Wahre Freundschaft

Auch unter Freunden lässt sich nicht immer alles ganz locker klären. Und Geld ist natürlich auch ein schwieriges Thema, schon klar. Als Taxifahrer kriege ich das bei meinen Fahrgästen ja meistens nur beim Bezahlen mit. Wenn dann alle Leute brav ihre 3,40 € zahlen sollen, anstatt dass einer den Zehner vorschießt zum Beispiel. Aber das von diesem Freitag war meines Wissens nach neu.

Ich war recht froh, auf dem Rückweg von einer längeren Tour noch Winker bekommen zu haben. Zwei Mädels, ein junger Kerl. Eine etwas sonderbare Truppe, schon weil die Damen geschätzt 10 Jahre älter waren als er. Aber gut, als ich auf das freundliche Winken hin anhielt, wurde ich gefragt, was es zum Matrix kosten würde. Ich schätzte ungefähr 15 €.

Gegen den Preis hatte niemand was einzuwenden, nur der junge Mann musste eingestehen, keinen Fünfer mehr zu haben. Woraufhin zu meiner Überraschung entschieden wurde, dass er dann eben nicht mitfährt. 0.o
Also versteht mich nicht falsch: Ich als Taxifahrer bestehe ja auch drauf, dass mir meine Dienste bezahlt werden. Wieso aber jemand draußen stehenbleiben muss, weil er nix beisteuern kann … ist ja nicht so, dass die Fahrt für die Frauen deswegen jetzt noch billiger geworden wäre.

Aber ok, vielleicht hat er sie ja davor schon genervt, was weiß ich.

Kurz darauf sollte dann die Dame auf der Rückbank ihren Anteil an der Fahrt schon mal rausrücken, beschloss meine Beifahrerin. Die kam nun ein wenig in Erklärungsnot, denn ganz offensichtlich hatte sie auch nichts mehr. Oder zumindest nicht die 8 € Anteil für die Fahrt, die ausgemacht waren. Ergo:

„Schmeißen Sie sie bitte an der nächsten Ecke raus!“

Und tatsächlich: an der nächsten Bushaltestelle, als ich gerade an einer Ampel hielt, wurde die ach so gute Freundin dann abgesetzt. Was für eine fröhliche Truppe …

Und was die Feierlaune anging:

„Is‘ ja jetzt auch scheiße! Wenn ich jetzt alleine zum Matrix fahr, hab ich ja auch nur noch’n Zehner übrig. Lässte mich an der nächsten S-Bahn-Station raus?“

Meinetwegen gerne. Und für mich war die Sache damit dann ja auch durch. Einen knappen Zehner hat’s immer noch gebracht und mein Kilometerschnitt war wieder im Reinen. Aber mit einer so kurzen Fahrt mal eben den Abend von drei Leuten versaut zu haben – die dann alle irgendwo einsam und angepisst in der Prärie rumstanden – das kann ich mir wahrscheinlich auch erst seit diesem Wochenende auf die Fahnen schreiben. 0.0

18 Kommentare bis “Wahre Freundschaft”

  1. senfgnu sagt:

    Och, vielleicht wollte die Dame auch nur mal ein Exempel statuieren. Ich hab auch so meine Experten im Freundeskreis, wo man seinen Auslagen ewig hinterherlaufen muss. Die steigen allerdings garnicht erst ein…Würde ja einen Fünfer kosten.

  2. mattvonp sagt:

    Manche Leute haben Probleme….. Bei uns zahlt jedes mal ein anderer, irgendwie gleicht sich das dann mit der Zeit aus.

  3. sarc sagt:

    Bin ja auch Schwabe und schau aufs Geld, aber so was… Ne… Halten das da eher wie mattvonp, jeder zahlt halt mal, passt am Ende schon irgendwie. Wenn einer das Gefühl gehabt hätt, zu viel zu zahlen, hätten wir das halt ausdiskutiert. War aber wenn dann das Gegenteil, dass immer einer meinte, er wär mal wieder dran. Und wir hattens alle nicht so dicke…

    Wär für mich ja mal ganz schnell n Grund, mir neue Freunde zu suchen.

  4. Mic ha sagt:

    Das klingt mir eher nach Geschwister. Und die sind ja meist härter zueinander als es Freunde sind.

  5. Sam sagt:

    Vor allem: wenn 2 von 3 eh blank waren, wie wollten sie dann feiern gehen? Überlege ich mir sowas nicht irgendwie vorher?
    Wir teilen die Rechnung auch meist vor Ort, solange das ohne große Verzögerungen geht (wir gehen aber auch eher Essen als Feiern oder Taxifahren). Wenn dann jemandem nen Euro fehlt oder er mangels weiterem Kleingeld kein Trinkgeld mehr geben kann, dann springt halt ein anderer ein. Man kann die Dinge auch zu genau nehmen.
    Wenn meine Freunde mir nichtmal nen Fünfer wert wären, bräuchte ich keine Zeit mit ihnen verbringen.

  6. hrururur sagt:

    Ich komm hauptsächlich beim gemeinsamen Urlaub mit den Mädels in die Situation, dass das mit dem Geld irgendwie geregelt werden muss. Da wird dann grob ne Liste geführt, wer was bezahlt hat und am Ende werden nur die Differenzen bezahlt. Das geht prima und so richtig genau nehmen wir die Liste auch nicht. Hat aber den unschlagbaren Vorteil, dass nicht jeder sein Geld mitnehmen muss zum Strand oä und es auch keine Diskussionen gibt, wie es bei einem gemeinsamen Urlaubsportemonnaie ist wo jeder morgens den geschätzten anteiligen Tagesbedarf reinlegen muss. Das hatten wir mal als wir mit unseren Eltern und deren Freunden im Urlaub waren. Wir waren im Grundschulalter, die Freunde kinderlos. Da gab es nur Streit, ob es jetzt zur gemeinsamen Kasse gehört, dass wir Kinder deutlich öfter n Eis wollten und wie man das nun einberechnet, wenn die Großen sich auch ein Eis holen. Das Eis einfach aus der gemeinsamen Kasse auszuschließen ging ja aber auch nicht, dann hätten die ja noch n Extraportemonnaie mitnehmen müssen und bla. Und am Ende haben die dann wirklich noch Terz gemacht, weil die Milch, die nur für uns Kinder wegen der Cornflakes gekauft wurde, mit 1,50 statt 1,47 berechnet wurde.

    Wir sind NIE wieder mit denen irgendwo hin gefahren. Ein schrecklicher Urlaub.

  7. hrururur sagt:

    @Sam: vielleicht waren sie nicht blank sondern hatten nur kein Bargeld oder nur größere Scheine, was das gemeinsame Zahlen dann ja sehr kompliziert macht

  8. ednong sagt:

    Is ja unglaublich … ich fass es nicht. Wollen also feiern gehen und können weder gemeinsam noch separat ein Taxi bis dahin bezahlen? Oh man.

  9. Sash sagt:

    @senfgnu:
    Das ist ja wieder was anderes. Aber jemanden dann nicht mitnehmen?

    @mattvonp, Sam und sarc:
    Gesunde Einstellung, finde ich.

    @Mic ha:
    Mag ja sein. Aber jemanden stehen lassen wegen sowas? Also härtere Verbalgefechte … ok. Aber das?

    @hrhrurur:
    Ach du Scheiße! Manche Leute haben wohl keine anderen Probleme. 0.0

    @ednong:
    Gemeinsam konnten sie es ja. Aber die Kommunikation, die Einstellung … wenn Du mich fragen würdest: Da lief alles schief, was nur schief laufen kann.

  10. Arno.nyhm sagt:

    @hrururu

    Auf dem iphone hab ich Share-a-bill mir installiert. Klappt dann immer wunderbar mit abrechnen

  11. Basti sagt:

    Werde ich nie verstehen sowas. Wir achten in unserem Freundeskreis auch ein bisschen darauf, dass niemand unverhältnismäßig viel bezahlt aber es gab noch nie Streit und wenn jmd mal etwas fehlt, dann bekommt derjenige das ausgelegt, wir kennen uns lang genug und vertrauen uns deshalb auch.
    Waren nach em Abi auch zu viert im Urlaub, hatten ne gemeinsame Kasse und es gab nie Streit weil man halt ein paar Lebensmittel gekauft hat, die ein anderer nicht mochte. Sowas gleicht sich immer aus.

  12. hrururur sagt:

    Arno: wir haben alle Android zum Glück. Außerdem ist uns das zu blöd. Das mit dem Zettel funktioniert ja ganz hervorragend und ist auch nicht mehr oder weniger Aufwand

  13. Marco sagt:

    Boah, sowas ist mir echt total fremd. Wobei ich schon auch ab und an merke, dass die in unserem Freundeskreis übliche Methode vielen anderen fremd ist.

    Wenn wir weggehen, ist es je nach Größe der Gruppe so, dass entweder einer losmarschiert und die erste Runde Getränke holt, und dann nach und nach die anderen die nächsten Runden, oder, bei größeren Gruppen, werden 10 oder 20 Euro pro Person eingesammelt und davon wird dann kistenweise Bier gekauft, bis das Geld weg ist, und dann wird wieder eingesammelt. Da achtet dann niemand darauf, ob jetzt einer ein Bier mehr trinkt, ob die Reihenfolge der Runden eingehalten wird, ob mal eine Runde ein Getränk größer oder kleiner ist, weil evtl. jemand aussetzt oder wasweißich. Gleicht sich sowieso alles über die Zeit aus.

    Bei so Sachen wie Taxi, die selten vorkommen und was hier auf dem Land recht teuer ist, weil immer noch die Anfahrt hinzukommt, versucht man dann, ungefähr das Geld einzusammeln, aber im Endeffekt läuft auch das nur grob, je nachdem, wie die Leute Kleingeld haben etc. Auch hier gleichen sich kleinere Unterschiede über die Zeit aus.

    Funktioniert natürlich alles nur, so lange nicht Leute dabei sind, die es immer und offenbar absichtlich ausnutzen, immer dann, wenn sie eigentlich eine Runde Getränke holen müssten, zur Toilette gehen und sowas.

  14. Feuerwehrmann sagt:

    Ich kenne es im Freundeskreis auch nur so dass Pi mal Daumen abgerechnet wird.
    Wie Marco schon sagte ist man auf dem Land nicht so der Taxi-Fan. Schnell ist man bei 20€ und mehr. Gerade bei großen Festen gibt es zu wenig Taxen und wenn man dann eins bestellt und ehrlich wartet, dauert es Stunden und mehrere Telefonate. Die Taktik der Taxis war lange „Seid ihr Müller nach A-Dorf?“ und alle aus A-Dorf waren plötzlich Müller;)
    Mittlerweile ist es besser geworden. „Nach A-Dorf?“ „Ja.“ „Name?“ „Müller“ „Ok.“
    Und somit gibt es halt viel Fahrradfahrer oder Fussgänger. Ein paar Kilometer sind halt kein Problem, ansonsten bleibt halt einer Fahrer.

  15. Mic ha sagt:

    @Sash
    Naja, wenn der- bzw. diejenige das öfters macht, klar. Oder wenn der Abend eh schon für die Katz‘ war. Ich find auch das Rausschmeissen jetzt nicht so schlimm. Klingt mir nach Patzigkeit, nicht nach bösem Willen.

  16. Zugfahrer sagt:

    Bei Geld hört halt schnell die Freundschaft auf. Finde ich aber durchaus in Ordnung.

  17. Nick sagt:

    Bei uns gilt immer die Regel: Vorne rechts zahlt.
    Das ganze wird dann entsprechend mit Getränken im Club oder Bargeld (direkt / irgendwann) ausgeglichen.
    Ich kann mich auch glücklich zählen in einem Freundeskreis zu sein, in dem es nicht auf den Euro ankommt und die besser Verdienenden und weniger Verdienenden sich auch mal gegenseitig ausgleichen.

  18. […] Ich hatte es kürzlich erst: Wer nicht zahlt, fährt nicht mit! […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: