Nochmal zum Mindestlohn

In den letzten Wochen seit ich mich zum Mindestlohn im Taxigewerbe geäußert habe, höre ich beinahe täglich – nicht nur hier in den Kommentaren, auch draußen auf der Straße – von Kollegen folgendes:

„Das wird nicht funktionieren! Das geht bei uns gar nicht! Die Umsätze reichen dafür gar nicht!“

Deswegen ist es mir langsam, bevor es anfängt körperlich weh zu tun, ein Bedürfnis, mal eine Sache klarzustellen: Ich hab mir das mit dem Mindestlohn nicht ausgedacht und es ist ganz genau völlig scheißegal, wie ich darüber denke. Dieser Mindestlohn wird per Gesetz verordnet und das schert sich einen feuchten Kehricht darum, wie viel Umsatz irgendeiner von uns Fahrern einfährt.

„Funktionieren“ wird der Mindestlohn damit so gut oder schlecht wie das neue Punktemodell, die Gurtpflicht oder das Verbot, fremde Menschen auf offener Straße anzuzünden – und zwar völlig unabhängig davon, wie uns das im Einzelnen schmeckt.
Man kann natürlich auch als Fahrer gegen einen Mindestlohn sein und ihn schlecht finden. Das hat aber nix mit o.g. „funktioniert nicht“ zu tun. Die besonders merkbefreiten Genossen versuchen mir mit ihren persönlichen Umsatzzahlen zu „beweisen“, dass das mit dem Mindestlohn „nicht gehen“ würde. Was ist das nächste Argument? Dass grüne Gummibärchen grün sind?

Kein Mensch ist so blöd, dass er glaubt, ein Chef könne von 15 € Umsatz 8,50 € Lohn zahlen! Und auch ich hab das nie behauptet. Die Preisfrage ist folglich, was wohl passieren wird, wenn es sich für Unternehmer nicht rechnet, einen Angestellten zu haben. Und für die Antwort braucht man kein BWL-Studium. Ich verrate mal so viel: es wird nicht so sein, dass sich der Mindestlohn für die Unannehmlichkeiten entschuldigt und wieder heim geht.

An der derzeitigen Misere im Taxigewerbe wird nicht der Mindestlohn kaputt gehen, sondern Taxiunternehmen. Seine Einführung wird im Taxigewerbe eine völlige Revolution darstellen und das Denkmodell von Fahrern, mehr aber noch Unternehmern, völlig umkrempeln. Das wird einige von uns hart treffen, da werden eine Menge Katastrophen passieren und ich maße mir nicht an, sagen zu können, wo die Bombe wann einschlägt. Ich jedenfalls mache mir bereits Gedanken darüber, was ich tue, falls ich in neun Monaten meinen Job verliere. Und ob das passiert, hängt einmal mehr nicht davon ab, ob ich den Mindestlohn mag oder nicht.

Im Ernst, liebe Kollegen: Verschont mich mit diesem geistigen Dünnpfiff von wegen „funktioniert nicht“!

Wenn Ihr gegen den Mindestlohn seid, dann hätte ich hier ein paar richtige Argumente:

Man kann es als Marktliberaler falsch finden, dass der Staat so in die unternehmerische Freiheit eingreift.

Man kann sich konservativ auf den Standpunkt stellen, dass es lieber schlecht bezahlte, dafür aber mehr Arbeitsplätze gibt.

Man kann sich nach den Folgen für das Modell „Angestellter Taxifahrer“ fragen und welche Rolle den Selbständigen beim Umbruch zukommen wird.

Man kann Zweifel äußern, ob die gesetzlichen Vorgaben von allen Unternehmern umgesetzt werden.

Und man kann’s auch einfach persönlich scheiße finden, dass der eigene Job in Gefahr ist.

Ich hab zu den o.g. Punkten eine klare Meinung, begründete Annahmen und ggf. Gegenargumente. Und da dürft ihr ganz ganz dolle anderer Meinung sein, das ist für mich in Ordnung. Aber bleibt mir weg mit Grütze wie „Kein Unternehmer wird freiwillig seine Konzessionen abgeben, deswegen klappt das alles nicht.“! Das ist nämlich nix anderes als sich die Augen zuzuhalten und „Mimimi, dich gibt’s gar nicht wirklich!“ zu rufen.

64 Kommentare bis “Nochmal zum Mindestlohn”

  1. Jo sagt:

    Ich bin auch sehr gespannt, wie das Taxigewerbe – nicht nur in Berlin – das umsetzen wird. Ich fürchte auch, dass das Modell „angestellter Fahrer“ damit die Zeichen der Zeit erkennen und den Hut nehmen wird. Ein denkbares Szenario wäre für mich, dass die Inhaber der einzelnen Unternehmen ihre Fahrer größtenteils rauswerfen und ihnen dann die Autos z.B. stundenweise vermieten, damit die als freie Mitarbeiter oder Einzelunternehmer weiterwirtschaften – was eine Menge Stress mit diversen Finanzämtern nach sich ziehen dürfte…

  2. SaltyCat sagt:

    ist der Versuch von CDU/CSU und Arbeitgeberverbänden, das Taxi-Gewerbe per Ausnahmeregelung aus dem Mindestlohn zu ziehen, eigentlich schon komplett vom Tisch?

  3. Sash sagt:

    @Jo:
    Das Modell der Vermietung ist verboten. So einfach wird das nicht.
    Und Angestellte wird es zumindest wieder geben, wenn es sich wieder lohnt. Und der Zeitpunkt wird kommen.

    @SaltyCat:
    So weit ich weiß, ja.

  4. Sam sagt:

    Ich kenne es aus einigen Dienstleistungsbranchen, dass sich der zukünftige „Angestellte“ als selbstständiger Unternehmer anmelden muss und dann der „Arbeitgeber“ dieses Unternehmen mit den Aufgaben betraut. Das ganze natürlich für einen mehr als bescheidenen Lohn. Ich hoffe, diese Lücke haben sie in der Regelung geschlossen, sonst ahne ich nämlich, was nach Einführung des Mindestlohns noch mehr um sich greifen wird.
    Und ja, es gibt Regelungen zur Scheinselbstständigkeit (worunter obiges Vorgehen eigentlich fällt), aber da das ja bisher nicht unter Kontrolle gebracht werden kann, sehe ich da für die nähere Zukunft keine Verbesserung.

  5. Sash sagt:

    @Sam:
    PbefG §47 (5): „Die Vermietung von Taxen an Selbstfahrer ist verboten.“
    Ich denke, das ist allumfassend genug ausgelegt.

  6. Tobias sagt:

    Ich glaube nicht, dass das umfassend genug ist.

    Das ist ja einfach nur eine Überlassung des Fahrzeugs, wie es in anderen Bereichen bspw. durch Werkverträge und dergleichen geschieht, oder in Paketdiensten durch Scheinselbstständigkeit.

    In Wahrheit ist es den Finanzämtern scheißegal, wer Scheinselbstständig ist, da es Bund und Kommunen mehr Steuern und Sozialabgaben einbringt.

    Selbstfahrvermietung ist nichts anderes als die klassische Autovermietung – die ist mit Taxen untersagt.

  7. Sash sagt:

    @Tobias:
    Ich hoffe doch, dass es so einfach ist. Denn wer will denn solche Arbeitsverhältnisse eingehen, wenn der Unternehmer nicht wenigstens das Auto überlässt? Sobald ich „scheinselbständig“ bin, kann ich auch ganz einfach richtig selbständig arbeiten. Da wäre ich ja blöd, wenn ich noch einen Chef mitschleife.
    Es gibt zwei Gründe, im Taxigewerbe angestellt zu sein: Man hat kein Auto und man mag die Sicherheit eines Angestelltenverhältnisses (plus evt. kein Bock auf Papierkram).
    Ein Auto kann der Chef dem Scheinselbständigen nicht vermieten und den ganzen Stress des Selbständigen hat der Fahrer dann auch schon. Zumindest hier in Berlin bringen die Chefs uns keine Aufträge, also welcher Idiot sollte da warum überhaupt so arbeiten wollen.
    Mal ganz davon abgesehen, dass die legalen Unternehmen ja mehr zahlen würden.

  8. Holger sagt:

    Jeder, der die Meinung vertritt: „Es wird nicht funktionieren.“ denkt menschlich / kollegial… hat Angst davor, was mit dem Großteil der Taxifahrer passieren wird, wenn sie arbeitslos werden, weil sie durch den Mindestlohn arbeitslos werden, mit Sicherheit.

    DIE POLITIK HAT ES VERBOCKT!

    Und Sash, ich mag dein Blog, deine Beiträge, überhaupt dein Engagement…

    Aber ich finde es beschämend lesen zu müssen, dass jemand schreibt:

    „Der Mindestlohn wird kommen, er wird funktionieren, weil viele Taxifahrer arbeitslos werden. Ist nicht schön, aber ist halt so.“

    Sind wir so asozial geworden, dass uns das Schicksal von Hunderten, wenn nicht sogar Tausenden von Taxifahrer egal ist?

    Warst du schonmal arbeitslos? Weißt du, wie das ist Sozialhilfe zu beantragen?
    Weißt du wie die dich behandeln?

    Wie der letzte Scheiß!

    Ich war arbeitslos, ich habe von Hartz IV gelebt, ich wünsche es niemanden.

    Und weißt du, der Beruf Taxifahrer hat mein Leben verbessert, kann man kaum glauben.

    Ohne jetzt detailiert meine Lebensgeschichte zu schreiben, möchte ich mal soviel zu Hartz IV sagen: Man durchleuchtet dich, wo du dein Geld hast und wenn du in einer Beziehung lebst, dann wird dein Lebenspartner ebenfalls durchleuchtet und eure beiden Gehälter werden zusammengezählt. Je höher das Haushaltseinkommen ist, danach entscheidet sich, ob du überhaupt Hartz IV bekommst. Meine Lebensgefährtin musste Überstunden machen um Ihren Job zu behalten, die wurden auch bezahlt, nur leider lag das Haushaltseinkommen so hoch, dass ich kein Hartz IV bekommen habe bzw. das wurde im Nachhinein überprüft nach Kontoauszüge und wir durften noch ein Teil an den Staat zurückzahlen.

    Zurück zum Mindestlohn: Es ist so einfach die Last auf den einzelnen Taxifahrer abzuwälzen, ihn dafür bluten zu lassen, weil andere versagt haben.

    Wir sind schon lange kein Sozialstaat mehr, sonst würde der Staat schon längst den Unternehmen Zuschüsse zukommen lassen, damit diese ihren Angestellten den Mindestlohn bezahlen können.

    Meine Meinung.

  9. Joe sagt:

    Dann werden halt Arbeitsverträge gemacht, in denen 8 Stunden Arbeitszeit steht, aber arbeiten muß du dann trotzdem 12 Stunden. Papier ist geduldig. Wenn du nicht unterschreibst, mußt du dir was anderes suchen. Unternehmer waren schon immer erfindungsreich beim Auslegen von Gesetzen. Außerdem könnte der Staat den Unternehmern das Leben erleichtern, indem er es möglich macht, Taxi’s, für die keine Fahrer gefunden worden sind, kurzfristig z.B. per Fax stillzulegen und genauso leicht auch wieder anzumelden. Ein nicht genutztesTaxi verursacht ca.30,00€ Kosten am Tag(Steuern,Versicherung,etc.). So könnten die Unternehmer dann einfach sparen. Kleinvieh macht auch Mist.

  10. Max sagt:

    @Holger: Seh ich das richtig, dass du dich lieber ausbeuten lässt, als für einen fairen Lohn zu sein? Ich finde das Modell Mindestlohn grandios. Natürlich wird er gravierende Einschnitte bringen, aber vor allem bringt er Gerechtigkeit. Und ich halte 100 Arbeitsplätze mit einem Stundenlohn von 8,50 für deutlich besser als 200 Arbeitsplätze mit einem Stundenlohn von 4,25 Euro. Davon kannste ja auch nicht leben und musst trotzdem zum Amt als „Aufstocker“… Beschäftigung, ja, aber nicht um jeden Preis.

  11. Sash sagt:

    @Holger:
    Du bist genau einer von denen, die irgendwie nur schwer zwischen Fakten und Meinung trennen können, oder?
    Der Satz “Der Mindestlohn wird kommen, er wird funktionieren, weil viele Taxifahrer arbeitslos werden. Ist nicht schön, aber ist halt so.” ist einfach nur korrekt und wie ich oben nochmal geschrieben habe: der bleibt auch korrekt, wenn man es nicht schön findet – was übrigens auch in dem Satz steht, aber egal.
    Wir sind in der Sache auch nicht so weit auseinander. Ich finde HartziV menschenverachtend, wie überhaupt diese ganze Bürokratie, die einen als lebensunwerten Bittsteller abkanzelt, wenn man Geld in Anspruch nimmt, dass der Staat unter anderem genau zu diesem Zwecke einnimmt: nämlich den Bürgern ein lebenswertes Leben zu schaffen.
    Und ich finde es keineswegs lustig, dass durch den Mindestlohn Jobs wegfallen, weil ich sehr wohl weiß, was es bedeutet, von Arbeitslosengeld zu leben. Ein Jahr lang von 541 € ALG1 – glaubst Du, ich will dahin zurück?
    ALG2 hab ich nur pro forma noch für einen Monat beantragen müssen, aber ich hatte genügend Freunde und Mitbewohner in meinem Leben, die mit dem Scheiß zu kämpfen hatten.
    Aber mal im Ernst: Ich finde es ziemlich billig von Dir, deswegen den Mindestlohn in Frage zu stellen. Denn was ist mit den Kollegen, die arbeiten und nebenher aufstocken? Ich kenne einen Kollegen, der arbeitet 70 Stunden in der Woche, um seiner großen Familie 100 bis 300 € mehr nach Hause zu bringen, als er mit ALG2 haben könnte. Wo ist denn da dein Mitleid? Und wie schlimm wäre denn ein Jobverlust, wenn ALG und Sozialhilfe menschenwürdiger wären? Was kann da der Mindestlohn für?
    Das Taxigewerbe geht doch nicht am Mindestlohn zugrunde, sondern daran, dass es davor schon zu wenig Geld abgeworfen hat. Hätte man 2009 wie versprochen das Hamburger Modell eingeführt, die Konzessionen begrenzt oder irgendwas fürs Gewerbe sinnvolles getan, wäre uns allen besser und nachhaltiger geholfen worden.
    Und „die Politik“ … ja, dummes Abnicken von blöden Ideen gab’s da zuhauf. Aber was hat das Taxigewerbe gemacht? In Berlin hat es sich mit 6 Interessenvertretungen, von denen mindestens eine Schwarzarbeit legitim findet (!), heillos zerstritten und sich nur bei Tariferhöhungen einigen können. Alles was „wir“ selbst hätten erreichen können, haben wir auch nicht geschafft und jetzt kommt es von der anderen Seite mit dem Dampfhammer. Wie ich sagte: Ist nicht schön, aber ist halt so.

    @Joe:
    Ja, das mit der Einhaltung wird spannend. Wobei die von Dir genannten Arbeitsverträge immer noch illegal und damit anfechtbar wären und unsere Arbeitszeiten – inzwischen weitgehend automatisch – geloggt werden. Und eventuell hat jemand beim 2017 einzuführenden Fiskaltaxameter ja auch daran gedacht, das zu implementieren. Ich sehe die Gefahr durchaus, aber ich hab noch Hoffnung, dass da nicht so viele Möglichkeiten existieren wie z.B. bei der Vertuschung von Umsätzen bisher.
    Und zum zweiten Punkt: Kostensparmöglichkeiten auf der anderen Seite wären jetzt nix, was ich irgendwie schlimm finden würde.

  12. hrururur sagt:

    Holger: auf der einen Seite sagst du, dass wir keinen Sozialstaat mehr haben, auf der anderen Seite willst du das aber auch gar nicht annehmen, weil es dich beschämt? Keine Frage, Hartz IV ist Scheisse, aber die alte Stütze war doch kein Stück weniger entwürdigend. Auch da musste man zum Amt und beweisen, dass man das Geld braucht. Sonst wäre es ein bedingungsloses Grundeinkommen und das haben wir zum Glück nicht. Dann müssten nämlich Leute wie Sashs 70-Stunden-Mann in Zukunft rund um die Uhr arbeiten, weil kaum noch wer arbeiten würde…

  13. Holger sagt:

    Meine Position in diesem Drama:

    Zu Joe: Das ist auch meine Kernaussage. Der Staat muss den Unternehmer unterstützen, damit dieser seine Angestellten bezahlen kann und keiner arbeitslos wird. Welche Mittel er dafür einsetzt, kann ich nicht beurteilen. Gut wäre, wenn er den Unternehmer kontrolliert, dass die Zuschüsse auch dahin kommen, wofür sie gedacht sind und nicht wieder in die eigene Tasche wirtschaftet.

    Zu Max:
    Nein, das siehst du völlig falsch. Die Antwort auf den Beitrag von Joe beantwortet auch deine Frage, wofür ich bin.

  14. Holger sagt:

    Zum Beitrag von Sash:

    Meinung und Realität ist das Eine.
    Es hinzunehmen wie es kommen wird das Andere. Ich kritisiere sehr stark dein Ausspruch so nach dem Motto: „Dagegen kann man nichts machen, muss man halt mit leben…“ usw.
    Im Grunde genommen geht es dir doch am Arsch vorbei, was aus den anderen wird, du findest es nicht schön, bedauerst vielleicht auch, dass es zu diesem Schicksal kam, aber dass es überhaupt soweit kommen musste, man nichts dagegen unternimmt, das scheint doch sowohl dir als auch einigen anderen da draußen gleichgültig zu sein.

    Früher sind die Leute wegen was ganz Anderem auf die Straße gegangen, heute interessiert es uns einen Dreck, was aus den anderen wird. Ist es nicht so?

    Die Systematik des Mindestlohn ist nicht fertig gedacht bzw. erarbeitet worden. So wie er jetzt dasteht, zerstört er Existenzen.

    Das kann und will ich nicht gutheißen!

  15. Sash sagt:

    @Holger:
    Wer sind denn die von Dir postulierten „anderen“?
    Wenn Dich wirklich interessieren würde, was ich schreibe, hättest Du wohl kaum überlesen, dass auch ich mich damit beschäftige, was ein Jobverlust für mich persönlich bedeuten würde und dass ich selbigen in Betracht ziehe. Und auch wenn man vorschnell einwerfen mag, dass ich ja noch das Schreiben habe: Mein Hauptstandbein diesbezüglich ist derzeit GNIT. Dementsprechend geht es um meine Existenz ebenso wie um die aller eventuell betroffenen Kollegen.
    Du glaubst ernsthaft, dass mir das am Arsch vorbei geht?
    Ich will Dir mal ganz klipp und klar eines sagen: Ich bin einer von den Idioten, der noch NIE im Leben bei einer Wahl irgendeinen Wichser gewählt hat, der für MICH das beste versprochen hat und ich versuche, wo ich nur kann, zu erfassen, was gesamtgesellschaftlich und nicht nur für mich (Buhu, armer Taxifahrer, Arbeitsloser, wayne?) rauszuholen ist.
    Ein flächendeckender Mindestlohn ist nur ein kleines, dennoch natürlich auch wahlloses Instrument, um Armut einzuschränken. Und auch wenn Du das vielleicht glaubst: Ich sehe es nicht als Allheilmittel.
    Aber mir zu unterstellen, mir wären die anderen Menschen oder auch nur die Kollegen egal … ernsthaft: Fick Dich!
    Wo ist dein Blog, in dem Du dich mit minderbemittelten Kommentatoren über den Kapitalismus, den Alltagsrassismus und die soziale Ausgrenzung von Menschen battelst? Wo ist dein Beitrag dazu, nicht nur den armen Prototypen des glücklich als Taxifahrer Geretteten zu bemitleiden, sondern auch andere Probleme zu thematisieren?
    Wie ich im Eintrag selbst geschrieben habe: Wir können anderer Meinung sein. Das ist ok. Und da stehe ich nach wie vor dazu. Aber piss mich gefälligst nicht von der Seite an, weil dein egoistischer Arsch ausnahmsweise auch mal in die Schusslinie geraten ist! Kapiert?

  16. hrururur sagt:

    Sahaaash, aaatmen… Lass dich doch nicht auf so ein Niveau runterziehen, das hast DU nun wirklich nicht nötig!

    Geh und arbeite am Buch. Du wolltest doch produktiv sein. Husch husch. Setz deine Wut in Produktivität um.

    Oder bist du unterzuckert von deiner Diät? Dann iss was…

    Apropos Diät: zum knabbern eignen sich Petersilue, Schnittlauch und Co allerbest. Und schmecken besser als Sellerie und Co.

  17. Knut sagt:

    Holger, du bist kurios. Du schreibst:
    „Der Staat muss den Unternehmer unterstützen, damit dieser seine Angestellten bezahlen kann und keiner arbeitslos wird. […] Gut wäre, wenn er den Unternehmer kontrolliert, dass die Zuschüsse auch dahin kommen, wofür sie gedacht sind und nicht wieder in die eigene Tasche wirtschaftet.“

    Na dann geben wir den Angestellten die von dir gewünschte staatliche Unterstützung doch direkt, dann kann der Unternehmer es nicht in die eigene Tasche wirtschaften.

    Oh, Moment…. Das ist das jetzige HartzIV! Damit Unternehmer Menschen zu Hungerlöhnen beschäftigen können, wird den Niedrigstverdienern über zusätzliches HartzIV der Lohn aufgestockt.

    Weiter schreibst du:
    „Die Systematik des Mindestlohn ist nicht fertig gedacht bzw. erarbeitet worden. So wie er jetzt dasteht, zerstört er Existenzen.“
    Könnte vielleicht daran liegen, dass der Mindestlohn noch nirgendwo steht. Das Gesetz ist noch in Arbeit und noch garnicht beschlossen. Ich kenn noch nichtmal nen Referentenentwurf. Du? Also halte hier mal den Ball flach und melde dich wieder, wenn es einen Gesetzesentwurf gibt.

  18. Holger sagt:

    Voll und ganz.

  19. Sash sagt:

    @hrhrurur:
    Danke. Ganz ehrlich. Du hast durchaus Recht.
    Nicht bezüglich der Diät, aber bezüglich des Besinnens aufs Buch. 🙂
    Aber alles kann ich hier nicht stehen lassen, denn das hier ist mein Blog.

  20. hrururur sagt:

    Aber du musst dich nicht auf so ein Niveau runterziehen lassen.

    Niveau sieht nur von unten wie Arroganz aus. Also reiß dich gefälligst zusammen:drillseargent: nicht hier schreiben, arbeiten! Ich will dich hier vor morgen nicht mehr sehen*mit ausgestrecktem Finger vor deinem Gesicht rumfuchtel* 😀

  21. Sebo sagt:

    Hallo,

    ich lese nun schon seit einiger Zeit ab und zu in diesem Blog.
    Aber wer hier wen auf sein Niveau runterzieht, ist wohl ganz eindeutig Sash.
    Holger versuchte nur sachlich zu diskutieren, und Sash kommt dann mit persönlichen Beleidigungen ala „Fick dich“ daher.
    Für mich war das hier der letzte Beitrag, den ich verfolgt habe..

  22. hrururur sagt:

    Äh, aha. Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten

  23. Heiligerstrohsackreis sagt:

    Sehr geehrter Blogbetreiber,
    Ich lese Sie täglich.
    Ich lese Sie gerne.

    Vielen Dank.

  24. Sash sagt:

    @hrhrurur:
    😀

    @Sebo:
    Und Du hast ganz sicher die anderen Beiträge verfolgt, die Kommentare unter anderen Artikeln und wirklich alles?
    Ja, ich war hart in dem Kommentar. Das ist richtig. Und ich bin das zudem nicht gerne.
    Wenn Du meinst, ich ziehe das Niveau hier runter, dann geh. Das ist ok für mich.
    Ich würde mich aber freuen, wenn Du die Beiträge noch einmal liest. Artikel und Kommentare. Mir ist bewusst, dass „Fick dich!“ eine harte Wortwahl ist und ich hab sie meines Wissens nach hier erstmalig verwendet. Und das aus Gründen, die ich auch klargemacht habe. „Holger“ war einer derjenigen, weswegen ich diesen Beitrag überhaupt geschrieben habe. Einer jeniger merkbefreiten Trolle, die auf Dauer wirklich nicht mehr ernst zu nehmen sind.
    Sachliche Gegenargumente hab ich immer angemessen aufgegriffen, auch wenn ich sie teils widerlegen musste oder wollte.
    Ja, auch mein Geduldsfaden reisst mal. Das ist nichts, worauf ich stolz bin oder was ich zu glorifizieren gedenke. Selbst Kritik an mir selbst finde ich ok, so sie fundiert ist. Das war die von „Holger“ aber nicht. Sie speiste sich trotz vielfacher Übereinstimmung stets nur aus einer anderen Einschätzung, mehr noch aber aus dem puren Widerspruch zu meiner Meinung oder – weit wichtiger – einfach elementarer Fakten.
    Vielleicht sind Du und ich anderer Meinung bezüglich des Mindestlohns. Das ist – wie ich auch „Holger“ zugestanden habe – eigentlich egal. Und das Senken des Niveaus ist etwas, das sich nicht an Satzkonstruktionen festmachen lässt, sondern viel mehr am Inhalt.

  25. Sash sagt:

    @Heiligerstrohsackreis:
    Danke!

  26. Knut sagt:

    @Sash
    Sebo hat schon einen richtigen Punkt getroffen. So merkwürdig Holgers Argumentation auch war: er ist dabei sachlich geblieben. Du nicht.
    Und auch mein Hinweis, er solle den Ball flach halten, war hart an der Grenze des Persönlichen.

    Klar kannst du immer sagen, wem das nicht gefällt, der könne gehen. Aber dann bleiben am Ende nur diejenigen, denen dieser persönliche Agriffston gefällt. Das willst du bestimmt auch nicht, denn du bist eigentlich doch auch sehr der sachliche Typ.

    Ich würde empfehlen, wir machen hier jetzt mal eine Pause und reden wieder über das Thema, wenn ein konkreter Gesetzesentwurf vorliegt. Vielleicht kommen darin ja dann auch die Taxifahrer vor.

  27. Holger sagt:

    Zitat von Sash:
    „“Holger” war einer derjenigen, weswegen ich diesen Beitrag überhaupt geschrieben habe. Einer jeniger merkbefreiten Trolle…“

    Soweit sind wir schon mich als Troll zu bezeichnen?

    Ich habe Dir und der Leserschaft aufzeigen wollen, wohin uns Gleichgültigkeit führt. Und dein ursprünglicher Beitrag ist von Gleichgültigkeit nur so übersät.

    Kein einziges Wort liest man darüber, dass du erbost über die kommende Situation bist. Stattdessen immer nur:
    „Ja das ist traurig, buhuu, ach lasst mich doch in Ruhe mit dem Scheiß.“

    Das kann und will ich so nicht stehenlassen!

    Das Thema Mindestlohn ist ein ernstzunehmendes Thema. Ein Gesetzesentwurf ist mir auch nicht bekannt, da hat Knut recht. Aber nicht nur du, sondern auch andere, die ich nicht namentlich nennen brauch, vertreten die Auffassung, dass wenn der Mindestlohn kommt, dann werden viele kleine Taxifahrer vor die Hunde laufen und arbeitslos werden.

    Das ist ein wunder Punkt bei mir, der Wut auslöst. Wo ich mir denke: „Ist euch das Schicksal von zig hundert oder gar tausend Kollegen so egal? Wünscht ihr denen das Elend an den Hals? Geht ihr dabei über Leichen?

    So tief können wir doch nicht gesunken sein! So asozial können wir doch nicht sein!

  28. Roichi sagt:

    Man sollte vielleicht mal eine Studie durchführen inwieweit Egoismus, bzw. Betroffenheit, die Wahrnehmung einschränkt.

    @ knut

    Holger ist sehrwohl persönlich geworden. Schon allein indem er Sash Dinge unterstellt, die dieser nie gesagt hätte, ganz im Gegenteil.
    Ich kann die Reaktion nachvollziehen, wenn ich das auch etwas „freundlicher“ geschrieben hätte.

  29. Holger sagt:

    An Knut nochmal:

    Das Hartz IV System funktioniert doch nicht. Wir brauchen ein System wo jeder einzelne Angestellte seinen festen Lohn pro Monat hat.

    Ich habe meine eigenen Erfahrungen beschrieben, dass das Einkommen meiner Partnerin in meine Hartz IV Berechnung mit einfließt.

    Was bitteschön hat meine Partnerin, überhaupt mein Umfeld mit meinem Einkommen zu tun? Wir gehen doch für uns selbst arbeiten, Geld erwirtschaften.
    Will der Staat uns jetzt vorschreiben, mit wem wir eine Beziehung eingehen?

    So wie das jetzt läuft: man geht arbeiten zu Dumpinglöhnen, rennt zum Amt und mit etwas Glück bekommt man seinen Zuschuss, … Das ist doch kein Zustand.
    Unter Umständen gibt es dem Unternehmen Anlass dazu noch weniger zu zahlen.
    Das ist Ausbeutung, die keiner haben will.

    Ein ganz anderes System muss her.
    Es müssen Betriebsprüfungen stattfinden, die Aufschluss darüber geben, wieviel ein Unternehmen erwirtschaftet. Diese Zahlen müssen dem Staat offengelegt werden. Danach ausgerichtet brauchen wir ein Gesetz, wo geregelt ist: So hoch sind die Betriebseinnahmen, also bekommt das Unternehmen noch soviel Zuschüsse vom Staat, damit dieses seine Angestellten den Mindestlohn bezahlen kann. Sollte ein Unternehmen den Mindestlohn nicht bezahlen, so drohen Sanktionen.

    Damit hätte der Angestellten einen für seine Arbeit angemessenen Lohn, daraus resultiert ein geregeltes Haushaltseinkommen. Es wäre auch völlig egal ob man Single oder verheiratet ist und die Arbeitslosigkeit würde abnehmen, dank lukrativer Arbeitsplätze. Das zusammen führt zum Wirtschaftswachstum.

    So die Theorie

  30. Carom sagt:

    Nun ist ein Beitrag von Sash, in dem er den „Gegnern“ des Mindestlohn das Trollen ausreden wollte, in Trollerei ausgebrochen…

    Sash:
    Man muss nicht jeden Kampf kämpfen – Deine radikal pragmatische Sicht des Mindestlohns ist ausreichend und nachvollziehbar dargestellt, nun tu Dir den Gefallen und schließ die Kommentare für diesen Beitrag und kümmer Dich um Wichtigeres als die Meinung anderer Leute (die wird sich sowieso nicht ändern).

  31. Sebo sagt:

    Da es ja dein Blog ist, Sash, kannst du ihn ja führen wie du möchtest.
    Wenn nur Leser willkommen sind, die mit dir vollkommen einer Meinung sind, und dir andauernd nur Honig ums Maul schmieren, wie zB Hrururur, ist das natürlich auch in Ordnung.
    Ich finde halt man sollte auch sachliche Diskussionen führen können.
    Ich arbeite übrigens, neben meinem Studium, auch als Taxifahrer in der Nacht, und bin was das Thema Mindestlohn anbelangt grundsätzlich eh deiner Meinung.
    Man sollte sich halt auch andere Meinungen und Ansichten anhören können.
    Auf jeden Fall muss ich dir zu deinem sehr spannendem und flüssigem Schreibstil gratulieren! Macht echt Spaß deine Geschichten zu lesen.

  32. Rainer sagt:

    Interessanter neuer Ansatz für Wirtschaftswachstum, den man gern mal weiterverfolgen könnte. Bei mir sähe das dann wie folgt aus:

    Ich gründe ein Dienstleistungsunternehmen, egal ob Taxi oder Gebäudereinigung. Der Markt ist gesättigt und deshalb generiere ich nicht genug Umsätze. Eigentlich ist es um die Branche sogar so schlecht bestellt, das es sich gar nicht lohnt zu arbeiten. Und jetzt kommt der neue „geniale“ Holger-Ansatz zum tragen: Ich gehe als Unternehmer zum Amt und lasse mir für jeden meiner Angestellten 8,50€ je Stunde auszahlen. Zusätzlich lasse ich mir vom Amt für mich auch 8,50€ geben, weil ich ja auch in meinem Unternehmen angestellt bin. Wenn ich z.B. 15 Leute und mich so beschäftige, dann hat mein Unternehmen auch eine „förderungsrelevante“ Größe und ich darf auf Bezuschussung meiner weiteren Betriebsausgaben hoffen. Und mein Inventar überlasse ich gegen finanziellen Ausgleich anderen Unternehmen und generiere so weitere Umsätze oder verwende es im zulässigen Rahmen privat. Somit bekomme ich fürs nichtstun nicht nur angemessene 8,50€/h sondern auch noch einen privat nutzbaren Dienstwagen und weitere Annehmlichkeiten wie Telefon/Internet etc.

    Perfekt, wie so 16 Leute sicher in Lohn und Brot gebracht werden und ein Wirtschaftswachstum generiert wird…

    Zurück zum Ernst: Wenn der Taxi-Markt es nicht hergibt, das alle eine gesetzliche Vorgabe von 8,50€ bekommen, dann ist es nur konsequent, das einige Unternehmer ihr Geschäft auf diesem Markt nicht weiterbetreiben können.

  33. Robert sagt:

    Hallo zusammen
    Ich bin selbst über 20 Jahre Taxi gefahren, habe aber seit ca 6 Jahren einen anderen Job. Wg der miserablen Bezahlung—selbst in einer reichen Stadt wie Frankfurt am Main. Schuld daran sind nicht die schlechte Auftraglslage oder der zu geringe Tarif, sondern ausschließlich die zutiefst unsoziale Lohngestaltung.
    Wieso schicken Unternehmer Hunderte von überflüssigen Taxifahrer auf die Straße?
    —weil es sie nichts kostet!!
    Wieso lassen Unternehmer Hunderten von total unfähigen, unfreundlichen, kundenvergraulenden Taxifahrern auf die Straße?
    —weil es sie nichts kostet!!
    Wieso arbeiteten Taxifahrer 12 Stundenschichten, obwohl sie ~4-8 Stunden wg Fahrgastmangel nur herumstehen müßen?
    —weil es die Unternehmer nichts kostet!!

    Laßt Euch nicht von den Unternehmerverbänden und Euren Chefs belabern, das unternehmerische Risiko gehört zu den Unternehmern. Sie werden, wenn sie 8,50€ zahlen müßen ihr Personsal und Fahrzeuge so einteilen das sie auch weiterhin Geld verdienen. Gute Taxifahrer, und andere Kollegen wollen wir eigentlich auch gar nicht im Gewerbe, sind dann locker 8,50€ die Stunde wert. Eines steht ganz sicher fest:

    MIT DEM MINDESTLOHN WERDEN SICH UNMITTELBAR DIE UNSÄGLICHEN TAXISCHLANGEN DEUTLICH VERKLEINERN—DA WERDEN DIE UNTERNEHMER FÜR SORGEN!!!

    Ich freu mich drauf, den Schein hab ich ja noch 🙂

    Gruß Robert

  34. hrururur sagt:

    Ich schmiere Sash keinen Honig ums Maul. Ich bin einfach nur oft Sashs Meinung. Da fällt es nicht so auf, wenn ich mal anderer Meinung bin. Wenn ich die dann überhaupt äußere. Hab nicht so Bock auf Diskussionen mit Leuten, die ich mag. Ich bin nämlich durchaus gerne mal explosiv und beleidige dann Leute, die es nicht verdient haben

  35. Holger sagt:

    Tobias hat Recht.

    Und Rainer: Betriebsprüfungen werden das „Nüschttun“ zu verhindern wissen.

    Außerdem verwechselst du Einsatzzeit mit Arbeitszeit. Arbeitszeit ist im Taxigewerbe die Zeitspanne zwischen Kunde steigt ein und Kunde steigt aus. Dafür werden 8,50 Stundenlohn bezahlt. Alles andere was sich zwischen An- und Abmelden am Taxameter befindet, ist Bereitschaftsdienst! Der wird generell nicht so hoch bezahlt wie die Arbeitszeit. Hier werden sich die Taxiunternehmen voneinander unterscheiden: der eine gibt mehr, der andere weniger Zulagen für Bereitschaftsdienst. Das weiß auch Vater Staat. Mit Mindestlohn ist nur die Arbeitszeitvergütung geregelt.

  36. Holger sagt:

    Sorry, Robert hat Recht. Nicht Tobias

  37. daju77 sagt:

    @ Robert: Danke für Deinen Einwurf. Ich denke auch das die Veränderungen durch einen Mindestlohn sehr wohl positive Aspekte hat. Die Fuhrunternehmen die bisher gut gewirtschaftet haben und „fachkundiges“ Personal beschäftigen, werden die Umstellung auf das Mindestlohnprinzip sehr wohl verkraften. Meine Chefs bleiben bei dem Thema auch ganz gelassen und verbreiten auch keine Angst, nur weil der Mindestlohn kommt (was ja so genau auch noch nicht ins Gesetz gegossen ist).

    Um mal konkret zu werden. Ich arbeite als Taxifahrer monatlich ca. 20-22 Tage a 8-10 Stunden und komme auf einen durchschnittlichen Bruttostundenlohn von 8,65 € (bezogen auf die letzten 12 Monate). Ich übertreffe also sogar den Mindestlohn und das mit dem bekannten Provisionsmodell.
    Mein Chef meinte letztens zu mir: „Der Mindestlohn bedeutet ein Lohn der mindestens bezahlt werden muss. Das wird unsere Branche durchrütteln und einige faule Äpfel werden zu Boden fallen. Nach einer gewissen Zeit wird sich der Sturm verziehen und es wird weiter gehen.“

    Ich verfolge die ganze öffentliche Debatte mit einer Portion Traurigkeit. Ich bin traurig darüber, dass wir es in Deutschland zugelassen haben, dass Arbeitnehmer überhaupt für 4-5 Euro arbeiten gehen müssen. Traurig macht einen auch das Erscheinungsbild des Berliner Taxigewerbes. Alle Gewerbevertretungen hätten schon vor 20 Jahren eine Konzessionsbegrenzung fordern und durchsetzen müssen. Es wurde vermasselt und nun haben wir den Salat. Locker 3000 Taxen zu viel und das angestellte demotivierte Personal sieht die Zukunft überwiegend pessimistisch.

  38. Holger sagt:

    „Faule Äpfel“ ist aber auch relativ, denn es macht einen Unterschied ob man nicht arbeiten will oder keine Aufträge bekommt… solltest du die Taxifahrer meinen.

    Der Einwand von Robert ist durchaus zutreffend. So werden Unternehmen ihre Fahrzeuge so zur Verfügung stellen, wie sie gebraucht werden.

    Eine Frage bleibt: Woher wissen die Unternehmen, wann es läuft?

  39. A. Hartwig sagt:

    Ich hoffe Du behälst recht!!!!!!!!

  40. Rainer sagt:

    Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann stehen die Taxifahrer nicht regelmäßig mind. 10h „Arbeitszeit“ in der Gegend rum, sondern nur „Bereitschaftszeit“? Und wenn Du am Tag 4 Fahrten für je 7 € hast, die zusammen vielleicht 40Min. „Arbeitszeit“ bedeuten, dann hast Du bei ner 50%-Regelung 21€ Stundenlohn? Wenn das wirklich so ist, worüber beklagt ihr Euch eigentlich? *kopfschüttel*

    Und zu dem Modell von oben, was soll denn eine Betriebsprüfung bringen, wenn 16 Leute den ganzen Tag „Bereitschaftszeit“ haben, weil kein Auftrag da ist. also sorry, aber ich finde Deine Ausführungen relativ daneben. Die „angestellte“ Verkäuferin an der Supermarktkasse kriegt ihren Lohn auch, selbst wenn kein Kunde im Laden ist. Und wenn dauerhaft keine Kunden im Laden sind, dann muss der Laden auch zumachen. In der Hinsicht unterscheidet sich der Arbeitsplatz nicht von dem im Taxi.

  41. Rike sagt:

    Ich finde die Kommentare gegen den Mindestlohn auch sehr kurzsichtig. Die Tatsache, das bei einer einigermaßen anständigen Bezahlung schlecht kalkulierende Unternehmen verkleinern oder sogar schließen müssen, ist kein Argument gegen die Höhe der Löhne sondern gegen die Kalkulationen der Unternehmer.

    Sicher ist es für den betroffenen Fahrer Scheisse, wenn er seinen Job verliert und er ALG beantragen muss. Aber ist es besser wenn er schuftet bis zum Umfallen und wegen mieser Löhne trotzdem aufstocken muss?

    Und wenn wegen Mindestlohn dann auch Frisöre, Kellner und Gebäudereiniger besser bezahlt werden, vielleicht können die sich dann auch öfter ein Taxi leisten und es gibt wieder mehr Arbeit für mehr Fahrer.

    Das ist nämlich die gesamtwirtschaftliche Wirkung eines Mindestlohns. Die Leute, die davon profitieren, geben einen Großteil ihres Lohnes auch wieder aus und das kommt der Wirtschaft allgemein zu Gute.

  42. hrururur sagt:

    Jo Rike. Und dann steigen die Preise und die Hartzler wollen auch mehr Geld und am Ende ist alles teurer und nix besser. Die Sichtweise gibt es auch und sie muss auch mitbetrachtet werden. Und dann muss man ausrechnen, was volkswirtschaftlich besser ist und ich bin wirklich froh, dass das nicht meine Aufgabe ist

  43. Holger sagt:

    Sorry Rainer, ich dachte du wärst Taxifahrer und weißt, wie das jetzt läuft.
    Ich rede von Äpfel und du argumentierst mit Birnen. Das was du reingebracht hast, ist ein völlig anderes Thema.

    Du willst wissen, warum wir uns beklagen, also willst du auch wissen, wie das bisher lief, was zum Thema Mindestlohn nicht hingehört. Aber ich tu dir den Gefallen und mach eine Offtopic Exkursion.

    Taxifahrer werden größtenteils nach Provision bezahlt. Den Umsatz, den wir pro Tag einfahren, davon Betrag X als Bruttolohn. Mit Bezahlung nach Arbeitszeit hat dieser Bruttolohn vorrangig nix zu tun. Er erscheint aber in den Zulagen, die vom Unternehmer freiwillig bezahlt werden, keine Pflicht. Je nachdem, wie deine Einsatzzeit liegt, wird man dir Nachtzuschläge, Feiertagszuschläge usw. bezahlen.
    Speziell für Berlin bedeutet das: du hast dein Taxi mit Funk, also sieh zu, wie du an Aufträge kommst. Dein Chef wird dir selten oder auch gar nicht Aufträge vermitteln.
    Als Angestellter kannst du unter diesem System auch voll auf die Nase fallen.

    Mit dem Mindestlohngesetz will man dieses System umkrempeln, denn jetzt kommt Vater Staat und sagt zu den Unternehmen: „Eine Bezahlung nach Provision ist ungültig. Ihr müsst eure Angestellten mindestens 8,50 pro Stunde bezahlen. Und hier hat man festgestellt, dass viele Taxifahrer den notwendigen Umsatz nicht erbringen/erbringen können.
    In Folge dessen macht man Spekulationen, wie man dieses Problem löst.

    Und wie die Spekulationen darüber aussehen, das hast du in den letzten Kommentaren lesen können.

  44. Holger sagt:

    Aso, deine 4 Fahrten pro Tag mit jeweils 7 Euro ergeben einen Tagesumsatz von 28 Euro. Pro Monat gehe ich 26 Tage arbeiten bzw. ich stelle mich in Bereitschaft.

    Jeden Tag nur 28 Euro Umsatz macht pro Monat 728 Euro Umsatz. Wenn du einen guten Arbeitgeber hast, der dir 50% Provision bezahlt, hast du einen Bruttolohn von 364 Euro. Und davon noch steuerliche Abgaben weg, dann weißt du was pro Monat netto bleibt.
    Du vergisst oder besser du hast es nicht gewusst, dass wir unter diesem System nicht nach Stundenlohn bezahlt werden!
    Das läuft jetzt nur nach Provision.

    Später nach Mindestlohngesetz erwirtschaftet der gleiche Taxifahrer für das Unternehmen bei diesen Zahlen 726 Euro pro Monat und war dafür 17 Stunden arbeiten. Der Unternehmer wird dazu verdonnert, diesem Angestellten 147 Euro zu bezahlen, wenn das System greift, was ich sagte. Und zusätzlich würde man noch Zulagen geben, zumindest die ehrlichen großzügigen Unternehmer.

    Wäre Einsatzzeit = Arbeitszeit, dann würde der Angestellte pro Monat 260 Stunden gehen und der Unternehmer müsste dem Angestellten 2210 Euro Bruttolohn bezahlen.

    Hä? Wie soll das gehen? 2210 Euro Ausgaben bei 726 Euro Einnahmen.

    Verstanden? Darum geht es in dieser Mindestlohndebatte. Die Kernfrage: Wie definiert man hier Stundenlohn.

    Wird Bereitschaftsdienst in Arbeitszeit umgewandelt, dann werden viele Taxifahrer arbeitslos. Trennt man Arbeitszeit von Bereitschaftsdienst und vergütet die Arbeitszeit mit 8,50 Euro die Stunde, würde es klappen, aber die Taxifahrer sind auf Zulagen für Bereitschaftsdienst angewiesen.

    Aber tröste dich, 28 Euro Tagesumsatz ist nicht der Durchschnitt. Gott sei Dank.

  45. Rainer sagt:

    Wenn Du im Auftrag Deines Arbeitgebers an Deinem Arbeitsplatz „Taxi-Fahrzeug“ Deine Arbeit verrichtest, also mit angeschalteter Fackel auf Kundschaft wartest oder auch rumfährst, dann ist das zu bezahlende Arbeitszeit. Und am Monatsende die Einahmen mit den Ausgaben in Einklang zu bringen ist das unternehmerische Risiko Deines Chefs, das er nicht einfach auf Dich als Angestellten abwälzen kann.

    Die von Dir genannte Bereitschaftszeit hast Du, wenn das Taxi vor der Tür steht und Du Dein Handy anlässt, sonst aber Deinen Privatkram machst. Das gibt es durchaus Nachts in ländlicheren Gegenden und kenne ich so z.B. von Usedom oder Rügen.

    Und ganz ehrlich, wenn Du bei 260h ! Arbeitsstunden im Monat am Ende offiziell 17 bezahlt kriegst, dann reden wir nicht mehr von einer Stundenlohn-Definition sondern von Sittenwidrigkeit. Was ist denn so schwer daran zu verstehen: Ja, Berlin hat deutlich zu viele Taxis. Da jetzt nicht mit einem plötzlichen massiven Anstieg der Kundenzahlen zu rechnen ist bleibt halt nur der Weg, das viele Taxis von der Straße verschwinden müssen…

  46. Roichi sagt:

    @ Holger

    Warum wirfst du Sash eigentlich vor, nicht so emotional zu reagieren, wie du es machst?
    Emotionen haben einer fundierten Analyse noch nie gut getan.
    Und Sash hat eine gut fundierte Analyse geschrieben. Ohne jegliche Emotion, rein an Fakten orientiert und mit einem realistischen Szenario, auch dieses begründet. Da haben Emotionen nichts drin zu suchen.
    Aufgrund der Analyse kann man sich jetzt aufregen, wie Scheiße das doch alles ist, und dass man selbst Angst um seinen Job hat etc.
    Man kann aber auch eine weitere Analyse machen und betrachten, welche Optionen einem bleiben. Welche Möglichkeiten.
    Und da hilft Emotion wiederum auch nicht weiter.

    Nur mit klarem Kopf lässt sich diskutieren, nicht mit Emotionen.
    In dem Sinne wünsche ich dir weniger Emotionsgeladenheit bei diesem Thema.

  47. daju77 sagt:

    @sash: Das dürfte der wohl meist diskutierte Artikel bei GNIT werden. 😉

  48. Holger sagt:

    Rainer, wir reden irgendwie aneinander vorbei. Ich habe mir das nicht ausgedacht, dass Taxifahrer nach Provision bezahlt werden. Es ist so und man sollte sich Arbeitgeber suchen, die bereit sind entsprechende Zulagen zu bezahlen. Dann funktioniert das auch. Vielleicht werden Tarife auch deshalb so „teuer“ gemacht, weil wir zwischendurch Bereitschaftsdienst haben. Ich schrieb es auch an anderer Stelle: „Berlin ist günstig, seht euch den Tarif in München an.

    Roichi: Was zwischen mir und Sash abgeht, solltest auch du mitbekommen haben.

    Wir haben unterschiedliche Ansichten über das, was passieren wird. Ich bin von der einen Vision überzeugt, Sash von der anderen, was ich persönlich als Katastrophe empfinde. Das ist noch ok.

    Meine scharfe Kritik enstand deshalb, weil er dieses Thema ursprünglich nicht als Grundlage für eine Diskussion verfasst hat, sondern vielmehr als Info in den Raum geworfen hat, nach dem Motto:

    „Lasst mich in Zukunft gefälligst mit dem Mindestlohnthema in Ruhe, ich will davon nichts mehr wissen. Es nervt. Das wird so kommen und damit basta.“

    Auch wenn seine Vision Realität wird, ich Unrecht habe, das ist das Eine, aber es kann doch wohl nicht wahr sein, dass man sowas noch mit Gleichgültigkeit untermauert. Und dieses ganze „Lasst mich damit in Ruhe“ – Gehabe sind auch Emotionen, also zeig mir mal bitte, wo das emotionslos war.

    Und nochwas: Man muss mich nicht attackieren dafür, dass ich über meine Zukunft als Taxifahrer nachdenke und mich schon gar nicht als Troll bezeichnen.

    Ende der Durchsage

  49. Sash sagt:

    @daju77:
    Ach, das würde ich noch nicht sicher sagen. Obwohl das Thema es wert wäre. Aber dann müsste es schon dreistellig werden …

    @Holger:
    Ich bin ja mal gespannt, wann sich deine Einträge nicht mehr um deine persönliche Angst vor dem Jobverlust drehen werden. Damit ich meine Wette gewinne, musst Du noch ein bisschen durchhalten, aber ich bin sicher, Du schaffst das. Toi toi toi!

  50. Holger sagt:

    Weißt du immer noch nicht, warum ich diesen Kommentar verfasst habe?

    [Zitat]
    Jeder, der die Meinung vertritt: “Es wird nicht funktionieren.” denkt menschlich / kollegial… hat Angst davor, was mit dem Großteil der Taxifahrer passieren wird, wenn sie arbeitslos werden, weil sie durch den Mindestlohn arbeitslos werden, mit Sicherheit.

    DIE POLITIK HAT ES VERBOCKT!

    Und Sash, ich mag dein Blog, deine Beiträge, überhaupt dein Engagement…

    Aber ich finde es beschämend lesen zu müssen, dass jemand schreibt:

    “Der Mindestlohn wird kommen, er wird funktionieren, weil viele Taxifahrer arbeitslos werden. Ist nicht schön, aber ist halt so.”

    Sind wir so asozial geworden, dass uns das Schicksal von Hunderten, wenn nicht sogar Tausenden von Taxifahrer egal ist?

    Warst du schonmal arbeitslos? Weißt du, wie das ist Sozialhilfe zu beantragen?
    Weißt du wie die dich behandeln?

    Wie der letzte Scheiß!

    Ich war arbeitslos, ich habe von Hartz IV gelebt, ich wünsche es niemanden.

    Und weißt du, der Beruf Taxifahrer hat mein Leben verbessert, kann man kaum glauben.

    Ohne jetzt detailiert meine Lebensgeschichte zu schreiben, möchte ich mal soviel zu Hartz IV sagen: Man durchleuchtet dich, wo du dein Geld hast und wenn du in einer Beziehung lebst, dann wird dein Lebenspartner ebenfalls durchleuchtet und eure beiden Gehälter werden zusammengezählt. Je höher das Haushaltseinkommen ist, danach entscheidet sich, ob du überhaupt Hartz IV bekommst. Meine Lebensgefährtin musste Überstunden machen um Ihren Job zu behalten, die wurden auch bezahlt, nur leider lag das Haushaltseinkommen so hoch, dass ich kein Hartz IV bekommen habe bzw. das wurde im Nachhinein überprüft nach Kontoauszüge und wir durften noch ein Teil an den Staat zurückzahlen.

    Zurück zum Mindestlohn: Es ist so einfach die Last auf den einzelnen Taxifahrer abzuwälzen, ihn dafür bluten zu lassen, weil andere versagt haben.

    Wir sind schon lange kein Sozialstaat mehr, sonst würde der Staat schon längst den Unternehmen Zuschüsse zukommen lassen, damit diese ihren Angestellten den Mindestlohn bezahlen können.

    Meine Meinung.
    [Zitatende]

    Ich dachte wirklich, mein Anliegen wäre hiermit geklärt gewesen:

    [Zitat]
    Im Grunde genommen geht es dir doch am Arsch vorbei, was aus den anderen wird, du findest es nicht schön, bedauerst vielleicht auch, dass es zu diesem Schicksal kam, aber dass es überhaupt soweit kommen musste, man nichts dagegen unternimmt, das scheint doch sowohl dir als auch einigen anderen da draußen gleichgültig zu sein.
    [Zitatende]

    Gewinn ruhig diese Wette, wenn du meinst ich schreibe nur um mein Schicksal

  51. Holger sagt:

    Ach weißte, wenn ich es mir Recht überlege, es ist der letzte Beitrag von mir. Ich wollte dir nie unterstellen, dass du ein schlechter Mensch bist, das bist du nicht und wenn meine Worte so rüberkamen, tut es mir leid.

    Ein Trostpflaster ist es, dass das Gesetz noch nicht raus ist. Wenn es denn so eintritt, wie du es prophezeist, dann werden Medien darüber berichten, wieviele Menschen es tatsächlich getroffen hat.
    Knut hat den Hinweis bereits gegeben:
    Abwarten bis der Mindestlohn wirklich kommt und dann darüber debattieren.

    Nur wenn es soweit kommt und ich einer der vielen bin, die es getroffen hat. Warum sollte ich dann noch darüber Debatten schreiben und kluge Sprüche ablassen? ändern wird sich doch daran nichts und interessieren wird mich das Taxigewerbe dann auch nicht mehr.

    Also: Warten wir mal ab und drehen Däumchen.

  52. Rainer sagt:

    @Holger: Wieso war es jemals für Dich oder überhaupt irgendjemand ein relevanter Ausweg aus Hartz4, sich als Angestellter Unternehmerrisiken aufbürden zu lassen, für ein nahezu sittenwidriges Gehalt arbeiten zu gehen um dieses dann noch aus genau dem selben Hartz4-Topf aufstocken zu lassen? Wieso ist es ein relevanter Ausweg aus Hartz4 sich als weiterer Wettbewerber auf auf einem völlig erschöpften Markt zu positionieren und dadurch die wirtschaftliche Situation aller anderen Taxifahrer noch weiter zu verschlechtern? Das macht weder wirtschaftlich noch sozial irgend einen Sinn.

    Und wenn Du schreibst:“ Ich habe mir das nicht ausgedacht, dass Taxifahrer nach Provision bezahlt werden. Es ist so…“, dann nimmst Du diese Situation ebenso einfach als gegeben hin, wie es Sash bzgl des kommenden Mindestlohn-Gesetzes auch tut. Der Unterschied ist nur, das er das Gesetz tatsächlich nicht selbst beeinfussen kann. Du kannst dagegen aber an Deiner Arbeitssituation selbst jederzeit etwas ändern. Hast Du Dich mal gefragt, warum Du nicht einfach irgendwo für einen festen Stundensatz plus Zulage eingestellt wurdest?

    Das mag zwar jetzt bitter werden, wenn die Hälfte aller Taxis verschwinden, aber sieh es doch mal so: hätte es von Anfang an wirksame Beschränkungen gegeben, dann hätte es die Taxis, die jetzt verschwinden werden auch nie gegeben. Und die übrigen Taxis würden das Geschäft so betreiben, das eine Mindestlohn-Diskussion völlig überflüssig ist.

    In meinen Augen ist der Mindestlohn eine viel wirksamere Beschränkung als die zahlenmäßige Begrenzung der Lizenzen, weil er einfach ein unethisches Gehaltsmodell illegal macht ohne sich direkt in das Marktgeschehen einer bestimmten Branche einzumischen.

  53. Holger sagt:

    Wer sagt, dass ich mit Hartz IV aufstocke?

    Im Gegenteil, ich war sogar ohne Taxifahrerjob an der Grenze ob mir HartzIV zusteht. Jetzt als Taxifahrer würde ich es erst Recht nicht bekommen. Mit allem anderen hast du völlig Recht.

    Ehrlich gesagt, so habe ich das nicht betrachtet.

  54. Joern sagt:

    Es wird auf das hinauslaufen, was „Jo“ im allerersten Kommentar geschrieben hat: Die Fahrer werden selbstständige Subunternehmer, der Unternehmer wird nur noch Vermieter der Autos. Verboten ist das nicht (nur die Vermietung an Selbstfahrer = an Endkunden) und nicht mal die Scheinselbständigkeit wird zum Problem, weil der Fahrer (Subunt.) ja für zahlreiche Kunden arbeitet.

  55. Sash sagt:

    @Joern:
    Ich gebe zu, dass ich auf die Auslegung des Selbstfahrerparagraphen gar nicht gekommen bin.
    Aber Sinn gibt das zumindest als massentaugliches Konzept nicht unbedingt. Wenn der Fahrer sich sowieso selbständig machen muss – warum sollte er dann nicht einfach, ähm, nun ja: selbständig Taxi fahren.
    Die dicke Hürde ist ein Auto doch nicht. Aus seinen Umsatzerfahrungen einen Businessplan machen, Kredit, Auto, fertig. Ich will jetzt nicht sagen, dass es das einfachste der Welt ist, aber ich bezweifele, dass dieses Modell je eine gewisse Marktmacht erhalten wird. Mal abgesehen davon, dass es sicher einige Unternehmen schaffen werden, ihre Angestellten zu bezahlen – und die wären eine weit bessere Alternative für die Fahrer.

  56. André sagt:

    Habe mir zugegebenermaßen nicht alles durchgelesen, sollte es also doppelt gepostet sein, sorry.

    Es gibt durchaus Arbeitszeitmodelle, in denen Mindestlohn gezahlt werden kann ohne zu entlassen´, auch für Taxifahrer.
    Läuft dann aber auf Festverträge mit konstantem Einkommen heraus (unabhängig vom konkreten Umsatz), als Mischkalkulation.

    Wenn es nicht klappt, einfach arbeitslos melden und alle 6 Monate den Arbeitgeber wechseln…..
    (Achtung: letzter Satz war Zynismus)

  57. Holger sagt:

    Hier in diesem Forum: http://www.taxiforum-deutschland.de/forum/viewtopic.php?f=8&t=47
    hat man zum Thema Mindestlohn eine viel bessere Idee gehabt:

    Wir werden jetzt alle Praktikanten, für die gilt der Mindestlohn nicht. hahahahaha 😉

  58. Sash sagt:

    @André:
    Das wird hier nicht klappen, da der durchschnittliche Umsatz weit unter dem liegt, was für einen Mindestlohn nötig wäre. Dementsprechend kommst Du auch mit einer Mischkalkulation immer zu gering weg.
    Einzige Ausnahme, die allerdings zu radikal wäre, um sie irgendwie durchzusetzen:
    Wir arbeiten alle nur noch halb so viel und das wird knallhart kontrolliert und mit technischen Sperren zu 100% (oder wenigstens 95%) durchgesetzt. Dann würden wir die Stunden nämlich so weit reduzieren, dass der entsprechende Umsatz wieder dazu passt. Aber dann gäbe es keine Vollzeit-Taxifahrer mehr – und das wäre irgendwie auch absurd und nicht sachdienlicher als die Entlassungen hinzunehmen.

  59. Holger sagt:

    Es scheitert doch nur deshalb daran, weil das Spiel mit dem Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein nur eine Bezahlung nach Provision zulässt.

    In diesem Spiel gibt es 3 Komponenten, die bisher gut coexistieren können. Der Mindestlohn wird dafür sorgen, dass eine Komponente wegfällt.

    Die Komponenten sind Taxifahrer, Taxiunternehmer und Taxizentrale.

    Wie stehen diese im Zusammenhang und warum fällt eine davon weg, wenn der Mindestlohn kommt?

    Mindestlohn heißt, dass der Taxiunternehmer dazu verpflichtet wird, den Taxifahrer nach Arbeitszeit zu bezahlen.

    Der erste Aspekt:
    Wenn der Chef aktiver wird, so wird er sich einen Stammkundenkreis aufbauen und seine Fahrer koordinieren, wann Sie wohin zu fahren haben. Weil sich jede Firma so selbst versorgt, wird es keine Taxizentrale mehr geben. Zudem wird man erkennen, wie hoch die benötigte Auslastung tatsächlich ist und es würden einige Taxifahrer arbeitslos werden. Auch wird der Auftragskuchen nicht so hoch sein, dass alle bisherigen Taxiunternehmen davon versorgt werden, wodurch es anfangs zum harten Machtkampf kommt, später gibt es dann weniger Unternehmen, aber es gibt sie noch, die überleben.

    Der zweite Aspekt:
    Der Chef wird nicht aktiver, er wird merken, dass die Umsätze seiner Fahrer nicht ausreichen um den Mindestlohn zu zahlen. In Folge dessen wird das Arbeitsgericht voll ausgelastet sein mit Klagen um zustehende Lohnzahlungen. Es werden Taxifahrer entlassen, damit die Umsätze und zusätzliche Einnahmen ausreichen um den restlichen Taxifahrer den Mindestlohn bezahlen zu können.

    Der dritte Aspekt:
    Jeder Taxiunternehmer kündigt alle Angestellten und es gibt nur noch Alleinunternehmer. Man wird keine Firma vorfinden, die Angestellte beschäftigen.
    Einige der bisher Angestellten haben soviel Geld Alleinunternehmer zu werden, aber der Großteil wird arbeitslos.

    Möchte jemand ergänzen? Ansonsten bleibe ich bei diesen drei Aspekten.

    Die Aspekte sind Möglichkeiten, wie sich das nach Einführung des Mindestlohns einpegeln wird.

    Jedes dieser Aspekte zeigt auf, dass Unschuldige arbeitslos werden.

    Jemand hat zu mir mal gesagt: „Sieh das Ganze doch mal so: Wenn man damals schon einen Riegel vorgeschoben hätte, würde es diese vielen Arbeitslosen gar nicht geben?“

    Das ist sachlich korrekt und vollkommen richtig, aber es ist unmenschlich das so hinzunehmen und vielleicht noch zu sagen: „Es wird jetzt endlich mal Zeit daran was zu ändern und ich scheiß drauf, ob da welche arbeitslos werden.“

    Nee, Leute, tut mir leid. Ich gehe ganz sicherlich nicht über Leichen. Ich möchte, dass jeder seinen Arbeitsplatz behält, weil ich weiß, wie es ist, arbeitslos zu sein. Und genau aus diesem Grund bin ich gegen den Mindestlohn!!!!!

    Sorry Sash, dass ich diese Worte nicht schon früher sooooo formuliert habe, dann wären wir vermutlich auch nie in Konflikt geraten.

  60. ThorstenV sagt:

    „Aber dann gäbe es keine Vollzeit-Taxifahrer mehr – und das wäre irgendwie auch absurd und nicht sachdienlicher als die Entlassungen hinzunehmen.“

    Absurd? Wenn nicht genug Arbeit für alle da ist, was spricht dann dagegen, die Arbeit möglichst gleichmäßig auf alle zu verteilen? Das ist genau die Idee hinter den gewerkschaftlichen Initiativen zur Arbeitszeitverkürzung. Irgendeiner hier, der eine Allergie gegen mehr Freizeit hat? 😉

    Es ist eben ein Mindestlohn erforderlich, der auch bei verringerter Arbeitszeit zum Leben reicht.

  61. Sash sagt:

    @ThorstenV:
    Ja, aber mein Modell ging ja davon aus, dass wir zwar weniger arbeiten, insgesamt aber trotzdem noch ein niedriges Einkommen haben. Und Vollzeit-Arbeit zu verbieten, wenn man mit Teilzeit nur auf ein niedriges Einkommen kommt, ist für die meisten dann doch eher blöd. Mir persönlich würde es sogar sehr zusagen. 😉

  62. Frau Fu sagt:

    Ihr Lieben! Ich finde Eure Runde klasse! Ich bin in einer kleineren norddeutschen Stadt Unternehmerin von 9 Taxen. Ich habe ein super tolles Team an Fahrern/innen. Auch uns wird der Mindestlohn vermutlich treffen und mein Herz blutet jetzt schon, wenn ich einen meiner Jungs entlassen muss! An manchen Tagen gibt es das Geschäft tatsächlich her, da könnte ich den Mindestlohn bewuppen! Dann wiederum habe ich auch ein paar Jungs dabei, die halt nur Bahnhof oder Flughafen fahren möchten. Da jede Fahrt doppelt gefahren wird, kilometermäßig meine ich Hin- und Rückfahrt zum Ausgangspunkt, lohnt sich ein solcher Fahrer eigentlich gar nicht wirklich für mich! Da ich aber menschlich sein Verhalten nachvollziehen kann und ich weiß, dass viele Fahrer „ihre Flughafengemeinschaft“ brauchen, dulde ich es und kann es mir „noch“ leisten…Ich möchte auch keine Kontrollmuddi werden und ständig meine Fahrer anrufen, um zu kontrollieren, was sie gerade tun! Sie genießen bei uns ihre Freiheiten und fahren mehr oder weniger so, wie sie es brauchen! Ich kann mit meiner Familie davon leben, auch wenn ich eigentlich immer mit dem Risiko lebe, dass ich Insolvenz anmelden muss, falls z.B. mehr Autos kaputtgehen als ich die Reparaturen bezahlen kann! Auch aus der Versicherung bin ich schonmal rausgeflogen, als zu viele Unfälle passierten… Mit meinem jetzigen Team aber bin ich super super happy und ich glaube, „meine Jungs“ mit mir auch! Wir werden weitermachen und uns nicht unterkriegen lassen! Aber das geht wirklich nur, wenn man als Team zusammenhält! Es hatte hier jemand gesagt, ein Taxi kostet den Unternehmer 30€ am Tag…. Aber auch nur, wenn der Wagen nicht mehr in der Finanzierung ist! Die beträgt durchschnittlich 550€ pro Monat, zumindest bei Mercedes. So, ich bin gespannt, ob ich hier überhaupt willkommen bin… Liebe Grüße

  63. manoli sagt:

    Liebe Kollegen.
    Sklavenhaltung, Kinderarbeit, Dumpinglöhne und alle anderen Formen der Ausbeutung haben nie zum gesellschaftlichen Wohl beigetragen sondern nur einzelne Kapitalisten reich, mächtig und fett gemacht. Die Geschichte hat gezeigt, faire und gerechte Arbeitsverhältnisse sind ein Kennzeichen erfolgreicher und fortschrittlicher Gesellschaften.
    Immer wenn um gerechtere Verhältnisse gekämpft werden mußte waren die Veränderungen von Drohgebärden seitens der Unternehmer, Schreckensbildern seitens der konservativen Politiker und Angstreaktionen auf Seiten der Arbeitnehmer begleitet.
    Die Erfahrungen führen aber eindeutig zu dem Schluß, daß es richtig, notwendig und vor allem zum Nutzen aller ist, wenn Ausbeutung vermieden und jede Arbeit gerecht entlohnt wird. Unter diesem Aspekt betrachtet hat hier jede Stimme ihre Berechtigung.

    Beeindruckend finde ich die Stimme von Frau FU. Liest sich wie eine verantwortungsbewußte Unternehmerin die sich des Wertes ihrer Mitarbeiter bewußt ist.

  64. Sash sagt:

    @manoli:
    Solche Stimmen findest Du im Gewerbe nicht einmal so selten. Die meisten Unternehmer waren oder sind noch Fahrer. Die meisten bezahlen mit ihren Prozenten im Grunde das Maximum, das sie können.
    Das soll jetzt keine Gegenstimme zum Mindestlohn werden, aber ja: er wird in unserer Branche auch viele treffen, die es nicht verdient haben und eigentlich nur versuchen, mit ihren Mitarbeitern irgendwie über die Runden zu kommen.

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