Silvester 2014

Wie die meisten erahnt haben werden, hab ich mich auch dieses Jahr wieder in der Silvesternacht auf die Straße geworfen. Natürlich vollkommen uneigennützig, um netten Menschen nach Hause zu helfen. Mit dem guten Verdienst hat das natürlich nix zu tun. 😉

Wie üblich bin ich erst um 1 Uhr am Neujahrsmorgen auf die Straße und hab sogar recht früh – um 7:30 Uhr – wieder Feierabend gemacht. Das war mehr einem örtlichen Zufall geschuldet, ich wäre auch in den letzten Jahren von Kaulsdorf aus Richtung Heimat gefahren um die Zeit. Und es hat nunmal keiner mehr gewunken.

Und, wie war’s?

Wie absolut jedes Jahr. Umsatzstark, größtenteils gut, in Teilen extrem stressig – am Ende halt so mittel. So langsam fange ich sogar an, die Kollegen zu verstehen, die Silvester nicht mehr fahren. Nicht, dass ich das schon bald vorhabe, aber irgendwie isses letztlich eine Schicht in der man zweimal so gut verdient wie sonst, die aber dafür auch zweimal so stressig ist. Das Fazit ist so schwer nicht auszurechnen. 🙂

286 € Umsatz in 6,5 Stunden ist natürlich prima. Am Ende hatte ich aber eigentlich gehofft, die 300 zu knacken. Wie üblich waren die Fahrten für meinen persönlichen Geschmack zu lang – wobei das dieses Jahr schon wieder Glück gewesen sein könnte. Denn was hatte ich für eine Silvesterschicht Leerfahrten! Um 5:30 Uhr bin ich sage und schreibe von Falkensee leer bis zur Leipziger Straße/Wilhelmstraße gefahren. Das sind 19,3 km mit angeschalteter Fackel im Stadtgebiet. Aber über den Umsatz an Silvester jammern, wäre schon arg vermessen. Es hat immer noch aufs Doppelte des in dieser Schicht für mich erstmalig geltenden Mindestlohns gereicht.

Der Mindestlohn war natürlich auch Thema im Taxi, ebenso – auf sehr erwähnenswerte Art – Uber. Darüber hinaus natürlich viel „Frohes Neues!“ und eine Menge Dank dafür, dass ich in der Nacht nicht wie alle anderen am Feiern war. So muss das!

Außerdem hab ich Silvester völlig ohne Backup-Navi runtergerockt. Natürlich hab ich hier und da mal auf die Tracker-App geschielt, aber im Wesentlichen hat’s gut geklappt. Am Ende wollten doch fast alle heim und wussten noch, wo das ist. Und in den besonders absurden Fällen wusste ich es dann, manchmal ist Ortskunde schon unheimlich.

Das Auto nach einer 200-km-Schicht gestern dann bei Tageslicht zu sehen, war nicht so erfreulich – aber ich denke, ich hab’s den Kollegen angemessen geputzt zurückgebracht. Nun hab ich wieder meine inzwischen übliche 2925 und das Jahr 2015 kann richtig starten. Die letzte Nacht haben mich heftigste Müdigkeitsnachwehen der letzten Tage von einer richtig vollen Schicht abgehalten, aber ab heute Abend geht alles wieder seinen Gang. So toll Silvester auch ist, back to normal hat auch was …

Mehr als nötig

Die heutige Nacht war sowas wie ein Brücken-Arbeitstag für mich. Wirklich Lust auf Arbeit hatte ich nicht, zumal ich sowieso ungewohnte 8 Tage am Stück arbeite diese Woche. Sicher, die Kohle kann ich brauchen – aber der letzte Tag macht weder einen guten Monat zum Überbringer noch einen schlechten Monat richtig gut. Der letzte Tag ist immer ein bisschen für’n Arsch. Aber dadurch, dass ich die Schicht heute unterwegs war, konnte ich fließend zum Silvesterauto wechseln. Sowohl meine eigentliche 2925 als auch die die letzten Tage gefahrene 2223 sind in der Nacht der Nächte mit anderen Fahrern besetzt. Also musste ich tauschen.

Die 871. Gut, hab ich nie gefahren, wird aber schon in Ordnung sein. Laut Schichtplan ist sie heute ab 7 Uhr verfügbar. Deswegen hatte ich die Nacht spät gestartet – ich wollte bis morgens fit sein, um das Auto an der Firma wechseln zu können. Spart mir zwei Bahnfahrten zu je ungefähr einer Stunde.

Dumm war halt, dass meine Arbeitslust ziemlich darnieder lag. Ich hab mich erst um 23 Uhr auf die Straße gequält und eigentlich ab 1:30 Uhr ständig ans Aufhören gedacht. Aber naja, hier noch eine Tour, da noch mit Kollegen quatschen …

Gegen 4 Uhr hab ich’s nicht mehr ausgehalten. Mir sind trotz ausreichender Koffeinzufuhr fast die Augen zugefallen. Also hab ich das bisherige Auto betankt und geputzt und war zudem eigentlich ganz zufrieden mit den knapp 100 €, die ich eingefahren hatte. Dass der mir unbekannte Kollege an einem Dienstag wirklich bis 7 Uhr arbeiten würde, glaubte ich ohnehin nicht. Lange würde ich nicht auf’s Auto warten, dachte ich mir, als ich auf den Hof rollte.

Es war sogar noch besser: Die 871 stand bereits auf dem Hof. Das Ärgerliche daran: Sie sah nicht gerade aus, als wäre in den letzten drei Tagen überhaupt jemand mit ihr gefahren. Und diesbezüglich ist die Beweislast erdrückend:

Wir hatten viel Schnee in den letzten 30 Minuten! Quelle: Sash

Wir hatten viel Schnee in den letzten 30 Minuten! Quelle: Sash

Ich hab’s sportlich genommen und mich gefreut, dass ich den Hunni Umsatz gemacht habe. Denn hätte ich abends gleich die Kisten getauscht, wäre ich viel früher heim. Insofern ist das jetzt schon ok. Schon gar keine Vorwürfe mache ich dem Kollegen, der seine eingetragene Schicht nicht gefahren ist – denn das hab ich selbst schon sicher fünfzig Mal gemacht. Damals hat das halt nur Harald und mich betroffen, weil wir uns das Auto zu zweit geteilt haben und niemand anders unsere Uralt-Kiste im Nordosten der Stadt haben wollte.

In solchen Fällen merkt man dann, dass nichts zu 100% perfekt ist und alles seine Vor- und Nachteile hat. In dem Fall, dass meine Chefs nicht viel von Arbeitspflicht halten und es zudem sehr locker sehen, wenn man nicht Bescheid sagt, dass man nicht fährt (obgleich sie’s natürlich gerne hätten, wenn wir es täten). Aber obwohl ich mich in dem Fall über eine rechtzeitige Info gefreut hätte, bin ich doch trotzdem froh, dass man bei uns nicht gleich einen Anschiss kriegt, nur weil man abends mal vergessen hat, Cheffe anzurufen.

Wie dem auch sei: Damit ist 2014 durch für mich und ich hab am Ende eine halbe Schicht mehr als geplant runtergerissen.

Jetzt jedenfalls werde ich in obigem Kistchen die Silvesterschicht rocken. Sie scheint vollkommen ok zu sein und fährt sich gut. Kleines Manko auch hier: ein Navi hat sie nicht. Und dieses Mal hab ich nicht einmal einen Ersatz – nur mein Handy für den Notfall. Aber wie sagt mein Chef so gerne:

„Du bist doch Taxifahrer, wozu brauchst Du’n Navi?“

Und obwohl ich das bei der riesigen Stadt und den tausenden Sonderzielen, die man niemals alle kennen kann, so nicht unterschreiben würde, stimmt’s andersrum dann halt doch wieder: Seit ich in der 2925 das nervige Aushilfsnavi drin habe, hab ich es für exakt eine einzige Fahrt benutzt. Ganz so schlecht scheint es um die Ortskunde meiner Wenigkeit dann ja doch nicht bestellt zu sein.

Aber das alles passiert erst 2015. Den heutigen Abend werde ich wie immer gemütlich mit Ozie zu Hause verbringen und mich erst mit Verstummen des Feuerwerks auf die Straße schmeißen. Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch und eine fette Feier! Und ärgert mir die Taxifahrer auf der Straße nicht zu sehr, ok?

Taxifahren an Silvester

Die langjährigen Leser werden auf das Revival dieses Textes so sehr gewartet haben wie auf die Best-of-CD von Scooter, den neuen bringe ich hiermit das näher, was einfach gesagt werden muss, wenn Silvester bevorsteht:

Stellt Euch darauf ein, dass es schwer bis unmöglich wird, an Silvester ein Taxi zu bekommen und bleibt trotzdem gelassen!

Damit ist das wichtigste gesagt. Wer alles weitere als lockere Liste haben will, dem sei dieser Text aus dem Vorjahr empfohlen: 10 Tipps zum Taxifahren an Silvester. (ihr dürft das gerne wieder in den Social Networks teilen – wie auch diesen Artikel hier)

Nun aber in der langen Version:

Wie sich die meisten sicher denken können, ist Silvester für uns die lohnendste Schicht. Das ganze Land feiert, fast jeder trinkt – und am Ende müssen alle zu besonders später Stunde und bei kaltem Wetter heim. Das ist natürlich großartig für Taxifahrer, andererseits sind die Ausmaße an Silvester einfach so gigantisch, dass wir schlicht nicht alle Kunden befördern können. Obwohl wir die meiste Zeit des Jahres ewig rumstehen und auf Kunden warten, also in mehr als ausreichender Zahl existieren, wird es an Silvester eng. Das Problem lässt sich auch nicht einfach lösen, denn wo sollen plötzlich mehr Autos und Fahrer herkommen? Für eine einzelne Schicht wohlbemerkt.
Der effizienteste Weg für uns (und die Kunden) ist damit, dass wir einfach alle Kunden aufsammeln, die uns über den Weg laufen und sie schnell heimbringen, dort die nächsten einladen usw. usf. Damit sind fast alle Taxis fast immer besetzt, besser kann man es nicht machen. Was aber dennoch heißen kann, dass man als einzelner Kunde ewig warten muss oder gar kein Taxi bekommt. Das ist natürlich immer blöd in dem Moment (und ich kriege jedes Jahr erboste Hinweise, was für eine Frechheit das doch ist), aber über den eigenen Tellerrand schauend sollte jeder sehen, dass es insgesamt unsinnig wäre, ewig leer zu den Kunden hinzufahren, obwohl unterwegs genügend andere Leute warten und man in derselben Zeit eigentlich doppelt so viele Fahrgäste transportieren hätte können.

Deswegen ist es an Silvester soweit ich weiß überall unmöglich, sich ein Taxi zu bestellen oder gar vorzubestellen. MyTaxi zum Beispiel hat gestern schon eine entsprechende Rundmail rausgeschickt.

Für alle, die keine Möglichkeit haben, mit einem Privatauto (mit nüchternem Fahrer bitte!) oder Bus und Bahn heimzukommen, empfehlen sich also Geduld, warme Klamotten und Wegzehrung für den Fall, dass man kein Glück hat.

Darüber hinaus bringt es überhaupt nichts, zu versuchen, sich vorzudrängeln oder sich gar ums Taxi zu streiten. Ich kenne keinen Taxifahrer, der sich in so einem Fall nicht für die anderen Kunden entscheiden würde. Und auch wenn man persönlich Pech hatte: Bitte lasst das am Ende nicht an dem Fahrer aus, der Euch dann mitnimmt! Wir, die wir auf der Straße sind, wenn alle anderen feiern und uns den ganzen Stress mit streitenden Kunden, Feuerwerk und Glasscherben auf der Straße geben, sind die, die am allerwenigsten dafür können, wenn es bei Euch länger dauert. Schiebt Frust wegen der zu dünnen Fahrpläne der Bahnen, ärgert Euch darüber, dass Ihr zu blau zum Autofahren seid oder dass eure Eltern in so eine blöde Wohngegend gezogen sind. Wir paar Taxifahrer auf der Straße sind die, die all das ausbügeln und ich glaube, ich spreche für alle Kollegen, wenn ich sage, dass wir an dem stressigen Tag trotz 25 € Stundenlohn (die Zahl ist halbwegs realistisch als Maximum) nicht auch noch Lust haben, uns anzuhören, dass wir an der Misere schuld seien.

Im Gegensatz zur privaten Konkurrenz können wir in dieser Ausnahmesituation nicht einmal unsere Preise erhöhen, sondern fahren zuverlässig zu dem Tarif, der auch für die Fahrt am vorletzten Montag gültig war.

Bitte bedenkt das, wenn es Euch selbst gerade nervt: Wir haben es in der Nacht auch nicht leicht, obwohl unser Umsatz gut ist!

Ich schreibe das wie jedes Jahr aber nicht, um Euch vom Taxifahren abzuhalten. Mitnichten! Über verständnisvolle Kundschaft freuen wir Taxifahrer uns an Silvester mehr noch als an anderen Tagen – und unsere Umsätze sind auch nur deshalb so ein guter Ausgleich für den Stress, weil so viele Leute ein Taxi brauchen. Am Ende wird das schon irgendwie. Mit ein bisschen Warten oder umdisponieren kommen am Ende wie jedes Jahr doch alle nach Hause und wir Taxifahrer hatten auch eine gute Schicht. Es wird halt alles nochmal besser, wenn alle ein wenig mitdenken und Verständnis haben.

So gesehen bleibt also alles beim alten: Ihr feiert schön und am Besten ohne Gefahr zu laufen, Brocken zu lachen – und wir Taxifahrer schmeißen uns in unsere Kisten und bringen Euch schnell und sicher heim. Und mit ein wenig gegenseitiger Unterstützung habt Ihr den besten Tag und wir zumindest den besten Arbeitstag des Jahres.

Deal? 🙂

PS:

Für alle, die gerne vergleichen wollen: Hier ist der entsprechende Text aus dem Vorjahr (mit Links zu anderen Silvester-Texten der Jahre davor).

Der Winter ist da!

Da ich wie so oft keinen Wetterbericht gesehen oder gehört hatte, kam der Schnee heute recht überraschend für mich. Zwischen Mitternacht und ein Uhr startete es zaghaft, und schnell wurde klar: Das bleibt liegen! 🙂

Wie's anfing. Ostbahnhof 1:30 Uhr, Quelle: Sash

Wie’s anfing. Ostbahnhof 1:30 Uhr, Quelle: Sash

Die zweieinhalb Stunden nach diesem Foto haben mich in Windeseile daran erinnert, weswegen ich diesen Job so mag. Schon bei der ersten Kurve mit dem ersten Fahrgast merkte ich die Glätte, ich sollte aber erst spät ein wenig zum Spielen kommen, denn in der Folgezeit war ich viel besetzt. Die Schicht wurde letzten Endes dann doch eine eigentlich recht ansehnliche – und die Schneemaßen wuchsen und wuchsen. Bald waren nicht einmal mehr die Fahrrillen asphaltgrau, bereits ab 2:30 Uhr fanden sich auch auf den großen Hauptstraßen nurmehr weiß-weiße Ebenen, auf denen man sich mit anderen Autofahrern einig werden musste, in wie viele Spuren man sie aufteilt. Zweimal hab ich einfach so aus reinem Spaß an der Freude am Straßenrand eine Zigarettenpause eingelegt und mich über den Schnee gefreut. Die Kundschaft sah es ähnlich begeistert und zu guter Letzt hatte ich ein Pärchen im Auto, das das Fahrtziel noch abänderte. Die beiden Kerle wollten lieber noch einen Kilometer gemeinsam durch den Schnee schlendern als direkt vor der Tür abgesetzt zu werden. Hach.

(Reinhold hat auch eine tolle Schneefahrt gehabt.)

Und natürlich habe ich mich ohne Kundschaft auch ein bisschen mit dem Auto amüsiert. Gehört ja dazu. Aber ich muss auch ernsthaft warnen: Unter dem Schnee ist es heute sauglatt. Ich hätte zweimal fast eine Verkehrsinsel erwischt, obwohl es „eigentlich locker“ hätte reichen müssen. Aber naja, ist ja nix passiert. Wie schrieb ich vorher so schön auf Twitter:

„Am Ende waren es nur Zentimeter. Aber gute Zentimeter, nicht böse Verknautschungszentimeter.“

Inzwischen sind es mehr als zehn Zentimeter Schnee, auch die guten Zentimeter. 😉

Viel Spaß und dennoch ein gesundes Maß Vorsicht Euch allen da draußen!

Weihnachten

Heute Abend werde ich arbeiten. Ordentlich. Eine gute Samstagsschicht soll’s werden – mal egal, was „gut“ in Umsätzen bei kaltem Wetter zwischen den Jahren unmittelbar nach Weihnachten genau bedeuten wird. Das wird auch klappen, aber jetzt muss ich erst einmal meinen Schlafrhythmus geradebiegen.

Ihr wisst, ich mag meine Nachtschichten. In die Tagschicht bringt mich nix so schnell. Aber das klappt halt nur, wenn nicht viel „herkömmliche“ Termine tagsüber anfallen. Und um Weihnachten herum kann man das vergessen, selbst wenn man die Familienkontakte nicht so eng hält. Bei mir war es nur ein Treffen dieses Jahr, zudem mit 250 km Entfernung an sich gut machbar. Nämlich gestern, am zweiten Weihnachtsfeiertag. Davor hatte ich „frei“ (was immer dieses Wort in der Weihnachtszeit bedeuten soll) und hatte meinen Rhythmus schon vorübergehend auf die Tagseite umgestellt. Was dann bedeutete, dass der 25. Dezember nachts um 2 Uhr etwa endete, als die Küche nach dem Kuchenbacken wieder halbwegs restauriert war.

Dann klingelte gestern um 6:30 Uhr der Wecker. Ich hatte es noch gut und wurde als Beifahrer bis hoch an die Ostsee kutschiert. Ist zur Abwechslung auch mal sehr angenehm gewesen. Dort oben dann wirklich nettestes Familien-Tralala. Inklusive Geschenken und weihnachtstypischen drei Mahlzeiten binnen acht Stunden. Aber ich hatte planungssicher Hunger mit an die Küste gebracht, man lernt ja aus der Vergangenheit. 😉

Eben weil ich heute wieder arbeiten will, bin ich dann am Abend schon wieder alleine mit dem Zug abgereist. Eher eine Notlösung, aber sonst hätte ich den gewonnenen Tag gegen die Gewohnheiten einer ganzen Familie anschlafen müssen, das wäre für keinen irgendwie hilfreich gewesen – und ich kann die eingefahrene Kohle der nächsten Tage gut brauchen, egal wie viel es am Ende wirklich sein wird.

Also ab zum Bahnhof. Dort dann ein Fahrkartenautomat, der mit der aussagekräftigen Fehlermeldung „Die Zahlung wurde abgebrochen“ einen minutenlangen Bestellvorgang unterbrochen hat und nebenbei rund 4% des Fahrtpreises mal eben als Trinkgeld einbehalten hat. WTF? Dann traf ich auf die ungefähr netteste Bahnmitarbeiterin seit der Erfindung der Eisenbahn. Während die Passagiere schon mit den Augen gerollt haben, hat sie einem Mann mit nur sehr rudimentären Deutschkenntnissen in allen Details fünfmal erklärt, wie er am geschicktesten eine Strecke von 500 km mit fünfmaligem Umsteigen zurücklegt und was davon sie organisieren kann oder nicht und wo er weitere Hilfe bekommt. Von der hab ich mein Ticket natürlich ohne jedes Problem bekommen.

Dann ein voller ICE. Zu voll für meinen Geschmack zumindest. Ich hatte nach 18 Stunden Wachsein keine Lust, mit Fremden zu kuscheln und ihnen gegenüber meine Knoblauchfahne zu rechtfertigen, die ich vom leckersten Karottensalat aller Zeiten stolz vor mir hertrug. Also eine Stunde Zwischenabteil. Und da ich schon wie ein Asi im Eck rumlungerte, hab ich gleich noch ein paar Minuten gepennt. Darauf kam’s dann auch nicht mehr an.

In Berlin dann allet nach Uhrwerk: Zweimal geschmeidiges Umsteigen, einmal mit 0,5 Sekunden Wartezeit, einmal genau auf eine Zigarettenlänge getimed. Denn statt heimzufahren hatte ich beschlossen, das Auto gleich für heute Abend abzuholen. Das war mit Cheffe als Option abgesprochen, aber dann doch nicht ganz so einfach. Denn nicht nur hatte es seit meiner Abfahrt geschneit, mein Auto komplett zugefroren und mich nach bald 20 Stunden auf den Beinen viel Kratzarbeit gekostet – nein, auch meinen Key hab ich nicht gefunden. Argh! Ich hatte ihn tatsächlich letzte Woche am Schlüssel hängenlassen, aber ein Kollege hatte den Schlüssel zu einem falschen Auto gehängt und … nun ja, ich bin also ein bisschen panisch und übermüdet durchs Winterwunderland geflitzt.

Nach 15 Kilometern Fahrtstrecke und einem kurzen Stopp an der Packstation bin ich dann hier eingetrudelt. Ich hätte sogar Winker haben können, hatte aber nicht einmal mein Portemonnaie dabei und bin somit wie geplant direkt nach Hause gefahren. 17 bis 20 Stunden vor der Schicht und brotfertig. Und jetzt habe ich die Aufgabe, es irgendwie zu schaffen, runde 8 Stunden möglichst erholsamen Schlaf auf so kurz wie möglich vor die Arbeit zu legen, um fit zu sein. Kurz eine Stunde Mittagsschlaf und dann bis in die Vormittagsstunden wach bleiben? Oder gleich bis morgens durchhalten und dann früher und für länger ins Bett? Und warum bin ich jetzt fit und schreibe ewig an diesem Blogeintrag rum?

Fragen über Fragen. Und außerdem die Vermutung, dass das heute selbst für mich als Nachtschichtler ein ziemlich verstrahlter Tag werden könnte.

Ausnahmsweise arbeite ich jetzt bis Montag, vielleicht sogar bis Dienstag durch. Und dann natürlich Silvester. Wie ich gesagt hab: ein paar Euro braucht’s noch. Insgesamt wird aber zumindest hier bei GNIT jetzt wieder ein bisschen mehr Kontinuität eintreten. Denn die hat – wen wundert’s? – ebenfalls ein wenig unter Weihnachten gelitten.

Ich hoffe, Ihr habt die Feiertage gut hinter Euch gebracht und noch ein wenig frei. Genießt das auf jeden Fall! Ich wünschte mir durchaus, die Option gerade auch zu haben.

Nur ein Beispiel

oder

warum ich das mit der Tarifbindung für eine gute Sache halte

Dass wir Taxifahrer uns im Pflichtfahrgebiet an die jeweiligen örtlichen Taxitarife halten müssen, ist immer wieder Grund für Ärger. Wie immer, wenn’s um Geld geht. Da haben wir einmal die Kunden, die natürlich gerne weniger zahlen wollen und auf der anderen Seite die Fahrer, die mehr verdienen wollen.

Aber wär’s so schlimm, wenn beide das bekämen, was sie wollen?

Grundsätzlich natürlich nicht. Preisfindungsprozesse bei Waren und Dienstleistungen sind abgesehen von einfachen Grundregeln komplex und natürlich kann der Taxitarif wie jeder andere Preis in bestimmten Fällen falsch im Sinne von „nicht optimal“ sein. Für mich hat eine Fahrt mit 6 pöbelnden Jugendlichen auch einen anderen Wert als eine mit einem netten Rentnerpärchen. Selbst wenn sie am Ende ähnlich lang dauern und laut Taxameter gleich viel kosten. Und für den durchgefrorenen Kunden an Silvester ist das Taxi für die 8 Kilometer Heimweg sicher auch mehr wert als Samstag Abends, wenn man sowieso noch zu dritt unterwegs ist und die Bahn alle 15 Minuten fährt.

Andererseits finde ich es auch schön, dass mich die Fahrkarte der BVG nicht ausgerechnet im Berufsverkehr mehr Geld kostet, weil der Platz da besonders knapp ist und man nunmal zur Arbeit muss …

Kommen wir nun zum aktuellen Beispiel. Das betraf zwar nicht das Pflichtfahrgebiet und ist damit keine illegale Abweichung vom Tarif gewesen – aber der angesprochene Kollege hat ganz gut gezeigt, wie absurd eine freie Preisverhandlung unter Umständen laufen kann.

Er stand am Ostbahnhof und unterhielt sich mit einem anderen Taxifahrer, der beim Funk eine Vorbestellung erwischt hatte. Es stellte sich raus, dass es wirklich um eine gute Tour ging, nämlich eine bis nach Cottbus. Der wartende Fahrer schien schon sehr glücklich darüber zu sein, aber besagter Kollege redete ihm ins Gewissen:

„Du musst unbedingt mit denen reden. Sag denen, dass Du die Uhr hin und zurück anlassen musst. Da ist Spielraum, da kannst Du immer mehr rausholen als ausgemacht. Ich bin einmal für 500 € nach Cottbus gefahren, das lohnt sich, glaub mir!“

500 €. Das kann natürlich die übliche Angeberei unter Kollegen gewesen sein, aber selbst wenn es übertrieben war: An die 180 €, die ich vor geraumer Zeit mit gutem Gewissen für diese Tour genommen hab, scheint der Kollege wirklich nicht gedacht zu haben.

Das für sich ist ja wie gesagt nicht unbedingt dramatisch. Obwohl es mir in den Fingern juckt zu schreiben, dass eine bessere Bezahlung von uns Taxifahrern zwar Not tut, 500 € aber zumindest gefühlt die Grenze zum Wucher überschreiten. Wirklich bescheuert wurde es, als in diesem Moment drei junge Männer auf mich zutraten, da ich nicht ins Gespräch involviert war und mir ein „Angebot“ machten:

„Hey Digger, wir ham’n Deal für Dich: Wir geben dir 60 € und Du bringst uns nach Fürstenwalde. OK?“

„Hmm. Nö. Das ist zu wenig.“

Die Irritation der Jungs dauerte nur kurz, denn der Kollege von eben bedeutete ihnen umgehend, bei ihm einzusteigen. Er mache das schon.

Mich hat das nur bedingt gestört. Es war Samstag und ich hab in den drei Stunden, die mich die Fahrt gekostet hätte, eher so um die 80 € Umsatz gemacht. Bei einem Drittel der Kilometer und sicher mindestens dem Doppelten an Trinkgeld. 60 € waren schlicht zu wenig.

Ich glaube, ich bin halbwegs vernünftig bei der Preisermittlung, wenn ich sie ins Umland mal selbst bestimmen kann. Ich versuche darauf zu achten, dass sich der Deal für mich und meine Firma zumindest halbwegs lohnt, mache darüber hinaus aber auch möglichst niedrige Preise für die Kunden. Da kommen dann für Cottbus eben 180 € und für Fürstenwalde 100, oder ausnahmsweise auch mal 80 € raus. Und natürlich akzeptieren das manche Kunden, manche auch nicht. Den freien Markt beschwörend hat der Kollege zweifelsohne mehr rausgeholt. Er hat irgendwem 500 € für Cottbus aus dem Rücken geleiert und im Gegenzug die Jungs für 60 € nach Fürstenwalde mitgenommen. Kann man gut finden, hat ja jeder bekommen, was er will.

Auf der anderen Seite hat der Kollege jetzt zwei nicht sonderlich gute Kunden hinterlassen:

Der eine greift vermutlich nächstes Mal auf einen Hubschrauber zurück. Ich hab auf die Schnelle keine Preise gefunden, aber ich könnte mir vorstellen, dass man es mit ein wenig Glück schafft, 500 € für diese Strecke zu unterbieten. Wenn nicht, bleibt das Taxi als absurd teuer im Gedächtnis – was es im Vergleich zur Bahn auch mit mir gewesen wäre, nur halt wenigstens um die Hälfte günstiger. Auf jeden Fall aber ist das jetzt als total unberechenbar abgespeichert.

Und die drei Jungs werden in den nächsten Jahren nicht vom Glauben abfallen, dass 60 € nach Fürstenwalde für uns lohnend genug sind und alle anderen sie nur abzocken wollen. Cottbus wäre zu dem Tarif übrigens mit 120 bis 140 € erreichbar.

Und was außerhalb des Pflichtfahrgebietes legal möglich ist, trifft stellenweise eben auch für innerhalb zu. Natürlich könnte ich die ein oder andere Fahrt deutlich günstiger machen. Andere müsste ich dann halt teurer machen, denn mit den bisherigen Tarifen komme ich etwa auf Mindestlohnniveau, das abzusenken ist also keine Option. Ich könnte am Wochenende in der City Rabatte anbieten, das Pech mit teureren Fahrten hätten halt die Leute, die in den Randbezirken wohnen. Oder zur falschen Uhrzeit fahren müssen. Wenn ich mir die zugehörigen Szenarien ausmale, gewinne ich jedenfalls nicht den Eindruck, dass eine freie Preisgestaltung am Ende z.B. sozial schwache Menschen besserstellen würde und damit insgesamt fairer wäre. Denn ebenso wie die Kunden hätten auch wir Taxifahrer mehr Einfluss auf die Preise – und ein Wegfall der Beförderungspflicht würde damit zudem wohl auch einhergehen, denn was soll sonst passieren, wenn man handelt, sich aber nicht einigen kann?

Nicht alle Taxitarife sind super hierzulande. Ob für Fahrer oder Kunden. Und selbst für die besten Tarife gibt es natürlich irgendwelche Fahrten, für die selbst sie unsinnig sind. Die einen Tarife schwächeln dank politischer Interessen, die anderen dank ungenauer Datenlage. Irgendwas ist immer, wenn man sowas festlegt. Grundsätzlich halte ich die Idee aber für richtig.
Und – das darf man nicht vergessen – sie betrifft „nur“ Taxis, die öffentlichen Verkehrsmittel. Unserer Konkurrenz wird diese Preisbindung nicht auferlegt, auch wenn Spinner wie die Gesellen von Uber z.B. das bisweilen implizieren. Dass andere Fahrdienstanbieter meist nicht oder nur wenig günstiger sind, liegt schlicht an der Wirtschaftlichkeit und hat mit der Tarifbindung überhaupt nix zu tun.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

2925! \o/

Wie gestern geschrieben: Es ist gerade ein wenig kompliziert. Für meine Chefs würde ich prima auf die 2925 passen, so ganz reibungslos lief das bisher aber nicht: Der Sitz wollte nicht passen und ein Navi hat die Kiste auch nicht.

Das mit dem Sitz ist übergangsweise gelöst. Er ist jetzt fast ganz unten und für mich ist das Auto damit gut zu fahren. Schwierig wird jetzt nur, dass sich der Sitz vorerst auch nicht wieder hochstellen lässt. Was dann vermutlich mit dem Unter-der-Woche-Tagfahrer zu Problemen führen wird … ich vermute stark, eine professionelle Reparatur wird da unumgänglich sein. 🙂

Nun aber hab ich das Auto erst einmal für dieses Wochenende. Und was soll ich sagen? Ich könnte mich schon dran gewöhnen …

Das mit dem Navi wird noch eine Weile ein Problem bleiben. Wie gesagt: Das Auto hat kein eingebautes und das Aushilfsding der Firma (ein Medion GoPal) ist wirklich traurig. Natürlich bietet es ausstattungsmäßig alles wichtige an, aber zum einen ist die Routenberechnung unfassbar lahm und zum anderen ist der Touchscreen ein direkter Import aus der Hölle. Ich habe lange kein Eingabegerät mehr benutzt, dessen Reaktion so sehr vom Zufall abhängig war. Mal reagiert er gar nicht, mal zeigt er an, dass der Knopf gedrückt wurde. Scheinbar kann ersteres aber durchaus bedeuten, dass er die Befehle im Hintergrund verarbeitet, teilweise kann zweiteres aber auch völlig ohne Reaktion bleiben. WTF?

Gut, dass ich es bisher nicht ernsthaft gebraucht habe. Ein eigenes Navi mit vernünftiger Bedienung wird also dringend notwendig.

Und ansonsten?

Ist die Kiste ein Traum! Natürlich hat sie Macken. 158.000 km sind immerhin auch schon runter. Aber das entspricht ungefähr der 1925, wie ich sie damals zu Beginn 2008 vorgefunden habe. Der Motor klingt zu Beginn leider etwas ungesund. Das hat sich aber im Schichtverlauf gelegt. Und ja, die Bremsen quietschen derzeit. Aber das sind Verschleißteile, da werde ich einen Austausch nahelegen, dann geht das wieder.
Ansonsten ist die Karre sauber und teilweise in neuwertigem Zustand. Sie schnurrt im Betrieb wie ein Kätzchen und macht Spaß. Den umklappbaren Beifahrersitz, den ich noch aus der 1925 kenne, hat sie zwar auch nicht, dafür ist es bereits das neuere Modell mit 4 Fensterhebern. Einen Turbolader und damit rund 50% mehr Leistung als die 72 hat sie ebenso wie eine Sitzheizung – was ja gerade in der kommenden Wintersaison hilfreich sein könnte. Selbst das Dachschild ist flach angelegt und somit vermutlich waschanlagentauglicher als die Aufbauten meiner beiden letzten Fahrzeuge. Alles in allem bringt mich das zu folgendem Fazit:

„Das mit dem Navi ist scheiße gerade. Wirklich! Aber dann muss ich mir halt ein eigenes besorgen. Es wäre jedenfalls blöd, dieses Auto wegen so etwas abzulehnen!“

Denn auch heute hab ich am Navi wieder nur für mich rumprobiert. Gebraucht habe ich es für keine einzige Fahrt …