Umparken im Kopf*

Es ist davon auszugehen, dass die Werbestrategen von Opel bei dem Slogan gerade eben nicht an solche Bilder dachten:

"Einmal die 72 mit allem und sehr laut!" Quelle: Sash

„Einmal die 72 mit allem und sehr laut!“ Quelle: Sash

Ich kann noch keine Einzelheiten nennen. Es war auf jeden Fall ein sehr lautstarkes Spektakel, was das Auto gestern veranstaltet hat und nach einem unvermittelten und nochmal lautstärkeren Knall wollte ich nicht mehr ausprobieren, was die nächste Eskalationsstufe sein würde. Bei Twitter wurden schon Spekulationen geäußert, ob es das jetzt endgültig mit der 72 gewesen wäre – aber auch dazu kann ich leider noch nix sagen. Man wird sehen.

*Danke an @Stephan535 für diesen netten Witz. 🙂

Nordwest holt auf

Ich hatte meinen Südost rulez-Eintrag fast vergessen. So oft hat man so lange Touren mit extrem gutem Trinkgeld einfach nicht. Dann aber ereilte mich letzte Woche doch mal wieder einfach so – BÄM! – vom Ostbahnhof weg eine Fahrt nach Friedrichshagen. Knappe 28 € auf der Uhr und mit 7 € Trinkgeld zudem wieder außerdordentlich gutes Trinkgeld. Und wieder war es der Südosten.

(Natürlich sind diese Fahrten vom Ostbahnhof einfach häufiger als die nach Steglitz. Aber auffällig war es schon.)

Und als ich während der Schicht noch überlegte, ob ich jetzt bereits die Kundschaft aus Treptow-Köpenick völlig subjektiv als besonders spendabel feiern sollte, stiegen zwei Leute ein und ließen sich für 33 € nach Heiligensee bringen und beglichen den Betrag mit vier Zehnern und einem „Stimmt so.“.

Wow!

Ja nun, da hat sich der Nordwest-Sektor der Hauptstadt auch noch ins Rennen eingemischt. Es steht zwar 3:1, aber ich behalte das jetzt mal im Auge … 😉

Erdgas und Liebe

Ich bin ja heute Nacht aus allen Wolken gefallen, als ich unser neues Tankbuch gesehen habe. Das Tankbuch ist ja so eine Sache, die so langweilig ist, dass ich sie in all den Jahren bei GNIT nie erwähnt habe. Im Grunde stehen zwar wie bei meinem Büchlein auch einfach endlos viele Zahlen drin, aber die sind noch öder als das, was ich für mich privat notiere:

Ausschließlich Datum, Kilometerstand, Menge an Sprit/Gas und der Preis in Euro wird dort für jeden einzelnen Tankvorgang festgehalten. Zur Kontrolle ggf. noch der Kraftstoffpreis pro Kilogramm oder Liter. Zahlen, die ganz ganz offensichtlich ausschließlich zum Abheften vorgesehen sind, Buchhaltung, notwendiges Übel …

Und dann jetzt das hier:

Das wohl langweiligste Poesiealbum der Welt. Quelle: Sash

Das wohl langweiligste Poesiealbum der Welt. Quelle: Sash

Ich hab zuerst gedacht, da liegt im Handschuhfach ein vergessenes Kleinod eines Kunden. Aber nein: Das ist das neue Tankbuch. 😀

Um es mal ganz sachlich zu anzugehen: Ja, das Ding ist schweinehässlich, doch keine Sau kriegt das je zu sehen und dem Aufkleber nach war es günstig. Also wayne?

Aber meine Fresse! Das ist wie ein Klassenbuch als Poesiealbum, wie ein Bandposter als Steuererklärung, wie ein getrockneter Stierhoden als Parfumbehältnis … das geht einfach überhaupt nicht! XD

Kreisläufe

Kein Trinkgeld gibt es öfter mal. Schätzungsweise 10% aller Touren enden ohne Tip. Die meisten wortlos. Da sind sicher viele dabei, die gar nicht wissen, dass Trinkgeld geben im Taxi die Regel ist, andere geben vielleicht grundsätzlich keines oder sind vielleicht auch unzufrieden mit mir. Kann man ja beim besten Willen nicht ausschließen.

Ein paar wenige allerdings entschuldigen sich dafür und begründen das meist mit eigenen finanziellen Sorgen. So auch der junge Mann, der mich spontan für eine Tour von am Ende neun Euro herangewunken hat. Allerdings hat der es in selten schöne Worte gepackt:

„Ich kann Dir leider kein Trinkgeld geben. Ich bin sowas von pleite, tut mir echt leid. Ich hab gerade nix, jetzt geb ich Dir nix – ein Kreislauf der Ungerechtigkeiten!“

Radio die … sechste (?)

Ja, sieh mal einer an! Da werde ich also tatsächlich bald mal wieder im Radio sein. Das freut mich sehr. Dieses Mal hat das allerdings eine fast traurige Bewandtnis, denn Matthias Däuble vom ORF hat mich angefragt, weil ihm so auf die Schnelle kein österreichischer Taxiblogger eingefallen ist – und mir auf Nachfrage ebenfalls nicht.

Was machen die Kollegen südöstlich der Bundesrepublik denn so? Findet sich da niemand, der schreibt? Ich bitte um Handzeichen, falls dieser Fall nochmal eintreten sollte!

Aber gut, bei Österreich geht das mit der Verständigung ja gerade noch so, ich denke also, ich hab das dieses Mal noch ganz gut übernehmen können. Das Interview war sehr angenehm, insbesondere weil ich am Montag nur am Telefon Rede und Antwort stehen musste, so dass ich um unangenehme Pflichten wie das Anlegen passender Bekleidung herumgekommen bin.

Gesendet werden wird das Ganze dann am Sonntag, den 30. März 2014, ab 18.15 Uhr auf Ö1.

Im Internet live mitzuhören auf dieser Seite.

In der Sendung geht es natürlich nicht nur um mich, sondern allgemein um Taxifahrer, wohl mit einem Schwerpunkt auf Österreich. Als Taxiblogger spiele ich da nur eine kleine Rolle und arg viel wird von dem Telefonat wohl auch kaum übrig bleiben, wenn erst mal mein Best-of peinlicher Ähs rausgeschnitten ist. 😉

Wie’s wird, weiß ich im Vorfeld natürlich auch nicht, aber umso mehr darf man gespannt sein. Ich hoffe, ich finde am nächsten Sonntag die Zeit, reinzuhören. Vielleicht ein paar von Euch ja auch. Und falls nicht, soll es auch später noch nachzuhören sein.

Verwechslungen

„Guten Abend.“

„Abe … ha! Wir hatten schon mal das Vergnügen!“

„Kann schon sein …“

„Du warst der Ralleyfahrer, oder?“

Nein, nicht. 🙂

Dass ich ihn nicht erkannt habe, war für mich jetzt weniger ein Indiz. Dass sich ein Mensch aber ausgerechnet bei mir an einen rasanten Fahrstil zu erinnern glaubt, gibt reichlich wenig Sinn.

Leser, die das auch so in Erinnerung haben, dürfen sich gerne melden. Vielleicht muss ich ja doch meine Selbstwahrnehmung korrigieren. 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Nochmal zum Mindestlohn

In den letzten Wochen seit ich mich zum Mindestlohn im Taxigewerbe geäußert habe, höre ich beinahe täglich – nicht nur hier in den Kommentaren, auch draußen auf der Straße – von Kollegen folgendes:

„Das wird nicht funktionieren! Das geht bei uns gar nicht! Die Umsätze reichen dafür gar nicht!“

Deswegen ist es mir langsam, bevor es anfängt körperlich weh zu tun, ein Bedürfnis, mal eine Sache klarzustellen: Ich hab mir das mit dem Mindestlohn nicht ausgedacht und es ist ganz genau völlig scheißegal, wie ich darüber denke. Dieser Mindestlohn wird per Gesetz verordnet und das schert sich einen feuchten Kehricht darum, wie viel Umsatz irgendeiner von uns Fahrern einfährt.

„Funktionieren“ wird der Mindestlohn damit so gut oder schlecht wie das neue Punktemodell, die Gurtpflicht oder das Verbot, fremde Menschen auf offener Straße anzuzünden – und zwar völlig unabhängig davon, wie uns das im Einzelnen schmeckt.
Man kann natürlich auch als Fahrer gegen einen Mindestlohn sein und ihn schlecht finden. Das hat aber nix mit o.g. „funktioniert nicht“ zu tun. Die besonders merkbefreiten Genossen versuchen mir mit ihren persönlichen Umsatzzahlen zu „beweisen“, dass das mit dem Mindestlohn „nicht gehen“ würde. Was ist das nächste Argument? Dass grüne Gummibärchen grün sind?

Kein Mensch ist so blöd, dass er glaubt, ein Chef könne von 15 € Umsatz 8,50 € Lohn zahlen! Und auch ich hab das nie behauptet. Die Preisfrage ist folglich, was wohl passieren wird, wenn es sich für Unternehmer nicht rechnet, einen Angestellten zu haben. Und für die Antwort braucht man kein BWL-Studium. Ich verrate mal so viel: es wird nicht so sein, dass sich der Mindestlohn für die Unannehmlichkeiten entschuldigt und wieder heim geht.

An der derzeitigen Misere im Taxigewerbe wird nicht der Mindestlohn kaputt gehen, sondern Taxiunternehmen. Seine Einführung wird im Taxigewerbe eine völlige Revolution darstellen und das Denkmodell von Fahrern, mehr aber noch Unternehmern, völlig umkrempeln. Das wird einige von uns hart treffen, da werden eine Menge Katastrophen passieren und ich maße mir nicht an, sagen zu können, wo die Bombe wann einschlägt. Ich jedenfalls mache mir bereits Gedanken darüber, was ich tue, falls ich in neun Monaten meinen Job verliere. Und ob das passiert, hängt einmal mehr nicht davon ab, ob ich den Mindestlohn mag oder nicht.

Im Ernst, liebe Kollegen: Verschont mich mit diesem geistigen Dünnpfiff von wegen „funktioniert nicht“!

Wenn Ihr gegen den Mindestlohn seid, dann hätte ich hier ein paar richtige Argumente:

Man kann es als Marktliberaler falsch finden, dass der Staat so in die unternehmerische Freiheit eingreift.

Man kann sich konservativ auf den Standpunkt stellen, dass es lieber schlecht bezahlte, dafür aber mehr Arbeitsplätze gibt.

Man kann sich nach den Folgen für das Modell „Angestellter Taxifahrer“ fragen und welche Rolle den Selbständigen beim Umbruch zukommen wird.

Man kann Zweifel äußern, ob die gesetzlichen Vorgaben von allen Unternehmern umgesetzt werden.

Und man kann’s auch einfach persönlich scheiße finden, dass der eigene Job in Gefahr ist.

Ich hab zu den o.g. Punkten eine klare Meinung, begründete Annahmen und ggf. Gegenargumente. Und da dürft ihr ganz ganz dolle anderer Meinung sein, das ist für mich in Ordnung. Aber bleibt mir weg mit Grütze wie „Kein Unternehmer wird freiwillig seine Konzessionen abgeben, deswegen klappt das alles nicht.“! Das ist nämlich nix anderes als sich die Augen zuzuhalten und „Mimimi, dich gibt’s gar nicht wirklich!“ zu rufen.