Alltag, leider.

Ich stand mit zwei Kollegen am Ostbahnhof, da kam ein reichlich strammer Geselle dahergewatschelt. Ich überlegte noch, ob ich mutig genug wäre, ihn einzuladen, aber er saß recht schnell im Auto des ersten und das Taxameter wurde angeschaltet. Ich als Dritter gab meine Bedenken auf, inspizierte fortan eine SMS in meinem Handy und war recht erstaunt, dass, als ich aufsah, das Taxi des Kollegen mit offener Tür dastand und der Kunde von dannen watschelte.

Erstaunt war ich nicht alleine, auch die Kollegen vor mir stiegen aus und der zweite fragte den ersten:

„Was war? Wusste er nicht, wo er hin will?“

„Doch, schon. Pallasstraße. Aber er hatte kein Geld dabei.“

Ja, kommt vor. Traurig, aber wahr. Wir Taxifahrer gehören trotzdem zu den wenigen Dienstleistern, bei denen das regelmäßig versucht wird. „Mal rumfahren“ ist ja nicht so wirklich ein Job, beim Bäcker nach kostenlosen Brötchen fragen ist meines Wissens nach eher eine seltenere Randerscheinung.

7 Kommentare bis “Alltag, leider.”

  1. MsTaxi sagt:

    Kann ja auch gar nicht anders sein. Unauffällig Schwarzfahren wie bei den Öffis geht bei uns aus strukturellen Gründen gar nicht und wer zu alt, zu betrunken oder aus anderen Gründen zu langsam zum Wegrennen ist, muss es halt so probieren….

  2. Joe sagt:

    Klar, das kommt leider vor. Er hat aber noch einen Rest Anstand bewiesen. Hätte der Fahrgast erst am Ende der Fahrt seinen finanziellen ‚ Engpass ‚ gestanden, dann wäre dem Kollegen auch noch viel Zeit verloren gegangen, wenn er denn dann das offizielle Programm aufgerufen hätte. Anzeige wegen Beförderungserschleichung usw.

  3. Cliff McLane sagt:

    Was ich an euch Berliner Taxifahrern immer liebte (na ja, „immer“, ist mir zweimal passiert): Ich komme recht stramm aus der Kneipe gewackelt, winke und frage „Ist das okay wenn wir bei irgendeiner Post vorbeifahren, ich brauche erst Geld“. Keiner der beiden Fahrer hat abgelehnt.

    So ein Vertrauensvorschuss wirkt sich bei mir natürlich entsprechend aufs Trinkgeld aus. Fünf Euro sind da Pflicht.

  4. Der Groschen sagt:

    Für solche Fahrgäste lege ich immer die Undisputide Attidude von Slayer rein. punkcover aber sehr geil über hergebracht. Als Tipp.

  5. Jorge sagt:

    da fällt mir dieser Witz dazu ein: Taxifahrer: 12 Euro, bitte! Fahrgast: ehm, könnten Sie vielleicht ein bisschen zurückfahren, ich habe nur 10 Euro dabei!

  6. Sash sagt:

    @MsTaxi:
    Erstaunlich pragmatisch erörtert. I like. 🙂

    @Joe:
    Das stimmt, das muss ich zugeben.

    @Cliff McLane:
    Schön zu hören. 😀
    Nee, im Ernst: Ich hatte bei einer derartigen Anfrage zu mindestens 99% Glück und die Leute haben genau das gemacht: Unterwegs Geld geholt und am Ende bezahlt. Darüber hinaus finde ich auch das Problem völlig nachvollziehbar. Ich hab ehrlich gesagt nie verstanden, warum Kollegen sowas ablehnen.
    Und ja: Natürlich KÖNNTE dabei vieles schief laufen. Aber das KÖNNTE auch bei allen anderen Fahrten passieren.

    @Der Groschen:
    Um die Fahrgäste loszuwerden? Also mir persönlich wäre da als erstes sowas wie Sprache eingefallen.

    @Jorge:
    Ich wäre ja ehrlich gesagt auch froh, wenn das in der Wirklichkeit Sinn ergäbe.

  7. Also hier mal eine Anleitung, wie man beim Berliner Bäcker zwar nicht kostenlos, aber immerhin stark preisermäßigt an das Backwerk kommt… 😉

    https://www_youtube.com/watch?v=JwmqKa1KWlc

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