Es könnte auf den Straßen der Welt so sittsam zugehen, würde nicht ständig irgendwas unvorhergesehenes passieren. Aber so ist das halt. Ob es der über die Straße laufende Fuchs, der Winker am Straßenrand oder sogar der Taxifahrer ist, der für die Winker anhält. Darüber hinaus gibt es Mißverständnisse über Mißverständnisse und eine Menge unnötigen Hass.
Dass ich den auf mich ziehe, ist vergleichsweise selten – was ich durchaus auch meinem Fahrverhalten anrechne. An diesem Wochenende hat’s dann mal nicht gereicht.
Ja, ich hab für Winker gebremst. Und dabei die Spur eines Reisebusses blockiert. Und dass den Fahrer das genervt hat, kann ich irgendwo noch nachvollziehen. Zumal ich davor wirklich von der linken Spur auf seine rüber bin. Um es aber ganz klar zu sagen: ich hab ihn nicht geschnitten und ausgebremst. Der Bus war gerade am Anfahren, hatte also kaum Geschwindigkeit drauf und ich hab vielleicht 40 Meter vor ihm vorsichtig gebremst. Anbei schön geblinkt und alles. Und ich neige ja schon dazu, solche Situationen überzuinterpretieren und mich selbst zu kritisieren. Dass die Situation, wenn ein Fahrgast winkt, während ich mich im fließenden Verkehr befinde, grundsätzlich gefährlich ist, weiß ich. Ich habe schon zahllose Winker deswegen stehenlassen, so weh es auch manchmal getan hat.
In dieser Situation nun habe ich unmittelbar nach dem Winken den Bus ins Visier genommen und mich gefragt, ob das reicht. Nicht ob es mir zum Bremsen reicht oder dem Bus gerade eben so noch. Nein, ob es vertretbar ist, vor ihm anzuhalten! Und auch als ich auf der Spur war, habe ich ihn nicht aus den Augen verloren und wäre sofort wieder durchgestartet, hätte ich Sorge gehabt, ich zwinge ihn zu scharfem Bremsen. Und ja: ich bin mir auch bewusst, was ein Bus ist, dass er sich anders fährt als mein Taxi und der Fahrer ggf. auf Passagiere achten muss.
Und wieder einmal war das kein Problem. Ich hab um einen gewissen Sicherheitsabstand bemüht erst einige Meter nach den Winkern wirklich angehalten, der Bus dann gute 10 Meter hinter mir. Ohne Reifenquietschen, ohne Vollbremsung. Ganz gemächlich.
Im Kopf hab ich das deswegen noch, weil der Fahrer – nachdem er mich wild angehupt hat – sich danach entschlossen hat, mir doch noch die Meinung zu sagen. Auf der zu jener nachtschlafenden Zeit ausgestorbenen Kantstraße setzte er den Blinker, fuhr links neben mich, öffnete die Türe und stieg aus. Und in Anbetracht dessen, was er mir vorwarf, sollte man durchaus darüber nachdenken, wie verkehrskonform denn diese Aktion war.
Er bezichtigte mich, eine „vorsätzliche Straftat“ begangen zu haben. Ob das jetzt das Blinken, das Bremsen oder das Halten auf der Busspur betraf, weiß ich nicht. Ich schätze, dass ihm das auch egal war. Vermutlich war ich einfach einer von „diesen doofen Taxifahrern“, denen er es jetzt stellvertretend mal richtig zeigen konnte. Meine Fahrgäste sprangen noch ein und meinten:
„Sorry, wir haben Ihn rangewunken.“
„DAS IST SCHEISSEGAL! DANN MUSS ER TROTZDEM WEITERFAHREN!“,
wütete sich der Grauschopf in Betriebslaune. Er beendete seine rechtlich leicht dünne Belehrung damit, dass er mir das nächste Mal „absichtlich ins Heck“ fährt und damit „vor Gericht auch noch Recht bekommen“ würde. Nun ja. Sie sind schon niedlich, wenn sie wütend werden …
Im Ernst: Ich weiß, dass Taxis in zweiter Reihe oft nerven. Und wenn sie vor einem bremsen erst recht. Und ich will es auch nicht entschuldigen, wenn ein Kollege da Umsatz vor Verkehrssicherheit gewichtet. Ebenso kann ich eigene Fehler natürlich nicht ausschließen und ich bin mir auch nicht sicher, ob unsere Erlaubnis, in zweiter Reihe zu halten (StVO §12 (4)) auch für Busspuren gilt.
„Wenn die Verkehrslage es zulässt“ greift meines Erachtens nach auf einer leeren dreispurigen Straße, wenn nur ein einzelner und langsamer Bus in angemessenem Abstand hinter einem fährt. Und falls ich da dieses Mal laut StVO im Unrecht war, stellt sich immer noch die Frage, ob das rechtfertigt, sich selbst verkehrswidrig zu verhalten und andere Verkehrsteilnehmer zu bedrohen. Aber keine Sorge: ich werde Euch auf dem Laufenden halten, falls mir demnächst ein weißer Reisebus absichtlich ins Heck fährt.
Bis dahin würde ich damit verbleiben und zusätzlich noch einmal darauf hinweisen, dass Taxis ggf. unvermittelt auf der Straße anhalten und dass es hilfreich ist, damit zu rechnen. Ich halte hinter Kollegen meist auch einen extra großen Abstand ein. Natürlich sollte der Taxifahrer selbst drauf achten – aber gewonnen hat am Ende keiner, falls es doch mal schiefgeht. Egal ob man im Recht ist oder nicht.

PS: Auch wenn das „Großraumkollege“ in Anführungszeichen von manchen vielleicht so verstanden wird: ich habe nicht vor, hier einen Taxifahrer-vs-Busfahrer-Krieg zu befeuern. Ich schätze die Kollegen in den Bussen und mit ein oder zwei anderen Abzweigungen in meinem Leben wäre ich einer von „ihnen“. Ich sehe sie als Kollegen im Sinne von „professionelle Fahrer“, ebenso wie Trucker und Fahradrikscha-Fahrer. Und ich denke auch, dass wir zusammen eine Menge Möglichkeiten haben, den Verkehr da draußen sicherer und/oder besser zu machen, indem wir entsprechend professionell agieren. Uns wegen vermeintlicher oder realer Fehler wutentbrannt auf der Straße gegenseitig anzuschreien sehe ich jedoch als den dümmsten aller Versuche an, dieser Aufgabe gerecht zu werden.