Und dann war da noch …

der Kollege, der am Ostbahnhof an vierter Position stand. Zwei offenbar potenzielle Kunden klapperten die drei Taxis vor ihm ab, immer enttäuschter, und landeten am Ende bei ihm. Was denn das Problem wäre, fragte er sie.

„Wir wollen nach Werder. Würdste uns fahren? Und was kostet das?“

Der Kollege nannte 80 € als Preis und schob eine Frage nach:

„Und wieso fährt der erste nicht?“

„Na, der erste sagte, dass er irgendwie ‚auf Abruf‘ hier stehe. Der zweite wollte sein Pflichtfahrgebiet nicht verlassen und der dritte hat gesagt, er hat keinen Bock auf so eine lange Fahrt.“

Also hat der Kollege mit großen Augen diese Hammertour gemacht. Nicht zu seinen Ungunsten:

„80 haste gesagt? Na hier, weil Du uns fährst: Mach 90!“

PS: Liebe potenzielle Fahrgäste: „Auf Abruf“ kenne ich nicht, ich verlasse sehr gerne das Pflichtfahrgebiet und Bock auf so Touren hab ich mal sowas von, das erahnt Ihr gar nicht! 😉

So macht man’s, genau so!

Wie ich hier und da vielleicht schon habe durchklingen lassen: Die letzten Tage vor Weihnachten waren nicht so der Bringer. Ich hatte versucht, mir mit ihnen die aktuelle freie Woche zu erkaufen, finanziell geklappt hat’s nur bedingt.

So fuhr ich eines Abends nach einstündigem Warten und einer anschließenden Kurztour wieder am Ostbahnhof vor – allerdings nur, um dem Kollegen, mit dem ich mich dort unterhalten hatte, mein Leid zu klagen. Und theatralisch zu betonen, dass ich mir das nicht noch einmal antun würde. Er sah mich über den Rand seiner Brille fragend an und sagte:

„Ja und? Wo willste denn sonst was kriegen?“

„Keine Ahnung. Ich hatte vorher schonmal Winker am Boxi, vielleicht fahr ich da wieder vorbei …“

„Winker! Tss. Heute, is‘ klar …“

wischte er meine Idee beiseite. Wir verabschiedeten uns und ich fuhr los. 20 Meter die Straße runter, links ab, 100 Meter die Pariser Kommune entlang und … Winker!

OK, es war nur eine Kurzstrecke. Und ja, auch die zweite, anschließende, Winkertour war eine eben solche. Selbst die Schicht insgesamt ist am Ende alles andere als perfekt gelaufen. Aber in diesem einen Moment, nachdem ich die Halte wegen Winkern verlassen und 120 Meter später welche bekommen habe, in dem Moment hab ich mich gefühlt, als könne mir diese Arschkrampe von Zufall mal sowas von gar nix. Ich hatte alles im Griff!

Ist genauso Bullshit wie sich über kurze Touren ärgern. Aber Motivation hat ja auch einen Wert an sich! 😀

40€-Bartwuchs

Ich stand mit einem Kollegen alleine am Ostbahnhof. War schon spät. Da tauchten plötzlich zwei potenzielle Kunden auf, ein junges Paar:

„Entschuldigen Sie, nimmt einer von Ihnen auch Kreditkarte?“

Ich hab stellvertretend für uns beide (ich kenne ihn) geantwortet, dass wir das tun würden und so eine leichte Handbewegung in seine Richtung gemacht, da er eben erster war. Die Dame wirkte hin- und hergerissen, grinste dann mich an und meinte:

„Wir nehmen Dich. Du hast den hübscheren Bart!“

OK, zugegeben, ich hab mich vor der Schicht rasiert – aber der Kollege hatte ein neueres Auto!

Die Fahrt brachte am Ende durch zwei Fahrtziele und einen längeren Zwischenstopp amtliche 35,50 € auf die Uhr. Dazu 1,50 € Zuschlag für Kartenzahlung – und am Ende noch die 3 € Trinkgeld, die auf glatte 40 noch gefehlt hatten. Sagen wir’s mal so: Ich hab dem Kollegen einen Tag später für seine Art des Rasierens gedankt. 😉

So … und jetzt frohe Weihnachten, werte Lesergemeinde!

Eifersüchtig und taxifreundlich

Die Story hat mir ein Kollege am Stand erzählt, aber ich muss sie einfach weitertratschen …

Besagter Kollege stand am Ostbahnhof und bekam einen Funkauftrag zu einem nahegelegenen Altersheim. Dort sprang ihm eine Seniorin ins Auto – und zwar mit folgenden Worten:

„Nur, dass se sich nich‘ wundern: Ick bin sehr eifersüchtig!“

Der Kollege ließ das mal so stehen und brachte sie wie gewünscht zu einem Kiosk ums Eck. Er meinte zu mir:

„Ick dachte noch: Na Wahnsinn – was ick mir hier wieder für ’ne Tour rausjelassn hab …“

Am Kiosk, den sie eifersüchtig aufsuchte, um ihren Gatten aufzutreiben, wurden sie nicht fündig, also ging es zum nächsten Dönerladen. Sie sprach dort mit Angestellten, blieb aber auch dort erfolglos. Dann kam sie zurück zum Auto und meinte:

„Wissense, ich bin ja nicht nur eifersüchtig – ich fahr‘ auch gerne Taxi!“

Also hat sie den Kollegen gebeten, mit ihr an der Eastside-Gallery langzufahren, dann musste er ihr das Matrix zeigen und zu guter letzt auch noch die Revaler und die Warschauer Straße.

„Dann kann ich meiner Tochter sagen: Kenn ich alles schon!“

Am Ende blieb eine 19€-Tour, die bereits im Vorfeld mit 25 € großzügig beglichen worden war – und offensichtlich waren alle Beteiligten zufrieden. Gut, was mit dem Gatten war … who cares?

Klassischer Fall von: Sowas kann man sich einfach nicht ausdenken!

„Fußgänger“

Eine etwas traurige Pressemitteilung der Polizei dieses Wochenende ist diese: „Fußgänger bei Verkehrsunfall schwer verletzt„. Mal abgesehen davon, dass es immer traurig ist, wenn im Verkehr irgendwer verletzt wird: Bei besagtem „Fußgänger“ handelte es sich ebenfalls um einen Taxifahrer, zudem um einen, den ich von ein paar Gesprächen kenne. 🙁

Ich war nicht live dabei, ich weiß also wirklich nicht, was der andere Kollege da genau verbockt hat – aber das dürfte jetzt ohnehin erstmal eine Frage für Gutachter, Anwälte und Richter werden.

Ich kann nur hoffen, dass der Verletzte schnell wieder auf die Beine kommt, meine Daumen jedenfalls sind gedrückt.

PS: Ein Taxiunfall an Position 1 am Ostbahnhof. Nachts. Und ich war nicht involviert. Das ist ja auch schon wieder unheimlich, oder?

Schnelle Hilfe

Die Wartezeit war wieder einmal jenseits von gut und böse, aber plötzlich hatte der Kollege vor mir, mit dem ich mich unterhalten hatte, eine Fahrt. Also stieg ich in mein Auto, um vorzurücken und war kurz davor, auszurasten. Denn ja, natürlich, die Batterie war leer.

Ja, sie wurde immer noch nicht ausgetauscht. Aber ich muss da auch mal vorbeugend sagen: Es ist ja nicht so, dass meine Chefs sich dem Austausch verweigern würden. Ich werde heute anrufen, drauf bestehen, dass eine neue eingebaut wird – und das wird es gewesen sein. Aber bislang wurde sie nur „getestet“, was halt ganz sicher keine halbe Stunde Warten am Taxistand eingeschlossen hat. Und da fressen Fackel, Funk, Handy, Radio etc. halt doch ganz ordentlich Strom.

Aber eigentlich wollte ich auf was ganz anderes raus:

Ich stand da also und drehte den Zündschlüssel, trat aufs Gaspedal, aber nix passierte. Scheiß-Situation, selbst an meiner Lieblingshalte. Ich stieg still in mich hereinfluchend aus und bemerkte einen Kollegen, der mich angrinste. Einer, den ich (Gesichtsblindheit und so) glaubte, noch nie gesehen zu haben. Er kam zu mir rüber, winkte zwei Kollegen ran, die er kannte und meinte zu mir:

„Na komm, mach mal die Haube auf!“

Er fummelte scheinbar wissend an der Batterie herum, bat mich, mal kurz zu starten, sah, dass es nicht ging und schlussfolgerte:

„Nee, Batterie is‘ leer!“

Bevor ich mich’s versah, waren er und seine Kollegen dabei, die 2925 anzuschieben und zu starten – und mit vereinter Kraft klappte das auf Anhieb. Es waren keine 100 Sekunden vergangen, seit ich liegengeblieben war, da saß ich schon wieder in einem tuckernden Wagen und ein Kunde grinste zum Fenster rein und fragte, ob ich ihn auch zum Berghain bringen könne, obwohl es so kurz sei.

Freilich war das nicht gerade die Tour, die ich mir erhofft hatte, aber wieviel besser als mit funktionsunfähigem Auto am Stand stehen ist das denn bitte!?

Jetzt, da ich das niederschreibe, würde ich die Kollegen kaum mehr erkennen. Damn! Denn selbstverständlich würde ich sie gerne auf einen Kaffee einladen oder wenigstens mal nach ihrem Namen fragen. Aber mehr als dass es der Sprache untereinander nach Türken gewesen sind, wüsste ich leider gerade auch nicht zu schlussfolgern. 🙁


PS: Ich hab in zwei Tagen Geburtstag und bin nach wie vor erfreut über Zuwendungen. 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Wochenanfangsschwierigkeiten

Es gibt aber auch so Tage …

Dass ich das Auto in der Werkstatt abholen musste, wusste ich seit vorgestern. Da war wohl der TÜV fällig oder so. Und wahrscheinlich haben Sie dabei auch mal die Batterie geprüft, die mir letzte Woche einmal abgekackt ist.

Das für mich nervige ist: Unsere Werkstatt liegt inzwischen zwar innenstadtnäher als die Firma, ist aber für mich viel bescheuerter zu erreichen. In Minuten gerechnet nicht unbedingt, aber ich mag es nicht, drei- oder viermal umzusteigen. Aber gut, einmal kann man sich sowas ja antun. Ich hab ja immer noch das Glück, das Auto am Wochenende dann zu Hause zu haben.

Dass irgendwas schief gehen könnte, hatte ich schon vermutet. Schließlich hatte ich keinen Autoschlüssel dabei, sondern sollte den nehmen, den die Werkstatt hatte. Da ich nun nach dem Feierabend unserer Schrauber den Dienst antrete, haben wir dafür eine Sonderlösung: Es gibt einen Platz auf dem Firmengelände, wo sie den Schlüssel hinterlegen. Gut versteckt zwar, aber sie machen das natürlich nicht gerne, weil ja theoretisch mal jemand vorbeikommen könnte und dann Schlüssel und Auto klaut. Was aber noch nie passiert ist, das Versteck ist reichlich gut und erprobt.

Aber das sollte es nicht sein. Als ich nach einer Dreiviertelstunde Bahnfahrt und einem 15-minütgen Fußmarsch an der Schrauberei eintraf, fand ich den Schlüssel vor, wo ich ihn erwartet hatte und freute mich auf einen guten Wochenstart. Etwas vorschnell, denn tatsächlich war die Batterie wieder abgekackt. Auf meinen Anruf hin hat Cheffe immerhin Stein und Bein geschworen, das wirklich gecheckt und keine Probleme festgestellt zu haben. Und er wollte nachsehen, ob an der Firma ein anderer Wagen frei ist. Also gut.

Ein äußerst netter Kollege (aus unserer Firma) hat dann erst einmal versucht, mit mir durch Schieben den Wagen in Gang zu kriegen. Bergab geht das ganz gut … auf ebener Strecke … immerhin weiß ich jetzt, dass meine Kraft nicht ausreicht, die 2925 so schnell anzuschieben, dass sie wieder anspringt. Nach (*keuch*) vier Versuchen. Also haben wir die Kiste stehengelassen, wo sie war und den Schlüssel wieder hinterlegt. Muss ja sowieso. Inzwischen ließ sich die Karre nicht mal mehr abschließen …

Also zur Firma. Meldung von Cheffe stand noch aus, also hab ich bei einem Kollegen angerufen, dessen Auto im Hof stand. Leider war es nicht frei (ist mein Lieblingsauto in der Firma!), aber er versprach, in ein paar Minuten da zu sein – und zwar inklusive Starterkabeln. Hurra! \o/

Also sind wir gemütlich zur 2925 zurückgegurkt und haben die Kiste nebst netter Gespräche und zweier gerauchter Zigaretten wieder angeschmissen. Auch wenn inzwischen einige Zeit ins Land gezogen war: Ich konnte meine Schicht mit meinem Auto fahren. Und das mit dem Ersetzen der Batterie wird die Tage dann auch noch irgendwann geschehen. Bis dahin muss ich eventuell noch einmal Starthilfe ordern. Aber dieses Mal bin ich wieder wirklich drauf eingestellt. Immerhin steht die Kiste jetzt ja auch vor meiner Tür – da muss ich auch nicht eine halbe Stunde draussen in der Kälte verbringen.