Gestern am Telefon

„Moin, Sascha hier. Du, ich wollte nur nochmal kurz Bescheid sagen, dass ich morgen, am ersten Mai nicht arbeite. Also falls Ihr das Auto braucht …“

„Heute auch nicht?“

„Heute ist ja eh Mittwoch. Aber morgen würde ich ja eigentlich …“

„Jo, is‘ aber’n interessanter Tag, das weißte, ’ne?“

Schon. 🙂

Aber der erste Mai ist der einzige Feiertag im Jahr, an dem ich immer geplant freimache. Das hole ich an Silvester wieder rein. Oder so.

Nacht

Im Vergleich zum Taxi kommt die Nacht hier im Blog oft nur als Nebendarstellerin weg. Ein pures „Und wann spielte die Geschichte nochmal?“, mehr nicht. Dabei ist das natürlich Teil des Ganzen. Meine Fahrgäste fragen gerne, ob ich freiwillig mit der Nachtschicht angefangen habe. Dass ich es jetzt mag ist die eine Sache, beim Anfang war es nicht ganz so offensichtlich. Hat mein Chef mich damals mehr gedrängt, als ich es heute im Kopf habe? Könnte schon sein. Nachtfahrer werden fast überall eher gesucht. Und dann noch so Typen wie ich, denen die meisten Feiertage und jedes einzelne Wochenende genehm ist. In meiner Erinnerung war das nur ein „Probier’s halt mal, vielleicht gefällt’s Dir ja.“ Ist das noch freiwillig? Wer weiß.

Aber dass ich die Nacht mag, das hat noch nicht einmal was mit Berlin zu tun. Das hat schon in Stuttgart angefangen, auch wenn ich da meist tagsüber gearbeitet habe. Städte sind einfach faszinierender nachts. Vielleicht gerade weil sie so extrem auf Menschen und viel Verkehr ausgerichtet sind – und während der dunklen Stunden so leer und auf seltsam inspirierende Art grotesk erscheinen. Als faulen Menschen hat es mich immer nur zu Fuß auf die Straße verschlagen, wenn anders nix machbar war. Und Taxi war damals nie machbar. Zumindest gefühlt nicht.
Aber dann war’s immer wieder herrlich. Einmal hat’s mich auf Schusters Rappen von Fellbach bis nach Stuttgart-Gablenberg getragen, von einem Freund zu meiner Mutter, ganz alleine – abgesehen von einem Sixer Bier. Übers freie Feld bis Untertürkheim, weiter zwischen Mercedes-Benz-Teststrecke und Neckar durch die Dunkelheit und dann durch die leeren Straßen meines Kiezes.

Und jetzt: Berlin. BÄM!

Aber auch hier stiefel‘ ich lieber alleine durch Marzahn als durch Mitte, manchmal bleibe ich nachts einfach vor meinem eigentlich fast schon hässlichen Plattenbau stehen, weil er nachts gleichzeitig schicker, bedrohlicher, unnützer und doch passender wirkt. Ich glaube nicht, dass ich mir von Leuten in durchdesignten Wohnungen erklären lassen muss, wie man die kleinen Dinge des Lebens genießt.

Jetzt gerade, vor zwei Stunden, war mir total langweilig und mir ist die Decke auf den Kopf gefallen. Nicht einmal bloggen wollte ich. Da hab ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden und bin raus. Obwohl ich erst heute Abend wieder arbeiten werde, stand das Taxi schon bereit und ich konnte meine Zeit damit verbringen, zu ihm zu fahren und es dann hier vor die Haustüre umzuparken. Rechnerisch eine dumme Idee: Heute Abend spart mir das vielleicht eine Viertelstunde, jetzt war ich am Ende 50 Minuten unterwegs. Aber als ob es wirklich ums Auto gegangen wäre! Ich wollte raus, in die Nacht!

Und so lange gedauert hat es auch nur, weil der Stopp-Knopf in der Straßenbahn nicht so recht wollte und ich eine Station später aussteigen musste. Kein spektakulärer Weg, ein paar Minuten zwischen Plattenbauten und Parkplatz. Gepisst hat es auch noch. Aber ein neuer Blickwinkel, 500 Meter bisher unbekanntes Terrain, alles ruhig und friedlich, menschenleer.

Gesellschaftlich bin ich dafür, dass die Nacht mehr als normale Tageszeit akzeptiert wird. Ganz egoistisch für meine Wenigkeit würde ich mir wünschen, dass ich – wenn ich nicht gerade arbeite und auf der Suche nach Kundschaft bin – diese dunklen Stunden für mich alleine habe. Diese stillen Zeiten – meist nur Minuten – sind mein Urlaub, mein Ausspannen. Mein Weg-von-der-Hektik, mein Neujustieren und Krafttanken. Im Taxi gönne ich mir das selten. Auf meine verquere Art arbeite ich dann ja doch eher effizient, wenn ich’s mal tue. Aber wenn ich wie heute einfach gar nix erwarte, dann genieße ich das doch sehr. Und dann komme ich halb durchnässt nach einer Stunde heim und hab plötzlich wieder Lust zu schreiben.

GNIT verdankt der Nacht also mehr als nur die fünf Buchstaben (und damit zusätzlich noch einen Bindestrich) in der URL, sondern viel mehr. Wenn auch meist nur als Kulisse oder so wie jetzt eher hintergründig. Ich vermute, nur wenige teilen meine Liebe zur Nacht und insbesondere die vorgebrachten Gründe. Manche mögen es vielleicht nicht einmal, dass ich das hier in diesem Eintrag jetzt so pseudo-romantisch runtergeschwurbelt habe. Manchmal ist es mit den Texten halt wie mit mir selbst: sie müssen einfach raus. In die Nacht. Und es ist auch hier völlig offen, ob man dabei noch von Freiwilligkeit sprechen kann.

Ein schönes Wochenende Euch allen! 🙂

1925 is back!

Im Grunde ist es eine eher traurige Nachricht. Es ist Dienstag und damit der Tag, an dem die 72 endlich wieder von ihrem Getriebeschaden genesen sein sollte. Ja, sollte!
Als ich gestern im Büro angerufen hab, um mal nachzufragen, wie wir das mit dem Schlüssel machen (den ich ja dem Abschlepptypen mitgegeben habe), hab ich die traurige Info bekommen, dass sich wohl kurz vorher unser Mechaniker gemeldet hatte, weil es irgendein Problem gab, das nicht mit einem neuen Getriebe zu lösen sei. Verstehe ich als Technik-Laie jetzt zwar nicht, schließlich war es eigentlich ja wohl ein astreines Getriebeproblem. 0.o
Naja, das Ganze sollte jetzt auf jeden Fall mal eben fix 2.500 bis 3.000 € zusätzliche Kosten verursachen. Und da sind wir beim Problem. Denn wie ich in den letzten Tagen öfter geschrieben hatte: die 72 ist ja kein Jungspund mehr, die hat ja auch schon über 370.000 Kilometer runter. Einige von Euch hatten in den Kommentaren schon gefragt, ob sich das überhaupt noch lohnen würde, da einen Getriebeschaden zu reparieren. Und mit dem Mist jetzt scheint für meine Chefs die Rechnung tatsächlich nicht mehr aufzugehen.

Jetzt kommt aber der Clou an der Sache: Eventuell kriege ich mein altes altes Auto, die 1925, wieder. Ich dachte eigentlich, die wäre längst verkauft, aber offenbar steht die immer noch bei unserem Firmenschrauber Jürgen im Hof, wo er sie für gelegentlich anfallende Reparaturen an anderen Zafiras angefangen hat auszuschlachten.

Und da der neue Wagen, der anstelle der 72 seinen Dienst leisten könnte, erst in vier bis sechs Wochen geliefert, umgerüstet und zugelassen sein wird, bestünde bei der aktuellen Autoknappheit in der Firma (neben der 72 sind noch zwei andere Autos gerade etwas länger in der Werkstatt) die Chance, dass ich die 1925 nochmal übergangsweise für eine kurze Zeit fahren könnte. Also gut, 1925 würde sie nicht mehr heißen – einen Nachfolger gibt es ja schon. Aber als 401 könnte Jürgen sie wohl bis zu meinem Arbeitsantritt am Donnerstag fit kriegen.

Wenn ich das richtig verstanden hab, hat die Kiste zwar einen der Zusatzsitze an die 5144 abtreten müssen (die hab ich ja auch mal gefahren!), aber die paar Touren mit 6 Leuten, die ich in der kurzen Zeit nicht fahren könnte … wayne?
Ein bisschen mehr nervt mich, dass der linke Kotflügel wohl einer anderen Kiste vermacht wurde und wir da eventuell kein hellelfenbeinfarbenes Ersatzteil binnen zweier Tage kriegen. Hoffentlich ist das dann wenigstens schwarz und nicht metallic-grün. Aber ist ja wenigstens nicht die „Kundenseite“. -.-

Am unwohlsten ist mir bei der Radio- und damit auch der Navi-Misere. Für zwei Wochen kein Radio ist halbwegs ok (auch wenn’s sicher furchtbar aussieht mit der leeren Konsole), allerdings hängt das Navi da ja mit dran. Und das scheint jetzt auch in der 5144 zu werkeln.
Was haben die bitte mit dem Auto gemacht? Hat jemand beim Kotzen das Radio und (!) den hintersten Sitz kaputt gekriegt? Oder wie muss ich mir das vorstellen? WTF?
Naja, dann muss ich wohl wirklich mal die Navi-Funktionen meines Handys abchecken und mir ggf. irgendeine App installieren. Hat da jemand Tipps?

Ich weiß, das hört sich erst mal ziemlich bescheiden an. Wie ich gehört habe, ist die Stoßstange (Ihr wisst noch? Der Hund des chinesischen Botschafters?) auch nur getaped. Längerfristig würde ich mir sowas ja niemals antun …

Aber es ist halt auch die 1925! \o/

Bzw. die 401. 🙂

Nochmal zum Mindestlohn

In den letzten Wochen seit ich mich zum Mindestlohn im Taxigewerbe geäußert habe, höre ich beinahe täglich – nicht nur hier in den Kommentaren, auch draußen auf der Straße – von Kollegen folgendes:

„Das wird nicht funktionieren! Das geht bei uns gar nicht! Die Umsätze reichen dafür gar nicht!“

Deswegen ist es mir langsam, bevor es anfängt körperlich weh zu tun, ein Bedürfnis, mal eine Sache klarzustellen: Ich hab mir das mit dem Mindestlohn nicht ausgedacht und es ist ganz genau völlig scheißegal, wie ich darüber denke. Dieser Mindestlohn wird per Gesetz verordnet und das schert sich einen feuchten Kehricht darum, wie viel Umsatz irgendeiner von uns Fahrern einfährt.

„Funktionieren“ wird der Mindestlohn damit so gut oder schlecht wie das neue Punktemodell, die Gurtpflicht oder das Verbot, fremde Menschen auf offener Straße anzuzünden – und zwar völlig unabhängig davon, wie uns das im Einzelnen schmeckt.
Man kann natürlich auch als Fahrer gegen einen Mindestlohn sein und ihn schlecht finden. Das hat aber nix mit o.g. „funktioniert nicht“ zu tun. Die besonders merkbefreiten Genossen versuchen mir mit ihren persönlichen Umsatzzahlen zu „beweisen“, dass das mit dem Mindestlohn „nicht gehen“ würde. Was ist das nächste Argument? Dass grüne Gummibärchen grün sind?

Kein Mensch ist so blöd, dass er glaubt, ein Chef könne von 15 € Umsatz 8,50 € Lohn zahlen! Und auch ich hab das nie behauptet. Die Preisfrage ist folglich, was wohl passieren wird, wenn es sich für Unternehmer nicht rechnet, einen Angestellten zu haben. Und für die Antwort braucht man kein BWL-Studium. Ich verrate mal so viel: es wird nicht so sein, dass sich der Mindestlohn für die Unannehmlichkeiten entschuldigt und wieder heim geht.

An der derzeitigen Misere im Taxigewerbe wird nicht der Mindestlohn kaputt gehen, sondern Taxiunternehmen. Seine Einführung wird im Taxigewerbe eine völlige Revolution darstellen und das Denkmodell von Fahrern, mehr aber noch Unternehmern, völlig umkrempeln. Das wird einige von uns hart treffen, da werden eine Menge Katastrophen passieren und ich maße mir nicht an, sagen zu können, wo die Bombe wann einschlägt. Ich jedenfalls mache mir bereits Gedanken darüber, was ich tue, falls ich in neun Monaten meinen Job verliere. Und ob das passiert, hängt einmal mehr nicht davon ab, ob ich den Mindestlohn mag oder nicht.

Im Ernst, liebe Kollegen: Verschont mich mit diesem geistigen Dünnpfiff von wegen „funktioniert nicht“!

Wenn Ihr gegen den Mindestlohn seid, dann hätte ich hier ein paar richtige Argumente:

Man kann es als Marktliberaler falsch finden, dass der Staat so in die unternehmerische Freiheit eingreift.

Man kann sich konservativ auf den Standpunkt stellen, dass es lieber schlecht bezahlte, dafür aber mehr Arbeitsplätze gibt.

Man kann sich nach den Folgen für das Modell „Angestellter Taxifahrer“ fragen und welche Rolle den Selbständigen beim Umbruch zukommen wird.

Man kann Zweifel äußern, ob die gesetzlichen Vorgaben von allen Unternehmern umgesetzt werden.

Und man kann’s auch einfach persönlich scheiße finden, dass der eigene Job in Gefahr ist.

Ich hab zu den o.g. Punkten eine klare Meinung, begründete Annahmen und ggf. Gegenargumente. Und da dürft ihr ganz ganz dolle anderer Meinung sein, das ist für mich in Ordnung. Aber bleibt mir weg mit Grütze wie „Kein Unternehmer wird freiwillig seine Konzessionen abgeben, deswegen klappt das alles nicht.“! Das ist nämlich nix anderes als sich die Augen zuzuhalten und „Mimimi, dich gibt’s gar nicht wirklich!“ zu rufen.

Hinter den Kulissen

Taxigeschichten sind gerade sonderbar rar. Ich hab den letzten Monat eigentlich für meine Verhältnisse fleißig gearbeitet, aber die Kundschaft war oft schweigsam, einsilbig oder wollte einfach nur auf dem schnellsten Weg heim.

Vielleicht sollte ich mal wieder duschen.

OK, Scherz beiseite. Im Gegensatz zum Rasieren – und selbst da lebe ich den Traum und mache das allerhöchstens zweimal die Woche – dusche ich durchaus, wenn ich sollte. Laut einigen Lesern falle ich damit schon mal positiv auf. Nun ja.

Wie gesagt: Geschichten von der Kundschaft sind rar, da muss eben mal wieder die andere Seite ranhalten: die Chefs.

Einige im Gewerbe schaffen es ja recht gut, die Fahrer zu vertreiben, ich bin trotz hundertfacher Konkurrenz ja immer noch da, wo ich angefangen habe. Dass ich mit den Leuten in der Firma gut klarkomme, wissen ja alle. Will ich auch gar nicht so drauf rumreiten, weil es immer ein bisschen wie Werbung klingt. Tatsächlich muss ich aber auch eines sagen: ich gehöre wahrscheinlich inzwischen zu der Minderheit an Taxifahrern, die es gar nicht so leicht bei der Jobsuche hätten. Bei mir ist zwar nix mit dem Führerschein, dem P-Schein, dem Punktekonto oder dem Vorstrafenregister im Unreinen, ja selbst mein Stundenumsatz ist verhältnismäßig gut. Ich stelle auch keine hohen Ansprüche ans Auto, bräuchte nicht einmal einen Funk und gucke sogar relativ knuffig, wenn ich im Büro aufschlage.

Aber eines mache ich nicht: viel arbeiten. Und das gilt irgendwie immer noch als Schlüsselqualifikation im Gewerbe. Da der Mindestlohn noch fern ist, ist das in aller Regel die erste und oft einzige Zahl, auf die die Unternehmen schauen: Wie viel fährt man monatlich ein? Und da schwirren Zahlen rum, die mir Bauchschmerzen verursachen. Ein Kollege hat sich bei einer anderen Firma verpflichtet, 4.500 € einzufahren. Verpflichtet! 150 € täglich bei einem 30-Arbeitstage-Monat oder wie?
Klar, der macht das, weil er dann ein Auto für sich alleine hat. Und ich weiß, dass er die Kohle ohnehin braucht. Aber wenn da mal jemand die Arbeitszeiten anschauen würde …

Bei mir frisst die Schreiberei Zeit. Eine Menge – und das meist auch noch unproduktiv passiv. Etwas, das meinen Chefs getrost am Arsch vorbei gehen könnte. In meinem Arbeitsvertrag stehen 40 Wochenstunden, so isses halt. Ich müsste das Schreiben hinschmeißen oder mir mühsam andere Chefs suchen, wenn meine die Zeilen auf dem Papier auch nur ansatzweise durchsetzen wollten, da sitze ich am kürzeren Hebel.

Stattdessen bin ich bei der letzten Abrechnung reingekommen und einer der beiden hat mich zum letzten Interview beglückwünscht und alles dazu wissen wollen. Ich war es dann, der eingeworfen hat, dass ich die Zeit beim Fotografen als Taxitour abgerechnet habe – anstatt dass ich gefragt wurde, wieso ich während meiner ohnehin spärlichen Arbeitszeit mit dem Firmenwagen für den Stern posiere. Obwohl es sie Monat um Monat Geld kostet, steht außerhalb der Familie kaum jemand so hinter meinen literarischen Ambitionen wie meine Firma. Das ist nicht mehr einfach nur nett, sondern regelrecht beeindruckend, wenn man davon ausgeht, dass das in erster Linie eine Geschäftsbeziehung ist oder sein „müsste“.

Ich will das auch nicht schönreden. Ja, ich hatte letztes Jahr Gespräche über meinen sinkenden Umsatz. Und ja, wir haben uns auf einen Mindestumsatz geeinigt (was meines Wissens nach kein Kollege je gemacht hat). Aber genau: wir haben uns geeinigt. Und ich hab besagten Umsatz auch schon untererfüllt und dennoch keine Er- oder gar Abmahnung bekommen.

Obwohl mich das frühe Aufstehen und die einstündige Fahrt zum Büro nerven: Jedes Mal (!) wenn ich Abrechnung mache – also meinen Chefs die Hälfte von meinem eingefahrenen Geld abgebe – laufe ich zufriedener wieder raus als ich reingelaufen bin.

Das klingt jetzt auch schon wieder schwülstig, als hätte ich vor, das Ganze mit Herzchen anstelle von i-Punkten und dazu parfümiert in einen Umschlag zu stecken und als Liebesbrief abzuschicken. Und das kommt mir komischer vor als euch. Aber wenn ich meine Chefs hier oder auch wann anders mal lobend erwähne, dann liegt das – ironischer Zirkelschluss der Geschichte – genau daran, dass ich die Möglichkeit habe, Texte wie diesen (und die anderen, interessanteren, natürlich!) zu schreiben. Mit anderen Worten: Ihr müsstet meine Chefs eigentlich genauso mögen wie ich.


PS: Morgen arbeite ich wieder. Dann passiert hoffentlich mal wieder was interessantes. 🙂

Die kleinen Pannen …

Was halt so passiert, wenn der Tarif geändert wird.

Ich will jetzt gar nicht davon erzählen, dass meine Chefs … obwohl, könnte ich schon. 🙂

Ihr wisst, dass ich meine Chefs sehr mag und das jetzt passt mir nur gerade vom Thema her. Soll keine böse Kritik sein. Im Großen und Ganzen ist mit der Tarifumstellung alles gut gelaufen, aber bei allem Trara ist eine kleine Bestellung untergegangen. Und zwar die der Aufkleber für die linke Türe, auf denen die Taxitarife in Kurzform stehen. Will heißen: Derzeit fahre ich noch mit einem eigentlich ungültigen durch die Gegend. In dem Fall bin ich mir aber sicher, dass nicht ich das Bußgeld bezahlen würde, falls nach jahrelanger Abstinenz mal irgendwer auf die Idee kommt, Taxen auf sowas hin zu kontrollieren. 😉

Aber eigentlich wollte ich von einem Kunden erzählen. Ein junger Kerl, sogar noch halbwegs fähig zu laufen. Diese Fähigkeit einzusetzen hatte er nach dem Abend allerdings nicht mehr im Sinn und er nahm – wie wohl öfter mal – ein Taxi nach Hause. Das Zuhause lag nicht weit weg, genau genommen vielleicht 500 Meter Luftlinie vom Ostbahnhof. Da allerdings Parkplätze, Höhenunterschiede, Hausmauern und nicht zuletzt die Spree gewisse Hürden sind, ist der Weg im Taxi über einen Kilometer lang gewesen.

Ich sattelte also die paar halblebigen Pferde unter der Motorhaube der 72 und fuhr nicht übermäßig glücklich los. Ihr wisst, ich lasse das keinen Kunden merken, aber natürlich möchte man als Taxifahrer nach fast einer Stunde Wartezeit gerne mehr als 5 € Umsatz. Gab es jetzt, Tariferhöhung sei Dank, quasi auch. 5,40 € standen auf der Uhr und das war natürlich etwas, womit mein Fahrgast nicht gerechnet hatte. Als offenbar häufiger Nutzer hatte er das Geld – inklusive Trinkgeld – gleich zu Beginn der Fahrt abgezählt. Kann ich gut verstehen, mache ich mehr oder weniger auch so, wenn ich eine mir halbwegs bekannte Strecke fahre.

Nun ist sein Trinkgeld halt keines der Oberklasse gewesen, gemeinhin bezahlte er wohl die 5 € mit 5,50 €. Das sind die durchschnittlichen 10%, fasst das nicht als Meckerei meinerseits auf! Aber bei 40 Cent Preiserhöhung blieben dann halt nur noch 10 Cent übrig, was ihm sichtlich unangenehm war. Aber er hat’s sportlich genommen und sich nicht etwa geärgert, sondern mir sein letztes verbliebenes Rotgeld vermacht.

„Is‘ leider nur noch Bronze, sorry!“

Witziger Nebeneffekt: Bei dieser Tour hat mir persönlich die Tariferhöhung gar nix gebracht. Ich hatte zwar von den 40 Cent mehr auf der Uhr 18 Cent mehr brutto, dafür aber ein um ca. 20 Cent geringeres Trinkgeld. Ich hoffe, meine Chefs investieren ihre paar gewonnenen Cent sinnvoll. Ein Aufkleber mit den aktuellen Tarifen wäre z.B. eine gute Idee. 😀

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Die Lampe anhaben

Als Taxifahrer ist es natürlich – vorsichtig ausgedrückt – ein kleines Bisschen suboptimal, die Lampe in dem Sinne anzuhaben, dass man was getrunken hat. Für uns gelten verständlicherweise sogar 0,0 Promille. Die Lampe auf dem Dach anhaben ist zwar unschön, weil es heißt, dass wir frei sind und somit gerade kein Geld verdienen, aber das passiert zwangsläufig öfter mal. Immer brennen sollten hingegen die anderen Lampen am Auto, deren Sinn darin besteht, zu leuchten. Selbst da gibt es Ausnahmen, z.B. wenn wie in den letzten Wochen bei der 72 der Fall, die Öl-Warnlampe ständig an ist, ohne dass Öl fehlt. Aber, zu guter Letzt: Wenigstens die Scheinwerfer sollten ihren Dienst artig verrichten.

Das taten sie in letzter Zeit auch gut, da will ich nix sagen. Ich glaube, das letzte Mal tauschen war auf jeden Fall 2012, bei der 1925 damals noch. Aber irgendwann ist aller Tage Abend und man muss halt mal ran. Blöd nur, wenn das während der Nachtschicht passiert. Denn, so gerne ich mein Autochen lobe, jedes Mal, wenn es um die Scheinwerfer geht, könnte ich ausrasten. Da haben die Konstrukteure von Opel einfach so dermaßen einen an der Klatsche gehabt, das ist unfassbar.

Schlimm genug, dass man für die Rücklichter einiges an Übung braucht, weil man sie komplett ausbauen muss, um eine Glühbirne zu wechseln. Aber im Grunde ist das recht gut machbar. Mein Finger fummeln sich beim Wiederreindrehen der Schrauben zwar manchmal zu Tode, aber mit manchen Dingen lebt man irgendwie.
Die Frontscheinwerfer aber – hört mir auf! Die muss man zwar nicht ganz ausbauen, dafür muss man an einzelne Leuchten über den Radkasten ran. Erst eine Abdeckung lösen, dann eine Gummikappe abziehen, dann einen Bügel lösen und dann die Lampe rausziehen. Die Zahl der Arbeitsschritte ist zwar überschaubar, allerdings sollte man dazu zum einen einen trockenen Platz haben, um sich unters Auto zu legen un/oder ein beachtliches Talent im Blind-Fummeln haben. Und so war die Situation auch wenig erfreulich, als mir mein linkes Abblendlicht am Wochenende ausfiel.

Theoretisch wissend wie es geht, mich aber technisch nicht dazu in der Lage sehend (Wurstfinger, linke Hände, diese Geschichten), hab ich ungefähr 5 Kollegen mit dem selben Auto angequatscht. Das Spektrum der Antworten reichte von

„Ick hab dit schon mal jemacht, abba nie wieda! Bisse bis zur Schulter volljesifft und am Ende sitzt de Scheiße schief und Du blendest den Jejenvakehr!“

bis

„In die Werkstatt damit. Haste keene Chance. Schon jar nüscht nachts!“

Aber gut, Haustechniker angerufen. Der hat Übung damit. Oh, Handy aus. War wohl zu spät. Also Cheffe himself. Aha, ja, Werkstatt, verstehe, schon klar, danke.

Und dann stehste da und bist auf dem linken Auge blind. Also gut, Fernlicht wäre … nee, besser nicht! 😉

Klar, mitten in der Stadt bei gut beleuchteten Straßen kann man mal eine halbe Stunde mit kaputtem Licht rumfahren. Ich will da nicht pingelig sein. Aber ich hab als Taxifahrer das kleine Problem, dass ich keine Ahnung hab, in welche Gegenden es mich so verschlägt. War dann im Endeffekt eine eher kurze Schicht …  🙁

Natürlich: So ein Scheinwerfer fällt nicht jede Woche aus. Aber eine Glühlampe ist ein Verschleissteil. Wie kann man das bitte so bekloppt verbauen?