Die Kartenannahmepflicht ist durch

Wie Lawblogger Udo Vetter heute vermeldete, wurden die Eilanträge einiger Berliner Taxibetriebe abgewiesen, die sich dagegen wehren wollten, Kreditkarten annehmen zu müssen. Der Versuch, das mit hohen Kosten zu begründen, war auch in der Tat etwas blauäugig, denn inzwischen sind Kartenleser wirklich keine Riesenausgabe mehr.

Also nicht, dass es nicht auch sauteure Systeme gibt – ich will nicht wissen, was mein ans Funkgerät gekoppelter und fest ins Auto verbaute Leser gekostet haben mag! –aber das Gericht hat schon recht, wenn es feststellt, dass es durchaus bezahlbare Geräte gibt.

Nebenbei sei aber erwähnt: Neue Technik bringt immer auch neue Probleme mit sich, nicht jeder, der mal keine Kartenzahlung anbieten kann, verweigert sich dem Gesetz. Mich hat’s letzten Samstag auch erwischt: Mitten in der Nachtschicht war das Papier im Belegdrucker alle … da kannste dann auch nix machen. :/

Schlecht verkuppelt

Wie in jedem anderen Job kommt es auch beim Taxifahren mal dazu, dass die Dinge nicht so laufen, wie sie sollten. Eigentlich ungefähr jeden Tag, zumindest wenn man sich mal überlegt, dass ich auf die inzwischen ja wohl hochverdiente Hamburg-und-zurück-Tour bereits seit über sechs Jahren warte. 😉

Nein, im Ernst: Mit den Touren kann viel schief gehen. Ärgerlicher aber ist, wenn noch Stress mit dem Auto dazu kommt. Insbesondere in einer größeren Firma wie meiner kann das natürlich auch mal untergehen oder in Misverständnisse münden. Heute aber hab ich mich richtig geärgert.

Vor nunmehr drei Wochen hab ich gesagt, dass die Kupplung der 2925 langsam den Geist aufgibt. Langsam, wohlbemerkt. Mir ist es nur auf der Autobahn aufgefallen, dass die Kiste beim Beschleunigen manchmal ins Leere greift. Das kann man als Stadtfahrer eine Weile ignorieren. Aber wie zu erwarten war, wurde es schlimmer. Und am Montag habe ich Cheffe gesagt, dass das nicht mehr warten kann:

„Spätestens nächstes Wochenende bleibe ich mit der Kiste liegen!“

Er berichtete mir am Dienstag dann, dass einer der anderen Fahrer zur Inspektion fahren würde, „heute oder morgen“. Na also. Und heute steige ich ins Auto ein und es ist sichtbar nix gemacht worden. Ja ja, anfahren lässt sich die 2925 gut, aber in allen Gängen ab dem dritten greift sie sehr schnell ins Leere. Man kann da natürlich vorsichtig fahren und noch ein bisschen was rausholen, aber die 500 Kilometer, die ich an diesem Wochenenende so vorhabe, hält das nicht mehr. Ich hab die Kiste heute Nacht soweit runtergerockt wie irgend möglich. Zur Werkstatt sollte sie’s auch noch schaffen, aber dann ist Sense.

Für mich bedeutet das jetzt, dass ich eventuell andere Autos nehmen muss, damit mehr Anfahrtszeit etc. pp.
Sicher kein Weltuntergang. Aber es ist wesentlich stressiger, als einfach mal während einer Schicht zwei Stunden Pause an der Werkstatt zu machen – was ich nicht kann, weil ich nur außerhalb der Öffnungszeiten arbeite.

Ich weiß, ich würde die Pause auch ungern machen. Sowas nervt. Aber ich würde es tun, wenn es nötig wäre. Schließlich muss ich mit der Kiste rumfahren, da soll sie doch in Ordnung sein! Ich putze das Auto ja z.B. auch.

Scheinbar sehen das aber leider nicht alle Kollegen so. Und ich hab jetzt den Stress. 🙁

PS: Es kann natürlich sein, dass der Kollege zufällig jetzt krank war oder so. Kann sein; und dann will ich wirklich nix gesagt haben. Aber wenn trotz drei Wochen Vorwarnzeit am Ende das Auto kaputt ist … sowas sollte echt nicht sein. Ich bin gespannt auf die Lösung, die Cheffe mir vorschlägt …

„Den Taxifahrer mal testen“

Ich könnte den Text mit einer Umfrage starten, an die mitlesenden Kollegen gerichtet. Die Frage würde ungefähr wie folgt lauten:

„Habt Ihr schonmal erlebt, dass bei einer bestellten Fahrt am Ende zu wenig Platz für Fahrgäste und/oder Gepäck war?“

Und diese Umfrage habe ich nur deswegen nicht eingefügt, weil ich zwar zwei Antwortfelder anfügen würde, allerdings nicht „Ja“ und „nein“, sondern nur „Ja“ und „Ich hab erst gestern in dem Job angefangen und verstehe die Frage nicht“.

Und wie komme ich jetzt auf die Idee?

Ich bin die Tage über eines der vielen Verstehen-Sie-Spaß-Videos mit Taxifahrern gestolpert, dieses Mal explizit mit Berliner Taxifahrern, die, so wird vorsichtshalber erklärt, gerüchteweise „nicht immer die freundlichsten sein sollen“. In dem für Taxifahrer wirklich unerklärlich unlustigen Video werden also Taxifahrer zu einem Haus bestellt, wo dann immer mehr und mehr Koffer und Leute kommen, auf jeden Fall zu viele fürs Fahrzeug. Ich will da jetzt auch nicht miesepetrig sein oder mich als Taxifahrer angegriffen fühlen, aber wie die äußerst unspektakuläre Reaktion der Kollegen (Kopfschütteln und vermutlich „Wer hat diesen Vollspaten in der Kindheit das Tetris-Spielen verboten?“ denken) zeigt, ist das nichts weiter als ein (eher deprimierender) Teil unseres Alltags, wenn auch leicht überzeichnet.
Und den Fahrern, die es bis zum Ende durchhalten, wurde abschließend erklärt, dass gar keine Fahrt stattfindet und es nur ein Test für den richtigen Urlaub in zwei Wochen wäre und das ja glücklicherweise nix kosten würde.

Und genau dabei ist mir dann was interessantes aufgefallen. Nicht nur, dass es trotz all den Überfällen und Flitzern offenbar immer noch für lustig befunden wird, Taxifahrer als Dienstleister mit der Drohung zu verarschen, man würde sie nicht bezahlen – nein, vor allem dieses „Testen“. Der Dienstleistung, der Grenzen des Personals, der Vorschriften.

Und, keine Sorge liebe andere Dienstleister, ich laufe da sicher nicht mit einer Scheuklappe rum. Jeder, der mit Kunden zu tun hat, hat auch Spaßvögel an der Backe, die nicht so lustig sind wie sie glauben. Ich würde mich sogar ganz besonders von Euch freuen zu hören: Geratet Ihr auch so oft an Leute, die Euch spaßeshalber „testen“ wollen? Wie die Kunden an der Supermarktkasse, die bei fehlerhaften Barcodes fragen:

„Na, dann kostet das wohl nix, hihi!“

Ganz empfehlenswert hierzu übrigens das tolle Buch „Tüte oder so was“ (Amazon-Partnerlink) von Ulrike Sterblich, wo durchaus einige nette Beispiele aufgeführt sind.*

Aber es ist gefühlt fast nirgends gängig, dass jemand zum Beispiel folgenden Spruch bringt:

„Kennste Rummelsburg, Hauptstraße?“
„Sicher.“
„Allet klar, wollt‘ Dir nur testen!“

Ja, Ortskunde gehört zu unserer Dienstleistung. Aber hat mal wer einen Metzger gefragt, ob er wisse, was Rehrücken ist? Und dann gesagt, dass man lieber ein Kilogramm Schweinemett möchte?

Dasselbe mit Fahrtstrecken.

„Is‘ jetzt schon blöd für Dich, dass ich nur ein Brötchen kaufe, wa?“

Hat das mal irgendwer gesagt?

Und dann die Leute, die gar nicht wirklich fahren wollen und so Sachen fragen, wie ob man sie zur anderen Straßenseite bringen würde. Gibt es Menschen, die ironisch nach einem einzelnen Schuh im Schuhgeschäft oder beim Metzger nach einer Viertelscheibe Mortadella fragen? Oder ob man denn für einen Fuffi nach Hamburg kommt, ob wir gute Laune haben … bei was man nicht alles „testen“ kann, ob der Taxifahrer das noch mitmacht. Beim Partyservice sagen, man würde das Hochzeitsbüffet für einen Zwanni ja nehmen … irre ich mich, oder passiert sowas wirklich nicht?

Und auf der anderen Seite ist mein Hauptjob das Auto zu fahren, das ich jeden Tag fahre, und Leute bieten mir großzügig an, an der Kreuzung auszusteigen, damit ich in der Sackgasse nicht wenden muss. Und das mindestens einmal jede Woche.

Wie gesagt: Es ist echt nicht so, dass mir mein Humor abhanden gekommen ist. Eigentlich freue ich mich vor allem auf lustige Anekdoten aus anderen Berufen in den Kommentaren. Aber wenn man sich wie ich ein bisschen im Taxigewerbe umguckt, dann sind da auf der einen Seite die Idioten unter den Kollegen, die der ein oder anderen Nachfrage irgendwie unnötig Sinn verleihen und andererseits die Fraktion der Uber-Fans, die behaupten, man könne das alles von einem Rudel Vollhonks ohne Erfahrung machen lassen.

Und da kommt man dann – und das ist wirklich nicht auf ein missglücktes Ulk-Video zurückzuführen – schon auf den Gedanken, mal zu fragen:

Hallo, könnte vielleicht irgendwer auch mal versuchen, uns als Dienstleister ernst zu nehmen?

*Disclaimer: Vor Jahren hat mich Ulrike Sterblich ziemlich ergebnislos bei der Recherche zu diesem Buch interviewt und ich habe dabei auf ihre Kosten getrunken und ein Exemplar des Buches erhalten. Ansonsten ist die Empfehlung aber ehrlich, ich mag das Buch.

Eiskeller, Berlin

Es ist schon eine Weile her, damals war es sogar noch richtig kalt in Berlin. Da traf ich mit Kollegen am Taxistand zusammen, wir unterhielten uns übers Wetter. Und uns beschäftigte alle das gleiche Thema:

Wo zur Hölle soll Berlin-Eiskeller sein?

Berlin-Eiskeller. Von dort wurde in den Tagen öfter die Temperatur durchgegeben, aber keiner der Kollegen konnte sich darauf einen Reim machen. Und wenn Taxifahrer als professionelle Auskenner an den Wettermeldungen scheitern, dann ist das doch etwas seltsam.

Nun gut, ich selbst bin noch „halbwegs neu“ in der Stadt, ich kenne natürlich nicht alles. Aber dass es den anderen auch so ging … WTF?
Ob es nun eine Siedlung, ein S-Bahnhof oder ein Spitzname für irgendwas wäre – einer hätte es doch kennen müssen! Aber: Fehlanzeige!

In dem Fall – wie überhaupt sehr oft – hilft Wikipedia. Eiskeller ist ein Landschaftsschutzgebiet im äußersten Westen der Stadt, was erklärt, wieso es zum einen Ostberliner, zum anderen sogar (Nacht-)Taxifahrer nicht kennen. Wer lässt sich schon in ein Landschaftsschutzgebiet bringen?

Dabei ist die Geschichte von Eiskeller laut Wikipedia sogar sehr interessant. Als Fast-Exklave von Berlin, später sogar der BRD während der Teilung, lag es im Zentrum gleich mehrerer Gebietsaustäusche. Und dann noch die Anekdote mit dem Jungen, der 1961 behauptete, auf dem Schulweg von Volkspolizisten der DDR auf dem Schulweg aufgehalten worden zu sein, deswegen künftig von einem britischen Panzerwagen eskortiert wurde, und der erst drei Jahrzehnte später zugab, damals gelogen und nur die Schule geschwänzt zu haben – herrlich!

Es ist wirklich immer wieder eine geile Sache, mehr über Berlin herauszufinden. Und falls doch mal wer nach Eiskeller will, weiß ich ja jetzt Bescheid … 😀

PS:

Inzwischen ist mein Buch seit zwei Monaten draußen. Wer noch ein signiertes Exemplar haben will, kann nach wie vor unter buch@gestern-nacht-im-taxi.de eines bestellen. Wollte ich nur nochmal erwähnen, bevor ich in den nächsten Tagen den großen Banner oben wieder deaktiviere.

Sichere Fahrten, die einem enttrommelt werden

Man sieht öfter mal Leute, die scheinbar dazu tendieren, ein Taxi zu nehmen, dann aber doch weiterlaufen. Schade. Jedes Mal wieder. Der neulich hatte seine Hand allerdings schon am Türgriff, weswegen ich ihn auch schon mit einem „Guten Abend!“ begrüßt hatte.

Womit wir beide nicht so wirklich gerechnet hatten, war seine Freundin, die (nach langen vorhergegangenen Streitereien) nun dann doch noch heulend und brüllend auf ihn zugerannt kam, mit ihren Fäusten auf seine Brust trommelte und ihn irgendwelcher Sachen bezichtigte. Ich hab mich damit getröstet, dass ich nun immerhin keinen der beiden fahren musste, statt beide zusammen.

Der Kollege hinter mir meinte (offensichtlich mit einigem Erfahrungshintergrund):

„Warum haut se ihm nich‘ inne Fresse? Brust tut ja nich‘ weh!“

Am Ende war das aber tatsächlich einer der Gründe, nicht einzuschreiten. Verletzungen – zumindest physische – hatten die beiden sich offenbar nicht vor, sich zuzufügen.

Trotzdem: Alle bekloppt!

Die Scheiße mit den Übergriffigen im Taxi

Ich bin es als Zweimetermann in stets schwarzer Kleidung gewohnt, fälschlicherweise für eine Bedrohung gehalten zu werden. Da kann ich schlecht was gegen machen, außer zu versuchen, Kunden und insbesondere Kundinnen schnell zu vermitteln, dass ich im Taxi meinen Job mache und sonst keine weiteren Interessen habe. Aber ich bin eben nicht alle Taxifahrer und deswegen hat es mich bestürzt, folgenden Text zu lesen:

Taxifahren als Frau

Mal ganz im Ernst, „liebe Kollegen“! Das geht nicht! Neben vielem anderen sind wir auch einfach eine sichere Möglichkeit, nach Hause zu kommen! Und sicher heißt auch sicher vor Belästigungen! Genau sowas unterscheidet uns von einer U-Bahn!

Ich weiß, unser Job treibt seltsame Blüten. Auch ich bin im Taxi schon angemacht worden, auch ich bin schon drauf eingegangen (in gewissem Maße). Aber verdammte Scheiße, wir sind nicht die, die Fahrgäste aktiv belästigen sollen/dürfen/können! Unser Job ist es, die Leute nach Hause zu bringen – und mehr nicht! Ja, wenn die Fahrgäste selbst „Sonderwünsche“ äußern, dann ist das was anderes. Ansonsten aber nicht! Damit kann sich keiner rausreden!

Wir müssen dafür sorgen, dass die Leute heimkommen, die sich sonstwo nirgends sicher fühlen, wir sind bisweilen deren letzte Rettung. Also verdammt nochmal, verhaltet Euch professionell!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Niklasgeschenke für Taxifahrer

Mich hat’s ja beim Sturm neulich nicht aus dem Haus getrieben. Ich hatte ganz regulär frei, das Auto wurde von anderen Kollegen genutzt. Ich hätte vielleicht eines bekommen können, vielleicht auch nicht. Ich hab das Ganze nicht für so wichtig genommen, dass ich mich groß bemüht hätte. Damit lag ich ganz offensichtlich falsch. Gefühlt hat jeder der Kollegen, die gelegentlich oder immer am Ostbahnhof stehen, eine oder mehrere weite Fahrten ins Umland gekriegt, weil massig Züge ausgefallen sind oder enorme Verspätungen hatten. Einer hat an dem Tag über 800 € Umsatz gemacht (dank einer gut bezahlten Fahrt nach Hamburg) – und dem glaube ich das sogar, was bei Rekordumsätzen nicht bei allen der Fall ist.

Hat einer der mitlesenden Kollegen am letzten Märztag mehr gemacht?

Da ärgert man sich als Daheimgebliebener dann schon. Auf der anderen Seite ist das gerade auch recht angenehm, dass ich das Auto nicht mehr die ganze Woche zur Verfügung hab. Da hab ich mir viel öfter gedacht, dass ich doch eigentlich noch könnte, sollte, müsste. Was ich aber eigentlich schon zur Genüge bei der Schreiberei habe, eigentlich brauche ich das nicht zweimal gleichzeitig.