Über den Berg

In letzter Zeit gab es einige längere Pausen hier bei GNIT und wie bei so ziemlich allem, was hier passiert, war das meine Schuld. Teils habe ich wenig gearbeitet, teils aber war ich auch einfach nur frustriert und hatte keinen Bock, mir während einer miesen Schicht auch noch Dinge aufzuschreiben, die irgendwer versehentlich positiv hätte verstehen können. Ich hätte zwar eigentlich zu kaum einem Zeitpunkt gesagt, dass ich meinen Job nicht mag, aber ich fürchte, in irgendsowas wie eine Winterdepression oder dergleichen bin ich durchaus reingeraten, denn es betraf Taxifahren, Schreiben und eigentlich alles gleichermaßen. Ich hab zwar noch nie wie eine Maschine funktioniert, aber dass mich auch Dinge dauerhaft stressen, die ich mir selbst ausgesucht habe … das passiert halt auch nicht alle Tage.

In den letzten Wochen allerdings ist es vermehrt wieder da: dieses „Ich will!“-Gefühl. Mit neuen Schreibprojekten wird das vielleicht noch dauern, aber der innere Taxifahrer ist schon mal zurück. Ich hab wieder Bock auf Club-Kundschaft, ich will nicht mehr nur, dass die nächsten acht Stunden einfach vorbeigehen. Und dabei darf es meinetwegen gerne ein paar Jahre bleiben!

Letztes Wochenende hatte ich z.B. eine Italienerin an Bord, mit der ich eine fabelhafte 30€-Tour hatte, die am Ende aber eben nicht des Geldes wegen toll war, sondern weil wir uns eine halbe Stunde lang gut unterhalten haben. Welchen Bullshit wir schon gemacht, welche Drogen wir schon genommen hätten, und wie langweilig wir trotz alledem wären.

Oder der Typ mit dem falschen Schnurrbart, der sich darüber kaputtgelacht hat, dass er sowas trägt und ihn bereits im Taxi wieder abzunehmen versucht.

Und dann der offenbar vor einer Beförderung stehende Typ im mittleren Management, der mir die besten Parkbänke nannte, um Nachts mit Blick aufs Wasser in Berlin noch einen Joint zu rauchen.

So viel Spaß in so kurzer Zeit!

Tatsächlich habe ich trotzdem gerade meine Arbeitstage reduziert. Ich hab Freitag bis Sonntag ein Auto quasi vor der Tür, ich will für eine vielleicht nur bescheidene Donnerstagsschicht gerade nicht extra zur Firma fahren. Ob’s mit arg viel mehr GNIT-Artikeln was werden wird, ist also eigentlich fraglich. Aber ich will die verbleibende Zeit besser nutzen als bisher und meine Augen und Ohren sind definitiv offener als in den letzten Monaten. Ich hoffe, dass auch die enttäuschten Dauerleser mir da eine zweite Chance geben.

Und ja, heute Abend geht’s wieder auf die Piste. Let’s rock! 🙂

Ausgeh-Outfits

Zugegeben, für Leute außerhalb einer Party-Metropole wie Berlin mag schon die Hälfte der normal anfallenden Besucher eines Clubs wie dem Berghain oder dem Sysiphos seltsam anmuten, aber ich will ehrlich sein: Auch wenn ich im Alltag jenseits meiner Größe eher unauffällig unterwegs bin: Genau das mag ich an Berlin und vergleichbaren Großstädten – dass man nicht auffällt, nur weil man mal einen Bad-Hair-Day hat oder auf dem Weg zur Arbeit gerne eine Taucherbrille trägt.

Und ich spreche da aus Erfahrung, denn auch ohne meine Heimatstadt schlechtreden zu wollen, ich habe solche Erlebnisse selbst schon gehabt. Jenseits all der Polizeikontrollen in meinem Leben erwischte mein Vater in Stuttgart auch mal unseren zukünftigen Vermieter, der trotz bereits unterzeichnetem Vertrag einfach mal unauffällig an unserer bisherigen Wohnadresse rumspioniert hat, um zu gucken, ob jener ominöse Sohn, der ihm da vom künftigen Mieter ins Haus geschleppt werden sollte „ned am Ende so oiner mit blaue Haar‘ isch“.
Ironie der Geschichte: Meine Interesse an Punkrock wurde erst in seinem Haus geweckt.
Und falls Sie hier mitlesen, Herr Müller: Das Kiffen und Saufen hab ich (unter anderen) auch von ihren Söhnen gelernt!

(Tekken 2 gegeneinander auf der PS1, Einsatz ein paar Kippen oder ein Elephant-Beer, geile Zeit! 🙂 )

Genug von mir, aber ich wollte kurz klarstellen, dass ich mit jedweder Paradiesvogel-Attitüde immer noch mehr anfangen kann als mit Nachbarschaftsgestalke wegen Stylingfragen. Vieles fällt  mir schlicht nicht einmal mehr auf.

Und dann stand sie gestern abend an einer Bushaltestelle im Osten Berlins: Eine junge Frau, vielleicht Mitte zwanzig, vertieft in ihr Smartphone und gekleidet in, nun ja: einen weißen Bademantel mit Herzchen drauf. Ich weiß, niemand sollte was auf die Meinung eines zugewanderten Berliner Taxifahrers geben, aber ich für meinen Teil gebe locker ein Sternchen und Daumen nach oben.

Und wie man ja weiß, wurden die Sternchen bei Twitter in Herzchen umgewandelt.

Warum Journalisten die bescheuertsten Fahrgäste Berlins sind

Na gut, na gut, Ihr habt mich erwischt: Das war eine völlig substanzlos übergeigte Überschrift, die die Realität überhaupt nicht widerspiegelt und gerade ich als nicht nur Taxifahrer (sondern auch Blogger und Autor) hab mit Journalisten auch schon grandiose Erfahrungen gemacht. Was kein Wunder ist, denn zum einen gibt’s tausende unterschiedliche Journalisten, zum anderen eint sie wenigstens ein Job, der ein Interesse an ihrem Gegenüber erfordert.

Und eines verbindet dann uns Journalisten und Taxifahrer wirklich: Wir haben beide immer nur sehr wenig Zeit für ein bestimmtes Gegenüber und müssen es in eine Schublade einsortieren.

An dieser Stelle kommen wir an den Punkt, an dem ich ein Problem mit einem vor ein paar Tagen bei der Welt erschienenen Text von Dennis Sand (Link zu Twitter) habe. Ich als Taxifahrer und noch mehr als Taxiblogger packe meine Fahrgäste natürlich auch in Schubladen. Gute wie schlechte, falsche wie richtige. Natürlich landet auch der einmal in 10 Jahren Betrunkene mal versehentlich in der Immer-Party-Schublade, andererseits sind Fächer wie „Axel-Springer-Journalisten, die glauben, das Taxigewerbe verstanden zu haben“ dann doch eng genug gefasst, um Dennis Sand einfach mal unbesorgt reinzulegen.

Eben genau so, wie für Journalisten alles was ein Taxifahrer macht darauf zurückzuführen ist, dass er Taxifahrer ist. Und die Absurdität zeigt sich schon am oberflächlichen Aufhänger von Sands ganzem Artikel: Dass Cem Özdemir wohl mehr als einmal in Berlin Probleme mit türkisch-nationalistisch eingestellten Taxifahrern hatte. Ich will da nicht allzu pingelig sein, aber da hab ich als deutscher Antinationalist UND Berliner Taxifahrer jetzt ein paar kleine Schwierigkeiten mit der Anwendung dieser Pauschalkritik auf mich. Und das trifft ebenso auf die an dem Vollpfosten zu, der sich handgreiflich gewehrt haben soll, den Journalisten Sand eine kurze Strecke zu befördern.

Andererseits habe ich dann neulich den netten Kollegen gesehen, dessen Taxi ihn völlig blöd auf Position zwei am Stand ausgeschlossen hat, was in dem Fall sicher blöd  für suchende Kunden ist, was aber nix daran ändert, dass die erste Beschwerde hier an die Zentralverriegelungs-Konstruktionsabteilung von Opel oder die Werkstatt der Taxifirma gehen sollte anstatt an „DIE Berliner Taxifahrer“.

Wir beide, Journalisten und Taxifahrer, liegen bei der Einsortierung oft daneben. Ebenso wie ich in diesem Leben wohl schwer noch zu einem türkischen Nationalisten werde, wird der Axel-Springer-Verlag zum Beispiel ehrlich genug, um zuzugeben, dass der bücherschreibende Taxifahrer der Bild kein Interview geben wollte und man deshalb Zitate aus der Welt zurechtgeschnitten hat, um diesen Eindruck zu erwecken. Wo kämen wir auch hin, wir  haben eben alle unsere Prinzipien, nicht wahr?

Aber gut, genug von mir. Der betreffende Text von Dennis Sand trägt den geradezu poetisch anmutenden Titel „Warum eine Taxifahrt in Berlin die ultimative Demütigung ist„. Vier kuriose Fahrer ergeben da ein Gesamtbild von Berlins über 10.000 Taxifahrern, aber was will ich als Berliner Taxifahrer schon sagen, denn Sand hat sie „alle erlebt“.

Was rechnerisch unwahrscheinlich ist, von der Sache her aber potenziell möglich erscheint.

Andererseits stellt sich dann schon die Frage, wie er bis dato an die „Seelenverwandtschaft“ zwischen Journalisten und Taxifahrern glauben konnte, weil er und seinesgleichen ebenso wie die Taxifahrer das Vertrauen einer Person gewinnen müssten. Sie natürlich wegen wichtiger Dinge und Taxifahrer wegen des Trinkgeldes.

Hier ein kurzes „BÄM, MOTHERFUCKER!“ an die gutgläubigen Journalisten da draußen: Das ist Bullshit! Ich versuch seit 8 Jahren ein netter Taxifahrer zu sein und so wie’s aussieht, ist das Trinkgeld bei uns langfristig fast auf den Cent genau gleich. Nur Kollegen, die unverschämt betteln, machen wirklich ein Plus. So viel zur tieferen Informationsebene. „Die Fahrgäste“ als Gesamtpublikum sind sogar noch bescheuerter als „DIE Journalisten“ oder  „DIE Taxifahrer“.

Ich  hatte anfangs gedacht, dass ich den Text hier ein bisschen parodieähnlich einfach entlang des verlinkten Artikels schreiben könnte, eine Art 1:1-Gegenüberstellung. Das hab ich nach dem Lesen allerdings aufgegeben, denn für mich als Taxifahrer liegt die Niveaugrenze eben über dem Asphalt und für alle, die sowieso nicht gerne zur Welt verlinkt werden:

Laut Sand ist es schlimm, dass Fahrer kurze Fahrten ablehnen, nicht da sind, lange Fahrten ablehnen, zu viel Trinkgeld erwarten, pampig sind oder türkische Nationalisten, Verschörungstheorien verbreiten und einem den Tod wünschen. Auch erwähnt: allgemein eine schlechte politische Diskussionskultur und schlichtweg Menschenhass.

Und nicht vergessen: Diese Liste soll auf eine irgendwie geheimnisvolle Weise ausgerechnet das Berliner Taxigewerbe widerspiegeln, obwohl das fast schon das bestmögliche Beispiel für eine Barnum-Aussage über einen aufsichtslosen Großstadtkindergarten, die letzte Betriebsfeier eines Mittelständlers oder die gesamte fucking Menschheit ist. Natürlich kann man da noch einiges hinzufügen, andererseits reicht die Bandbreite schon, um ganze Dörfer zu diskreditieren.

Ich weiß … wer bis hierhin gelesen hat und vielleicht eher Sympathien mit „DEN Journalisten“ hegt und Taxifahrer für eher so semi-proevolutionär hält: Ich hab Euch bis hierhin vorenthalten, wer Dennis Sands liebster Taxifahrer war …

„Dann war da der Mann, der sich selber Ali Ferrari nannte und eigentlich ein wahnsinnig netter Kerl war, der mir aber erzählte, dass er dreimal (!) fast (?) seinen Führerschein verloren hätte, weil er beim Fahren gekokst und Speed konsumiert hat, was richtig „scheiße von den Bullen“ gewesen wäre, weil er ja bald als Rapper durchstarten wollen würde und dafür eben mit dem Taxifahren nebenbei Geld verdienen müsste. Ali Ferrari, der mich beim Aussteigen fragte, ob Ali Ferrari nicht vielleicht doch ein blöder Name sei („Quatsch, einen besseren Namen kann ich mir nicht vorstellen“), ist der einzige Taxifahrer in Berlin, dem ich alles Gute wünsche.“

Und da muss ich passen. Das wäre, als würde ich Donald Trumps Twitter-Account „ironisch“ einen Journalismuspreis für faire Berichterstattung überreichen, da setzt’s einfach aus, sorry.

Was ich eigentlich sagen wollte: Ja, wir haben alle andere Ansichten, andere Erfahrungshintergründe und andere Jobs. Und natürlich gibt’s da Muster und Häufungen, reale und vermutliche. Und es gibt klischeebestätigende tatsächliche Arschlöcher ebenso wie überraschend vielschichtig Interessierte. Als Taxifahrer hab ich mich im Text von Dennis Sand nicht wiedergefunden. Mich würde jetzt interessieren, ob’s ihm als Journalist in meinem Text anders ging.

PS:
Ich danke @Remmo_Lade (Link zu Twitter) und  ein paar anonymen Lesern für den Hinweis!

Freude und Hass, alles auf einmal!

Ich erzähle oft tolle Stories hier, aber ich bin nur ein Autofahrer wie alle anderen da draußen auch: Ich hab mir im Laufe der Jahre ein paar tolle Fähigkeiten zugelegt, Reflexe verinnerlicht und bin sicher nicht schlecht in meinem Job. Andererseits gibt es selbstverständlich Momente, in denen ich dumme Fehler mache, die man sonst nur Fahrschülern zugestehen würde und ich halte mich trotzdem irgendwie für unfehlbar. Und dabei kommt dann halt sowas wie letztes Wochenende in Kreuzberg raus:

Ich hatte eben hochzufrieden eine Kundin abgesetzt, es war eine sehr angenehme Fahrt. Ich war eigentlich konzentriert und wollte nur – um das mal zu vereinfachen – links auf eine Einbahnstraße einbiegen. An einer Kreuzung, die zwar Ampeln für den entsprechenden Querverkehr, nicht aber für mich hatte. Ich sah nach rechts auf die zweispurige Straße und dort wiederum rechts jemanden stehen. Und schloß daraus, dass deren Ampel wohl gerade rot sei.

Ich kann rückblickend nicht sagen, ob ich auf die linke Spur nicht geachtet hatte, ob sie wegen einer Hecke zu schlecht einsehbar war oder es wirklich nur so war, dass der Typ scheiße schnell war und ich ihn einfach deswegen noch nicht sehen konnte. Aber egal: Als ich auf die Hauptstraße einbog, quietschten plötzlich Bremsen und nur wenige Zentimeter vor der Front meines Opels schlitterte mit einer gekonnten Ausweichbewegung ein Mercedes in mattem Schwarz vorbei, um hupend und reifenqualmend etliche Meter hinter der Kreuzung zum Stehen zu kommen.

Der Fahrer hat in der Situation eindeutig uns beide gerettet. Obwohl ich unberechtigt auf seine Spur gefahren bin, ist er ausgewichen und hat damit eine sicher sehr sehr unschöne Kollision vermieden. Top-Reaktion, vielen Dank dafür! Ich persönlich war auch immer stolz darauf, wenn mir sowas mal in der entsprechenden Situation gelungen war.

Deswegen: Danke, danke, danke! Du hast uns und vielleicht noch andere vor einem echt beschissenen Abend, einem Krankenhausaufenthalt und was weiß ich noch bewahrt! Toller Autofahrer, I like! Und ein dickes Sorry meiner Verfehlung wegen, ehrlich!

Andererseits muss ich rückblickend auch anmerken: Diese menschliche, motorische und meinetwegen moralische Überlegenheit erledigt sich in meinen Augen dann doch sehr schnell, wenn man anschließend an so eine Situation ohne Rücksicht auf den Verkehr quer über beide Spuren mit Warnblinker anhält, sich mit seinen in 170 Zentimetern nur schwer passenden Minderwertigkeitskomplexen aufplustert und mitten auf der Straße aussteigt um aggressiv rumzubrüllen, wie scheiße mein Verhalten gewesen sei. Und auf meine Entschuldigung und meine Danksagung für die schnelle Reaktion nur antworten kann, dass das trotzdem scheiße sei.

Und das nicht, weil ich glaube, dass das meinen Fehler besser macht. Ehrlich nicht! Ich hab in dem Moment Scheiße gebaut, bei einem Unfall wäre ich schuld gewesen und ich bin nach wie vor dankbar fürs Ausweichen!

Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich das weiß: Wieviel bringt’s mir wohl, dass man mir das nochmal ins Gesicht brüllt, Du asoziales Arschloch?

Und ja: Ich meine das ernst! Denn wie oben verlinkt: Ich kenne auch die andere Seite und ich hab’s bisher auch ohne Einschüchterungsversuche und Beleidigungen geschafft.

Vom Draußen und Drinnen

Die letzte Zeit gab’s bei GNIT nix zu lesen und das hatte einen einfachen Grund: Ich habe kaum gearbeitet. Zum einen, weil es einer der erbärmlichsten Januare seit Beginn meiner Aufzeichnungen zu sein scheint, zum anderen weil ich die letzte Woche deutlich mehr damit beschäftigt war, mir das Rauchen abzugewöhnen. Da sind Taxistände in den ersten drei Tagen nun wirklich nicht gerade die versuchungsärmste Umgebung, das würde ich also niemandem empfehlen. 😉

Andererseits muss man ja auch nicht mehr so viel aussteigen, wenn man nicht raucht. Und genau zum Aussteigen hatte dann ein mir bis dato unbekannter Kollege die Story des Wochenendes geliefert, als ich mal für ein paar Stunden sowas wie Arbeit imitiert habe. Er kam am Stand gleich auf mich zu und meinte:

„Ist Dir das auch schon passiert, dass sich dein Auto abgeschlossen hat, obwohl der Motor läuft?“

Äh, nein?

Und ich habe definitiv viel Übung darin, das Auto mit laufendem Motor stehen zu lassen und auszusteigen. Im Falle des Kollegen war’s ein Zafira Tourer, also das Nachfolgemodell von meinem. Hab also noch geschätzt 250.000 km Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Dann aber sollte ich das, denn eines hab ich jetzt schon gemerkt: Mir ist auch als Nichtraucher nach gelegentlichem Aussteigen. Frische Luft, Beine vertreten, diese Geschichten. Soll ja auch gesund sein.

Frohe Festtage allerseits!

Gestriges Weihnachtssingen in der alten Försterei, Quelle: Sash

Nachdem die letzte Zeit bei GNIT etwas ereignisarm verlaufen ist und ich auch meinen Privatblog noch nicht gefixt habe, wollte ich zu Beginn des allseits einsetzenden Plätzchenkomas kurz mal schreiben, dass hier alles gut ist und die kleine Pause hier vor allem der kleinen Pause im Taxi, bzw. teilweise auch der wenig spektakulären Ereignisse während der letzten Schichten zu verdanken ist.

Mir geht’s gut, GNIT ist auch nicht tot oder so, es ist einfach Weihnachten. Das wird auch nicht der letzte Eintrag 2016 sein, ab 29.12. mache ich wieder die Straßen unsicher, inklusive Silvester. Es ist also noch ein paar Tage zu früh, mich aus dem Reader zu schmeißen. 😉

Ich hoffe, Ihr habt bis dahin alle ein paar schöne Tage, möglichst wenig Stress und viel gutes Essen!

Einen großen Dank Euch allen für die vielen Kommentare, Hinweise, Anregungen, netten Unterhaltungen, Taxifahrten und was sonst so alles die letzten Monate ausgemacht hat!

Nun feiert schön, ich werde es auch machen. Und dann geht’s weiter! 😀

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Lob und Tadel

„Na, Du bist auf jeden Fall mal der Retter in der Not heute Nacht!“,

begrüßte mich einer meiner drei neuen Fahrgäste lautstark. Der Grund war schnell gefunden: Sie hatten bei beiden Zentralen bereits angerufen, die aber hatten ihnen kein Taxi vermitteln können. Bittere Ausbeute für Friedrichsfelde um 2 Uhr, aber was will man machen?
Der Kunde hatte da eine ganz eigene Idee: Sich beschweren. Wenn man ihm glauben darf, hat er nach der verpatzten Vermittlung nochmal bei einer der Zentralen angerufen, nach einer Beschwerdehotline gefragt und wurde daraufhin aus der Leitung geschmissen. Wenn’s so war, war das freilich unschön, andererseits ist es bei näherer Betrachtung des Geschäftsfelds unserer Taxizentralen auch etwas irrsinnig, sich wegen sowas beschweren zu wollen. Dass es ärgerlich ist, kein Taxi zu kriegen, ist klar – aber wie ich dem Kunden auch nochmal erklärt habe, ist die Sache halt die: Die Zentrale fragt erst einige, dann mehr und letztlich fast alle Taxifahrer an, ob sie die Tour machen wollen. Kommt da keine positive Antwort, dann ist es halt dumm gelaufen. Und mal nebenbei: Die Taxifahrer, bzw. die Taxiunternehmer bezahlen die Zentralen für die Vermittlung, nicht umgekehrt. Arg viel Druck ausüben kann so eine Zentrale entsprechend auch nicht.

Wie dem auch sei: Die angetrunkene Partykundschaft, die ich immerhin bis Prenzl’berg im Auto haben sollte, fand das alles total schlimm. Obwohl sie nun bereits im Taxi saßen. Mein Beifahrer während der Tour kündigte dann auch nochmal groß an, „denen“ jetzt nochmal die Leviten zu lesen. Er schlug sogar vor, einfach aus Rache einen Kollegen in die Walachei zu bestellen, um’s denen mal richtig zu zeigen.

Da bin ich dann auch sauer geworden und hab ihm lautstark erklärt, dass wegen so einer kindischen Geschichte jetzt irgendein Kollege, der sich extra die Mühe macht, trotz 10 km Anfahrt den Auftrag anzunehmen und das der Zentrale hingegen völlig egal sein kann. Der Kunde tat das mit einem „Jajaja“ ab und erklärte mir, er würde „das dann anders machen“. Und so rief er bei einer Zentrale an, wollte sich darüber beschweren, dass er weggedrückt worden wäre, bemerkte dann, dass es die falsche Nummer war und gab kleinlaut auf.

Soweit war das schon der latenten Aggressivität wegen stressig, aber dann kam der nicht minder bekloppte, aber versöhnliche Teil:

Da ich ja nun entgegen der Kollegen von den fünf anderen Nummern (Ja, unsere nur noch zwei Zentralen haben noch mehr, wer weiß, ob sie zigfach die selbe angefragt haben) total super und vor Ort war, wollten sie „meine Nummer“ anrufen. Dass ich quasi Nichtfunker bin, ging völlig unter, den der Kumpel auf der Rückbank hatte eine Nummer der Zentrale schon ausgespäht. Werbung im Innenraum – SOOO hilfreich! 😉
Ich hab eingeworfen, dass die Nummer auf der Frontscheibe, wie noch ein paar weitere, ebenfalls dorthin führen würden, allerdings nix mit mir zu tun hätten, und dass sie unweigerlich bei einer Adresse landen würden, die sie vorher schon angerufen hatten.

Aber Alkohol, Mitteilungsbedürfnis etc. pp. …

Mein hackestrammer Kunde rief nun also bei „meiner“ Zentrale an, einfach um lobend loszuwerden, dass „ihr“ Fahrer immerhin mal was tut, anders als in den anderen sieben Unternehmen. Aber echt jetzt! Der sei super und das müsse nun auch mal gesagt sein!

Ich hab keine Ahnung, wie oft bei unseren Funkvermittlungen derartige Anrufe eingehen. Ich kann den Mitarbeitern dort aber versichern: Ihr habt noch den einfacheren Job, ehrlich! 😀