Eifersüchtig und taxifreundlich

Die Story hat mir ein Kollege am Stand erzählt, aber ich muss sie einfach weitertratschen …

Besagter Kollege stand am Ostbahnhof und bekam einen Funkauftrag zu einem nahegelegenen Altersheim. Dort sprang ihm eine Seniorin ins Auto – und zwar mit folgenden Worten:

„Nur, dass se sich nich‘ wundern: Ick bin sehr eifersüchtig!“

Der Kollege ließ das mal so stehen und brachte sie wie gewünscht zu einem Kiosk ums Eck. Er meinte zu mir:

„Ick dachte noch: Na Wahnsinn – was ick mir hier wieder für ’ne Tour rausjelassn hab …“

Am Kiosk, den sie eifersüchtig aufsuchte, um ihren Gatten aufzutreiben, wurden sie nicht fündig, also ging es zum nächsten Dönerladen. Sie sprach dort mit Angestellten, blieb aber auch dort erfolglos. Dann kam sie zurück zum Auto und meinte:

„Wissense, ich bin ja nicht nur eifersüchtig – ich fahr‘ auch gerne Taxi!“

Also hat sie den Kollegen gebeten, mit ihr an der Eastside-Gallery langzufahren, dann musste er ihr das Matrix zeigen und zu guter letzt auch noch die Revaler und die Warschauer Straße.

„Dann kann ich meiner Tochter sagen: Kenn ich alles schon!“

Am Ende blieb eine 19€-Tour, die bereits im Vorfeld mit 25 € großzügig beglichen worden war – und offensichtlich waren alle Beteiligten zufrieden. Gut, was mit dem Gatten war … who cares?

Klassischer Fall von: Sowas kann man sich einfach nicht ausdenken!

„Fußgänger“

Eine etwas traurige Pressemitteilung der Polizei dieses Wochenende ist diese: „Fußgänger bei Verkehrsunfall schwer verletzt„. Mal abgesehen davon, dass es immer traurig ist, wenn im Verkehr irgendwer verletzt wird: Bei besagtem „Fußgänger“ handelte es sich ebenfalls um einen Taxifahrer, zudem um einen, den ich von ein paar Gesprächen kenne. 🙁

Ich war nicht live dabei, ich weiß also wirklich nicht, was der andere Kollege da genau verbockt hat – aber das dürfte jetzt ohnehin erstmal eine Frage für Gutachter, Anwälte und Richter werden.

Ich kann nur hoffen, dass der Verletzte schnell wieder auf die Beine kommt, meine Daumen jedenfalls sind gedrückt.

PS: Ein Taxiunfall an Position 1 am Ostbahnhof. Nachts. Und ich war nicht involviert. Das ist ja auch schon wieder unheimlich, oder?

Schnelle Hilfe

Die Wartezeit war wieder einmal jenseits von gut und böse, aber plötzlich hatte der Kollege vor mir, mit dem ich mich unterhalten hatte, eine Fahrt. Also stieg ich in mein Auto, um vorzurücken und war kurz davor, auszurasten. Denn ja, natürlich, die Batterie war leer.

Ja, sie wurde immer noch nicht ausgetauscht. Aber ich muss da auch mal vorbeugend sagen: Es ist ja nicht so, dass meine Chefs sich dem Austausch verweigern würden. Ich werde heute anrufen, drauf bestehen, dass eine neue eingebaut wird – und das wird es gewesen sein. Aber bislang wurde sie nur „getestet“, was halt ganz sicher keine halbe Stunde Warten am Taxistand eingeschlossen hat. Und da fressen Fackel, Funk, Handy, Radio etc. halt doch ganz ordentlich Strom.

Aber eigentlich wollte ich auf was ganz anderes raus:

Ich stand da also und drehte den Zündschlüssel, trat aufs Gaspedal, aber nix passierte. Scheiß-Situation, selbst an meiner Lieblingshalte. Ich stieg still in mich hereinfluchend aus und bemerkte einen Kollegen, der mich angrinste. Einer, den ich (Gesichtsblindheit und so) glaubte, noch nie gesehen zu haben. Er kam zu mir rüber, winkte zwei Kollegen ran, die er kannte und meinte zu mir:

„Na komm, mach mal die Haube auf!“

Er fummelte scheinbar wissend an der Batterie herum, bat mich, mal kurz zu starten, sah, dass es nicht ging und schlussfolgerte:

„Nee, Batterie is‘ leer!“

Bevor ich mich’s versah, waren er und seine Kollegen dabei, die 2925 anzuschieben und zu starten – und mit vereinter Kraft klappte das auf Anhieb. Es waren keine 100 Sekunden vergangen, seit ich liegengeblieben war, da saß ich schon wieder in einem tuckernden Wagen und ein Kunde grinste zum Fenster rein und fragte, ob ich ihn auch zum Berghain bringen könne, obwohl es so kurz sei.

Freilich war das nicht gerade die Tour, die ich mir erhofft hatte, aber wieviel besser als mit funktionsunfähigem Auto am Stand stehen ist das denn bitte!?

Jetzt, da ich das niederschreibe, würde ich die Kollegen kaum mehr erkennen. Damn! Denn selbstverständlich würde ich sie gerne auf einen Kaffee einladen oder wenigstens mal nach ihrem Namen fragen. Aber mehr als dass es der Sprache untereinander nach Türken gewesen sind, wüsste ich leider gerade auch nicht zu schlussfolgern. 🙁


PS: Ich hab in zwei Tagen Geburtstag und bin nach wie vor erfreut über Zuwendungen. 😉

Wochenanfangsschwierigkeiten

Es gibt aber auch so Tage …

Dass ich das Auto in der Werkstatt abholen musste, wusste ich seit vorgestern. Da war wohl der TÜV fällig oder so. Und wahrscheinlich haben Sie dabei auch mal die Batterie geprüft, die mir letzte Woche einmal abgekackt ist.

Das für mich nervige ist: Unsere Werkstatt liegt inzwischen zwar innenstadtnäher als die Firma, ist aber für mich viel bescheuerter zu erreichen. In Minuten gerechnet nicht unbedingt, aber ich mag es nicht, drei- oder viermal umzusteigen. Aber gut, einmal kann man sich sowas ja antun. Ich hab ja immer noch das Glück, das Auto am Wochenende dann zu Hause zu haben.

Dass irgendwas schief gehen könnte, hatte ich schon vermutet. Schließlich hatte ich keinen Autoschlüssel dabei, sondern sollte den nehmen, den die Werkstatt hatte. Da ich nun nach dem Feierabend unserer Schrauber den Dienst antrete, haben wir dafür eine Sonderlösung: Es gibt einen Platz auf dem Firmengelände, wo sie den Schlüssel hinterlegen. Gut versteckt zwar, aber sie machen das natürlich nicht gerne, weil ja theoretisch mal jemand vorbeikommen könnte und dann Schlüssel und Auto klaut. Was aber noch nie passiert ist, das Versteck ist reichlich gut und erprobt.

Aber das sollte es nicht sein. Als ich nach einer Dreiviertelstunde Bahnfahrt und einem 15-minütgen Fußmarsch an der Schrauberei eintraf, fand ich den Schlüssel vor, wo ich ihn erwartet hatte und freute mich auf einen guten Wochenstart. Etwas vorschnell, denn tatsächlich war die Batterie wieder abgekackt. Auf meinen Anruf hin hat Cheffe immerhin Stein und Bein geschworen, das wirklich gecheckt und keine Probleme festgestellt zu haben. Und er wollte nachsehen, ob an der Firma ein anderer Wagen frei ist. Also gut.

Ein äußerst netter Kollege (aus unserer Firma) hat dann erst einmal versucht, mit mir durch Schieben den Wagen in Gang zu kriegen. Bergab geht das ganz gut … auf ebener Strecke … immerhin weiß ich jetzt, dass meine Kraft nicht ausreicht, die 2925 so schnell anzuschieben, dass sie wieder anspringt. Nach (*keuch*) vier Versuchen. Also haben wir die Kiste stehengelassen, wo sie war und den Schlüssel wieder hinterlegt. Muss ja sowieso. Inzwischen ließ sich die Karre nicht mal mehr abschließen …

Also zur Firma. Meldung von Cheffe stand noch aus, also hab ich bei einem Kollegen angerufen, dessen Auto im Hof stand. Leider war es nicht frei (ist mein Lieblingsauto in der Firma!), aber er versprach, in ein paar Minuten da zu sein – und zwar inklusive Starterkabeln. Hurra! \o/

Also sind wir gemütlich zur 2925 zurückgegurkt und haben die Kiste nebst netter Gespräche und zweier gerauchter Zigaretten wieder angeschmissen. Auch wenn inzwischen einige Zeit ins Land gezogen war: Ich konnte meine Schicht mit meinem Auto fahren. Und das mit dem Ersetzen der Batterie wird die Tage dann auch noch irgendwann geschehen. Bis dahin muss ich eventuell noch einmal Starthilfe ordern. Aber dieses Mal bin ich wieder wirklich drauf eingestellt. Immerhin steht die Kiste jetzt ja auch vor meiner Tür – da muss ich auch nicht eine halbe Stunde draussen in der Kälte verbringen.

Begrenzte Gehirnkapazitäten

Man sollte vermuten, zumindest die Grundrechenarten im einstelligen Zahlenbereich sollten bei allen Leuten, die man nachts zum Trinken auf die Straße lässt, funktionieren. Aber ja, dem ist wohl nicht so.

Ich hatte die Truppe aus drei Mädels schon aus hundert Meter Entfernung auf die Straße rennen sehen. Dabei gedacht hab ich mir eigentlich nur „Fuck!“, denn ich war bereits etliche Umwege entlanggegurkt, in der Hoffnung, Winker zu bekommen – und nun hielten sie den ebenfalls freien Kollegen vor mir an, der sich eine Kreuzung vor mir auf die Straße geschlängelt hatte. Wie sich das nachts auf breiten Straßen gehört, hat der Kollege auf der mittleren von drei Spuren gehalten und die Damen schwirrten um ihn herum. Ohne einzusteigen allerdings. Also hab ich mich mal vorsichtig genähert.

Der Kollege gab alsbald Gas und fuhr davon, daraufhin kamen sie zu mir. Was wohl sollte das werden? Fernfahrt, mit Hund, betrunkener Kumpel, Kartenzahlung, Schwarztour?

„Sagen Sie mal: Können wir bei Ihnen auch zu acht rein?“

„Äh … nein?“

„Bitte, ist auch nur ganz kurz …“

„Nein. Ende. Bis zu sechs Leute kann ich mitnehmen. Und das ist schon eng. Außerdem isses nicht erlaubt, die Verantwortung dafür liegt bei mir und ich mach das nicht!“

„Aber wir machen das voll oft, das geht schon. Was sollen wir denn sonst machen? Die Bahn kommt nicht und es ist voll wichtig, weil mein Kumpel, der hat Geburtstag und …“

„Dann müsst Ihr halt in den sauren Apfel beißen, einen Fünfer mehr ausgeben und zwei Taxis nehmen.“

Ich hatte an der Stelle mit viel gerechnet. Dass sie wie alle Gruppen aus mehr als sechs Leuten, die in irgendeinem angesagten Club Cocktails für 12,50 € schlürfen, natürlich keine 20 € fürs Taxi eingeplant haben (war eine 10€-Tour) oder dass sie keine 4+4-Konstellation finden, bei der nicht zwei sich erschlagen und zwei andere versehentlich miteinander schlafen. Aber weit gefehlt:

„Da … daran hab ich noch gar nicht gedacht.“

WTF?

Am Ende sind dann aber auch nicht vier der insgesamt acht Leute mit mir mitgefahren, weil … keine Ahnung. Aber ich war auf jeden Fall schuld an der Misere, weil ich diese tolle Idee ja nicht gebracht hatte, als noch das andere Taxi („Hier kommen ja niiiieee Taxis vorbei!“) da war. Also bevor sie mich gefragt hatten. Schon klar. *facepalm*

Und dann war da noch …

der Kollege, der erstaunt zur Kenntnis nahm, dass ich auf scharfe Chilis stehe und mir zwei Tage später ein halbes Kilo frisch geerntetes capsaicinhaltiges Gemüse übergab, weil ihm die falschen Samen gegeben wurden und ihm die Teile zu scharf waren.

Ich würde jetzt gerne nochmal darauf verweisen, dass eine Hand die andere wäscht – aber in dem Artikel geht’s um den gleichen Kollegen. Ich sollte mir also auch mal was einfallen lassen … 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Die regelbestätigenden Ausnahmen

Ich mein’s wirklich ernst, wenn ich sage, dass ich keine Schwarztouren mache und Kollegen keine Fahrten klaue. Hab ich kein Interesse dran, sollen sich andere wegen ein paar Euro in die Haare kriegen! Und das alles gilt natürlich erst recht, wenn’s eigentlich gut läuft und man eine Tour nach weit außerhalb bekommen hat.

Dieses Wochenende aber war es nachts kalt, scheißkalt für Oktober. Im Umland hat mein Thermometer bis -3°C angezeigt … und just da trotteten dann zwei völlig fertige Typen in dünnen Sweatshirts an der Straße entlang und fingen heftig an zu winken, obwohl ich – wie im Feindesland stets praktiziert – mit ausgeschalteter Fackel unterwegs war. Ich hab dreimal hin- und herüberlegt, am Ende dann aber doch ein paar Meter hinter ihnen angehalten. Obwohl es bis zum äußersten Winkel Berlins noch ein paar Kilometer waren.

„Jungs, ich darf Euch eigentlich nicht mitnehmen … aber kommt, steigt ein! Das läuft sonst unter unterlassene Hilfeleistung.“

Und was willste machen? Natürlich darf ich rein gesetzlich im Umland niemanden gewerblich befördern – und ebenso natürlich verbietet mir mein Arbeitsvertrag, Menschen kostenlos zu befördern. Andererseits kannste mitten im Wald nach 5 Kilometern ohne Gegenverkehr auch niemanden stehen lassen. Und sie hatten wohl ein Taxi bestellen wollen, aber es war keines frei gerade – also sind sie mal losgelaufen.

Zu ihrem Ziel fehlten noch knappe 3 von insgesamt 5 Kilometern. Zwar entgegen meiner Richtung, aber who cares? Ich hab die Uhr gleich ausgelassen, das sind genau die Fälle, derentwegen ich sonst nicht vom Tarif abweiche.

Als wir dann aber so durch den Wald gepflügt sind (3 Kilometer bei erlaubten 70 km/h, das ist ja quasi nix!), kam der eine dann doch auf Geld zu sprechen. Mit dem hinten sitzenden Mitfahrer:

„Haste noch Knete?“

„Hab ich.“

„Dann rück mal’n Schein raus.“

„Hab schon einen …“

„Ist da ’ne Zwei drauf?“

„Jo.“

„Na, dann ist ja gut!“

Und zu mir:

„Dass es keine Zweihunderterscheine gibt, weißte hoffentlich …“

Ja, quasi. Für mich als Taxifahrer sind 200er quasi wirklich inexistent. 😉

PS:
Ich weiß zudem: Ich hätte sie auch mich anrufen lassen und es dadurch pseudolegalisieren können. Bestellte Touren im Umland sind ja legal. Ich hab das indes wirklich nicht als Taxitour gesehen, ich hab denen wirklich nur kurz geholfen. Nicht, dass ich das Geld verschmäht hätte, aber wenn man’s in einer Situation sowieso nicht richtig machen kann, dann nimmt man halt die für einen selbst beste Variante …