Auch noch!

Die drei Jungs von der Rückbank verließen das Taxi auf Geheiß von mir recht schnell. Nicht, dass irgendwas passiert war – ich wollte nur ihre Freundin aus der letzten Sitzreihe befreien, während sie noch rumdiskutierten, wer nun wie viel der knapp 7 € für die kurze Strecke zu berappen hätte.

Einer erbarmte sich schließlich, drückte mir einen Zehner in die Hand und meinte:

„Machste acht!“

Während ich einen Zweier zum Wechseln hervorkramte, stolperte einer der eher stark als leicht angetrunkenen Mitfahrer von hinten heran und gab folgendes von sich:

„Hassu hallo? Hassu wie is Taxi, hassu hallo? Bezahlen? Willsu? Ich hier! Ich hab auch fünf!“

Dazu wedelte er mit einem Fünfer um sich, woraufhin ihn sein Kumpel zur Seite schob und meinte, er hätte schon bezahlt. Ich hab mich kurz eingemischt und gemeint, dass ich den Fünfer gerne auch noch nehmen würde. Vielleicht klappt es ja irgendwann mal 😉

Wie du mir…

Ich bin echt kein Freund kindischer Racheaktionen. Und bei aller lockenden Befriedigung ob der Anwendung des „Auge um Auge“-Prinzips sehe ich ja auch ein, dass das schnell böse enden kann. Dieses Wochenende brachte dennoch unschöne Dinge hervor, die mich anders entscheiden ließen.

Die vertrackte Situation am Ostbahnhof hab ich ja am Samstag schon geschildert. Schöne Scheiße!

Im Laufe der Tage hat sich dort nämlich ein Mist entwickelt wie an der Kulturbrauerei: Wenn man an der legalen (bzw. zumindest mal legal gedachten) Halte steht, kommen einfach irgendwelche Arschlöcher vorbei, stellen sich an die ehemalige Halte, sind damit kundennäher und sorgen dafür, dass dort wo alle warten kein Fahrgast mehr ankommt. Von der Behinderung der BVG-Busse durch diese Aktion wollen wir gar nicht sprechen, von der Reaktionsträgheit der Cops, vor deren Fenster das stattfindet, auch nicht.

Immer und immer wieder sind Fahrer im Hoffen auf ein Missverständnis wegen der ungewohnten Situation zu den Kollegen gefahren und haben ihnen erklärt, wo eigentlich gerade die Halte ist. Ein oder zwei sind mal rübergefahren, meist aber blieben die Fahrer stehen.

Nun hat die Taxihalte am Ostbahnhof zwar etliche Nachteile, aber auch das ein oder andere Gute: Man kennt sich. Als sich irgendwann am Abend mal 4 Schwarzlader auf einmal eingefunden hatten, sind wir einfach gesammelt abgerückt, haben den Kollegen im Vorbeifahren erklärt, weswegen sie dort unerwünscht sind und haben uns dann hinter sie an die ohnehin verfluchte illegale Halte direkt vor den Fritz-Club gestellt, der zu diesem Zeitpunkt die meisten Fahrgäste hergab.

Und während wir binnen drei Minuten mit Kundschaft unterwegs waren, haben sich die anderen, unfreiwillig dumm rumstehend, hoffentlich Gedanken darüber gemacht, wie man sich so fühlt, wenn irgendwelche Penner ihnen illegal die Kundschaft wegschnappen.

OK, schön wäre es zumindest. Aber wenigstens haben wir so auch mal eine Fahrt gekriegt und es ist immer noch besser, als diesen Arschgeigen die Reifen aufzuschlitzen.

Von meiner Seite aus hagelt es Verständnis für so ziemlich jedes Verhalten und ich gehe auch bei eindeutigen Fehlern erstmal von einem Versehen aus. Ich hab die Tage öfter mal einen Kollegen vorgewunken, der zwar vor mir da war, sich aber zunächst falsch angestellt hat. Natürlich! Ist ja eine beschissene Situation gerade – und blicken muss man die gleich dreimal nicht! Aber bei Aufkündigung der Kollegialität aus Profitgier ist Schluss! Nichts dagegen, unsinnige Amtsvorgaben zu umgehen und selbst für eine bessere Organisation zu kümmern. Klappt ja beispielsweise am Matrix trotz regelmäßiger unsinniger Bußgeldbescheide der Bullen auch ganz gut. Weitgehend zumindest. Aber so wie diese „Kollegen“ es vormachen, muss ja auch nicht sein. Hoffe, wenigstens einer hat sein Lankrad durchgenagt. So wie wir vorher. In dem Fall dann eben doch: Auge um Auge…

Nachtrag: Klaus hat wie versprochen ein paar Bilder und einen Text zur Situation bei Tageslicht auf sein Blog gestellt.

Taxis am Ostbahnhof

In nächster Zeit werden wohl öfter mal Kunden am Ostbahnhof ein Taxi suchen und keines finden. Wieso das? Ganz einfach: Man hat uns versteckt. Direkt vor der Bahnhofshalle, an der Straße „Am Ostbahnhof“ befindet sich normalerweise (mit einigen Unterbrechungen) über die gesamte Länge ein Taxistand. Der ist zwar bezüglich der Reihenfolge für Kunden nur schwer zu durchschauen, aber immerhin sind Taxen da. In der Regel in rauher Menge. Das hat sich jetzt „ein Bisschen“ verändert…

Das Parkdeck neben dem Taxistand und den Bushaltestellen wurde abgerissen und wird wohl bis Sommer erneuert / umgebaut / abgeschafft, was weiß ich. Durch die großflächige Baustelle fällt eine Menge Platz für Busse und Taxen weg und so findet man uns jetzt mit viel Glück, wenn man aus dem Bahnhof kommt, irgendwo ganz weit rechts. Vergesst eure Ferngläser nicht! Nachts lässt sich der Schein unserer Fackeln noch ausmachen, wie die Tagfahrer das regeln, weiß ich nicht. Denn nicht einmal für ein kleines Hinweisschild auf den verschobenen Taxistand scheint es gereicht zu haben. Überhaupt kann man aus Taxifahrersicht ziemlich angepisst sein wegen der neuen Regelungen dort. Es ist schlicht nicht genug Platz für die übliche Menge an Taxen da – und was da ist, ist auch nur Murks. Ich hab mal ein paar Bilder gemacht:

„Legale“ Nachrücke? Quelle: Sash

Zugegeben: Hier erkennt man nicht viel – ich finde dennoch, dass dieses Bild schon einiges an Aussagekraft hat. Das ist wohl gerade als letzter legaler Taxihalt gedacht: Genau dort, wo man gemeinhin nicht halten darf, weil es „im Kreuzungsbereich“ ist.

Korrektur: An diesem Punkt lag ich wohl falsch. Wie mir Kollegen geschildert haben, stellt dieses Schild – wenngleich nicht so betitelt – das Ende des Halteplatzes dar. Die Unsinnigkeit ist indes nicht arg viel weniger geworden: Das Anfangsschild steht schwer sichtbar unter der Brücke und der komplette Halteplatz ist entsprechend zugeparkt – sodass uns nur die zweite Reihe bleibt.

Aber kommen wir zu ein paar aufschlussreicheren Infos:

Der Taxistand in seiner ganzen Pracht, Quelle: Sash

Das ist gerade quasi der Taxistand. Er besticht durch eine gewisse Leere. Zur Erklärung habe ich einige Buchstaben eingefügt:

A) An dieser Ecke soll derzeit das erste Taxi der Reihe halten. Es ist damit der ungefähr am weitesten vom Haupteingang entfernte Platz in dieser ganzen Konstellation überhaupt. Bei aller Liebe für die freie Fahrzeugwahl: Kein Wunder, dass wir diesen Platz nicht besetzen, denn wer wartet schon gerne dreimal so lange als der Rest, bloß damit ihm am Ende doch nie ein Kunde einsteigt?
Deswegen ist die gesamte linke Seite hier auch leer – wenngleich das der Platz für die ersten 10 Taxen sein soll…

B) Die Leere auf dieser Seite ist auch lustig, denn hier herrscht (auch für uns) absolutes Halteverbot. Der Grund sind die vier Baken in der Straßenmitte, die ein Schlagloch umrahmen. Damit der Bus da noch vorbeikommt, haben wir eine Lücke im an sich sinnvollsten Teil des Taxistandes (das ist im Normalfall die dritte Nachrücke, so ca. für Taxe 16 bis 22 oder so…)

C) zeigt das Ende des Standes und die Position an, aus der ich das erste Foto gemacht habe. Ab dort beginnt der inzwischen viel genutzte und komplett illegale Nachrückplatz bis unter die Unterführung in der Koppenstraße.

Geht aber noch weiter:

Hier also die glücklichen ersten! Quelle: Sash

Das hier ist also die derzeitige „Spitze“ des Taxistandes. Zu den Buchstaben:

D) ist die Fortsetzung der ersten Halteplätze (A im letzten Bild) und zwar bis genau zum ersten Taxi.

E) Die ersten Taxen halten derzeit meist zu zweit illegal an der Bushaltestelle, weil das gerade noch so ein Bereich ist, in dem gelegentlich Kunden auftauchen nund nicht gleich allesamt hinten irgendwo einsteigen…

F) Dort beginnt die Baustelle und lässt nur eine schmale Durchfahrt, die komplett als Bushaltestelle genutzt wird, ebenso wie der Bereich davor bis zu unserem Stand.

G) markiert die Position des dritten in der Reihe, vor seinem Auto beginnt unmittelbar ebenfalls eine Bushaltestelle. Offiziell als Position 11 vorgesehen ist das der Taxihalteplatz der am nächsten zum Haupteingang des Bahnhofs liegt und dabei legal ist.

H) Der Bahnhofsvorbau markiert recht eindrücklich, wo sich tatsächlich die Ausgänge befinden – und wo sich auch normalerweise die ersten Taxen befinden würden. Im Laufe der Nacht werden dort am hinteren Ende der schmalen Baustellendurchfahrt übrigens durchaus (natürlich wieder illegal) ein paar Taxen bereitgehalten. Z.B. um Besucher aus dem Fritz-Club aufzunehmen, aus deren Blickfeld wir sonst völlig verschwunden wären.

Ja, ich verstehe, dass das gerade schwierig ist dort – aber ein bisschen werde ich auch das Gefühl nicht los, dass an die Taxifahrer mal wieder zuletzt gedacht wurde. Und hey – es existiert hier ein Bedarf an Taxen!

Ich bin jedenfalls schon mal gespannt, wie sich das in den nächsten Wochen alles entwickeln wird und wie viel wir wegen Falschparken im Laufe des halben Jahres so an „Extrakosten“ haben werden, falls jemand auf die Idee kommen sollte, das alles zu ahnden.

Ich wünsche euch an schönes Wochenende, man liest sich am Montag wieder!

London Cab?

Der Hotelbedienstete hatte bereits den Verschlag geöffnet, da fiel ihr ein:

„Oh, eine Quittung bräuchte ich noch.“

„Kein Problem. Was haben wir heute? Den 5. oder schon den 6.?“

„Das ist egal, ich bin mein eigener Chef. Nur die richtige Stadt muss draufstehen. Nicht, dass sie mir da London reinschreiben…“

Verdammt. Erwischt! Wo ich das doch so gerne mache… 😉

Ehrlich gesagt: Alles frei ausfüllen kann ich gar nicht. So Details wie die Unternehmensadresse, die Konzessionsnummer etc. sind alle schon vorgedruckt, bzw. eingestanzt. Wenigstens in diesem Punkt sind die Quittungen gewissermaßen fälschungssicher. Obwohl ich mir auch nicht vorstellen kann, dass jemand auf die Idee käme…

Wobei manche Kollegen ja leider auf die absurdesten Ideen kommen.

Kleine unproblematische Kunden

„Kinder sind wie Tiger: Schön anzusehen, aber man sollte sie nicht in der Wohnung halten.“

Diesen Spruch hat meine Mutter mal gebracht und wahrscheinlich hat sie irgendwie Recht damit 😉 Ich komme als Nachtschichtfahrer ja beruflich nur relativ selten mit den lieben Kleinen in Kontakt, meist lohnt es sich allerdings danach, die Tour zu Papier zu bringen. Was all den untergroßen Fahrgästen gemein war, war dass sie eigentlich völlig stressfrei waren. Sicher, es gab kuriose Geschichten, die einem zu denken geben. Aber meist waren sie niedlich. Ob es nun Haie betraf, das Taxi selbst oder das Taxameter. Sogar mit der Polizei bin ich schon verwechselt worden… wenigstens für einen guten Spruch waren die Lütten also immer zu haben.

Als ich kürzlich seit langem mal wieder Kids im Wagen hatte, waren diese eigentlich ziemlich unspektakulär. Ein wenig unsicher schienen sie zu sein, aber auch das mit dem Fahrziel haben wir in Kürze erledigt bekommen:

„Wir müssten zur Tölchaustraße.“

„Da habt ihr mich erwischt. Kenne ich nicht. Aber ist das zufällig in Marzahn? Da würde ich nämlich eine Poelchaustraße kennen…“

„Marzahn ist richtig, dann isses wohl die.“

War sie auch.

Als ob die beiden regelmäßige Blogleser wären, haben sie mir rechtzeitig gesagt, dass sie kein Geld dabei haben, sondern die Fahrt von ihrem Bruder bezahlt werden würde, wenn sie da sind.  Also nicht mal ein Zwischenstopp bei einer Bank. Schade, konnte ich gar nicht Bodyguard spielen wie Klaus bei einer seiner Touren neulich. Ich hab ihnen erklärt, dass ich irgendein Pfand dafür benötigen würde und hatte kurz darauf ohne Widerworte ein strahlend himmelblaues Smartphone in der Hand. Na also.

Wenn es einen Grund gäbe, der mich überzeugen könnte, meinem Vampirdasein ein Ende zu bereiten und in der Tagschicht zu arbeiten, dann wären es sicher die Kinder 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Rückseite!

„Fährst mich zur Lichtenberger 36?“

„Klar. Ist die Nummer am Besten über die Holzmarkt- oder die Singerstraße anzufahren?“

„Über die, äh… ja! Singer! Ist auf der Rückseite, verstehste? Zeig ich dir!“

Eigentlich war alles soweit ok. Mal abgesehen davon, dass die Tour mit knapp 5 € nach einer halben Stunde etwas mau war.

„Das ist auf der Rückseite, das würdeste nie finden!“

„Deswegen bin ich froh, dass sie mir das zeigen können.“

„Ja, ist echt blöd, dass man da von hinten ran muss. Von hinten, verstehste?“

„Jaja, kann es mir vorstellen…“

„Wenn du da von vorne… da kannste lange suchen. Ist auf der Rückseite!“

„Hab ich verstanden.“

„Vorne gibt es die Nummer nicht. Kannste nur von der Rückseite aus ran.“

„OK.“

„Ich sag den Taxifahrern immer: Vorsicht, ist auf der Rückseite! Unbedingt von hinten ranfahren!“

„Ist wahrscheinlich besser so…“

„Jaja, da suchste dir’n Wolf vorne. Musste auf der Rückseite…“

„Ich hab schon verstanden, keine Sorge…“

„Guck mal, hier auf der Vorderseite brauchste nicht suchen. Ist hinten.“

„…“

„Das ist ja quasi so ’ne Art Hintereingang, wo du quasi nur von hier, also gleich da hinten, von der Rückseite aus rankommst. Muss man erstmal wissen, nicht einfach hier mit der Rückseite!“

„Ja…“

„Jetzt hier links! Das ist – da guckste, wa? – die Rückseite. Nur so kommste hier ran! Nicht vorne! Musste hinten langfahren, weil is ja die Rückseite von dem Haus. Hab am Anfang auch gedacht: Mensch, warum kommste denn da nicht von vorne… geht aber nur von hier! Was kriegste?“

„5,40 €.“

„Machste mal sieben. Ist ja nicht einfach hier. Jetzt mussteste hier über die Rückseite, weil anders geht das ja nicht. Manchmal denk‘ ich mir auch: Mensch, blöde Rückseite, blickt ja keiner! Aber is numal so: Ich lebe auf der Rückseite. Jetzt haste wieder was gelernt, wa?“

Ja. Dass ich das Wort Rückseite dieses Jahr eindeutig schon jetzt zu oft gehört habe…