Angepöbelt

Manchmal treibt das Leben schon seltsame Blüten. Glücklicherweise kann man einige davon rauchen und sie werden dadurch lustig… ähm, nein! Falsches Thema. Und zu metaphorisch. Eigentlich geht der Blogeintrag von heute so:

Erinnert sich noch wer an den letzten Samstag? Warnstreik der BVG? Einige Leute mussten ebenso wie ich letzten Endes aufs Taxi ausweichen, um zur Arbeit zu kommen. So auch mein gesprächiger Fahrgast morgens um 5 Uhr. Sonderlich angetan war er vom Streik nicht, aber das traf auf einige zu, die sich eine halbe Stunde früher aus dem Bett quälen und zudem noch einen Zwanni fürs Taxi zahlen mussten.

Wir haben uns die ganze Fahrt über unterhalten, sehr lange Zeit davon über die Nachtschicht, Vor- und Nachteile, seltsame Gestalten unterwegs und den Umgang mit angetrunkenen Spaßvögeln. Sein Respekt für die Arbeit eines Nachtschichttaxlers war meines Erachtens nach echt, wenngleich ich das Gefühl hatte, er malte sich das auch in viel zu dunklen Farben aus.

Aber er hatte selbst beruflich hier und da in der Nacht mit meiner potenziellen Kundschaft zu tun, so ganz fremd war ihm das Umfeld dann also auch nicht. Und so plätscherte das Gespräch, meist trotz des Themas eher seicht, vor sich hin und umkurvte die Thematik Aggressionen, Alkohol, die unheilige Allianz zwischen beiden, die Schattenseiten der Nacht eben. Und irgendwann fiel dann der Satz, bei dem ich mir auf die Lippen gebissen hab und mir nur dachte:

„Blogeintrag! Blogeintrag! Muss schreiben! Boing Boing!“

Also so ähnlich. War schon spät, ich wollte nur verdeutlichen, dass meine Gedanken ohnehin nicht mehr ganz zusammenhängend waren. Jedenfalls meinte er im Rahmen des Gesprächs:

„Weißte, kenn ick‘ ja auch. Ick würde zwar nie wat tun, aber wenn ick total besoffen bin, dann hab ick auch schon ab und zu Bullen angepöbelt.“

Lustig? Der Brüller?

OK, nicht wirklich. Aber wie ist es, wenn ich erwähne, dass mein Fahrgast Bereitschaftspolizist war? 😀

15 Kommentare bis “Angepöbelt”

  1. Oweia…da fehlen aber auch mir die Worte 😀 – Das Fahrgäste Nachtschichten sich erschreckend vorstellen, kann ich aber nur bestätigen. Und obwohl die davon ein schlechtes Bild haben, benehmen Sie sich trotzdem nicht…na das verstehe mal einer 😉

  2. ednong sagt:

    Bis zur vorletzten Zeile dachte ich noch: WTF? Warum soll das lustig sein. Die letzte Zeile dann, die reißt das kräftig rum. LOL

  3. ednong sagt:

    Und ich möchte mal festhalten – ich habe heut schon um 8:36 Uhr kommentiert. Deine Uhr geht falsch! 😉

  4. oni sagt:

    Ich hab sowas schon geahnt. Er hat mit deiner potentiellen Kundschaft nachts zu tun und will morgens zur Arbeit, also Schichtdienst. Für nen Kellner zu früh. Bleibt eigentlich nur Hotel oder Polizei.

  5. anonym sagt:

    M. E. völlig nutzlos, das Verhalten von Bullen zu kommentieren …Jeder wählt halt den Beruf, der irgendwie zu ihm paßt. Deswegen wäre ich auch nie so ein Uniformträger geworden.

  6. Nessa LG sagt:

    Auch Polizisten sind normale Menschen – da sind genau so alle Sorten von Menschen vertreten wie in anderen Berufen, wie „mein“ Revierleiter mal zu mir meinte… Ich finde, das macht sympathisch. Es ist so schrecklich normal. 😀

  7. anonym sagt:

    @ Nessa LG
    Um Polizist zu werden, benötigt man schon eine spezielle Einstellung, das werden Sie kaum bestreiten können. Es gibt Leute, die würden diesen Beruf nie ergreifen (wie sie z. B. auch nicht Soldat werden würden). Ich frage mich, wen ich da als „normaler“ ansehen soll, Leute, die das wollen oder die das nicht wollen. Für mich steht die Antwort jedenfalls fest …

  8. Bernd K. sagt:

    Ja, hübsche Geschichte mit Pointe ganz am Schluß.

    @ anonym: das mit der „speziellen Einstellung“ ist ganz sicher nicht so. Da hat Jeder eine andere Motivation für den Job. Sicher, Manche (Viele?) weil sie’s toll finden, als „Respektsperson“ mit Uniform Auto fahren zu können, aber es gibt auch Etliche, die sich dafür entschieden haben, weil sie helfen wollen im weitesten Sinne. Die werden aber wohl alle früher oder später etwas desillusioniert. Und auch der Umgang mit der Klientel prägt die Menschen. Da sind die Taxler sicher besser dran als die Polizei, denn erstere haben noch mehr mit „normalen“ Menschen zu tun.

  9. anonym sagt:

    @ Bernd K.
    Stimme Ihnen weitgehend zu. Dennoch: Die Motivation, die Sie ansprechen, habe ich nicht und auch nie gehabt. Weder möchte ich mich vor anderen mit geliehenen Symbolen aufspielen, noch habe ich ein Helfersyndrom. Das meinte ich.

  10. Johnny sagt:

    Tja, anonym: das gilt ebenso für die Feuerwehr. Wenn Sie keine Motivation verspüren können, anderen Menschen zu helfen, dann passen Sie einfach nicht in solche Berufe. Das sagt aber in erster Linie etwas über Sie aus, nicht über die, die den Job dann machen. Und ein Helfersyndrom ist nun wirklich etwas anderes.

  11. anonym sagt:

    @ Johnny
    Feuerwehr und Polizei – da liegen für mich Welten dazwischen. Nein, in diesem Leben werde ich keine Sympathie mehr für Bullen haben, dazu hat man einfach viel zu viele von diesen Typen gesehen. Und bekanntlich gelten sie nahezu weltweit als die Dummköpfe der jeweiligen Nation, warum wohl? Weil es leider allzuoft zutrifft.

  12. Medi sagt:

    @Johnny: Ich komme aus dem medizinischen Bereich, dort gibt es auch viele Leute mit Helfersyndrom. Ich versichere Ihnen, dass die Motivation, „Menschen helfen zu wollen“ der komplett falsche Weg für solche Berufe ist, egal ob Arzt, Polizei oder Feuerwehr. Mit dieser Motivation brennt man früher oder später aus. Man sollte da andere Gründe haben, derartige Berufe zu ergreifen.

  13. Sash sagt:

    @Busfahrer Michael:
    Man muss ja nicht alles verstehen 😉

    @ednong:
    Das war auch Sinn der Sache – dass es erst am Ende lustig wird. Das beschreibt übrigens auch die Fahrt dazu ganz gut 😀

    @oni:
    Ach, da gäbe es schon noch Möglichkeiten. Was ist mit Frühschicht an der Tanke?

  14. Manuel sagt:

    Während des Lesens geht einem die ganze Zeit ein „WTF?“ im Kopf herum und dann am Ende, die Gedanken des Lesers sind „ohnehin nicht mehr ganz zusammenhängend“ – Peng! die Hammer-Pointe!
    Danke dafür – ganz großes Kino!

  15. highwayfloh sagt:

    Nennt sich dann in diesem Falle wohl im wahrsten Sinne des Wortes „Revier markieren!“ …. 😉

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