Direkt aus dem GNIT-Labor zu euch nach Hause!
Ich hab ja vor einiger Zeit mal meine Antirutschmatte fürs Handy im Auto begeistert gelobt und bin dabei nicht nur auf Gegenliebe gestoßen. Das ist schlecht, den Gegenliebe ist fast so toll wie richtige Liebe. Insbesondere wurde angemerkt, dass die Teile im Sommer vielleicht doch nicht so empfehlenswert sind, weil sie ja eventuell schmelzen könnten und dabei im schlimmsten Fall Auto und Handy versauen.
Die Theorie fand ich interessant und wollte das natürlich mal rausfinden. Auf der Suche nach einem handelsüblichen Sommer bin ich in Berlin dieses Jahr bislang noch nicht fündig geworden, da wir jedoch gestern nur rund 5 Zentimeter Neuschnee hatten, könnte es bald soweit sein. Aber immer noch viel zu lange für richtige Forschung. So stand zunächst die Frage im Raum, wie man einen Sommer vernünftig imitieren könnte und da hab ich mich für die naheliegendste Lösung entschieden: mit Wärme.
Und wie erzeugt man Wärme? Klar, durch Reibung, Blitzeinschläge und Einpinkeln. Weiß ja jeder. Am Ende haben Ozie und ich uns für den Backofen entschieden:
Ursprünglich war ein Vergleichstest mit Aros Alternativvorschlag geplant, leider hielt keiner unserer Sekundenkleber die Frösche sicher am Backpapier fest.
Auf der Suche nach den sommerlichen Temperaturen in Autos sind wir nur auf mäßig aussagekräftige Artikel gestoßen, es war jedoch schnell klar, dass man mit irgendwas zwischen 50 und 100°C rechnen kann – also auf der Oberfläche von Armaturenbrettern und im Hirn von Eltern, die ihre Kinder im Sommer im Auto lassen.
Also haben wir den Backofen zunächst auf 50°C erhitzt und gewartet. Nach einer halben Stunde haben wir nachgesehen und festgestellt, dass nix passiert war. Außer dass es mindestens 50°C im Backofen hatte. Andere Quellen sprechen von über 320 Kelvin und die Amerikaner rechnen immer noch in Fahrenheit um.
Deswegen haben wir die Ofentüre wieder geschlossen und den Regler auf 100°C gestellt. Die Beobachtungen haben wir zeitweilig unterbrochen, da ich noch einkaufen musste und Ozie dringend einen Film schauen. Am Ende haben wir doch nach rund 45 Minuten abermals nachgesehen und es war immer noch nix passiert. Die Matte haftete gut, war nicht geschmolzen, es war total langweilig.
Da echte Forschung aber bekanntlich irgendwas kaputtmachen muss, haben wir das Spielchen bei 150 Sachen weitergespielt. Und hier dann – endlich, so viel Recherche ist echt langweilig – hat das Testobjekt begonnen, sich auf molekularer Ebene umzuorganisieren und ein wenig zu riechen:
Wir haben das Experiment an dieser Stelle abgebrochen, denn die Backkartoffeln (hier nicht im Bild) waren langsam fertig und wir hatten Hunger. 😉
Interessanterweise ist die Transformation in ein Schleimpad offenbar irreversibel. Auch nach dem Abkühlen hinterlässt unser Back-Gummi nun schwarze Spuren. Vermutlich wären die – eben weil sie nicht aushärten – aber sogar recht gut mit einer Bürste entfernbar. So bekloppt, das auszuprobieren, waren wir dann aber nicht auch noch.
Fazit
Ja, wir haben es letzten Endes kaputt gekriegt – allerdings nur, weil wir von irrationaler Zerstörungswut befallen waren. Diese Temperaturen dürften so im Auto nicht auftreten, auch im Sommer nicht. An meinem Fazit bezüglich der Matte ändert sich nichts, das Teil ist spitze!
Wer sich nach dieser hochwissenschaftlichen Untersuchung noch umentschieden hat: Hier kann man die Antirutschmatte ungetoastet kaufen. Wer noch unsicher ist, jetzt aber trotzdem was kaufen will, der sollte es mal mit meinem Buch versuchen. Das klebt auch nicht.
Der Chemiker in mich schreit bei dem Gedanken, dass du in demselben Backofen bald wieder dein Essen zubereitest. Was da alles ausgegast sein kann… wuäch.
@Gerd:
Ach Gottchen. Der ist jetzt schon prima durchgelüftet und wir haben das Ding ja nicht bis zur Unkenntlichkeit gegrillt …
Anmerkung: doch dein Buch klebt. Mit dem ebook reader auf der Matte. 😉 Btw. Sehr informatives Experiment.
Ich habe mir letzte Woche 3 solche Matten gekauft. Scheint kein Fehlkauf gewesen zu sein.
@hutgewinde:
Naja, mit Hülle … 😉
@Hugo Mugg:
Glaube ich auch nicht. Gut, jetzt hab ich auch erstmal eine neue bestellt … 🙂
Ein neues Experiment: das Blog als Dauerwerbesendung? 🙂 Ok, es hat gewirkt. Ich habe mir spontan so ein Ding bestellt. Wehe es funktioniert nicht!
Dürfen wir uns in Zukunft öfters auf naturwissenschaftliche Experimente freuen?
Übrigens, Lob für die korrekte Anwendung von °C, und die Erwähnung von Kelvin! Das ist leider nicht selbstverständlich.
@Opa Hans:
Ach komm, ich schreib doch öfter mal dieses oder jenes, wenn mir was gefällt. Und das Ding wird funktionieren, da bin doch ziemlich sicher. 😉
@breakpoint:
Mal sehen … 😉
Nee, ich hab keine Ahnung – das war nun wirklich eine spontane Idee bezüglich der Kommentare letztes Mal. Und was °C angeht muss ich ehrlich sein: Der Witz mit Kelvin und Fahrenheit hätte sonst so schlecht funktioniert …
Ich hab auch so ein Ding seit knapp einem Jahr und immer fleißig genutzt. Bin schwer begeistert von den Teilen, Schmutz kriegt man durch Abwaschen leicht wieder ab und kleben tun die wie am ersten Tag. Hatte sie zwischendurch auch auf dem Lenkrad in meinem VW Bus angebracht, die Navi-App hat man da schön im Blick und laut StVO darf man es meiner Meinung nach sogar bedienen, weil man es nicht aufnimmt oder hält 🙂
@Mathias:
Da kenne ich mich gar nicht aus von der Rechtslage – aber es klingt plausibel. 🙂
LOL – oh man, der Sash.
Bzgl. Phone auf dem Lenkrad: „Bedienen“ heißt es da. Du darfst die Navi-App auf dem Smartphone nicht bedienen. Ein „echtes“ Navi hingegen darfst du während der Fahrt sogar jonglieren …
Geil geschrieben Sash, DANKE für die Lacher!
Wir hatten so ein Teil auch mal im alten Auto. Aber irgendwie war es störend, ich weiß nicht mehr warum aber es flog schnell raus. Gut, das Auto hatte auch genügend Ablagefläche. Was man vom neuen nicht behaupten kann.
> Da echte Forschung aber bekanntlich irgendwas kaputtmachen muss
Guter Anfang. Bitte mehr Experimente!
Bei den Mythbusters kommt meist noch irgendwann Sprengstoff ins Spiel…
Ah, ich muß mich korrigieren – momentan ist es so, dass man Smartphone als auch Navi in einer Halterung bedienen darf. Nur ohne Halterung dürfen sie nicht sein. Und es soll wohl geändert werden auf „Navi und Smartphone nicht während der Fahrt bedienen dürfen, unabhängig von einer Halterung“. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Und bestimmt gibt es auch da eine Lobby, die das wieder
verhunztverbessert.@ednong:
Wobei es ggf. wahrscheinlich einer Interpretation bedarf, was „Halterung“ bedeutet … 🙁
@Blogolade:
Danke auch für das liebe Feedback! Sowas erhöht die Chance massiv, dass ich derartiges mal wieder bringe. 🙂
Und: Ablagefläche ist natürlich entscheidend bei der Frage, ob man solche Helferlein braucht oder nicht …
@Cliff McLane:
Der Wunsch ist angekommen. Ob ich aber wirklich mal was sprengen werde … ich weiß es nicht!
Wo gibts dein Buch so, dass ich es z.B. unter Linux – auch auf der Kommandozeile am Besten – lesen kann?
Warum machst du so einen Kindle-Scheiss mit?
Ich hätte es gern gekauft, aber nicht so. Verkauf es doch als PDF, von mir aus auch für 5 oder 8 € – der Preis ist erstmal irrelevant, solange man nicht proprietäre Software installieren muss (so es denn überhaupt welche fürs benutzte Betriebssystem gibt) oder sonst irgendwie gegängelt wird.
Dass das nicht verstanden wird, dass solche Gängeleien kontraproduktiv sind, ist schade. Wenn ich mir das Buch einfach illegal ziehen würde, hätte ich alle Freiheiten, damit zu tun, was ich möchte. Eine Kauf-Version muss mindestens genausoviele Freiheiten bieten, sonst ist sie nicht attraktiv.
Sehr schön geschriebener Artikel hier werde ich ab und an wieder einmal vorbei schauen um zu sehen was es neues gibt.
@morphium:
Estmal danke für den schönen Rant. Ich geb allerdings zu, dass ich jetzt nicht recht weiß, ob ich mich freuen oder ärgern soll. In erster Linie freue ich mich, noch einen Leser zu haben, der bei der ganzen Gängelung nicht mitmachen will, auch Linux nutzt und zudem auch noch bereit wäre, mehr Geld zu bezahlen für mein Buch. 😉
Ein bisschen getrübt wird das dadurch, dass Du lieber erstmal draufhaust, anstatt einfach nur nachzufragen, denn selbstverständlich hab ich das Buch – und so haben es bisher ungefähr 10% der Käufer auch erhalten – in einem dropbox-Ordner auch als epub- und pdf-Datei hinterlegt. Selbstverständlich DRM-frei (was ich auch bei Amazon gewählt habe).
Und es gibt bei der Sache durchaus noch eine andere Seite, nämlich dass es bisher offenbar keine andere Veröffentlichungsplattform für eBooks gibt, die für mich als Autor besser ist als Amazon. Und zwar mal ganz ab von Marge und Publikumsmenge: Jede ach so tolle Alternative, die – juhu! – auch epub-Bücher anbietet, ist mit noch blödsinnigeren Vertragsklauseln gespickt oder erfordert weit mehr Aufwand für mich. Deswegen bislang der händische Vertrieb der Alternativversionen – die ich selbstverständlich nicht einfach so verlinken kann wie Amazon, weil mir da nämlich niemand die ganze Geldtransferscheiße abnimmt und ich meine Kontodaten nicht mehr öffentlich ins Netz stelle, seit mir mal jemand für 1500 € Briefmarken bestellt hat …
Wenn Du also Interesse am Buch hast, dann schick mir eine Mail von einer Adresse, über die ich Dich erreichen kann (nein, das checke ich bei denen im Kommentarfed nicht) und dann ist alles kein Problem. Und kein Grund zum Ärgern.
@rantje:
Danke!
Und ich freue mich immer über neue Leser. 🙂
Ouch – was willst du mit soviel Briefmarken …
Und liefern die das einfach so aus? Ich mein, 1500 is ja kein Pappenstiel.
@ednong:
Nee, die haben versucht abzubuchen, was glücklicherweise nicht ging. Aber ansonsten hätte ich vermutlich Zeit meines Lebens keine Briefmarken mehr kaufen müssen … 😉
Genial geschrieben, dafür lieben wir dich!
Mehr davon, bitte!
@SpinatVogel:
Vielen Dank! 😀
Ich bin für Vorschläge offen, mir hat das nämlich auch Spaß gemacht …
Sash: Danke schonmal, eMail kommt gleich 🙂
Wegen Kontodaten im Netz: Das ist doch kein Problem, man kann alle Abbuchungen problemlos zurückgehen lassen. Man sollte ja so oder so regelmäßig sein Konto kontrollieren.
Viele Grüße
morphium
@morphium:
Bei mir ist nix angekommen.
Bin gerade über Dein Blog gestolpert und habe ein wenig in der Vergangenheit gelesen – nice! 🙂
Aber was diese Antirutschmatten angeht – mir ist über den letzten Sommer tatsächlich eine im Auto geschmolzen und hat einen schwarzen Fleck auf dem Armaturenbrett hinterlassen. Und war hinterher schleimig-entsorgungsreif. Ich hab nicht jedesmal mein Handy draufgelegt (weil Frau und Handy in der Handtasche und so) und den schleichenden Vorgang auch nicht so wirklich mitbekommen, aber nach den heißen Sommermonaten wo es sicher mehrere Tage > 80° im Auto hatte ist das Ding jedenfalls im Müll gelandet und ich habe eine richtige Handyhalterung montiert.
@tina:
Oh, ok. Das hätte ich nun wirklich nicht vermutet.
Ich muss gestehen, dass ich selbst davor am Ende recht sicher bin, da ich es ja selten tagsüber im Auto lasse. Aber nachdem ich das Teil bei hundert Grad mal angefasst habe, hat es echt noch ganz normal gewirkt. Allerdings – und auch das darf man natürlich nicht vergessen: Die Temperaturangaben über die Hitze in Autos zu ermitteln, war kaum möglich. Sonderlich sinnvolle Quellen findet man da nicht. Sollte das noch mehreren Leuten passieren, pappe ich vielleicht noch einen Warnhinweis unter den Test – auch wenn man hoffentlich auch so merkt, dass er nicht mit allerhöchster wissenschaftlicher Seriosität durchgeführt wurde. 😉