Es ist vielleicht nicht so wirklich nett, da einen Zusammenhang herzustellen. Aber es muss einfach raus:
Ich hab noch nie in meinem Leben eine größere Herde egoistischer Vollhonks auf der Straße gesehen wie nach dem zweiten Mario-Barth-Auftritt vor der O2-World.
Versteht mich nicht falsch, ich finde die meisten Angriffe gegen Mario Barth noch viel hohler als die Witze, die mir von ihm selbst nicht gefallen. Ich finde Mario Barth nicht per se scheiße. Ich hab seine erste Platte auch mal irgendwo rumliegen gehabt und hab auch drüber gelacht, ganz ehrlich. Inzwischen wär’s mir ein bisschen zu flach, der Untergang des Abendlandes wird aber sicher nicht mit „Kennta? Kennta?“ eingeleitet.
So wie es da aber abging … ein Zusammenhang zwischen gepflegtem Proletentum und Verhalten im Straßenverkehr scheint mir einfach naheliegend zu sein.
Aber meine 5 Minuten auf der Mühlenstraße waren echt eine Show mit ganz eigenen Regeln. Dass es da nach Konzerten und anderen Veranstaltungen eng ist und man im Stau steht, das ist Standard. Dem Verkehr in der Gegend tut es nicht gut, dass die Halle keine Entlastungsstraße in Richtung Norden aufzuweisen hat. Ich zwäng mich da trotzdem gerne mal durch, weil es nach Ende der Shows oftmals einen Mangel an Taxen (oder am Durchblick, wo sie stehen) gibt, so dass Winker fast schon obligatorisch sind. Und für eine Tour stehe ich doch gerne mal 5 Minuten im Stau. Besser als 20 Minuten am Stand …
Das Drama begann noch in der Warschauer Straße. An der Ampel standen ein paar Fahrzeuge, mit der zweiten Grünphase kam ich allerdings locker durch. Ich wollte glücklicherweise sowieso auf die rechte Spur in der Mühlenstraße, sonst hätte mich wohl der Cayenne getroffen, der mit ziemlich aberwitzigem Tempo links an mir vorbeipfiff. Man muss ihm zugute halten, dass das während der Sperrung der Oberbaumbrücke in den letzten Monaten erlaubt war – aber nur nach Erinnerung fahren ist halt auch ein wenig doof.
An der Tamara-Danz-Straße hatte sich bereits eine lange Schlange Einfädelwütiger versammelt, die insgesamt nicht mehr so wirklich auf die Ampelphasen achtete. Ich hab zugunsten des Verkehrsflusses mal ignoriert, dass mir hier die Vorfahrt genommen wurde …
Vor der Hedwig-Wachenheim-Straße war die rechte Spur blockiert, weil allerlei Fahrer auf den Parkstreifen fahren wollten, ohne dass dort Platz für sie war. Auf die linke Spur rüberzukommen hat mich etliche Zeit gekostet, weil natürlich keiner mal Platz machen wollte. Kaum wieder in Fahrt wurde ich ziemlich dreist von einem Golf mit Münchener Kennzeichen geschnitten und ausgebremst, der ungeachtet der Hinweisschilder und der Männer in Warnwesten, die die Zufahrt absperrten, in die Mildred-Harnack-Straße abbiegen wollte. Ich bin genervt, aber vorsichtig, an ihm vorbeigefahren, da er nun ja auch ziemlich blöd im Weg rumstand. Als ich die Kreuzung passierte, hupte mich prompt ein Mercedes-Fahrer an, der aus der Einbiegung kam, aber unmöglich grün gehabt haben konnte.
Kein Winker bis dato. Aber immerhin fast durch!
An der Marianne-von-Rantzau-Straße war dann ebenfalls alles verstopft. In so ziemlich jede Richtung. Zwischen den kreuz und quer stehenden Autos gab es zwar eine kleine Lücke, nach dem Durchschlüpfen hätte ich allerdings selbst wie der letzte Horst mitten auf der Kreuzung stehen müssen. Also hab ich kurz gewartet. Keine fünf Sekunden später meinte ein Depp in einem Opel, er müsse mich mit seiner Lichthupe dazu überreden, es doch mal zu versuchen. Er zog es dann vor, mich rechts unter wildem Gehupe über die Abbiegerspur zu überholen, um letzten Endes direkt auf der Kreuzung zu stehen und von einem sichtlich ungehaltenen Vokuhila-Träger in einem Toyota angepöbelt und beschimpft zu werden.
Keine 50 Meter hinter dieser letzten wirklich relevanten und nervigen Kreuzung musste ich beinahe einem weiteren Mercedes ausweichen, der aus irgendwelchen Gründen meinte, hier mit sportlicher Fahrweise rückwärts dem Stau entgegenzugurken. An der Straße der Pariser Kommune konnte ich die Grünphase für Rechtsabbieger nicht nutzen, weil vor mir ein Spinner in einem BMW stand, der sich auf dieser Spur nur vorgedrängelt hatte und jetzt auf das grüne Licht für die Geradeausspur wartete.
Und dann hab ich mich an den Ostbahnhof gestellt und mich einfach darüber gefreut, diesen Irrsinn für ein paar Minuten los zu sein.