Kurz ums Eck

„Kurz ums Eck“ ist so ein Begriff für kurze Strecken, den man leichtfertig gebraucht, bis es dann mal wirklich stimmt. So wie bei der ersten Fahrt gestern:

Kurz ums Eck, Quelle: openrouteservice.org

Mein Fahrgast hat mir im Übrigen den Umsatz um 10 bis 30 Cent erhöht, indem er um den Kurzstreckentarif gebeten hat. Und DAS passiert wirklich selten!

Ganz eigene Probleme …

Ein Ire. Das erste Mal in Deutschland, noch dazu mit Freude, mit Freunden, mit Erwartungshaltung. Und ja, klassischer Fall: Sie wollten hier trinken. Dank des Streiks an den Berliner Flughäfen war sein Flug umgeleitet worden, der seiner Kumpels nicht. Sie hatten ihm also ein paar Stunden voraus.

„Well, I guess your friends are already drunk …“

„Think so too.“

War eher lustig gemeint., aber er hat das Trinken noch als ernsthaften Sport gesehen:

„I was drunk before the flight too, but now I’m sober. Wasted money!“

Man glaubt ja gar nicht, wie sehr die Fluggäste bei einem Streik leiden! 😉

Glaubwürdigkeit: So lala

Nach vielen kurzen Touren an dem Abend endlich mal was im 15-bis-20-Euro-Bereich. Na also! Es geht doch!

Besser noch: Eine lustige Kundin, die von einem Test im Rahmen eines mehrteiligen Bewerbungsprocederes berichtete. Für sich selbst war sie sich nicht sicher, wie’s gelaufen ist, ich jedenfalls drücke aus Sympathiegründen die Daumen. Unterhaltsam war, wie sie von einer Freundin berichtet, die das Ganze ebenso hinter sich bringen musste:

„Und dann fragen die da, ob man ein Idol hätte. Ihr ist nicht so wirklich was eingefallen, also hat sie mal ‚Jesus‘ gesagt.“

„OK. Das ist anspruchsvoll.“

„Und dann fragen die sie: Ach, Sie sind gläubig? Und sie so: ‚Äh, nein?'“

Ach, herrlich! Könnte man sich nicht ausdenken, sowas. 😀

Magdalena-Charlotte I.

Ich hatte mal wieder einen meiner kurzen Stopps am Bahnhof Friedrichsfelde-Ost eingelegt und wurde umgehend mit Kundschaft belohnt. Zwei noch ziemlich junge Mädels, vielleicht gerade mal 20 Jahre alt und eher ein wenig unsicher wirkend. Das erste Mal alleine Taxi? Ich weiß es nicht, es wirkte ein Bisschen so. Sie standen lange vor dem Auto, diskutierten und telefonierten, fassten sich dann aber ein Herz und stiegen ein. Ich erwartete eine vorsichtige Preisnachfrage oder dergleichen, aber die eine verkündete gespielt selbstsicher:

„S-Bahnhof Charlottenburg.“

Ich wiederholte das Ganze noch einmal mit einem Fragezeichen, denn die deutsche Aussprache war dürftig und das Ziel für diesen Bahnhof fast schon grotesk: Abgesehen davon, dass die meisten anderen Touren eher tiefer in den Osten führen, liegt besagter Bahnhof an der selben S-Bahn-Strecke in 16 km Entfernung, was über 30 € Kosten bedeutet. Das ohne Nachfrage: Chapeau!

Aber es sollte wohl so sein, also fuhr ich los. Obwohl ich mich wunderte, rechnete ich bereits meinen Umsatz im Kopf aus, wie nahe ich damit ans Schichtziel kommen würde, dass der Monat endlich besser werd …

„Halt, hier! Hier ist ok!“

U-Bahnhof Magdalenenstraße. 8€ auf der Uhr.

Aber ja, ich war einfach zu optimistisch. 😀

Unverdient

Das Tolle an Dienstleistungsjobs ist, dass man gelegentlich Lob für Dinge bekommt, für die man absolut nix kann. Zugegeben, es gibt auch das Gegenteil, aber wir wollen ja mal bei einer Geschichte bleiben.

Ich lud die Kunden am Ostbahnhof ein. Als zweiter in der Reihe, weil das Gepäck, das im Wesentlichen aus einem noch zusammengefalteten und offenbar neu gekauften Kinderwagen bestand, beim Kollegen auf der eins nicht in den Kofferraum gepasst hatte. Als ich dann das Fahrtziel „Michaelkirchstraße“ hörte, war  mir klar, dass der Kollege sich zumindest im Nachhinein sicher nicht beschweren würde, dass ich vor ihm weggekommen bin. Einmal kurz ums Eck, acht Euro inklusive Trinkgeld. Nach ewigem Warten.

Aber gut. Beim Ausladen fiel dann aus dem Kinderwagen-Paket ein Handy raus und da niemand es beachtete, griff ich es kurz, hob es in die Runde und fragte, wem es gehöre. Meine drei Fahrgäste standen wie Kaninchen vor der Schlange auf mich starrend da, bis eine Frau das Gerät zögernd in die Hand nahm. Während der Typ, der den Wagen ausgeladen hat, im Kinderwagen nestelte und eine Tasche hervorzog, fragte ich vorsichtshalber nach:

„Äh, gehört das einem von Ihnen?“

Aus ihrer Schockstarre gerissen antwortete die Frau:

„Äh, ja, ja! Es ist nur … wir dachten, Tasche und Telefon wären gestohlen worden. Wir haben eben schon Anzeige erstattet und die Bahn zur Sau gemacht!“

Und dann eben – obwohl sie das zwei Minuten später selbst bemerkt hätten:

„Danke vielmals. Sie haben uns echt den Abend gerettet, Wahnsinn!“

Immer wieder gerne. 😉

Level 12. Von 10.

Druffis aller Art gehören zum Nachtbetrieb einer Stadt. Ich bin auch schon in Zuständen durch Berlin geschwankt, in denen mich die Kollegen aus der eigenen Firma nicht mehr mitgenommen hätten. Der eine Typ heute Nacht, der offenbar aus dem Yaam entlaufen war, hat allerdings alles  in den letzten Monaten getoppt.

Er hat, während ich besetzt die Holzmarktstraße entlangfahren wollte, schwankenderweise beide Spuren blockiert, mir nach dem Abbremsen zweimal auf die Motorhaube geklopft, sich den Gürtel aus der Hose gezogen, ihn um sich gewirbelt, dabei „One Love!“ gerufen und mich dann vorbeigewunken.

Ich mache mir hier mal die Worte meines Fahrgastes zu eigen:

„Man gewöhnt sich an sowas.“

Update: Vielleicht hatte der Typ – wie Andreas schrieb – ja auch was mit dieser Polizeimeldung zu tun … o.0
Allerdings war meine Begegnung mit ihm etliche Stunden früher.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

„Aber mit Vergnügen!“

„Ich hätte gerne eine Kurzstrecke zur Danziger Straße.“

„Kein Problem. Wohin da genau?“

„Ecke Kniprode.“

„OK, ob das mit Kurzstrecke reicht, muss ich mal sehen. Könnte knapp werden.“

„Was würde das denn sonst kosten?“

„Wenn’s nur knapp darüber hinaus ist, sind das so acht bis zehn Euro.“

„Ach, das ist schon ok.“

Immer gut, wenn es deswegen keine Streitereien gibt. Dann zeichnete es sich aber ab, dass das wirklich der fiese Randfall war: Etwa 2,3km, also etwa 8,50€ statt 5,00€ für 2,0km.

„… ist ja auch nur der Normaltarif, aber die letzten 300 Meter wirken halt sehr teuer.“

„Ach, das war so nett mit Ihnen, das zahle ich doch mit Vergnügen!“

Auch wenn’s keine lange Strecke war: Bitte mehr von genau diesen Kunden! 🙂