Wie ich neulich schon angekündigt hatte, haben heute europaweit in mehreren Städten Taxifahrer gestreikt und/oder demonstriert – im Wesentlichen gegen Uber und deren App UberPOP. Ein offenbar auch für Journalisten interessantes – und verwirrendes – Thema, wie mehrere Artikel gerade in den Berliner Zeitungen zeigen.
Der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband BZP hat in einer handlichen Pressemitteilung (.pdf) alle Fakten kurz und (fast schon zu) knapp dargelegt. Zum Beispiel:
„Der Rechtsbruch dieser Unternehmen besteht nicht darin, dass sie das Internet nutzen, um Beförderungsleistungen anzubieten.“
Entsprechend textsicher stellt die Berliner Zeitung in einem Artikel gleich zu Beginn folgendes fest:
„Das klassische Taxigewerbe in Europa macht mobil gegen seine rasant wachsende Internet-Konkurrenz.“
Darüber hinaus wird viel über Uber erzählt, am Rande werden sogar die Probleme erläutert. Der Unterschied zwischen UberBlack und UberPOP wird dabei mal wieder verhaspelt, aber da der Text offenbar aus den Meldungen mehrerer Pressedienste zusammengeschrieben ist, fällt das – ähnlich wie inhaltliche Wiederholungen – gar nicht groß auf.
Die taz beginnt ihren Artikel – Überraschung! – mit folgendem Satz:
„Tausende europäische Taxifahrer wollen am Mittwoch gegen die neue Konkurrenz aus dem Internet demonstrieren.“
Das böse Internet. Auch dieser Artikel zeichnet sich durch eine Erwähnung der einstweiligen Verfügung von Richard Leipold gegen UberBlack aus, während nebenbei die Nachteile von UberPOP erläutert werden.
Als Fazit bleibt bei mir hängen, dass die Zeitungen wie immer schon die beiden Apps durcheinanderbringen und sich irgendwie auf „das Internet“ als Gegner eingeschossen haben. Ein bisschen komisch, wo die Fahrtvermittlung per App – sei es mit taxi.eu durch die traditionellen Zentralen oder mit z.B. MyTaxi als neuem Anbieter – längst einen großen Raum einnimmt. Aber „das Internet“ ist ja auch im Journalismus Schuld an allem Übel, wie sollte es beim Taxigewerbe anders sein?
Nun sind das kleine Artikelchen mit mehr oder weniger viel Informationsgehalt und überwiegend neutral gehalten. Mehr Einblick in den emotional aufgeheizten Streit und eine deutlichere Positionierung versprachen dann die persönlichen Kommentare einiger Journalisten.
Einen solchen hat auch die taz parat. Hannes Koch stellt in seinem Text nach ein paar einleitenden Sätzen auch gleich treffsicher fest, was hier passiert:
„Die ‚traditionellen‘ Fahrer und Firmen wollen verhindern, dass Kunden mit Taxis fahren, die man mit Smartphone-Apps bestellt.“
Leute, was habt Ihr mit diesen Apps? Wir Taxifahrer sind bei Apps ganz vorne mit dabei. Quasi immer schon gewesen. Aber Koch nähert sich auch dem grundsätzlichen Thema immer mehr und verniedlicht UberPOP erst mal als eine Art Mitfahrzentrale. Die Fahrer seien ja eh unterwegs und ebenso wie Carsharing und die Wohnungsvermietung mit airbnb ist das toll und
„sollte auch von Lobbyisten nicht verhindert werden dürfen.“
Nein? Vielleicht irgendwie wahr, im Falle von UberPOP geht es aber wohl eher um Staatsanwälte und Richter, denn wenn ich mir die Versprechen von Uber anschaue und dann einen Blick ins Personenbeförderungsgesetz werfe, dann ist UberPOP offensichtlich ein Angebot, das sich den Spielregeln dieses Gesetzes unterwerfen müsste und eben KEINE Mitfahrzentrale:
„Den Vorschriften dieses Gesetzes unterliegt die entgeltliche oder geschäftsmäßige Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, mit Oberleitungsomnibussen (Obussen) und mit Kraftfahrzeugen. Als Entgelt sind auch wirtschaftliche Vorteile anzusehen, die mittelbar für die Wirtschaftlichkeit einer auf diese Weise geförderten Erwerbstätigkeit erstrebt werden.“
Nun wird Koch prophetisch und postuliert, dass die Apps – wenn sie denn kundenunfreundlich seien – schon wieder von alleine verschwinden werden. Die Sorge der Taxler, die Uber-Fahrer seien unprofessionell, nennt er entsprechend „abstrus“.
Ein Schmankerl besonderer Güte ist der letzte Absatz des Kommentars, in dem Koch versichert:
„Ein paar staatliche Regulierungen werden kommen. Leute mit Alkoholproblemen beispielsweise sollten grundsätzlich nicht als Privattaxifahrer tätig sein dürfen, ebenso wenig wie Fahranfänger oder Lenker von Schrottlauben.“
Äh!? Diese Regulierungen existieren. Und sie sind genau in jenem Gesetz festgelegt, das Uber derzeit ohne ein Anzeichen von Reue ignoriert. Und an dieser Stelle sei nochmal auf die Pressemitteilung des BZP hingewiesen, in der (leicht zu finden) steht:
„Der Rechtsbruch besteht darin, dass diese Fahrten an nichtberechtigte Konkurrenten vermittelt werden. Private Fahrer haben nun mal keine Zulassung auf dem Taximarkt – und sie zahlen in der Regel keine Steuern auf diese Fahrten, sind oft nicht für die Beförderung versichert, unterziehen sich keinen regelmäßigen Gesundheitschecks und legen oftmals keine Prüfungen über ihre Ausbildung und den technischen Zustand des Autos ab. Uber vermittelt gezielt an illegale Anbieter, das ist ein Missbrauch.“
Die Taxifahrer haben heute nicht dafür demonstriert, dass man solche Regelungen einführt, sondern dass Uber diese einhält wie alle anderen auch. Aber, die frohe Botschaft zum Schluss ist laut Koch: Wir Taxifahrer werden auch weiterhin „nicht untergehen“, schließlich dürfen wir ja am Bahnhof stehen. Kannste Dir nicht ausdenken, sowas!
Richtig beeindruckend wird’s dann beim Tagesspiegel, wo Sidney Gennies die Feder schwingt. Er übergeht – wie alle anderen bisher auch – dass es eine Menge legale Konkurrenz zum Taxi gibt (Limousinendienste, Minicars aka. Mietwagen etc.), die sich längst etabliert hat. Er sieht im Taxigwerbe eine Branche, die bisher „um Marktanteile nur untereinander“ kämpfen musste. Uber hat bei ihm trotz 18-Milliarden-Dollar-Bewertung weiterhin das Prädikat „Start-Up“ und ferner ignoriert er dabei, dass das Unternehmen mit seinem Limousinendienst UberBlack seit Jahren legal und mit verblüffender Erfolglosigkeit den Taxifahrern Konkurrenz zu machen versucht. Darüber hinaus kommt er mit einer wirklich interessanten Rechnung daher:
„Die Unternehmen kassieren für die Vermittlung 20 Prozent des Fahrpreises, die Kunden zahlen deutlich weniger als für eine reguläre Fahrt. Das ist auf den ersten Blick gut für die Kunden, sogar gut für die Fahrer, die bei diesem Modell mehr verdienen dürften als die durchschnittlich 6,50 Euro pro Stunde, die man als Taxifahrer laut Deutschem Taxiverband verdient.“
Dass Uber 20% Provision kassiert und die Fahrten trotzdem billiger anbietet als Taxifahrer, ist laut Gennies gut für die Fahrer, weil die dann mehr verdienen? Mal ganz sachlich: Hä?
Wo wird dieses Geld herkommen, bzw. eingespart? Sind Hobbyfahrer betriebswirtschaftlich einfach per se besser als ein Taxiunternehmer? Scheint wohl so zu sein.
Was man Gennies zugute halten muss, ist, dass er fast alle Nachteile aufzählt, die UberPOP mit sich bringen wird. Leider vergisst er völlig, daraus irgendeinen nachvollziehbaren Schluss zu ziehen. Das seien
„gute Gründe, die Apps nicht zu benutzen. Es sind jedoch keine Gründe dafür, die Apps gesetzlich zu verbieten.“
Äh, doch. Lustigerweise genau das. Zumindest nach geltendem Recht.
Der Schluss des Artikels indes beruhigt mich. Gennies spricht uns Taxifahrern Mut zu. Das Ganze ist nämlich für uns richtig toll. Im Ernst. Wir haben dann nämlich „die Auswahl“, wo wir arbeiten wollen:
„Ob im klassischen Taxifunk oder von einer App vermittelt.“
Ach ja, ich hatte während der letzten 4 Absätze glatt vergessen, dass es eigentlich nur darum ging, dass UberPOP aus dem Internet kommt und unsere eigenen Apps wohl gar nicht existieren.
Und überhaupt, die Auswahl: Arbeite ich jetzt lieber sozialversichert mit einem Arbeitsvertrag in einem Taxi- oder Mietwagenunternehmen, das legal geführt wird oder fahre ich lieber im Privatwagen schwarz und mit sämtlichem Risiko auf meiner Seite für einen Anbieter, der mir für quasi nichts eine Menge Geld abzieht und dessen Geschäftsmodell in einem halben Jahr verboten wird. Hmmm?
Und:
„Dass sich dort ein Schattenmarkt etabliert, glaubt nur, wer auch glaubt, dass der Fiskus die Unternehmen gewähren lässt, ohne sich ein großes Stück vom Erfolg von Uber und Co. zu sichern.“
Bullshit! UberPOP IST genau das: ein Schattenmarkt. Privatleute, die ohne irgendwelche Regulierungen Geld verdienen, ohne ein Gewerbe anzumelden oder irgendwo angestellt zu sein, sind quasi die Definition eines solchen. Und genau das ist UberPOP. Wären das gemäß dem Gesetz qualifizierte Fahrer, selbständig oder in einer legalen Anstellung mit von Außenstehenden kontrollierten Fahrzeugen, dann wären sie – tada! – Mietwagen- oder Taxifahrer. Und kein Grund für eine Demonstration.
Fassen wir es kurz zusammen: es ist nicht so, dass die Journalisten sich gegen uns Taxifahrer verschworen haben oder sich auf die Seite von UberPOP stellen. Sie haben offenbar einfach noch nicht kapiert, worüber sie da eigentlich berichten.
Nachtrag 1: Die Tagesschau hat das Problem auch erkannt:
„Berliner Taxifahrer haben gegen neue Konkurrenz aus dem Internet demonstriert.“
Im Ernst: Das Video ist in Ordnung soweit. 😉
Nachtrag 2: Falls sich wer für den Grund des Ärgers interessiert und oben den Link nicht geklickt hat: Hier nochmal mein Artikel zur Frage, warum wir kein „Taxi-Kartell“ sind und gewisse Regelungen trotzdem Sinn ergeben.
Nachtrag 3: Sehr übersichtlich die rechtliche Lage erläuternd, beschreibt hier bei LTO Dr. Adolf Rebler die Situation.
(via Johannes in den Kommentaren)
Aber das Medienecho war schon enorm, das habe ich so nicht erwartet. Schade nur das die meisten Berichte das Problem nicht ganz korrekt dargestellt haben. Der BZP wird ja wohl nun gegen UberPop eine Klage einreichen, hoffentlich bei einem Gericht, bei dem sich die Richter ein genaues Bild der Problemlage machen.
@daju77:
Ja, das Echo war wirklich groß. Ich bin auch sehr gespannt auf den Verlauf des Ganzen – wobei ich da wirklich wenig Spielraum sehe für Uber.
Die Gesetzeslage ist eindeutig und selbst mit winkeladvokatischer Phantasie wird da nicht viel zu machen sein. Die Frage ist nur, wie weit es Uber treiben wird. Werden sie mit Gegenklagen und Schadensersatzforderungen durch alle Instanzen ziehen? Oder sich sogar bei den Politikern anbiedern und somit Gesetzesänderungen herbeiführen?
@daju77:
Ja, das bleibt der spannende Punkt. Und Geld genug haben sie ja … 🙁
Der Tagesspiegel hat Sidney Gennies mit der Berichterstattung über diese Sache beauftragt:
Der ist dort als Volontär beschäftigt. So etwas handeln die eben auf unterster Ebene ab. Niveau so hoch wie ein Trottoir.
Das darf man von einer Lokalzeitung eben nicht verlangen, dass die so ein Problem gleich so richtig verstehen.
Leider
@elder taxidriver:
Ich hab’s gesehen. Aber er hätte ja doch auch einen zumindest in sich stimmigen Artikel schreiben können. 😉
Zu deiner WTF-Frage bei Gennies: wenn dreimal so viele Fahrten vermittelt werden, ist es egal wenn prozentual weniger hängen bleibt, weil absolut halt mehr ist.
Ich glaub der Satz ist ziemlich falsches Deutsch, egal. Ich bin hundemüde und kann nicht mehr richtig denken
@daju77: Die politische Einflussnahme läuft schon längst. Und wer hätte das Gedacht, die FDP hat als erstes den Auftrag übernommen…
https://dl.dropboxusercontent.com/u/17109084/Internetbasierte%20Mitfahrvermittlung_Drucksache%2020_11785.pdf
Sehr schön auch dieses hübsche Foto von Berlins „Bürgermeister“. Die Anführungsstriche weil weder Bürger noch Meister irgendeinen Bezug zu seiner Berufsauffassung hat…
https://www.facebook.com/UberDeutschland/photos/a.730012030374339.1073741830.493220784053466/730012073707668/?type=1&fref=nf
@hrhrurur:
Und wie wollen sie diese besser Auslastung hinkriegen. Bzw. wo nimmt der Journalist die Idee her?
@Torsten Bentrup:
O ja, letzteres hatte ich auch schon gesehen. Und die FDP … nun ja, die reden ja unglaublich gerne, wenn sie keine Ahnung und nix zu melden haben.
Einen guten Beitrag hat der Südwesten der Republik hin bekommen.
Das gestrige SWR3 Topthema
http://www.swr3.de/info/nachrichten/Hilfe-schon-wieder-eine-App-Die-neue-Angst-der-Taxi-Branche/-/id=47428/did=2773566/1j5dhib/index.html
hat die Problematik finde ich gut aufgegriffen.
Na wenigstens einer hat profitiert:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/taxifahrer-proteste-treiben-fahrdienst-uber-kunden-zu-a-974657.html
das, was sich heute so (nicht nur: zeitungs-) Journalisten nennt, wäre früher=vor dreißig/vierzig jahren bestenfalls ein Zeitungsjunge gewesen . . .
wer sich mit Fachgebieten auskennt und dann Journaille dazu liest, rauft sich regelmäßig die haare . . .
So gut ich Euren Ärger über. UberPop verstehen kann: einen Gefallen habt Ihr Euch vermutlich wirklich nicht getan, sagt auch http://www.gruenderszene.de/allgemein/uber-taxi-proteste-app-store-erfolg
Und nachdem vor kurzem noch alle Taxifahrer lautstark auf MyTaxi geflucht haben (was jetzt als Beispiel aufgeführt wird, wie innovativ die Taxibranche doch ist), wundert mich nicht, dass in der Öffentlichkeit nur „Konkurrent aus dem Internet“ ankommt.
@name:
Ja, ich weiß. Andererseits sind von dort auch viele hier auf meinem Blog gelandet. 😉
@Joern:
Ich habe die Kritik an MyTaxi nie geteilt, siehe den im Artikel oben gesetzten Link. Aber auch hier nochmal:
http://gestern-nacht-im-taxi.de/wordpress/2014/01/14/gegen-die-mytaxi-fairmittlungsgebuhr/
Uuuuuhhhnd … Bildblog! 🙂
Mal so aus Laiensicht: Wenn ich mir die Berichterstattung ansehe, dann ist mir nicht klar wo denn jetzt der Unterschied zwischen der Mitfahrzentrale und Uber ist.
Jetzt wo ich mich (z.B.) ein bisschen eingelesen habe, wirds mir etwas klarer – aber ich denke da liegt das Problem. Vermutlich kennen die Journalisten den Unterschied auch nicht. Eine Lösung ist da natürlich schwer – aber als Ansatz müsste beim nächsten Protest klar kommuniziert werden, dass Uber KEINE Mitfahrzentrale ist.
@Sash: Das ist mir schon klar, das war nicht speziell auf Dich, sondern allgemein auf die Taxibranche bezogen.
Für mich ist UberPOP einfach die nächste Entwicklungsstufe der Personenbeförderung. Ich möchte von X nach Y fahren, also suche ich mir jemanden, der auch von X nach Y will, aber ein Auto hat, und mich mitnimmt. Dafür bezahle ich ihn. Vor zehn Jahren noch Utopie (da hätte man jeden Autofahrer anhalten und nach seinem Zielort fragen müssen), heute technisch problemlos möglich.
Das mag derzeit gegen das Gesetz sein – aber das ist der Besitz von Marijuana auch, und dieses Gesetz halte ich für ungefähr so sinnvoll und aktuell wie das PBefG. Wer braucht schon eine Ortskundeprüfung, wenn es Navis gibt? Wer braucht schon eine Zuverlässigkeitsprüfung, wenn es Bewertungen gibt und jede Fahrt nachvollziehbar ist? Gesetze haben sich dem Fortschritt anzupassen, nicht umgekehrt.
@katapult
Bei Uber will aber der „jemand“ nur von X nach Y, weil du es willst. So wie du es beschreibst wäre es eine Mitfahrzentrale.
Mal abgesehen davon. Meinst du deinen 2. Absatz wirklich ernst. Meinst du wirklich, dass Bewertungen und Nachvollziehbarkeit von Fahrten eine Zuverlässigkeitsprüfung unnötig macht?
Ich studiere zufällig Informatik, von da her sind meine „Internetängste“ ziemlich gering. Allerdings wird das durch ein Wissen ausglichen, wie leicht es ist, Software zu manipulieren. Lässt man halt mal die Kumpels nur für den UberPreis mitfahren und schon sind die normalen Bewertungen ausgelichen. Und wenns zu viel wird, denn macht mal halt nen neuen Account.
Ich weiß nicht, welche Maßnahmen Uber nutzt, um das zu verhindern, aber die Effizienten werden, es nicht sein, weil zu teuer. Zu mal sie es angesichts der Fahrerprobleme, die sie zB. in den USA haben, es denke ich auch nicht wirklich wollen.
Gesetze haben einen Standard zu sichern. Chlor-Hühnchen ist auch ein „Fortschritt“ gegen über von Natur Hühnchen, gibt es schließlich nicht so lange. Trotzdem will ich es nicht ohne mein Wissen untergeschoben bekommen, sondern bin froh, dass es Gesetzte geben, die dies verhindern, ohne dass ich vor jedem Kauf schauen muss, wer hat es hergestellt, wo, macht der das, wie sehen die Bewertungen aus, können die Bewertungen gekauft/zensiert sein, … ?
Klar müssen Gesetze modernisiert werden, wenn sie aus guten Gründen veraltet sind. Nur weil es was neues gibt, ist aber kein guter Grund.
@Katapult: Siehst Du, denselben Denkfehler habe ich auch gemacht. Uber ist KEINE Mitfahrzentrale. Bei einer Mitfahrzentrale nimmt dich tatsächlich jemand mit. Das was du zahlst ist ein Anteil an den Kosten – mehr nicht.
Bei Uber bestellst du einen Fahrer, der dich extra mitnimmt und den du bezahlst – wie ein Taxi eben. Wie hier dargestellt funktioniert das im Prinzip wie jede andere Schwarzarbeit auch- durch umgehen der Steuer und dem Hoffen, dass der andere dich nicht bescheißt, denn Rechtsschutz gibt es in diesem Fall nicht.
Um aus Uber eine Mitfahrzentrale zu machen, müssten sie tatsächlich die Kosten nochmal soweit senken, dass tatsächlich nur ein Anteil bezahlt wird, keine Entlohnung stattfindet. Dann lohnt es sich nicht, extra Touren zu fahren, die man sonst nicht fahren würde (und für Uber lohnt der Auwand vermutlich dann erst recht nicht mehr).
@Lyra&peer: Das Problem ist, dass Uber natürlich nicht weiß, ob derjenige sowieso von X nach Y wollte oder ob es ein kleiner oder ein großer Umweg ist. Gibt ja auch bei „normalen“ Mitfahrzentralen die gewerblichen Fahrer, die mit dem VW-Bus die beliebten Strecken abfahren.
@Lyra: Das Problem bei der Zuverlässigkeitsprüfung ist, dass sie nur eine Stichprobe ist. Ich fahre (noch) gelegentlich Taxi (vielleicht so einmal alle zwei Monate) und habe bisher nur sehr selten erlebt, dass sich ein Taxifahrer tatsächlich an die Verkehrsregeln hält. Zu schnell fahren ist der Klassiker, aber auch kreativ überholen gehört dazu. Auf Uber würde ich dem Betreffenden dann einfach eine schlechtere Bewertung geben. Beim Taxi? Ich kann mich höchstens beschweren, und im Zweifelsfall steht meine Aussage gegen seine.
@peer: Schwarzarbeit ist es ja nur, weil das PBefG veraltet ist. Sonst könnten die Uber-Fahrer einfach ein Gewerbe als Personenbeförderer anmelden und ganz normal Steuern zahlen. Solange man aber die ganzen absurden Bedingungen erfüllen muss, werden sie das natürlich nicht tun.
Hallo Sash,
ganz ehrlich? Dann sind auch alle Leute die bei Mitfahrzentrale.de „Leistung anbieten“ kriminell? – ich glaube eher nicht.
Leute die sich privat als „Uber“ Anbieter selbstständig machen werden wohl im niedrigen Promillebereich liegen… Das Thema Uber ist für Leute gedacht die in Ihrer Freizeit sowas machen, denn wirklich davon leben wird man davon eher nicht können, da die Fahrten / Fahrer und Fahrzeuge einfach zu unberechenbar sind.
Leute die auf Ihren Dienstreisen Mitfahrer mitnehmen kommen da sicher schneller zu Geld als Leute die sich nur auf Uber als Geldgeber verlassen müssen.
Also für mich eine absolut polemische Diskussion.
ich persönlich bin in Deutschland viel mit dem Flieger unterwegs und buche mir dann für die Dauer meines Aufenthalts (meist 2-3 Kundentermine) einen Taxifahrer oder Limo Service. Dauer ca. 3-6h. Wenn ich aber in ein versifftes Taxi mit frechem Fahrer komme war es das für mich die letzte Fahrt. Mittlerweile habe ich in FRA/BER/DRS/MUC meine Stammfahrer.
Hier sehe ich die Konkurrenz bzw. auch das Chance für Uber. Sollte ich bei Uber nicht zufrieden sein melde ich das in der App und fertig, das macht der Kollege 2-3 mal und er ist raus. Bei den Taxifahrern ist das nicht der Fall bzw. interessiert es keinen ob der Fahrer freundlich war, riecht, das Taxi in einem verwahrloste Zustand ist. Hier besteht für das Taxigewerbe die Chance gegenüber „privaten“ Fahrern.
Allerdings werde ich Uber auch mal probieren. Wenn ich zufrieden bin kann ich mir allerdings nicht sicher sein ob der derjenige jedesmal Zeit hat. Bei den Taxiunternehmen kennt man mich teilweise und weiß worauf ich Wert lege…
Fazit: Viel Geschrei um sehr wenig und Angst brauchen und sollten nur die Abzocker in der Branche haben.
P.S. Das Internet macht sien Ding 🙂
@katapult
„Für mich ist UberPOP einfach die nächste Entwicklungsstufe der Personenbeförderung.“
Richtig. So wie statt Kleidung teuer in Deutschland zu produzieren, die nächste Entwicklungsstufe war, sie billig in Sweatshops herstellen zu lassen. Es ist die nächste Stufe der Durchdringung des Lebens durch den Kapitalismus. Hat natürlich einen für jeden greifbaren, angenehmen Soforteffekt. Billige Fahrt. Billige Kleidung. Wer will sich da von irgendwelchen Spaßbremsen lange über wirtschaftliche Zusammenhänge und das, was er da anrichtet, belehren lassen?
„Ich möchte von X nach Y fahren, also suche ich mir jemanden, der auch von X nach Y will, aber ein Auto hat, und mich mitnimmt. Dafür bezahle ich ihn.“
Das ist bei Taxi und Uber gleich. Der Unterschied beginnt bei der Preisgestaltung. Taxi kostet grob nach Entfernung. Uber nach freiem Markt. Will keiner von X nach Y, muss ich daher den Preis, den ich bereit bin zu zahlen, notfalls solange erhöhen, bis jemand rein wegen meiner Bezahlung fährt.
„Gesetze haben sich dem Fortschritt anzupassen, nicht umgekehrt.“
Sicher, aber was ist Fortschritt? In welche Richtung soll er gehen? Wo wollen wir hin?
Ist es wegen des ökologischen Fortschritts, wenn nicht jeder einzeln fährt. Das wäre ein guter Grund, aber die Idee des Sammeltaxi ist nicht von Uber. Das muss man vielleicht besser organisieren, aber man kann es auch schon ohne Uber haben.
Was dann? Der momentane Verbillligungseffekt? Sicher erstmal nett für den, der’s nicht so dicke hat. Aber selbst wenn man davon absieht, dass man das mit Preissteigerungen woanders erkauft, das Geld, dass man weniger zahlt fehlt. Der Geldkreislauf ist aber auch ein Kreislauf des Geldfehlens. Das Geld fehlt dem Chef von Sash. Die Rücklagen von Uber hat der nicht, also macht er pleite. Damit fließt das Geldfehlen weiter zu Sash, dem dann der Job fehlt. Der hat jetzt keinen Lebensunterhalt mehr, aber Zeit. Mit der könnte er ja bei Uber illegal mitmischen. Dann ist es fast wie früher, nur zu für Sash schlechteren Bedingungen. Oder er könnte die Arbeitslosenstatistik bereichern, damit ist des Fehlen das Geld dann in der Staatskasse angekommen. Der Staat gibt also (über Ecken) Geld aus, damit jemand billig fährt. Ob der das braucht oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Man sieht: das Neoliberale System führt genau dazu, was die Neoliberalen ständig als Schreckgespenst an die Wand malen: die Allgemeinheit zahlt mit der Gießkanne und damit auch an reiche Sozialschmarotzer, die das gar nicht nötig haben. Wenn man schon Leistungen durch Staatshilfe künstlich verbilligt, damit der Konsum steigt und die Wirtschaft brummt, dann wäre es doch wohl besser das zielgerichtet da zu machen, wo es auch tatsächlich zu mehr Konsum führt, weil die Armen bisher verzichteten mussten, weil sie es sich nicht leisten konnten. Wer im Geld schwimmt fährt sowieso Taxi wann er will.
Da Sash nun arbeitslos ist, ist er verpflichtet grundsätzlich jede Arbeit anzunehmen. Auch wenn er nicht von ihr leben kann. Insb. ist ein Arbeitsangebot nur sittenwidrig, wenn es mehr als 1/3 unter dem ortsüblichen Lohn liegt. Nehmen wir mal an, unserer Taxibenutzer/Ubernutzer, der von billigen Fahrpreisen profitiert bezieht selbst den ortsüblichen Lohn. Nun kommt Sash und macht dieselbe Arbeit für 1/3 weniger. Ob er will oder nicht. Wer von beiden wird bei der nächsten Entlassungswelle jetzt wohl eher seinen Job behalten? Je mehr gezwungen sind zu Niedriglohn zu arbeiten, desto mehr sinkt wieder der ortsübliche Lohn etc.. Auch wird die Nachfrage nach Taxifahrten kaum steigen, wenn die Löhne absacken. Es gibt multiple Rückkopplungsschleifen, die alle dazu führen, dass die negativen Wirkungen der Freigabe des Marktes bei denen am stärksten wieder ankommen, die billige Fahrten am nötigsten hätten, weil sie arm sind.
Das ist die Straße des Fortschritts auf die der Kapitalismus führt. Um dort hin zu fahren, braucht man kein Taxi. http://www.youtube.com/watch?v=abZlWqVeLzg
Hallo, problem wird sein das viele kunden erstmal auf die dolle werbung und die aussage „billiger als taxi“ anspringen.
was ist denn überhaupt mit quittungen? übernimmt das die app? ich denke das ist wirklich aufgabe der ordnungsbehörden, diese illegale dienstleistung zu verbieten.
gruß aus kiel rüdiger
@ThorstenV: Zwischen Verlagerung in Niedriglohnländer und Verlagerung innerhalb eines Hochlohnlandes gibt es einen Unterschied.
Uber ist nicht billiger, weil es seinen Fahrern weniger zahlt (in Amerika liegt der Uber-Lohn zum Teil weit über dem Taxifahrerlohn), sondern weil es unnötiges Fett weglässt, wie z.B. die Ortskundeprüfung. Irgendwann wird auch Uber von einem billigeren Anbieter abgelöst werden, der an anderer Stelle Fett weglässt – z.B. durch eine geringere Provision (20% sind ja doch recht happig) oder durch das Vermitteln von Mitfahrgelegenheiten auf dem Fahrrad statt im Auto (das bitte nicht ganz ernst nehmen).
Das heißt, es entsteht eine Win-Win-Situation: Der Fahrer bekommt mehr, und der Kunde bezahlt weniger. Wer verliert? Höchstens die Bürokraten – die, die selber keine Leistung erbringen, sondern mit unserem hart erarbeiteten Geld dafür bezahlt werden, uns das Leben schwer zu machen. Finde ich eigentlich ganz OK.
Ich bin selber jemand, der sich über Probleme wie Niedriglohn, Altersarmut, Hartz IV etc. Gedanken macht. Aber ich sehe als mein Fernziel eine effiziente Gesellschaft: Eine Gesellschaft, wo jeder möglichst wenig arbeitet und möglichst wenig Ressourcen konsumiert, aber trotzdem möglichst viel Lebensqualität erhält. Uber ist ein Schritt in diese Richtung, nicht ein Schritt davon weg.
@katapult: Man kann einem Fahrer auch durchaus sagen, dass er mal langsamer fahren soll. War bei mir bisher zweimal nötig und funktionierte bestens. Und wenn nicht, steigt man halt aus.
Aber generell fallen mir selten grobe Regelmissachtungen auf. Bei mir wird halt im verkehr mitgeschwommen und das wars dann auch. Dabei fährt man sicher immer über 50. Generell haben Taxler doch eh ein größeres Interesse an Verkehrsregeln (oder sollten es zumindest), da dort der Personenbeförderungsschein schneller weg ist als mein Lappen. Und grad bei dem Einkommen schlägt das Bußgeld noch mehr zu als bei mir, auch wenn ich nun nicht reich bin.
@katapult:
„Gibt ja auch bei “normalen” Mitfahrzentralen die gewerblichen Fahrer, die mit dem VW-Bus die beliebten Strecken abfahren.“
Das ist ja auch nicht unkritisch. Solche Grauzonen gibt es ja auch z.b. bei der Nachbarschaftshilfe, wenn der Tapezierer plötzlich mit der halben Stadt befreundet ist. Solange das nicht ausufert, kann man das tolerieren. Daran kratz Uber.
„Solange man aber die ganzen absurden Bedingungen erfüllen muss, werden sie das natürlich nicht tun.“
Es ist natürlich schade, dass sich das Taxigewerbe nicht früher und selbst bemüht hat, den ganzen verzopften Kram abzuschaffen, weil der jetzt in der Debatte stört. Das ist aber nicht der Kern des Problems. Tatsächlich geht es um Preisbindungen und Konzessionen.
„Auf Uber würde ich dem Betreffenden dann einfach eine schlechtere Bewertung geben. Beim Taxi? Ich kann mich höchstens beschweren, und im Zweifelsfall steht meine Aussage gegen seine.“
Bewertungssyteme gibt es im Internet für alle möglichen Berufe, auch das ist nur ein Nebenaspekt der Debatte. Ich stimme aber soweit zu, dass sich auch die die Taxibranche selber an der Nase fassen muss, nicht schon längst ein eigenes System etabliert zu haben.
@Senfgnu: Die Erfahrung habe ich nicht gemacht. Wenn ich freundlich darauf hingewiesen habe, dass ich mich bei einem Manöver unwohl gefühlt habe, wurde das entweder ignoriert oder für zwei Minuten etwas ruhiger gefahren, danach wie vorher.
Bei Geschwindigkeitsüberschreitungen rede ich übrigens nicht von 60 bei erlaubten 50 – das würde ich niemandem ankreiden – sondern von 80, 90 aufwärts. (Ich fahre nur spät in der Nacht Taxi, da ist sonst kaum jemand auf der Straße und viele Ampeln sind ausgeschaltet, da geht das.)
Und das Bußgeld mit allen Konsequenzen fällt nur an, wenn man auch erwischt wird. Polizei ist hier – im Pleiteland mit vergleichsweiser hoher Kriminalitätsbelastung – nur sehr selten am Verkehr interessiert. Die sind beschäftigt mit Vandalismus, Schlägereien, Raub usw.
@ThorstenV: Es gibt da diesen Neologismus „sharing economy“, der sowohl Uber als auch andere, ähnliche Modelle (Airbnb, …) abdeckt. Kurz gesagt geht es dabei darum, Dinge, die man hat, mit anderen zu teilen und selber Dinge von anderen zu nutzen. Ein ökonomisch und ökologisch sehr sinnvoller Ansatz – wenn Gesetze dem entgegenstehen, müssen die Gesetze geändert werden.
@ThorstenV:
Wer sich über wirtschaftliche Zusammenhänge auslässt, sollte man auch etwas Ahnung mitbringen und nicht auf die „broken window fallacy“ hereinfallen. Das fehlende Geld landet nämlich in erster Linie nicht bei Uber, sondern bei den Nutzern, welche die Einsparungen für Invesititionen in die eigene Produktivität einsetzen können. Wenn man Taxifahrten als Beitrag zum ÖPNV sieht, kann man diese Komponente ja ausschreiben und dabei entsprechende Tarife festlegen, gerne auch mit großzügigen Ermäßigungen für Bedürftige. Das Besteuerungsproblem kann man bei zentralen Angeboten wie Uber sogar viel besser in den Griff kriegen als bei normalen Taxis, indem der Anbieter die Steuerschuld direkt an den Fiskus abführt, ohne dass der Fahrer überhaupt eine Chance zum Steuerbetrug hat. Wird in anderen Bereichen ja auch so gehandhabt. Und Sachen wie Ausbildung, Ortskenntnisprüfung, jährlicher TÜV, sind entweder anachronistisch oder willkürlich.
Letztlich ist die ganze Diskussion wahrscheinlich eh egal, weil in paar Jahren dank automatischer Fahrzeuge ohnehin alle Taxifahrer arbeitslos sind. Aber sie veranschaulicht, warum es in Deutschland innovative Unternehmen so unendlich schwer haben. Ist ja nicht so, dass Startups wie mytaxi nicht auf die gleichen Ideen gekommen wären; nein, in Deutschland trauen die sich halt nicht, weil die Rechtslage immer das wirtschaftliche Establishment schützt und nie die Innovation.
@Sash: woher der Journalist das weiß? Aus der Werbung…
Lieber Sash,
mit Journalismus verhält es sich so: Sobald über etwas berichtet wird, wovon man Ahnung hat, merkt man, was für ein Blödsinn in den Medien verbreitet wird. Und spätestens dann sollte man sich fragen, wie viel von dem anderen Zeug, wovon man jetzt nicht so viel versteht, denn nun eigentlich stimmt.
Journalisten haben von nichts eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung.
@katapult:
„Zwischen Verlagerung in Niedriglohnländer und Verlagerung innerhalb eines Hochlohnlandes gibt es einen Unterschied.“
Nur temporär. Der Mechanismus des kapitalistischen Verfalls ist derselbs, die Abwärtsspirale dreht sich aber schneller, wenn es mehr Arbeitslose pro Arbeitsplatz, niedriger Löhne, schlechteren Kündigungsschutz etc. gibt.
„… sondern weil es unnötiges Fett weglässt, wie z.B. die Ortskundeprüfung.“
Die werde ich nicht verteidigen.
„Irgendwann wird auch Uber von einem billigeren Anbieter abgelöst werden, der an anderer Stelle Fett weglässt – z.B. durch eine geringere Provision (20% sind ja doch recht happig) …“
Märkte funktionieren nicht so. Das wollte schon Bill Gates nicht glauben, der behauptet hat, er hätte kein Monopol, da es ja auch andere Software für dieselben Zwecke gibt. Damals warten die Office Produkte die größte Cash Cow. Wie soll man sich das nun vorstellen? Analysiert da z.B. der Privatanwender die verschiedenen Textverarbeitungen, die es gibt und nimmt dann die Beste? Oder nicht doch einfach, was üblich ist: MS Worse? Eine Schreibkraft hat dann die besten Einstellungschancen, wenn sie das kann, was jeder verwendet und eine Firma die größte Auswahl an Schreibkräften, wenn sie das Programm verwendet, das jede Schreibkraft beherrscht. Gibt es andere Gebetshäuser als ePray? Sicher, und man muss die nichteinmal kennen, sondern kann Seiten wie http://www.auktionssuche.de/ benutzen. Aber wer tut das? Gibt es andere Starkbierseiten als Faßebock? Ja, aber welche Rolle spielen die? Märkte sind von Natur aus meistens gerade nicht stabil.
„Das heißt, es entsteht eine Win-Win-Situation: Der Fahrer bekommt mehr, und der Kunde bezahlt weniger. Wer verliert? Höchstens die Bürokraten – die, die selber keine Leistung erbringen, sondern mit unserem hart erarbeiteten Geld dafür bezahlt werden, uns das Leben schwer zu machen. Finde ich eigentlich ganz OK.“
Ich bin jetzt etwas überfragt, wer denn diese Bürokraten sein sollen. Ein paar Beamte der Gewerbeaufsicht? Mas macht denn deren Lohn umgelegt auf den Gesamtumsatz der Taxiwirtschaft aus? Welchen Teil davon macht die Ortskundeprüfung aus?
Win-Win-Situation der Art „Anbieter bekommt mehr, und der Kunde bezahlt weniger.“ sind ziemlich problemlos zu erschaffen, nur die Nebeneffekt sind meistens nicht erfreulich. Warum soll nicht jeder behandeln dürfen, sondern nur Ärzte und Heilpraktiker? Warum soll nicht jeder Rechtsrat erteilen dürfen, sondern nur Anwälte und speziell Befugte? Nur wenn man gar keine Regeln aufstellen will, wird man vollkommen ohne Verwaltung auskommen. Mit Pauschalvorwürfen „Zuviel Bürokratie“ wird man nicht weiterkommen, man wird schon sagen müssen, was genau abgeschafft werden soll und wie negative Folgen abgefangen werden können. Das erfordert aber Auseinandersetzung ggf. bis in die kleinsten Detail einer Sache. Das macht Arbeit. Das wiederum ist mit daran schuld, dass die Lösung „der Markt regelt’s“ so verführerisch ist. Die Allgemeinlösung für alle Probleme. Der Stein der Weisen, der ohne die Notwendigkeit zu eigener Arbeit funktioniert. Der wie ein Roboter automatisch die optimale Lösung ansteuert. Das funktioniert ja auch tatsächlich. Wenn der Roboter erstmal programmiert ist.
„Uber ist ein Schritt in diese Richtung, nicht ein Schritt davon weg.“
Uber an sich ist nicht das Problem. man kann auch Uber regulieren. Und dass bisherige Traditionen im Taxigewerbe überhaupt mal ernsthaft in Frage gestellt werden, ist ein begrüßenswerter Nebeneffekt. Aber eben nur ein Nebenefekt, den man auch ohne Uber haben könnte.
@katapult: “ Das Problem ist, dass Uber natürlich nicht weiß, ob derjenige sowieso von X nach Y wollte oder ob es ein kleiner oder ein großer Umweg is“ Deswegen schrieb ich ja, dass es da eine einfache Lösung gibt: Wenn wirklich nur ein Anteil der tatsächlich anfallenden Kosten bezahlt wird plus eine Vermittlungsgebühr für Über (so wie bei den meisten Mitfahrzentralen üblich), dann lohnt es sich tatsächlich nicht, Extratouren zu fahrne – man spart aber nach wie vor, wenn man jemanden dorthin mitnimmt, wo man eh hinwollte. Das hieße z.B. 3/4 der anfallenden Benzinkosten + 10% Vermittlungsgebühr (Benzinkosten können pauschal über die Streckenlänge bestimmt werden). Das wäre wirklich die Umsetzung von „Mitfahren“ auf den Stadtverkehr.
Sobald aber Fahrer extra Touren fahren (statt nur dahin wo sie eh hin fahren), werden sie eben zu Chauffeuren. In wie weit man jetzt Ansprüche wie Sicherheit, Fahrverhalten etc. an professionelle Fahrer stellt ist eine ganz andere Diskussion… Aber da dürfen dann tatsächlich keine Ausnahmen gemacht werden (und darum geht es ja um den Protest – dass Uberfahrer momentan „halblegal“ Schlupflöcher nutzen und die Taxifahrer – und alle anderen proffessionellen Fahren – dadurch benachteiligt werden)
Ergänzung: Wenn die PbefG stark gelockert (bzw. aufgehoben) würde, also jeder einfach Leute befördert, dann hat man eben genau die Situation, die man in vielen Zwei- und Drittweltländern hat: Jeder mit einem Auto befördert Leute. Klingt gut, aber erst einmal machen sich die untereinander Konkurrenz (was für die Fahrer schlecht ist) und zweitens hat der Fahrgast einen sehr viel geringeren Schutz gegen Abzocke etc. Das ist nicht nur Gut 😉
Hi Sash, wir fassen zusammen, es äußern sich wieder einmal die zum Thema, welche das Geschäft nicht verstehen, aber das ist beim BER ja auch so 🙂
Die „Erfindung von UBER ist allerdings sehr alt, im ehemaligen Osten nannte man es Schwarztaxi. Ein X beliebiges Auto wurde herangewunken und hat dich von A nach B gefahren, natürlich schwarz. Da ist heute nur moderner und funktioniert per App, und das Schwarzgeld geht zu 20% an Uber 🙂
Ich hoffe nur es finden sich keine Kollegen, welche sich dort regtistrieren lassen um dann zu der Sache einen legalen Anstrich zu geben, und für Dumpingpreise zu fahren. es gibt ja nach wie vor genug Deppen, welche mit 15 % bei mytaxi unterwegs sind …..rechnen ist halt nicht jedermanns Sache.
@katapult:
Ob Du’s glaubst oder nicht: wir liegen selbst bei der Gesetzesgeschichte nicht so weit auseinander. Ja, Gesetze sollten eine gesellschaftliche Realität abbilden und können diese nicht immer vorweg nehmen. Kenne ich als Blogger und bezüglich Urheberrechtsfragen ja auch nicht anders.
Du gehörst nun zum großen Teil der Leute, die gleichermaßen die Qualität der Taxen bemängeln und Uber als besonders kreative Neuentwicklung hinstellen. Bezüglich der Taxiqualität hast Du teilweise Recht. Aber auch wenn da z.B. die Funkzentralen in den letzten Jahrzehnten gerne mal geschlafen haben: MyTaxi hat kürzlich alle Fahrer gekickt, die weniger als 4 (oder waren es 4,5?) Sterne in den Bewertungen hatten. Uber ist also mitnichten die erste Bude, die auf Qualität setzt.
Und ganz ehrlich: die große Innovation von Uber ist, dass sie sich gemessen an der Bezahlung mit wenig Aufwand ein paar ihnen genehme Fahrten rausgreift. Die Gewinnmarge im Taxigewerbe liegt in Berlin bei unter 10%, Personenbeförderung ist ein raues Pflaster. Uber hat selbst bewiesen, dass sie das mit UberBlack nicht so recht gebacken kriegen, bzw. weit hinter ihren Erwartungen geblieben sind. Der Kuchen ist nicht so dicke, wenn man selbst die Autos kaufen und unterhalten, und den Fahrern Löhne mit Sozialversicherungen zahlen muss.
Und was wird uns Taxifahrern vorgeworfen: wir würden uns nur noch schlecht auskennen, seit es Navis gibt, die Qualität ist so mies – wenn das eine Berechtigung hat, dann stellt sich die Frage, warum man genau die Gesetze abschaffen soll, die den letzten Rest davon sichern. Und – was ich im letzten verlinkten Artikel angedeutet habe – einen öffentlichen Nahverkehr ohne Regulierungen will keiner. Bei all den unschönen Ausnahmen (die meiner Meinung nach auch geahndet gehören) ist es notwendig, dass Taxifahrer auch mal nach anderthalb Stunden Warten für 6 € ums Eck fahren. Auch besoffene Touris, die keine Freude sind und kein Trinkgeld geben. Solche Fahrten wird Uber nie machen, weil sie sich rein rechnerisch nicht lohnen. Zumindest nicht alle. Und wenn es nun für sowas Taxifahrer braucht, dann stellt sich die Frage, warum Uber sich die Rosinen rauspicken können soll, wenn sie nicht den gleichen Regeln unterworfen sind.
Und guck Dir die Regeln doch an, die Uber umgeht: für einen P-Schein braucht es eine Ortskundeprüfung und zwei ärztliche Gutachten, die man auch mit 75 noch bestehen kann. Man braucht zwei Jahre einen Führerschein. Ist das echt zu viel verlangt von Leuten, die damit Geld verdienen wollen?
Und der Rest ist noch viel unspezifischer: wer in Deutschland arbeiten will, braucht einen Arbeitsvertrag oder muss ein Gewerbe anmelden. Und letzteres ist eine Sache von 20 € und einem Formular. Diese geringen Auflagen sind für Uber so schlimme Drangsalierungen, dass sie sich als einzige nicht daran halten können/wollen?
Hey, ein halbwegs vernünftiger Personenbeförderungsbetrieb muss Rücklagen bilden für Reparaturen, Ausfälle der Fahrer usw. Daran spart Uber, weil sie das alles auf Leute abwälzen, die – im schlimmsten Fall – keine Ahnung haben, was sie da tun.
Und übrigens: hast Du je einen Taxifahrer über Mitfahrzentralen meckern hören? Ich nicht. Und ich hab auch nicht vor, damit anzufangen. Aber Uber kommt mit einer Menge Werbebudget und ihr Chef gibt offen zu einen Krieg gegen Taxifahrer zu führen. Dass wir in unserem Gewerbe viel zu verbessern haben, ist wahr. Aber da sind wir nicht alleine. Schon gar nicht im Niedriglohnsektor oder auch nur im öffentlichen Nahverkehr. Aber deswegen muss man sich nicht alles gefallen lassen.
Uber ist gut darin, sich als kleines Startup zu präsentieren, das von irgendwelchen bösen Taxikartellen bedroht wird, tatsächlich versuchen sie überall wo sie auftauchen ohne Rücksicht auf geltende Gesetze mit möglichst viel Geld eine aggressive Verdrängungspolitik zu betreiben.
Wenn man der Meinung ist, man müsse Taxifahrer nicht übermäßig verhätscheln und neuem eine Chance geben – die Meinung darf man haben. Aber dann sollte man sich auch fragen, warum man andersrum ausgerechnet einem Unternehmen wie Uber unfaires Verhalten durchgehen lassen sollte.
@Bernd
„Wer sich über wirtschaftliche Zusammenhänge auslässt, sollte man auch etwas Ahnung mitbringen und nicht auf die “broken window fallacy” hereinfallen.“
Das bedürfte der näheren Erläuterung, immerhin hab ich nicht vorgeschlagen, das Sash auf dem Berliner Ring im Kreis fährt. Sowas dürfen nur bedeutend besser bezahlte Leute. http://de.wikipedia.org/wiki/Formel_1
„Das fehlende Geld landet nämlich in erster Linie nicht bei Uber, sondern bei den Nutzern, welche die Einsparungen für Invesititionen in die eigene Produktivität einsetzen können.“
Die Frage ist nicht nur, ob die Aufhebung einer Regulierung Kosten sparen kann, sondern was der unregulierte Markt dann macht. Hier schafft man eine Regulierung ab, die Taxifahrer schützt. Die sind aber hier die schwachen Marktteilnehmer, daher ist das wahrscheinliche Ergebnis, dass deren Einkommen in den Keller geht.
„Wenn man Taxifahrten als Beitrag zum ÖPNV sieht, kann man diese Komponente ja ausschreiben und dabei entsprechende Tarife festlegen, gerne auch mit großzügigen Ermäßigungen für Bedürftige.“
Ja genau, das kann man. Man kann die jetzigen Regulierungen durch andere, hoffentlich klügere ersetzen. Dazu muss man konkrete Vorschläge ausarbeiten, diese diskutieren etc. Es ist nicht erkennbar, dass sowas stattfindet. Das konkrete argument kommt nie weiter, als „Uber = supertoll, da unreguliert“.
„Das Besteuerungsproblem kann man bei zentralen Angeboten wie Uber sogar viel besser in den Griff kriegen als bei normalen Taxis, indem der Anbieter die Steuerschuld direkt an den Fiskus abführt, ohne dass der Fahrer überhaupt eine Chance zum Steuerbetrug hat.“
Meine Rede. Der Standardeinwand gegen engmaschigem detaillierte Regulierungen der Märkte, nämlich dass wirtschaftliche Abläufe sehr kompliziert sind und ihr Nachvollziehen durch gesetzliche Normen viel zu sehr in’s Details gehen müsste, um praktisch handhabbar zu sein, hat sich durch die technische Entwicklung weitgehend entschärft. Planwirtschaft ist heutzutage für viel mehr Bereiche machbar und sinnvoll. Das Problem ist nur: macht keiner. Es ist aber nicht Teil der Diskussion um Uber, dass solche Apps demnächst eine Standardschnittstelle für das Finanzamt bieten müssen.
„Wird in anderen Bereichen ja auch so gehandhabt. Und Sachen wie Ausbildung, Ortskenntnisprüfung, jährlicher TÜV, sind entweder anachronistisch oder willkürlich.“
Ich habe nichts dagegen das zu überarbeiten.
„Ist ja nicht so, dass Startups wie mytaxi nicht auf die gleichen Ideen gekommen wären; nein, in Deutschland trauen die sich halt nicht, weil die Rechtslage immer das wirtschaftliche Establishment schützt und nie die Innovation.“
Das Recht ist tendenziell für alle gleich oder hat (noch) Vergünstigungen für die Schwächeren. Der Markt bevorzugt tendenziell die Starken, bereits etablierten.
@katapult
„Ein ökonomisch und ökologisch sehr sinnvoller Ansatz – wenn Gesetze dem entgegenstehen, müssen die Gesetze geändert werden.“
Soweit es um Gesetze geht, geht es um das Allgemeinwohl. Da bedarf es keiner Betrachtung der Ökonomie, denn die hat sich der Ökologie unterzuordnen. Scheinbare Widersprüche wie „Es ist ökonomisch sinnvoll, aber ökologisch schädlich fossile Brennstoffe statt regenerativer Energie zu verwenden“ verschwinden, wenn man die Schäden einrechnet, die durch die Nutzung der scheinbar billigen Alternative auf die Allgemeinheit abgewälzt werden.
@ThorstenV:
Broken window fallacy: die Argumentation zielte auf das fehlende Geld in der Tasche des Taxifahrers ab, analog zum fehlenden Geld in der Tasche des Glasers. Wenn dieselbe Dienstleistung kostengünstiger angeboten wird, ist das ein Beitrag zur Produktivitätssteigerung und zum Wirtschaftswachstum, und kein Grund das fehlende Geld in der Tasche des bisherigen Dienstleisters zu bejammern.
„Die Frage ist nicht nur, ob die Aufhebung einer Regulierung Kosten sparen kann, sondern was der unregulierte Markt dann macht. Hier schafft man eine Regulierung ab, die Taxifahrer schützt. Die sind aber hier die schwachen Marktteilnehmer, daher ist das wahrscheinliche Ergebnis, dass deren Einkommen in den Keller geht.“
Was ist mit denen, die aufgrund der Eintrittshürden bisher gar keine Marktteilnehmer sind? Was ist mit den vielen Alg II Empfängern, die sich liebend gerne ein Zubrot verdienen würden, selbst wenn sie einen Großteil an den Staat abliefern müssen?
„Meine Rede. Der Standardeinwand gegen engmaschigem detaillierte Regulierungen der Märkte, nämlich dass wirtschaftliche Abläufe sehr kompliziert sind und ihr Nachvollziehen durch gesetzliche Normen viel zu sehr in’s Details gehen müsste, um praktisch handhabbar zu sein, hat sich durch die technische Entwicklung weitgehend entschärft. Planwirtschaft ist heutzutage für viel mehr Bereiche machbar und sinnvoll. Das Problem ist nur: macht keiner. Es ist aber nicht Teil der Diskussion um Uber, dass solche Apps demnächst eine Standardschnittstelle für das Finanzamt bieten müssen. “
Das wird aber kommen, bei sowas sind die Finanzbehörden durchaus auf Zack. Siehe beispielsweise die Besteuerung von dienstlich erworbenen Flugmeilen als geldwerter Vorteil direkt bei den Airlines.
„Das Recht ist tendenziell für alle gleich oder hat (noch) Vergünstigungen für die Schwächeren.“
Das trifft für Deutschland sicher nicht zu. Bestes Beispiel ist das deutsche Urheberrecht, das kein Fair Use und insbesondere keine Transformation als Schrankenregelung kennt.
@Bernd:
Die Finanzbehörden sind auf Zack?
Gerade im Taxi klappt die Bekämpfung der Schwarzarbeit ja prima, wie man allerorten hört.
Es ist doch nicht so, dass der Taximarkt irgendwelche hochpreisigen Privilegien verteidigt. Wo sind den die Rufe danach, dass Taxifahrer unnötigen Luxus abschaffen sollen, um wieder bezahlbar zu sein? Wir sollten immer möglichst besser sein und ein Teil des Ganzen ist die Einhaltung von (in meinen Augen minimalen) Regeln. Und die abzuschaffen soll jetzt die Lösung sein? Nur weil es für Uber toll ist?
Wir reden hier nicht davon, dass ich gerne weiter 25 € die Stunde verdienen will, sondern dass wir Taxifahrer überhaupt mal durchschnittlich auf das kommen, was ab nächstes Jahr Mindestlohn sein soll. Und ich kann als Beteiligter wirklich versichern: wir arbeiten immer effizienter und besser und sind da keineswegs fortschrittsfeindlich. Das größte Problem, das wir derzeit haben, ist, dass es zu viele Mitbewerber auf dem Markt gibt – das ist das Hauptdilemma. Oder zu wenige Kunden, das ist eine Frage der Betrachtung. In so einer Situation spricht wirklich nichts dafür, jetzt irgendwelche (wie erwähnt: nicht mal sonderlich hohen) Hürden abzuschaffen, bloß um noch mehr Leute reinzukriegen.
Hallo, so wie ich das verstehe sollte der markt frei gegeben werden. jeder der ein auto hat und einige mindestvorraussetzungen erfüllt kann,darf dann leute von a nach b bringen.. viele anbieter werden die preise purzeln lassen.
je billiger umso mehr leute werden ein auto bestellen. achso wer bestimmt den preis? angebot und nachfrage ? ständig wechselnde preise? wer fährt die alte omi 1 km zum aldi am stadtrand.? und wenn ja zu welchen preis? kann sie sich darauf verlassen das in einem monat der fahrpreis noch gültig ist oder gibt es niemanden mehr der eine stadtrandfahrt für 6 € macht.. ist vielleicht auch quatsch , weil die omi nicht zur zielgruppe gehört.(soll sich omi doch ein taxi bestellen). wie wird eigenlich umwege fahren sanktioniert ? wie mißbrauch von i-phone weitergabe usw. ? wie ging das mit der quittung für geschäftsleute oder die krankenkasse ?
gruß aus kiel rüdiger
@ThorstenV:
„Nur temporär. Der Mechanismus des kapitalistischen Verfalls ist derselbs, die Abwärtsspirale dreht sich aber schneller, wenn es mehr Arbeitslose pro Arbeitsplatz, niedriger Löhne, schlechteren Kündigungsschutz etc. gibt.“
Ich denke, hier sind wir eigentlich auf derselben Seite. Der Unterschied ist, was wir als Ziel wollen: Du willst, dass jeder einen 40-Stunden-Job hat, von dem er leben kann – was zu Wirtschaftswunderzeiten Standard war.
Ich will aber, dass weniger gearbeitet wird, und man trotzdem am Ende davon leben kann.
„Märkte funktionieren nicht so. Das wollte schon Bill Gates nicht glauben, der behauptet hat, er hätte kein Monopol, da es ja auch andere Software für dieselben Zwecke gibt. Damals warten die Office Produkte die größte Cash Cow. Wie soll man sich das nun vorstellen? Analysiert da z.B. der Privatanwender die verschiedenen Textverarbeitungen, die es gibt und nimmt dann die Beste? Oder nicht doch einfach, was üblich ist: MS Worse?“
Es haben sich selten die Ersten durchgesetzt: Wer erinnert sich noch an Lotus 1-2-3 (vor MS Excel)? Oder Myspace (vor Facebook)?
„Ich bin jetzt etwas überfragt, wer denn diese Bürokraten sein sollen. Ein paar Beamte der Gewerbeaufsicht? Mas macht denn deren Lohn umgelegt auf den Gesamtumsatz der Taxiwirtschaft aus? Welchen Teil davon macht die Ortskundeprüfung aus?“
Natürlich, das macht fast nichts aus. Aber zehn Cent bei einer Million Fahrten sind 100.000 Euro.
„Warum soll nicht jeder behandeln dürfen, sondern nur Ärzte und Heilpraktiker? Warum soll nicht jeder Rechtsrat erteilen dürfen, sondern nur Anwälte und speziell Befugte?“
Bei Ärzten ist es ganz einfach: Weil es da um Leben und Tod (oder zumindest um die Gesundheit) geht. Bei Rechtsanwälten ist es schon wieder anders – aber ich werde jetzt nicht die Büchse der Jura-Ausbildung aufmachen.
„Und dass bisherige Traditionen im Taxigewerbe überhaupt mal ernsthaft in Frage gestellt werden, ist ein begrüßenswerter Nebeneffekt. Aber eben nur ein Nebenefekt, den man auch ohne Uber haben könnte.“
Genau das, denke ich, würde nicht passieren. Ohne jemanden, der die Regeln konkret in Frage stellt, würden die Regeln einfach so bleiben.
@peer:
„Wenn die PbefG stark gelockert (bzw. aufgehoben) würde, also jeder einfach Leute befördert, dann hat man eben genau die Situation, die man in vielen Zwei- und Drittweltländern hat: Jeder mit einem Auto befördert Leute. Klingt gut, aber erst einmal machen sich die untereinander Konkurrenz (was für die Fahrer schlecht ist) und zweitens hat der Fahrgast einen sehr viel geringeren Schutz gegen Abzocke etc.“
Dafür gibt es ja Vermittler wie Uber, die das Risiko mindern, und zwar noch weiter als es beim Taxi zur Zeit der Fall ist.
@Sash:
„Du gehörst nun zum großen Teil der Leute, die gleichermaßen die Qualität der Taxen bemängeln und Uber als besonders kreative Neuentwicklung hinstellen. Bezüglich der Taxiqualität hast Du teilweise Recht. Aber auch wenn da z.B. die Funkzentralen in den letzten Jahrzehnten gerne mal geschlafen haben: MyTaxi hat kürzlich alle Fahrer gekickt, die weniger als 4 (oder waren es 4,5?) Sterne in den Bewertungen hatten. Uber ist also mitnichten die erste Bude, die auf Qualität setzt.“
Das wusste ich zum Beispiel nicht; ich habe, wenn ich ein Taxi gebraucht habe, einfach bei einer der örtlichen Zentralen bestellt oder bin vom Stand gefahren. Einen Mehrwert von myTaxi sah ich nicht, da ich dachte, dass so oder so das gleiche Taxi kommt.
„Und ganz ehrlich: die große Innovation von Uber ist, dass sie sich gemessen an der Bezahlung mit wenig Aufwand ein paar ihnen genehme Fahrten rausgreift.“
Es gibt da einen Spruch: Eine Idee ist wertlos, erst die Umsetzung ist etwas wert. Insofern kann man Uber anrechnen, dass sie die ersten waren, die sich getraut haben, so etwas umzusetzen.
„Die Gewinnmarge im Taxigewerbe liegt in Berlin bei unter 10%, Personenbeförderung ist ein raues Pflaster.“
Sag das nicht deinem örtlichen Supermarktbetreiber, für den ist eine Marge von über 1% schon Luxus 😉
„Und was wird uns Taxifahrern vorgeworfen: wir würden uns nur noch schlecht auskennen, seit es Navis gibt, die Qualität ist so mies – wenn das eine Berechtigung hat, dann stellt sich die Frage, warum man genau die Gesetze abschaffen soll, die den letzten Rest davon sichern.“
Schlecht auskennen ist mir ehrlich gesagt egal, wenn ich befördert werden will, darf der Beförderer auch gerne mit Navi fahren. Und die Qualität kann auch ein Vermittler schützen, vermutlich sogar besser als eine Behörde, die strikt nach Vorschrift vorgehen muss – ein Vermittler kann einen Fahrer rauswerfen, wenn er schlechte Bewertungen erhält, eine Behörde nur dann, wenn er Fehler macht.
„Und – was ich im letzten verlinkten Artikel angedeutet habe – einen öffentlichen Nahverkehr ohne Regulierungen will keiner. Bei all den unschönen Ausnahmen (die meiner Meinung nach auch geahndet gehören) ist es notwendig, dass Taxifahrer auch mal nach anderthalb Stunden Warten für 6 € ums Eck fahren. Auch besoffene Touris, die keine Freude sind und kein Trinkgeld geben. Solche Fahrten wird Uber nie machen, weil sie sich rein rechnerisch nicht lohnen. Zumindest nicht alle. Und wenn es nun für sowas Taxifahrer braucht, dann stellt sich die Frage, warum Uber sich die Rosinen rauspicken können soll, wenn sie nicht den gleichen Regeln unterworfen sind.“
Und ich frage mich, warum ich solchen Luxus quersubventionieren soll. In dem Kaff in dem ich derzeit wohne, braucht man derzeit irgendeine Form der Personenbeförderung – wochentags zwischen 0 und 4 Uhr, weil da kein Bus und keine Bahn fährt. In Berlin? Da kommt man zu (fast) jeder Tageszeit (fast) überall mit Bahn, Bus, U-Bahn und S-Bahn hin.
„Und guck Dir die Regeln doch an, die Uber umgeht: für einen P-Schein braucht es eine Ortskundeprüfung und zwei ärztliche Gutachten, die man auch mit 75 noch bestehen kann. Man braucht zwei Jahre einen Führerschein. Ist das echt zu viel verlangt von Leuten, die damit Geld verdienen wollen?“
Ich kann mir mein fiktives Auto mit acht Kumpels vollladen und quer durch Deutschland fahren, ohne diese Bedingungen zu erfüllen. Entweder man darf fahren (und hat einen Führerschein) oder darf es nicht. Warum noch weitere Abstufungen?
„Und der Rest ist noch viel unspezifischer: wer in Deutschland arbeiten will, braucht einen Arbeitsvertrag oder muss ein Gewerbe anmelden. Und letzteres ist eine Sache von 20 € und einem Formular. Diese geringen Auflagen sind für Uber so schlimme Drangsalierungen, dass sie sich als einzige nicht daran halten können/wollen?“
Das Problem ist, dass eine Gewerbeanmeldung automatisch dazu führen würde, dass das PBefG greifen würde. Würde man wirklich nur mit einer 20-€-Gewerbeanmeldung Menschen durch die Gegend fahren dürfen, würden das mit Sicherheit alle Uber-Fahrer machen.
„Hey, ein halbwegs vernünftiger Personenbeförderungsbetrieb muss Rücklagen bilden für Reparaturen, Ausfälle der Fahrer usw. Daran spart Uber, weil sie das alles auf Leute abwälzen, die – im schlimmsten Fall – keine Ahnung haben, was sie da tun.“
Ich denke nicht, dass Uber daran spart. Die Fahrer werden ganz ordentlich bezahlt und tragen diese Kosten selber, das ist der Unterschied.
„Wenn man der Meinung ist, man müsse Taxifahrer nicht übermäßig verhätscheln und neuem eine Chance geben – die Meinung darf man haben. Aber dann sollte man sich auch fragen, warum man andersrum ausgerechnet einem Unternehmen wie Uber unfaires Verhalten durchgehen lassen sollte.“
Ich sehe Uber auch nicht als der Weisheit letzter Schluss an, aber sie sind die Ersten, die sich trauen, dagegen anzugehen und werden damit einen Modellfall darstellen.
@ThorstenV:
„Das Recht ist tendenziell für alle gleich oder hat (noch) Vergünstigungen für die Schwächeren. Der Markt bevorzugt tendenziell die Starken, bereits etablierten.“
Schon mal daran gedacht, einen Onlineshop zu eröffnen? Abmahngefahren gecheckt? Den Großen ist das egal, die beschäftigen einen Justiziar und fertig. Den Kleinen kostet es aber gleich einen Großteil des Umsatzes, wenn er entweder einen Anwalt beauftragt oder abgemahnt wird. Übermäßig komplexe Regulierung bevorzugt die Starken, denn die können einfach den Bedingungen entsprechen, während Schwache keine Chance haben.
@katapult:
Sorry, aber Taxen sind ganz und gar nicht unnötig in der Zeit, in der andere Verkehrsmittel fahren. Natürlich, ich bin 32 und 2 Meter groß – ich kann besoffen auch drei Kilometer heimtorkeln. Aber erzähl das mal den mehreren Millionen Behinderten, den Rentnern. Was ist mit Leuten, die sich bei Dunkelheit nicht raustrauen, mit dem Verkehr überfordert sind und und und. Es ist leicht, als gesunder junger Mensch zu postulieren, dass man das ja alles nicht brauche.
Aber braucht es eine Feuerwehr? Wer so blöd ist, und sein Haus anzündet. Für die paar unverschuldeten Feuer reichen auch weniger Einsatzwagen, oder? Vielleicht kein gutes Beispiel, aber auch nur eines von vielen.
Natürlich ist Taxi AUCH ein Luxus, aber die Gesellschaft verlangt Mobilität und es soll Leute geben, deren Arbeitsplatz von Pünktlichkeit abhängt, die durch blöde fremdverschuldete Unfälle sonst das Abholen ihrer Kinder verpassen etc. pp.
Glaub mir, Du unterschätzt wirklich, was wir so an Arbeit wegschaufeln. Und das – nur mal nebenbei – wesentlich effizienter und billiger als spezielle Fahrdienste für Kranke z.B.
Natürlich reicht eine Gewerbeanmeldung alleine nicht. Aber selbst das will Uber nicht verlangen. Nicht mal diesen Witz an Bürokratie, der ja immerhin dem Finanzamt anzeigen würde, DASS da jemand irgendwas nebenher macht.
Zu den Kosten: hast Du mal Umfragen dazu gesehen, wie viel die Menschen glauben, für ihr Auto auszugeben? Und Uber richtet sich auch an die, die da „Ich tanke zweimal im Monat für 20 €, also 40.“ angeben. Ich kann Uber da keinen Vorsatz nachweisen, aber dass es ihnen zumindest mal egal ist, ob sich da jemand verrechnet, dessen bin ich sicher. Und langfristig wird sich das wegen der erwähnt niedrigen Marge nur für sehr wenige Leute lohnen. Insbesondere wenn dann mal das Finanzamt nachfragt. Klar, man kann das darwinistisch sehen und diese Menschen ins Verderben rennen lassen, wenn sie „so blöd“ sind. Halte ich aber für eine ziemlich arrogante Haltung.
@sash:
Wenn die Situation so ist, dass besonders viele Leute als Taxifahrer Geld verdienen wollen, dann spricht das eher für die Attraktivität des Gewerbes als dagegen. Das Argument mit dem Mindestlohn verstehe ich, aber die vielerorts praktizierte Limitierung der Konzessionen kann es aus Gründen der Chancengleichheit ja auch nicht sein. Dass die meisten Menschen lieber unterhalb des Mindestlohns verdienen als in die Alg II Mühle zu geraten, kann ich auch nachvollziehen, aber das drückt natürlich massiv auf die Verdienstmöglichkeiten.
Auf lange Sicht sind die aktuellen Scharmützel mit Uber eh nur Kinderfasching, der Ernstfall tritt erst mit der flächendeckenden Verfügbarkeit von selbstfahrenden Autos ein. Meiner Meinung nach sollten alle Beteiligten sich jetzt darüber Gedanken machen und nicht erst, wenn es zu spät ist und Hunderttausende Taxifahrer und Berufskraftfahrer auf der Straße stehen.
Mein Problem an dieser Diskussion ist, dass Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung der Taxibranche etwas auseinanderliegt. Uber&Co hätten doch überhaupt keine Chance, wenn die Taxibranche so toll wäre, wie jeder hier tut.
Aber wenn wir mal ganz ehrlich sind: Auf jeden Taxifahrer, der gerne auch die Oma 1km zum Aldi fährt, kommt mindestens einer, der Kurzstrecken-Kunden abwimmelt oder als Winker einfach auf der Straße stehenlässt. Wenn ich hier lese, wie gefährlich das Leben als Kunde bei UberPop ja wäre (keine Versicherung, schlecht ausgebildete Fahrer, stinknormale PKWs), fallen mir irgendwie nur 400.000km-Taxen ein, mit denen ich nachts bei 90km/h durch die Stadt gefahren wurde.
Das heißt nicht, dass ich Ubers Ansatz gut finde, die Fahrer zu „illegalem Taxibetrieb“ zu animieren. Dagegen gibt’s Gesetze, auch solche (UWG), mit denen man als Mitbewerber (Taxi-Zentrale oder -Innung) da relativ schnell für Ruhe sorgen könnte, wenn man wollte (Abmahnung/einstweilige Verfügung).
Aber die Tatsache, dass UberPop überhaupt eine Chance hat, liegt m.E. daran, dass viele Fahrgäste die Taxibranche insgesamt genauso lausig erleben wie ich und darum gerne für gleich schlechte Qualität auch günstigere Alternativen wählen wollen.
Ich hab keine Einwände damit, gegen Mißstände vorzugehen. Nur ist Uber halt dazu das falsche Mittel. Ich führe mal aus.
Es gibt keine Beförderungspflicht, die Oma kommt also auch so nicht zum Aldi.
Gegen 400000km-Vehikel hab ich pauschal nichts, das ist vorwiegend eine Wartungssache. Es gibt durchaus Baureihen, die unverwüstlich genug sind. Ist sicher ein Langläufer, aber solang das Ding TÜV hat und gewartet wird, seh ich da null Probleme.
Rasereien…hmja, eventuell fliegen die dann durchs Bewertungssystem raus und evtl. kann man auch eine Wiederanmeldung effektiv unterbinden…aber ehrlich gesagt glaub ich das nicht.
Ortsunkundige Fahrer wird man so auch nicht los. Zumal das eben wahnsinnig subjektiv ist. Ab einer bestimmten Fahrgebietsgröße wird das Wissen eben lückenhaft und in Großstädten gibts eben einen Haufen Straßen. Was mach ich jetzt, wenn jemand in Nürnberg die Messe nicht ohne Navi findet, aber im Nordwesten jeden Hinterhof kennt?
Touristenbeschiss wird auch bei Uber nur ausgefiltert werden können, wenn die Leute merken, dass sie beschissen werden. Das ist ja auch der Grund, warum sich die Umwegefahrer jetzt so lang halten können. Jemand, der es merkt, fällt nicht drauf rein und die, die es nicht merken, können logischerweise nichts dagegen machen.
Ja, Rasen ist ein Scheißthema, und hier ginge über Bewertungen evtl. was. Aber ich bin auch hier skeptisch. Erstens kann man in Städten kaum noch rasen, zweitens wirds zu selten gemacht um wirklich ein Thema zu sein.
Preise: Ja klar, wer würde nicht gern weniger zahlen. Aber so wie ich auch lieber die örtliche Brauerei unterstütze statt Öttinger zu trinken, ist es mir doch lieber, einfach weiterhin betrunken am Bahnhof ins Taxi zu fallen, anstatt dann noch mit ner App rumzufrickeln, die Bewertungen zu checken, zu schauen, ob ich überhaupt mitgenommen werde usw.
Und selbstfahrende Autos…naja, wir haben hier eine selbstfahrende U-Bahn und selbst die is noch einigen Leuten unheimlich. Und ich fahre da weiterhin lieber selbst. Oder lass mich von einem menschlichen Wesen fahren, das ich noch ohne Aufpreis mit meinem Geschwätz nerven kann.
Bernd:
„Wenn dieselbe Dienstleistung kostengünstiger angeboten wird, ist das ein Beitrag zur Produktivitätssteigerung und zum Wirtschaftswachstum, und kein Grund das fehlende Geld in der Tasche des bisherigen Dienstleisters zu bejammern.“
Es ist nur nicht dieselbe. Nicht aus Sicht des Kunden. Jetzt gilt Taxitarif, beim Markt gelten Marktpreise.
Auch nicht aus Sicht der Gesellschaft. Es erfordert neue Kontrollmechanismen um den Fall der heimlich geschäftsmäßig Tätigen in den Griff zu bekommen.
“Was ist mit denen, die aufgrund der Eintrittshürden bisher gar keine Marktteilnehmer sind?“
Solange die Nachfrage nicht steigt nimmt jeder von denen der sich durch Unterbieten in den Markt bringt einem anderen den Arbeitsplatz weg, der dann seinerseits durch Unterbieten wieder in den Markt drängt etc. Arbeitslose sind der Katalysator des Lohnverfalls: sie werden nicht weniger treiben die Reise aber ins Bodenlose. Lohnsenkungen können immer nur eine kurfristige Beschäftigungserhöung erzeugen.
„Was ist mit den vielen Alg II Empfängern, die sich liebend gerne ein Zubrot verdienen würden, selbst wenn sie einen Großteil an den Staat abliefern müssen?“
Da gibt es viele Möglichkeiten. Die Einfachste wäre: man gibt ihnen das Zubrot auch ohne Arbeit.
„Das trifft für Deutschland sicher nicht zu. Bestes Beispiel ist das deutsche Urheberrecht, das kein Fair Use und insbesondere keine Transformation als Schrankenregelung kennt.“
Wenn sich der Großkonzern genausowenig auf fair use berufen kann, wie der ALG II Empfänger, ist es für die beiden gleich. Gleich ist nicht notwendig gut oder gerecht.
„Das Gesetz in seiner majestätischen Gleichheit verbietet den Reichen wie den Armen, unter den Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln und Brot zu stehlen.“ – http://de.wikipedia.org/wiki/Anatole_France
Ich lade alle Befürworter von UberPop mal ein, eine Woche /einen Monat als regulärer Taxifahrer zu arbeiten. Derzeit leider noch nicht für 8,50 € pro Stunde, aber ab Januar, wenn hier im Ort voraussichtlich 100 Taxen ( 100-200 Arbeitslose mehr) nicht mehr fahren, auch für 8,50 € pro Stunde, den ganz normalen Tag eines Taxifahrers nachzuvollziehen. Und weiterhin bitte ich alle Befürworter dieser „APP“ mal in Ihrem eigenen Berufsumfeld Umschau zu halten: Es gibt bestimmt jemanden, der denselben Job viel billiger macht (okay, er wird ein paar vollkommen „überflüssige“ Regelungen nicht einhalten, aber er ist doch billiger….).
Bald sind wir alle arbeitslos und Spass dabei (Vicki Vomit) und unsere Jobs werden durch Roboter/Computer erledigt. Wer das will, weiter so….
@katapult : Nun ja als Frau und Pessimistin gehe ich da auch eher nicht von „Kleinigkeiten“ wie einen schlechten Fahrstil aus, sondern denn schon eher von einem sauberen Polizeilichen Führungszeugnis.
Mal abgesehen davon sollte es heute kein Problem sein, solche Sachen mit einer Kamera zu dokumentieren und so das „Aussage“ gegen „Aussage“ Prinzip zu wiederlegen. Zu mal so eine Beschwerde auch wesentlich mehr Gewicht hätte als eine Bewertung, bei der man erst mal überlegn muss, mit welcher Intention sie geschireben wurde oder die einfach untergeht.
@Senfgnu: Du missverstehst mich etwas. Ich sage nicht, dass UberPop ein Mittel ist, um gegen Missstände vorzugehen. Das hätten die Taxi-Vereinigungen schon selbst machen müssen. Ich sage nur, dass es das Ergebnis ist.
Taxifahren empfinde ich als teuer. Absolut gesehen deshalb, weil es nicht billig sein kann (Auto, Verbrauch, Personal => alles keine Diskussion). Und relativ gesehen deshalb, weil mich das Drumrum um die Leistung nicht besonders überzeugt.
Bei längeren Strecken nutze ich daher eher Limo-Dienste – „genauso teuer, aber besser“. Unkompliziertere Abrechnung, ruhigerer Fahrstil, besserer Service drumrum, und das ganze in einem neuwertigen 5er BMW, statt in einem 200.000km-Zafira mit Klebeband-Reparaturen (nicht böse gemeinte Anspielung; Sashs Taxi würde ich natürlich immer vorziehen). Dafür zahle ich am Ende dann 2 Euro mehr, habe aber das bessere Preis-/Leistungsverhältnis und bin darum zufriedener.
Das andere Extrem wäre dann UberPop – „genauso schlecht, aber billiger“. Da ist dann am Ende der Kunde auch zufriedener, weil er ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis hatte.
Wenn die Leistung (und damit das P/L-Verhältnis) gut wäre, würden mich die Alternativen gar nicht interessieren. Ob ich jetzt in einem schwarzen oder beigen Auto bei meinem Kunden ankomme, interessiert doch genau niemanden. Ist sie aber (sehr oft) nicht, und wenn es die Taxibranche nicht selbst auf die Kette bekommt, da mal ein paar einfache Qualitätsstandards festzulegen, darf sich auch keiner wundern, wenn die Kunden Angebote mit besserem P/L-Verhältnis annehmen.
@Bernd:
Sicher ist das Taxigewerbe attraktiv. Einer der Gründe ist banal: man verdient mehr als man mit ALG2 kriegen würde. Viele weitere Ursachen sind aber zum einen die (relativ) leichte Zugänglichkeit, die Möglichkeiten, schwarz zu arbeiten und nicht zuletzt auch teilweise absurde Vorstellungen von den Verdienstmöglichkeiten. Man könnte an dem Rad sicher noch ein bisschen weiter drehen, würde der Mindestlohn nicht kommen, aber der Zug ist vermutlich abgefahren. Und dann werden einige auf die Nase fallen. Und dann nochmal mit Einführung des Fiskaltaxameters.
Um selbstfahrende Autos wird sich in der Branche niemand kümmern, das kann ich fast versprechen. Wenn selbstfahrende Autos legal über diese Straßen rollen dürfen, werden neue Buden, notfalls Google das Geschäft übernehmen, da bin ich sicher. Wie sollte es auch anders sein? Die Kompetenz der meisten im Gewerbe liegt alleine beim Fahren und bei der Ortskunde – was beides hinfällig sein wird. Auch wenn das fatalistisch klingt: was soll ich denn machen: mich zum Programmierer oder Mechatroniker umschulen lassen?
@Joern:
Dass wir auch deswegen Konkurrenz haben, weil manch einer wie Du mit dem Service nicht zufrieden ist, das ist wahr. Und das ist in meinen Augen gerechtfertigt. Ich find’s als Taxifahrer nicht schön, aber ich hab noch nie über den Limousinendienst von Uber gemeckert, oder? Also jetzt ein paar schnippische Kommentare, ja. Aber vor UberPOP, so von wegen Konkurrenz.
Mir – und sicher auch einigen anderen Fahrern – geht es wirklich nicht um’s Klein-Klein, ein paar Kunden zu verlieren.
(Und mal ehrlich: bei weit über 100.000 Fahrten täglich in Berlin würden sie so oder so ein Weilchen brauchen, eine wichtige Rolle zu spielen)
Konkurrenz haben wir immer wieder bekommen. In manchen Städten sind Minicars beliebter als Taxis und Limousinendienste gibt es in Berlin z.B. zuhauf. Auch wenn Uber es gerne anders sieht: da sind sie überhaupt keine innovative Bude, sie haben bloß ein höheres Werbebudget. Der ganze Shitstorm jetzt ist einzig Folge der Tatsache, dass ihr neues Konzept illegal ist.
@Taxi 123:
„Bald sind wir alle arbeitslos und Spass dabei (Vicki Vomit) und unsere Jobs werden durch Roboter/Computer erledigt. Wer das will, weiter so….“
Also ich fände das toll. Der Roboter arbeitet und ich kriege das Geld? Perfekt!
@Lyra:
„Nun ja als Frau und Pessimistin gehe ich da auch eher nicht von “Kleinigkeiten” wie einen schlechten Fahrstil aus, sondern denn schon eher von einem sauberen Polizeilichen Führungszeugnis.“
Das prüft auch Uber.
@katapult
„Ich will aber, dass weniger gearbeitet wird, und man trotzdem am Ende davon leben kann.“
Das funktioniert, wenn Uber nur Mitfahrzentrale wirkt, da dann sowieso durchgeführte Fahrten, besser genutzt werden. Gleichzeitig wirkt es dagegen, denn wenn die Einnahmen der Taxis sinken, muss der Einzelne mehr arbeiten, um noch den Lebensunterhalt reinzukriegen. Dieser letzte Effekt ist aber im Gegensatz zum ersten unbegrenzt, auch dann wenn nicht mehr nur sowieso gefahrene Strecken von Uber übernommen werden. Daher erwarte ich eher, dass Uber dem Ziel „weniger arbeiten, bei gleichem Einkommen“ entgegenwirkt, so wie eben jedes Lohndumping.
“Es haben sich selten die Ersten durchgesetzt:“
Wer „der Erste“ ist eine Frage dessen, worauf man sich bezieht. Darum geht’s mir aber so nicht, sondern darum, dass markttypisch ist, dass die Großen rein aufgrund ihrer Größe Vorteile haben. Es reicht daher nicht, wenn der innovative Neuling auf dem Markt besser ist, sondern er muss um mindestens soviel besser sein, dass er die Vorteile ausgleichen kann.
“Bei Ärzten ist es ganz einfach: Weil es da um Leben und Tod (oder zumindest um die Gesundheit) geht.“
Wenn das wirklich der alleinige Grund wäre, müssten wir die Möglichkeit der Selbstmedikation abschaffen. Außerdem ist ein Taxifahrer, der z.B. ein Alkoholproblem hat, auch eine Gefahr für Leben und Gesundheit anderer.
„Und ich frage mich, warum ich solchen Luxus quersubventionieren soll. In dem Kaff in dem ich derzeit wohne, braucht man derzeit irgendeine Form der Personenbeförderung – wochentags zwischen 0 und 4 Uhr, weil da kein Bus und keine Bahn fährt. In Berlin? Da kommt man zu (fast) jeder Tageszeit (fast) überall mit Bahn, Bus, U-Bahn und S-Bahn hin.“
So gesehen ist das Taxigewerbe in Berlin überhaupt Luxus, abgesehen von den schon genannten Omis und Behinderten.
„Ich denke nicht, dass Uber daran spart. Die Fahrer werden ganz ordentlich bezahlt und tragen diese Kosten selber, das ist der Unterschied.“
Das kann in einer relativen Hochlohnphase, wie wir sie jetzt haben einige Zeit gut gehen, wird aber langfristig zusammenbrechen, da es einfach zuviele Amateurfahrer für den Bedarf gibt.
„Den Großen ist das egal, die beschäftigen einen Justiziar und fertig. Den Kleinen kostet es aber gleich einen Großteil des Umsatzes, wenn er entweder einen Anwalt beauftragt oder abgemahnt wird. Übermäßig komplexe Regulierung bevorzugt die Starken, denn die können einfach den Bedingungen entsprechen, während Schwache keine Chance haben.“
Die Bevorzugung liegt aber in der Natur, nicht im Recht. Es kann natürlich sein, dass das Recht diese Bevorzugung ausgleichen sollte, aber das heißt nicht, dass es ungleich behandelt, sondern nur, dass verschiedene Dinge nicht gleich behandelt werden sollen.
@katapult
„Also ich fände das toll. Der Roboter arbeitet und ich kriege das Geld? Perfekt!“
Ein totaler Markt, wie Uber ihn schafft bietet sich aber eher nicht als das Mittel der Wahl an, um das zu realisieren. Der Marktdruck verlangt billiger Leistung, ob das so ist, weil der Anbieter bessere Technik verwendet oder dadurch, dass der Arbeiter weniger Lohn bekommt, ist erstmal egal, im Zweifelsfall kann am Ende nur der bestehen, der beides macht. Nur Uber bleibt über. Will man mehr Automatisierung über Marktmechanismen erreichen, muss man die Preise für Arbeitskraft hoch halten, was zugleich dafür sorgt, dass sie „das Geld kriegen“. Außerdem muss man unterbinden, dass die Leute zu lange arbeiten. Durch Arbeitszeithöchstgrenzen oder sehr hohe Steuern für höhere Einkommen. http://www.youtube.com/watch?v=9sXuWoKJT28
mal ganz platt aus meiner sicht als taxikunde ohne einen lösungsvorschlag zu wissen oder was der grund dafür ist:
ich fahre als relativ junger spund primär abends/nachts am we mit dem taxi.
das ist schlicht zu teuer! wenn 1km allerhöchstens 1€ kosten würde, wäre ich wesentlich öfter fahrgast und das auch für distanzen um die 20km. und das dann aber auch ohne anfahtrgebühr o.ä.
ich kenne die kalkulation und die zusammensetzung der preise nicht (gibts dazu irgendwo was?). Aber würdet ihr taxifahrer dann bspw. in stadtmitten quasi im dauereinsatz personen befördern können?
FYI, hier eine Einschätzung der rechtlichen Situation:
http://www.lto.de/recht/hintergruende/h/uber-pop-taxi-app-service-berlin-rechtswidrig-personenbefoerderung/
(Sash) „Aber Uber kommt mit einer Menge Werbebudget und ihr Chef gibt offen zu einen Krieg gegen Taxifahrer zu führen.“
(Sash) „Uber ist gut darin, sich als kleines Startup zu präsentieren, das von irgendwelchen bösen Taxikartellen bedroht wird, tatsächlich versuchen sie überall wo sie auftauchen ohne Rücksicht auf geltende Gesetze mit möglichst viel Geld eine aggressive Verdrängungspolitik zu betreiben.“
(Sash) „Wenn man der Meinung ist, man müsse Taxifahrer nicht übermäßig verhätscheln und neuem eine Chance geben – die Meinung darf man haben. Aber dann sollte man sich auch fragen, warum man andersrum ausgerechnet einem Unternehmen wie Uber unfaires Verhalten durchgehen lassen sollte.“
Erinnert mich an einen „kreativen Zerstörer“ aus den Niederlanden so um 2002… mit einem winzig kleinen Laden (und mehrerern riesigen Konzernen hinter zwei Ecken als finanzielle Stütze im Rücken), machte sich ein Herr Ralf Däing mit seinem Haus (und ein paar Kumpels, z.B. Herrn Max Müller) auf, den deutschen Apothekenmarkt an allen Gesetztes vorbei umzukrempeln, denn mit ein paar Steuertricks ließe sich doch da so richtig was verdienen! Er schaffte rechtzeitig den Absprung, hat nach Jahren der (fremdausgeglichenen) Verluste sein Haus am Däing gewinnbringend an einen schweizer ärztlichen Rosenhändler verschachtert, und betreibt, soweit man hört, jetzt ein Kaffeefahrtenunternehmen für deutsche Senioren. Die fraglichen deutschen Gesetze wurden übrigens über Jahre an sein (bis zu ebenjenen Gesetzenänderungen) illegales Treiben angepasst, damit der deutsche Staat sich nicht immer so ärgern muss über dieses hohen und mit Bundespräsidialen Würden ausgezeichneten Gründerintellekt. (Wenn man die Firma an die bundespresidiale Auszeichnung erinnert, ist sie lustiger Weise heute genau so betroffen wie der damalige raue Bundespräsident, der ja damals gar nicht wissen konnte, wen er da warum für Gesetztesbrüche und Verbraucherirreführung auszeichnete.) Geschichte wiederholt sich. Drücken wir die Daumen, dass dieses Mal die Politik nicht so verblendet (und bestochen) ist wie damals!
Als Fahrerin hab ich im Taxi aber auch den Vorteil, dass ich sowohl stillen als auch lauten Alarm auslösen kann. Die Zentrale kann meine Position per GPS feststellen. Im Privatauto hab ich das nicht.
Es geht nicht nur darum, dass manche Kunden abgezockt werden (Umwege), sondern manchmal auch die Taxifahrer. Und ich würde jetzt erstmal nicht ausschließen, dass der ein oder andere „Fahrgast“ auch mal einen Uber-Fahrer überfällt.
Ich finde die Diskussion um UberPOP hier und in allen anderen Medien äußerst interessant. Wie kommt es, dass Medien, die ansonsten sehr stark entlang der Einhaltung von Recht und Ordnung diskutieren, in diesem Fall ganz offensichtlich ohne kritische Hinweise die Vorteile dieser App preisen? Und wie kommt es, dass in den verschiedensten Foren einzelne Foristen ausgiebig und ausführlich selbst knappe, stichhaltige Argumentationsschienen tot schreiben, ohne wirklich auf die vorgetragenen Argumente einzugehen? Stattdessen werden permanent die vermeintlichen Vorteile dieses neuen Instruments hervorgehoben.Was ist da los? Die Unzufriedenheit mit Taxidienstleistungen, resultierend aus permanent erlebten unschönen Situation mit Taxifahrern kann es definitiv nicht sein, denn dann stünden meine Erfahrungen diesen anderen diametral entgegen!
Hat Uber soviel Geld für Marketing, dass das Unternehmen entsprechende Marketingagenturen bezahlen kann, die den Werbefeldzug auf den unterschiedlichen Kanälen mit Hilfe zahlreicher Multiplikatoren initiieren und tragen?
(Bereitet man damit den Boden für eine Klage des Unternehmens Uber gegen Deutschland bzw. einzelne Verwaltungsbehörden auf entgangene Gewinne?)
Wie in dem von Johannes verlinkten Text der LTO (mein entsprechender Forumsbeitrag beim Tagesspiegel wurde leider nicht freigeschaltet [vielleicht lag es daran, dass ich Hr. Gennies gefragt habe, ob er als studierter Volontär den Unterschied zwischen UberPOP und MyTaxi nicht erkenn könne?]) sehe ich es auch so, dass es sich nicht um die Vermittlung einer Mitfahrgelegenheit handelt. Denn ich als Mitfahrer bestimme , wo es langgeht. Die von UberPOP ausgesprochenen Empfehlungen für die Höhe der Fahrtkostenpauschale sind als fester Tarif zu sehen ist (der deutlich über den eigentlich entstehenden Fahrtkosten liegt). Und komme mir keiner mit dem Argument, die Mitnahmepauschale oder Trinkgeld seien frei verhandelbar. Kann ich als Fahrtenanbieter die Vermittlungsgebühr von Uber nicht entrichten, bekomme ich ganz sicher keine Fahrten mehr. Und letztlich wird zur Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung angeregt, denn anmelden werden die Mitnehmer ihre Dienstleistung ganz sicher nicht. Einziger Profiteur ist Uber. Ganz abgesehen von den ungeklärten haftungsrechtlichen Fragen im Falle eines Unfalls mit Personenschaden beim Mitfahrer.
[…] / UberLux und das Ridesharing-Angebot UberPop in einen Topf geworfen, was auch von Taxifahrer Sascha Bors (Sash) in seinem Blog zurecht bemängelt wird. Die Folgen, die rechtliche Bewertung und die Wirkung auf das Gesamtverkehrssystem sind jedoch […]
@mordred:
Ich hab das oft nebenher beschrieben, aber scheinbar nie als eigenen Artikel. Also denn:
Taxifahren ist vor allem deswegen teuer, weil man sich ganz alleine einen eigenen Angestellten hält, der mit einem vergleichsweise teuren Gerät, das man ganz alleine aus diesen Einnahmen bezahlt (und wartet, pflegt etc.). Und – auch das hast Du schon ganz gut erkannt: man zahlt auch dafür, dass wir teilweise auf die Fahrten warten, irgendwo hinfahren müssen usw. usf.
Gerade letzteres macht viel aus, denn es sind z.B. Einstiegspreis und der hohe Preis der ersten Kilometer, die die durchschnittliche Fahrt so teuer machen. 1€ pro Kilometer ist das, was mein Chef von mir erwartet, das kann man Pi mal Daumen tatsächlich als den Preis sehen, der gerade noch so kostendeckend, bzw. lohnend ist. Um das direkt so auch dem Kunden zu berechnen, müssten wir also wirklich jeden Meter besetzt sein. Wäre also rein theoretisch möglich. In der Praxis scheitert das daran, dass Kunden z.B. nicht gleichmäßig verteilt wohnen und zu jeder zeit gleichmäßig Taxi fahren. Wir müssen auch mal morgens um 4 Uhr in einen Vorort fahren und dann leer in die Stadt zurück. Wir müssen Kunden zu Hause abholen oder vom Arzt oder Club oder dem Restaurant und können nicht einfach am Wohnblock einen Kilometer entfernt stehenbleiben, wo der letzte Fahrgast ausgestiegen ist.
Ich bin auch der Meinung, wir könnten mit niedrigeren Preisen mehr Kundschaft haben und prinzipiell eher kritisch gegenüber Tariferhöhungen. Denn so lange wir besetzt sind, verdienen wir ja gut genug. Grenzenlos nach unten drehen lässt sich das aber auch nicht. Und ich bin schon froh, dass mir der erste Kilometer nach einer Stunde warten gleich einen Fünfer bringt (also mir selbst 2,50 € etwa). Längere Fahrten werden ja entsprechend günstiger. Hier in Berlin kommt man für einen Zehner 4 km, für einen Zwanni 10 km und für dreißig Euro etwa 20 km weit. Und selbst unter 10 € sind wir für 3 bis 4 Leute manchmal günstiger als die BVG – und die können so eine Fahrt teilweise auf 50 bis 200 Leute umlegen.
Und, um zum Thema zurückzukommen: viel billiger ist Uber im Schnitt auch nicht. Die greifen dann halt bei hoher Auslastung zu und vervierfachen den Preis. Das können und dürfen wir Taxifahrer nicht.
FAZ von heute:
Uber profitiert von Taxiprotesten. Mehrere tausend neue Kunden, mehrere hundert neue Fahrer. Für Wundercar gilt das ebenso..
@elder taxidriver:
Ja mei, sowas kann man nicht ausschließen. Totschweigen hätte auf Dauer bei Ubers Werbefeldzug auch nicht geholfen.
Mal sehen, wann mit einem UberPop-Fahrer der erste Unfall mit Personenschaden passiert, muss ja nicht mal vom Fahrer selbst verschuldet worden sein. Es reicht, wenn dem UberPop-Auto völlig unverschuldet an einer roten Ampel jemand voll hinten reindonnert. Da möchte ich dann weder Fahrer noch Fahrgast sein wenn die Versicherung die Leistung verweigert und der Fahrgast den Fahrer verklagt. Die Versicherung wird dem Fahrgast die Zahlung verweigern, da das Fahrzeug nur für den Privatgebrauch versichert war und der Fahrer wird wegen der Forderungen des Fahrgastes sein Leben lang finanziell nicht mehr aus den Augen gucken können. Wenn der Fahrer nicht zufällig gerade reich ist, wird auch hier für den Fahrgast nichts zu holen sein. Aber hey, shit happens, dafür spart der Fahrgast doch gerne 3.- Euro für die Fahrt, das ist das Risiko schon wert…
Du möchtest ein UberPop-Fahrer werden? Nun gut, dann legalisieren wie das Ganze doch einfach mal. Gestatten wir dem privaten Fahrer, ein Gewerbe anzumelden, ohne dabei die Auflagen des PBefG zu erfüllen.
Konkretes Beispiel: Fahrtlänge 5km, Fahrtdauer 10 min., Anfahrt zum Kunden auch 5km und danach wieder nach Hause, nochmal 5km. Macht nach Uber-Kalkulation = 8,50 Euro.
Dann gehen vom Fahrpreis erstmal 19% MwSt. ans Finanzamt. Wieso 19% und nicht 7% wie beim Taxi? Na ganz einfach, wir wollten ja dass PBefG ausklammern und der ermäßigte Satz von 7% gilt nun mal nur für Taxen bei Personenbeförderung im Pflichtfahrgebiet. Also schon mal 1,35 Euro weg. Wer der Rechnung nicht folgen kann, möge bitte googeln (8,50 Euro /119 x 19).
Als nächstes drückt er 20% Provision an Uber ab, nochmal 1,70 weg.
Spritverbrauch, Fahrzeug sehr sparsam, 7L/100m Diesel bei einem Preis von derzeit ca. 1,30 Euro brutto pro Liter. Macht bei insgesamt 15km ca. 1,15 Euro netto.
Verbleiben also von den 8,50 Euro gerade noch 4,30 Euro für die Fahrt. Falls hier Betriebswirte oder änliches mitlesen, bitte nicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Ich weiß, dass das eine katastrophale Kalkulation ist, aber eine korrekte Kalkulation würde wahrscheinlich niemand mehr glauben, die Wirklichkeit sieht deutlich beschi… aus.
Die Kfz-Versicherung möchte mehr Geld, da das Fahrzeug nicht mehr rein privat genutzt wird, kann ich jetzt natürlich nicht genau in der Höhe beziffern. Es wird sich die IHK melden, weil man als Gewerbetreibener automatisch zwangsvermitgliedet wird. Dann meldet sich die Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltung. Bei der Einkommensteuer geht nochmal je nach persönlichem Steuersatz einiges ab. Kosten für Wartung und Instandhaltung durch die höhere Kilometerleistung, Krankenversicherung, usw.
Herzlich Willkommen im Lohnschlaraffenland eines Taxifahrers. Wer hat hier letztlich nur gewonnen? Richtig, Uber, die kassieren nämlich von jeder Fahrt 20% und denen ist es völlig wurscht, dass Du legal davon nicht leben kannst und wenn Du davon leben möchtest, alles illegal machst und Dich daher strafbar machst. Das wird natürlich jeder UberPop-Fahrer auch irgendwann mal schnallen und damit aufhören, aber wenn es z.B. in Berlin 10.000 Leute mal als Fahrer versuchen und jeder nur insgesamt 20 solcher Fahrten im Monat macht, dann fehlen dem Taxigewerbe 200.000 Fahrten. Dem UberPop-Fahrer hat es unterm Strich nichts gebracht, ein paar weitere Taxibetriebe sind pleite gegangen, einige Taxifahrer arbeitslos, aber Uber hat mit 0 Risiko wieder 340.000 Euro mehr auf dem Konto.
Übrigens, weil Taxen ja so teuer sind (wir werden ja sogar als „Taxikartell“ bezeichnet) und wir uns alle eine goldene Nase verdienen, fahren ja auch alle S-Klasse, Bentley und Jaguar. Schaut Euch die Taxen an und Ihre Fahrer, alles Edelkarossen und die Kutscher im feinsten Zwirn und ’ne fette Rolex am Handgelenk…
@Uwe:
Ich gebe zu, ich hätte es nicht so provokant und polemisch ausgedrückt, aber die Zusammenfassung ist geradezu herrlich! 😀
@Uwe: Schöner Beitrag. Allerdings mir dann doch ein bisschen zu sehr schwarzgemalt.
Zuerst haust Du mit dem Versicherungsschutz um Dich und rechnest vor, dass der dumme Fahrgast für 3 Euro Ersparnis ein großes Risiko eingeht. Das ist Blödsinn. Natürlich ist der Fahrgast versichert – die Versicherung mag sich vielleicht(!), je nach Vertrag, das Geld vom Halter wiederholen wollen, aber sie muss erstmal für Schäden an Fremden – auch dem Fahrgast – aufkommen. Selbst wenn das Auto von betrunkenen Minderjährigen geklaut und irgendwo gegengesetzt wird, muss die Versicherung für Schäden an Fremden aufkommen – warum sollte das hier anders sein? (Zumal in Deinem Beispiel ohnehin jemand anderes Schuld ist und darum dessen Versicherung haftet).
Übrigens würde bei Deiner Argumentation auch jeder Taxi-Fahrgast ein unnötiges Risiko eingehen, solange er sich nicht davon überzeugt, dass beim Fahrer alles korrekt ist (P-Schein und Führerschein vorhanden, keine Schwarzarbeit usw.).
Dann rechnest Du vor, wie wenig ein UberPop-Fahrer verdient und dass sich das ja überhaupt nicht lohnt. Wenn wirklich jemand glaubt, er könne jetzt von Null auf Hundert ins Personentransportgeschäft einsteigen und da reich werden, bin ich absolut bei Dir. Die Frage ist aber, wie viele Leute das wirklich denken und sich deshalb bei UberPop anmelden?
Wenn bestehende Fahrer – MiniCars, z.B. aufgrund ihrer Fahrzeugkategorie nicht für Uber-Limo in Frage kamen, Kurierfahrer, Behinderten-Transpoirtdienstleister, sonstwer – einfach ihren Leerstand damit weitervermarkten, dann mag 4,30 Euro für eine 5km-Fahrt nicht viel sein, aber ist vielleicht immer noch besser als die Alternative „an der Pommesbude unbezahlt auf Aufträge warten“.
Und wenn Studenten oder andere „ein paar Euro dazuverdiener“ das machen, dann hakt Deine Rechnung schon am ersten Satz („19% gehen ans Finanzamt“ … Stichwort §19 UStG). IHK dürfte gering sein (vielleicht sogar 0, kenne mich in Berlin nicht aus), Berufsgenossenschaft ist auch nur Panikmache (ist nämlich beitragsfrei, solange man keine sozialversicherungspflichtigen Angestellten hat). In Deiner Beispielrechnung bleibt also mehr als ein Euro mehr hängen als von Dir gerechnet – selbst wenn man wirklich Deine Verdreifachung der Strecke wegen An- und Abreise zugrunde legt, sind wir schon bei 10 Euro Stundenlohn. Es gibt schlechtere Studentenjobs.
Und zum Schluss kommt die traurige Geschichte, dass die armen UberPOP-Fahrer ja auch nichts verdienen, nur Uber wird reich und arme Taxiunternehmen gegen pleite. Geht mir dann doch etwas zu sehr auf die Tränendrüse. Wenn man aber Deine 340.000 Euro Monatseinnahmen für Uber mal zurückrechnet (ohne irgend eine Wertung, ob Deine Zahlen realistisch sind … kann ich überhaupt nicht beurteilen), gehst Du also von 20 Millionen Euro im Jahr aus, die der Taxibranche hier Deiner Meinung nach weggenommen werden. Da würde ich natürlich als Branche, die sich jahrzehntelang darauf ausgeruht hat, dass man relativ konkurrenzlos ist, auf auf die Barrikaden gehen.
Ich glaube ja, dass das alles überschätzt wird. UberPop wird genau wie AirBNB bei Unterkünften oder Mein-Fernbus&Co bei Überlandfahrten seine Fangemeinde bekommen, die es einfach cooler finden, das zu nutzen und nebenbei zu sparen. Der Großteil der Leute aber wird Hotels, der Bahn, oder hier eben: dem Taxi treu bleiben.
Mich würde allerdings in dieser Diskussion ein anderer Aspekt noch interessieren: Warum existiert das Angebot denn überhaupt noch, bzw. was macht denn die offizielle Taxi-Vertretung dagegen? Wenn die Sache juristisch so eindeutig ist, wie alle behaupten (und wie ich „aus der Ferne“ auch glaube), dann wäre es doch WENIGER Aufwand und auf die ganze Branche betrachtet womöglich sogar GÜNSTIGER als der Streik, einfach per einstweiliger Verfügung den Dienst von jetzt auf gleich zu verbieten, und dann ist’s gut. Statt dessen wird ein Streik organisiert – mit welchem Ziel überhaupt? Das wirkt als Außenstehender (der aber auch weit weg wohnt und urlaubsbedingt auch wenig deutsche Medien verfolgt hat) relativ unentschlossen.
Joern schrieb:
„Zuerst haust Du mit dem Versicherungsschutz um Dich und rechnest vor, dass der dumme Fahrgast für 3 Euro Ersparnis ein großes Risiko eingeht. Das ist Blödsinn. Natürlich ist der Fahrgast versichert – die Versicherung mag sich vielleicht(!), je nach Vertrag, das Geld vom Halter wiederholen wollen, aber sie muss erstmal für Schäden an Fremden – auch dem Fahrgast – aufkommen.“
Die PKW-Haftpflichtversicherung des Fahrers wird bei einem von diesem verschuldeten (oder auch nur mitverschuldeten) Unfall keinen einzigen Cent zahlen! Dieser Fahrer hat nämlich gegen das Kleingedruckte der Versicherungsbedingungen verstoßen (indem er gewerblich fuhr) und hat damit keinerlei Versicherungsschutz mehr. Es braucht wohl nicht allzu viel Phantasie, um sich auszumalen, daß die mit allen Wassern gewaschenen Advokaten, die für Versicherungskonzerne schuften, keine besondere Mühe haben werden, ihren Standpunkt bei so ziemlich jedem Gericht durchzuboxen. Das wird wohl jeder bestätigen können, der schon mal versucht hat, eine Versicherung zum Zahlen zu bewegen.
Ferner würde ich empfehlen, irgendeinen Taxiunternehmer zu fragen, auf wieviel sich denn wohl die Haftpflichtversicherung für sein Taxi im Jahr beläuft. Vorher vielleicht noch einen Schnaps trinken, damit man nicht umfällt vor Schreck, wenn der Taxiunternehmer mit den Prämien rausrückt. Salopp ausgedrückt: die Haftpflichtversicherung für Taxis und Mietwagen ist sauteuer.
Was die Raserei angeht, so glaube ich eher nicht, daß ein Uber-Fahrer sich ihrer schuldig machen wird – zumindest nicht, wenn er noch alle beisammen hat.
Anders als beim Taxi-Tarif zählen beim Uber-Tarif nämlich nicht nur die gefahrenen Kilometer, sondern auch die verbrauchte Zeit. Und zwar immer! Beides auf einmal! Für den Uber-Fahrer kann eine Fahrt also gar nicht lang genug dauern! Wenn er klug ist, fährt er in jeden Stau rein, den er nur finden kann.
Daß Uber sich mit UberPOP lange auf dem deutschen Markt halten kann, ist wohl eher unwahrscheinlich. Es ist ganz offensichtlich, daß Uber hier auf der Suchen nach Mietwagenfahrern ist (was anderes gibt die deutsche Gesetzeslage nun einmal nicht her). Diese Geschäftsprozeduren als „Mitfahrgelegenheiten“ zu bezeichnen, wird vor keinem Gericht Erfolg haben.
Mietwagenfahrer brauchen von Gesetzes wegen einen P-Schein. Wer sich nun bei Uber als Fahrer bewirbt, muß alle möglichen Dokumente vorlegen – sogar ein polizeiliches Führungszeugnis. Nur eines nicht: den P-Schein. Diese Unterlassungssünde wird sich wahrscheinlich eines Tages als Eigentor herausstellen.
@Ex-Taxilerin: Die Behauptung, der Fahrgast sei nicht versichert, wird nicht richtiger, wenn Du sie nochmal wiederholst.
Aus der Haftung gegenüber Dritten kommt die Versicherung nicht raus. Es handelt sich ja um eine Pflichtversicherung – entweder sie gilt (dann gilt sie immer … egal ob der Fahrer nicht hätte fahren dürfen, ob die Fahrt nicht hätte stattfinden dürfen, oder oder oder). Oder sie gilt nicht (dann muss die Versicherung das dem Straßenverkehrsamt mitteilen und die legen das Auto dann still). Eine Welt dazwischen gibt es nicht. Einzige Ausnahme wäre, wenn der Fahrgast am Schaden(!) eine Mitschuld hat (Fahrer abgelenkt oder z.B. bei einem Betrunkenen eingestiegen, d.h. bewusst in Gefahr begeben). Und nein – die blosse Benutzung eines der verhassten nicht-beigen Taxis alleine ist noch keine Form von in-Gefahr-begeben in diesem Zusammenhang.
Im Innnenverhältnis kann sich die Versicherung an ihrem eigenen Kunden natürlich versuchen, schadlos zu halten bzw. eine Vertragsstrafe geltend zu machen. Das ist aber nicht das Problem des Fahrgastes.
Das ist analog das gleiche wie ein Unfall, bei dem der 18-jährige Sohn gefahren ist, obwohl Papa in der Versicherung „keine Fahrer unter 23“ angekreuzt hat. Auch dann gilt umgangssprachlich „kein Versicherungsschutz“, aber auch dann muss die Versicherung bezahlen (und holt sich dann einen Teil von Papa wieder, weil der gegen seinen Vertrag verstoßen hat).
Und die unterschwellige Unterstellung, UberPops Fahrer würden, wenn sie schlau sind, extra langsam und extra oft in Staus fahren … einverstanden, lass uns gerne auf diesem Niveau diskutieren. Ich hoffe, dann ist es aber auch ok, wenn ich meine letzte Taxifahrt von vorgestern (ungepflegter, stinkender und unfreundlicher Fahrer) als repräsentativ ansehe?
Dass manche Leute (Journalisten, Politiker) manchmal null [0] Ahnung davon haben, worum es geht, versteht man erst wirklich, wenn es einen selbst / eigene Sachthemen betrifft.
@Joern
Nun ja, es wird sicher Gründe dafür geben, daß die Haftpflichtversicherung für ein E-Klasse-Taxi um ein Vielfaches teurer ist als die für eine E-Klasse, die von einem Privatmenschen gefahren wird. Und warum es nur wenige Versicherer gibt, die eine solche Versicherung überhaupt im Angebot haben.
Ich unterstelle UberPOP-Fahrern gar nix, zumal es bisher kaum welche von ihnen gibt. Allerdings wage ich durchaus zu behaupten, daß UberPOP-Fahrer genau wie Taxler versuchen werden, mit ihrer Arbeit so viel Geld wie nur möglich zu verdienen. Und das funktioniert eben in beiden Fällen am besten, indem man die Staus nutzt; und im Falle von Uber auch noch, indem man so lang wie nur möglich für eine Fahrt braucht.
Ich habe immer versucht, meine Fahrgäste schnellstens wieder loszuwerden – denn die nächste Tour hätte ja zum Flughafen gehen können. Eine Flughafenfahrt war der halbe Tageslohn, weshalb sie auch so selten war. Ein UberPOP-Fahrer hat für solche Hektik keinen Grund, weil der Fahrgast bei ihm ja auch immer die Zeit mitbezahlen muß. Beim Taxler rattert die Zeit-Uhr ja nur, wenn die Kiste fast stillsteht.
Der Vergleich mit dem 18jährigen Sohn ist lustig. Was nützt es dem Fahrer, wenn der Versicherer zwar zahlt, der Fahrer dann aber mit einem Schuldenberg von mehreren Hunderttausend Euro dasteht? Weil der Versicherer eben alles zurückfordert – d. h. tatsächlich gar nix zahlt.
Und was Deinen letzten Absatz angeht: Der Fahrgast sucht sich sein Taxi aus. Wenn Du auf die Wahrnehmung Deiner Rechte verzichtest, ist das Deine eigene Entscheidung. Sich dann aber über den Taxler zu beklagen, ist sinnlos.
@DasSkar
Stimmt haargenau! Vor allem bei Journalisten erlebe ich das seit vielen Jahren, wenn ich in Online-Medien herumblättere. Einer ahnungsloser als der andere …
@ExTaxlerin: Ich habe doch nie bestritten, dass die Taxi-PKW-Haftpflicht deutlich teurer ist. Darum geht es doch gar nicht.
Es geht auch nicht darum, wo jetzt wie welche Versicherung bezahlt. Deine Behauptung in dem 18jährigen-Beispiel, der Sohn würde jetzt auf einem Schuldenberg von mehreren Hunderttausend Euro sitzen, ist nämlich auch wieder ein paar hunderttausend Euro neben der tatsächlichen Rechtslage.
Es geht einfach darum, dass die hier aus dem Hut gezauberten Argumente einfach sehr oft falsch sind. Da werden dann mal sicherheitshalber die Fahrgäste davor gewarnt, dass sie nicht versichert seien und dass sie höchstwahrscheinlich über’s Ohr gehauen werden, und die Uber-Fahrer davor, dass sich das alles nicht lohnt. Ob die Argumente überhaupt richtig sind oder nicht, ist ja nebensächlich.
„Der Fahrgast sucht sich sein Taxi aus“ – naja. Ist in der Praxis auch nicht so einfach, oder? Wenn ich am Taxistand nicht den ersten Wagen nehme, werde ich je nach Standort/Uhrzeit angepöbelt (*). Gleiches gilt bei Winkern, die ich dann doch ablehnen würde. Bei telefonischen Vorbestellungen habe ich auch keine Wahl. Und Fahrerwechsel nach Fahrtantritt ist auch nicht so einfach und vor allen Dingen teurer.
(* Das tun sicherlich nicht alle Fahrer. Aber ich rede ja schließlich auch von denen, bei denen man nicht mitfahren möchte. Und ja, mir ist klar, dass ein Großteil der Fahrer mindestens mal „in Ordnung“ sind. Aber die Quote an schwarzen Schafen ist leider so groß, dass man nicht so tun kann, dass Taxifahren immer ein Vergnügen ist)
@Joern:
Ich würde mich persönlich auch nicht an den Versicherungen abarbeiten wollen. Wer da in welchem speziellen Fall auf welchen Kosten sitzen bleibt, lässt sich hier und im Vorfeld vermutlich ohnehin nicht endgültig klären. Was recht klar zu sein scheint, ist, dass Uber daran vermutlich eher keinen Gedanken verschwendet, weil das auf die Fahrer abgewälzt wird, die in vielfach ähnlich wenig Ahnung haben wie wir.
Das Argumentieren mit Worst-Case-Szenarien ist immer schwierig, aber natürlich auch schwer zu vermeiden, so lange eine Situation noch nicht eingetreten ist. Ich persönlich mag das Schwarzmalen auch nicht, aber
Weswegen ich aber eigentlich kommentiere, ist die Qualität der Taxen. Was Du beschreibst, passiert. Leider. Und leider auch nicht nur in Einzelfällen.
Das Kuriose ist: es würde höchstens schlimmer, wenn Uber sich durchsetzt. Entweder sie erreichen eine Deregulierung nur für Mietwagen, dann wird es schwer für die Taxen. Nicht mal unbedingt wegen Uber, sondern wegen den nachfolgenden Unternehmen, die die neu gewonnenen Freiheiten noch aggressiver nutzen, um Dumpingpreise zu bieten. Vielleicht wird es Taxen immer geben, aber durch die im Verhältnis starren Regulierungen würde es sich immer weniger lohnen – für Fahrer wie für Unternehmer. Das betrifft uns erst einmal nur selbst, wirkt sich aber auf die Verfügbarkeit aus. Und die ist (abgesehen von den Großstädten) auch heute schon oftmals nur so mittel.
Erreicht Uber eine Deregulierung für die komplette Beförderungsbranche, werden sich auch die Taxen an der Preisralley beteiligen und die Qualität wird weiter sinken, weil fast alles wegfällt, was bisher wenigstens noch halbwegs regulierbar war.
Das ist natürlich viel wichtiger als der Streit, in welchem Fall welche Versicherung was noch bezahlen würde oder nicht.
@Joern
„… Und ja, mir ist klar, dass ein Großteil der Fahrer mindestens mal “in Ordnung” sind. Aber die Quote an schwarzen Schafen ist leider so groß, dass man nicht so tun kann, dass Taxifahren immer ein Vergnügen ist“
Diese Quote wird leider von Tag zu Tag immer größer, weil der Verdienst immer weiter in den Keller geht. Entsprechende Leute bekommt man dann eben als Fahrer. Wenn man als Taxler nicht mehr verdienen kann als ’ne Klofrau, dann werden diejenigen, die gebildeter sind als Klofrauen, mit der Zeit aus dem Gewerbe verschwinden.
Das war einer der Gründe, weshalb ich nach 15 Jahren meinen P-Schein nicht mehr verlängert habe. Noch Anfang der Neunzigerjahre gab es eine Reihe von Studenten, die sich mit Taxifahren ihr Studium finanzierten. Und spätestens seit Ende der Neunzigerjahre habe ich keinen einzigen studierenden Kollegen mehr erlebt. Es lohnte sich einfach nicht mehr. Mit jedem anderen Aushilfsjob konnte man mehr verdienen als mit Taxifahren – und wer als Student die Kohle zum Überleben braucht, der kann dann eben nicht mehr taxeln.
Was mich jedoch sehr viel mehr belastet und mir das Taxeln irgendwann völlig vergällt hatte, war der Umstand, daß ich weder Türkisch noch Persisch spreche. Das sollte man hier jedoch unbedingt können, falls man während der stundenlangen Wartezeiten an den Ständen nicht genauso lange stumm im Auto rumsitzen wollte. Es gab ein paar Kollegen aus dem Iran, hochgebildete Flüchtlinge, die schon seit vielen Jahren hier lebten – sich mit denen zu unterhalten, war immer ein Vergnügen. Die überwiegende Mehrzahl der Kollegen gehörte jedoch einer ganz anderen Kategorie an …
Die Qualität im Taxigewerbe zu erhöhen, kann nur gelingen, wenn man die Fahrer besser – sehr viel besser als jetzt! – bezahlt, und sich dann die entsprechende Kollegenschar heranzieht. Innerhalb der jetzigen Tarifstrukturen ist dies jedoch nicht möglich.
Es nützt deshalb nichts, einfach mal schnell ’ne neue Funkzentrale aus dem Boden zu stampfen, wie Isarfunk das hier zu Beginn des Jahrtausends gemacht hat. Deren Fahrer verdienen etwas mehr, weil es viele Stammfahrgäste mit guten Strecken gibt, die sich nur von Isarfunkern fahren lassen – vor allem aber, weil der Isarfunk sich irgendwann den ärztlichen Notdienst unter den Nagel gerissen hat.
Viele Isarfunker sind jedoch qualitätsmäßig ähnlich drauf wie andere Taxler auch. Ich mußte mir oft haarsträubende Geschichten von Fahrgästen anhören, die schon mal an einen solchen Fahrer geraten waren. Wenn eine alte Omma vor ihrem Haus stehengelassen wurde, weil die Strecke zum Arzt dem Herrn Kollegen zu kurz gewesen war, dann hatte sie tatsächlich Glück gehabt. Andere hatten weniger Glück …
Es wird irgendwann ein Zweiklassen-Taxigewerbe geben. Auf der einen Seite diejenigen, die tatsächlich Qualität anbieten und sie sich entsprechend bezahlen lassen. Der Fahrgast wird dann vermutlich noch sehr viel mehr für eine Fahrt zum Airport zahlen müssen als nur den UberBlack-Tarif von 75 Euro. Ein normales Taxi kostet etwa 55 Euro. Auf der anderen Seite dann eben die „Fußvolktransportierer“ – bei denen braucht man dann zwar weniger Geld, aber umso mehr Glück.
Fakt ist, das Taxigewerbe hat extrem an Niveau verloren, das ist mir auch klar. Ich bin nun schon seit 20 Jahren im Gewerbe, davon auch mal kurzzeitig selbstständig. Was soll ich als „kleiner“ Taxifahrer aber an diesem Zustand ändern? Die zuständige Behörde (LABO) scheint im Dornröschenschlaf zu liegen und die Fahrgäste lassen sich einfach alles gefallen.
Wieso beschwert sich keiner genau dort, wo es was bringt? Ist es wirklich zu viel Arbeit, einen kurzen Dreizeiler ans LABO zu schicken? Ist es wirklich zu viel verlangt, am Taxistand nicht die Schrottkarre an erster Stelle zu nehmen? Was bitte macht ihr im Supermarkt, nehmt Ihr da auch die angegammelten Tomaten, nur weil sie vorne liegen???
Nein, da ruft man dann lieber bei der Funkzentrale an und beschwert sich. Leute, die Funkzentrale ist lediglich eine Dienstleistungsfirma, die an Taxen gegen Gebühr Fahraufträge vermittelt. Keine Funkzentrale hat eigene Taxen oder angestellte Fahrer. Eine Beschwerde dort ist nahezu sinnlos. Und da die Einnahmen der Funkzentralen fast ausschließlich aus Funkgebühren besteht, hat auch keine Zentrale ein Interesse daran, ihnen angeschlossene Unternehmen rauszuschmeißen. Sie verdienen nichts am Fahrgast, es kann ihnen also fast egal sein, ob der Fahrgast zufrieden ist oder nicht, so lange die Zahl der angeschlossen Taxen nicht abnimmt.
Die Funkzentralen habe leider auch die letzten Jahre nur kassiert und gepennt und als dann myTaxi auf den Markt kam, ging ihnen wohl langsam die Muffe. myTaxi verdient pro Tour und nicht pro Taxe, hat also in erster Linie Interesse an vielen und vor allem zufriedenen Fahrgästen und nicht an vielen Taxen. Es kann Ihnen also egal sein, ob sie ein paar Wagen mehr oder weniger haben und sie trennen sich daher auch von den schlechten Fahrern. Deshalb kann der Fahrgast hier die Fahrer auch bewerten und wer schlecht bewertet wird, fliegt über kurz oder lang aus dem System. Böse Überraschungen bei „Funkbestellungen“ ließen sich so also auch vermeiden.
Wer jetzt einwerfen möchte: „Ja, aber auch gegen myTaxi wurde ja erstmal geschossen…“, dem möchte ich sagen: Ja, aber nicht von den Fahrern, sondern von den Zentralen, denen plötzlich bewusst wurde, dass sie die Zeichen der Zeit verpennt haben. Außerdem hat man nicht gegen myTaxi geklagt, sondern Fahrern/Unternehmern mit Sanktionen gedroht, wenn sie bei myTaxi mitmachen. Rechtlich konnte man nicht gegen myTaxi vorgehen, denn rechtlich gab es geben die App nichts einzuwenden. Also auch ein Beispiel für ein erfolgreiches „Startup-Unternehmen“, das es auch ohne Rechtsbruch geschafft hat! Jetzt inzwischen schimpfen allerdings auch Fahrer/Unternehmer auf myTaxi, das liegt aber an deren Gebührenmodell. Es ist in meinen Augen unfair, dass wir uns jetzt durch Abgabe eines Gebots durch Einstellung von Prozenten in der App gegenseitig überbieten sollen. Das begünstigt doch nur wieder die schwarzen Schafe, denn der Kollege mit der nagelneuen finanzierten E-Klasse kann nicht 15% bieten, der Kollege mit der 10 Jahre alten abbezahlten Schrottkarre dagegen schon! Ich habe daher auch nur die Mindestprovision von 3% eingestellt. Dafür bekomme ich nur noch sehr wenige Aufträge, aber ich werde diesen Quatsch nicht unterstützen und appeliere auch an alle Kollegen die mehr bieten, sich das mal ganz genau zu überlegen. Dieses Vorgehen von myTaxi zeigt aber auch, was wahrscheinlich auch bei Uber passieren wird, wenn die Akzeptanz groß genug geworden ist oder die Taxen gar wirlich vom Spielfeld verschwunden sind, dann kann man ganz ungeniert hinlangen.
Manch einer beschwert sich auch einfach beim nächsten Taxifahrer: „Na mir ist da ja neulich mit einem Ihrer Kollegen was passiert, also wissen’se…“. Und nun, was soll ich da machen? „Haben Sie sich die Konzessionsnummer gemerkt?“ – „Nee“, „Haben Sie sich eine Quittung geben lassen?“ – „Nee, brauche ich nicht, kann ich eh nicht absetzen“. Na toll…
Wenn sich keiner bei groben Verstößen bei der zuständigen Behörde meldet, dann kann die Behörde doch wohl davon ausgehen, dass im Gewerbe alles in bester Ordnung ist und muss ihrerseits auch nicht mehr als bisher kontrollieren. Und was sie bisher kontrollieren, ist wohl offensichtlich ein Witz. Zumindest als Nachtfahrer bin ich in meiner bisher 20jährigen Taxikarriere erst in 2 Taxikontrollen geraten!!! Meint Ihr denn, die haben nichts besseres zu tun, als in Online-Foren mitzulesen und selbst wenn, gegen wen sollten sie dann tätig werden?
Nimmt man am Taxistand den ersten Wagen, weil der zumindest optisch in Ordnung ist und da kommen dann Sprüche wie: „Du sagen, ich fahren…“ oder „Nee, da kannste och hinloofen, is‘ eh fast um die Ecke oder nimm doch ’ne Kutsche von hinten…“, dann steigt man aus, sofern man überhaupt schon drin saß, merkt sich die Konzessionsnummer und – ganz wichtig!!! – am besten auch das Kennzeichen, nimmt einen anderen Wagen aus der Reihe und dann geht mal kurz ein Dreizeiler ans LABO mit Datum, Ort, Konzessionsnr. und Kennzeichen. Das gilt übrigens auch beim „Winken“ einer Taxe, wenn man nicht gerade mitten in der Pampa steht.
Nein, da freut man sich dann lieber über die Konkurrenz, die ja – wenn auch illegal – etwas günstiger ist. Aber liebe Leute, bedenkt dabei eins: Wenn Uber sein Versprechen einhalten könnte, dass es in 10 Jahren keine Taxen mehr geben wird, was meint Ihr denn, wie sich die Fahrpreise dann entwickeln werden? Meint Ihr wirklich, die machen das aus Nächstenliebe und um Euch endlich von den schlimmen Taxifahrern zu erlösen? Die wollen Profit und davon möglichst viel! Wir dagegen sind an feste Tarife gebunden und wenn es weniger Taxen gäbe, weil zum Beispiel dank der Fahrgäste die schwarzen Schafe aus dem Gewerbe fliegen, dann könnten wir auch noch recht lange ohne Tariferhöhungen auskommen.
Solltet Ihr also mal wirklich einen berechtigten Grund zu Beschwerde haben, dann bitte per Post an:
Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten
Referat Fahrerlaubnisse, Personen- und Güterbeförderung
– III C –
Puttkamerstr. 16 – 18
10958 Berlin
oder auch einfach per mail an: labo-konzession-bus@labo.berlin.de (wurde mir telefonisch so mitgeteilt)
Ein Smartphone hat doch heute eh fast jeder.
Sollte ein Taxifahrer mal einen Umweg fahren, dann bedenkt aber bitte, dass auch wir nur Menschen sind und mal Fehler machen. Nicht jeder Umweg ist immer ein Versuch, sich zu bereichern. Ein ordentlicher Taxifahrer wird den Hinweis eines Fahrgastes dankend zur Kenntnis nehmen und am Ende der Fahrt beim Fahrpreis berücksichtigen. Wird man dagegen beim Hinweis auf einen Umweg vom Fahrer angepöbelt, kann man ja immer noch Beschwerde einreichen.
@Ex-Taxlerin: Ich denke, da sind wir relativ einer Meinung. Die Qualität im Taxigewerbe ist zumindest mal schwankend, da gibt’s zu viele schlechte Fahrer.
Ob das nur eine Frage der Bezahlung ist, kann ich nicht beurteilen. Schlechte Verdienstaussichten sind aber sicherlich ein Argument, keine Frage.
Das ist jetzt natürlich ein Henne-Ei-Problem. Hat die Qualität nachgelassen, weil mehr Konkurrenz auf der Straße ist (und damit weniger Geld für die Taxifahrer übrig bleibt)? Oder konnte die Konkurrenz sich deshalb breit machen, weil die Qualität im Taxigewerbe nicht stimmt?
@Uwe: Klar – wenn die Zentralen sich nicht auf ihrem Transport-Monopol ausgeruht hätten, sondern sich als Dienstleistungsunternehmen angesehen und auf Kundenzufriedenheit Wert gelegt hätten, wäre das Kind nicht in den Brunnen gefallen.
Was Deinen Aufruf „nicht reden, handeln“ angeht … jein. Klar hast Du Recht, statt das dem nächsten Fahrer vorzujammern, kann man sich auch mal die Mühe machen, sich offiziell zu beschweren. Über vieles kann man sich nicht beschweren (ungepflegter Fahrer, mürrische Konversation, unangenehmer Fahrstil), hinterlassen aber trotzdem einen negativen Eindruck.
Und wie in vielen anderen Branchen auch stimmen manche Kunden dann lieber mit den Füßen ab. Anstatt dass der Fahrgast sich bei wirklichen Ausreißern die Mühe eine Beschwerde macht oder sich bei lausigem Gesamteindruck ärgert, wird dann vielleicht auch mal eher ein MiniCar gebucht, ein anderes Verkehrsmittel gewählt (Car2Go o.ä.), oder – das ist wohl einer der Gedanken hinter UberPop – auch mal eine Billig-Alternative gebucht.
@Joern
„Das ist jetzt natürlich ein Henne-Ei-Problem. Hat die Qualität nachgelassen, weil mehr Konkurrenz auf der Straße ist (und damit weniger Geld für die Taxifahrer übrig bleibt)? Oder konnte die Konkurrenz sich deshalb breit machen, weil die Qualität im Taxigewerbe nicht stimmt?“
Das Qualitätsproblem hat (hier zumindest) ziemlich klar benennbare Ursachen:
Seit den Olympischen Spielen von 1972 gibt es rund 1000 Konzessionen zuviel. Es herrscht zwar seit Jahrzehnten Konzessionsstop (besser gesagt, ein „Beobachtungszeitraum“ nach dem anderen), aber davon gehen die bereits vorhandenen Konzessionen nicht weg. Bis Anfang der Neunziger waren die Überzähligen jedoch kein Problem, da es längst nicht genügend Fahrer gab. Auch tagsüber standen daher stets rund ein Drittel aller Taxen in Garagen rum.
Mit unablässiger Verschlechterung der Gesamtwirtschaftslage begann sich dies jedoch zu ändern. Immer mehr Leute drängten ins Taxigewerbe – und immer weniger Leute konnten oder wollten sich noch ein Taxi leisten; immer mehr Firmen drängten ihre Mitarbeiter dazu, zum Flughafen nicht mehr mit dem Taxi zu fahren, sondern mit der S-Bahn oder mit dem Flughafenbus. Unser Airport liegt ja seit Mai 1992 draußen in der Pampa; eine Taxifahrt dorthin ist eine entsprechende Belastung fürs Reisebudget. Und schneller als mit der S-Bahn geht’s mit dem Taxi eben auch nicht, weil die A9 dauernd verstopft ist; von der Landstraße mal ganz zu schweigen. Böse Zungen behaupten ja immer wieder, der Münchner Flughafen sei nur aus der Luft zu erreichen … da ist viel Wahres dran.
Ganz übel wurde es mit der Installierung von Hartz IV im Januar 2005. In den folgenden Jahren drängte die Arbeitsagentur immer mehr Leute ins Taxigewerbe, vor allem ältere Menschen über 45. Seither sind alle Taxistände tagsüber rappelvoll, man steht hinter oder neben dem Stand auf der Straße – bis dann irgendwann die Grüne Minna vorbeifährt und die Überzähligen wegschickt. Ist mir auch häufig passiert; einen Strafzettel habe ich deshalb aber nie eingefangen. War wohl Glück. Da ist man dann halt ’ne halbe Stunde lang umsonst gestanden und darf sich nun wieder neu irgendwo anstellen. Die Frage ist nur, wo. Es ist ja alles voll. Daß auf diese Weise die Umsätze ins Homöopathische sinken, liegt auf der Hand.
Nachdem in diesem Gewerbe also absolut nichts mehr zu verdienen ist, machen sich auch immer mehr Leute dort breit, die absolut nichts mehr zu verlieren haben. Diejenigen, die noch Wert legen auf kundenfreundlichen Service (wie ich zum Beispiel), verlassen einer nach dem anderen das sinkende Schiff.
@Ex-Taxlerin: Klingt auf den ersten Blick nachvollziehbar.
Aber das sind ja alles keine kurzfristigen Entwicklungen. Olympia ist fast ein halbes Jahrhundert her, die Eröffnung des Flughafens schon über 20 Jahre (plus noch ausreichend Planungszeit vorher). Und Konkurrenz durch diverse Arbeitsamts-Reformen, Ich-AGs usw. haben andere Branchen auch erlebt.
Wenn es die Taxi-Branche (und der Vorwurf geht an Zentralen/Verbände/Unternehmer…, nicht an die angestellten Fahrer) nicht auf die Kette bekommt, die Personenbeförderung durchgängig(!) in guter Qualität anzubieten, ist es dann wirklich noch zeitgemäß, diese Branche gesetzlich für unliebsamer Konkurrenz zu schützen? Ist nicht der Ruf nach einer Reform des PBefG sogar verständlich?
@Joern
„Und Konkurrenz durch diverse Arbeitsamts-Reformen, Ich-AGs usw. haben andere Branchen auch erlebt.“
Oh ja, das kann man wohl sagen! Kürzlich erhielt ich ein Postkärtchen aus Budapest. Ein enorm reisefreudiges Kärtchen – derart reisefreudig, daß es gar nicht aufhören wollte zu reisen. Setz dich mal hin, dann sag ich Dir, wie lange es unterwegs war: Schlappe vier Wochen! Die Lufthansa schafft diese Strecke in einer Stunde und zehn Minuten! Briefpost aus dem afrikanischen Busch nach hier hat in den Achtzigerjahren höchstens halb so lang gebraucht. Und ganz normale Briefe (auf Neudeutsch „Standardbriefe“) von Nord- nach Süddeutschland oder umgekehrt brauchen mittlerweile im Schnitt ’ne ganze Woche.
Nee, nee, ich fürchte, bei der Suche nach Sündenböcken für den Niedergang von gar allem schießt Du Dich auf die falsche Klientel ein – nämlich auf die, die schon längst ganz unten sind und überhaupt nichts ändern können an der katastrophalen Lage, die die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer macht. Taxler sind die Opfer dieses Systems, genau wie Briefzusteller oder Paketausfahrer. An solchen Leuten rumzumeckern ist gefahrlos, weil sie sich sowieso nicht wehren können. Wer 60 Stunden in der Woche malocht und trotzdem aufstocken muß, der hat keine Kraft mehr für Gegenreaktionen. Auf die kann man nach Lust und Laune eindreschen. Es nützt halt nichts und ist verschwendete Energie. Die Verantwortlichen sitzen ganz woanders.
In den Siebziger- und Achtzigerjahren konnten Taxiunternehmer sich von ihren Einkünften noch Häuser bauen oder Eigentumswohnungen kaufen. Heute sind viele Unternehmer selbst Aufstocker …
Eine Reform des Personenbeförderungsgesetzes wird an der weiteren Vermehrung des immensen Reichtums auf den Konten einer winzigen Handvoll Personen und der weiteren Bangladeshisierung der Massen armen Schlucker, die die Arbeit machen, nichts ändern. Ganz im Gegenteil! Es wird noch schlimmer werden. Sowohl für Taxler als auch für Uber-Fahrer & Co. Für die Fahrgäste sowieso – insbesondere für die, die zwar keine Kohle haben, aber trotzdem gefahren werden müssen, weil sie halt nicht mehr kriechen können.
[…] der Sicht eines Taxifahrers: Uberflieger des Journalismus wirft einen Blick auf die Berichterstattung zum neuen Personenbeförderungsdienst UBER, der seit […]
[…] liest, als sei das Wirtschaftsministerium informationsmäßig noch auf dem Stand von Anfang Juni, als alle Medien noch glaubten, das Problem an UberPop sei seine Apphaftigkeit. Aber gut, wenn jemand wie Sarrazin in der SPD bleiben kann, dann ist für die alterwürdige […]
Der Mensch ist nicht dazu da, um 60 Jahre zu arbeiten, um mit ca. 75 Jahren zu versterben. Wer 60 Jahre lang gearbeitet hat und noch stolz darauf ist, hat vom Leben als Mensch gar nichts verstanden oder ist mit sich selbst überfordert. Geld und Konsum können keine persönlichen Defizite ersetzen ***
Laßt Euch doch nicht in Konkurrenz zu einander setzen und habt Euch endlich lieb! 😉
Nie wieder Massnahmen !!!
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folgender Internetadresse
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*** Ein Fischer sitzt am Strand und blickt auf das Meer, nachdem er die Ernte seiner mühseligen Ausfahrt auf den Markt gebracht hat. Warum er nicht einen Kredit aufnehme, fragt ihn ein Tourist. Dann könne er einen Motor kaufen und das Doppelte fangen. Das brächte ihm Geld für einen Kutter und einen zweiten Mann ein.
Zweimal täglich Fang hieße das Vierfache verdienen. Warum er eigentlich herumtrödele. Auch ein dritter Kutter wäre zu beschaffen; das Meer könnte viel besser ausgenutzt werden, ein Stand auf dem Markt, Angestellte, ein Fischrestaurant, eine Konservenfabrik – dem Touristen leuchteten die Augen.
„Und dann?“ unterbricht ihn der Fischer.
„Dann brauchen Sie gar nichts mehr zu tun. Dann können Sie den ganzen Tag sitzen und glücklich auf ihr Meer hinausblicken!“
„Aber das tue ich doch jetzt schon“, sagte der Fischer.
+++
„Viele scheinen aufgrund vielleicht unbewusster erlernter Grausamkeit gegen sich selber, auch gegen andere grausam zu sein. Wenn Menschen ihre Bedürfnisse und ihr Inneres nicht genug leben durften und dürfen (oft wurden sie mit seelischer und/oder psychischer Gewalt zum reinen Funktionieren erzogen), entwickeln sie oft eine intensive Feindseligkeit gegen jeden, der nicht so hart gegen sich selber ist. Gegen jeden der für die anderen Menschen nicht so harte Lebensbedingungen schaffen will. Gegen jeden, dem es besser geht und der nicht diesen Zwängen ausgesetzt war usw.
Oft konnte dieser Mensch vor lauter Unterdrückung nicht einmal ein Gefühl für sich selber entwickeln, so dass er wirklich wüsste , was er möchte, wenn man ihm einmal plötzlich die totale Freiheit lassen würde. Vielen Menschen geht es so. Sie haben Angst sozial aus der Reihe zu tanzen und lassen sich unter Anderen deshalb oft in ihren Jobs erpressen und unterdrücken, ohne das Gefühl zu haben sich wehren zu können …
Also lasst euch nicht gegeneinander aufhetzen und euch alles missgönnen und neiden und seid selber auch großzügig. Aber „geht Arbeiten“ ist auch keine Lösung. Jeder der Arbeiten geht hält doch kurzgesagt nur das Dreckssystem noch länger am leben !!!
Bleibt mal nen Monat ALLE zu Hause und schon ist Weltfrieden! Kapiert das denn keiner ??? Alles was wir so erarbeiten dient doch mehr oder weniger direkt dem System …“
@Aufgewachter:
Ich will Dir im Kern nicht widersprechen, aber derartig messianisches Auftreten wird nicht ohne Grund meist einigen Eso-Spinnern vorbehalten.
@Sash 6. Januar 2017 um 07:17
Es ist von Böll http://de.wikipedia.org/wiki/Anekdote_zur_Senkung_der_Arbeitsmoral
Leider hast Du aber Recht: Was Aufgewachter will, wird so nichts stattfinden. Wenn man sich die Tendenz der letzten Zeit so ansieht, muss man froh sein, das Gegenteil verhindern zu können. Da hilft es leider wenig, dass berühmte Leute von http://de.wikipedia.org/wiki/Oswald_von_Nell-Breuning bis Weizenbaum http://maxen.de/Weizenbaum/SZ-Wir-gegen-die-Gier.html im Wesentlichen dasselbe immer wieder sagen.