Ah, Chefvisite…

In der Hoffnung, meine Chefs sehen in mir nicht den Dittsche des Unternehmens, wähle ich Ingos Standard-Aussage hier mal ironisch als Einleitung. Ter Taxi-Content ist nach wie vor mau, da ich zum Zeitpunkt des Schreibens immer noch zu Hause sitze und Antibiotika futter, die etwa so schmecken wie der Bio-Müll in der Tonne vor meinem Haus riecht.

So ganz entbindet es einen als Arbeitnehmer dann aber dennoch nicht von den Pflichten, und so bin ich einmal mehr im Büro aufgeschlagen. Irgendwann möchten auch meine Chefs gerne mal abrechnen – was auch Sinn ergibt, da sie anders mein Gehalt gar nicht ermitteln können. Naja, so ganz ohne war der Besuch allerdings ohnehin nicht, schließlich war ich vor einem Monat das letzte Mal da und das noch unverheiratet, gesund und am alten Standort.

Während ich meinen Familien- und Gesundheitsstatus aktualisiert habe, haben meine Chefs die Adresse gewechselt und der Abrechnungstermin wurde somit auch zu einer Begutachtung der neuen Räumlichkeiten. Und holla die Waldfee! Ich bin zuversichtlich, in näherer Zukunft auch mal Fotos zeigen zu können. Die Tatsache, dass ich meine Chefs vor der Welt verstecke, missfällt nämlich niemandem mehr als den beiden selbst und so langsam werden die Angebote dreistellig, da lohnt sich das Nachdenken dann nochmal mehr 🙂

Auf jeden Fall haben sie eine neue Bleibe und ich bin ehrlich: Ich bedauere es fast, nicht öfter dort vorbeizukommen. Die Grundfläche der Büros hat sich verdreifacht und meine Chefs haben das insbesondere genutzt, um für uns Fahrer nette Aufenthaltsräume mit Billard und Tischkicker einzurichten, was zusätzlich zum Design des Ganzen – das mir sehr zusagt – eine rundum gelungene Sache ist.

Die Abrechnung selbst war kein Hexenwerk, insbesondere das Geldzählen war bei 2 Arbeitstagen letzten Monat relativ schnell erledigt. Und dank meiner immer noch sehr geschundenen Stimme hab ich nicht nur eine Familienpackung Mitleid bekommen, sondern ein viel geschätzter Kollege hat mich auch einmal mehr spontan nach Hause gefahren, was er im Übrigen fast immer macht, wenn wir uns mal außerhalb des Taxis sehen. Sehr lobenswert aus Sicht eines Nichtwagenbesitzers 😀

Ansonsten gab es – es ist ja inzwischen Dezember – gleich die alljährliche und obligatorische 1kg-Pralinenpackung von Cheffe, bei der ich mich einmal mehr überwinden muss, sie nicht als Gewinnspielgewinn an euch weiterzureichen… (mache ich natürlich nicht!)

A prospos Gewinnspiel: Nur noch heute – am 6. Dezember kann man einen Kommentar unter dem Gewinnspiel-Artikel hinterlassen und Schoki abstauben! Ebenso läuft heute um 23.59 Uhr das Bonus-Gewinnspiel mit den kniffligen Fragen von Aro aus, bei dem es Bücher zu gewinnen gibt. Insbesondere, weil es immer noch so aussieht, als würde ich meine Wette verlieren, würde ich bitten: Schreibt einen Kommentar, wenn ihr es noch nicht getan habt. Hey, entweder man gewinnt Schokolade dafür oder man hat 10 Sekunden Zeit verloren. Das isses doch wert, oder?

So, dann hoffe ich mal, dass der Nikolaus schneller an euren Stiefeln war als der Nachbarshund, der immer in alle Schuhe… ich schweife ab. Schönen Tag euch allen!

Chefflüsterer

Es ist so, dass man fast automatisch ins Flüstern verfällt, wenn man angeflüstert wird. Merke ich gerade deutlich, denn meine Stimme ist komplett weg. Sonst bin ich auf dem Weg der Besserung, aber bei der Stimme hab ich mir echt was tolles rausgelassen.

Nun wollte ich meinen Chef auch mal darüber informieren, was ich mehr oder minder notgedrungen per Telefon machen wollte. Dabei wirkte es wirklich völlig absurd, dass mein Chef auf die Frage, ob er mich verstehe, „Ja!“ zugeflüstert hat. Wer ich bin, wusste er allerdings nicht. Hab’s trotzdem verraten 🙂

Kurz und knackig:

Sieht nicht gut aus für Taxigeschichten. Muss mal mein schlaues Buch durchforsten, ob ich noch irgendwelche Kleinigkeiten finde…

Versammlungen

Sollte irgendwer von euch sich mal Abends durch die Straßen Berlins bewegen und unerwartet vor einer seltsamen Truppe stehen, die zu einem überproportionalen Anteil aus Rentnern in Lederjacken und zu einem unterpoportionalen Anteil aus Frauen besteht, dann könnte es sein, dass ihr mitten in eine Betriebsversammlung eines Taxiunternehmers geraten seid.

Die meisten meiner Leser wissen ja, dass ich sehr zufrieden bin mit meinen Chefs. Ich habe zwar keine Erfahrungen mit anderen Taxiunternehmen gemacht, aber der gute Eindruck verfestigt sich mit jedem Aufeinandertreffen und allem, was ich so aus anderen Betrieben höre. Nun also eine Betriebsversammlung! Haben wir auch nicht alle Tage, deswegen wollte ich das mal erwähnen.

Bei uns in der Firma verändern sich seit einem Jahr und bis in die Zukunft hinein etliche Dinge. Das fängt bei kleinen organisatorischen Sachen im Alltag an, geht weiter mit enormen Verbesserungen in einzelnen Bereichen und endet wahrscheinlich noch nicht einmal mit dem an sich schon nicht unbedeutenden Umzug des Firmensitzes.

Im Laufe des gestrigen Abends wurden teils wichtige Fragen abgestimmt und auch wenn ich sicher nicht mit allen Ergebnissen zufrieden bin, achte ich es sehr, dass selbst bei Fragen, bei denen es um einiges an Geld ging, die Fahrer in die Entscheidung einbezogen worden sind. Amüsiert werde ich beispielsweise in den nächsten Monaten mal mitverfolgen, wie meine Chefs es bewerkstelligen wollen, für mich eine Jacke mit Firmenaufdruck zu finden. Ich sag nur 3XLT 😉
Das heißt allerdings nicht, dass wir jetzt Uniformen tragen, ich würde mich über eine neue Jacke freuen und meine Chefs werden das irgendwann als spannenden Quest ihrer Berufslaufbahn betrachten, da bin ich sicher…

Die ganze Versammlung hat trotz recht gemütlicher Atmosphäre zu Gunsten der quengeligen Fußballfreunde unter meinen Kollegen pünktlich geendet und *

Um was es im Einzelnen ging, will ich gar nicht breittreten, es ist für Außenstehende schlicht uninterressant. Eines aber verdient eine Erwähnung: Dass meine Chefs weiterhin gute Leute suchen. Wie jeder hier in der Stadt. Falls irgendwer da draussen also in Erwägung zieht, in Berlin als Taxifahrer zu arbeiten – oder als solcher einen Arbeitsplatzwechsel in Erwägung zieht – dann kann er sich gerne via Mail bei mir melden. Bei uns gibt es zwar keine Daimler und keine Schwarzarbeit, aber es gibt genügend andere und bessere Gründe, weswegen z.B. ich aus dem Laden nicht weg will. Und ich würde das nicht schreiben, wenn ich da nicht voll dahinterstehen würde.

*irgendein Witz mit 150 kg Schnittchen

Taxi-Verlegung

So, nach dem heutigen Besuch im Hauptquartier meiner Arbeitgeber klären sie mit meinem Tagfahrer mal, inwieweit man unseren derzeitigen Taxiabstellplatz verlegen kann. Zu meinen Gunsten 🙂

Seit ich in der Firma angefangen habe, stand das Auto an der Storkower Straße. Der Sinn des Ganzen war, dass das Auto über die Ringbahn von unterschiedlichen Seiten der Stadt für verschiedene Fahrer gut zu erreichen ist. Inzwischen nutzt allerdings so gut wie nie jemand ausser mir und meinem Tagfahrer die Kiste und der Abstellplatz liegt – dezent ausgedrückt – ziemlich fies für mich. Egal was ich anstelle, ich muss entweder umsteigen oder (wie immer unter der Woche, wenn nachts keine S-Bahn mehr fährt) einen Kilometer laufen. Das ist kein Weltuntergang, aber in Anbetracht der Tatsache, dass mein Tagfahrer mit dem Auto zur Arbeit kommt und sein Zuhause etwa 3, meines hingegen 8 km entfernt vom Auto liegt, kann man schon von einem gewissen Missverhältnis sprechen.

Ich hab da ewig nichts gesagt und man gewöhnt sich ja auch an vieles. Aber inzwischen ist mal wieder Ersatzverkehr bei meiner Bahnlinie, was bedeutet, dass ich jetzt zweimal umsteigen muss oder wirklich weit laufen.

Da wir immer unterschiedlich lange arbeiten, bietet sich ein direkter Austausch vor der Tür mit anschließendem Heimbringen (was vielerorts praktiziert wird) nicht wirklich an. Aber ein bisschen besser könnte es nun werden.

Wenn alles gut geht, verkürzt sich mein Arbeitsweg jetzt von 16 Minuten + 1 km Laufen auf 5 – 10 Minuten.

😀

Taxi putt

Es ist nicht immer sonderlich nett, was so passiert. Viele von uns haben das als Kind gelernt, als sie mit der Zunge an irgendwas gefrorenem plötzlich festklebten, andere haben es im Gegenzug später im Rahmen katastrophaler Beziehungen erfahren. Und ja, zumindest in jungen Jahren dürfte die Deckungsgleichheit zwischen den beiden Gruppen ziemlich gering sein 😉

Ich hab mit bald 30 Jahren die nötige Schmerzfreiheit, meine Zunge vom Eis loszureissen und bei Bedarf hilft mir meine bessere Hälfte dabei. Eine Beziehungskatastrophe ist daraus auch noch nie geworden. Mich ärgern ganz andere Dinge. Kaputte Autos zum Beispiel.

Es ist noch nicht lange her, da war die 1925 in Reparatur. Wer will, kann sich gerne noch einmal durchlesen, was damals alles an dem Auto gerichtet worden ist.

Nun ist die Kupplung hinüber.

Äh, wie bitte? Wer dem Link auf meinen „alten“ Artikel vom 19. Mai diesen Jahres gefolgt ist, der wird sich wundern: Denn dort steht, dass die Kupplung erneuert wurde. Was diese Verwunderung angeht, kann ich euch versichern, dass ich sie mit euch teile.

Sicher, so ein Taxi wird ein bisschen mehr gefahren als ein durchschnittlicher PKW. Aber ganz so schlimm, dass einmal im Monat eine neue Kupplung fällig ist, ist es dann auch nicht. Besonders beeindruckend ist, dass mein Tagfahrer seitdem lange Urlaub hatte, und die Kiste bescheidene 3.000 km gefahren ist seit dem letzten Werkstattaufenthalt. Und: Zumindest neu eingestellt war die Kupplung damals auch, ich erinnere mich daran, dass ich am ersten Tag noch dachte, dass das ein beeindruckendes Training für die Füße ist, so schwergängig war das Pedal „damals“.

Und nun greift sie nicht mehr, sobald das Auto mal beladen ist und man in höheren Drehzahlbereichen unterwegs ist. Das darf schlicht nicht sein. Nichtsdestotrotz steht mein Taxi nun wieder in derselben Werkstatt und ich kann nur hoffen, dass meine Chefs da irgendeinen Deal rausschlagen. Denn bei aller Selbstkritik: Den Schuh, eine neuwertige und korrekt verbaute Kupplung binnen 3.000 km runtergeritten zu haben, werde ich mir sicher nicht anziehen!

Und so gönne ich mir noch einen freien Tag. Mein Chef hat mir ein Ersatzauto angeboten, aber wenn ich über all die Wege zwischen zu Hause, Werkstatt und Firma nachdenke, dazu der Stress mit einem neuen Auto und allem Gefummel, bis die Kiste dann für mich einsatzbereit ist… nee! Das ist eigentlich noch nerviger. Sollte meine geliebte 1925 bis Freitag wieder fit sein – was eigentlich angedacht ist – dann ist das meinetwegen ok. Ansonsten muss ich wohl in den sauren Apfel beissen. 🙁

Naja, ein freier Tag ist ja auch was.
Und ich hab gut damit zu tun, hier ein paar Texte zu schreiben und im Getriebe des Blogs rumzupfuschen. Und das meiste davon wird länger halten als 3.000 Besuche 😉

Lange Taxifahrt, hoher Preis?

Peter hat in den Kommentaren von einer ziemlich mies verlaufenen Taxifahrt erzählt. Also erstmal ist es natürlich schade, dass man sowas immer wieder hören muss!
Dann hat er aber folgende Frage gestellt:

Was ich aber nicht ganz verstehe: Warum ist es üblich für Fahrten nach “weit außerhalb” mehr zu nehmen, als nach Taxameter? Der Tarif ist für mich die Obergrenze was ich zahlen möchte, egal wie weit es geht. Aber gerade für weite Strecken (die dann irgendwann zwangsläufig außerhalb des Pflichtfahrgebietes liegen) hatte ich eigentlich einen Rabatt erwartet. Deswegen bin ich verwundert, dass es sogar anders herum sein soll!?

Ja, das ist auch eine der unverständlichsten Problematiken im Taxigewerbe: Warum sind lange Fahrten besonders teuer?

Dazu muss man zwei Dinge betrachten: Zum einen die umsatzbasierte Bezahlung von uns Fahrern und zum anderen die Existenz des Pflichtfahrgebietes und seine Bedeutung.

Zur Bezahlung: In irgendeiner Form sind die Fahrer im Taxigewerbe meist am Umsatz beteiligt. Im Extremfall wie bei mir besteht der ganze Lohn ausschließlich aus einer Umsatzbeteiligung. Sollte man also nicht selbständig sein (dann kann man seinen Lohn ja quasi frei bestimmen) kostet man einen guten Teil des Umsatzes. Ich selbst kriege 45% des Umsatzes als Bruttolohn laut Arbeitsvertrag – in der Rechnung meiner Chefs dürften das mit Lohnnebenkosten über 50% sein.
Bei einer weiten und damit schnellen Fahrt (Autobahn, Landstraße) verdiene ich als Fahrer also ziemlich viel. Während ein Fahrer mit Stundenlohn vielleicht für die 100 km Wegstrecke nur die Stunde hin und eine zurück à 10 € gezahlt bekommt, würde ich in der Stunde Hinfahrt mal eben 60 € verdienen. Das Rechenbeispiel ist nur grob und orientiert sich am Berliner Tarif, der für alle Kilometer ab dem achten 1,28 € beträgt.

Jetzt betrachten wir zwischenrein mal das Pflichtfahrgebiet. Das Pflichtfahrgebiet ist die Stadt (oder der Landkreis) in dem wir mit dem Taxi unterwegs sind und eine Beförderungspflicht haben. Sprich: Dort müssen wir hinfahren und dort dürfen wir auch Kunden aufnehmen. Verlassen wir dieses Pflichtfahrgebiet für eine weite Strecke, dann müssen wir zwangsläufig leer wieder zurückfahren, da wir außerhalb (bzw. im Pflichtfahrgebiet der anderen Stadt) nicht berechtigt sind, Kunden aufzunehmen – außer wenn wir direkt bestellt sind. Auch das hat seinen Sinn, schließlich gelten dort andere Taxitarife, auf die unsere Taxameter nicht eingestellt sind – und die Kollegen dort wollen ja auch von etwas leben. Um es kurz zu machen: Für eine Fahrt weit außerhalb des Pflichtfahrgebietes entstehen uns (also unseren Chefs) Kosten für die leere Fahrt zurück.

Die Kombination dieser Dinge sorgt dann für den höheren Preis:
Wenn ich für 128 € 100 km weit weg fahre, dann muss mein Chef bereits für den Fahrer rund 60 bis 70 € einplanen. Wenn wir dann von den üblichen Betriebskosten eines Autos von 25 bis 35 Cent pro Kilometer ausgehen, kommen wir schnell an den Punkt, wo der Chef rechnerisch ein Minus macht, weil diese Kosten für 200 km (Hin- und Rückfahrt) anfallen – also 50 bis 70 € betragen.
Auch hier: Die Werte sind sehr grob, sie dienen nur der Veranschaulichung.

Dass das bei Peters doch noch recht kurzer Strecke bereits viel ausgemacht hat, glaube ich nicht, mein Chef sagt mir auch, dass ich bis zum Berliner Ring ohne weiteres nach Taxameter fahren kann. Aber grundsätzlich ist es eben so, dass bei einer weiten Fahrt der Rückweg mit eingepreist werden muss. Denn die Tarife sind im Hinblick auf die Gegebenheiten des Pflichtfahrgebietes ausgehandelt. Dort decken sie auch die üblichen Leerkilometer bis zur nächsten Halte etc. ab, bei allem was darüber hinausgeht, kann die Sache eben anders aussehen.

Ich möchte im Übrigen klarstellen, dass das in anderen Kreisen gleich ganz anders sein kann, wenn dort die Entlohnung der Fahrer oder die Tarife besonders von Berlin abweichen!
Grundsätzlich – also auch ohne die Fahrerlöhne zu betrachten – lässt es sich darauf herunterbrechen, dass man bei weiten Strecken die Rückfahrt auch bezahlen muss, weil das Taxi diese Strecke zwingend leer zurücklegen muss.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig zur Klärung beitragen.

Ich wäre übrigens froh, wenn ihr mir solche Fragen per Mail zukommen lasst. Ich hab zwar das Formular „Frage an Sash“ gelöscht, aber meine Mailadresse findet sich unter Kontakt und Impressum immer noch. Per Mail kann ich sie persönlicher beantworten (wenn ich keinen Artikel daraus mache) und dann gehen sie nicht verloren unter einem Artikel oder einer Seite, wo sie thematisch nicht so wirklich passen 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Arbeitnehmer im Taxigewerbe

Man gewöhnt sich ganz schön an Luxus.

Ich meine jetzt damit gar nicht so sehr den materiellen, sondern viel mehr auch den emotionalen. Ich schreibe hier verdammt viel darüber, warum mein Job mir Spaß macht und warum ich ihn so gerne habe. Das liegt zu großen Teilen an den Fahrgästen, bzw. natürlich auch daran, dass ich mit Menschen relativ gut umgehen kann.

Der Verdienst – sind wir mal ehrlich! – gehört weniger dazu, die Arbeitsbedingungen dagegen umso mehr. Das betrifft schon ganz einfache Dinge: Wenn ich zur S-Bahn komme, und meine Bahn am Bahnsteig steht, dann renne ich aus Prinzip nicht mehr! Entweder sie ist noch da, wenn ich einsteige, oder ich hab noch 5 Minuten zum Lesen. Diese Vorstellung, ich müsste eine Bahn erwischen, um pünktlich bei der Arbeit zu sein… die kommt mir inzwischen grotesk vor.
Ich hätte zum Beispiel am Freitag meine Abrechnung machen müssen. Die meisten Kollegen rechnen ein- oder mehrmals die Woche ab, sprich: Bringen Cheffe das Geld vorbei – ich selbst mache es nur monatlich, weil ich dafür früher aufstehen muss und eine Stunde Bahnfahren. Jetzt hat mir Freitag aber mal sowas von gar nicht gepasst. Ich war müde, bin spät aufgestanden, und zudem war es der letzte Tag in 2 Wochen, in denen ich das Auto nicht hatte. Also hab ich kurzfristig angefragt, ob ich auch am Montag abrechnen könne. Ich bin zwar schon davon ausgegangen, dass es geht – aber man möchte ja nicht als der dastehen, der sich reihenweise Extrawürste gönnt.

War aber kein Problem.

Gestern hatte ich das Auto vor der Türe, sowieso nicht geschlafen und beschlossen, meinen Chefs die Freude zu machen, wenigstens früh vorbeizukommen, damit sie danach ihre Ruhe haben zum Arbeiten.
Entgegen der landsläufigen Meinung arbeiten nämlich tatsächlich auch Chefs – und meine gehören zu denen, mit denen ich bestimmt nicht tauschen wollte…

(Also jetzt nicht nur wegen mir als Arbeitnehmer… 😉 )

Was mir am Taxigewerbe gefällt, sind die flachen Hierarchien. Nicht mal unbedingt, weil ich dadurch als Arbeitnehmer besser dastehe, sondern weil ich es grundsätzlich interessanter finde, Menschen mehr auf Augenhöhe zu begegnen, als eventuell bestehende Machtgefälle in welche Richtung auch immer auszunutzen.

Das ist natürlich nicht nur bei uns im Gewerbe so, beziehungsweise auch nicht überall bei uns. Ich hab ja aber durch Zufall den richtigen Arbeitgeber gefunden, und so kam es dann, dass ich bevor ich unser Büro betreten habe, von Cheffe selbst zum Chinesen gegenüber gewunken und dort zum Essen eingeladen worden bin.
In meinen Augen war das eine wirklich gute Atmosphäre, um z.B. die Sache mit Einkaufswagen und dem Rücklicht zu besprechen. Während unser firmeninterner Schrauber gleich in Aussicht gestellt hat, dass es wegen der blöden Ersatzteilpolitik von Opel sein könnte, dass wir sogar gleich zwei neue Rücklichter brauchen könnten, hat mein Chef sich im Wissen um die eigentlich sehr nette Kundschaft später erst einmal an den PC gesetzt, um nach gebrauchten Teilen zu suchen. Was daraus wird, weiss ich noch nicht – ich hoffe mal, er wird fündig!

Zunächst haben wir aber tatsächlich noch ein paar Worte übers Schreiben verloren, denn eine der Taxizeitungen in Berlin sucht offenbar verzweifelt nach Content jeder Art. Dass ich blogge, wissen die Leute in der Firma ja inzwischen, wenngleich mein Chef sagt, er liest nicht hier, weil er es für indiskret halten würde. Naja, jedenfalls versucht also gerade ausgerechnet er mich in meiner zeitintensiven Nebenbeschäftigung zu fördern und mich nicht unter Wert weiterzuvermitteln. Das hat auch was 😀

Die Abrechnung selbst war eigentlich nicht der Rede wert – wenn man mal davon absieht, dass es ohnehin das einzige Mal im Monat ist, dass ich meine Chefs persönlich sehe. Alles weitere klärt man ja heute mit Mails und SMS, gelegentlich dann noch via Telefon.
Nun bin ich also wieder auf dem laufenden Stand bezüglich der Geschehnisse in der Firma, hatte trotz etwas „Arbeit“ (an einem freien Tag) einen entspannten Nachmittag und freue mich ehrlich gesagt aufs nächste Mal.

Vielleicht werde ich es eines Tages bereuen, dass ich nicht zugunsten einiger hundert Euro mehr im Monat einen anderen Beruf ergriffen habe. Das kann schon sein, und das sollte sich auch jeder gut überlegen, der gerne Taxifahrer werden will, weil er im Internet ein paar lustige Geschichten gelesen hat – aber gerade bin ich hier genau richtig!
Und in Anbetracht der Tatsache, dass ich nebenher künftig noch mehr schreiben will, bin ich sogar eigentlich als Angestellter genau richtig in diesem Gewerbe.