Gaga-Meilensteine

Manchmal ist auf die Medien ja schon Verlass. Die meisten werden es gestern im bildblog schon gelesen haben, dass die Bild ihre Qualität im Grundschulrechnen mal wieder gnadenlos überschätzt hat und eine (vielleicht ohnehin nie stattgefundene) Taxifahrt mal eben von den Kosten her verdoppelt hat.

Das ist natürlich eine Meldung, die egaler nicht sein könnte. Ich möchte trotzdem anmerken, dass hier – sehr Bild-typisch – mal wieder das gemacht wird, was mir nicht nur als Taxifahrer übel aufstößt: durch lächerliche Übertreibungen blödsinnig Stimmung machen. Dass die Bild den im Artikel erwähnten Balotelli nicht sonderlich gut leiden kann, ist fast schon zu banal. Aber trotzdem, man muss ja nochmal draufhauen. Dieser Idiot gibt 2000 € dafür aus, dass ein Taxi vor ihm herfährt! Haha!

Im Umkehrschluss ist man also blöd, wenn man das macht.

OK, ich würde für die Strecke keine 2000 € ausgeben, auch keine 1000. Und schon gar nicht für eine Lotsenfahrt, ich kann via Karte navigieren und wäre bereit, diese Fähigkeit einzusetzen. Aber für mich sind 1000 € auch eine Menge mehr Holz und meine Zeit ist entsprechend weniger wert als die von Balotelli. Und wenn ich mich beim Einkaufen mal für ein bisschen Luxus entscheide und einen Zehner mehr zahle, dann sei das einem Fußballer in seinem Universum auch gegönnt.

Ich hatte ja auch schon mal einen Fußballer an Bord, der mir gerne 10 € für eine Fahrt zum nächsten Geldautomaten gegeben hat.

Taxen sind sicher nicht die erste Wahl, wenn es um längere Strecken geht. Da sind wir einfach ein recht teures Personal, weil wir recht schnell sind und sich unser Preis in erster Linie nach Kilometern berechnet. Je nach Lebensumfeld ist das aber vielleicht auch gar nicht so entscheidend. Schicke ich jemanden nicht vielleicht doch lieber mit dem Taxi nach Hause, als ihm einen Tag Verdienstausfall und eine Übernachtung in seinem 4-Sterne-Hotel zu zahlen? Da werden 500 € schnell wieder zu einer gar nicht so abwegigen Lösung.

Eigentlich wollte ich gar keine langen Reden schwingen. Ich würde nur dazu raten, niemanden ernst zu nehmen, der einfach weiterverbreitet, dass ein Taxi irgendwo in Europa mal eben über drei Euro pro Kilometer kostet. Ich will es nicht ausschließen, aber ich würde zumindest mal recherchieren. Aber ich bin ja auch nur Blogger.

7 Kommentare bis “Gaga-Meilensteine”

  1. SpinatVogel sagt:

    Als ich das im BILDblog gelesen habe, war mir sofort klar, dass du dich dazu äussern wirst, ist dir auch gut gelungen.

  2. darki1970 sagt:

    Da muss ich nicht mal lange recherchieren 🙂 Bei uns in Zürich kostet der Kilometer umgerechnet € 3.16 – dazu kommt noch die Grundtaxe von € 5.00 (Wartezeit € 57.50 / Stunde)
    Dieser Tarif gilt seit Juni 2011 als Maximaltarif, der Fahrpreis wäre rein theoretisch verhandelbar.
    Lieber Gruss von der Hochpreisinsel

  3. obscurum sagt:

    Auf Island haben jemand anders und ich für diese Strecke 2000 Kronen bezahlt, was etwa 12 Euro entspricht. Interessanterweise war der Preis auf dem Hinweg derselbe wie auf dem Rückweg, obwohl das Taxameter auf dem Hinweg in 20-Kronen-Schritten und das auf dem Rückweg in 50-Kronen-Schritten gezählt hat.

    Ich weiß auch nicht, was genau der Grundpreis war — insofern ist es gut möglich, dass der Kilometerpreis an sich unter 3 Euro / Kilometer liegt, aber er kommt sicherlich nahe dran. Ganz so krass wie in Zürich scheint es dann allerdings doch nicht zu sein.

  4. obscurum sagt:

    Auch wenn man es im Text nicht sieht, die Worte „diese Strecke“ im vorherigen Kommentar von mir sind anklickbar.

  5. Sash sagt:

    @SpinatVogel:
    An manchen Sachen komme ich ja nicht wirklich vorbei …

    @darki:
    Hmm gut, die Schweiz. Kommt jetzt auf die Definition von „Europa“ an, was? 😉
    Nein, im Ernst: wie ich geschrieben habe – sowas kann sein. Hier in Berlin kosten die ersten zwei Kilometer auch mehr als 3 €, wenn man es mal genau nimmt. Aber es ist auf jeden Fall ein Preis, der einen aufhorchen und die Angabe zweimal überprüfen lassen sollte.

    @obsurum:
    Bei kurzen Fahrten kann das natürlich schnell mal passieren – siehe meine Antwort an darki1970. Oft sind die ersten Kilometer besonders teuer und irgendeinen Grundpreis verlangen ja die meisten. Bei Streckenlängen, bei denen diese „Kleinigkeiten“ zu vernachlässigen sind, kommt man aber mit ziemlicher Sicherheit meistens günstiger weg.

  6. SpinatVogel sagt:

    Was mich sehr freut ist auch, dass du das ganze aus dem BILDblog weisst, und nicht aus der BILD, ich kann den Axel-Springer-Verlag nämlich garnicht so recht leiden.

  7. Sash sagt:

    @Spinatvogel:
    Dann wird Dir der rote Absatz in meinem Journalisten-Handout gefallen: http://gestern-nacht-im-taxi.de/wordpress/uber-gnit/fur-journalisten/ 😉

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