Jede Branche hat so ihre Geheimnisse und ihre Verhaltensregeln. Mit dem Taxifahren ist es nicht anders. Die meisten nicht niedergeschriebenen Regeln sind aber auch hier Ansichtssache. Dass ein Fahrgast zum Beispiel zum ersten in der Reihe geschickt wird, halten viele für eine Notwendigkeit. Ich tue das nicht. Denn zum einen habe ich genügend Kollegen erlebt, die die Fahrgäste dann von vorne wieder nach hinten schicken, weil ihnen die Fahrt zu kurz ist, zum anderen ist es so oder so für die Kunden nicht schön, abgewiesen zu werden. Da bevorzuge ich die Ansicht, dass die Kunden schon einen Grund haben werden, warum sie mich ausgewählt haben und sich das unter den Kollegen irgendwann so oder so ausgleicht. Dass ich bei einer Nachfrage natürlich stets den Kollegen, der am längsten wartet als Alternative erwähne, ist natürlich dennoch Ehrensache.
Aber es gibt eines, das im Grunde von fast allen Kollegen gleichermaßen geachtet wird:
„Wir überholen keine leeren Kollegen!“
So – leider ohne nähere Erläuterungen – wurde es mir am ersten Tag unmissverständlich mit auf den Weg gegeben. Aber schon die ersten zwei Stunden auf der Straße machen einem klar, was gemeint ist.
Als Taxifahrer ist man mehr oder minder immer auf der Jagd nach Kundschaft, Beute monetärer Art. Dadurch, dass wir keine festgeschriebenen Bereiche für die Jagd haben, fahren wir uns immer wieder gegenseitig vor den Wagen. Und wenn an der nächsten Ecke ein Kunde steht, bekommt ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit der erste in der (fahrenden) Reihe. Da ist das Überholverbot gewissermaßen schon eine Regelung, die für Verkehrssicherheit sorgt. Denn ohne würden die Taxen auf Deutschlands Straßen sich wahrscheinlich mörderische Rennen liefern, immer nur in Sorge, ja der Erste in der sich bewegenden Schlange zu sein. Mit dem traurigen Nebeneffekt, dass ausgerechnet die gesittetsten Fahrer die wenigsten Kunden hätten.
Wie bei allen Regelungen ist es ziemlich interessant, diese in der Realität zu beobachten. Ich bin selbst – ohne hier angeben zu wollen – einer der kollegialsten Fahrer da draussen. Wenn ich um mich an die Halte zu stellen wenden muss, ist klar, dass der Fahrer, der mir entgegenkommt, zuerst ranfahren darf. Wenn man eine solche Regel irgendwie fassen kann, dann am besten mit den Vorfahrtsregeln der StVO. Auf der anderen Seite gebe ich – wenn ich geradlinig angeschossen komme – durchaus auch gerne mal Signal, dass der Kollege doch kurz wenden und sich vor mir einordnen soll. Wenn es hochkommt, kostet mich dieses Verhalten 30 € im Jahr, das ist es mir ohne weiteres wert. Und vielleicht gleicht es sich so oder so aus. Dafür sind die Kollegen glücklich.
Auf offener Straße tut es hingegen natürlich manchmal weh. Gerade wenn man auf Kundenfang ist, fährt man auch mal ein bisschen langsamer als die StVO es zulassen würde, was natürlich die Kollegen hinter einem – die dank mir ja gerade sowieso kaum eine Chance haben – mal nerven kann. Ich bin hier eisern, überhole nicht. Aber ich kann es auch auf den Tod nicht ausstehen, wenn ein Kollege das tut. Fehler im Straßenverkehr erlaubt sich jeder mal. Da bin ich nachsichtig und lege es nicht gleich als Boshaftigkeit aus, was ja scheinbar ein großer Teil der Autofahrer macht. Beim Überholen eines Kollegen kann ich aber davon ausgehen, dass es mit Absicht geschieht. Und das kotzt mich an!
Natürlich sind wir nicht nur Kollegen, sondern auch Konkurrenten. Aber die Arbeit macht nunmal nur halb so viel Spass, bzw. ist doppelt so stressig, wenn man zusätzlich zur nicht allzu rosigen Geschäftslage auch noch Krieg gegen die eigene Fraktion führt.
Klar, manchmal muss man überholen, um ein Verkehrschaos zu vermeiden: Wenn man gerade auf unterschiedlichen Spuren ist, und es dort unterschiedlich schnell vorangeht vor allem. Aber dass ich mich da wieder zurückfallen lasse, den Kollegen vorbeiwinke oder gar schweren Herzens einen Winker für ihn stehen lasse, sehe ich als selbstverständlich an.
Sehr verbreitet ist unter Kollegen, die das nicht so sehen, z.B. auch die Angewohnheit, die Fackel auszumachen, vorbeizuziehen, und dann – wenn ich an einer roten Ampel halten muss – das Licht wieder anzumachen. Irgendwann werde ich mal anfangen, Buch zu führen über die Leute…
Dennoch bin ich ziemlich überrascht darüber, wie gut es im Grunde funktioniert. Die Momente des Ärgerns sind tatsächlich selten, und das ein oder andere Mal stellt man sogar fest, dass alles nur ein Missverständnis ist. Wie bei einem Kollegen neulich:
„Hat der mich überholt, und ich natürlich gleich hinterher! Zwee Ampeln weiter hatt‘ ick den und frach den, was dette soll und er sei ja wohl bekloppt von wegen überholen und so. Meent der mit’n Lächeln: Kollege, musst du Lampe anmachen, wenn du nicht überholt werden willst…“
Leider gibt es unter (Berliner) Taxifahrern anscheinend noch ein weiteres ungeschriebenes Gesetz, das viele (ich sage ausdrücklich nicht alle) voller Inbrunst zu beachten scheinen und das auch gern BVG-Fahrer beachten: Nämlich das Gesetz:
Wir Taxifahrer sind die wichtigsten Verkehrsteilnehmer, wir haben immer Vorfahrt und müssen immer durchgelassen werden.
Wenn ich tagsüber wochentags Auto fahre, mache ich das meistens auch nicht aus Spaß, sondern aus Gründen der Berufsausübung. Dieses Abstraktionsvermögen ist aber wohl bei einigen Taxlern zuviel verlangt. „Zivile“ Autos fahren grundsätzlich nur zum Spaß durch die Gegend.
Klappt irgendwo ein Reißverschlussverfahren, gibt es garantiert eine Taxe, die sich vorbeimogelt.
Man ordnet sich brav auf den beiden Geradeausspuren ein, wie oft hat schon eine Taxe versucht, sich von der Linksabbiegerspur noch in den Geradeausverkehr zu drängeln.
Klar, das machen auch etliche andere Zeitgenossen. Bei Taxen fällt es eben nur besonders auf.
Es gibt allerdings doch ein paar Gründe, mal ein freies Taxi zu überholen.
1) Man hat einen Funkauftrag.
2) Man hat einen Säulenauftrag.
3) Man hat einen Privatauftrag.
4) Man ist auf dem Weg zum Feierabend.
In all diesen Fällen hat man es in der Regel ziemlich eilig und keine Lust sich von den nach Beute kreisenden Kollegen aufhalten zu lassen.
Und tagsüber spielt es keine Rolle, ob das Dachschild brennt oder nicht. Da muss man halt schauen, ob in der vorderen Taxe ein Fahrgast sitzt oder nicht.
Aber ansonsten gilt tatsächlich der Berufskodex:
Eine leere Taxe überholt keine andere leere Taxe
Das Problem, wie ich es sehe, ist nicht das Überholen, sondern das Nichteinladen evt. Winker und auch das evt. Vorlassen an der Halte.
Unter Kollegen, die sich an diesen Kodex halten, kann es aber dann auch schon mal zu, sagen wir mal Diskussionen führen. Mir passiert vor einiger Zeit. Auf dem langen Rückweg aus dem tiefen Osten in die Zivilisation habe ich auf dem letzten Kilometer (verkehrsbedingt) einen Kollegen übetholt. Als wir uns dann, an der von uns beiden anvisierten, Halte wieder getroffen haben, habe ich ihm ein Zeichen gegeben, er solle sich vor mir einordnen. Was er aber nicht tat.
„Ich habe dich ja schon in der XYZ-Straße überholt.“
Das ist jetzt ein etwas längerer Kommentar geworden, was einfach daran liegt, dass ich vorhatte, genau zu diesem Thema die Tage auch was zu schreiben. 😉
Schön wäre noch wenn es Regeln gäbe wie „Nutze dein Hirn“.
Wenn ein Bahnhof mehrere Ausgänge (auf der selben Seite) hat sollte man halt 2 Reihen bilden oder irgend eine andere Lösung finden.
Ich habe ja nichts dagegen ein zwei hundert Meter zu gehen. Aber nicht nach mehreren Stunden Reise mit gefühlt 3 Tonnen Gepäck.
Und lieber Taxifahrer, da braucht man dann auch nicht wild brüllen wenn man nach dem _wortlosen_ Deuten nach vorn halt bei der Konkurenz einen Wagen bestellt. So ein rotes Gesicht habe ich selten gesehen.
@Klaus:
Die von dir genannten Beispiele beinhalten aber Nachts zumindest, dass man die Fackel ausmacht. Zugegeben, ich mache sie auch ungerne aus (könnte ja noch was kommen…), aber dann darf ich halt nicht überholen.
Im Übrigen bin ich mit meinem Eintrag nicht ganz zufrieden. Ich wollte auch ewig schon was schreiben, aber die letztliche Aussage ist immer noch irgendwie schwammig.
@MacSpi:
Ich denke, was du meinst, sind eher Kommunikationsprobleme. Miteinander reden hilft manchmal viel. Das haben einige Kollegen aber offenbar auch noch nicht gelernt.
@MacSpi
„Nutze dein Hirn“ musst Du an die an die zuständigen Behörden weitergeben. Ein Taxifahrer darf sich nur an den dafür ausgewiesenen Plätzen postieren. Zwei Reihen bilden, wie Du das vorschlägst wäre eine Ordnungswidrigkeit und wird mit einer Geldstrafe in Höhe von XX Euro bestraft.
@Klaus
Wenn bei mir ein Taxifahrer mit Gesetzen anfängt sage sich ihm „Pflichtfahrgebiet, los“. Ich kann ja verstehen das man sich nicht selbst die Kunden wegnehmen will, auf der anderen Seite sollte man es aber dem Kunden aber auch nicht unnötig schwer machen.
Zudem kann ich mir nicht vorstellen das es zwar möglich ist eine Reihe der Länge n zu bilden aber nicht 2 Reihen der Länge n/2 (also hintereinander).
@Sash
Kommunikation ist recht schwierig wenn der Fahrer weder die Tür öffnet noch die Scheibe runter läßt.
Ich glaube ich habe es hier schon mal erwähnt, in D bevorzuge ich Minicars weil ich schon echt schlechte Erfahriungen mit Taxen gemacht habe.
Und ich investiere zumindest so viel Geld das meine „Stammfirma“ in DD (8×8) mir mittlerweile Wein seviert wenn ich spät am Abend vom Büro nach hause will.
Ich sollte natürlich nicht verschweigen das sich das für den Fahrer durchaus lohnt.
@MacSpi:
Das mit dem Pflichtfahrgebiet kannst du lange rufen, so lange du noch nicht im Auto sitzt…
Mal im Ernst: Wir dürfen uns tatsächlich nicht überall hinstellen, und je nach Ort und Gegebenheit sind die Cops da mal stressiger und mal weniger. Und bei aller Kundenliebe: Was sollen wir denn dann machen? Uns irgendwo hinstellen wo es super toll für die Kunden ist, nach einer halben Stunde von den Cops weggeschickt werden und uns dann woanders anstellen?
Zu dem, was du geschrieben hast: Klar kann man vorfahren, wenn ein Kunde schon dasteht. Aber wie immer gibt es auch tausend Gründe, die dagegensprechen. Vielleicht hat der Kunde plötzlich Lust, doch ein anderes Taxi zu nehmen – dann bin ich aus der Reihe, Pech gehabt. Gibt nicht überall nur nette Kollegen, die einen wieder reinlassen.
Vielleicht will der Kunde überhaupt kein Taxi. Ich glaube dir, dass du dich erkennbar gemacht hast, aber keiner hat Lust, für ein Kommunikationsproblem Geld zu zahlen – und aus der Schlange wegfahren bedeutet erst einmal genau das. Wie viele anscheinende Kunden wollen sich nur einen Spaß machen, nach der Uhrzeit oder besser noch dem Weg fragen? Da denkst du jetzt als Kunde mit einem berechtigten Anliegen nicht dran, das ist klar.
Ich muss mir die Frage stellen, weil mein Lohn davon abhängt.
Ich weiss, dass es eine Menge Kollegen gibt, die wirklich kein Interesse daran haben, etwas für die Kunden zu tun, aber bei Dingen die an meinen Geldbeutel gehen oder eine Gefahr für meinen Schein sind, hört das Verständnis auf. Ich kenne ja die ganzen Ansagen, dass „man hier immer abbiegen“ kann und das Haus „gar nicht weit in der Einbahnstr.“ liegt.
Als Mensch, der mit seinem Führerschein sein Geld verdient, bin ich ein ganzes Stück vorsichtiger, als es die meisten Fahrgäste gerne hätten oder ich es auch selbst war, bevor die Pappe für mich lebenswichtig war. Und da gehören eben auch taxispezifische Dinge dazu wie die sich an die Auflagen bestmöglich zu halten.
Ich würde am Ostbahnhof auch lieber direkt vor dem Haupteingang halten und die Leute einladen. Die Planer fanden es eben besser, dort die Bushaltestelle hinzulegen. Und der ein oder andere Kunde geht nun eben lieber über die Straße rüber, statt am Rand entlang, um den Kollegen Nr. 15 zu nehmen, statt die Nr. 1. Kann ich mich auch nur bedingt mit anfreunden. Andersrum müssten die Busfahrgäste weiter laufen. Wäre auch nicht die beste Lösung.
Ergo: Kommunikation im Einzelfall!
Dass das mit dem beschriebenen Kollegen nix war, ist natürlich dennoch schade.
@Sash
Da ich mich scheinbar mißverständlich ausgedrückt habe:
Stelle dir einen Bahnhof vor der links und rechts auf der Stirnseite einen Ein/Ausgang (A1 und A2) hat. Vor diesem befindet sich eine Straße die nur für Taxis freigegeben ist (Roter Kringel, darunter explitzit „Taxi frei“). Dort stehen die Taxis in einer langen Reihe.
Benutzt man A2 kommt man am Kopf der Reihe raus und steht fast direkt am 1. Taxi. Benutzt man A1 (was die meißten tun da der allgemeine Strom sie dort hin führt, da geht es zur StraBa) kommt man etwas vor dem Ende, also ca. dem 5. letzten, Taxi raus.
Die Frage ob dort Taxis stehen dürfen oder nicht ergibt sich also nicht denn sie stehen ja da.
Da ich nun jeden Tag daran vorbei komme sehe ich immer wieder folgende Szene.
Person P verläßt den Bahnhof durch Ausgang A1 und geht recht gerade auf ein Taxi zu. 90% derer haben auch ihre Bettellampe an, signalisieren also das sie eigentlich schon interesse am Kunden (bzw. dessen Geld) haben. Und in fast allen Fällen wird dann halt ohne die Tür zu öffnen oder das Fenster herunter zu lassen nach vorn gedeutet.
Alleine das Verhalten ist ja schon mal Arsch.
Nun gibt es Kunden (u.a. mich) die sich denken, was immer der fuchtelt kann mir doch egal sein und einfach mal einsteigen. Das Gab schon witzige Diskusionen.
Ähnliches kann man übrigens beobachten wenn man sich als Kunde sagt, da steht ein gepflegter Mercedes und ein dubioser VW, da nehme ich doch den Mercedes, egal wer jetzt drann wäre.
Und weil ich mich gerade so schön aufrege:
– Ja, man darf dem Kunden ruhig die Tür aufhalten
– Wenn man schon sieht das der Kunde die 2m Marke überschreitet darf man auch mal ohne Aufforderung die Sitze nach vorn schieben
– Man grabscht auch nicht ohne zu fragen nach dem Gepäck des Kunden, wenn ich will das die kleine Tasche auch in den Kofferraum kommt sage ich das schon
– Das man nicht unbedingt Anzug und Krawatte tragen muß ist mir klar, aber warum sehen so viele Fahrer aus als würden sie ihre Klamotten aus einer Mülltone beziehen?
– Auch 50EUR Noten sind gültige Währung, also nehmt Wechselgeld mit (passiert besonders gern Nachts, tagsüber kann man ja doch oft wechseln gehen)
– Wenn ihr schon kein Wechselgeld habt (kann ja mal vorkommen, wobei da mal auch immer öfter wird) dann solltet ihr mit dem Kunden eine Lösung finden (z.B. Rechnung stellen, per Funk anderen Fahrer rufen). Die Drohung die Polizei zu holen und einen Anzuzeigen ist so dumm wie lächerlich.
– Duschen hilft gegen Gestank
– Englischkenntnisse sind eigentlich Pflicht, besonders dann wenn man sich an einen Flughafen stellt
– Wenn ich Nachts um 2 in ein Taxi steige möchte ich nicht unbedingt Death Metal hören
@MacSpi
ich habe jetzt lange überlegt, ob ich noch einmal auf Ihre Kommentare eingehen soll. Aus Ihnen spricht doch die pure Verachtung für jeden, der den Beruf des Taxifahrers ergriffen hat.
Sätze wie: „Wenn bei mir ein Taxifahrer mit Gesetzen anfängt…“ bezeugen doch, was Sie von dieser Berufsgruppe halten. Auch den Begriff „Bettellampe“ sollten Sie bei Gelegenheit mal näher erläutern. Aber was soll’s, mit Rücksicht auf den Gastgeber dieser Seite, verkneife ich mir nun weitere Bemerkungen, z.B. auf Ihre mangelnde Orthographie.
Sorry Sash, aber das war es jetzt endgültig von mir. Versprochen!
@MacSpi:
Ich finde es traurig, wenn so schlechte Erfahrungen überhand nehmen. Aber bei fast allen genannten Punkten kann ich eine ergänzende Ansicht oder entsprechendes Kunden-Fehlverhalten nennen, bei dem ich mich allerdings hüten würde, erst mal jeden Kunden damit in Verbindung zu bringen. Kurzer Ausriss aus den Gedanken eines kundenorientierten Taxifahrers:
Zu den zwei Schlangen: Wir müssen für die Funkaufträge eine zumindest für Kollegen erkennbare Reihenfolge einhalten. Zudem zwingt uns die Taxiordnung, „unverzüglich“ aufzurücken. Natürlich wird das nachts um 3 mal lockerer gesehen, tagsüber am Bahnhof ist das schwierig.
Türe aufhalten: Sollte Standard sein und es ist schade, dass es Kollegen gibt, die das nicht machen. Im Gegenzug kann ich von Kunden z.B. auch Rücksicht für meine Türen erwarten. Ob es ums Aufreissen ohne zu gucken geht oder die Frage, wie viel seiner gesammelten Wut übers Leben man beim Zuschlagen direkt an die Taxifahrer weitergibt.
Sitze vor- und zurückschieben sollte kein Thema sein, keine Frage. Den Kunden wiederum sollte mal jemand erklären, dass Knöpfchen am Taxameter tabu sind und mein Privateigentum im Kofferraum kein Spielzeug ist.
Beim Gepäck sind die Leute unterschiedlich. Die meisten freuen sich über Hilfe, aber ich nehme an, das lässt sich wieder mit Kommunikation erklären.
Bei den Klamotten meiner Kunden fange ich mal besser nicht an. Es stimmt, dass wir als Fahrer gepflegt sein sollten. Die Grenzen sind sicher fließend, aber nebenbei gesehen hab ich keine freie Kundenwahl nur wegen des Körpergeruchs. Daran denken auch viel zu wenige…
Zum Wechselgeld: Ich versuche redlich, immer rausgeben zu können und fahre gelegentlich wechseln, wenn es notwendig ist. Manchmal springt einem auf dem Weg eben doch noch ein Kunde rein – dann fällt das wieder unters Stichwort Kommunikation. Und es kommt eben mal vor, dass drei Kunden in Folge nur gültige Währungen dabeihaben. Ich werde als Nachtfahrer keine 500 € Wechselgeld mitnehmen, weil es schon erschreckend viele Leute da draussen sind, die unsere etwa 200 € für raubenswert empfinden. Kunden übrigens, die wir nicht ablehnen können, wenn sie nicht blöd sind…
Bei nem Fuffi sollte sich eine Lösung finden lassen, die auf Kulanz beruht. Bei einer Fahrt über 6,50 €, null Ansage dazu und 30 Cent Trinkgeld mit einem Hunni, werde ich aller Voraussicht nach die Coolness haben, laut Taxiverordnung den Weg zur nächsten Tanke mit angeschaltetem Taxameter zu fahren. Rücksicht und Verständnis ja! Aber auf beiden Seiten!
Englisch wäre natürlich wünschenswert und ich bin froh, dass meine Kenntnisse ausreichend sind. Kurioserweise gibt es eine ganze Menge Leute, die keinen Fetzen Deutsch oder Englisch sprechen, die keine Addresse dabei haben und Buchstabieren nur in Kyrillisch gelernt haben, die ich dann irgendwo hinbringen soll. Freundlich. Schnell. Auf dem kürzesten Weg. Da bin ich dann auch etwas genervt von so Ansagen wie „Müssten sie aber…“
DeathMetal ist jetzt auch nicht so mein Favorit. Ich hab das Radio bei Kundenkontakt meistens aus. Kundenanfragen nach Musik klingen meistens so:
„Och, irgendwas. Machen sie doch rein, was sie so hören…“
Und was ich höre, wenn ich alleine unterwegs bin, das geht den Kunden nicht viel an. Auch wenn er beim Einsteigen vielleicht noch ein paar Klänge mitbekommt.
@Klaus:
Is ok!
@MacSpi:
PS: Ich bin trotzdem gerne Taxifahrer und versuche jeden Kunden so zu sehen, als sei er der erste und beste. Auch, wenn ich oftmals schon erahnen kann, was für eine Flachpfeife da auf mich zukommt.
Eigentlich ist das nur bei den Flachpfeifen so. Ich achte jede Arbeit, wenn sie denn ordentlich gemacht wird. Leider wird es gerade bei den Taxifahrern in letzter Zeit immer schlimmer. Wenn man ließt was Sash so als verdienst angibt kann ich natürlich verstehen das es schwer ist ordentliche Leute zu finden.
Tja, leider ist die Kenntnis der Gesetzeslage den wenigsten Bekannt. Einige Beispiele:
– Die Pflicht sich anzugurten entfällt nur wenn Fahrgäste transportiert werden, macht aber so gut wie keiner.
– Im Taxi muß die Ausstattung für Gewichtsklasse I-III vorhanden sein, trotzdem ist Kindersitz oft Fehlanzeige (Ja ich weiß das es wegklappbare gibt, die will nur lein Fahrer weil der Gast unbequem sitzt)
– §30 (1) StVO kennt gar keiner, seit viele mit Laptop/DVD-Player ausgerüstet sind ist es ganz schlimm
– Offenbar ist kein Taxifahrer in der Lage eine Quittung richtig zu schreiben (dabei müßte er sie nur ausfüllen)
– Pflichtfahrgebiet und die Vertöße dagegen hatten wir ja schon
Was Taxifahrer aber zu glauben wissen:
– Wenn man ein Taxi bestellt und das Ziel mit angibt muß man den Streckenpreis zahlen, auch wenn man doch nit fährt (Natürlich zahlt man nur die Anfahrtskosten)
– Halteverbote gelten nicht für Taxis (Stimmt nur beim ein/austeigen des Kunden)
– Das Rauchverbot gilt nur wenn Kunden anwesend sind (Auch wenn ihr im Winter friert, im Taxi herscht immer Rauchverbot)
usw usw
Dat jelbe Schild ufm Dach
F81.1 und nu wieder du.
@MacSpi:
Worauf wollen wir eigentlich raus bei dieser Sache?
Ich verstehe ja, dass du Ärger mit ein zwei oder meinetwegen hundert Taxifahrern gehabt hast.
Den Unmut darüber finde ich nach wie vor gerechtfertigt.
Ich hatte eigentlich gedacht, mein eher zynisch überspitzter letzter Kommentar wäre ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass es doch angenehm wäre, zu akzeptieren, dass wir alle mal „Fehler“ machen, uns vertun oder dumm anstellen. Fahrer wie Kunden. Und alle anderen auch.
Zugegeben, ich schreibe hier oft Artikel über kuriose Kunden und ich denke, mein Blog wird überwiegend genau deswegen gerne gelesen. Meist sind es nur nette, durchaus liebevoll gemeinte Anekdoten, wirklich angepisst bin ich eigentlich nur in Situationen, die für mich persönlich extrem stressig waren, und bei denen ich nach Feedback suche.
Klar, manchmal schieße auch ich übers Ziel hinaus und manchmal – oh Wunder! – schreibe ich auch Dinge gar nicht erst nieder, bei denen ich wirklich einen Fehler gemacht habe, und diesen lieber privat verarbeite.
Was ich an der Richtung dieser Diskussion so unpassend finde, ist die allgemeine Tendenz.
Ich unterhalte mich mit meinen Kunden gerne auch über die Probleme des Gewerbes – wenn man mal drauf kommt. Die ein oder andere Heuchelei beiseite lassend und ein zwei extreme Erlebnisse mit einfliessen lassend komme ich dennoch auf ein relativ positives Gesamtergebnis – Für Berlin, andere Städte, Deutschland allgemein.
Zugegeben, da stören mich Aussagen eines einzelnen wie „Offenbar ist kein Taxifahrer…“ oder „…macht aber so gut wie keiner“.
Alleine in Berlin sind 7000 Taxen unterwegs, von alten türkischen Opas bis zu jungen deutschen Frauen quer durch die Bank unterschiedliche Leute mit unterschiedlichem Hintergrund. Der eine ist Taxifahrer aus Passion, der andere aus wirtschaftlicher Notwendigkeit, der dritte aus Neugier.
Ich bin auch dafür, dass am Ende die Dienstleistung stimmt, aber ich habe das Gefühl, du hast dich ein bisschen eingeschossen auf den Standpunkt, die meisten „von uns“ Taxifahrern verhalten sich eh ständig falsch. Die Meinung kannst du haben, und ich sehe auch keinen Grund, deswegen hier irgendwelche Kommentare zu löschen oder in anderer Form als mit Gegenargumenten oder Denkanstößen darauf zu reagieren.
Aber mach dir bitte bewusst, dass die Taxifahrer, die hier bei mir lesen und kommentieren, genau diejenigen sind, die ihren Job überwiegend mit Freude und sehr kundenorientiert machen. Die wirklichen Arschlöcher meiden diese Form des Meinungsaustausches nicht ohne Grund.
@MacSpi
Sorry, das wusste ich nicht. Ich ziehe die Bemerkung über Ihre orthographischen Fähigkeiten zurück. Ende und aus.
[…] ja auch noch nicht dazu übergegangen, Kollegen einfach von der Straße zu drängen, wenn sie mich überholen… Davon hielt besagter Kollege nicht sehr viel, er ist eben einfach an mir vorbeigefahren, was […]
[…] Sau ist. Außer egoistischem Arschlochgeprolle gibt es nichts, was dafür spricht, sich nicht an die Regel, keine freien Taxen zu überholen, wenn man selbst frei ist, zu halten. Natürlich nerven einen auch mal Kollegen, die gefühlt zu […]
[…] Zunächst hab ich mich geärgert. Kam da doch tatsächlich auf der Petersburger Straße Richtung Süden ein Kollege mit angeschalteter Fackel entlanggeschossen und überholte mich kackedreist, obwohl ich selbst leer unterwegs war. Grmpf! Das macht man nicht! […]
Viele machen die Fackel aus und überholen und an der naechsten Ampel ist die Fackel wieder an.Am liebsten würd ich die Reifen ausstechen von den WÜ****XÜXX**X*X*
@Jutesack:
Ärgert mich auch immer wieder. Aber das Einzige, was wohl hilft, ist die Ruhe bewahren. Meist haben sie keinen Vorteil davon, das muss man ja auch mal ganz sachlich feststellen.