Drei Fahrgäste, alle ganz nett. Winker im Außenbezirk.
„Also zuerst müssten wir zum Bahnhof. Da steigt der eine schon aus …“
„DER COOLE STEIGT DANN AUS!“
Ich hab in den Rückspiegel geblickt und gesagt:
„Nee, das geht nicht.“
„WAS? WIESO?“
„Ich muss das Auto fahren.“
Zwei neue Kunden, ein neuer Feind. Die Statistik passt soweit. 😉
Blöde Autovervollständigung von Chrome 🙁 (Vielleicht könntest du den Beitrag oben drüber löschen…), also nochmal:
Cool reagiert 🙂
Das erinnert mich einen meiner All-Time-Favorites auf diesem Blog: http://gestern-nacht-im-taxi.de/wordpress/2011/03/27/stolz/
Und dabei fällt mir auf, dass ich schon ganz schon lange dabei bin 😉
LOL.
Grööööööööl
Du bist cool, aber ob das Taxigewerbe in Berlin wirklich so cool ist? Nach diesem Artikel https://correctiv.org/recherchen/arbeit/artikel/2017/02/16/taxi-markt-berlin-fehlende-kontrollen-mindestlohn/ habe ich da ja meine Zweifel. Dachte auch immer eine Totmanntaste gibt es nur bei der Eisenbahn.
@Manuel:
Kommentar 1 ist gelöscht. Sorry für die lange Reaktionszeit! Wobei das ja zum Thema passt. 😉
Und übrigens danke fürs Hinweisen auf den anderen Eintrag, den hatte sogar ich selbst schon wieder vergessen! 😀
@Ulf:
Ja, das ist traurige Realität. Aber wie in dem Artikel auch schon steht: Die Stundenumsätze geben vielfach (wenn man nicht wie ich nachts und am Wochenende fährt) den Mindestlohn nicht her. Und da stellt sich dann selbst zwischen wohlmeinenden Chefs und Fahrern die Frage: „Soll ich dich lieber entlassen oder willst Du verdienen wie die letzten 15 Jahre?“
Das Problem dabei ist: Natürlich sind mittel- und langfristig Entlassungen eine Voraussetzung für ein funktionierendes Gewerbe, in dem man angemessen verdient. Aber mal abgesehen von den plötzlich längeren Wartezeiten für Kunden: Wer will es den Leuten verübeln, die sagen, sie wollen ihren Job lieber behalten? Und obwohl ich der Meinung bin, dass auch jeder Taxifahrer den Mindestlohn verdient: Die prozentuale Entlohnung hat ja auch ihre Vorteile. Die Mindestlohn-Untergrenze finde ich sinnvoll, aber abgesehen davon will ich persönlich sie auch nicht abgeschafft wissen, schließlich sichert sie angestellten Fahrern auch einige Freiheiten, die es anderswo nicht gibt.
@ Sash
Ja, gewisse Freiheiten haben wir, aber auch gewisse Benachteiligungen. In anderen Jobs ist es üblich, dass man bei Krankheit und im Urlaub sein Gehalt weiter bezahlt kriegt. Das ist im Taxigewerbe nicht so. Bei Krankheit kriegen wir nur einen Teil des sonstigen Durchschnittgehalts. Und eine Lohnfortzahlung im Urlaub gibt es gar nicht, nur ein geringeres „Urlaubsgeld“.
Kein Wunder, dass Fahrer dann überlegen, wie sie ihr Gehalt wenigstens ein bisschen zusätzlich aufbessern können. 🙁
Und eine transparente Lohnabrechnung habe ich bisher auch noch in keinem Taxibetrieb erlebt.
Sind in Berlin z.B. die Lizenzen nicht frei erhältlich? Was spricht eigentlich dagegen sich so einen bereits abgeschriebenen Wagen mit >150tkm zu holen und mit einer Taxiumrüstung selbst Chef zu sein? Die Zentralen verdienen ja wohl prozentual wie ich das verstehe, und nehmen sicher gerne Kunden. Hätte da wirklich gerne mal einen Einblick warum nicht viel mehr Leute „Selbstfahrer“ sind. (Abseits von Vorstrafen und „hab kein Bock mich um die Rechnungen zu kümmern“).
@Peter
1. Seit letztem Jahr ist es nahezu unmöglich, einen Gebrauchtwagen in ein Taxi umzuwandeln, sofern sich mittlerweile (was ich entschieden bezweifle) die juristischen Gegebenheiten da nicht wieder geändert haben.
2. Ein Taxi kostet, wenn es denn steht, mehr Geld als ein Privatfahrzeug derselben „Gewichtsklasse“.
3. Als Unternehmer kommen auf dich Kosten zu aufgrund der Tatsache des gewerblichen Personentransportes, die der Laie schlicht oft nicht auf dem Schirm hat.
@MsTaxi
Danke für dein Feedback 🙂
zu 1.) Es gibt zu dem Punkt ja auch gebrauchte Taxen. Einen 4 Jahre alten E200 mit 150.000 gibt es für ca. 10-12.000€ (netto). Neupreis hatte ich mal was bei um die 30k gelesen.
zu 2.) Außer denke ich mal dem jährlichen Tüv und einer sicherlich höheren Versicherung (durch überwiegenden Stadtverkehr und Fahrleistung) sollten da aus der Hinsicht doch keine Unterschiede bestehen?
zu 3:) Das es auf der Seite Kosten gibt steht außer Frage. Aber Unternehmer zahlen schließlich nicht drauf und wollen verdienen (was also möglich ist).
@Peter:
Du vergisst: Es ist ja nicht so, dass es das nicht geben würde. Ab Umsatz XY lohnt sich ein eigenes Taxi natürlich und dementsprechend sind es ein paar hundert bis ein paar tausend Leute in Berlin alleine, die dieses Modell nutzen. Und dass das nicht alle tun, liegt am Ende auch einfach an dem, was Du gesagt hast. In meinem Fall lohnt es sich der geringen Arbeitszeit wegen nicht, andere wollen nicht noch eine Prüfung oder all den Papierkram. Nicht zuletzt sind da auch noch Dinge wie wie (im Niedriglohnbereich) attraktivere gesetzliche Krankenversicherung. Und und und.
Die Idee, das man als Selbständiger in dem Bereich die dicke Kohle macht, ist am Ende halt gar nicht so überzeugend, sondern sie hat eben auch Nachteile.
Für mich sieht die Rechnung einfach aus. Wagen mit 150-200tkm (abgeschrieben) kaufen für 12,5k – ca. 7,5k Rücklagen für Wartung über die Zeit und der Wagen schafft weitere 200k. Bedeutet ca. 10 Cent pro Kilometer Abschreibung. Sprit vielleicht nochmal 10 Cent. Jahresfahrleistung schätze ich mal auf 30k bei lazy Alleinfahrer. Fixkosten: Steuer/Versicherung/etc.: 3000€ macht pro km: 0,10Cent. Kosten überschlagen gesamt: 0,30€. Leerkilometerquote vielleicht 33%, macht 40Cent. Preise bei Euch: 2€/km die ersten 7km danach 1,5€/km? Ermäßigte USt. abgezogen ergeben sich: 1,87€ und 1,4€ – Abzüglich der Kosten ergeben sich 1,47€ und 1€ pro km Einnahmen brutto. Der Grundpreis kommt da noch erschwerend hinzu (aber ziehen wir ihn mal ab, wegen der Vermittlungsgebühren und Reinigung etc.). Teurere(?) Krankenversicherung spielt keine Rolle, da man sich auch in seinem eigenen Unternehmen selbst anstellen kann mit Sozialabgaben und allem. Wenn man jetzt durchschnittlich mehr als 6-7km fährt pro Stunde ist man da schon im Plus bezogen auf den Mindestlohn?
Ich will Dir ja ein bequemes Leben nicht madig machen, mich hat das nur grundsätzlich aus der Perspektive interessiert. 🙂
@Peter
Sieht toll aus, die Rechnung…
Du vergisst noch solche Posten wie
– Steuerberater (der Jahresabschluss allein kostet dich etwa 800 €)
– IHK
– BG (Stichwort Gefährdungshaftpflicht)
– Ansparung für Anschaffung Neuwagen, und glaub bloß nicht, dass ein Wagen weitere 200.000 (= nach deiner angestrebten Jahresfahrleistung etwa 7 Jahre durchhält) und einen Altwagen kannst du ja nicht in Zahlung geben
– Einkommenssteuer
– im übrigen werden in den allermeisten Gemeinden Taxikonzessionen nur an natürliche Personen vergeben, ein EWU (= Einwagenunternehmen) ist somit ein inhabergeführtes Unternehmen, dass da eine Anstellung als Geschäftsführer möglich wäre, wäre mir neu. Soll heißen: du zahlst pro Monat einen verabredeten Beitrag an deine gesetzliche KK, reichst deine Einkommenssteuererklärung ein und sollte der vorab gezahlte Beitrag unter der 15,6%-Grenze liegen, zahlst du nach.
– ein Leerkilometerquote von 33% halte ich für überzogen, ich schätze, da kann Sash für Berliner Verhältnisse mehr sagen, bei uns auf dem flachen Land liegt sie bei etwa 50 bis 55%.
– jährlicher Taxi-TÜV und Eichung (Taxi-TÜV ist halt teurer)
– zwei Wochen Urlaub im Jahr ohne Einkünfte, dito eine Woche Kranksein
– Altersvorsorge.
Fazit: Ich fahre etwa 35.000 km beruflich pro Jahr und von meinem Umsatz alleine wäre eine Selbstständigkeit nicht zu realisieren ohne beträchtliche Einschränkungen im Lebensstil.
Moin MsTaxi,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.
Bei den jährlichen „Fixkosten“ mit 3000 war ich ja reichlich dabei, bzw. habe ich auch den kompletten Posten der „Grundgebühr“ (Beispiel Berlin) unterschlagen. Bei angenommener durchschnittlicher Fahrstrecke von 10km, sowie 30tkm Jahresfahrleistung minus 33% Leerfahrt ergäben sich ca. 2000 Einzelfahrten zu 4 Euro Grundpreis. Von diesen 8000 kann man ohne weiteres den Steuerberater, die BG, die IHK usw. bezahlen. Gerade der Taxi-TÜV schlägt wohl nur im zweistelligen Eurobereich zu Buche.
Ich muß wohl klarstellen: ich fahre nur privat mit meinem Wagen. Aber da es genügend Taxen gibt welche 500tkm+ auf dem Tacho haben ist die Behauptung ein Wagen würde die 350tkm schaffen nicht aus der Luft gegriffen, gerade wenn man nur selbst das Fahrzeug fährt. Meiner hat mit mittlerweile 17 Jahren eben die 350tkm geschaft. Fährt sich exzellent und die jährliche Abschreibung war unter 1k€. Zugute halten muss ich allerdings, dass ich das Fahrzeug selbst warten kann. Dafür habe ich da evtl. auch gerade mal 3000 Euro in zehn Jahren verbraucht.
Ich meine damit eigentlich nur, das ein wenig Unternehmergeist evtl. erforderlich ist, bevor man sich alles so negativ rechnet, dass es auf gar keinen Fall nur irgendwie Gewinn abwerfen kann. Dazu schrieb ich bereits ja „kein Unternehmer zahlt drauf“.
Jeder wie er will wie gesagt, mir ging das eigentlich grundsätzlich um die Möglichkeit, und Sash schrieb ja, dass es viele machen würden. Ich fragte mich nur wo die Grenze liegt, und welche Beweggründe eine(n) dazu und entgegen entscheiden lassen.
Ich habe weder vor selbständig zu fahren, noch fahre ich überhaupt Taxi. Ich habe das nur aus rein Finanz-theoretischer Sicht für interessant empfunden.
@Peter
Schon alles klar.
Der hypothetische Wagen ist ja vier Jahe alt, deiner Rechnung nach, ob du da auch alles selber machen kannst? Und auf die größeren Posten, die ich dir darstellte gehst du gar nicht ein, denn ich nehme nicht an, dass der Rest der 8.000 € Grundgebühr dann für Neuanschaffung, Altersvorsorge etc. ausreichen soll.
Ich will, ja nur aufzeigen, es hängt mehr am Unternehmer sein als man auf den ersten Blick sieht und rechnet, deshalb geht die Selbstständigkeit ja auch so,oft schief. Ich arbeite gerade in meiner aktuell knappen Freizeit das Taxigutachten von Linne + Krause für Berlin durch, ist interessanter Lesestoff.
Richtig! Ich bin ja von meinen Erfahrungswerten ausgegangen (W202 von Bj. 00). Ich hätte bei richtiger Fahrweise und Behandlung keine Bedenken mit so einem Wagen 500tkm zu erreichen. Darum ging es aber nichtmal wirklich. Die Rücklage für die „Erneuerung“ sind ja in der Abschreibung auf den Kaufpreis drin. Man kann jetzt auch mit besserer Kapitalausstattung rechnen, dass ein neuer E200 „DasTaxi“ für 30k netto zu haben ist und sicherlich 300tkm schafft. Also wieder 10 Cent der Kilometer. (Und ob da jetzt 5-10 Kilo Wartungskosten kommen macht die Position nicht wirklich fett) Ich bleibe dabei, dass es sich rechnet. Sonst würde es ja auch niemand machen 🙂
Altersvorsorge hat man, wenn man zum Mindestlohn angestellt ist, genau wo?
Danke für den Lesetipp, das werde ich mir mal ausführlich durchlesen.
@Peter:
Ich hab jetzt keinen genauen Durchblick, was deine Pro-Kilometer-Kosten alles beinhalten, aber vor zwei Jahren haben meine Chefs stolz verkündet, bei ihren Opel Zafira inzwischen mit nur noch 40 – 43Cent sehr zufrieden zu sein. Und die machen das seit 30 Jahren, komplett legal und mit allem was dazugehört. Ergo: Da sind Anschaffung und co. auch schon mit drin, was Du natürlich ausgeklammert hast, aber ich denke, das könnte ein Ansatz zur Berechnung sein. Hier in Berlin sind 50% Leerfahrten allerdings auch üblich.
Die Sache ist die: Ja, viele machen sich selbständig und schaffen es irgendwie. Ich selbst hab es nicht gemacht und kann von der Seite entsprechend wenig berichten. Aber meinen Rechnungen nach lohnt es sich für mich auf keinen Fall, für einen Fahrer mit doppelter Fahrleistung gerade so und am Ende reden wir am Ende immer von Niedriglohnjobs. Ausnahmen gibt es, natürlich. Wie immer. Aber bei 40ct Fahrzeugkosten macht man selbst mit einem guten Schnitt von 1,20€ pro km nur 80 Cent Gewinn. Abzüglich weiterer Nebenkosten, Steuern, etc. pp. bleiben da vielleicht noch 50 Cent. (Ja, könnten auch 65 sein, ich weiß es wie gesagt nicht genau.), aber wenn ich das auf die Jahreskilometer hochrechne, komme ich immer noch auf kein „gutes“ Einkommen. Du hast natürlich recht damit, dass viele das machen – aber es gibt eben auch viele Leute, die einfach keine besseren Optionen haben und es deswegen durchziehen.
Wie oft gesagt: Ich mach den Job gerne und ich nehme auch Einkommenseinbußen deswegen in Kauf. Entsprechend gönne ich auch jedem Kollegen, egal ob selbständig oder angestellt, dass es ihm genauso geht. Meiner Erfahrung nach ist das Taxigewerbe aber genau eines nicht: Eine Goldgrube. Es ist eine Arbeit, bei der Unternehmer wie Fahrer immer von unten am Existenzminimum kratzen, zumindest wenn sie alle Regeln einhalten. Deswegen der „Widerspruch“.