„Hey, was kost’n bis Spandau?“
„Kommt drauf an, wohin genau … ich muss da auch eher grob schätzen.“
„Rathaus Spandau.“
„OK, und Ihr seid … fünf? Ich schätze jetzt mal grob 35 € und bei Fünfen ist das dann ein Fünfer mehr. Also 40 €.“
„Das geht ja mal gar nich‘, Digger. Der Taxirechner hat uns 33 € gesagt.“
„Mit fünf Leuten? Wie gesagt: Das is’n Fünfer extra.“
„Ja nee, aber Fünfter is ja auch irrelevant.“
„Leider nicht. Und wenn’s ohne Fünften 33 € sein sollen, dann sind meine 35 doch eigentlich ganz gut geschätzt gewesen, oder?“
„Also machste 35, ja?“
„Nee.“
„Wie nee?“
„Jungs, ich wüsste nicht, warum ich dauernd Sonderpreise machen sollte.“
„Ja, aber is‘ doch gut, oder?“
„Nee, ich werd‘ doch nicht am Samstag Abend billiger fahren! Hinter Euch stehen schon die nächsten …“
„Ja, aber Alter, Spandau!“
„Ja, gerne. Aber nach Tarif, so isses halt.“
„Wir haben hier aber unser letztes Geld zusammengekratzt …“
„Dumm gelaufen, dann müssen wir halt an ’ner Bank anhalten oder ihr zahlt mit Karte oder …“
„Aber Du hast doch gesagt: 33!“
„Nein! Ich hab 35 gesagt, plus ein Fünfer.“
„Aber wir haben doch 33!“
„40!“
„40? Alter, wir wollen bis Spandau, nicht bis Bremen! Also machste oder nicht?“
„Nö.“
„Wie nö?“
„Einfach nö.“
„Alter, so ’ne Fotze wie Du muss man erst mal sein! Wein‘ dich mal aus bei Mami, kriegste halt keine Tour nach Spandau, sondern stehste hier rum wie so’n Baby und weinst uns nach, weil Du mal wieder nix zu arbeiten hast, Du Drecksspast!“
Nun, geweint hab ich irgendwie recht wenig an dem Abend. Stattdessen haben die total tollen Möchtegern-Kunden vor dem Auto Heulgeräusche imitiert, um mich zu verspotten. Was mich irgendwie nicht so wirklich tief ins Mark traf, weil zum einen sie da nun rumstanden und sich wie Kleinkinder aufgeführt haben und ich kurz vor Ende der Schicht mit gutem Umsatz in der Tasche sowieso mal überhaupt keinen Bock auf eine Fahrt nach Spandau hatte. Zumal ich mir ja ausmalen konnte, wie diese lange Fahrt wohl mit solch geistigen Unterseebooten ausgesehen hätte. Ich hatte mit Fremdscham wesentlich mehr zu kämpfen als mit irgendwas anderem.
Mal im Ernst: Im besten Falle wären die Typen eine Stunde früher zu Hause gewesen. Und sie waren noch guter Dinge, als sie vermuteten, 6,60 € pro Person dafür zu bezahlen. Ich hab ihnen gesagt, dass es leider nach dem gesetzlich vorgegebenen Tarif 8,00 € wären. Ja, sicher, es ist mehr Geld. Hätten wir alle gern. Ich würde mich ja auch freuen, bei solchen Flitzpiepen einfach mal einen Hunni als Entschädigung verlangen zu dürfen. Schon für den Ausfall an Hirnzellen.
(Immer dran denken: Die haben versucht mich zu beleidigen, wie ich es seit dem Kindergarten nicht mehr live erlebt habe!)
Und anstatt nun Pro und Contra abzuwägen, haben sie für 1,40 € pro Person je eine Stunde Mehraufwand in Kauf genommen. Das war sicher ein unglaublich befriedigendes Gefühl.
Ich drück’s mal diplomatisch aus: Ich hab eine andere Theorie darüber, wer hier über wen lachen kann. 😉
Wenn’s um Geld geht, sind die Leute teilweise – oder gar überwiegend – echt bescheuert. Sieht man auch immer, wenn der Sprit gerade extrem günstig ist. Ist der Liter mal 10 Cent billiger als normal, dann stehen die Autos Schlange an den Tankstellen bis auf die Straße, da drehen die Leute völlig frei, auch wenn sie ’ne halbe Stunde anstehen müssen und meist ist der Tank noch nicht mal lohnenswert leer. Angenommen, die packen da 30 Liter rein, dann haben die Vollpfosten 3.- Euro gespart und ’ne halbe Stunde ihrer Freizeit geopfert, also ist denen ihre Freizeit gerade mal 6.- Euro pro Stunde wert. Würde ich sie fragen, ob sie bitte für 3.- die nächsten 30 Min. auf mein Auto aufpassen, würden die mir wahrscheinlich ’nen Vogel zeigen.
Oder meine klassische Tankstellen-Beobachtung: Mann kommt in Tankstelle (ja, immer nur Männer) um die Kassiererin zu informieren das er gerade *nicht* getankt hat weil der Preis 1¢ höher ist als er es am Morgen war … nimmt sich aber, wo er schon mal da ist, noch ein Sixpack und eine Tüte Chips zum Tankstellen-Tarif mit …
Das war noch zu den Zeiten als die Preise idR. nur 1x täglich geändert wurden, neue Preise kamen um 22:00 und die Tanke hate auf bis 23:00 … ich hab es als „noch schnell einen Feierabend-Kaffee und ein bischen mit der hübschen Bedienung schnacken“ Gast mehrmals miterlebt, und $Bedienung meinte „wenn der Preis hoch geht hab ich in der letzten Studen fast jeden verdammten Abend so jemanden hier … aber nie sagt einer: oh, ist ja billiger als heute morgen“
@hartmut: Die Preise werden doch nur noch 1x täglich geändert? Jedenfalls habe ich lang keine Tankstelle mehr gesehen, bei denen zur Hauptverkehrszeit mehr verlangt wurde…
@Uwe A: Seh ich genauso – ich stell mich aber auch mal ne halbe Stunde dafür an. Weil wenn ich beim Lkw 600 Liter reinkipp, lohnt sich das schon 😉 Besonders ärgerlich wars dann mal, als ich an der Straße den Preis gesehen hab und mich schon gefreut hab, und die paar Sekunden später bis ich an der Zapfsäule war ganze 10 cent mehr dran standen. Hab ich natürlich erst gemerkt als es schon zu spät war…
Haha, ich muss sagen, da ist es, seit ich Roller fahre, extrem befreiend zu tanken: Da gehen eh nur max. 5 Liter rein, und meistens schau ich nicht mal drauf, wie viel der Liter kostet, weil es mir einfach egal ist 🙂
@Chris ich muss zugeben dass ich das nicht weiß, ich habe schon fast zehn Jahre keinen eigenen Wagen mehr und bei dem Carsharing das ich 2-3x im Monat nutze ändern sich die Kilometerpreise nur alle paar Monate mal …
@hartmut und @chris:
Eine Tankstelle die Ihre Preise nur einmal täglich ändert müsst Ihr mir aber erstmal zeigen.
Mein Vater arbeitet bei einem Busunternehmen mit eigener (öffentlicher) Tankstelle und die ändern die Preise ca. 3-4 mal pro Tag. (Preise richten sich nach der Konkurrenz, wenn man nur nach dem Einkaufspreis gehen würde, dürfte man die Preise wohl maximal einmal die Woche ändern…)
So kann mans auch machen 😉
@Benedikt meine Geschichte ist schon etwas über 10 Jahre alt, da war das noch so …
also mitm tanken ist so ne Sache : ich fahr oft so 3-400km/tag und erlebe die unterschiedlichsten Dieselpreise. da differiert mal bis zu 15 Cent, je Tanke und Region. Man muss es sportlich sehen und da tanken, wo man meint es ist an dem Tag am günstigsten. Klapp auch meistens. Und wenn Du es aufrechnest auf Monat/Jahr bleibt schon was hängen….
@Uwe A.:
Ja, das betrachte ich auch mitunter belustigt. 😉
@hartmut:
OK, das sind dann aber auch ganz besonders „clevere“ Exemplare unserer Spezies. 😀
@Wahlberliner:
Kenne ich vom Taxi her auch so. Mit den im schlimmsten Fall 15 kg Erdgas (oft nur 5 bis 10) ist das ein marginaler Unterschied. Nicht, dass es auf Dauer keiner wäre – aber ich verstehe schon, wieso meine Chefs keine Order ausgeben, an anderen Tankstellen zu tanken. Bei 5 km hin und 5 km zurück wäre das oft schon mehr Schaden als Nutzen – und wenn man dann bedenkt, dass es wirklich günstig erst im Umland wird …
@Hans:
Je nach Fahrtenprofil kann das natürlich sinnvoll sein, keine Frage. Aber all die Leute, die überwiegend innerstädtisch fahren und tanken, tun sich damit oftmals keinen allzu großen Gefallen, auch wenn sich’s wunder weiß wie toll anfühlt.