprechend arbeiten. Eigentlich ist der Mindestlohn für nix davon eine angemessene Lösung, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung – nämlich das Dilemma unserer Unterbeschäftigung zu beseitigen.
Ich möchte dafür nicht die Freiheiten geopfert sehen, die die Arbeit mit sich bringt; aber im Gegenzug sollten wir zufriedenen Fahrer, die gerne hätten, dass alles so bleibt wie bisher, uns auch mal fragen, ob es im Gegenzug ok ist, dass sich in unseren Reihen Leute kaputtschuften, nur um noch ein paar Euro mehr als HartzIV zu bekommen (Und das ist eine realistische Darstellung, wenn man z.B. von einer Familie ausgeht, bei der nur ein Elternteil arbeitet). Wer von uns arbeitet den WIRKLICH freiwillig 60 Stunden die Woche? Was könnten wir erst reissen, wenn wir besser verdienen würden und deswegen weniger arbeiten müssten?

Ehrliche Freude

Ich mache meinen Job gerne. Und natürlich bin ich damit nicht alleine. Andere Jobs sollen ja auch sehr schön sein. Auto-Verkäufer beispielsweise. Und einen ebensolchen hatte ich nun an Bord. Privat unterwegs, angetrunken, das Übliche halt …

Das Interessante daran war: er verkauft genau die Kistchen, in denen ich am liebsten rumfahre – Opel.

Und er war etwas ungläubig, als ich ihm erzählt habe, dass die 72 inzwischen 394.000 km runter hat. Er hat extra auf den Kilometerzähler gelinst, um sich zu versichern. Ich war mit meiner Meinung zum Auto anschließend nicht zimperlich, aber ich hab doch auch erzählt, dass ich das Auto wegen der Vielseitigkeit, der Sparsamkeit und einiger anderer Dinge durchaus für ein gutes Taxi halte. Hater hin oder her.

Und schon hatte ich einen sehr zufriedenen Kunden, der sich keineswegs einfach selbst geil fand – sondern tatsächlich erfreut war, dass einer „seiner“ Kunden zu schätzen wusste, was er verkauft.

Falls Euch also beim Opel-Händler in Berlin demnächst wer freudestrahlend erzählt, dass der Zafira als Taxi auch mal an die 400.000 km rankommt, dann grüßt ihn von mir! 😉

Kleines Uber-Update

Gefühlt ist es in der letzten Woche sehr ruhig um Uber geworden. Dass gar nix passiert ist, lässt sich allerdings auch nicht sagen. Nach dem deutschlandweiten Verbot, Fahrgäste gegen die gesetzlichen Regelungen zu befördern, hat Uber ja weitergemacht und in einem ersten PR-Stunt die Preise (und damit – nur dass niemand das vergisst! – auch die Erlöse der Fahrer)  in Berlin um 30% gesenkt. Dann Stille.

Zumindest weitgehend im öffentlichen Raum. Den Fahrern hat Uber eine SMS geschickt, dass sie das Verbot nicht interessieren brauche, weil es sich nur gegen die Firma richte. Das war auf dreiste Art richtig und doch hinterhältig, denn nur weil dieses eine Urteil sich auf Uber als Unternehmen bezog, ist die Arbeit der UberPop-Fahrer kein Stück legaler geworden. Das lernt jetzt immerhin schon mal ein einzelner, dem das Befördern von Personen nun ebenfalls untersagt wurde. Laut Spiegel Online drohen auch ihm nun 250.000 € Strafe bei einem Verstoß.

Der Rest der Fahrer ist sich aber sicher, dass Uber sich schon um sie kümmert. Steht zwar nicht im Vertrag, aber hey, wer wird denn den Pressemitteilungen eines seriösen Unternehmens misstrauen, das in weniger als 100 Staaten Verfahren am Hals hat?

Seltsam muten im Gegenzug Gerüchte an, dass Obereinheizer Travis Kalanick formal nicht mehr Uber-Chef für Deutschland sein soll. Wenn diese Informationen richtig sein sollten, hat da wohl jemand ganz gewaltig Muffensausen bekommen …

Aber: kein Uber-Artikel ohne Neuwahl des Deppen vom Dienst – der dieses Mal wohl Sigmar Gabriel heißt und sich eine Anpassung der Regelungen an das neue Mobilitätsbedürfnis vorstellen könnte. OK, zugegeben, natürlich erst nach einer Überprüfung und „gegebenenfalls“. Interessant ist daran vor allem, dass sich das trotzdem liest, als sei das Wirtschaftsministerium informationsmäßig noch auf dem Stand von Anfang Juni, als alle Medien noch glaubten, das Problem an UberPop sei seine Apphaftigkeit. Aber gut, wenn jemand wie Sarrazin in der SPD bleiben kann, dann ist für die alterwürdige Arbeiterpartei selbstverständlich auch Neoliberalismus und Schwarzarbeit prinzipiell interessant; das ist nur konsequent, schätze ich.

Vergessen wir bei all dem nicht, wie gut Uber eigentlich ist: sie werden geliebt, auch wenn sie scheiße sind:

 


PS: Am Dienstag steht die mündliche Verhandlung zur einstweiligen Verfügung an, die UberPop bisher in Deutschland untersagt. Das wird entweder spannend oder lustig – ich freue mich darauf. 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Mein Tagfahrer

„Mein Tagfahrer“, der ist vielen hier ein Begriff, obwohl ich ihn aus dieser Blogsache hier immer rausgehalten hab. Er hat nie viel mit dem Internet zu tun gehabt und GNIT nicht viel mit ihm. Gerade wenn man sich ein Auto teilt, liegt es in der Natur der Sache, dass man sich kaum über den Weg läuft. Dabei hat er natürlich die Hauptarbeit auf der 1925, später dann auf der 72 geleistet. Hat im Gegensatz zu mir Vollzeit gearbeitet und nebenbei noch die ganzen Werkstattfahrten machen müssen, die ich meiner Arbeitszeit wegen nicht machen konnte. Mein Tagfahrer hat seit dem ersten Tag ganz wesentlich mitbestimmt, wie das Taxifahren für mich ist und war deshalb für mich eben nicht „mein Tagfahrer“, sondern Harald.

Harald, der eine wirklich wichtige Kollege in der Firma. Harald hat angerufen, wenn was mit dem Auto war, Harald hat vor meiner Schicht vollgetankt und das Auto sauber gemacht, so wie ich es dann umgekehrt für ihn getan hab. Als gut eingespieltes Team hatten wir uns über unsere Arbeitszeiten, das Abstellen des Autos und so ziemlich alles verständigt, wofür man nicht direkt den Chef anrufen muss. Vor einer Woche hat er seinen Jahresurlaub genommen, da hab ich ihn nach Hause gefahren und seitdem seinen Schlüssel für die 72 bei mir, damit ich ihn ihm – falls niemand ihn zwischendrin braucht – kurz vor seiner Rückkehr wieder in den Briefkasten werfen kann.

Dazu kommen wird es leider nicht mehr. Vorhin hat mein Chef mich angerufen und mich informiert, dass Harald während seines Urlaubs einen Herzinfarkt erlitten hat und verstorben ist. Einfach so. Hat jahrelang gewissenhaft seine Arbeit gemacht, war noch weit von der Rente weg und hinterlässt von heute auf morgen eine Familie, von deren Trauer ich mir nicht anmaße, eine Vorstellung zu haben, wenn schon ich hier mit Kloß im Hals und Tränen im Auge vor dem Monitor sitze.

Harald war vom ersten Tag an da und er blieb mein Tagfahrer. Egal ob das Auto wechselte, die Firma umzog, alles was wichtig war, habe ich immer mit Harald besprochen und sein Tod tut weh, auch wenn ich ihn gar nicht so besonders gut kannte.

Eine Familie hat einen guten Vater und Mann verloren,

ich einen guten Kollegen

und Berlin einen guten Taxifahrer.

Er wird fehlen.