Und nochmal Bahnstreik!

So, die Lokführer streiken seit heute auch wieder im Personenverkehr. Und weil so viele Leute persönlich betroffen sind, reicht das Meinungsspektrum natürlich wieder von 0 bis 100, selbst wenn der legale Rahmen nur 40 bis 60 umfassen würde.

In meiner Filterbubble hat sich das Blatt seit dem letzten Streik vor ein paar Wochen angenehm gewandelt – und zwar weg von einem GDL-Bashing. Dass das nicht ganz die Mehrheitsmeinung ist, lässt eine Umfrage auf tagesschau.de erahnen, bei der (bisher, 6 Uhr morgens) nur rund 22 % der Abstimmenden Verständnis für den erneuten Streik zeigen. Und ehrlich gesagt, ich verstehe das nicht mehr. Ich hab das letzte Jahr auch geschwankt, aber so langsam verstehe ich diesen plumpen Hass auf einen bösen bösen Weselsky einfach nicht mehr. Ja gut, dass man sich ärgert, wenn man keinen Zug kriegt oder wegen des Streiks Umwege oder Mehrkosten hat, dann ist das nicht schön – und in manchen Fällen sogar ganz extrem schlimm, das ist mir schon bewusst. Das erklärt bloß überhaupt nicht, warum daran nur die GDL schuld sein soll. Sicher, die legen letztlich fest, dass und wann sie streiken – aber das ist nunmal das Mittel, das ihnen dazu zur Verfügung steht. Und das ist schon ganz mit Absicht so gestaltet, dass es wehtun kann.

Hey, für die Lokführer geht es um das Gehalt am Monatsende – an jedem Monatsende. Und um die Zahl der Wochenarbeitsstunden – die Arbeitszeit jeder Woche. Das beeinflusst deren Leben ganz einschneidend, da geht’s schlicht um mehr als irgendeinen irgendwo ausgefallenen Zug. Und für die GDL als Ganzes ist die Situation ja noch mieser. Die führen seit Jahrzehnten legal und erfolgreich ihre Arbeitskämpfe und jetzt wird ihnen ein Gesetz vor die Nase geknallt, das sie entmachten soll. Wozu sollten die jetzt auch nur einen Zentimeter vom maximal Möglichen abweichen?

Wie man sieht, sind die Lokführer offenbar wichtig. Und zu Nicht-Streik-Zeiten habe ich noch von niemandem gehört, dass die ja ach so verhätschelt und überbezahlt sind. Ob sie das sind, darüber kann ich auch kaum urteilen, denn das ist eine Sache, die sie mit der Bahn aushandeln müssen – und das klappt offenbar nur so mittel.

Und alle, die sich persönlich benachteiligt fühlen, sollten mal darüber nachdenken, dass sie ihren Vertrag zur Personenbeförderung nicht mit einem Lokführer, sondern der DB gemacht haben. Und die wiederum haben richtig richtig gut bezahlte Leute, die dafür sorgen sollten, dass der Laden rund läuft. Inklusive Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit, Tarifverhandlungen etc.
Während ich im Taxi als Fahrer maßgeblich die Qualität der Dienstleistung mitbestimme, werden Lokführer zugeteilt und tun den Job, der ihnen zugeordnet wird. Und wenn sie unzufrieden sind, dürfen sie auch streiken und haben die gleichen Rechte, wie alle anderen auch. Dass sich das möglichst wenig auf die Kunden auswirkt, dafür ist dann trotzdem wieder die Bahn zuständig – was Streik eben zu einer recht wirksamen Waffe macht. Weselsky selbst spielt dabei die kleinste Rolle, denn der setzt eigentlich auch nur die Wünsche der Lokführer um, die ihm das Vertrauen ausgesprochen haben. Und eigentlich ist es erstaunlich, dass er das so zuverlässig tut, obwohl ihm so ein Hass entgegenschlägt.

Und der ist wirklich gewaltig. Während ein paar mahnende Stimmen an die Wichtigkeit des Streikrechts erinnern, verkündet z.B. ein deutscher Top-Youtuber (natürlich „ironisch“), dass man die GDLer ja in einen Sonderzug nach Auschwitz fahren könne – er würde auch selbst Lokführer spielen, selbstverständlich ohne dabei zu streiken. Das alles auf der Kindergartenlogik begründet, dass Lokführer natürlich dumm und ersetzbar sind und in ihrem Arbeitsvertrag schon hätten lesen können, was sie mal verdienen. Ich verlinke dieses Genie nicht, aber es hat über eine Million Follower, da schluckt man schon …

Sicher, ich hab gerade keine Bahnfahrt anstehen und eventuell kriege ich auch einen der begehrten Gutscheine während des Streiks ab. Das beeinflusst mich sicher auch ein bisschen. Ich versuche, das nicht in meine Bewertung einfließen zu lassen, aber wir sind ja alle nur Menschen. Deswegen lege ich das mal so offen.

Aber das hat eigentlich nix damit zu tun, dass die GDL einen Forderungskatalog vorgelegt hat, der zum einen nicht unbezahlbar ist in Anbetracht der bisher vergleichsweise wenigen Mitarbeiter – und zum anderen völlig verständlicherweise einfach versucht, die eigene Vernichtung noch irgendwie abzuwenden. Was würde man selbst in so einer Lage tun?

Außerdem sollte man nicht vergessen, dass der Streik nicht nur die Bahn Geld kostet, sondern auch die GDL und die Lokführer. Sowas zieht man nicht so lange durch, nur um ein bisschen rumzutrollen oder cool zu sein. Sowas macht man, wenn man von der Richtigkeit seines Anliegens überzeugt ist.

Insofern: Wendet Eure Beschwerden doch besser an die Bahn, fordert sie auf, Euch die Tickets zu ersetzen oder Euch Taxigutscheine zu geben – aber hackt nicht auf der GDL rum, die einfach nur von ihren Rechten Gebrauch macht!


PS: Das heißt nicht, dass ich jede Einzelentscheidung der GDL prinzipiell gut heiße – ich hab auch besseres zu tun, als mir da jeden Kommentar reinzuziehen. Aber grundsätzlich finde ich das Ansinnen verständlich und hab zudem eine durchaus solidarische Grundhaltung den Beförderungskollegen gegenüber, auch wenn sich unsere Jobs stark unterscheiden.

59 Kommentare bis “Und nochmal Bahnstreik!”

  1. ferenc_i sagt:

    Wo ist den hier das „like“? Achja, Buch kaufen, stimmt ja.

    ein weiterer Aspekt zum vorletzten Absatz – die Bahn AG ist zu 100% in Bundesbesitz. Bei der sollte man sich genauso beschweren wie bei der Bahn AG, denn eigentlich wäre es am Eigentümer, den Betriebsfrieden wieder herzustellen (schon zum Schutze des Betriebes, da ja Management und ein wesentlicher Teil der Belegschaft nicht mehr mit einander können – vom öffentlichen Frieden mal ganz abgesehen).

    Der Bundesverkehrsminister macht ja aber lieber Maut, und die Sozialdemokraten … machen ein Tarifeinheitsgesetz.

  2. Sash sagt:

    @ferenc_i:
    So sieht es wohl aus …

  3. Philipp sagt:

    Das erste mal, dass ich hier schreibe.
    Ein, wie ich finde, sehr guter Beitrag.
    Ich finde es immer schlimm wie von einigen Polemikern ja immer gefordert, dass die GDL zurückstecken soll, damit es für sie und alle anderen läuft. Solidarität ist hier gefragt! Und zwar die der großen Menge, die sich mit einem großen Arbeitgeber, der dahinter stehenden Regierung und auflagenstarken Zeitungen anlegt. Und das nunmal völlig zu Recht! Das Streikrecht ist existentiell für eine Gewerkschaft.

  4. Hannes sagt:

    Das Streikrecht ist ein hohes Gut unserer Demokratie.
    Und nebenbei fast die einzige Möglichkeit der Arbeitenden ihre berechtigten Interessen durchzusetzen.
    Es gibt Länder, da ist das nicht möglich: China, Nordkorea, Afghanistan, Somalia z.B.
    Der Unterschied der Gehälter zwischen der Führungsebene und denen, die unmittelbar am Erfolg beteiligt sind, wird immer größer und ist durch nichts zu erklären oder zu rechtfertigen.
    Ich drücke den GDLern den Daumen, dass sie erfolgreich sind.
    Und ja, ich benutze die S-Bahn auch und bin betroffen.

  5. Muemmler sagt:

    Wenn sie nur für mehr Lohn und bessere Arbeitszeiten streiken würden (oder gegen das geplante Tarifeinheitsgesetz, was hoffentlich schnell vom BVerfG geschluckt wird), hätte ich vollstes Verständnis für jeden Streik (so z.B jetzt bei den Erziehern). Der GDL geht es aber um Macht und darum, die EVG auszustechen. Diesen Kampf auf dem rücken von Kunden, ob privat oder im Güterverkehr, auszutragen, ist meineserachtens unsozial. Verhandeln bedeutet auch Kompromisse zu schließen, und wenn Weselsky unbedingt zwei Tarifverträge für die selbe Berufsgruppe haben will (was meineserachtens Schwachsinn ist, gegen denn die Bahn zu Recht kämpft, sonst zieht die evg nach und will einen noch besseren Tarifvertrag, wonach die GDL wieder nachziehen müsste, usw.) dann habe ich keinerlei Verständnis für diesen Streik.

    http://taz.de/Kommentar-erneuter-Bahnstreik/!160172/

  6. Carom sagt:

    Das Argument mit den zwei Tarifverträgen/Gewerkschaften ist Stuss, die Bahn zahlt selber schon heftig unterschiedliche Tarife, je nachdem, ob ein Mitarbeiter bei der Bahn direkt oder bei einem bahneigenen Subunternehmen angestellt ist. Im Fall GDL stört sich das Bahn-Management und das mitkungelnde Pack in CDU und SPD daran, dass die GDL-Mitglieder beim hausinternen Dumping nicht mitmachen wollen.

    Es geht hier schlicht um das Drangsalieren und Herabwürdigen selbstbewußter, aber schlecht behandelter Mitarbeiter, die sich völlig rechtskonform von einer starken Gewerkschaft vertreten lassen. Wem das nicht gefällt, soll bitte Lokführer bei der Bahn werden und kann dann alle zukünftigen Streiks boykottieren.

  7. td sagt:

    Sogar fuer die Leute, die der Ansicht sind, dass Lokfuehrer zu wichtig sind, um streiken zu duerfen, gaebe es eine Loesung: Man muesste sie einfach nur verbeamten …

  8. Thomas sagt:

    @td: Gerüchteweise sollen Lokführer in grauer Vorzeit tatsächlich beamtet gewesen sein. Damals soll man die Bahn noch als Teil der öffentlichen Infrastruktur und Daseinsvorsorge betrachtet haben, nicht als Aktivposten im öffentlichen Haushalt. Sowas kann man sich heute überhaupt nicht mehr vorstellen, heutzutage sind ja sogar Lehrer und Bewährungshelfer nur noch angestellt.

  9. ednong sagt:

    Volle Zustimmung. Streik ist eines der wenigen legalen Mittel – und der soll weh tun. Sonst wäre es kein Streik.

    Und das Verhalten der Bahn ist absolut würdelos. Vor allen Dingen dieses Rumgekloppe auf der GDL. Die haben wahrlich keine überzogenen Forderungen gestellt. Und wenn es möglich ist, dass 2 Gewerkschaften für Mitarbeiter im gleichen Bereich unterschiedliche Verträge abschließen k önnen, dann ist das so. Und sollte eben akzeptiert werden, wie in vielen anderen Betrieben auch. Die Bahn jedoch ruft dann nach dem Bund, der mal eben ein neues Gesetz beschließt, das dieses seit Jahrzehnten bestehende Recht absägt. Was für ein Schwachsinn! Jedes Personal-Einsatzplan-Programm kann mit solcherlei umgehen – nur die Bahn mal wieder nicht.

    Auch ich bin – weniger stark – von dem Streik betroffen und muß Alternativen suchen. Ist mir aber recht, wenn die GDL dafür mit ihren Forderungen durchkommt. Und klar ist da Profilierung dabei vom Weselsky – aber wo ist die in solchen Positionen nicht vorhanden?

  10. dingens sagt:

    „Man muss ja einfach nur die Forderungen der Lokführer erfüllen“ ist dann ja doch ein sehr simpler Ansatz. *So* kann man letztendlich jeden Streik beenden, ohne sich auch nur eine Sekunde mit der Frage zu beschäftigten, ob der angemessen ist.

    Frage: Sind die Lokführer die am schlechtesten oder am ungerechtesten bezahlten Arbeitskräfte in diesem Land?
    ..oder sind sie einfach nur diejenigen, die aufgrund ihrer beruflichen Position in der Lage sind, ihren Forderungen (egal ob berechtigf oder nicht) durch massiven Druck auf den Rest der Bevölkerung Gehör zu verschaffen?

    IMHO: Es gibt in diesem Land jede Menge Menschen, denen es schlechter geht und die eben nicht in der Lage sind, Druck auf andere auszuüben. Ganz im Gegenteil: Die stehen größtenteils jetzt auch noch an leeren Bahnsteigen.

    @Hannes: Das Streikrecht, das du meinst, stammt aus einer völlig anderen Zeit! Die Zeiten haben sich geändert und auch die Streiks!
    Als die Gewerkschaften anfingen, ihre Streiks vor allen Dingen und gezielt auf dem Rücken anderer Arbeitnehmer auszutragen,, haben sie sich vom Prinzip „Solidarität“ verabschiedet.
    Es geht nicht mehr um Arbeitnehmer vs. Arbeitgeber! Es geht meistens um Arbeitnehmer vs. Arbeitnehmer! Spätestens an der Stelle sollte man mal darüber nachdenken, ob das Streikrecht in seiner jetzigen Form noch zeitgemäß ist!
    IMHO sollte man die Rechte *aller* Arbeitnehemr stärken, aber bittschön für eine Auseinandersetzung, die sich gegen die Arbeitgeber richtet!

  11. Carom sagt:

    @dingens:
    Deine die Arbeitnehmer dieses Landes gegeneinander aufhetzende Argumentation ist so mies, die sieht aus wie von SPUCK, ähh SPON oder INSM abgeschrieben *würg*

    Zur Sache: Wer in diesem Land angeblich nicht in der Lage ist, „Druck auszuüben“ (falsche Formulierung, richtig ist „Grundrechte wahrzunehmen“), der ist Opfer der von zahlreichen Einflussgruppen so gewollten und propagierten miesen Strukturen und sollte sich organisieren, um seine Rechte durchzusetzen. Streik ist ja nicht nur bei der Bahn notwendig, um die Dinge (soziale Kluft wird immer größer etc.) mal wieder in die richtige Richtung zu lenken.

    @all:
    Es ist nicht auszuschließen, dass bezahlte Trolle von INSM und Konsorten hier ihren Meinungsmüll abwerfen. Bei SPUCK, ähh SPON erledigen das Aufhetzen die Redakteure, in Sashs Blog müssen eben bezahlte Kommentatoren ran.

  12. Oni sagt:

    @Carom: Ich glaube nicht, dass alle bezahlt sind, die eine für mich unverständliche Meinung haben. Das überlasse ich Pegida, AfD und Konsorten.
    @Dingens: Deine Argumentation ist wirklich mies. Das Streikrecht ist wichtig und es ist sehr schade, dass nicht mehr Arbeitnehmer*innen organisiert sind und es öfter wahrnehmen. Ich bin als Softwareentwickler*in in einer recht privilegierten Position und trotzdem schon aus Solidarität Gewerkschaftsmitglied. Das ist leider außerhalb der Metall- und Telekomindustrie völlig unüblich, weshalb dort Überstunden eher die Regel sind und die Löhne äußerst unterschiedlich, weil individuelle Verhandlungssache. Die anderen Arbeitnehmer*innen sollten sich nicht beschweren, weil sie von einem Streik betroffen sind obwohl sie selbst zu wenig verdienen. Sie sollten überlegen, wie sie ihre Interessen durchsetzen könnten. Indem sie zum Beispiel selbst streiken.

  13. dingens sagt:

    @Carom: *Ich* hetz mit meiner Argumentation die Arbeitnehmer gegeneinander auf? WTF?
    Bin ich es etwa, der Streiks so legt, dass andere Arbeitnehmer weder zur Arbeit kommen noch in den verdienten Urlaub fliegen können? (Wobei Urlaub auch ein Privileg ist, für das Gewerkschaften lange gekämpft haben! Nur damit andere Gewerkschafter ihn verderben können? Das kann nicht der Weisheit letzter Schluß sein!)
    Du kannst mir ja gerne die Manager und Arbeitgeber zeigen, die unter aktuellen Streiks massiv zu leiden haben!
    Kannst du nicht? Dann überleg mal,. woran das liegt. Nicht an meiner angeblich aufhetztenden Argumentation! Sondern weil das die Faktenlage ist!

    @Oni: Du sagst „Das Streikrecht ist wichtig“
    Ich sage „Streikrecht ist wichtig …aber in der jetzigen Form funktioniert es nicht mehr“
    In den letzten Hundert Jahren hat sich alles erneuert und refomiert.
    Nur beim Streikrecht stinkts nach hundertjähriger Tradition, bei der gar nicht mehr hinterfragt wird. Streikrecht war damals in dieser Form gut …also muss das heute in gleicher Form immer noch genauso gut sein.
    Ich will, dass diejenigen erfolgreich streiken können, denen es in diesem Land am schlechtesten geht und die am Ungerechtesten behandelt werden und nicht diejenigen, die halt gerade in der glücklichen Position sind, Druck ausüben zu können.
    Letztendlich kann ich deine Begeisterung für das aktuell bestehende Streikrecht vor allen deswegen nicht verstehen, weil es ja im GDL-Fall nicht einmal funktioniert! Oder haben die ihre Forderungen bisher durchgesetzt?
    Boah! Super-Streikrecht!

  14. Philipp sagt:

    Dingens
    Welche Alternativen zum streikrecht gibt es denn?
    So lange man den job erledigt, ists dem Arbeitgeber doch egal was du forderst. Du kannst nur Druck ausüben wenn du die Arbeit niederlegst. Mir fällt keine andere legale Möglichkeit ein.

  15. Sash sagt:

    @dingens:
    Wie gesagt, über viele Details kann man wie immer streiten, aber das Streikrecht „funktioniert nicht mehr“, weil eine einzige Gewerkschaft bei einer einzigen Tarifrunde mit einem einzigen Arbeitgeber seit anderthalb Jahren im Clinch liegt, ja?
    Das ist genau das, was ich meinte: Der eine Streik jetzt fällt auf, weil er einen persönlich betrifft oder einen vielleicht sogar nur die Berichterstattung nervt – und das ist natürlich ein total plausibler Grund, Arbeitnehmerrechte abzuschaffen!
    Ja, die GDL sorgt gerade dafür, dass die Bahn Probleme hat, ihren Betrieb aufrecht zu erhalten – und der wiederum betrifft auch Arbeitnehmer, weil die Bahn ein sehr breites Kundenspektrum hat. Aber auch da: Die Fahrten wurden bei der Bahn gebucht und die ist auch fürs Krisenmanagement zuständig, nicht die GDL.

  16. topas sagt:

    @Carom: Was würde passieren, wenn im wirklichen Mindestlohnbereich eine Woche gestreikt würde? Wenn die Arzthelferinnen streiken würden „kann man das nicht machen weil es um die Gesundheit geht“ – Notfälle würden die Notaufnahmen zum Bersten bringen (und abnormale Behandlungszeiten zu Folgeschäden führen), Routineuntersuchungen entfallen (und führen zur Verschleppung von Erkrankungen, bis sie chronisch sind).. geht nicht. Oder Frisöre – laufen wir halt eine Woche mit längeren Haaren rum und die können mir dann halt ne Woche später wider für 10EUR (mit Waschen/Fönen) die Haare machen. Altenpfleger – die können auch nicht einfach die Einrichtung schließen und die Senioren liegen lassen, die haben gefälligst zum Mindestlohn den eigenenen (Groß-)Eltern den Allerwertesten abzwischen. Ich persönlich fände es unverantwortlich, wenn ich eine Blutvergiftung bekomme, weil in der Notaufnahme eine Tetanus-Spritze keine Prio hatte. Oder lebenswichtige Medikamente nicht verschrieben würden, weil keine Arzthelferin das für den Arzt vorbereitete. Und ich wage zu bezweifeln, dass Sie für hunderte EUR das Equipment eines Altenheims kaufen um dann (passend zu den Streikzeiten) Jahresurlaub zu nehmen um Ihre Angehörigen bei sich zu Hause zu pflegen.
    Nur die Lokführer dürfen Urlaubspläne, auf die die Familien sich monatelang gefreut haben zerstören (Pfingsten ist das klassische Kurzurlaubs-Wochenende im ganzen Jahr). Dürfen die Dauer des Arbeitsweges für die anderen Angestellten vervielfachen. Dürfen unbeteiligte Firmen (die vom Güterverkehr der Bahn abhängig sind) in wirtschaftliche Probleme bringen (und im worst case die Arbeitsplätze Unbeteiligter gefährden)? Einfach weil sie „es können“?

  17. carola sagt:

    holla, hier gehts ja mal richtig ab.
    und so viel gequirletes unwissen auf einmal . . . nun ja.
    dieses land hat sich im laufe der letzten 26 jahre ( exakt!! – ich meine tatsächlich die zeit nach dem mauerfall) von so vielen grundrechten verabschiedet, sie kleinlaut umgestaltet, teilweise gänzlich abgeschafft, dass es ein segen ist, dass – bis jetzt- wenigstens im arbeitsrecht in sachen streikrecht noch nicht viel verändert wurde.
    UND DAS MUSS SO; GENAU SO; BLEIBEN !!
    die welt hat sich verändert – – – ja,.
    aber nicht zum besseren – und das muß nicht mainifestiert werden.
    ARBEIT/ARBEITER (!! und ich meine das im Sinne der landläufigen begriffsfindung – waren schon immer schwer arbeitend, oftmals mit durchaus verantwortungsvollen tätigkeiten beschäftigt (( ein haus hoch mauern , so, wie im berlin um die 19/20 Jhdt-wende war so eine verantwortungsvolle arbeit )) und immer schlecht bezahlt. es gab eine kurze Phase in denen das besser wurde; zw. 1960 und 1989. danach ging es MASSIV bergab mit den bis dahin – durch gewerkschaften gemachten- errungenschaften. soweit; dass heute viele sog. „ordentlich angestellte“ mit hartz IV aufstocken müssen bzw dazu berechtigt sind/wären.
    und die AG ? ( im Sinne von großen Konzernen DB; Daimler; VW; BMW; etc) – die machen sich die taschen voll, die Aktionäre den Reibach.
    und das halten arbeitende menschen ( die vom streik betroffen, aber nicht involviert sind) in unserem land tatsächlich für richtig?
    ich fasse es nicht.
    nein, das werde ich nie, niemals verstehen wie hier grundrechte beschimpft, geradezu angeprangert werden.
    das Streikrecht gehört tatsächlich zu einem der höchsten Güter einer Demokratie; zieht euch das bitte mal rein !!!

    wir haben alle füße, und innerhalb berlins kann man(n) auch viele wege mit denen absolvieren. selbst wenn sie mehr als einen >> -;) << kilometer betragen sollten. *weniger party, früher aus dem bett und los-marschiert*
    @ einige KommentatoREN: und ein bisschen empathie, sich in die leute reinzuversetzen . . . na, das wäre ja auch mal was . . .

  18. Sash sagt:

    @topas:
    Oder anders gesagt: Um zu erklären, was am Bahnstreik tatsächlich schlimm ist, muss man Notärzte als Beispiel anführen … 😉

  19. ednong sagt:

    @topas

    Nur die Lokführer dürfen Urlaubspläne (…) zerstören (…). Dürfen die Dauer des Arbeitsweges für die anderen Angestellten vervielfachen. Dürfen unbeteiligte Firmen (…) in wirtschaftliche Probleme bringen (und im worst case die Arbeitsplätze Unbeteiligter gefährden)? Einfach weil sie “es können”?

    Ziemlich harter Tobak. Speditionen sind in der Lage, Container zu transportieren. Damit kann sicher der Teil der wichtigsten Waren/Materialien transportiert und geliefert werden. Im Übrigen ist dein AG dafür verantwortlich, dass die Waren an Land kommen und du Beschäftigung hast. Des weiteren waren die Streiks absehbar bei dem Verhalten der DB-Verhandlungsführer.
    Ebenso vervielfacht sich dein Arbeitsweg, wenn eine Bahn ausfällt. Hier weißt du es sogar vorher und kannst nach Alternativen suchen. Schlecht, wenn es keine gibt. Sagt aber dann auch gleichzeitig was über die Infrastruktur in deinem Bereich aus – da wäre es klug, den verantwortlichen Politiker anzusprechen oder andere zu wählen.
    Und Lokführer machen also deine Urlaubspläne zunichte, soso. Es gibt Flüge, es gibt Fernbusse, es gibt Nicht-Bahneigene-Bahnen als Alternative – du mußt vielleicht einfach mal nach schauen.

    Bedenklich finde ich an deiner Argumentation eine Menge. Würde ich sie fortführen, würfe es ne Menge Fragen auf: Warum ist es dann deiner Theorie nach erlaubt, den Kindergärtnerinnen/Erzieherinnen zu streiken? Unbefristet? Wirft das keine Urlaubspläne über den Haufen? Müssen da nicht auch alle Arbeitenden plötzlich Urlaub, ungeplant, für nehmen? Und was meinst du, warum die Frisöre nicht streiken? Das ist Handwerk. Da gibt es selten Tarifverträge, noch seltener Gewerkschaften. Leider. Laß sie mal eine gründen – auch dann hättest du da Streik!

    Und schon mal überlegt, wer das billige Lohnniveau letztlich finanziert? Das bist du, selbst wenn du selber äußerst wenig an Lohn/Gehalt erhälst. Denn du finanzierst das über deine kärglichen Steuern mit – nicht die großen Firmen. Denn die sind ja – mehr oder minder – von Steuern befreit. Oder zahlen nur vermindert.

    Und je niedriger das Lohnniveau, desto voller die Taschen der Arbeitgeber – und desto mehr Steuern zur Finanzierung von Dingen, die nicht in dieser Häufigkeit in einer solchen Gesellschaft auftauchen sollten. Und die eher durch Steuern großer Firmen gedeckt sein sollten. Aber die schütten eher aus – an die Aktionäre. Damit der Reichtum schön bei den Reichen bleibt.

    Reichtum auf der einen Seite bedingt _immer_ einen Verlust/Armut auf der anderen Seite. Die Geldmenge bleibt nämlich mehr óder minder immer gleich – und wenn 1 % der Weltbevölkerung 48 % des Welt-Barvermögens besitzt, dann stimmt irgendetwas an der Verteilung nicht. Gerecht ist das nicht.

  20. setonix sagt:

    @Philipp
    Ein reformiertes Streikrecht könnte zb. so aussehen:
    Jeder Arbeiter der streikt, arbeitet trotzdem, bekommt so wie jetz auch keinen Lohn, ABER der Arbeitgeber hat den doppelten (oder was auch immer) Bruttostundenlohn des Arbeitnehmers an den Staat abzuführen solange der Streik andauert. Gerne auch zweckgebunden an den „Sozialhilfetopf“/etc… Einzig wichtig wäre, das weder Gewerkschaften noch Arbeitnehmer direkt einen nutzen von dem vom Arbeitgeber zu entrichtenden Geld haben.

    Den einzigen Nachteil, den ich bei dem System auf anhieb sehe, ist das es mal abgesehen vom Arbeitgeber keinen interessieren wird, das gerade gestreikt wird, womit der öffentliche Druck auf den Arbeitgeber sich mit den Forderungen auseinanderzusetzen nahezu 0 ist. Allerdings denke ich das der finanzielle Druck auf dauer eventuell sogar motivierender für den Arbeitgeber sein kann 😉

    Blöd wirds halt wenn eine Gewerkschaft „amok“ läuft und unerfüllbare Vorderungen stellt (nicht auf den aktuellen Fall bezogen) und trotzdem auf den Streik besteht. Da müssten sich schlauere Köpfe als ich gedanken darüber machen wie man das mit einem Reglement verhindert.

  21. ednong sagt:

    @setonix
    Ein Nachteil dürfte der Topf sein, in den das Geld geht. Zweckgebunden klappt bei dieser Regierung nicht, sieht man ja immer wieder.

    Ein weiterer Nachteil, der mir auffällt: wenn es ein staatliches/halbstaatliches Unternehmen ist, schert sich das einen Dreck um die Kosten. Vielleicht auch bei einem privaten, wenn es eine Chance auf irgendeine finanzielle Förderung sieht. Denn dann werden die Kosten auf die Käufer umgelegt, und das ist letztlich der Arbeitnehmer selbst. Und Verluste werden mit den Streikkosten gerechtfertigt.

    Ergo: überzeugt mich nicht.

  22. Uwe A. sagt:

    Ich muss ehrlich gestehen, dass ich keine Peilung mehr habe, wer bei dem ganzen Chaos gut oder böse ist. Aber eines habe ich mittlerweile gelernt: Wenn in unseren Medien jede Menge miese Stimmung gegen die GDL gemacht wird, dann hat unsere Politik etwas vor, das ganz sicher nicht gut für uns ist…

  23. topas sagt:

    @ednong: Logistik ist ein ineinander greifendes System – und Bahn-Güterverkehr ein Teil davon. Nicht jede Fabrik hat einen Hafen, und die Zahl der existierenden LKW ist auch limitiert (mal abgesehen von der Ressource Straße). Laut Statistik auf Wikipedia wurden 2010 366Mio Tonnen im öffentlichen Güterverkehr transportiert – also 1Mio t pro Tag. Bei einer LKW-Nutzlast von gut 25Tonnen also in der Größenordnung 40.000 LKW-Ladungen. Klar entspricht es nicht 40.000LKW, da der Transport nicht 24 Stunden dauert – aber auch 10.000LKW müssen erst mal da sein und Platz auf den Autobahnen haben.

    Wieso sollte es Alternativen geben? Wieso sollte ich einen Zweitwagen unterhalten, wenn im Alltag die Bahn reicht, um den Arbeitsort zu erreichen? Der nächste Flughafen ist 90km entfernt – und wie soll ich da hinkommen (ohne Bahn)? Wieso sollte es eine Buslinie geben, die parallel zur Bahn unterwegs ist? Soll ich umziehen, damit ich mit meinen Arbeitskollegen eine Fahrgemeinschaft machen kann? Fernbusse sind ausgebucht (merke ich – ich biete die Plätze im Auto per MFG an, die waren für dieses Wochenende begehrter als Rolling-Stones-Konzertkarten).

    Ich bin auch nicht dagegen das gestreikt werden kann und darf. Nur würde ich den Anspruch erheben, dass er zielgerichteter sein sollte. Wieso nicht der klassische Bummelstreik – die Züge fahren, aber die Lokführer fahren nur mit reduzierter Geschwindigkeit oder machen 5min Extra-Pause in jedem Bahnhof. Ermöglicht den Kunden, verspätet noch anzukommen (und die DB AG muss wegen Verspätungen zahlen), auch die Industrie bekommt mehr Waren als bei einem Komplett-Streik (und die Bahn muss wegen Vertragsverletzung zahlen).
    Herzlich gern würde ich es den Frisören gönnen, dass sie streiken und ein angemessenes Gehalt bekommen, genauso den Altenpfleger(innen). Laut einem Artikel der Welt aus 2014 liegt das Gehalt der Lokführer ohne Zuschläge bei 2500 und 3400EUR, also gut 20% über dem, was per TVöD angestelle Pflegekräfte erhalten (von den in privaten Einrichtungen Angestellten reden wir lieber nicht, da nähern wir uns (ohne Zuschläge) dem Mindestlohn). Ich will kein Lohndumping, jeder soll von einer Vollzeitstelle leben können – das steht außer Frage. Auch stelle ich das Streikrecht nicht in Frage – nur sollte es wie eingangs gesagt zielgerichteter sein. Es sollte eben die Firmen/Aktionäre treffen und nicht die anderen Angestellten.

  24. setonix sagt:

    @ednong

    Zugegeben das mit dem Zweckgebunden entstammt meiner naiven Weltsicht 😉

    Zu den Verlusten:

    Bei Staatlichen Unternehmen: Das ist wahr, einem Unternehmen bei dem es egal ist obs Gewinn oder Verlust macht, kommt man so nicht bei. Allerdings (mal unterstellt die Bahn macht „normalerweise Gewinn, keine ahnung obs so ist, ich beschäftige mich mit der deutschen Finanzlage nicht), glaubst du in der aktuellen Situation tut sie das immer noch? Ich nicht. Also das selbe in grün, wie wenn der Verlust durch die höheren Lohnkosten entsteht.

    Bei den Privaten:
    Wenn bei Streik keiner Arbeitet-> Produktionsausfall/Lieferverzug/whatever-> Verlust

    Wenns bei Streik doppelt so viel kostet die Leute arbeiten zu lassen -> Verlust

    Wenn der Arbeitgeber nun den Verkauspreis erhöht um dies auszugleichen wird halt niemand mehr die Produkte kaufen -> noch mehr Verlust.

  25. hafensonne sagt:

    Ich bin überhaupt nicht vom Bahnstreik betroffen und halte ihn trotzdem für eine einzige Frechheit. Die GDL lässt seit Beginn des Tarifstreits null Verhandlungsbereitschaft erkennen und legt in schöner Regelmäßigkeit das ganze Land lahm. Für viele hier in Mecklenburg-Vorpommern geht es inzwischen um die nackte Existenz. Alle, die das Streikrecht jetzt so hochhalten, sollten sich mal ernsthaft fragen, ob sie in Zukunft wirklich Bock darauf haben, alle paar Wochen von einer anderen Splittergewerkschaft in Geiselhaft genommen zu werden. Außerdem kann ich es kaum glauben, dass ausgerechnet eine Arbeitnehmervertretung mit Gewalt das Recht auf unterschiedliche Bezahlung für gleiche Arbeit zu erzwingen sucht.

  26. ednong sagt:

    @topas
    Ich sprach mit den Speditionen auch nicht vom vollwertigen Ersatz, sondern von wichtigsten Materialien.

    Alternativen bzgl. des Arbeitsweges gibt es meistens. Du hast es als alternativlos dargestellt, ich dir nur einige aufgezählt. Der Zweitwagen stammt von dir.

    Fernbusse und Co bezogen sich auf die Urlaubsreise, nicht auf den Arbeitsweg. Es ist selten, dass man als Arbeitsweg eine Strecke hat, die auch ein Fernbus fährt. Und ja, Fernbusse fahren parallel zu den Strecken der Bahn. Und ob du umziehst, bleibt allein dir überlassen – wenn du so weit ab wohnst und nicht zufrieden mit der Infrastruktur bist, weil sie unzuverlässig ist, mag das ein Weg sein, den man gehen kann. Zumal Umzüge Richtung Arbeitgeber steuerlich berücksichtigt werden …

    Also ich weiß nicht, ob der „klassische Bummelstreik“ wie du ihn nennst, als Streik rechtlich möglich ist. Aber nehmen wir mal an, er wäre es. Alle kämen zur Arbeit, doch die letzten Lokführer beißt der Hund, weil die mit ihrem Zug nicht raus können – weil er noch nicht da ist oder die Strecke blockiert ist. Und wenn das nun ein Lokführer ist, der gar nicht streiken will (aus diversen Gründen) – wer bezahlt den dann? Und muß der bleiben oder kann er Feierabend machen? Und überhaupt könnte er ja dann nicht innerhalb der Arbeitszeit Feierabend machen. Oder zumindest nicht dort, wo es vorgesehen war. Und wie soll das dann organisiert und von wem bezahlt werden? Im Zweifelsfall spricht der AG nämlich gegen alle Lokführer Abmahnungen aus.

    Und die Kunden stehen auch nicht besser da. An jedem Bahnhof 5 Minuten. Macht dann am Ende 40 Minuten. Bei einer Streckendauer von 25 Minuten hier. Keine weiteren Verbindungen mehr möglich oder nur schlecht, der Zug nicht im Umlauf und somit der nächste oder die nächste Richtung nicht mehr, die angefahren werden kann. Du würdest wahrscheinlich mit dieser Art des Streiks – sofern rechtmäßig – noch wesentlich mehr Chaos anrichten als mit dem momentanen Ersatzfahrplan.

    Und die Bahn muß wegen Verspätungen zahlen? Ähm ja, Streiks und höhere Gewalt sind davon ausgenommen. Nur mal so am Rande. Und die Bahn würde es eh nicht jucken – zahlt letzten Endes eh der Steuerzahler. Oder der Kunde über höhere Preise. Oder beide. Das juckt die dann sowenig wie jetzt – nämlich gar nicht.

    Momentan machen die nur eine große Welle, um die nächsten Ticketpreiserhöhungen wieder prima rechtfertigen zu können. Wirst du dann im Winter wieder sehen. „Soviele und so lange Streiks – das kostete uns Millionen. Dann so hohe und für die Bahn teure Abschlüsse – das müssen wir jetzt über erhöhte Fahrpreise ausgeleichen.“ So geht das GEjammer doch Jahr für Jahr. Und dann schau mal, was die an Umsatz und Gewinn machen. Und wer wieviel an Bonus kassiert. Oder an Abfindungen.

    Das GEld, das die Bahn einnimmt, wird seit Jahren schon nicht mehr in die Bahn investiert. In erster Linie geht es um Gewinne für die Regierung. Dann geht es in den großen Topf. Und aus dem kommt dann tröpfchenweise immer mal wieder was raus – wenn man lang genug zetert. Oder die Bahnen entgleisen. Dann wird ins Schnienensystem an genau der Stelle investiert. Und große Pläne verkündet, was man dann in den nächsten Jahrzehnten drum rum alles machen will und wird. Diese Pläne sind dann spätestens am nächsten Jahresanfang obsolet und dienen als Makulatur-Unterlage als Schmierblock. Da kann sich keiner mehr dran erinnern. Bis zum nächsten Unfall. Oder Bauteile-Fehler.

    Durch diese Pseudo-Privatisierung ist die Bahn noch maroder geworden, als sie es vorher war. Sie ist nun auf Gewinn aus – nicht auf Versorgung mit Dienstleistungen für den Bürger.

  27. paule sagt:

    Ich kann Sash da eigentlich nur beipflichten. WTF sollen die GDLer denn sonst tun?? Das Ganze wäre wahrscheinlich auch schon viel entspannter (und vielleicht sogar schon beendet), wenn die „Arbeiterpartei“ und ihre große Koalitionsschwester nicht mit diesem idiotischen Gleichmachergesetz gewunken hätten. Und wenns der Regierung nicht passt, können sie den Verein DB wieder komplett unter staatliche Regie stellen. Für die Börse ist die DB sowieso nicht geeignet – Mehdorn sei Dank.

  28. ednong sagt:

    @hafensonne
    Wenn du denkst, du bist in Haft – dann befreie dich davon. Oder ruf die Polizei.

    Geiselhaft – lächerlich. Echt. Es gibt in Deutschland (noch) die Tarifpluralität. Viele Unternehmen haben damit keinerlei Probleme (dein Hausarzt ist übrigens wahrscheinlich auch in einer „Splittergewerkschaft“). Nur die Bahn hat da diverse Probleme.

    Und null Verhandlungsbereitschaft? Also ich seh die eher auf Seiten der Bahn. Um _gar_keinen_Fall einen eigenen Abschluß mit der GdL. Acuh wenn die jene oder diese Berufsgruppen ebenfalls vertreten.

    Und ja, den Osten trifft es besonders. Dort sind die Lokführer nämlich nur Angestellte, lange schon keine Beamte. Und Angestellte können für Ihre Rechte streiken. Und Streik muß wehtun, sonst bewegt sich nix. Und wenn die Bahn die von dir gebuchte Leistung nicht erbringst, dann nimm sie doch mal in „Geiselhaft“. Schließlich hast du mit denen einen Vertrag geschlossen, nicht mit dem Lokführer X.

    Und du schreibst es ja selbst: „Recht auf unterschiedliche Bezahlung gleicher Arbeit“ – das REcht dazu ist da. Also warum sollte man es nicht in Anspruch nehmen? Es ist doch rechtens.

  29. ednong sagt:

    @setonix
    Ein paar Gedankenfehler:
    Naivität – ok, entschuldbar, ich war auch mal so 😉

    Die Bahn macht Gewinn. Immer. Macht sie ihn nicht, zahlt der Steuerzahler. Also macht sie auch dann GEwinn. Und die Boni und Abfindungen wurden und werden wohl auch weitrerhin immer gezahlt.

    Ob die Bahn momentan Gewinn macht? Klar. Siehe oben.

    Des weiteren ist deine Folge mit der Privatwirtschaft auch ein wenig anders. Du kannst davon ausgehen, sollte es für die Gelder tatsächlich eine Zweckbindung geben, werden die AG um Steuerbefreiung und ähnlichem betteln. Schließlich zahlt man in einen Fond ein und nicht Menschen damit aus. Und du als Personal wirst es auch nicht auf ALG- oder Rentenversicherungszeiten angerechnet bekommen.

    Ob es ein Verlust ist, wenn man doppelt soviel zahlen muß fürs Personal in diesen Topf? Ist ein Rechenexempel. Ich vermute eher, Nein. Denn wie gesagt – man rechtfertigt das mit dem Streit und zieht die Kosten an. Nehmen wir an, ein Streik dauert maximal einen Monat (in Summe) innerhalb von 2 Jahren Vertragslaufzeit. Dann betrügen die Kosten 25/24 des Normalpreises. Das ist das 1,04-fache vom Normalpreis. Also 4 % mehr. Da gibt es also wesentlich andere und mehr Faktoren, die den Preis sonst beeinflussen – also ist das ein verschwindend geringer Anteil. Und wenn man das gleich von vornherein so in den Preis einkalkuliert …

  30. Sam sagt:

    Wer Schuld woran hat, kann man wohl nur ansatzweise beurteilen, wenn man dabei gewesen wäre. Ich finde jedenfalls, dass sich beide Seiten wie im Kindergarten verhalten.
    Dass nun ausgerechnet über das Pfingstwochenende gestreikt wird, finde ich aber auch nicht lustig. Nach über drei Jahren haben sich mein Freund und ich zwei Tage freigeschaufelt, um mal 36 Stunden wegzufahren. Das sparen wir uns jetzt, denn wenn wir die Hälfte der Zeit im Stau stehen, ist das auch nicht wirklich entspannend. Schade. Jetzt kommt der Sommer, in dem die Angestellten in den Urlaub fahren wollen und ab Herbst wird es bis in den nächsten April wieder voll, da ist Urlaub auch nicht drin. Dann vielleicht nächstes Jahr… -.-
    (Noch in Wort zu „Und je niedriger das Lohnniveau, desto voller die Taschen der Arbeitgeber“, das ich irgendwo gelesen habe: Das stimmt zwar sicherlich, ich wäre mit solchen Aussagen aber vorsichtig. Wir zahlen auch kaum mehr als den Mindestlohn. Haben aber, bei mehr Arbeitsstunden, zusammen maximal das selbe raus wie ein einzelner unserer Vollzeit-Angestellten. Mehr Lohn ist schlicht nicht drin, sofern wir selbst auch noch von irgendwas leben wollen. Das mögen einige jetzt als Beweis des Scheiterns des Unternehmens sehen. Tatsache ist aber, dass gerade in der Gastronomie unter normalen Umständen nicht von jetzt auf gleich tausende Euro monatlich vom Himmel fallen. Viel ist ja immerhin schon erreicht, bei Übernahme fuhr der Vorbesitzer bei der Hälfte des aktuellen Lohns noch Verluste ein. Dauert halt alles seine Zeit.)

  31. ednong sagt:

    @Sam
    Ihr werdet nicht die einzigen sein, die über Pfingsten anders planen müssen. Aber vielleicht einigt sich ja die Bahn noch mit der GdL. Vor Pfingsten.

  32. Chris sagt:

    Mahlzeit,
    für alle, die hier gegen den Streik sprechen: Überlegt euch bitte mal, was passiert, wenn es so weitergeht wie bisher. Natürlich sind Lokführer nicht die am schlechtesten bezahlten Arbeiter in Deutschland – aber ihr dürft gerne mal in meinen Dienstplan lesen: Da wäre zum Beispiel eine Woche 5-15 Uhr, am selben Tag (!) 23-9, am Tag danach 4-12, am selben Tag 21-6, am Tag danach 5-15, am Tag danach 20-5. Auf dem Papier problemlos erlaubt. Dann gerade mal (de facto) einen Tag frei und dann gleich die nächste Woche mit 50-60 Stunden. Und jetzt überlegt euch mal, wie ihr da schlafen würdet, damit ihr bei allen Schichten fit seid. Und wann ihr dann eure Familie seht. Achso, hab ich schon erwähnt, dass ich schon gut 600 Überstunden hab und damit bei weitem nicht der Spitzenreiter bin weils ja „nur“ dreistellig ist? Und dass die Bahnmanager im letzten Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag an Bonuszahlungen bekommen haben, während es für das Fußvolk genau NULL Prämien gab? Aber keine Sorge, macht ruhig so weiter. Es fehlen ja jetzt schon nur gut 200 Lokführer, um nicht noch mehr Überstunden aufzubauen – vom Abbau mal ganz zu schweigen. Und das bei den Bedingungen? Na egal, dann streiken wir halt nicht – nur irgendwann ist dann eben einfach keiner mehr da, um die Züge zu fahren. Würden wir alle unsere Überstunden abbauen, würde jetzt schon monatelang kein einziger Zug mehr fahren (!).
    Viele Grüße
    von einem Lokführer.

  33. Ich kann Sash hier überhaupt nicht zustimmen. Mir ist vollkommen unverständlich, warum es so schwer zu kapieren ist, daß der Konflikt zwischen der GdL und der Bahn niemanden außerhalb dieses Komplexes etwas angeht und deswegen auch nicht zu Lasten der Allgemeinheit ausgetragen werden sollte. Ist ein Bahnstreik unanständig? Ja, immer. Denn er beeinträchtigt nicht primär den Arbeitgeber, sondern greift primär in das Leben von Menschen ein, die völlig unbeteiligt sind. Das sollte verboten sein. Der Streik funktioniert nicht als Strafe für den Arbeitgeber, sondern als Geiselnahme der Allgemeinheit. Und das „verfassungsmäßige Streikrecht“ gibt es nicht. Lest den Artikel des Grundgesetzes — da steht nichts davon drin. Ich hoffe, daß dieser Streik die GdL finanziell ruiniert und jeden Tag mehr Lokführer zum Dienst erscheinen, so daß Wesselsky am Ende alleine streikt,

  34. Sash sagt:

    @buntklicker.de:
    Ach komm‘, mach mal den Kopp zu! Dieser Geiselnahme-Bullshit ist seit zwei Jahren abgedroschen und das Ergebnis deiner Forderung wäre, dass die Mitarbeiter dort keine Rechte mehr hätten. Das ist unbeschreiblich viel ekliger als dein enttäuschtes Bedürfnis, aber immer genau das zu kriegen, was Du von Unternehmen XY erwartest. Dann hätte man die Bahn halt nicht privatisieren dürfen.
    Lokführer dürfen streiken, und das aus Gründen. Und wenn Dir’s nicht passt, dass dein Zug deswegen nicht fährt oder dein Unternehmen nicht mehr beliefert wird, dann verklag die Bahn und maul nicht rum.

  35. micha sagt:

    Hmm also was ich sehe ist eine Gewerkschaft, die bereits letztes Jahr ihre Forderungen zu 95% erfüllt bekommen hat und seitdem eigentlich nur streikt, weil sie nicht will, dass ihre Ergebnisse auch anderen zu gute kommen und damit und das ist das eigentlich schlimme zusätzlich zur Schädigung der Allgemeinheit auch noch das Streikrecht kaputtmacht

  36. Momo sagt:

    Es ist so beschämend, wie gut die Medien von der Bahn gelenkt werden und wie viele Leute wie die Lemminge hinterher rennen, anstatt sich mal Informationen der Gegenseite einzuholen. Von all den Branchen, die gerade streiken, sind nur die Lokführer die Arschlöcher.

    Klar, da betrifft es auch die meisten Menschen, denn was interessiert mich als Kinderlose der Kita-Streik? Wenn jetzt aber nur noch die Branchen streiken dürfen, in denen rein der Arbeitgeber getroffen wird, gibt es bald keine Streiks mehr und die Arbeitnehmer im Dienstleistungsbereich werden noch mehr zu Lohnsklaven als sie es eh schon sind.

    In den Branchen, die schlecht bezahlt werden, gibt es auch oft einen sehr niedrigen Organisationsgrad. Natürlich fällt ein Streik mit gerade mal 2-5 % der Belegschaft kaum in’s Gewicht. Dazu noch die „soziale Verantwortung“ in Kranken- und Pflegeberufen. Das aber nutzen die Arbeitgeber schamlos aus, zahlen Löhne von denen man kaum leben kann und damit soll man zufrieden sein.

    Und wenn jetzt eine Branche streikt, die besser verdient, ist es gleich unverhältnismäßig, weil es ja andere Arbeitnehmer gibt, die schlechter verdienen. Warum muss man sich nach unten orientieren? Man beschwert sich zwar, dass die Armen immer weniger und die Reichen immer mehr Geld haben, aber gönnt dem anderen Arbeitnehmer nicht mal den Dreck unter den Fingernägeln, während sich die Führungsetagen Boni gönnen, die dem Jahresgehalt mehrerer Mitarbeiter entsprechen (aber die haben es ja verdient, gell?).

    Und die Forderungen der GdL waren/sind nicht so vermessen, wie die PR-Abteilung der Bahn gerne über Bild, SPON etc. darstellt. Warum weigert sich die Bahn, für die Zugbegleiter, die sich von der GDL vertreten lassen wollen, Verhandlungen zu führen? Klar, die Lohnerhöhung, die die Bahn vorgeschlagen hat, klingt erstmal toll, aber das ist nur ein Seitenaspekt, denn wichtiger ist den Mitgliedern die Arbeitszeitregelung und vor allem eine Begrenzung der Überstunden und dass der Personalmangel schnellstmöglich behoben wird. Da will die Bahn aber nichts machen, stellt sich aber so dar, als würde sie ja alles erfüllen, nur die böse, böse GDL mit der Reinkarnation Satans in Form von Weselsky will lieber Krawall.

    Und die GDL stellt sich auch nicht quer, dass ihr Abschluss für die EVG verwendet wird, kann ihr ja gerade egal sein. Aber sie will nunmal für ihre Mitglieder verhandeln dürfen und sich nicht mit der EVG absprechen, zusammentun oder was auch immer.

  37. dingens sagt:

    @Sash:: „aber das Streikrecht “funktioniert nicht mehr”, weil eine einzige Gewerkschaft bei einer einzigen Tarifrunde mit einem einzigen Arbeitgeber seit anderthalb Jahren im Clinch liegt, ja?“
    Hast du eigentlich den Rest meines Postings nicht verstanden oder jetzt absichtlich so plump verallgemeinert?
    Wo bleiben bei deiner „Zusammenfassung“ all die anderen Berufsgruppen, die ich erwähnt habe?

    Ich bau mal deine Verallgemeinerung so um, dass sie zu meiner Meinung passt:

    Wenn in diesem Land eine einzige, relativ kleine Gewerkschaft für eine einige Tarifrunde mehrmals das halbe Land lahmlegen kann, während größere Bevölkerungsgruppen, die schlechter bezahlt werden, einfach nur deswegen nicht ihr Recht auf anständige Bezahlung durchsetzen können, weil sie eben nicht solch massiven Druck ausüben können: *DANN* stimmt etwas mit dem real existierenden Streikrecht nicht.

    Meiner Meinung nach sollte sich die angemessene Bezahlung nicht nach der Frage richten „Wer kann durch Arbeitsverweigerung möglichst großes Chaos anrichten?“ sondern nach der Frage „Welche Bezahlung ist für den jeweiligen Beruf angemessen“.
    Das jetzige Streikrecht setzt aber eben *nicht* diese Prioritäten!
    Wie stehst du dazu? Findest du das korrekt?

  38. Thomas sagt:

    Ich bin ja davon überzeugt, dass die, die YouTuber als Berufsbezeichnung tragen, und deren Follower ein ganz eigenes Idiotenuniversum errichten. Hier wird die Vergasung eines Gewerkschaftsvorsitzenden gefordert, LeFläut (oder so ähnlich) findet die Todesstrafe für Pädophile voll okay und Bibi verkauft munter Kosmetika und Accessoires and Kinder. Leider fehlt mir noch die zündende Idee, die YouTube-Welt maßgeblich zu verbessern :(.

  39. Carom sagt:

    @all:
    Trolle nicht füttern. Man erkennt die Müllkommentierer im Wesentlichen daran, dass sie a) auf Symptomen des Problems herumreiten und sich um Grundlagen und Ursachen nicht scheren wollen und b) die eigene persönliche Betroffenheit als Maßstab für alle anderen anlegen und die persönliche Betroffenheit anderer völlig ausblenden.

    Ich komme nochmal auf mein Angebot zurück, dass jeder, der sich über Bahnstreiks oder irgendwelche andere Streiks beschwert, den bestreikten Job in der jeweiligen Branche ergreift und dann in Zukunft dadurch alle Streiks unterlaufen kann.
    Maulhelden, Ihr dürft selber auf die Lok! Und dann kein Wochenende zuhause, nachts fahren, vor der Rückfahrt in billigsten Unterkünften fernab der Heimat hausen, Dutzende oder Hunderte von Überstunden auftürmen, unzuverlässige Dienstpläne, Hobbys und soziale Kontakte adé – und dann aus Prinzip nicht streiken, weil das alles so toll ist! Und bloß nicht in die Gewerkschaft! Na los, macht mal, das ist Eure Chance – dieses unser Land braucht Euch, ganz dringend 😉

  40. Würst. sagt:

    Wer über Streiks mault, sollte, anstatt den allgemeinen Tenor der Reptilienpresse mit solchen Sprüchen wie „die Gesellschaft in Geiselhaft nehmen“ nachzuplappern, mal ein bisschen in die Geschichte der Arbeiterbewegung schauen. Empfehlenswert wäre es mal das Buch „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ von Friedrich Engels,1845 (kann man preiswert in der Bucht erwerben) zu lesen. Das ist eine Darstellung der Verhältnisse in England zu jener Zeit. Und wer glaubt, daß sich diese Zustände verbessert hätten, ohne daß die Arbeiter dafür gekämpft haben! Mir ist jedenfalls kein Fall bekannt, wo ein Kapitalist von sich aus den Arbeitern den Lohn erhöht oder mehr Urlaub gegeben oder die Arbeitszeit verkürzt hätte.Das mußte alles erkämpft werden und die Kämpfe waren früher härter als heute, sehr oft auch blutig.

  41. Cliff McLane sagt:

    @Sash, 41 Beiträge vor mir, habe keinen gelesen, wollte nur meine Zustimmung zu deinem Text und dem Streik der GDL (der ja zwischenzeitlich in eine Schlichtungsverhandlung gemündet ist) zum Ausdruck bringen.

    Meine Kollegen (Erzieher und Sozialarbeiter) streiken derzeit ja auch. Und richtig so. — Ich darf nicht mitstreiken, bin freiberufliche Honorarkraft, aber unterstütze den Streik nach Kräften. Sonst wäre ich jetzt nicht hier, sondern bei der Arbeit. (Und, ja, von dem Streik profitieren wir „Freien“ vermutlich auch. Also helfen wir mit unseren Mitteln.)

  42. Stephan sagt:

    Hey. Was soll das? Wenn denen der Job bei der Bahn nicht passt, sollen die doch LKW (inkl. Bus, ist auch ein LKW) oder Taxi fahren. Die Qualifikation dazu sollte eigentlich jeder Lokführer haben. Nicht streiken – kündigen. Dort geht’s um Angebot und Nachfrage bei Arbeitskräften. Einer der kleinen Nachteile der Privatisierungslust einer ehemaligen Regierung.

  43. Sash sagt:

    @dingens:
    Wir haben da also eine kleine Berufsgruppe, die ganz augenscheinlich enorm wichtig für unser Land ist. Immerhin beschweren sich alle, wenn sie mal 5 Tage nicht zur Arbeit kommen. Aber ihre Arbeitsbedingungen sind offenbar nur eher so mittel, dass sie sich darüber beschweren. Und obwohl das hinreichend bekannt ist, hat nicht einmal der ziemlich große Arbeitgeber dieser Leute
    a) Lust, das Geld zu investieren, ihnen die Arbeit besser zu bezahlen
    b) einfach genügend Leuten die angeblich ja gar nicht so schwierige Ausbildung zu bezahlen
    Und deswegen werfen wir besagter Berufsgruppe vor: „Hey, ihr seid so wichtig, wenn Ihr was an Eurer Lage verbessern wollt, gelten für Euch natürlich nicht dieselben Rechte wie für andere Angestellte!“
    Das würde ich zynisch nennen.

    @Carom:
    Hast schon Recht, aber man will ja auch nicht alle gleich aufgeben und als Troll brandmarken.

    @Cliff McLane:
    Danke.

    @Stephan:
    Das war Ironie, oder?

  44. Stephan sagt:

    @Sash: Nicht wirklich Ironie. Jedenfalls teilweise. Das Streikrecht ist ein hohes unabänderliches Gut, das Beamten leider per „Eid“ nicht gestattet ist – so wahr ihnen Gott helfe. J.C. (nicht der Römer – der andere) hat allerdings mal, nicht wortwörtlich, gesagt „Du sollt nicht schwören“. Mir ist durchaus bewusst, dass mein Humor mitunter schwer oder nicht zu verstehen ist. Don’t Care. Aber das mit dem Kündigen: Warum nicht? Die Vorstellung, dass ein Arbeitsverhältnis auf Lebenszeit geschlossen wird, ist sogar in Japan seit einiger Zeit in der Diskussion. Und wenn meine Firma scheiße ist, kann ich doch woanders hin, oder nicht? Verhungern oder erfrieren muss hier bisher glücklicherweise noch niemand unwillentlich.

    Ich bin ein böser Mensch. 😉

  45. Stephan sagt:

    Noch’n Nachtrag. Lokführer sind hochqualifizierte Arbeiter und haben einen anstrengenden Job, sowie Verantwortung, für mehr Menschenleben, als ein Flugzeugpilot.. Ich möchtel die hier nicht herabsetzen.

  46. Sash sagt:

    @Stephan:
    Naja, dieses „Dann macht halt einen anderen Job“ wird einfach zu oft mit der falschen Intention gesagt. Denn in der Praxis ist es ja bei weitem nicht so einfach, gerade wenn man – was für einen besseren Job meistens notwendig ist – eine weitere Ausbildung erforderlich ist, die einen zunächst finanziell enorm zurückwirft. Für eine ganze Menge Menschen ist das halt wirklich nicht möglich, gerade mit Familie z.B.
    Vom Grundsatz her hast Du auch nur zum Teil recht, denn wenn aus einem Job alle verschwinden und einfach Platz machen für Leute, die sich auch mit weniger zufriedengeben, dann arbeiten a) immer noch eine Menge Leute zu schlechten Bedingungen und b) tut das dem Job nicht gut. Das merkt man gerade im Taxigewerbe ja auch. Natürlich bleiben bei sinkenden Löhnen immer auch ein paar Enthusiasten, die den Job immer lieben werden, aber gemeinhin kriegt man mit schlechten Konditionen irgendwann auch schlechtes Personal …

  47. Nur so nebenbei: Mich persönlich betrifft der Bahnstreik zur Zeit gar nicht. Und es ist auch bezeichnend, daß auf meine Frage „Warum sollte es in Ordnung sein, den Konflikt zwischen GdL und der Bahn auf Kosten Unbeteiligter auszutragen?“ niemals irgendeine substantielle Antwort kommt. Die Bahn — privatisiert oder nicht — hat halt bisher noch an vielen Stellen ein Quasi-Monopol. Fällt Euch nicht auch auf, daß es Streiks in Deutschland meistens nur dort gibt, wo Quasi-Monopole existieren und die Arbeitgeber wahrscheinlich nicht Pleite gehen werden? Die richtig armen Schweine, wie zum Beispiel LKW-Fahrer, streiken nicht. Warum nicht? Weil sie wissen, daß das ihren Arbeitgebern das Kreuz brechen würde, und dann wären ihre Jobs weg,, und sie mangels unmittelbarer Geiselnahmefunktion (abgedroschen heißt nicht unwahr) niemals die Öffentlichkeit hätten. Natürlich möchte ich, daß LKW-Fahrer, Kita-Erzieher und Lokführer anständig bezahlt werden. Nur hat sich das — ja sowieso nur als Fiktion der Arbeitsgerichte — existierende Streikrecht in der Tat überlebt, denn am längeren Hebel sitzen nicht die, denen es richtig dreckig geht. sondern die, die auf Grund ihrer exponierten Position den meisten Schaden anrichten können.
    Ein anderes Beispiel aus relativ junger Geschichte ist der IGM-Streik in Ostdeutschland 2003. http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/streiks-werden-abgebrochen-ig-metall-verliert-arbeitskampf-im-osten/2255320.html Das war ein Streik ohne Geiselnahmeeffekt. Und was passiert, wenn ich nicht Unbeteiligte verwickeln kann? Genau.

  48. Sash sagt:

    @buntklicker.de:
    Nein, das ist Quatsch. Die substanzielle Antwort auf die Frage, warum dieser Arbeitskampf auf dem Rücken „Unbeteiligter“ ausgetragen wird, ist: Weil die Lokführer mit ihrer Dienstleistung Kundenkontakt haben – und es keine sinnvolle Idee ist, Dienstleistern mit Kundenkontakt einfach nur aufgrund dieser Eigenheit ihres Berufs Streiks zu verbieten.
    Zumal „Unbeteiligt“ wirklich nix bedeutet. Als ob die Industrie nicht genügend Verknüpfungen hätte. Wenn bei Daimler Streik herrscht, sind deren Zulieferer genauso „unbeteiligt“ wie Bahnkunden. Bei dieser ganzen Nebelkerzenaktion geht es nur um eigene Befindlichkeiten, nix weiter. Deswegen ist dieses Geiselnahme-Gerede Bullshit!
    Und bei den LKW-Fahrern z.B. ist das mit der Öffentlichkeit unter anderem auch darin begründet, dass das oft sehr kleine Streiks unter wenigen Fahrern eines Betriebs sind, die natürlich eine ganz andere Relevanz haben als ein Großkonzern wie die DB, wer soll sowas schon mitkriegen, wenn’s nicht gerade mal um die Post geht?

  49. Momo sagt:

    Das Problem in anderen Branchen ist nicht die „Geiselnahme“ Unbeteiligter, sondern dass der Organisationsgrad oftmals deutlich geringer ist (besonders in Dienstleistungsgewerbe) und sich dazu noch der wirtschaftliche Schaden in Grenzen hält.

    Streikt die IG Metall z. B. bei Fahrzeugherstellern, gehen die Verluste innerhalb von Tagen in den mehrstelligen Millionenbereich. Und das vor allem, weil bei einem Streik eben kaum noch ein Mitarbeiter kommt da fast alle organisiert sind.

    Wird dagegen im öffentlichen Dienst gestreikt, sind das pro Behörde zum einen nur wenige Mitarbeiter, zum anderen betrifft es bei wenigen Tagen nur wenige Leute (die, die halt zufällig was brauchen) und die Wirtschaft ist gar nicht betroffen – die Tarifabschlüsse sind auch dementsprechend.

    Der Streik der Erzieherinnen ist durchaus zu begrüßen, aber die Städte und Gemeinden sparen sich dadurch momentan sogar ncoh Geld, weil sie bei geschlossenen Betreuungseinrichtungen auch keine Betreuungsplätze subventionieren müssen. Erstmal trifft es jetzt die Eltern. Erst wenn die Arbeitgeber der Eltern genervt von den ständigen Ausfällen sind (oder netterweise Ersatzbetreuung bereits stellen) und intervenieren, wird sich vielleicht was bewegen.

    Und in den klassischen Mindestlohn-Branchen, sei es Gastronomie oder auch Friseurhandwerk o. ä. sind nochmal weniger organisiert, es sind viele kleine Betriebe wo der Ausfall von einem oder zwei Mitarbeiter auch verkraftet wird und stören tut sich kaum einer dran, gibt ja genügend Alternativen.

    Die LKW-Fahrer sind oftmals nicht organisiert, Scheinselbständig oder das Unternehmen ist direkt im Ausland ansässig – Streik ist also mehr oder weniger unmöglich. Aber da ist es dann wirklich so, dass wenn es keine Möglichkeit gibt, mit legalen Mitteln seine Arbeitsbedingungen zu verbessern, dann sollte man sich einen anderen Job suchen.

    Das beste Druckmittel ist immer noch, wenn die Industrie betroffen ist, weil sich da die Verluste schnell im Millionenbereich ansammeln und diese Unternehmen dann dementsprechend Druck machen, das Problem zu lösen. Aber das kann und darf keine Grund sein, weshalb alle anderen Arbeitnehmer sich knechten lassen müssen.

  50. hafensonne sagt:

    @momo. Auch beim Bahnstreik gehen die Verluste schnell in die Millionenbeträge, nur leider nicht nur bei der Bahn, sondern auch bei zahllosen anderen Unternehmen. Bei uns in Rostock z.B. kommt die Fracht nicht an den Ostseefähren an, so dass diese mit leeren Laderäumen über die Ostsee schippern. Soviel zum Thema Nachhaltigkeit mit der Bahn… Von den ausbleibenden Pfingsturlaubern gar nicht erst anzufangen. Da gehen hier ganze Wirtschaftszweige kaputt, weil sich ein paar Lokführer aufführen wie im Kindergarten.

    Beim Kita-Streik leiden die Eltern häufig sogar doppelt, weil viele Kommunen trotzdem den Kita-Beitrg einfordern. Also wohin mit dem Kind UND bezahlen für eine nicht erbrachte Dienstleistung.

    Und ich finde es nach wie vor völlig absurd, dass eine Gewerkschaft DAFÜR ist, dass gleiche Arbeit im gleichen Unternehmen unterschiedlich bezahlt wird. Für mich macht so ein Arbeitskampf überhaupt nur Sinn, wenn sie dafür kämpfen würden, dass ALLE Zugbegleiter gleich bezahlt werden.

    Was ist eigentlich abgedroschen an der Geiselnahme? Was ist es denn sonst, wenn völlig unbeteiligte Personen, die auch noch zahlenmäßig sowas von in der Mehrheit sind, unter den Tarifverhandlungen einer Splittergewerkschaft leiden müssen?

  51. Stephan sagt:

    @Sash: Kurz weitergedacht – wenn aus einem Job alle verschwinden, dann läuft in der Firma etwas falsch und es ist Hilfe von Außen notwendig. Und die Besitzstandswahrung, die Du erwähnst halte ich für Luxusdenken und bedenklich. Wenn es jemandem supertoll geht, geht es immer jemand anderem superschlecht. Sonst könnte es ihm nicht gut gehen, also besser als dem anderen. Gleichmacherei soll das jetzt nicht sein. Es ist meine Meinung, die ich noch weiter jetzt hier auch nicht ausbreiten möchte. So viele Bildschirmseiten wären unpassend für eine Kommentarfunktion und ich sehe schlecht, mich strengt das schreiben und lesen hier sehr an. Und außerdem wird das neue „Manifest des Stephan“ sowieso niemand lesen wollen.

    Und @hafensonne: Es werden schon seit ewigkeiten Arbeitnehmer und auch Beamte für gleiche Tätigkeiten unterschiedlich bezahlt. Als Faktor in der Bezahlung zählen Alter, Geschlecht, Dauer der Betriebszugehörigkeit, Anzahl der Kinder, der Nasenfaktor und sogar der Dienstort (?!?!?! ob man oben recht oder unten links eingesetzt wird, kann bei Beamten tatsächlich einen Unterschied in der Besoldung erwirken).

    Glücklicherweise gibt es jetzt schon mal den Mindestlohn. Auch für Taxifahrer 😉 Und bitte verzeiht die stark verkürzt wiedergegebenen Zeilen.

  52. hafensonne sagt:

    @stephan: Danke für die Belehrung, das ist mir aber bekannt. Jedoch meine ich, dass zwei Zugbegleiter, die in ihrem Anstellungsverhältnis gleich sind (gleiche Dienstzeit etc) auch gleich bezahlt werden sollen.

    @alle: Anzahl der Rangierlokführer: ca 1500. Anzahl der in der GDL organisierten Rangierlokführer: ca. 115. Wegen 115 Leuten, die sich eine Gewerkschaft ausgesucht haben, die sie bislang nicht vertreten hat, liegt also das ganze Land lahm, und das ist gut so? Dann gehe ich morgen auch mal in die Gewerkschaft für Bergleute und verlange, dass die für mich Tarifverträge abschließen dürfen!

  53. @hafensonne: „Jedoch meine ich, dass zwei Zugbegleiter, die in ihrem Anstellungsverhältnis gleich sind (gleiche Dienstzeit etc) auch gleich bezahlt werden sollen.“ — full ack, und genau das ist das Ziel des Tarifeinheitsgesetzes. @all (incl. @sash): Ich habe immer noch nicht ein einziges rational nachvollziehbares Argument dafür gehört, warum Streiks in das Leben Unbeteiligter eingreifen dürfen sollten. Nicht eins. Das Argument ist eigentlich immer: „Weil, das ist halt so.“ Oder: „Sonst könnten die ja gar nicht …“. Beides vollkommen daneben. ACHTUNG KONSTRUIERTE BEISPIELE Der Familienvater, der fünf Jahre gespart hat, um einmal mit seiner Familie Urlaub in der Karibik machen zu können; die Enkel, der gerne seine sterbende Oma noch mal lebend gesehen hätte; der Rettungswagenfahrer, der seinen Patienten gerne rechtzeitig in der Notaufnahme abgeliefert hätte, aber am Stau wg. Bahnstreik gescheitert ist — und die Angehörigen des Patienten ENDE KONSTRUIERTE BEISPIELE all diesen Menschen, die zwar konstruiert aber nicht unplausibel sind, wäre etwas wichtig gewesen, was sie wegen der Partikularinteressen der Mannen von Herrn Weselsky nicht erreichen konnten. Können wir mit diesem Wahnsinn bitte mal aufhören? Danke.

  54. ednong sagt:

    @hafensonne @buntklicker.de
    „Jedoch meine ich, dass zwei Zugbegleiter, die in ihrem Anstellungsverhältnis gleich sind (gleiche Dienstzeit etc) auch gleich bezahlt werden sollen.“ – äh, ja, werden sie doch auch. Wenn sie unterschiedlichen Gewerkschaften angehören, haben sie zZt. unterschiedliche Wochenarbeitszeiten. So etwas läßt sich problemlos in Personal-Einsatz-Planungssystemen einpflegen. Nur die BAhn zickt da zur Zeit rum.

    „… genau das ist das Ziel des Tarifeinheitsgesetzes.“ – leider falsch. Das Tarifeinheitsgesetz hat zum Ziel, dass genau nur noch eine Gewerkschaft mit dem AG verhandeln darf. Und für eine ggf. weitere vorhandene die ausgehandelten Verträge ebenso gelten müssen. Das ist eben nicht gesetzeskonform – und daher hat man das Gesetz geändert bzw. ein neues erschaffen.

    @buntklicker.de
    Konstruierte Beispiele, okay. konstruiere ich auch mal einige:
    Der Rettungswagenfahrer, der seinen Patienten gerne rechtzeitig in der Notaufnahme abgeliefert hätte, aber am Stau wg. Unfall (durch ein nicht-verkehrsgerechtes Auto/schlafenden LKW-Fahrer) gescheitert ist – dürfte öfter vorkommen als dein obiges.
    Der Familienvater, der fünf Jahre gespart hat, um einmal mit seiner Familie Urlaub in der Karibik machen zu können; die Enkel, der gerne seine sterbende Oma noch mal lebend gesehen hätte – alles Dinge, die auch ohne Bahnstreik passieren könnten und wahrscheinich auch passieren. Mit einer höheren Wahrscheinlichkeit sogar für die Zeit ohne Bahnstreik.
    GEnauso gut kann es sein, dass du keine Postdienstleistung bekommst, da das Postamt eine Postbankfiliale ist und die Mitarbeiter streiken. Oder du deine Milch bei Rewe nicht bekommst, weil die Milchbauern ihre Milch wegkippen und die Molkereien blockieren.

    Klar, alles Dinge die passieren können. Mit Streik, ohne Streik. Für die meisten Dinge gibt es Alternativen, vieles läßt sich umplanen.

    Wichtig ist doch aber: Streik ist wichtig und sollte weiterhin erlaubt sein. Denn nur wenn der STreik – egal wem – weh tut, reagieren die AG. Solange die keinen Druck verspüren, wird da nichts passieren. Und ebenso wichtig halte ich, dass jede Gewerkschaft ihre Mitglieder vertreten können sollte, sofern sie als Gewerkschaft anerkannt ist. Und das die Tarifpluralität weiterhin Bestand hat.

    Es mag richtig sein, dass sich Hr. Weselsky damit auch profilieren möchte. Wer an der Stelle macht das nicht? Ich denke jedoch, wenn die Tarifpluralität gestattet ist, dann sollte er auch für seine Mitglieder verhandeln können. Und logischerweise gibt es in der GDL wesentlich mehr Lokführer als andere Beschäftigte – schließlich konnten lediglich Lokführer als einzige dort jahrzehntelang Mitglied werden. Die Öffnung für andere Beschäftigte erfolgte erst vor einigen Jahren.

  55. ednong sagt:

    @hafensonne
    “ Anzahl der Rangierlokführer: ca 1500. Anzahl der in der GDL organisierten Rangierlokführer: ca. 115. Wegen 115 Leuten, die sich eine Gewerkschaft ausgesucht haben, die sie bislang nicht vertreten hat, liegt also das ganze Land lahm, und das ist gut so? Dann gehe ich morgen auch mal in die Gewerkschaft für Bergleute und verlange, dass die für mich Tarifverträge abschließen dürfen!“

    Du verwechselst da so einiges.
    1. Wieso nur 115?
    2. Nein, nicht wegen dieser 115 Leute, sondern weil die Bahn der GdL das Recht verweigert, für alle durch sie vertretenen Berufsgruppen verhandeln zu können (faktisch: die Tarifpluralität verbietet).
    3. Du kannst zwar gern in die Gewerkschaft der Bergleute eintreten wollen – sofern du keiner Berufsgruppe angehörst, die sie vertreten, kannst du dort kein Mitglied werden.
    Du kannst nur dort eintreten als Mitglied, die dich auch in deiner ausgeübten Tätigkeit vertreten. Auch wenn du denen sagst, sie mögen doch für dich die Verträge aushandeln …

    Und ich finde nicht, dass das ganze Land lahm liegt. Das wäre vielleicht so, wenn der Strom deutschlandweit ausfiele – das wäre meiner Meinung nach erheblicher.

  56. Sash sagt:

    @hafensonne:
    Dann geh doch in die Bergarbeiter-Gewerkschaft! Ist es das: Dass da jemand was erreicht, was Du nicht erreichen kannst? Und wenn nur 115 Leute an einem Tarifkonflikt partizipieren, wird auch kein „Land lahmgelegt“ oder dergleichen.

    @buntklicker.de:
    Warum es da kein Argument gibt: Weil es Gesetze gibt und die bisher keinen Grund DAGEGEN geliefert haben. Und wie ednong bereits geschrieben hat: Auch ohne Streiks kann dies oder das mal lahmliegen. Ein Streik ist einer der Gründe für erschwerte Reiseumstände, mehr nicht. Er ist im Gegensatz zu Vulkanausbrüchen und Grippeepidemien menschengemacht, ok. Aber es gibt nun einmal Rechte, die unterschiedlich gewichtet werden. Und Tarifautonomie vs. „Das Recht haben, dass man seine Reise pünktlich antreten kann“ ist da halt ein sehr gutes Beispiel. Ich darf Dir ja auch zum Beispiel nicht einfach eins überbraten, nur weil ich das für ein tolles Geschäftsmodell halte, um an dein Geld zu kommen.
    Und obwohl wir uns in der Diskussion gerade in die Haare gekriegt haben und ich Geld gut gebrauchen könnte, finde ich es eine gute Idee, dass deine körperliche Unversehrtheit höher gewertet wird als mein Anspruch auf freies Unternehmertum.
    Das Recht auf einen Arbeitskampf ist eben grundlegend. Aber wenn es dabei nur um eine kleine Gruppe geht, wird sich umso eher eine Möglichkeit finden lassen, ihren Ansprüchen gerecht zu werden.
    Ich wiederhole es gerne noch einmal: Wer will, dass die Bahn pünktlich fährt, sollte sie darauf hinweisen, dass sie dazu (mal mehr, mal weniger) verpflichtet ist. Und die Bahn muss dafür sorgen, dass das dann klappt. Egal, ob ihr Problem bei der Sache nun unzufriedene Arbeitnehmer oder Vulkanausbrüche sind.

  57. hafensonne sagt:

    @alle, die meinen, das Land sei nicht lahmgelegt gewesen. Für Euch in Berlin vielleicht. Ich kenn das auch noch, wenn da die S-Bahn nicht fährt, nimmt man eben die U-Bahn. Bitte nehmt einmal zur Kenntnis, dass es im ganzen Land Regionen gibt, wo man nur mit der Bahn von A nach B kommt. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern sind nur 15% der Züge gefahren. Vom Güterverkehr ganz zu schweigen. An dem hängen hier ganze Wirtschaftszweige. Aber das interessiert die Herren Lokführer ja nicht, dass sie hier praktisch ihre eigenen Jobs abschaffen, denn dass Logistikunternehmen hierzulande ihren Verkehr weiter auf die Straße verlagern, ist nur eine logische Folge der unverhältnismäßigen Streiks. Ich bleibe dabei, dass Streikziele und die Art und Weise der Streiks in keinerlei Verhältnis zu den Folgen für das gesamte Land stehen und in der Form daher nicht zulässig sein sollen. Oder was kommt als nächstes? Wenn Weselsky dann 6 Monate Urlaub für seine Mitglieder will, ist das auch durch das Streikrecht abgedeckt? Oder nur noch 4-Stunden-Schichten mit Extra-Kaffee? Oder auch Tarifverträge für Raumpfleger durchsetzen, für die die solidarischen Lokführer dann auch streiken? Nee, irgendwo muss mal Schluss sein, und wenn wir hier von millionenschweren Schäden für die Wirtschaft, von den zahllosen Einzelschicksalen ganz zu schweigen, reden, dann ist das Ende der Fahnenstange echt erreicht.

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