Taxiträume

Träume sind ja was wunderbares. Viele Leute finden Träume beängstigend, ich hingegen finde sogar Albträume grandios. Natürlich, während sie anhalten, sind sie furchtbar, aber nach dem Aufwachen stellt sich bei mir immer sehr schnell ein sehr wohliges Gefühl ein. Diese Erkenntnis, dass das Gehirn im Schlaf dazu in der Lage ist, einem den groteskesten Scheiß irgendwie als realistisch zu verkaufen, ist für mich einfach nur ein Grund für immerwährendes Staunen und Respekt vor der Natur. Ehrlich. Und man kann sich in Anbetracht dieses Phänomens auch ganz gut erden in Sachen Wahrnehmung und Sinnestäuschung. Wenn ich des Nachts hundertprozentig überzeugt bin, ich könne fliegen – dann könnte es doch vielleicht auch sein, dass ich da etwas als UFO uminterpretiert habe, das eigentlich auch ganz anders erklärbar wäre …

Aber gut, das ist ja ein Taxiblog hier.

Träume speisen sich letztlich auch aus dem Pool an Erfahrungen, die wir im Leben so machen – und da gehört der Beruf zweifelsohne dazu. So kommt es natürlich gelegentlich auch vor, dass ich vom Taxifahren träume. Ich kann mich da zugegebenermaßen an fast nix erinnern, aber letzte Woche ist mir das wieder mal passiert und das will ich niemandem vorenthalten. Erstaunlicherweise ging es nicht um Kunden.

Nein, es ging um das Auto selber. Das hatte ich – wie derzeit auch oft in Wirklichkeit – für mehrere Tage bei mir zuhause. Nicht, dass das im Traum wie mein Zuhause aussah, aber solche Dinge kommen vor. Jedenfalls hatte ich aus irgendeinem Grund – es ging wohl um den Transport von irgendwas großem – das Auto auseinandergebaut. Also so richtig. Obwohl es nur wenig Sinn ergibt, waren sämtliche äußeren Karosserieteile entfernt, mein kleiner Opel sah aus wie für ein Stock-Car-Rennen hergerichtet. Nun hatte ich aber auch im Traum Chefs und mir wurde bald klar, dass ich die Kiste, bevor ich sie bei ihnen abstelle, auch wieder halbwegs in den Normalzustand versetzen sollte. Das Problem fortan war: Ich fand viele Teile gar nicht mehr und einige waren zudem (warum auch immer!) kaputt. Eigentlich bestand der ganze Traum aus der Horror-Tortur, auf irgendwelchen Schrottplätzen verbogene Zafira-Teile zu suchen und sie behelfsmäßig am Rahmen des Autos anzubringen, was nur so mittel funktioniert hat und so eine Art Gaffa-Tape-Orgie wurde. Ich würde gerne einen Screenshot aus meinem Kopf anfügen, denn am Ende sah die Kiste ungefähr so aus wie ein Requisit, das in sämtlichen Schwarzenegger-Filmen vom Hauptdarsteller benutzt wurde.

Wie so oft gab es auch bei diesem Traum kein sinnvolles Ende, keine Pointe oder sowas. Ich hab noch nicht einmal eine Ahnung, an welches reale Ereignis das anknüpft. Daran, dass ich das Auto vorletzte Woche ungewaschen abgestellt habe? Wer weiß …

Auch wenn es jetzt wie ein billiger „Call to Action“ aussieht: Es würde mich wirklich verdammt interessieren, was Kollegen schon so alles bezüglich unseres Jobs geträumt haben!

17 Kommentare bis “Taxiträume”

  1. Würst. sagt:

    Ärgerlich ist es, wenn man bei so einem Traum aufwacht, bevor man fertig geworden ist, weil die Fortsetzung „Alptraum Part II“ gibt es nicht.

  2. hrururur sagt:

    Bin zwar kein Berufsgenosse, aber ich hab damals zu Kassiererzeiten manchmal so Schrott geträumt, dass JEDE meiner Handlungen mit dem Piepsen unterlegt war. Zahnpasta in die Hand nehmen – PIEP, Zahnbürste anschalten – PIEP, ausspucken – PIEP, … Das hat fast n Jahr gedauert, bis sich das komplett gelegt hat. Das waren allerdings keine Albträume, ich fand das innerhalb des Traums total normal. Und so sehr mir das Piepsen auch heute noch als Kundin auf den Sack geht, so hilfreich ist es halt bei der Arbeit. Wobei so ein vibrierendes Schiedsrichterarmband auch cool wäre. Piepsen bringt einen an den Rand des Wahnsinns als Kopfschmerzpatient, ein tieferer Ton würde aber in der allgemeinen Lautstärke untergehen, irgendwas optisches würde entweder Migräne oder Epilepsie auslösen und wenn an der Kasse selbst irgendwas vibriert, wäre es sofort kaputt. Da gehen täglich mehrere Tonnen drüber.

    Also werden weiterhin Kassiererinnen vom Piepsen träumen

  3. Ingmar sagt:

    Ich träume relativ selten von der Arbeit, aber neulich nach der Mensa-Party an der Uni Bremen, habe ich gefühlt mehrere Stunden lang im Traum durchgehend die verschiedensten Leute aus den unterschiedlichsten Ecken zu eben dieser Party gefahren. Und zwar nur dort hin, es gab keine anderen Ziele. Das fand ich schon etwas befremdlich, zumal die Routen, die ich im Traum gefahren bin auch immer absolut genau die richtigen und sehr realitätsnah waren.

  4. oni sagt:

    Ich träume nur öfter den klassischen Alptraum wohl aller Akademiker*innen:
    Ich muss zurück an die Schule bzw. Uni, weil jemand gemerkt hat, dass mir im Abi bzw. Diplom eine Prüfung fehlte. Da habe ich dann realistischerweise aber zehn Jahre später keine Chance zu bestehen, weil ich das Wissen im Alltag nicht in der Form brauche.

    Von meiner jetzigen Arbeit träume ich nicht, die ist an sich schon eine Reihe von Träumen und Alpträumen.

  5. Joe sagt:

    Ich träume immer dann vom Taxjfahren, wenn ich überarbeitet bin. Ich fahre immerhin schon 39 Jahre und da kann man schon mal die Nase vollhaben. In meinem Traum fahre ich ganz normal mit Fahrgästen durch Düsseldorf. Manchmal kann ich mich sogar an die Fahrtroute erinnern. Etwas verstörend finde ich den Traum aber, da ich immer rückwärts fahre. Die Fahrt wird immer schneller und schneller. Sekundenbruchteile bevor ich einen Unfall baue, werde ich immer wach??? Ich kann also behaupten, solange ich rückwärts Taxifahre, war ich noch nie in einen Unfall verwickelt. Vielleicht mach ich das doch mal zu meinem Erkennungsmerkmal. Dann komme ich entweder in die Zeitung oder in eine Anstalt, wo mir die freundlichen Helfer mit den weissen Jacken in eine solche helfen.

  6. Joe sagt:

    @Roichi
    Danke für den Hinweis. Fand ich sehr interessant. Aber ich bin bestimmt immer schneller unterwegs als der indische Kollege.

  7. Der Banker sagt:

    Ich komme in meinen Träumen häufig zu spät zur Arbeit. Irgendwas ist immer, falscher Bus, falsche Bahn, irgendwas sonst hält mich auf, oder die Bahn verfährt sich, die Schienen verschwinden, oder statt 3 Halten sind es auf einmal 24.
    Gelegentlich bin ich im Traum auch wieder in der Schule, wo ich dann entweder genau wieder dieses Problem habe oder meinen Klassenraum bzw die Stunde nicht weiß und mich auch schon ein paar mal gefragt habe, was ich hier mache, da ich ja eigentlich arbeiten gehen sollte.

  8. Holger sagt:

    Habe schon mehrfach geträumt, dass mir zum Taxifahren als Fahrzeug nur ein Fahrrad zur Verfügung stand, und der Fahrgast auf dem Gepäckträger Platz nehmen musste. Mehrfach geträumt!!!! Und mindestens einmal kam ich zu spät zum Kunden und hatte mich nicht richtig angezogen. Das heisst, nur der Oberkörper war bekleidet und untenrum war ich nackig. Dieser Traum war wirklich gruselig, und ich möchte auf gar keinen Fall wissen, was mein Unterbewusstsein da hinein gepackt hat.

  9. Papa, Ball ! sagt:

    Ich hatte mal geträumt, dass mir „Die Knef“ ins Taxi steigt und ich sie nicht erkenne. Daruf hin „Die Knef“: Ich bin „Die Knef“ ich bin „Die Knef“ fahren Sie mich sofort ins Kranzler, Sie Idiot!

  10. Bernd K. sagt:

    @oni: stimmt! Etwa einmal jährlich wird entdeckt, dass mir die Diplomarbeit noch fehlt. Zuletzt war ich da ganz schön im Gelände und zwischen den Prof-Zimmern umhergeirrt…
    @Der Banker: „irgendwas ist immer“ – Diesen Satz wird dir (fast) jeder wache(!) ÖPNV-Nutzer unterschreiben. Dafür braucht es keine (Alb)Träume. 🙁

  11. dost sagt:

    Ich, als 100 kilo Mann, träumte einst, dass ich im Hungermodus ward.

  12. Aro sagt:

    Vom Taxifahren habe ich trotz 16 Jahren im Job noch nie geträumt, glaub ich. Vermutlich ist mein Alltag traumhaft genug 😀
    Dafür träume ich öfter mal im Taxi.

  13. Der Banker sagt:

    @Bernd K.,
    auf den Scheiß, den ich mir da so zusammenträume, kommt selbst der ÖPNV nicht.

  14. Sash sagt:

    @Würst.:
    Wohl war. Und luzides Träumen ist anstrengend zu erlernen. Obwohl ich schon darüber nachgedacht hatte …

    @hrururur:
    Autsch, das klingt unangenehm!

    @Ingmar:
    Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich glaub, irgendwas ähnliches hatte ich auch schon. Aber ja, ist auch öde.

    @Joe:
    Crazy. Und das sage ich, obwohl ich den Link von @Roichi schon kannte. 🙂

    @Der Banker:
    Das kenne ich auch. Und ja, das ist fies!

    @Holger:
    Made my Day! XD

    @Papa, Ball !:
    Aber immerhin auch sehr speziell!

    @dost:
    Hmm, das kenne ich ja selbst mit 50kg mehr nicht …

    @Aro:
    Ist zweifelsohne sogar die bessere Lösung. 😀

  15. Marco sagt:

    Nach der Antwort von „hrururur“ konnte ich nicht mehr! Hab mich voll an meinem Kaffee verschluckt vor lauter lachen!!! Weiter so!!! 😉 🙂

  16. ThorstenV sagt:

    „Und luzides Träumen ist anstrengend zu erlernen.“

    Geht so. Man muss sich nur angewöhnen, sich ständig zu fragen, ob das, was man gerade tut (einen Kommentar in ein Taxiblog schreiben? RRrreally?) nicht ein Traum ist.
    War bei mir aber nur ein paarmal interessant.

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